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::,ujet !> - 1:noncè Sujet 5 ♦ Sujet national, septembre 2005, L, LVI Der Schuhtester Ein junger Mann erziihlt von...

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« ::,ujet !> - 1:noncè Sujet 5 ♦ Sujet national, septembre 2005, L, LVI Der Schuhtester Ein junger Mann erziihlt von seinem etwas ungewohnlichen Job. Kurz nach dem Frühstück verlasse ich mit zwei Taschen das Haus.

In jeder Tasche bdinden sich drei von mir getestete Paar Schuhe und in der Tasche links auEerdem sechs Gutachten 1 von zwei bis dreieinhalb Seiten. Es ist ein warmer, fast überheller Sommermorgen.

Um zehn bin ich mit Habedank verabredet.

Am s Ebert-Platz steige ich in die S 7 ein und fahre bis Hollenstein.

Dort liegt, von der S-Bahn-Station nichfweit entfernt, die Schuhmanufaktur Weisshuhn.

lm Personalbüro werde ich aufHabedank treffen und die Schuhe plus Gutachten abgeben.

Mit Habedank werde ich etwa eine Dreiviertelstunde plaudern, erst zwanzig Minuten über die von mir getesteten Schuhe, den Rest der Zeit über elektrische Eisenbahnen.

Dann wird mir Habedank drei oder vier Paar neue Schuhe aushan10 digen, und ich werde nach Hause fahren.

Obwohl mir dieses Ritual seit Jahren vertraut ist, spüre ich jedes Mal eine leichte Nervositat.

Sie geht zurück auf meinen Dünkel 2 , den ich bei solchen Besuchen deutlicher spüre als sonst, wenn ich zu Hause bin.

Früher habe ich gegen die Auswirkungen des Dünkels gekampft, heure nicht mehr.

Natürlich muB ich mich, wenn ich mit Habedank zusammen bin, besonders anstrengen.

Er soli von meinem Dünkel nichts bemerken.

Er glaubt, 1s elektrische Eisenbahnen seien auch mein Hobby, er glaubt, ich lese, genau wie er, bis heure Fachzeitschriften über die frühen Produkte vor allem von Trix und Fleischmann 3 • Er merkt nicht, daB ich mein Wissen aus der Kinderzeit immer nur für ihn noch einmal und noch einmal hervorhole. Habedank sitzt an seinem langen schwarzen Schreibtisch und erhebt sich, als er mich sieht. Ahhh! Unser Meistertester! ruft er. 20 Mein Dünkel lachelt ein wenig.

Ich nehme auf dem Besucherstuhl Platz und lege meine Gutachten aufHabedanks Tisch.

Momentweise habe ich den Eindruck, meine Arbeit ist wichtig und sinnvoll. Für jedes Gutachten zahlt mir die Firma Weisshuhn zweihundert Mark.

Das bedeutet, daB mir Habedank einen Scheck über zwi:ilfhundert Mark über den Schreibtisch schiebt.

Danach greift er hinter sich und stellt vier Paar neuer Schuhe auf die Schreibtischplatte.

Schon an ihrer Form kann 25 ich erkennen, von welchen Zuschneidern sie stammen.

Es kann jetzt nur noch Sekunden dauern, dann wird mich Habedank auffordern, mit ihm eine Tasse Kaffee zu trinken.

Dann werden wir über elektrische Eisenbahnen aus den fünfziger Jahren reden. Die Firma muB leider sparen, sagt er statt dessen. Mir fallt dazu nichts ein; ich warte auf seinen nachsten Satz. 1.

das Gutachten : le rapport, le compte rendu d'expertise. 2.

der Dünkel.: la suffisance, la prétention. 3.

Trix und Fleischmann : deux célèbres marques allemandes de petits trains électriques. 30 Ich will damit sagen, sagt Habedank, da.B ich Ihnen in Zuk.unft pro getragenes Paar Schuhe nur noch fünfzig Mark zahlen darf. Das ist aber drastisch, sage ich. Die Situation hat sich geandert. 35 40 So plotzlich? Ja, sagt Habedank, wir haben machtig Konkurrenz bekommen; der Luxus prosperiert, das merken auch andere. Ahh so, mache ich. Zum Ausgleich 4 dürfen Sie die von Ihnen getragenen Schuhe behalten, sagt Habedank. lm Büro ist es jetzt still.

Plotzlich weiB ich, warum Frau Fischedick und Herr Oppau die ganze Zeit den Raum nicht verlassen haben.

Sie wollten horen, wie Habedank sich ausdrückt, nein, sie wollten sehen, wie ich die Herabstu.fung 5 aufnehme.

Dabei gibt es nichts zu ~ehen. Es tut mir leid, §agt Habedank, ich habe diese Honorarkürzung nicht beschlossen, ich muB sie Ihnen nur mitteilen. Ich nicke.

Genaugenommen bin ich nicht wirklich überrascht. 45 50 [ ••• ] Tagelang habe ich überlegt, oh ich meiner Verargerung folgen und die Arbeit ais Schuhtester aufgeben soll.

Gestern abend erst habe ich beschlossen, den Job vorerst zu behalten, trotz der schlechter gewordenen Bezahlung.

Ich sitze im Zimmer und tippe die Testberichte für die Schuhe, die ich zuletzt von Habedank bekommen habe.

Natürlich habe ich schon früher immer mal wieder ungenau gearbeitet, aber heute geschieht es zum ersten Mal, da.B ich die Testberichte komplett erfinde.

Ich werde in Zukunft nur noch phantasierte Berichte abgeben und die ungetragenen Schuhe zum Ausgleich für den Honorarausfall auf dem Flohmarkt verkaufen. Nach Wilhelm Genazino, Ein Regenschirm fiir diesen Tag, 2001. Étude de texte 1.

Erganzen Sie folgenden Text mit Wortern aus dem Text. Beispiel: Es handelt sich um einen Text von ..........

-+ W.

Genazino. Die Firma, für die der Erzahler arbeitet, heiBt ..........

Er testet .........

und muss nach jedem Test ein .........

schreiben.

Sein Chef, Herr ........., zahlte ihm bis heute für jeden Test .........

Mark.

Jetzt will ihm der Chef nur noch .........

Mark pro Test geben. 2.

Erwartung des Erzahlers und Realitat. a) Wie stellt sich der Erzahler das Gesprach mit Herm Habedank vor? Schreiben Sie die vier richtigen Satze ab.

Rechtfertigen Sie für diese vier Satze Ihre Wahl mit einem Zitat aus dem Text. Der Erzahler stellt sich vor, er wird... 4.

zum Ausgleich (für): en compensation de, en dédo=agement de. 5.

jn herabstufen: rétrograder. - die getesteten Schuhe und die Gutachten abgeben. mit Herm Habedank Kaffee trinken. über seine Kinder sprechen. von Herm Habedank neue Schuhe bekommen. sich mit Herm Habedank streiten. seine.... »

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