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Die Herausforderung durch das europäische Denken ?

Publié le 22/02/2012

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« Schwerpunkt auf der Logik).

Ab der zweiten Hälfte des 19.

Jahrhunderts änderte sich diese Auffassung jedochlangsam.

Man begann (wieder), die Eigenständigkeit der Philosophie anzuerkennen.

Ablesbar ist das etwa an derTatsache, dass sie seit 1867 als eigenes Fach im Lehrplan der Azhar aufgeführt wurde.

Zu einem eigentlichenAufschwung der Disziplin kam es jedoch erst im 20.

Jahrhundert.

Wesentlichen Anteil daran hatten Gelehrte wieMustafa ‘Abdarräziq (1883- 1947).

Er unterrichtete (nach Studien in Kairo und Paris) nicht nur an der Azhar, sondernbemühte sich in seiner Einleitung in die Geschichte der islamischen Philosophie auch, ein eigenes Verständnis für dasphilosophische Denken in der islamischen Welt zu entwickeln.

In der Generation nach ihm wirkten dann zahlreicheVertreter einer akademischen Philosophie (Mahmûd al-Khudairî, Ibrâhîm Madkûr, Abdalhâdî Abû Rîda, AbdarrahmânBadawî u.

a.).

Sie befassten sich in ihren Studien sowohl mit der europäischen als auch mit der islamischenTradition.

Außerdem begannen sie, wichtige Texte der früheren Autoren zu edieren, so dass die Hauptwerke Kindîs,Avicennas u.a.

in- Sandini Archiv Die Herausforderung durch das europäische Denken 109 zwischen in gedruckterForm (wenn auch längst noch nicht vollständig) zugänglich sind.

Das führt uns schließlich zu unserem letzten Punkt,nämlich der Auseinandersetzung, die heutige Denker mit ihrem eigenen Erbe leisten.

Sie ist vielleicht derinteressanteste Aspekt an den Entwicklungen des 20.

Jahrhunderts, denn hier spiegelt sich zweierlei: dasSelbstverständnis der zeitgenössischen Autoren und die Bedeutung, die Philosophen des 11.

oder des 12.Jahrhunderts für Muslime von heute noch immer (oder wieder) besitzen.

Auch hier ist die Ausgangslageausgesprochen komplex.

Denn der Blick auf die Vergangenheit wird bestimmt von zahlreichen Faktoren.

Zu ihnenzählen nicht nur die verschiedenen Wahrnehmungen, die innerhalb der islamischen Welt entwickelt wurden.

Es gibtauch externe Gesichtspunkte.

Denn die islamische Philosophie ist ja längst zum Gegenstand der westlichenForschung geworden, deren Ergebnisse und Wertungen wieder auf die muslimische Selbstwahrnehniungzurückwirken.

Entsprechend vielfältig sind die Deutungen, die uns zu den maßgeblichen islamischen Autoren(Avicenna, Ghazâlî, Averroes, Suhrawardî, Mullâ Sadrâ u.a.) begegnen.

Sie zu untersuchen, ist eine lohnendeAufgabe, die viele Aufschlüsse über das kulturelle Selbstverständnis der heutigen Muslime verspricht.

Hier sollen zumAbschluss allerdings nur noch zwei dieser Ansätze kurz zu Wort kommen.

Sie wurden in verschiedenen Regionen derislamischen Welt entwickelt und zeigen eindrücklich, wie unterschiedlich der Umgang mit dem eigenenphilosophischen Erbe sein kann.

Eine dieser Interpretationen stammt von dem Marokkaner Muhammad al-Djâbirî (geb.1936).

Er begann 1958 mit seinem Studium in Damaskus und lehrte ab 1967 Philosophie an der Universität Rabat.Dort entwickelte er in mehreren bekannten Büchern (am ausführlichsten in der dreibändigen Kritik der arabischenVernunft) seine Thesen zur islamischen Geistesgeschichte.

Sie gehen, wie er immer wieder betont hat, von einem«epistemologischen Bruch» zwischen den östlichen Gebieten (maschriq) und dem westlichen Teil (maghrib) derislamischen Welt aus.

Im Osten konstatiert Djâbirî die Tendenz, die Philo- sophie mit der Religion, ja mit mystischenund esoterischen Elementen zu vermischen.

Der Vorreiter dieser Entwicklung sei Avicenna gewesen, bei dem dieNeigung zu irrationalen Problemlösungen und zur Realitätsferne unübersehbar sei.

Im Westen habe sich dagegen eineTradition des kritischen Rationalismus herausbilden können.

Er sei im 11.

Jahrhundert in Spanien vorbereitet wordenund habe bereits mit Averroes seinen unübertroffenen Höhepunkt erreicht.

Entscheidend ist für Djâbirî indes, wie –bzw.

wo – diese Haltungen später rezipiert wurden.

Denn mit der Rezeption sei es zu einer historischenWeichenstellung gekommen, die immense, bis heute sichtbare Konsequenzen nach sich gezogen habe.

Die Muslimeentschieden sich nämlich, so Djâbirî, für das östliche, «avicennistische » Denken.

Das führte dazu, dass ihrewissenschaftliche Entwicklung stagnierte und dass sie nach Jahrhunderten des Stillstands schließlich der Dominanzder Europäer ausgeliefert waren.

Averroes' Ideen feierten dagegen an anderer Stelle Triumphe.

Sie fanden den Wegnach Europa und entfalteten dort eine ungeahnte Wirkung.

Sie gaben nämlich (immer laut Djâbirî) denentscheidenden Anstoß dazu, dass sich im Europa der Neuzeit die Wissenschaften und überhaupt eine rationaleBetrachtungsweise der Realität durchsetzen konnten.

Der zweite Ansatz, die Philosophie in der islamischen Welt zudeuten, kommt zu ganz anderen Ergebnissen.

Er stammt von Mahdî Hâ'irî Yazdî (1923-1999), einem der auffälligstenDenker der letzten Jahrzehnte in Iran.

Er kannte natürlich die gesamte «östliche» Tradition (Avicenna, Suhrawardî,Mullâ Sadrâ), die Djâbirî so kritisch beurteilte.

Aber er besaß auch eine ungewöhnlich profunde Kenntnis dereuropäischen (Kant, Russell, Wittgenstein u.

a.) und der amerikanischen (James u.

a.) Autoren.

Hâ'irî Yazdî studiertenämlich lange Zeit in den USA und in Kanada (an den Universitäten Georgetown, Harvard, Michigan und Toronto) undwar dort sogar als akademischer Lehrer tätig, bevor er 1979 nach Iran zurückkam.

Auf dieser Grundlage begann er,die Lehren der älteren islamischen Autoren zu sichten und weiterzuentwickeln.

Seine Perspektive war also keinehistorische.

Er las die Texte nicht, um geschichtliche Entwicklungen zu erklären, sondern, weil er nach Antwortenauf philosophische Fragestellungen suchte.

Diese Lektüre erwies sich als ausgesprochen fruchtbar.

Denn dieKenntnis der europäischen Philosophie (insbesondere Kants) ermöglichte es Hâ'irî Yazdî, neue Zugänge zu den großenWerken der islamischen Tradition (wie Avicennas Die Heilung oder Mullâ Sadrâs Die vier Reisen) zu entwickeln.

Siesind vielschichtig (Metaphysik versus Transzendentalphilosophie; Ethik/Politik versus Moralphilosophie usw.) undfanden auch nicht immer den Beifall anderer iranischer Denker.

Aber insgesamt kann man festhalten, dass gerade dieSchriften der «östlichen» Autoren auf diesem Weg von einer historisierenden, manchmal auch mystifizierendenBetrachtungsweise befreit wurden und wieder erheblich an philosophischer Relevanz gewannen.

Ob sich ein solcherZugang zu den Texten durchsetzen kann, lässt sich im Moment nicht sagen.

Sowohl Hâ'irî Yazdîs analytischesVorgehen als auch Djâbirîs historische Betrachtungsweise sind nur zwei Deutungsansätze von vielen, die derzeitpropagiert werden.

Beide haben jedoch eines gemeinsam: Sie demonstrieren, dass auch in der Gegenwart anregendeund lohnende Diskussionen über das philosophische Erbe stattfinden.

Das aber ist ein erfreuliches Fazit.

Denn esbelegt die anhaltende Bedeutung der islamischen Philosophie und zeigt, welche Anregungen noch heute von ihrenmaßgeblichen Vertretern ausgehen.. »

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