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Novelle (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Novelle (Sprache & Litteratur). Novelle, Prosa-, selten auch Verserzählung von mittlerem Umfang, die sich durch straffe Handlungsführung, formale Geschlossenheit und thematische Konzentration auszeichnet. Gegenstand ist, nach einer Definition Johann Wolfgang von Goethes, ,,eine sich ereignete unerhörte Begebenheit", eine Begebenheit also, die einen gewissen Anspruch auf Wahrheit erhebt und von etwas Neuem oder Außergewöhnlichem erzählt. Als charakteristische Merkmale novellistischen Erzählens gelten, ohne jedoch normative Verbindlichkeit beanspruchen zu können, die Zuspitzung auf einen ,,Wendepunkt" hin (entsprechend der Peripetie im Drama) und die Strukturierung durch ein sprachliches Leitmotiv oder durch ein Dingsymbol (Paul Heyses ,,Falkentheorie"). Häufig werden Novellen zu Zyklen verbunden oder einzelne Novellen in Rahmenerzählungen eingebettet: Techniken, die es ermöglichen, die Erzählsituation sowie die jeweiligen zeitgeschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge zu beleuchten. Die Gattungsgeschichte der europäischen Novelle beginnt um 1350 mit Giovanni Boccaccios Decamerone, einer durch Rahmenhandlung verknüpften Sammlung von 100 Erzählungen (,,Geschichten, Fabeln, Parabeln oder wirkliche Begebenheiten, wie wir sie nennen wollen"). Die Konzeption des Decamerone wurde für Jahrhunderte Vorbild der europäischen Novellendichtung. In England nahm Geoffrey Chaucer die zyklische Form Boccaccios auf, allerdings zum Teil in Versen (Canterbury Tales, Ende 14. Jahrhundert), in Frankreich folgten die anonymen Cent nouvelles nouvelles (um 1460) sowie Marguerite de Navarres Heptaméron (1559) dem Modell. Matteo Bandello (Novelle, 1553/54) und Miguel de Cervantes (Novelas ejemplares, 1613, Exemplarische Novellen) setzten durch den Verzicht auf eine Rahmenhandlung neue Akzente. Darüber hinaus entfernte sich Cervantes in einem Teil seiner Novellen mit satirischen Sittenbildern und realistischen Gesellschaftsschilderungen entschieden von der italienischen Tradition. Die Rezeption seiner Werke in Deutschland gegen Ende des 18. Jahrhunderts wirkte stark auf die Novellistik der Romantik. Nach Vorläufern in Humanismus, Barock und Aufklärung begann mit Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795), nach dem Vorbild Boccaccios als Zyklus mit Rahmenhandlung angelegt, die Geschichte der deutschen Novelle. Auch Christoph Martin Wieland folgte mit dem Hexameron von Rosenhain (1805) der italienischen - und französischen - Tradition. Bis hin zu Gottfried Kellers Sinngedicht (1881) entstanden weitere Novellenzyklen, doch trat seit der Romantik und den Novellen Heinrich von Kleists die Einzelnovelle immer stärker in den Vordergrund. Auch Goethes Novelle (1828) gehört in diesen Zusammenhang. Neue Ausdrucksmöglichkeiten gewann die Novelle in der Romantik durch die Integration märchenhafter, phantastischer und dämonischer Elemente (so bei Ludwig Tieck, Achim von Arnim, Clemens Brentano, Friedrich de la Motte Fouqué, E. T. A. Hoffmann, Adelbert von Chamisso, Joseph von Eichendorff). Nach der Novellistik der Biedermeierzeit (Annette von Droste-Hülshoff, Jeremias Gotthelf, Franz Grillparzer, Eduard Mörike, Adalbert Stifter) erreichte die deutsche Novelle im Realismus ihren künstlerischen Höhepunkt (Gottfried Keller, Theodor Storm, Conrad Ferdinand Meyer). Im Kontext des Naturalismus beginnt mit Gerhart Hauptmanns ,,novellistischer Studie" Bahnwärter Thiel (1888) die Geschichte der modernen, Anregungen von Émile Zola, Anton Tschechow, Guy de Maupassant und anderen aufnehmenden deutschen Novelle, die sich über Autoren wie Thomas und Heinrich Mann, Arthur Schnitzler oder Alfred Döblin bis zu Günter Grass und Martin Walser als äußerst fruchtbar erwiesen hat. Charakteristisch für die Entwicklung im 20. Jahrhundert ist eine Erweiterung der formalen Ausdrucksmöglichkeit, nicht zuletzt durch eine Annäherung an andere Formen des Erzählens. Verfasst von: Volker Meid Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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