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Österreichische Literatur (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Österreichische Literatur (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Österreichische Literatur, Geschichte der Literatur in Österreich. Von einer relativ eigenständigen österreichischen Literatur ist seit der Zeit Maria Theresias (ab 1740) zu sprechen, in der - bedingt durch die Spannungen zwischen Österreich und Preußen - eine verstärkte Reflexion über nationale Belange und die Formung eines nationalen Selbstbewusstseins begann. Dennoch bleibt die Abgrenzung von der deutschen Literatur aufgrund mannigfaltiger Wechselwirkungen problematisch. Je nach Fassung des Begriffs werden zudem die von der Kultur Österreich-Ungarns geprägten ,,altösterreichischen" Autoren, die Schriftsteller des Prager Umfelds (Max Brod, Paul Leppin, Oskar Baum, Johannes Urzidil, Ernst Weiß, Franz Kafka, Gustav Meyrink, Leo Perutz etc.), deutschsprachige Autoren aus Galizien (Leopold von Sacher-Masoch, Joseph Roth) und der Bukowina (Paul Celan) sowie die in den Grenzen des Landes auf Slowenisch, Kroatisch und Ungarisch verfasste Epik, Lyrik und Dramatik zur österreichischen Literatur gerechnet. Auch aus dem heutigen Staatsgebiet stammende Exilanten (etwa Charles Sealsfield) werden bisweilen einer ,,österreichischen Literatur" zugeordnet. 2 AUFKLÄRUNG UND RESTAURATION Johann Nepomuk Nestroy Mit seinen bissigen, teils satirischen Komödien belebte Johann Nepomuk Nestroy die Tradition der Wiener Volksstücke neu. Hulton-Deutsch Collection/Corbis Die Anfänge der österreichischen Literatur fallen in ein Zeitalter, in dem sich Schriftsteller wie Aloys Blumauer (1755-1798) aufklärerisch und antiklerikal engagierten. So übte Blumauer mit seinem Vergil parodierenden Gedicht Die Abentheuer des frommen Helden Aeneas (1782) spöttische Kritik an der im Zuge der Gegenreformation wiedererstarkten katholischen Kirche. Dabei kam ihm und anderen (darunter J. F. Ratschky und Joseph Richter) zugute, dass die Belange der Aufklärung - anders als in Deutschland - vom staatlichen Souverän Kaiser Joseph II. nicht nur gebilligt, sondern sogar gefördert wurden. Die im Umkreis der Freimaurer entstandenen Pamphlete und Gedichte des von Christoph Martin Wieland beeinflussten Johann Baptist Alxinger (1755-1797) kritisierten vor allem die Prunksucht katholischer Zeremonien. Der Nationalökonom und Jurist Joseph Freiherr von Sonnenfels (1733-1817) propagierte in dem von ihm herausgegebenen Wochenblatt Der Mann ohne Vorurtheil eine klassizistische Reform der Bühne im Geiste Johann Christoph Gottscheds, wobei es ihm gelang, die auch von Gottsched angegriffene Figur des Hanswurst von der Bühne zu vertreiben. Das österreichische Jesuitendrama fand mit der Aufhebung des Ordens durch Maria Theresia 1773 ein Ende. Aber auch Blumauers satirische Werke wurden 1789 als sittenwidrig und ,,der Religion entgegen" verboten (ironischerweise war Blumauer 1782 selbst Zensor geworden). Die liberale Atmosphäre in Österreich endete endgültig in der von Fürst Metternich nach dem Wiener Kongress eingeleiteten - und vom Zensor Friedrich Gentz gestützten - Restaurationsepoche. Vor allem die Karlsbader Beschlüsse 1819 unterdrückten alle freiheitlichen Bestrebungen und schufen ein repressives Klima, das die Literatur bis hin zu Adalbert Stifters bedeutendem Bildungsroman Nachsommer (3 Bde., 1857) und seiner Forderung einer ,,großen einfachen sittlichen Kraft" ins BiedermeierlichBeschauliche drängte (Züge hiervon, wie auch vom detailliert-nuancenreichen Sprachstil des Autors, finden sich noch in der österreichischen Gegenwartsliteratur): Ein eindringliches Zeugnis dieser resignativen Grundhaltung ist Franz Grillparzers - von Stifter als Meisterwerk geschätzte - Novelle Der arme Spielmann (1847), die in ihrer Metaphorik auf den Zeithintergrund der Restauration anspielt und politische Passivität durch einen an der Romantik geschulten ,,vollkommenen" Kunstanspruch, der sich am Gedanken einer Universalpoesie ausrichtete, kompensiert. Andere Werke, wie die des Satirikers und Philosophen Hieronymus Lorm (1821-1902; Wien's poetische Schwingen und Federn, 1847) oder des politischen Publizisten und Dichters Moritz Hartmann (1821-1872), der 1848 an der Wiener Revolution teilnahm (siehe Revolutionen von 1848), wurden einer rigorosen Zensur unterworfen, auch wenn Hartmann in zahlreichen seiner Texte ebenfalls eher zur Idyllik neigte. Anonym musste 1831 Anastasius Grüns (1806-1876) politischer Gedichtband Spaziergänge eines Wiener Poeten erscheinen, der mit seiner Parteinahme gegen Metternichs Polizeistaat (,,Freiheit ist die große Losung, deren Klang durchjauchzt die Welt") das zentrale Werk politischer Lyrik im österreichischen Vormärz darstellt und zudem Heinrich Heine beeinflusste. Darüber hinaus entstand, beginnend mit dem Werk Maurus Lindemayrs (1723-1783), eine vom dörflichen Umfeld ihrer Autoren geprägte bäuerliche Mundartdichtung (Joseph Misson, vor allem aber Franz Stelzhamer, der als ,,Piesenhamer Franz" etwa seine 1837 publizierten Lieder in ob der Enns'scher Volksmundart auch in Süddeutschland vortrug). Einer der wichtigsten österreichischen Lyriker der Zeit war Nikolaus Lenau. Unter den österreichischen Erzählern des 19. Jahrhunderts ragt neben Ferdinand Kürnberger (Der Amerika-Müde, 1855), Ludwig Anzengruber (Der Sternsteinhof, 1885) und Leopold Ritter von Sacher-Masoch (Venus im Pelz, 1870) vor allem Marie von Ebner-Eschenbach heraus, die sich in ihren Romanen und Erzählungen, von humanistischreligiösen Idealen geprägt, mit psychologischem Realismus einer sozialen Thematik verschrieb (Bo?ena, 1876; Dorf- und Schlossgeschichten, 1883; Das Gemeindekind, 1887). Die erste ,,Proletariernovelle" deutscher Sprache schuf Ferdinand von Saar mit Die Steinklopfer (1874) über die Arbeitsbedingungen beim Bau der Semmeringbahn. Die eigenständige, durch Philipp Hafner (1735-1764) verfestigte - und zunächst gegen die Theatertheorien von Gottsched und Sonnenfels gerichtete - Tradition des Wiener Volksstücks (Megära, die förchterliche Hexe, 1764) fand in den heiter-melancholischen Dramen Ferdinand Raimunds mit ihrer von Hugo von Hofmannsthal vermerkten ,,Mischung aus Höherem und Niederem" sowie in den sozialkritisch-satirischen Possen Johann Nepomuk Nestroys ihren Höhepunkt. Hier kam in Stücken wie Der Alpenkönig und der Menschenfeind (1828) und Der Verschwender (1834) - bei Raimund - bzw. Der böse Geist Lumpazivagabundus (1835) und Der Talisman (1841) - bei Nestroy - vor allem auch der Soziolekt der Wiener Bourgeoisie und des Adels zum Tragen. Als wichtigster Vertreter der österreichischen Klassik ragt Franz Grillparzer heraus, der wiederum stark von Goethe und Schiller beeinflusst war. Sein Geschichtsdrama König Ottokar's Glück und Ende (1825) thematisiert ein Kapitel aus der österreichischen Geschichte um die Habsburger. 3 VON DER JAHRHUNDERTWENDE BIS 1945 Hugo von Hofmannsthal: Ein Brief Hugo von Hofmannsthals so genannter Chandos-Brief über die Unmöglichkeit, mit Worten das Wesentliche der Dingwelt zu erfassen, steht am Anfang einer spezifisch österreichischen Sprachskepsistradition, die bis zur Gegenwartsliteratur, namentlich bis zu Peter Handke, weiterreicht. Am Ende des Briefs steht der Wunsch nach einer unmittelbaren ,,Sprache des Herzens", die keiner vom Individuellen abstrahierenden Worte oder starren Begrifflichkeiten mehr bedarf. Parallel zu Hofmannsthal entwickelte der Philosoph Fritz Mauthner eine ähnliche Sprachkonzeption. (p) 1997 Microsoft Corporation © 1997 S. Fischer Verlag GmbH/Frankfurt am Main. Alle Rechte vorbehalten./© Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten. Zu den beliebtesten Prosatexten der Jahrhundertwende avancierten die affirmativ-nostalgischen Dorfgeschichten Peter Roseggers, vor allem dessen autobiographisch gefärbter Roman Als ich noch der Waldbauernbub war (1902). Daneben konstituierte sich eine als das Junge Wien bekannte Dichtergruppe um Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, Hermann Bahr, Richard Beer-Hofmann und Peter Altenberg, die in den Kaffeehäusern der Stadt (vor allem dem Café Central) beheimatet war. In der Umbruchszeit des Fin de Siècle schufen diese Schriftsteller wichtige Beiträge zur Literatur der Moderne ( siehe Wiener Moderne). Mit Lieutenant Gustl (1900) und später mit Fräulein Else (1924) etwa etablierte Schnitzler das Erzählprinzip des inneren Monologs in der deutschsprachigen Literatur. Auch suchte er in seiner Prosa die psychoanalytischen Erkenntnisse Sigmund Freuds literarisch umzusetzen (siehe Psychoanalyse) und sorgte durch provokative, als ,,pornographisch" gebrandmarkte Gesellschaftsstücke (Reigen, 1897) immer wieder für Skandale. Hofmannsthal schuf zahlreiche vom französischen Symbolismus beeinflusste Gedichte, das Drama Der Thor und der Tod (1893), Kunstmärchen sowie eine wichtige Variante des Jedermann. Sein so genannter Chandos-Brief (Brief des Philipp Lord Chandos an Francis Bacon, 1902) begründete im deutschsprachigen Raum eine Tradition der Sprachskepsis, die bis in die Gegenwart etwa zu Peter Handke hinüberreicht. Der neben Anton Kuh damals radikalste Bohemien, Peter Altenberg, der in Hotels und im Kaffeehaus lebte, wurde durch seine impressionistischen Kurzprosatexte bekannt; sie beeinflussten vor allem Alfred Polgar stark, der die feinnervig-einfühlsamen Texte Altenbergs um ein satirisch-bissiges Moment bereicherte. Beer-Hofmann wiederum gelang mit Der Tod Georgs (1900) ein eindringliches Beispiel für die ornamentale Prosa des Jugendstils. Durch seine Kritikertätigkeit machte der Dramatiker und Romancier Hermann Bahr die modernen Bewegungen vom Naturalismus bis zum Expressionismus in Österreich bekannt und sorgte mit dem Aufsatz Das unrettbare Ich für eine Popularisierung der Thesen Ernst Machs in Wiener Intellektuellenkreisen. Zur Dekadenzliteratur gehört Leopold von Andrians an die Dichtung Hofmannsthals gemahnende Erzählung Der Garten der Erkenntnis (1895). Sozial- und sprachkritisch äußerte sich in seiner Einmannzeitschrift Die Fackel Karl Kraus, der zur Vaterfigur der zeitgenössischen Kaffeehausautoren avancierte und deshalb später von den nachfolgenden Literaten polemisch bekämpft wurde. Ein weiteres wichtiges Werk der österreichischen Literatur dieser Zeit ist Rainer Maria Rilkes zweibändiger Roman Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910). Einen metaphorisch-plakativen Stil entwickelte er u. a. in den Gedichtbänden Das Stundenbuch (1905) und Das Buch der Bilder (1902, erweitert 1906). Durch sein 1910 von ihm in Innsbruck gegründetes Expressionistenorgan Der Brenner bot Ludwig von Ficker (1880-1967) einer jungen Generation von Autoren, die sich vom Ästhetizismus ihrer Vorgänger abzugrenzen suchte, ein einflussreiches Forum. Hier veröffentlichte der von Robert Müller ( Tropen. Der Mythos der Reise, 1915) entdeckte Lyriker Georg Trakl sein erstes Gedicht Vorstadt im Föhn. Auch der Schriftsteller und expressionistische Theoretiker Theodor Däubler (Der neue Standpunkt, 1916), der philosophische Essayist Theodor Haecker (1879-1945; Christentum und Kultur, 1927) und Else Lasker-Schüler gehörten zum Brenner-Kreis und publizierten zum Teil in von Fickers hauseigenem Verlag. Das wichtige Zentrum der Bewegung aber war Wien; hier wirkten die Doppelbegabungen Alfred Kubin ( Die andere Seite, 1909), Oskar Kokoschka (Mörder. Hoffnung der Frauen, 1910) und Albert Paris Gütersloh (Die tanzende Törin, 1913). Auch Robert Musils vom Expressionismus vereinnahmte Anfänge (Die Verwirrungen des Zöglings Törless, 1906) lagen dort. Deutlich spiegelt Musils fragmentarisches Hauptwerk Der Mann ohne Eigenschaften (1930-1943), der in Nachfolge Robert Müllers eine Essayisierung der Romanform anstrebt und die Stringenz eines linearen Erzählens zugunsten eines gleichsam flächig-verwobenen Schreibens aufgibt, die Wiener Atmosphäre der Zeit, die vor allem von einer gesellschaftlichen Endzeitstimmung geprägt war. In den zwanziger Jahren folgte auf das so genannte expressionistische Jahrzehnt eine Literatur der Neuen Sachlichkeit, die sich durch ihre klare Sprache und eine soziale Thematik vom teils heroischen, abstrakt-vergeistigten Pathos zahlreicher Expressionisten abzugrenzen suchte. Vertreter dieser Richtung war Joseph Roth ( Das Spinnennetz, 1923; Die Flucht ohne Ende, 1927), der immer wieder - teils ironisch, teils nostalgisch - den Niedergang des österreich-ungarischen Vielvölkerstaates thematisierte (Radetzkymarsch, 1932; Die Kapuzinergruft, 1938). Den neben Musils Mann ohne Eigenschaften wichtigsten Beitrag zu einer Intellektualisierung der Prosaform legte Hermann Broch 1931/32 mit der Romantrilogie Die Schlafwandler vor, in der die essayistischen Elemente aber nicht, wie bei Musil, in die Romanhandlung integriert, sondern als Passagen eingeschoben werden. Ödön von Horváth trug mit sozialkritischen Dramen wie Geschichten aus dem Wiener Wald (1930) zur Wiederbelebung des Wiener Volksstücks bei. Wie viele andere Autoren, darunter Ferdinand Bruckner (1891-1958), Stefan Zweig, Elias Canetti ( Die Blendung, 1936) und Erich Fried, so musste auch er nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 ins Ausland fliehen. Unter den Nationalsozialisten gehörten der Lyriker Josef Weinheber (1892-1945; Adel und Untergang, 1934; Zwischen Göttern und Dämonen, 1938) und Franz Tumler zu den vom Regime protegierten Autoren. 4 NACH 1945 Heimito von Doderer Heimito von Doderer (1896-1966) ist einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Nach einem zunächst stark schicksalstragischen Romanwerk, zu dem Die Strudelhofstiege (1951) und Die Dämonen (1956) gehören, fand er seit der Verwandtschaftsfarce Die Merowinger oder Die totale Familie (1962) immer mehr zum absurd-burlesken Erzählen. Die Tetralogie Roman No 7 (1963-1967), von der zwei Teile erschienen, hebt zu einem neuen Realismus an. Keystone Pressedienst GmbH Nach dem Krieg kehrten nur wenige Exilanten, darunter Friedrich Torberg (Der Schüler Gerber hat absolviert, 1930) und Hilde Spiel (Lisas Zimmer, 1965), nach Österreich zurück. Auch mit der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit taten sich die Autoren schwer: Nur Ilse Aichinger wagte bereits 1948 mit Die größere Hoffnung einen Versuch. Gerhard Fritsch etwa wandte sich nach melancholisch-dunkler Lyrik (Zwischen Kirkenes und Bari, 1956) mit dem Roman Fasching erst 1967 der Thematik zu (ein weiterer wichtiger Roman Fritschs war Moos auf den Steinen, 1956). Als Redakteur bzw. Herausgeber der Literaturzeitschrift Wort in der Zeit (später: Literatur und Kritik) trug Fritsch zudem zur Verbreitung der österreichischen Nachkriegsliteratur mit. Weitere Zeitschriften waren Der Plan (Herausgeber: Otto Basil) und Das Silberboot (Herausgeber: Ernst Schönwiese). Autoren wie H. C. Artmann, Ernst Jandl, Friedrich Achleitner ( Quadratroman, 1973), Gerhard Rühm (farbengedicht, 1965; textall, 1993), Oswald Wiener (die verbesserung von mitteleuropa, zunächst zwischen 1962 und 1967 in manuskripte erschienener Roman) und Konrad Bayer (der kopf des vitus bering, 1966) beschäftigten sich mit Konkreter Poesie (bis auf Jandl gehörten diese Autoren zur so genannten Wiener Gruppe), während Friederike Mayröcker sich einer écriture automatique nach surrealistischem Muster zuwandte (Minimonsters Traumlexikon, 1968; Winterglück, 1989). In der von Alfred Kolleritsch (Der letzte Österreicher, 1995) und Helmut Eisendle in Graz herausgegebenen Zeitschrift manuskripte, die um das 1960 gegründete Kulturzentrum Forum Stadtpark im ehemaligen Stadtpark-Café entstand und sich der Avantgarde verpflichtete, kamen die experimentellen Schriftsteller Österreichs zu Wort. Darunter waren etwa Barbara Frischmuth, Wolfgang Bauer (Mikrodramen, 1964), Michael Scharang (*1941; Verfahren eines Verfahrens, 1969; Auf nach Amerika, 1993) und Peter Handke. Mit dem Volksstück setzten sich u. a. Felix Mitterer (An den Rand des Dorfes, 1981) und Peter Turrini (Alpenglühen, 1993) auseinander. Dabei stand nicht zuletzt die Auflösung althergebrachter Dorfstrukturen durch die aufkommende Groß- und Tourismusindustrie im Zentrum des Interesses. Eine Ausnahmestellung in der österreichischen Dramenlandschaft nahm Thomas Bernhard ein, dessen kompositorisch eher traditionell gebaute, ihrer Thematik nach aber radikale Stücke immer wieder zu Skandalen führten, etwa in den Aufführungen Claus Peymanns; Bernhard gehört zudem zu den zentralen Prosaisten der österreichischen Literatur im 20. Jahrhundert. Einen Beitrag zur grotesken Literatur schuf Heimito von Doderer mit seinem Roman Die Merowinger oder Die totale Familie (1962). In den fünfziger Jahren waren bereits die Romane Die Strudlhofstiege (1951) und Die Dämonen (1956) erschienen. Zu herausragenden österreichischen Autorinnen der Zeit gehörten Ingeborg Bachmann, die mit Malina 1971 auch im Bereich des subjektiv-inversiven Künstlerromans Bedeutendes leistete, und Ilse Aichinger. Ein Beispiel für die so genannte Frauenliteratur ist Marlen Haushofers Roman Die Wand (1963). Zur erfolgreichsten und bedeutendsten Kinderbuchautorin Österreichs wurde ab den siebziger Jahren Christine Nöstlinger ( Wir pfeifen auf den Gurkenkönig, 1972). Mit seiner radikalen, literarische Konventionen destruierenden Prosa Das wilde Kärnten schuf Josef Winkler (Friedhof der bitteren Orangen, 1990) ebenso wie Christoph Ransmayr mit seinen apokalytischen Geschichtsromanen Die letzte Welt. Mit einem Ovidischen Repertoire (1988) und Morbus Kitahara (1995) einen wichtigen Beitrag zur literarischen Postmoderne. Elfriede Jelinek (Wolken. Heim, 1993) schuf 1989 mit Lust erotische Literatur unter feministischer Perspektive; 2004 wurde die Schriftstellerin als erste Österreicherin mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet. Ein herausragender österreichischer Autor der neuesten Zeit ist Gerhard Roth, der mit seinem 1996 abgeschlossenen Zyklus Die Archive des Schweigens österreichische Kriegs- und Zeitgeschichte aufzuarbeiten suchte (Die Geschichte der Dunkelheit, 1991) und sich mit der Thematik gesellschaftlicher Normierung (dem ,,Gesetz") und ihrer pathologischen Durchbrechung beschäftigt ( Landläufiger Tod, 1984; Am Abgrund, 1989). Einer der größten Bestseller-Erfolge der österreichischen Nachkriegszeit gelang Robert Schneider mit seinem später auch erfolgreich verfilmten Roman Schlafes Bruder (1993) über ein verkanntes Genie in der Provinz. 1995 setzte sich der Wiener Schriftsteller Robert Menasse mit seinem Roman Schubumkehr kritisch-ironisch mit der deutschen Wiedervereinigung auseinander. In den neunziger Jahren machte einmal mehr Peter Handke mit seinen literarischen Studien ( Versuch über die Müdigkeit, 1989; Versuch über den geglückten Tag, 1991), seinem monumentalen Epos Mein Jahr in der Niemandsbucht (1994) und seinem Serbienbuch Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien (1996) auf sich aufmerksam. Weitere Vertreter der österreichischen Nachkriegsliteratur sind der Georg-Büchner-Preisträger Albert Drach ( Das Beileid, 1993), Dorothea Zeemann (*1909; Das heimliche Fest, 1989), Wilhelm Muster (*1916; Auf den Spuren der Kuskusesser, 1993), Inge Merkel (*1922; Das große Spektakel, 1990), Milo Dor (Die Raikow-Saga, 3 Teile, 19521969), Christian Fuchs (*1925; Unverrichteter Dinge, 1993), Gerhard Amanshauser (*1928; Schloss mit späten Gästen, 1968), Andreas Okopenko (*1930; Lexikon. Roman einer sentimentalen Reise zum Exporteurtreffen in Druden, 1970), Matthias Mander (*1933; Der Sog, 1989), Julian Schutting (Der Winter im Anzug, 1993), Alois Brandstetter (Die Burg, 1989; Hier kocht der Wirt, 1995), Peter Henisch (*1943; Kommt eh der Komet, 1995), Franz Innerhofer (Um die Wette leben, 1993), Robert Schindel (*1944; Geier sind pünktliche Tiere, 1987; Gott schütze uns vor den guten Menschen, 1995), W. G. Sebald (Schwindel. Gefühle, 1990), Peter Rosei (Persona, 1995), Elfriede Czurda (*1946; Die Giftmörderin, 1991), Gert Jonke (Sanftmut oder Der Ohrenmaschinist, 1990), Monika Helfer (*1947; Der Neffe, 1991), Ingrid Puganigg (*1947; Laila, 1989), Reinhard P. Gruber (*1947; Einmal Amerika und zurück, 1993), Waltraud Anna Mitgutsch (*1948; Das andere Gesicht, 1989; Abschied von Jerusalem, 1995), Daniela Castner (*1948; Hausgeist auf Wanderschaft, 1987), Brigitte Schwaiger (*1949; Wie kommt das Salz ins Meer, 1977; Schönes Licht, 1990), Michael Köhlmeier (*1949; Der Peverl-Toni und seine abenteuerliche Reise durch meinen Kopf, 1982), Lilian Faschinger (*1950; Magdalena Sünderin, 1995), Marlene Streeruwitz (Verführungen. 3. Folge, Frauenjahre, 1997), Franz Josef Czernin (*1952; Die Reisen, 1987), Ingrid Strobl (*1952; Anna und das Anderle, 1995), Eva Schmidt (*1952; Reigen, 1989), Evelyn Schlag (*1952; Unsichtbare Frauen, 1995), Elisabeth Reichart (*1953; Komm über den See, 1988), Margit Schreiner (*1953; Mein erster Neger, 1990), Erwin Einzinger (*1953; Das wilde Brot, 1995), Erich Hackl (*1954; Abschied von Sidonie, 1991; Sara und Simon, 1995), Josef Haslinger (Opernball, 1995), Franz Weinzettl (*1955; Im Pappelschatten, Liebste, 1990), Michael Donhauser (*1956; Von den Dingen, 1993), Manfred Mauer (*1958; Furor, 1991), Werner Schwab (Abfall, Bergland, Cäsar, 1993), Alois Hotschnig (*1959; Eine Art Glück, 1990; Leonardos Hände, 1993), Florian Leibetseder (*1960; Schlüsselloch, 1993), Wolf Haas (Komm, süßer Tod, 1998), Manfred Rumpl (*1960; Koordinaten der Liebe, 1993), Norbert Gstrein (Das Register, 1994; Der Kommerzialrat, 1995), Heinrich Steinfest (*1961; Ein sturer Hund, 2003), der Wortekomponist Franzobel (Linz. Eine Obsession, 1996) und der erste Preisträger des Deutschen Buchpreises Arno Geiger (*1968; Es geht uns gut, 2005). Die bedeutendsten Literaturpreise des Landes sind der Ingeborg-Bachmann-Preis (siehe Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb) sowie der Österreichische Staatspreis für europäische Literatur. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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Am Ende des Briefs steht der Wunsch nach einer unmittelbaren „Sprache des Herzens”, die keiner vomIndividuellen abstrahierenden Worte oder starren Begrifflichkeiten mehr bedarf.

Parallel zu Hofmannsthal entwickelte der PhilosophFritz Mauthner eine ähnliche Sprachkonzeption.(p) 1997 Microsoft Corporation © 1997 S.

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Alle Rechte vorbehalten. Zu den beliebtesten Prosatexten der Jahrhundertwende avancierten die affirmativ-nostalgischen Dorfgeschichten Peter Roseggers, vor allem dessen autobiographischgefärbter Roman Als ich noch der Waldbauernbub war (1902).

Daneben konstituierte sich eine als das Junge Wien bekannte Dichtergruppe um Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, Hermann Bahr, Richard Beer-Hofmann und Peter Altenberg, die in den Kaffeehäusern der Stadt (vor allem dem Café Central) beheimatet war.

In derUmbruchszeit des Fin de Siècle schufen diese Schriftsteller wichtige Beiträge zur Literatur der Moderne ( siehe Wiener Moderne).

Mit Lieutenant Gustl (1900) und später mit Fräulein Else (1924) etwa etablierte Schnitzler das Erzählprinzip des inneren Monologs in der deutschsprachigen Literatur.

Auch suchte er in seiner Prosa die psychoanalytischen Erkenntnisse Sigmund Freuds literarisch umzusetzen ( siehe Psychoanalyse) und sorgte durch provokative, als „pornographisch” gebrandmarkte Gesellschaftsstücke ( Reigen, 1897) immer wieder für Skandale.

Hofmannsthal schuf zahlreiche vom französischen Symbolismus beeinflusste Gedichte, das Drama Der Thor und der Tod (1893), Kunstmärchen sowie eine wichtige Variante des Jedermann.

Sein so genannter Chandos-Brief (Brief des Philipp Lord Chandos an Francis Bacon, 1902) begründete im deutschsprachigen Raum eine Tradition der Sprachskepsis, die bis in die Gegenwart etwa zu Peter Handke hinüberreicht.

Der neben Anton Kuh damalsradikalste Bohemien, Peter Altenberg, der in Hotels und im Kaffeehaus lebte, wurde durch seine impressionistischen Kurzprosatexte bekannt; sie beeinflussten vor allemAlfred Polgar stark, der die feinnervig-einfühlsamen Texte Altenbergs um ein satirisch-bissiges Moment bereicherte.

Beer-Hofmann wiederum gelang mit Der Tod Georgs (1900) ein eindringliches Beispiel für die ornamentale Prosa des Jugendstils.

Durch seine Kritikertätigkeit machte der Dramatiker und Romancier Hermann Bahr diemodernen Bewegungen vom Naturalismus bis zum Expressionismus in Österreich bekannt und sorgte mit dem Aufsatz Das unrettbare Ich für eine Popularisierung der Thesen Ernst Machs in Wiener Intellektuellenkreisen.

Zur Dekadenzliteratur gehört Leopold von Andrians an die Dichtung Hofmannsthals gemahnende Erzählung Der Garten der Erkenntnis (1895).

Sozial- und sprachkritisch äußerte sich in seiner Einmannzeitschrift Die Fackel Karl Kraus, der zur Vaterfigur der zeitgenössischen Kaffeehausautoren avancierte und deshalb später von den nachfolgenden Literaten polemisch bekämpft wurde.

Ein weiteres wichtiges Werk der österreichischen Literatur dieser Zeit ist RainerMaria Rilkes zweibändiger Roman Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910).

Einen metaphorisch-plakativen Stil entwickelte er u.

a.

in den Gedichtbänden Das Stundenbuch (1905) und Das Buch der Bilder (1902, erweitert 1906). Durch sein 1910 von ihm in Innsbruck gegründetes Expressionistenorgan Der Brenner bot Ludwig von Ficker (1880-1967) einer jungen Generation von Autoren, die sich vom Ästhetizismus ihrer Vorgänger abzugrenzen suchte, ein einflussreiches Forum.

Hier veröffentlichte der von Robert Müller ( Tropen.

Der Mythos der Reise, 1915) entdeckte Lyriker Georg Trakl sein erstes Gedicht Vorstadt im Föhn. Auch der Schriftsteller und expressionistische Theoretiker Theodor Däubler ( Der neue Standpunkt, 1916), der philosophische Essayist Theodor Haecker (1879-1945; Christentum und Kultur, 1927) und Else Lasker-Schüler gehörten zum Brenner -Kreis und publizierten zum Teil in von Fickers hauseigenem Verlag.

Das wichtige Zentrum der Bewegung aber war Wien; hier wirkten die Doppelbegabungen Alfred Kubin ( Die andere Seite, 1909), Oskar Kokoschka ( Mörder.

Hoffnung der Frauen, 1910) und Albert Paris Gütersloh ( Die tanzende Törin, 1913).

Auch Robert Musils vom Expressionismus vereinnahmte Anfänge ( Die Verwirrungen des Zöglings Törless, 1906) lagen dort.

Deutlich spiegelt Musils fragmentarisches Hauptwerk Der Mann ohne Eigenschaften (1930-1943), der in Nachfolge Robert Müllers eine Essayisierung der Romanform anstrebt und die Stringenz eines linearen Erzählens zugunsten eines gleichsam flächig-verwobenen Schreibensaufgibt, die Wiener Atmosphäre der Zeit, die vor allem von einer gesellschaftlichen Endzeitstimmung geprägt war. In den zwanziger Jahren folgte auf das so genannte expressionistische Jahrzehnt eine Literatur der Neuen Sachlichkeit, die sich durch ihre klare Sprache und eine soziale Thematik vom teils heroischen, abstrakt-vergeistigten Pathos zahlreicher Expressionisten abzugrenzen suchte.

Vertreter dieser Richtung war Joseph Roth ( Das Spinnennetz, 1923; Die Flucht ohne Ende, 1927), der immer wieder – teils ironisch, teils nostalgisch – den Niedergang des österreich-ungarischen Vielvölkerstaates thematisierte (Radetzkymarsch, 1932; Die Kapuzinergruft, 1938).

Den neben Musils Mann ohne Eigenschaften wichtigsten Beitrag zu einer Intellektualisierung der Prosaform legte Hermann Broch 1931/32 mit der Romantrilogie Die Schlafwandler vor, in der die essayistischen Elemente aber nicht, wie bei Musil, in die Romanhandlung integriert, sondern als Passagen eingeschoben werden.

Ödön von Horváth trug mit sozialkritischen Dramen wie Geschichten aus dem Wiener Wald (1930) zur Wiederbelebung des Wiener Volksstücks bei.

Wie viele andere Autoren, darunter Ferdinand Bruckner (1891-1958), Stefan Zweig, Elias Canetti ( Die Blendung, 1936) und Erich Fried, so musste auch er nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 ins Ausland fliehen.

Unter den Nationalsozialisten gehörten der Lyriker Josef Weinheber (1892-1945;Adel und Untergang, 1934; Zwischen Göttern und Dämonen, 1938) und Franz Tumler zu den vom Regime protegierten Autoren. 4 NACH 1945 Heimito von DodererHeimito von Doderer (1896-1966) ist einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller der Nachkriegszeit.

Nach einemzunächst stark schicksalstragischen Romanwerk, zu dem Die Strudelhofstiege (1951) und Die Dämonen (1956) gehören, fand er seitder Verwandtschaftsfarce Die Merowinger oder Die totale Familie (1962) immer mehr zum absurd-burlesken Erzählen.

Die TetralogieRoman No 7 (1963-1967), von der zwei Teile erschienen, hebt zu einem neuen Realismus an.Keystone Pressedienst GmbH Nach dem Krieg kehrten nur wenige Exilanten, darunter Friedrich Torberg ( Der Schüler Gerber hat absolviert, 1930) und Hilde Spiel ( Lisas Zimmer, 1965), nach Österreich zurück.

Auch mit der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit taten sich die Autoren schwer: Nur Ilse Aichinger wagte bereits 1948 mit Die größere Hoffnung einen. »

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