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Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches - Anthologie.

Publié le 17/06/2013

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Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches - Anthologie. Der deutsche Denker Friedrich Nietzsche ging nicht nur als Zerstörer der Metaphysik und als schärfster Kritiker der christlichen Moral in die Philosophiegeschichte ein, sondern er zeigte sich auch auf dem Gebiet der Psychologie seiner Zeit weit voraus. Sein psychologischer Scharfsinn weist Nietzsche als Kenner der menschlichen Seele aus, der auch noch in edelsten menschlichen Regungen Egoismus und Eitelkeit entdeckt und somit den Lesern einen Spiegel vorhält. Dieser Aspekt seines reichhaltigen OEuvres wird besonders deutlich in der Schrift Menschliches Allzumenschliches (1878/79), die auch den Aphoristiker Nietzsche zeigt. Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches Neuntes Hauptstück DER MENSCH MIT SICH ALLEIN 483 Feinde der Wahrheit. - Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. 484 Verkehrte Welt. - Man kritisiert einen Denker schärfer, wenn er einen uns unangenehmen Satz hinstellt; und doch wäre es vernünftiger, dies zu tun, wenn sein Satz uns angenehm ist. 485 Charaktervoll. - Charaktervoll erscheint ein Mensch weit häufiger, weil er immer seinem Temperament, als weil er immer seinen Prinzipien folgt. 486 Das eine, was nottut. - Eins muß man haben: entweder einen von Natur leichten Sinn oder einen durch Kunst und Wissen erleichterten Sinn. 487 Die Leidenschaft für Sachen. - Wer seine Leidenschaft auf Sachen (Wissenschaften, Staatswohl, Kulturinteressen, Künste) richtet, entzieht seiner Leidenschaft für Personen viel Feuer (selbst wenn sie Vertreter jener Sachen sind, wie Staatsmänner, Philosophen, Künstler Vertreter ihrer Schöpfungen sind). 488 Die Ruhe in der Tat. - Wie ein Wasserfall im Sturz langsamer und schwebender wird, so pflegt der große Mensch der Tat mit mehr Ruhe zu handeln, als seine stürmische Begierde vor der Tat es erwarten ließ. 489 Nicht zu tief. - Personen, welche eine Sache in aller Tiefe erfassen, bleiben ihr selten auf immer treu. Sie haben eben die Tiefe ans Licht gebracht: da gibt es immer viel Schlimmes zu sehen. 490 Wahn der Idealisten. - Alle Idealisten bilden sich ein, die Sachen, welchen sie dienen, seien wesentlich besser als die anderen Sachen in der Welt, und wollen nicht glauben, daß, wenn ihre Sache überhaupt gedeihen soll, sie genau desselben übelriechenden Düngers bedarf, welchen alle anderen menschlichen Unternehmungen nötig haben. 491 Selbstbeobachtung. - Der Mensch ist gegen sich selbst, gegen Auskundschaftung und Belagerung durch sich selber sehr gut verteidigt, er vermag gewöhnlich nicht mehr von sich als seine Außenwerke wahrzunehmen. Die eigentliche Festung ist ihm unzugänglich, selbst unsichtbar, es sei denn, daß Freunde und Feinde die Verräter machen und ihn selber auf geheimem Wege hineinführen. 492 Der richtige Beruf. - Männer halten selten einen Beruf aus, von dem sie nicht glauben oder sich einreden, er sei im Grunde wichtiger als alle anderen. Ebenso geht es Frauen mit ihren Liebhabern. 493 Adel der Gesinnung. - Der Adel der Gesinnung besteht zu einem großen Teil aus Gutmütigkeit und Mangel an Mißtrauen, und enthält also gerade das, worüber sich die gewinnsüchtigen und erfolgreichen Menschen so gerne mit Überlegenheit und Spott ergehen. 494 Ziel und Wege. - Viele sind hartnäckig in bezug auf den einmal eingeschlagnen Weg, wenige in bezug auf das Ziel. 495 Das Empörende an einer individuellen Lebensart. - Alle sehr individuellen Maßregeln des Lebens bringen die Menschen gegen den, der sie ergreift, auf; sie fühlen sich durch die außergewöhnliche Behandlung, welche jener sich angedeihen läßt, erniedrigt, als gewöhnliche Wesen. 496 Vorrecht der Größe. - Es ist das Vorrecht der Größe, mit geringen Gaben hoch zu beglücken. 497 Unwillkürlich vornehm. - Der Mensch beträgt sich unwillkürlich vornehm, wenn er sich gewöhnt hat, von den Menschen nichts zu wollen und ihnen immer zu geben. 498 Bedingung des Heroentums. - Wenn einer zum Helden werden will, so muß die Schlange vorher zum Drachen geworden sein, sonst fehlt ihm sein rechter Feind. 499 Freund. - Mitfreude, nicht Mitleiden, macht den Freund. 500 Ebbe und Flut zu benutzen. - Man muß zum Zwecke der Erkenntnis jene innere Strömung zu benutzen wissen, welche uns zu einer Sache hinzieht, und wiederum jene, welche uns, nach einer Zeit, von der Sache fortzieht. 501 Freude an sich. - ,,Freude an der Sache" so sagt man: aber in Wahrheit ist es Freude an sich vermittelst einer Sache. 502 Der Bescheidene. - Wer gegen Personen bescheiden ist, zeigt gegen Sachen (Stadt, Staat, Gesellschaft, Zeit, Menschheit) um so stärker seine Anmaßung. Das ist seine Rache. 503 Neid und Eifersucht. - Neid und Eifersucht sind die Schamteile der menschlichen Seele. Die Vergleichung kann vielleicht fortgesetzt werden. 504 Der vornehmste Heuchler. - Gar nicht von sich zu reden, ist eine sehr vornehme Heuchelei. 505 Verdruß. - Der Verdruß ist eine körperliche Krankheit, welche keineswegs dadurch schon gehoben ist, daß die Veranlassung zum Verdrusse hinterdrein beseitigt wird. 506 Vertreter der Wahrheit. - Nicht wenn es gefährlich ist, die Wahrheit zu sagen, findet sie am seltensten Vertreter, sondern wenn es langweilig ist. 507 Beschwerlicher noch als Feinde. - Die Personen, von deren sympathischem Verhalten wir nicht unter allen Umständen überzeugt sind, während uns irgendein Grund (z. B. Dankbarkeit) verpflichtet, den Anschein der unbedingten Sympathie unsererseits aufrecht zu erhalten, quälen unsere Phantasie viel mehr als unsere Feinde. 508 Die freie Natur. - Wir sind so gerne in der freien Natur, weil diese keine Meinung über uns hat. Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches. In: Werke in drei Bänden. Bd. 1. Herausgegeben von Karl Schlechta. Frankfurt/Main 1969. S. 693-696. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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« Die freie Natur. – Wir sind so gerne in der freien Natur, weil diese keine Meinung über uns hat. Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches. In: Werke in drei Bänden. Bd.

1.

Herausgegeben von Karl Schlechta.

Frankfurt/Main 1969.

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