Devoir de Philosophie

John Coltrane - Musik.

Publié le 19/06/2013

Extrait du document

coltrane
John Coltrane - Musik. 1 EINLEITUNG John Coltrane (1926-1967), amerikanischer Jazzmusiker; Saxophonist, Komponist, Bandleader. Er gilt als einer der einflussreichsten Neuerer des modernen Jazz. Innerhalb nur eines einzigen, immens produktiven Jahrzehnts veränderte John Coltrane den Jazz grundlegend. Galt die Musik bis Ende der fünfziger Jahre einerseits als Unterhaltung und seit dem Bebop außerdem als genialischer Ausdruck kreativer Individuen, so gelang mit den ergreifenden Aufnahmen und Konzerten des rastlos an der eigenen Ästhetik feilenden Saxophonisten der Sprung auf die Ebene hochkultureller Würdigung, der diesen über die instrumentale Leistung hinaus als improvisierende Kunstform etablierte. So wie mit Charlie Parker die Entdeckung des Solisten gegenüber dem Ensemble der Swing-Ära einsetzte, so stand Coltrane an der Schwelle der kulturellen Öffnung gegenüber zahlreichen Impulsen, die durch ihn und nach ihm die Jazzwelt beschäftigten. Er experimentierte mit afrikanischen und indischen Klangeinflüssen, mit der Auflösung der Struktur zugunsten des freien Flusses der Inspirationen und mit der religiös bedingten Spiritualität als Basis musikalischer Ekstase. Er integrierte zahlreiche Techniken harmonischer Substitution in seine improvisierenden Linien, schuf über die so genannte ,,Modalität" der mittelalterlichen Kirchentonarten als Gestaltungsgrundlage neue Klangfarben und entdeckte darüber hinaus das bis dahin wenig beachtete Sopransaxophon für den Jazz. Vor allem aber schuf er durch seine persönliche Überzeugungskraft, die Stringenz der musikalischen Suche und ungewollt durch seinen frühen Tod einen Gründungsmythos des modernen Jazz, an dessen Intensität und Ausstrahlung bis heute viele Musiker anknüpfen. 2 DIE ANFÄNGE Coltrane wurde am 23. September 1926 in Hamlet (North Carolina) geboren. Wenig später zog die Familie in die nahe gelegene Industriestadt High Point. Johns Vater arbeitete als Schneider und spielte amateurhaft, aber begeistert Geige. Seine Mutter Alice stammte aus einer streng religiösen Familie und prägte mit Disziplin die Atmosphäre im Elternhaus. Kindheit und Jugend verliefen wohlbehütet. Mit zwölf Jahren bekam Coltrane eine Klarinette geschenkt und lernte erste musikalische Grundlagen. Neben der High School verbrachte er viel Zeit mit Üben. Orientiert an Radioaufnahmen von Coleman Hawkins und Lester Young wechselte er zum Altsaxophon und imitierte die Vorbilder. Im Sommer 1943 zog er mit Freunden nach Philadelphia und nahm an der Ornstein School Of Music, dann bei den Granoff Studios Unterricht. 1945 bekam ,,Trane", wie er genannt wurde, ein reguläres Engagement bei einer Tanzband, kurz bevor er zur Armee einberufen und mit seiner Einheit in Hawaii stationiert wurde (1945/46). Im Schatten des genialischen Charlie Parker spielte Coltrane mit der Joe-Webb-Blues-Band, der Sängerin Big Maybelle (1946) und arbeitete jeweils für kurze Zeit bei King Kolax, Eddie Vinson (1947) und den Heath-Brüdern (1948). 1949 engagierte ihn Dizzy Gillespie für seine Big Band, mit der er in den folgenden Monaten häufig auch am Tenorsaxophon spielte. Im Line-Up des damals bereits berühmten Bebop-Trompeters konnte man den aufstrebenden Musiker zum ersten Mal auch auf Platte hören (Jazz Of The Forties, 1949/50). Trotzdem dauerte es noch weitere fünf Jahre, bis die Jazzwelt auf ihn aufmerksam wurde. 3 MITARBEIT BEI MILES DAVIS Im Oktober 1955 änderte sich für John Coltrane die musikalische Welt. Nachdem er bei Earl Bostic, Gay Crosse (1952) und Johnny Hodges (1954) gespielt hatte, engagierte ihn kurz nach der Hochzeit mit seiner ersten Frau Naïma der Trompeter Miles Davis für sein neues Quintett. Genau ein Jahr lang blieb er in dieser Band und bestimmte den Sound des cool inspirierten Jazz an der Schwelle zur Modalität (Miles, 1955; Workin'/ Relaxin'/ Steamin' / Cookin' With The Miles Davis Quintet, alle 1956). Unter dem Eindruck von Thelonious Monk experimentierte er daraufhin mit ungewöhnlichen Akkordbrechungen, Arpeggien, akustischen Doppeldeutigkeiten und rhythmischen Verschiebungen. Es war die Phase, für die der Jazzkritiker Ira Gitler den Begriff ,,Sheets Of Sound" (1956-1958) prägte. Erfasst von einem unermüdlichen Wissensdrang, erweiterte Coltrane daraufhin seine Improvisationen und Kompositionen um klassische Substitutionstechniken harmonischer Zusammenhänge und landete darüber um 1960 beim so genannten modalen Spiel, das skalenorientiert mit Intervallen arbeitete, die auf den Kirchentonarten der mittelalterlichen Vokal- und Instrumentalmusik basierten. Zeitgleich mit diesen Entwicklungen profilierte er sich als Bandleader (First Trane, 1957), spielte umjubelte Aufritte mit Monk im New Yorker Five Spot (1957) und umstrittene Konzerte wie in Newport (1958). Von 1958 bis 1961 war Coltrane Teil des Miles Davis Sextetts und nahm nahezu zeitgleich die legendären Alben Kind Of Blue (mit Davis, 1959) und Giant Steps (1959) auf. Im Jahr darauf gelang ihm mit My Favourite Things am Sopransaxophon ein Jazzhit, der ihn weit über die engen Kreise der Spezialisten hinaus bekannt machte. Bald darauf gründete er mit McCoy Tyner am Klavier, Jimmy Garrison am Bass und Elvin Jones am Schlagzeug sein ,,klassisches Quartett" (1961), das zuweilen um den Multi-Instrumentalisten Eric Dolphy ergänzt wurde. Neben Coltrane (1962) entstanden zahlreiche berühmte Aufnahmen (Impressions, 1963; Ballads, 1963) bis hin zu A Love Supreme vom 9. Dezember 1964, einer religiös motivierten, von ergreifender Intensität durchdrungenen vierteiligen Suite als musikalische Parabel über den Erkenntnisweg des Menschen. 4 SPÄTWERK Coltranes letzte Lebensjahre waren gekennzeichnet von der systematischen Ausweitung der individuellen Ausdruckskraft. Nach der Trennung von seiner ersten Frau heiratete er 1965 die Pianistin Alice McLeod, die ihn künftig in seinen Gruppen begleitete. Das klassische Quartett zerfiel, für Jones kam Rashied Ali (1966), gelegentlich ergänzt durch den jungen Saxophonisten Pharoah Sanders. Coltrane näherte sich nach ersten Exkursen (Africa/Brass, 1961) immer mehr ethnischen Experimenten (Kulu Sé Mama, 1965) und dem freien Spiel (Ascension, 1965; Meditations, 1965), das anstelle der Form die Emotion, Unmittelbarkeit und Spontaneität setzt. Allerdings verließ er im Unterschied zu Avantgardisten wie Ornette Coleman nie endgültig den strukturellen Rahmen der Komposition. Selbst das im Februar 1967 aufgenommene Interstellar Space weist noch Andeutungen von rhythmischen und melodischen Formprinzipien auf, die sich nicht ausschließlich aus dem kreativen Moment heraus begreifen lassen. Zeitgleich zu seiner musikalisch stilistischen Spiritualisierung verschlechterte sich jedoch sein Gesundheitszustand. Obwohl Coltrane Ende der fünfziger Jahre dem exzessiven Drogenkonsum abgeschworen hatte, ließen sich die Folgen des ruhelosen Lebens auf Tour, in Clubs und Studios nicht vollständig verleugnen. Im Frühjahr 1967 verschlechterte sich seine Konstitution dramatisch. Die letzte Session vor Mikrophonen im Februar und März wurde unter dem Titel Expression zu seinem Vermächtnis. John Coltrane starb am 17. Juli 1967 in Huntington auf Long Island. Verfasst von: Ralf Dombrowski Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Liens utiles