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Sujet 7 ♦ Polynésie, juin 2006, ES et S, LVI Angeblich hat ein pointenbewusster ostdeutscher Bürgerrechtler dem franzosischen Staatsprasidenten François...

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« Sujet 7 ♦ Polynésie, juin 2006, ES et S, LVI Angeblich hat ein pointenbewusster ostdeutscher Bürgerrechtler dem franzosischen Staatsprasidenten François Mitterrand um Dezember 1989 vorgeschlagen, die DDR doch einfach mit Frankreich zu vereinigen.

Ich weiB nicht, ob es stimmt.

Aber ich weïB, ich ware sofort dabei gewesen. Ich wollte schon als kleines Madchen nur eins: Franzosin werden.

Meine Mutter vertrostete mich s jahrelang.

Zu meiner Jugendweihe 1 würden wir nach Paris fahren.

Sie wusste schon, dass es nicht stimmte, ich aber hatte keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln.

Als die Realitat anfing, in mein Leben einzubrechen, war es zu spat.

Frankreich hatte bereits einen festen Platz in meinem Herzen. Natürlich wollte ich unbedingt Franzosisch lernen.

Doch der Fremdsprachenunterricht war in 10 der DDR so eine Sache für sich.

Russisch lernen war Pfl.icht, und durch den Zwang verlor die Sprache Tschechows 2 für die meisten ihren Reiz.

Ab der siebten Klasse konnte dann, wer wollte, noch Englisch oder Franzosisch dazunehmen.

Dieser Unterricht war nicht in den allgemeinen Lehrplan integriert, und die Stunden fanden vor oder nach der regularen Schule statt.

Damit signalisierte das Bildungssystem eindeutig, wofür es internationale Verstandigung hielt: sinnlosen 15 Luxus.

Fremdsprachen waren kein fürderungswürdiges 3 Kulturgut in der DDR. 20 25 30 Die allermeisten Schulen boten nur Englisch an.

Das hatte sogar Sinn.

Denn es gab sonst keinen praktischen Anlass, als Ost-kind Englisch zu lernen, Franzosisch war die reine Zeitverschwendung. Pure Liebhaberei 4 • Wie bei mir. Zwei meiner besten Freunde hatten mehr Glück.

An ihrer Schule gab es eine Franzosischlehrerin. Sie kam frisch von der Uni· und war nur wenig alter als die Jungs.

Als feststand, dass sie in den Ferien eine Gruppe Jugendlicher aus Frankreich betreuen würde, fragte sie ihre Schiller nach dem Unterricht, ob sie Lust hatten, mal richtig Franzosisch zu lernen.

Sie erzahlte ihnen, wann sich die Franzosen wo in der DDR aufhalten würden, und lud sie ein, dazuzukommen.

lhre Idee war so einleuchtend 5 wie unerlaubt.

Bruno und Mesch campierten in der Nahe, mischten sich so oft wie moglich unter die Gruppe und machten Bildungsurlaub der besonderen Art.

Nach den Ferien sprachen beide nicht nur bedeutend besser Franzosisch - sie waren auch auf einem anderen Stern gewesen. lm nachsten Jahr nahmen sie mich mit.

Überschwanglich 6 wurden wir von ihren Freunden aus dem letzten Sommer begrüfü.

Die Jungs stellten mich vor, und ich lachelte unsicher.

Ich sagte kein Wort.

Es war doch ein bisschen unheimlich - immerhin sprachen hier alle wirklich Franzosisch. 1. die Jugendweihe: Feier für Jugendliche im fünfzehnten Lebensjahr in der DDR. 2.

Tschechow: bekannter russischer Autor (Die Mowe, Drei Schwestern, Der Kirschgarten). 3.

forderungswürdig: digne d'être encouragé, soutenu. 4.

Pure Liebhaberei: (ici) un simple divertissement. 5.

einkuchtend: lumineux. 6.

überschwanglich : enthusiastisch. Bruno und Mesch sahen mich amüsiert an und zwinkerten aufmunternd.

Jetzt komm, du bist sonst nicht so schüchtern. 3s Die jungen Franzosen nahmen uns mit offenen Armen in ihre Gruppe auf.

Auch wir waren für sie Exoten - das lnteresse war gegenseitig.

Wir verbrachten fast die ganze Zeit zusammen.

Wir feierten, machten Ausfl.üge und lungerten herum 7 • Bruno, Mesch und ich taten meistens, als gehi:irten wir dazu.

Es hatte etwas sehr Befreiendes vorzugeben, jemand anderes zu sein. Solange wir nicht auffielen, war unsere Anwesenheit den ostdeutschen Gruppenleitern einigermaEen egal.

Sie wussten nur zu gut, wie wir uns fühlten.

ln ihrem Schutz machten wir zwei Wochen Urlaub im eigenen Land. 40 Für mich war es viel mehr als Ferien.

Es war die Erfüllung meines alten Traumes: Zusammen mit den Franzosen konnte ich endlich Franzosin sein.

Es war ein bisschen wie eine Reise nach Frankreich. Nach Claudia Rusch, ,,Meine freie deustchejugend", ,,Die Strickjacke". Compréhension 1.

Richtig oder falsch? Rechtfertigen Sie jeweils lhre Antwort mit einem Zitat aus dem Text. a) Als kleines Kind glaubte die Erzahlerin fest an das Versprechen ihrer Mutter, einmal nach Frankreich zu fahren. b) ln der DDR mussten alle Schiller zwei Fremdsprachen lernen. c) Die DDR unterstützte das Erlernen der franzosischen Sprache. d) Die Franzosischlehrerin schlug ihren Schülern vor, zwei Wochen Urlaub in Frankreich zu macheri. e) Durch den Umgang mit den Franzosen machten Bruno und Mesch bedeutende Fortschritte in Franzosisch. f) Bei der ersten Begegnung mit den Franzosen zeigte sich die Erzahlerin selbstbewusst und locker. g) Die jungen Franzosen betrachteten die ostdeutschen Jugendlichen mit gro:Ber Neugier. h) Die ostdeutschen Begleiter der franzosischen Gruppe beklagten sich über die Anwesenheit der Jugendlichen aus der DDR. 2.

Zitieren Sie vier Textstellen, die zeigen, dass die Erzahlerin schon immer eine besondere Beziehung zu Frankreich hatte. 3.

Auf wen bezieht sich das unterstrichene Wort? Beispiel 1: Sie kam frisch von der Uni (1.

20); sie = die Franzosischlehrerin Beispiel 2: Zu meiner Jugendweihe würden wir nach Paris fahren (1.

5) ; meine = die Erzahlerin a) ...

, wofür es internationale Verst:andigung hielt (1.

14) 7.

herumlungern: nichts tun, faulenzen. b) Überschwanglich wurden wir von ihren Freunden aus dem letzten Urlaub begrüfst (L 28) c) du bist sonst nicht so schüchtern (1.31) d) Die jungen Franzosen nahmen uns mit offenen Armen in ihre Gruppe auf.

(1.

33) e) Wir verbrachten fast die ganze Zeit zusammen (1.

34) f) In ihrem Schutz machten wir zwei Wochen (1.

38) 4.

Ordnen Sie jedem Subjekt in dem Zitat ein (oder mehrere) Adjektiv(e) zu. misstrauish - verstandnisvoll - gastfreundlich - schüchtern - hilfsbereit - stumm - verlegen begeistert - [entschlossen ] Beispiel: ...wollte ich unbedingt Franzosisch lernen (1.

9).

entschlossen a) die Franzosischlehrerin lud sie ein, dazu zu kommen (1.

23) b) Sie waren auch auf einem anderen Stern gewesen (1.

26) c) Die jungen.... »

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