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Postmoderne (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Postmoderne (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Postmoderne, Ende der fünfziger Jahre geprägter unscharfer Begriff der Kultur- und Kunsttheorie, der eine Distanzierung zeitgenössischer Künstler von den ästhetischen Verfahren der Moderne beinhaltet. Die Postmoderne lehnt das Innovationsstreben der Moderne ab und diffamiert dieses selbst als automatisiert und etabliert. Andererseits wird mit der Forderung einer prinzipiellen Offenheit des Kunstwerkes auf die Moderne Bezug genommen. Charakteristisches Element der Postmoderne ist ein extremer Stilpluralismus, der - etwa in der Architektur - oftmals in einer Anhäufung von Zitaten verschiedenster Kunstperioden kulminiert. Der Grundsatz, dass in Literatur, Film, Architektur und bildender Kunst nichts Neues mehr zu schaffen sei (eine Position, die freilich schon Thomas Mann vertrat), führt hier zum spielerischen Umgang mit vorhandenem Material. Die anscheinende ,,Rückbesinnung" auf Geschichte und Traditionen aber erweist sich als Versuch, die überlieferten Verfahrensweisen zu einem neuen Ganzen zu collagieren. Dabei werden Grenzen zwischen Kitsch und Kunst, Massenkultur und elitärer Kunstauffassung bewusst verwischt (herausragendes Beispiel hierfür ist etwa der Künstler Jeff Koons). Synonyme zu Postmoderne sind Transavantgarde und Spätmoderne, wobei der letztere Begriff die krasse Antithese zwischen Postmoderne und Moderne mildert. Ihr pluralistisches Selbstverständnis hat der Postmoderne des Öfteren den Vorwurf der Beliebigkeit eingebracht. 2 POSTMODERNE LITERATUR Bereits in Finnegans Wake (1939) von James Joyce ist der spätmodernistische Versuch einer unendlichen Reflexion vorhandenen Literaturmaterials in einer gleichsam babylonischen Universalsprache spürbar. Ein weiterer Wegbereiter der literarischen Postmoderne war der Argentinier Jorge Luis Borges. Mit seinen Büchern schuf er ein enzyklopädisches Textuniversum, in dem eigener Text mit Fremdtext korrespondiert. Dieses intertextuelle Spiel kommt am eindrucksvollsten in Borges' Erzählung Die Bibliothek von Babel (1944) zum Ausdruck, die das postmoderne Verfahren im Bild einer unendlichen, letztlich rational nicht mehr fassbaren Bücherei imaginiert. In Italien folgte Italo Calvino dieser Tradition. Ein wichtiger früher Vertreter postmoderner Erzählkunst ist Thomas Pynchon, der bereits in den frühen Texten des Spätzünder-Bandes selbst die ironische Kritik an einer Professionalisierung postmoderner Rezeption (,,Rat das Zitat") in die literarische Strategie miteinbezieht. In Deutschland formuliert die Komödie Kaldewey, Farce von Botho Strauß 1982 das Programm der Postmoderne und integriert damit einen theoretischen Überbau ins (Theater-)Spiel: ,,Diese Zeit, die sammelt viele Zeiten ein". Weitere deutschsprachige Vertreter sind Peter Handke und Christoph Ransmayer. In den USA sind William Burroughs, Kurt Vonnegut, Robert Lowell Coover, John Fowles oder Paul Auster, in Lateinamerika Julio Cortázar und Mario Vagas Llosa der Postmoderne zuzurechnen. In Frankreich initiierte der Nouveau Roman mit seiner Betonung des Künstlichen der Kunst eine postmoderne Literaturtradition. Alain Robbe-Grillets Spiel mit bestimmten Gattungsmustern (Kriminal-, Detektiv- und Liebesroman) ist ein hervorstechendes Merkmal der Postmoderne - es wurde etwa von Vladimir Nabokov vorweggenommen. Der Borges-Verehrer Umberto Eco legte mit seinem Bestseller Der Name der Rose einen mittelalterlichen Kriminalroman vor, der postmoderne und semiotische Theorie zu einem literarischen Konglomerat verknüpft. Weitere Beispiele für postmodernes Schreiben sind Salman Rushdies Midnight's Children (1981, Mitternachtskinder), Doris Lessings Canopus in Argus (1979-1985) und Angela Carters surrealistisches Märchen Bloody Chamber (1979, Blaubarts Zimmer). Auch in der postkommunistischen Sowjetunion versuchen Autoren in einer Abkehr von den Schreibvorgaben des sozialistischen Realismus die Unsicherheit und Heterogenität ihrer Gegenwart mit postmodernen Verfahren literarisch zu fixieren. Hervorstechendes Stilmerkmal hierbei ist vor allem die Groteske. 3 POSTMODERNE ARCHITEKTUR Der Amerikaner Charles Jencks führte den Begriff der Postmoderne Mitte der siebziger Jahre in die Architekturdiskussion ein, um den Stil zeitgenössischer Bauwerke zu beschreiben. Jencks Ausführungen münden in die Forderung nach ,,radikalem Eklektizismus" in der Baukunst. Dabei sollen Elemente aller bisherigen Baustile ironisch kombiniert werden, ohne einem plumpen Historismus zu verfallen. Das Bauwerk wird zum Zitatenspiel und widersetzt sich somit seiner bloßen Funktionalität. Schon lange bevor Jencks den Begriff der postmodernen Architektur prägte, war sie in baulicher Form vorhanden. Bedeutende Vertreter sind Charles Willard Moore, Robert Venturi, Denise Scott Brown, Aldo Rossi, Mario Botta, Robert Stern, James Frazer Stirling oder Hans Hollein. Siehe auch Dekonstruktivismus; Postmoderne (Architektur) 4 POSTMODERNE PHILOSOPHIE Eine postmoderne Richtung zeitgenössischer Philosophie distanziert sich strikt von jeglicher Form der Fortschrittsgläubigkeit. Hegels Wort vom ,,Ende der Geschichte" in ihrem Sinn interpretierend, tritt sie vielmehr für die freie Kombination bisheriger Erkenntnismodelle ein. Allgemein bezeichnet der Begriff der Postmoderne philosophisch die Reflexion über den gegenwärtigen Kulturstand. Vor allem der französische Philosoph Jean-François Lyotard begreift die explosionsartig zunehmende Informationsflut und den mit der neuen Technologie verbundenen Zugriff auf beliebiges (anonymes) Wissen als einen Charakterzug postmoderner Kultur. In seinem Buch Das postmoderne Wissen (1986) sah Lyotard die Autorität der großen Erzählungen (Ideologien, rationalen Systeme etc.) am Ausgang des 20. Jahrhunderts zugunsten kleinerer Sinnfragmente zersplittert. Diese sind beliebig kombinierbar, ohne in ihrer Gesamtheit auf ein Sinnganzes zu verweisen. Ein weiterer Theoretiker der postmodernen Kulturauffassung ist Paul Virilio, der die Auflösung aller festen raumzeitlichen Kategorien im Rausch der Geschwindigkeit konstatiert. Siehe auch Dekonstruktion, Jacques Derrida Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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