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Raymond Queneau (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Raymond Queneau (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Raymond Queneau (1903-1976), französischer Schriftsteller, Mathematiker und Sprachwissenschaftler. Bekannt wurde er vor allem durch seinen rasanten, sprachspielerisch-komischen Roman Zazie dans le métro (1959, Zazie in der Metro). Queneau wurde am 21. Februar 1903 in Le Havre geboren. 1920 ging er nach Paris, studierte Philosophie an der Sorbonne und absolvierte nach seinem Abschluss als Licence de philosophie zwischen 1925 und 1927 in Marokko und Algerien seinen Militärdienst. Deutlich steht Queneaus Frühwerk unter dem Einfluss der Surrealisten, deren Gruppe um André Breton er sich bis 1924 anschloss und für deren Organ La Révolution surréaliste er Beiträge lieferte. Zwischenzeitlich arbeitete Queneau u. a. als Bankkaufmann und Tischtuchvertreter. Im Romanerstling Le chiendent (1933; Der Hundszahn), der nach dem Bruch mit Breton Ende der zwanziger Jahre erschien und während einer Griechenlandreise entstand, ist das surrealistische Weltmodell ebenso deutlich spürbar wie in der nicht verlegten Encyclopédie de sciences inexactes (Enzyklopädie der unexakten Wissenschaften) des gleichen Jahres. Danach entstanden zahlreiche Romane, darunter Les derniers jours (1935; Die kleinen Geschäfte des Monsieur Brabbant) und - unter dem Pseudonym Sally Mara - On est toujours trop bon avec les femmes (1947; Man ist immer zu gut zu den Frauen). 1938 avancierte Queneau zum Lektor des renommierten Pariser Verlages Gallimard. Zu Beginn des 2. Weltkriegs eingezogen, rettete ihn 1940 die Demobilisation vor weiteren Kriegseinsätzen. Ein Jahr später wurde er Generalsekretär von Gallimard und ab 1945 Leiter der Encyclopédie de la Pléiade. 1950 begab sich Queneau auf eine längere Reise durch die USA und wurde ein Jahr später Mitglied der Académie Goncourt, des Collège de Pataphysique und der Société Mathématique de France. 1960 war er Mitbegründer der internationalen Sprachwerkstatt Ouvroir de Littérature potentielle (Werkstatt für potentielle Literatur), kurz Oulipo, welche zum Sammelbecken experimentierfreudiger Autoren avancierte. Queneau starb am 25. Oktober 1976 in Neuilly bei Paris. Zu seinen Literaturpreisen gehören der Prix du Tabac (1948), der Prix Claire BELON (1950) und der Prix de l'Humour noir (1959). 1986 wurde posthum Queneaus autobiographisches Journal 1939-1940 herausgegeben. 2 WERK International bekannt wurde Queneau mit der Sammlung experimenteller Prosagedichte Exercices de style (1949; Stilübungen), in denen er seine formale Meisterschaft unter Beweis stellen konnte. Die Stilübungen schildern eine alltäglich-banale Begebenheit im Autobus der Linie S sowie ein späteres, damit zusammenhängendes Ereignis in 99 sprachlichen Variationen (Botanisch, Gastronomisch, Taktil, Philosophisch usw.), die nicht zuletzt Parodien bestimmter Erzählstile, Jargons, rhetorischer Figuren, Gedichtformen und Versmaße sind (Werbesprache, Haiku, Alexandriner, Sonett, Verdopplung, Polyptoton, Litotes etc.): ,,Mit langem Hals ein jämmerlicher Schemen / von Hut geflochten und von Schnauze kahl / bequemte sich zur täglich neuen Qual / den meistens vollbesetzten Bus zu nehmen...". So wird die dialektische Verknüpfung des Erzählinhalts mit der jeweiligen sprachlichen Umsetzung aufgezeigt. Erfolgreich war auch Queneaus grotesk-absurder Roman Zazie dans le métro (1959; Zazie in der Metro), der in einem Collage- bzw. Montagestil aus gesprochenem Französisch, Argot und Neologismensprache geschrieben ist und vordergründig vom zunächst scheiternden Versuch der Titelheldin - einem kleinen, altklugen Mädchen vom Lande - handelt, innerhalb von anderthalb Tagen einmal mit der Métro zu fahren (die Bediensteten der Untergrundbahn streiken); als es ihr schließlich gelingt, kann sie sich an das Erlebnis nicht mehr erinnern. In Zazie dans le métro entwarf Queneau ein skurriles, immer verwirrender sich darstellendes surrealistisches Panoptikum Pariser Gestalten, das die Erwartungshaltung des Kindes dem Sensationellen, Verrückten und Schrillen der Hauptstadt gegenüber auf Erzählebene bestätigt und die schnelllebige Metropole selbst zum Gegenstand der Darstellung werden lässt. Gleichzeitig entstand das Bild einer sinnlos vor sich hin plappernden Erwachsenenwelt - ausgerechnet der Papagei Laverdure gibt hierzu den strukturellen Refrain: ,,Du quasselst, du quasselst, das ist alles, was du kannst." Am Ende steht die ironisierte Erkenntnis Zazies, die das Prinzip zunehmender Erkenntnis des bürgerlichen Bildungsromans persifliert: ,,Ich bin älter geworden", lautet der letzte Satz des Buchs. In Chêne et chien (1937) griff Queneau auf die Gattung des Versromans zurück; hier wie andernorts ist Ironie eine wesentliche Komponente des Werks. Auch Einflüsse von James Joyce und vom Nouveau Roman sind spürbar; deutlich wird dies etwa in Pierrot mon ami (1942; Mein Freund Pierrot), Les Ziaux (1943), Saint-Glinglin (1948; Heiliger Bimbam), dem von der Psychoanalyse inspirierte Roman Les fleurs bleues (1965; Die blauen Blumen) und in Le vol d'Icare (1968; Der Flug des Ikarus), dessen Titel in einer für den Autor typischen Art und Weise mit der Polysemie von Wörtern (hier vol, französisch für Diebstahl und Flug) zu spielen versteht. Darüber hinaus verfasste Queneau die Lyriksammlung Si tu t'imagines (1952), die Epenparodie Petite cosmogonie portative (1955; Kleine Taschenkosmogonie) sowie die Essaybände Bâtons, chiffres, et lettres (1950) und Une histoire modèle (1960; Eine Modellgeschichte), letzterer ein ironisch-mathematischer Entwurf der Menschheitsgeschichte als Lehre vom ,,Unglück der Menschen". Queneaus Lyrikband Cent mille milliards de poèmes (1961; Hunderttausend Milliarden Gedichte) setzt Stéphane Mallarmés Konzept eines offenen Kunstwerks konsequent um, indem er durch seine buchtechnische Anlage dem Leser die Möglichkeit eröffnet, die Zeilen einer begrenzten Anzahl von Sonetten gleichsam ,,unendlich" miteinander zu kombinieren. 1954 drehte René Clément die Literaturverfilmung Monsieur Ripois (Liebling der Frauen) mit Gérard Philipe, bei dem Queneau am Drehbuch beteiligt war. 1956 später kam Luis Buñuels La mort en ce jardin (Pesthauch des Dschungels, auch: Der Mord in diesem Garten) mit Simone Signoret und Michel Piccoli in die Kinos, bei dem der Autor ebenfalls am Script mitschrieb. Für Cléments Zola-Verfilmung Gervaise (1956) mit Maria Schell schrieb er die Liedertexte. Zazie dans le métro wurde 1960 von Louis Malle mit Catherine Demongeot als Zazie und Philippe Noiret als verschrobenem Onkel Gabriel kongenial im Stil eines animierten Comicstrips bzw. eines rasant geschnittenen Slapstickstreifens verfilmt. In Claude Chabrols Landru (1962; Der Frauenmörder von Paris, Buch Françoise Sagan) ist Queneau neben Stéphane Audran, Hildegard Knef und Jean-Pierre Melville in einer Rolle zu sehen. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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