Österreichische Literatur (Sprache & Litteratur).
Publié le 12/06/2013
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entdeckte Lyriker Georg Trakl sein erstes Gedicht Vorstadt im Föhn. Auch der Schriftsteller und expressionistische Theoretiker Theodor Däubler ( Der neue Standpunkt, 1916), der philosophische Essayist Theodor Haecker (1879-1945; Christentum und Kultur, 1927) und Else Lasker-Schüler gehörten zum Brenner -Kreis und publizierten zum Teil in von Fickers hauseigenem Verlag.
Das wichtige Zentrum der Bewegung aber war Wien; hier wirkten die Doppelbegabungen Alfred Kubin ( Die andere Seite, 1909), Oskar Kokoschka ( Mörder.
Hoffnung der Frauen, 1910) und Albert Paris Gütersloh ( Die tanzende Törin, 1913).
Auch Robert Musils vom Expressionismus vereinnahmte Anfänge ( Die Verwirrungen des Zöglings Törless, 1906) lagen dort.
Deutlich spiegelt Musils fragmentarisches Hauptwerk Der Mann ohne Eigenschaften (1930-1943), der in Nachfolge Robert Müllers eine Essayisierung der Romanform anstrebt und die Stringenz eines linearen Erzählens zugunsten eines gleichsam flächig-verwobenen Schreibensaufgibt, die Wiener Atmosphäre der Zeit, die vor allem von einer gesellschaftlichen Endzeitstimmung geprägt war.
In den zwanziger Jahren folgte auf das so genannte expressionistische Jahrzehnt eine Literatur der Neuen Sachlichkeit, die sich durch ihre klare Sprache und eine soziale Thematik vom teils heroischen, abstrakt-vergeistigten Pathos zahlreicher Expressionisten abzugrenzen suchte.
Vertreter dieser Richtung war Joseph Roth ( Das Spinnennetz, 1923; Die Flucht ohne Ende, 1927), der immer wieder – teils ironisch, teils nostalgisch – den Niedergang des österreich-ungarischen Vielvölkerstaates thematisierte (Radetzkymarsch, 1932; Die Kapuzinergruft, 1938).
Den neben Musils Mann ohne Eigenschaften wichtigsten Beitrag zu einer Intellektualisierung der Prosaform legte Hermann Broch 1931/32 mit der Romantrilogie Die Schlafwandler vor, in der die essayistischen Elemente aber nicht, wie bei Musil, in die Romanhandlung integriert, sondern als Passagen eingeschoben werden.
Ödön von Horváth trug mit sozialkritischen Dramen wie Geschichten aus dem Wiener Wald (1930) zur Wiederbelebung des Wiener Volksstücks bei.
Wie viele andere Autoren, darunter Ferdinand Bruckner (1891-1958), Stefan Zweig, Elias Canetti ( Die Blendung, 1936) und Erich Fried, so musste auch er nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 ins Ausland fliehen.
Unter den Nationalsozialisten gehörten der Lyriker Josef Weinheber (1892-1945;Adel und Untergang, 1934; Zwischen Göttern und Dämonen, 1938) und Franz Tumler zu den vom Regime protegierten Autoren.
4 NACH 1945
Nach dem Krieg kehrten nur wenige Exilanten, darunter Friedrich Torberg ( Der Schüler Gerber hat absolviert, 1930) und Hilde Spiel ( Lisas Zimmer, 1965), nach Österreich zurück.
Auch mit der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit taten sich die Autoren schwer: Nur Ilse Aichinger wagte bereits 1948 mit Die größere Hoffnung einen Versuch.
Gerhard Fritsch etwa wandte sich nach melancholisch-dunkler Lyrik ( Zwischen Kirkenes und Bari, 1956) mit dem Roman Fasching erst 1967 der Thematik zu (ein weiterer wichtiger Roman Fritschs war Moos auf den Steinen, 1956).
Als Redakteur bzw.
Herausgeber der Literaturzeitschrift Wort in der Zeit (später: Literatur und Kritik ) trug Fritsch zudem zur Verbreitung der österreichischen Nachkriegsliteratur mit.
Weitere Zeitschriften waren Der Plan (Herausgeber: Otto Basil) und Das Silberboot (Herausgeber: Ernst Schönwiese).
Autoren wie H.
C.
Artmann, Ernst Jandl, Friedrich Achleitner ( Quadratroman, 1973), Gerhard Rühm ( farbengedicht, 1965; textall, 1993), Oswald Wiener ( die verbesserung von mitteleuropa, zunächst zwischen 1962 und 1967 in manuskripte erschienener Roman) und Konrad Bayer ( der kopf des vitus bering, 1966) beschäftigten sich mit Konkreter Poesie (bis auf Jandl gehörten diese Autoren zur so genannten Wiener Gruppe), während Friederike Mayröcker sich einer écritureautomatique nach surrealistischem Muster zuwandte ( Minimonsters Traumlexikon, 1968; Winterglück, 1989).
In der von Alfred Kolleritsch ( Der letzte Österreicher, 1995) und Helmut Eisendle in Graz herausgegebenen Zeitschrift manuskripte, die um das 1960 gegründete Kulturzentrum Forum Stadtpark im ehemaligen Stadtpark-Café entstand und sich der Avantgarde verpflichtete, kamen die experimentellen Schriftsteller Österreichs zu Wort.
Darunter waren etwa Barbara Frischmuth, Wolfgang Bauer(Mikrodramen, 1964), Michael Scharang (*1941; Verfahren eines Verfahrens, 1969; Auf nach Amerika, 1993) und Peter Handke.
Mit dem Volksstück setzten sich u.
a.
Felix Mitterer ( An den Rand des Dorfes, 1981) und Peter Turrini ( Alpenglühen, 1993) auseinander.
Dabei stand nicht zuletzt die Auflösung althergebrachter Dorfstrukturen durch die aufkommende Groß- und Tourismusindustrie im Zentrum des Interesses.
Eine Ausnahmestellung in derösterreichischen Dramenlandschaft nahm Thomas Bernhard ein, dessen kompositorisch eher traditionell gebaute, ihrer Thematik nach aber radikale Stücke immer wieder zuSkandalen führten, etwa in den Aufführungen Claus Peymanns; Bernhard gehört zudem zu den zentralen Prosaisten der österreichischen Literatur im 20.
Jahrhundert.
EinenBeitrag zur grotesken Literatur schuf Heimito von Doderer mit seinem Roman Die Merowinger oder Die totale Familie (1962).
In den fünfziger Jahren waren bereits die Romane Die Strudlhofstiege (1951) und Die Dämonen (1956) erschienen.
Zu herausragenden österreichischen Autorinnen der Zeit gehörten Ingeborg Bachmann, die mit Malina 1971 auch im Bereich des subjektiv-inversiven Künstlerromans Bedeutendes leistete, und Ilse Aichinger.
Ein Beispiel für die so genannte Frauenliteratur ist Marlen Haushofers Roman Die Wand (1963).
Zur erfolgreichsten und bedeutendsten Kinderbuchautorin Österreichs wurde ab den siebziger Jahren Christine Nöstlinger ( Wir pfeifen auf den Gurkenkönig, 1972).
Mit seiner radikalen, literarische Konventionen destruierenden Prosa Das wilde Kärnten schuf Josef Winkler ( Friedhof der bitteren Orangen, 1990) ebenso wie Christoph Ransmayr mit seinen apokalytischen Geschichtsromanen Die letzte Welt.
Mit einem Ovidischen Repertoire (1988) und Morbus Kitahara (1995) einen wichtigen Beitrag zur literarischen Postmoderne.
Elfriede Jelinek ( Wolken.
Heim, 1993) schuf 1989 mit Lust erotische Literatur unter feministischer Perspektive; 2004 wurde die Schriftstellerin als erste Österreicherin mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet.
Ein herausragender österreichischer Autor der neuesten Zeit ist Gerhard Roth,der mit seinem 1996 abgeschlossenen Zyklus Die Archive des Schweigens österreichische Kriegs- und Zeitgeschichte aufzuarbeiten suchte ( Die Geschichte der Dunkelheit, 1991) und sich mit der Thematik gesellschaftlicher Normierung (dem „Gesetz”) und ihrer pathologischen Durchbrechung beschäftigt ( Landläufiger Tod, 1984; Am Abgrund, 1989).
Einer der größten Bestseller-Erfolge der österreichischen Nachkriegszeit gelang Robert Schneider mit seinem später auch erfolgreich verfilmten Roman Schlafes Bruder (1993) über ein verkanntes Genie in der Provinz.
1995 setzte sich der Wiener Schriftsteller Robert Menasse mit seinem Roman Schubumkehr kritisch-ironisch mit der deutschen Wiedervereinigung auseinander.
In den neunziger Jahren machte einmal mehr Peter Handke mit seinen literarischen Studien ( Versuch über die Müdigkeit, 1989; Versuch über den geglückten Tag, 1991), seinem monumentalen Epos Mein Jahr in der Niemandsbucht (1994) und seinem Serbienbuch Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien (1996) auf sich aufmerksam.
Weitere Vertreter der österreichischen Nachkriegsliteratur sind der Georg-Büchner-Preisträger Albert Drach ( Das Beileid, 1993), Dorothea Zeemann (*1909; Das heimliche Fest, 1989), Wilhelm Muster (*1916; Auf den Spuren der Kuskusesser, 1993), Inge Merkel (*1922; Das große Spektakel, 1990), Milo Dor ( Die Raikow-Saga, 3 Teile, 1952- 1969), Christian Fuchs (*1925; Unverrichteter Dinge, 1993), Gerhard Amanshauser (*1928; Schloss mit späten Gästen, 1968), Andreas Okopenko (*1930; Lexikon.
Roman einer sentimentalen Reise zum Exporteurtreffen in Druden, 1970), Matthias Mander (*1933; Der Sog, 1989), Julian Schutting ( Der Winter im Anzug, 1993), Alois Brandstetter ( Die Burg, 1989; Hier kocht der Wirt, 1995), Peter Henisch (*1943; Kommt eh der Komet, 1995), Franz Innerhofer ( Um die Wette leben, 1993), Robert Schindel (*1944; Geier sind pünktliche Tiere, 1987; Gott schütze uns vor den guten Menschen, 1995), W.
G.
Sebald ( Schwindel.
Gefühle, 1990), Peter Rosei ( Persona, 1995), Elfriede Czurda (*1946; Die Giftmörderin, 1991), Gert Jonke ( Sanftmut oder Der Ohrenmaschinist, 1990), Monika Helfer (*1947; Der Neffe, 1991), Ingrid Puganigg (*1947; Laila, 1989), Reinhard P.
Gruber (*1947; Einmal Amerika und zurück, 1993), Waltraud Anna Mitgutsch (*1948; Das andere Gesicht, 1989; Abschied von Jerusalem, 1995), Daniela Castner (*1948; Hausgeist auf Wanderschaft, 1987), Brigitte Schwaiger (*1949; Wie kommt das Salz ins Meer, 1977; Schönes Licht, 1990), Michael Köhlmeier (*1949; Der Peverl-Toni und seine abenteuerliche Reise durch meinen Kopf, 1982), Lilian Faschinger (*1950; Magdalena Sünderin, 1995), Marlene Streeruwitz (Verführungen.
3.
Folge, Frauenjahre, 1997), Franz Josef Czernin (*1952; Die Reisen, 1987), Ingrid Strobl (*1952; Anna und das Anderle, 1995), Eva Schmidt (*1952; Reigen, 1989), Evelyn Schlag (*1952; Unsichtbare Frauen, 1995), Elisabeth Reichart (*1953; Komm über den See, 1988), Margit Schreiner (*1953; Mein erster Neger, 1990), Erwin Einzinger (*1953; Das wilde Brot, 1995), Erich Hackl (*1954; Abschied von Sidonie, 1991; Sara und Simon, 1995), Josef Haslinger ( Opernball, 1995), Franz Weinzettl (*1955; Im Pappelschatten, Liebste, 1990), Michael Donhauser (*1956; Von den Dingen, 1993), Manfred Mauer (*1958; Furor, 1991), Werner Schwab ( Abfall, Bergland, Cäsar, 1993), Alois Hotschnig (*1959; Eine Art Glück, 1990; Leonardos Hände, 1993), Florian Leibetseder (*1960; Schlüsselloch, 1993), Wolf Haas ( Komm, süßer Tod, 1998), Manfred Rumpl (*1960; Koordinaten der Liebe, 1993), Norbert Gstrein ( Das Register, 1994; Der Kommerzialrat, 1995), Heinrich Steinfest (*1961; Ein sturer Hund, 2003), der Wortekomponist Franzobel ( Linz.
Eine Obsession, 1996) und der erste Preisträger des Deutschen Buchpreises Arno Geiger (*1968; Es geht uns gut, 2005).
Die bedeutendsten Literaturpreise des Landes sind der Ingeborg-Bachmann-Preis ( siehe Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb) sowie der Österreichische Staatspreis für europäische Literatur.
Verfasst von:Thomas Köster.
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