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Ägypten - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Ägypten - geographie. 1 EINLEITUNG Ägypten, amtlich Arabische Republik Ägypten, Republik im Nordosten Afrikas. Ägypten grenzt im Norden an das Mittelmeer, im Osten an Israel und das Rote Meer, im Süden an die Republik Sudan und im Westen an Libyen. Der östliche Teil der Grenze zur Republik Sudan ist umstritten. Für dieses als Hal?'ib Triangle bezeichnete Gebiet wurde entlang dem 22. Breitengrad eine internationale Grenze festgelegt. Ägypten umfasst im Nordosten auch die vom Suezkanal durchschnittene Landbrücke nach Asien mit der Halbinsel Sinai. Die Gesamtfläche des Landes beträgt 997 739 Quadratkilometer. Die Hauptstadt von Ägypten ist Kairo. 2 LAND Die maximalen Ausdehnungen des Staates betragen in Nord-Süd-Richtung etwa 1 100 Kilometer und in Ost-West-Richtung etwa 1 250 Kilometer. 2.1 Physische Geographie Ägypten lässt sich in fünf naturräumliche Einheiten gliedern; dies sind die Libysche Wüste im Westen, die Arabische Wüste im Osten, das vom Nil in das Wüstenplateau eingeschnittene Niltal, das etwa 22 000 Quadratkilometer große Nildelta nördlich von Kairo sowie die von den Meeresarmen Golf von Suez und Golf von Akaba umschlossene Halbinsel Sinai. Weniger als 10 Prozent der Staatsfläche Ägyptens sind besiedelt oder werden landwirtschaftlich genutzt. Bei diesen Gebieten handelt es sich um das Niltal, das Nildelta sowie um verschiedene Oasen in den ausgedehnten Wüsten. Die Breite des Niltales nimmt in Richtung der Mündung zu; sie beträgt zwischen einem Kilometer in der Nähe von Assuan und mehr als 20 Kilometern südlich von Kairo. Mehr als 90 Prozent des Landes bestehen aus Wüstengebieten; dazu gehören die Libysche Wüste im Westen, ein Teil der Sahara, sowie die Arabische Wüste (auch als Östliche Wüste bezeichnet), die im Osten durch das Rote Meer und den Golf von Suez begrenzt wird. Bei der Libyschen Wüste (auch als Westliche Wüste bezeichnet) handelt es sich um eine ausgedehnte Sandwüste, für die häufig auch der Name ,,Großes Sandmeer" verwendet wird und die etwa zwei Drittel der gesamten Staatsfläche einnimmt. Hier befinden sich mehrere Senken, die unterhalb des Meeresspiegels liegen. Dazu gehört die Kattarasenke (Munkhafad al-Quattarah) mit einer Fläche von etwa 19 425 Quadratkilometern, die bis 133 Meter unter Meereshöhe reicht und damit den tiefsten Punkt des afrikanischen Kontinents markiert. In der Libyschen Wüste liegen auch die Oasen Siwa, Kharga, Bahariya, Farafra und Dakhla. Der größte Teil der Arabischen Wüste wird von einem Plateau eingenommen, das allmählich vom Nil aus nach Osten hin ansteigt und dessen zerklüftete Gipfel nahe dem Roten Meer Höhen von mehr als 2 000 Metern über dem Meeresspiegel erreichen. Zur Küste am Roten Meer hin fällt das Gebiet östlich des Nil steil ab. Die Arabische Wüste ist der westliche Teil einer ausgedehnten Aufwölbungszone, deren zentraler Teil während der geologischen Periode des Tertiär einbrach und heute den Graben des Roten Meeres bildet. Im äußersten Süden nahe der Grenze zur Republik Sudan erstreckt sich die Nubische Wüste, eine ausgedehnte Sandwüste. Auch der Norden der Sinai-Halbinsel wird von Sandwüste eingenommen. Im südlichen Teil der Sinai-Halbinsel befindet sich mit dem 2 637 Meter hohen Djebel Katrinah (Gebel Katharina) die höchste Erhebung in Ägypten. Auch der Berg Sinai liegt auf dieser Halbinsel, wo laut Altem Testament Moses die Zehn Gebote in Empfang nahm. Durch den Suezkanal besteht eine Verbindung zwischen Mittelmeer und Rotem Meer. 2.2 Flüsse und Seen Der Nil durchfließt Ägypten von der Republik Sudan kommend auf einer Länge von circa 1 545 Kilometern in nördlicher Richtung bis zu seiner Mündung in das Mittelmeer. Die Gesamtlänge des Flusses beträgt 6 671 Kilometer. Von der Südgrenze des Landes bis nach Kairo fließt der Nil durch ein nach Norden breiter werdendes Tal. Südlich der Stadt Idfu ist das Niltal kaum mehr als drei Kilometer breit, zwischen Idfu und Kairo weitet es sich auf etwa 23 Kilometer. Im Grenzgebiet zwischen Ägypten und der Republik Sudan liegt der Nassersee, zu dem der Nil durch den Bau des Assuan-Hochdammes aufgestaut wurde, um die Abflussmengen zu steuern. Der See ist etwa 480 Kilometer lang und maximal 16 Kilometer breit. Der überwiegende Teil des Sees liegt auf ägyptischem Staatsgebiet. Der Großteil der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche befindet sich am Westufer des Flusses. Nördlich von Kairo bildet der Fluss ein ausgedehntes Delta mit zahlreichen Kanälen und Mündungsarmen, das am Mittelmeer etwa 250 Kilometer breit ist. Die beiden wasserreichsten Mündungsarme heißen Rosette (arabisch Rashid) und Damiette (arabisch Dumy?t). Sie lagerten früher bei Überflutungen große Mengen an nährstoffreichem Schlamm ab. Daher ist diese Region die fruchtbarste des Landes. Durch den Assuan-Hochdamm wird die mittlere Abflussmenge des Nil herabgesetzt, wodurch mehrere Ernten im Jahresverlauf möglich sind. Die ökologischen Auswirkungen der schwerwiegenden Eingriffe in den Naturhaushalt des Niltales sind drastisch. Die überaus hohe Verdunstung des Stausees kann das lokale Klima beeinträchtigen. Die Regulierung der Wasserführung verschlechtert die Bodenqualität, da die Überflutung der ufernahen Bereiche mit fruchtbarem Nilschlamm ausbleibt. Im küstennahen Deltagebiet ist die Versalzung des Bodens ein bedeutendes Problem. Außerdem ging die Fischerei im Mündungsbereich wegen der Nährstoffverarmung des Nilwassers zurück. In der Nähe der Küste befinden sich im Deltagebiet vier flache Brackwasserseen. Ein weiterer größerer See, Birkat Qarun, liegt am Rand der Libyschen Wüste nördlich der Stadt Al Faijum. Geographisch lässt sich das Niltal in zwei Regionen einteilen: Oberägypten und Unterägypten. Mit Unterägypten wird im Allgemeinen das Deltagebiet bezeichnet, mit Oberägypten das Niltal südlich von Kairo. Die Länge der ägyptischen Meeresküsten beträgt zwar rund 2 450 Kilometer - zwei Drittel davon am Roten Meer -, die zur Anlage von Häfen geeigneten Buchten beschränken sich aber auf das Deltagebiet des Nil. Der Isthmus von Suez, der die Sinai-Halbinsel mit dem afrikanischen Festland verbindet, wird vom Suezkanal durchschnitten, der das Mittelmeer mit dem Golf von Suez verbindet. Anfang 1997 wurde ein ehrgeiziges Kanalbauprojekt gestartet. Dabei soll Wasser des Nil zu vier Oasen in der Libyschen Wüste geleitet werden. Präsident Mubarak verglich das Milliardenprojekt mit dem Bau des Assuan-Staudammes. 2.3 Klima Die Lage Ägyptens im subtropischen Trockengürtel bewirkt regenarmes Klima mit heißen Sommern und milden Wintern. Der überwiegende Teil Ägyptens ist klimatisch durch lang anhaltende Trockenheit und ganzjährig hohe Sonneneinstrahlung geprägt. Im nördlichen Teil des Landes herrscht das für den Mittelmeerraum typische Winterregenklima. Der Küstenstreifen am Mittelmeer und das Nildelta erhalten während der kalten Jahreszeit Niederschläge, deren Jahressumme jedoch meist 200 Millimeter unterschreitet. Hier liegen auch die regenreichsten Gebiete des Landes. Nur vereinzelt bringen Kaltlufteinbrüche von Norden her Niederschläge bis weit in das Landesinnere. Südlich von Kairo regnet es demgegenüber sehr selten, in vielen Regionen können Niederschläge auch über mehrere Jahre ausbleiben. Die mittlere Januartemperatur liegt in Kairo bei 12 °C, die des Juli bei 27 °C. Nach Süden hin steigen die Temperaturen; in Assuan betragen die Werte 15 °C im Januar und 32 °C im Juli. In den Wüstengebieten kommt es zu extremen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht. Die Tageshöchstwerte können dabei mehr als 50 °C erreichen; nachts sinken die Werte häufig auf unter 5 °C. 2.4 Flora und Fauna Etwa 70 Pflanzenarten sind in Ägypten endemisch. Aufgrund der überwiegend trockenen Bedingungen und der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung setzt sich die Flora weitgehend aus Kulturpflanzen zusammen. Vegetationsreich sind in Ägypten vor allem Nildelta, Niltal und Oasen. Die am weitesten verbreitete Baumart ist die Dattelpalme. Zu den wenigen einheimischen Bäumen zählen ferner Maulbeerbäume, Tamarisken, Akazien und Johannisbrotbäume. Daneben wurden Baumarten eingeführt, die ursprünglich nicht in Ägypten beheimatet waren. Dazu gehören Zypressen, Ulmen, Eukalyptus, Mimosen und verschiedene Obstbäume. Auf den Schwemmlandböden insbesondere des Deltagebiets gedeiht eine vielfältige Pflanzenwelt, die auch Weinreben, verschiedene Gemüse und Blumen (z. B. Lotos, Jasmin, Rosen) umfasst. Typische Pflanzen in den Trockengebieten sind Halfagras und verschiedene Dornstraucharten. Die einst an weiten Teilen des Nilufers wachsende Papyrusstaude tritt heute nur noch im äußersten Süden des Landes verbreitet auf. Wegen des trockenen Klimas gibt es in Ägypten nur wenige einheimische Wildtierarten. In den Wüstengebieten leben Gazellen, Springmäuse, Echsen und Skorpione; vor allem im Deltagebiet sowie in den Bergen entlang des Roten Meeres sind Wüstenfüchse, Hyänen, Schakale, Mungos, Wildesel und Wildschweine verbreitet. Mindestens sieben Säugetierarten sind in Ägypten endemisch. Die im Altertum zahlreichen Krokodile und Nilpferde finden heute nur noch am Oberen Nil geeigneten Lebensraum. Insbesondere im Nildelta und im Niltal gibt es eine große Artenvielfalt an Vögeln. Dazu gehören Nektarvögel, verschiedene Reiher (u. a. Silber-, Seiden-, Küsten-, Nachtund Kuhreiher), Dommeln, Löffler, Pelikane, Flamingos, Kragentrappen, Wiedehopfe und Limikolen wie Regenpfeifer, Rennvögel und Schnepfen. Zu den Greifvögeln zählen u. a. Gleitaar, Lanner- und Wüstenfalke, Geier (Bart- und Schmutzgeier) sowie Adler (Stein-, Schell-, Habichts- und Fischadler). Im Nil und in den Seen des Deltagebiets leben etwa 100 verschiedene Fischarten. 3 BEVÖLKERUNG Die Einwohnerzahl Ägyptens beträgt etwa 81,7 Millionen (2008). Fast 99 Prozent der Bevölkerung leben im Gebiet des Niltales, das weniger als 4 Prozent der gesamten Staatsfläche umfasst. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte liegt bei 82 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Siedlungsdichte im Niltal nimmt von Norden nach Süden ab. Das Nildelta gehört zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt. Die Bevölkerung Ägyptens wächst rasch an; das jährliche Bevölkerungswachstum liegt bei 1,68 Prozent. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt bei Männern 69,3 Jahre, bei Frauen 74,5 Jahre (2008). Die meisten Ägypter stammen von der hamitosemitischen Völkergruppe ab, die schon das alte Ägypten besiedelte und sich mit den Arabern, die das Gebiet im 7. Jahrhundert n. Chr. erobert hatten, vermischte. Daneben finden sich insbesondere in Unterägypten Elemente anderer Eroberervölker wie der Griechen, der Römer und der Türken. Aufgrund dieser ethnischen Vielfalt weisen die Bewohner des Niltales andere Merkmale auf als die anderen Mittelmeervölker der Region. Das Volk der Nubier bildet eine bedeutende Minderheit in den südlichen Landesteilen. Einige nomadische und halbnomadische Hirtenvölker, insbesondere die Beduinen, leben weiterhin in den Wüstengebieten, wo sie ihre alten Traditionen und Sozialstrukturen weitgehend erhalten haben. 3.1 Wichtige Städte Etwa 42 Prozent der ägyptischen Bevölkerung leben in Städten (2005). Hauptstadt des Landes ist Kairo mit einer Einwohnerzahl von circa 7,50 Millionen Einwohnern (2003) und rund 10,83 Millionen in der Agglomeration. Weitere bedeutende Städte sind: Alexandria (3,75 Millionen), die wichtigste Hafenstadt, Gise (2,57 Millionen), ein Industriezentrum in der Nähe von Kairo, Port Said an der Mittelmeereinfahrt in den Suezkanal (469 000) und Suez (418 000), die Stadt am Südende des Kanals. 3.2 Sprache Die Amtssprache ist Arabisch. Es gibt viele Dialekte, von denen der Cairene-Dialekt am weitesten verbreitet ist. In einigen Oasenstädten im Westen werden auch Berbersprachen gesprochen. Als Handelssprachen sind Englisch und Französisch verbreitet. 3.3 Religion Der Islam ist Staatsreligion; die Verfassung garantiert jedoch die freie Religionsausübung. Etwa 90 Prozent der Ägypter sind sunnitische Muslime. Nach den offiziellen ägyptischen Schätzungen stellen die christlichen Kopten mit weniger als drei Millionen Gläubigen die größte religiöse Minderheit; die koptische Kirche selbst gibt die Zahl ihrer Mitglieder mit sieben Millionen an. Weniger als 1 Prozent der Bevölkerung gehört der griechisch-orthodoxen, der katholischen oder der armenischen Kirche bzw. verschiedenen protestantischen Kirchen an. Daneben gibt es eine kleine jüdische Gemeinde. 3.3.1 Feiertage In Ägypten wird der gregorianische Kalender im gesamten Geschäfts- und im staatlichen Bereich verwendet, während der Mondkalender zur Berechnung der muslimischen Feiertage herangezogen wird. 'Aid el-Fitr, der zweitwichtigste islamische Feiertag, ist ein dreitägiges Festessen am Ende des Ramadan. 'Aid el-Adha ist der wichtigste islamische Feiertag. Er wird von den Menschen begangen, die nicht nach Mekka pilgern. Dieser Tag erinnert an Abrahams Bereitschaft, seinen Sohn auf das Geheiß Gottes hin zu opfern. Sham el-Nasseem findet am Montag nach dem koptischen Osterfest statt und ist ein Frühlingsfest, das bereits seit Tausenden von Jahren gefeiert wird. Der Tag der Arbeit ist der 1. Mai. Am Revolutionstag (23. Juli) wird die Revolution von 1952 gefeiert, bei der Ägypten von einer Monarchie in eine unabhängige Republik umgewandelt wurde. Der Tag der Streitkräfte (6. Oktober) erinnert an den Überraschungsangriff Ägyptens 1973 auf Israel, um die Sinai-Halbinsel zurückzuerobern. Weitere Feiertage sind das Koptische Neujahr und Mohammeds Geburtstag (Maulid el-Nabey). 3.4 Soziales Trotz großer Fortschritte im Gesundheitswesen ist die medizinische Versorgung insbesondere in ländlichen Gebieten unzureichend. Seit den sechziger Jahren wurden vom Gesundheitsministerium Anstrengungen unternommen, um in abgelegenen Gebieten so genannte Gesundheitseinheiten für jeweils 15 000 bis 20 000 Menschen zu schaffen. Ziel dieser Zentren ist die Koordination der medizinischen, schulischen, sozialen und landwirtschaftlichen Betreuung durch Dorfräte. Es wurden große Erfolge bei der Bekämpfung von Cholera, Pocken und Malaria erzielt. Krankheiten wie die Bilharziose sind dagegen immer noch weit verbreitet. 1959 wurde ein Sozialversicherungssystem eingeführt, das seitdem permanent ausgebaut wurde. Ein großes Problem stellt das Bevölkerungswachstum dar, inklusive der Remigration: Vor allem während der vergangenen Jahre kehrten viele im Ausland - vornehmlich im Irak und in Kuwait - arbeitende Ägypter in ihre Heimat zurück. Um die zunehmende Ausbreitung des Großraumes Kairo zu verlangsamen, wurden während der letzten Jahrzehnte mehrere so genannte Entlastungsstädte im Umland der Hauptstadt angelegt. 4 BILDUNG UND KULTUR 4.1 Bildung und Schulwesen Die Dauer der Schulpflicht in Ägypten beträgt 8 Jahre (2002-2003); der Besuch der Schule ist kostenlos. Nach der Grundschule besuchen die Kinder entweder eine allgemein bildende oder berufsbildende Sekundarschule, die auf eine weiterführende Schule oder einen technischen bzw. landwirtschaftlichen Berufsabschluss vorbereitet. Die weiterführenden Schulen fächern sich in ähnlicher Weise in vier unterschiedliche Schultypen auf, deren Lehrpläne darauf abzielen, die Schüler auf die Universität oder den Besuch einer Fachhochschule vorzubereiten. Der Alphabetisierungsgrad beträgt 59,3 Prozent (2005). Das traditionelle Geschlechterrollenverständnis ist die wesentliche Ursache dafür, dass der Alphabetisierungsgrad der weiblichen Bevölkerung (48,9 Prozent) weit hinter dem der Männer (69,4 Prozent) liegt . In Ägypten gibt es 13 Universitäten. Die 970 n. Chr. gegründete islamische Al-Azhar-Universität ist die älteste Hochschule der Welt, die ihren Vorlesungsbetrieb bis zum heutigen Tag ohne Unterbrechung aufrechterhalten hat. 1961 wurden neben dem bestehenden Lehrstuhl für Islamstudien auch noch Fakultäten für Medizin, Betriebswirtschaft und Landwirtschaft gegründet. Seit 1962 sind auch Frauen zum Studium zugelassen. Die 1950 gegründete Ayn-Shams-Universität in Kairo wird von etwa 100 000 Studenten, die Universität Kairo (1908) von mehr als 76 000 Studenten besucht. Zu den weiteren führenden Universitäten gehören die Universität von Alexandria (1942), die Universität Asyut (1957) und die Amerikanische Universität in Kairo (1919). Daneben gibt es zahlreiche Fachhochschulen sowie Kunst- und Musikakademien. 4.2 Kultureinrichtungen Seit Beginn der sechziger Jahre widmen sich zwei staatliche Tanzgruppen dem Volkstanz. Ägypten ist das Land mit der größten Filmindustrie der arabischen Welt. Es gibt ein staatliches Filmunternehmen sowie zahlreiche private Produktionsfirmen. Zu den zahlreichen hervorragend ausgestatteten Museen in Kairo gehört das Ägyptische Museum mit seinen reichhaltigen Sammlungen aus beinahe sämtlichen Epochen des alten Ägypten. 4.3 Kunst Das Land verfügt über ein reichhaltiges kulturelles Erbe (siehe ägyptische Kunst und Architektur; ägyptische Literatur). 4.4 Medien Ägypten hat das fortschrittlichste Pressewesen in der gesamten arabischen Welt. Kairo ist das größte Verlagszentrum im Nahen Osten. Sämtliche Zeitungen und Zeitschriften stehen unter Kontrolle des Staates; der auch Miteigentümer sämtlicher Verlage ist. Die einflussreichste Zeitung ist die amtliche, regierungsnahe Al-Ahram (tägliche Auflage 900 000). Die Gesamtauflage der 17 Tageszeitungen des Landes beträgt mehr als 3,1 Millionen Exemplare. Im Mai 1995 wurde ein neues Pressegesetz verabschiedet, dem zufolge die Verleumdung von Personen des öffentlichen Lebens sowie die Veröffentlichung von falschen Informationen mit Gefängnisstrafen von bis zu fünf Jahren bestraft werden können. Nach Meinung der oppositionellen Gruppen soll durch dieses Gesetz die Pressefreiheit drastisch eingeschränkt werden. Die 1956 gegründete ägyptische Nachrichtenagentur Middle East News Agency ist auch für andere Länder der arabischen Welt tätig. Eine staatliche Rundfunkgesellschaft bietet Programme in Arabisch, Englisch und Französisch, aber auch in anderen Sprachen an. Das Fernsehen wurde 1960 eingeführt und steht unter staatlicher Kontrolle. Das Programmangebot ist auf drei Sender verteilt. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Ägypten ist seit 1953 eine Präsidialrepublik; es gilt die am 11. September 1971 in Kraft getretene und seither mehrmals geänderte Verfassung. Laut der Verfassung ist Ägypten eine Republik mit dem Islam als Staatsreligion; jeder Bezug auf den Sozialismus, der in der Verfassung ursprünglich eine wichtige Rolle spielte, wurde 2007 aus der Verfassung gestrichen. 5.1 Exekutive Staatsoberhaupt ist der Präsident, der seit 2005 für sechs Jahre direkt vom Volk gewählt wird; bis dahin wurde er von der Volksversammlung nominiert und von der Bevölkerung per Referendum bestätigt. Er bestimmt die Richtlinien der Politik und überwacht deren Ausführung. Er ernennt und entlässt die Regierung und kann die Volksversammlung auflösen. Der Präsident hat zudem das Recht, mit Billigung der Volksversammlung den Krieg zu erklären, Verträge zu ratifizieren, Begnadigungen auszusprechen und Volksentscheide auszuschreiben. Daneben ist er Oberbefehlshaber der Streitkräfte. 5.2 Legislative Das ägyptische Parlament, die Volksversammlung, setzt sich aus 454 Mitgliedern zusammen; 444 von ihnen werden für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt, zehn weitere werden vom Präsidenten ernannt. Bei der Hälfte der Abgeordneten muss es sich um Arbeiter und Bauern handeln, daneben ist ein bestimmter Prozentsatz der Sitze Frauen vorbehalten. Zu den Vollmachten der Volksversammlung gehören die Genehmigung des Haushalts, die Einsetzung von Untersuchungsausschüssen sowie die Billigung von Regierungsprogrammen. Das Parlament kann auch dem Kabinett oder einzelnen Kabinettsmitgliedern das Vertrauen entziehen. Der Volksversammlung steht als beratendes Organ die Schura zur Seite. Sie umfasst 210 Mitglieder, von denen ein Drittel vom Staatspräsidenten ernannt wird; die Übrigen werden jeweils für drei Jahre gewählt. In Ägypten besteht für Bürger ab dem 18. Lebensjahr Wahlpflicht. 5.3 Judikative Das Rechtssystem Ägyptens basiert sowohl auf Elementen der islamischen Scharia als auch des englischen und französischen Rechts. Die Gerichte sind in mehrere Kategorien aufgeteilt: Höchste juristische Instanz ist der Oberste Gerichtshof. Über Verfassungsfragen entscheidet ein Verfassungsgericht. Der Kassationshof ist das höchste Gericht bei Straf- und Zivilverfahren; er setzt sich aus dem Präsidenten, 41 Vizepräsidenten und 92 Richtern zusammen. Unterhalb des Kassationshofes gibt es sieben Appellationshöfe, die ihren Sitz in den wichtigsten Provinzen haben. Auf Provinz- und auf Kreisebene existieren weitere Gerichte für Straf- und Zivilsachen. Daneben gibt es Sonder- und Militärgerichte. 5.4 Kommunalverwaltung Ägypten gliedert sich in 27 Provinzen, die jeweils von einem vom Präsidenten ernannten Gouverneur regiert werden. Den Gouverneuren stehen Provinzversammlungen zur Seite, deren Mitglieder größtenteils gewählt werden. Der starke Zentralismus in Ägypten soll zugunsten einer größeren Selbstverwaltung auf regionaler Ebene abgebaut werden. 5.5 Politik Von 1961 bis 1977 war die Arabische Sozialistische Union (ASU) die einzige zugelassene politische Partei. Nach der Einführung des Mehrparteiensystems 1977 wurde die ASU aufgelöst. Als Nachfolgeorganisation und Volksversammlung sowie Schura beherrschende Partei etablierte sich die Nationaldemokratische Partei (NDP). Zu den weiteren politischen Parteien gehören die (nominell verbotene) islamistische Muslimbruderschaft, der Wafd und die linksgerichtete Sozialistische Partei der Arbeit. 5.6 Verteidigung In Ägypten besteht für Männer zwischen dem 18. und dem 30. Lebensjahr eine dreijährige Wehrpflicht. Die Gesamtstärke der Streitkräfte beträgt etwa 468 500 Soldaten (2004). Das Heer umfasst circa 340 000, die Marine rund 18 500, die Luftwaffe etwa 30 000 und die Luftabwehr etwa 80 000 Soldaten. Die Stärke der Reservearmee beträgt etwa 300 000 Soldaten. Während des Golfkrieges 1991 unterstützte Ägypten die Alliierten mit Truppen. 6 WIRTSCHAFT 1961 wurde eine Reihe von Gesetzen zur Verstaatlichung der ägyptischen Wirtschaft erlassen. Der Außenhandel, das Banken- und Versicherungswesen sowie die meisten Produktionsbetriebe gingen in staatliche Hand über. Zwar blieben Landwirtschaft, städtischer Immobilienbesitz und bestimmte Produktionsbranchen weiterhin in Privatbesitz, dieser wurde jedoch mit strengen Auflagen verknüpft. Ein 1960 durchgesetzter Plan zur wirtschaftlichen Entwicklung sorgte für eine beträchtliche Ausweitung der Industrieproduktion in den darauf folgenden fünf Jahren. 1965 folgte diesem Plan ein Siebenjahresplan, der zum Teil aufgrund ausbleibender ausländischer Investitionen weniger erfolgreich war. Bereits 1967 trat ein relativ gemäßigter Dreijahresplan in Kraft. Die im Sechstagekrieg gegen Israel 1967 erlittenen Verluste (siehe Abschnitt ,,Die Kriege der sechziger Jahre") sowie die darauf folgende allgemeine wirtschaftliche Krise verzögerten die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten waren einer der wichtigsten Auslöser für Ägyptens Friedenspolitik gegen Ende der siebziger Jahre: Der Staat konnte sich keinen neuen Krieg mehr leisten. Zwar war gegen Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre ein großes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen, doch seit dem Fallen der Ölpreise Mitte der achtziger Jahre und vor allem auch seit der Golfkrise 1990 geriet Ägypten in eine schwierige wirtschaftliche Lage. Mitte der neunziger Jahre beliefen sich die jährlichen Entwicklungshilfeleistungen auf vier Milliarden US-Dollar. Ägypten reagierte darauf mit der Privatisierung von mehr als 300 staatlichen Unternehmen und mit Strukturreformen. Wichtigste Einnahmequelle des Landes ist der Tourismus. Weitere Quellen sind die Erlöse aus dem Export von Erdöl sowie die Gebühren für die Benutzung des Suezkanals. Darüber hinaus sind auch die Überweisungen von im Ausland arbeitenden Ägyptern von Bedeutung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 107 484 Millionen US-Dollar (2006). Hiervon erwirtschaftete die Dienstleistungsbranche 47,5 Prozent und die Industrie 38,4 Prozent, in der Landwirtschaft wurden 14,1 Prozent erzielt. Aus diesen Daten lässt sich das BIP pro Einwohner zu 1 449,20 US-Dollar errechnen. 6.1 Landwirtschaft In Ägypten leben etwa 35 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung von Ackerbau und Viehhaltung. Jedoch ist nur ein kleiner Teil der Staatsfläche agrarisch nutzbar; die landwirtschaftliche Nutzfläche beschränkt sich auf nur etwa 3 Prozent. Kultiviert werden das Niltal, das Nildelta und einige Oasen, die hoch anstehendes Grundwasser für die Bewirtschaftung des Landes nutzen. Der Grundbesitz wurde durch das Landreformgesetz von 1952 grundlegend umstrukturiert, der individuelle Bodenbesitz wurde auf eine Fläche von etwa 80 Hektar begrenzt. Diese Fläche wurde 1961 auf etwa 40 Hektar verringert und 1969 noch einmal auf etwa 20 Hektar halbiert. Die vom Staat beschlagnahmten Ländereien wurden zwar an die Fellachen (Kleinbauern) verteilt, doch das wirtschaftliche Gefälle zwischen mittelständischen Bauern und Fellachen besteht unverändert fort. Auf Betreiben der Regierung wurde durch Urbarmachung, Bewässerung (insbesondere seit Abschluss der Bauarbeiten am Assuan-Hochdamm) und den Einsatz moderner Technik (Kunstdünger und landwirtschaftliche Geräte) die Gesamtfläche des landwirtschaftlich nutzbaren Landes vergrößert. Im Januar 2003 wurde am Nassersee ein Pumpwerk in Betrieb genommen, mit dessen Hilfe Wasser des Sees über Kanäle in einige Oasen der Libyschen Wüste geleitet werden soll. Der verstärkte Einsatz von Kunstdünger ist seit dem Ausbleiben der Ablagerung von nährstoffreichem Schlamm nötig. Das ägyptische Kulturland gehört zu den ertragreichsten Böden der Welt. Ägypten ist der weltweit wichtigste Produzent von langfaseriger Baumwolle. Zu den weiteren wichtigen Anbauprodukten zählen Mais, Zuckerrohr, Weizen, Reis und Tomaten. Daneben werden Wassermelonen, Hirse, Gerste, Zwiebeln, Gemüse, Zitrusfrüchte, Mangos, Datteln, Feigen und Wein angebaut. Die Viehhaltung umfasst vorwiegend Schafe, Ziegen, Esel und Hühner. Darüber hinaus ist die Zucht von Arbeits- und Lasttieren wie Rindern und Büffeln bedeutend. Obwohl auch durch die Regulierung der Wasserführung des Nil in den meisten Regionen mehrere Ernten im Jahr möglich sind, kann der Agrarsektor den Bedarf der heimischen Bevölkerung an Grundnahrungsmitteln nicht decken. Trotz systematischer Ausweitung des Kulturlandes sind nach wie vor hohe Importe von Nahrungsmitteln notwendig. 6.2 Fischerei In Ägypten gibt es eine bedeutende Fischereiindustrie. Zu den fischreichsten Gewässern gehören die flachen Seen im Deltagebiet, der See Birkat Qarun und das Rote Meer. Die früher ergiebigen Sardinenschwärme entlang der Mittelmeerküste sind seit der Fertigstellung des Assuan-Hochdammes und den nachfolgenden ökologischen Veränderungen größtenteils verschwunden. 6.3 Bergbau Ägypten verfügt über zahlreiche Bodenschätze. Heute spielt in diesem Zusammenhang vor allem die Förderung von Erdöl eine große Rolle. Erdöl und dessen Produkte gehören zu den wichtigsten Exportgütern des Landes (der Anteil von Erdöl und Erdölerzeugnissen am Export lag 1998 bei nahezu 34 Prozent). Bedeutende Ölvorkommen gibt es z. B. in den Küstenregionen des Roten Meeres, in El Alamein am Mittelmeer und auf der Sinai-Halbinsel. Die durchschnittliche Jahresfördermenge liegt bei etwa 46 Millionen Tonnen Erdöl. Daneben werden jährlich etwa 27 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert (2003). Weitere Bodenschätze sind beispielsweise Phosphate, Manganerz, Eisenerz und Titan. 1991 wurde in der Umgebung der Stadt Assuan mit dem Abbau von Uranerz begonnen. 6.4 Industrie Im Vergleich zu anderen Ländern Afrikas ist die Industrialisierung Ägyptens relativ fortgeschritten. Rund ein Fünftel (um 20 Prozent) aller Erwerbstätigen ist in der Industrie beschäftigt und erzielt knapp ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes. Neben der Erdölförderung sowie der Erdölverarbeitung zählen vor allem die Textil- und die Metallindustrie zu den wichtigen Industriezweigen des Landes. Die Produktion konzentriert sich dabei auf die Ballungsgebiete im Nildelta, vorwiegend Kairo und Alexandria. Zu den industriellen Erzeugnissen des Landes gehören z. B. Erdölprodukte, Baumwollgarn, Jutegarn und -stoffe, Wollgarn, Metallerzeugnisse, Schwefelsäure, Stickstoffdünger, Papier, Zement, Autoreifen sowie Fernsehgeräte. Zu den kleineren Gewerbebetrieben mit gesamtwirtschaftlicher Bedeutung gehören Gerbereien, Brauereien, keramische Werkstätten und Parfümfabriken. 6.5 Währung und Bankwesen Die offizielle Währung ist das Ägyptische Pfund zu 100 Piaster. Die 1961 gegründete Ägyptische Zentralbank kontrolliert die Bankgeschäfte der Regierung, die Privatbanken sowie die Zentralnotenbank. Es gibt mehr als 200 inländische und ausländische Banken. 6.6 Außenhandel Die Handelsbilanz Ägyptens ist negativ. Die Ausgaben für die Einfuhr von Gütern übersteigen bei weitem die Erträge durch den Export. Allein 1998 importierte Ägypten Güter im Wert von mehr als 16 Milliarden US-Dollar (vor allem Nahrungsmittel und Maschinen), während sich die Exporteinnahmen auf rund 3,1 Milliarden US-Dollar beliefen. Aufgrund des rapiden Bevölkerungswachstums wurde das Land in zunehmendem Maße von Lebensmittelimporten abhängig, insbesondere von Weizen, Mehl und Fleisch. Weitere Importgüter von Bedeutung sind Fahrzeuge, chemische Erzeugnisse, Maschinen für den Bergbau sowie Metallwaren. Die wichtigsten Lieferstaaten dieser Güter sind die USA, Deutschland, Italien, Frankreich und Japan. Zu den wichtigsten Exportgütern zählen Rohöl und Erdölprodukte, die knapp die Hälfte der Exporterlöse einbringen; darüber hinaus werden auch Rohbaumwolle, Baumwollgarn und -stoffe sowie Agrarprodukte ausgeführt. Die Hauptabnehmerländer für diese Erzeugnisse sind Italien, die USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und die Türkei. 6.7 Gewerkschaften Die offizielle ägyptische Arbeiterorganisation ist die Egyptian Trade Union Federation, die etwa fünf Millionen Mitglieder hat. Die Arbeiterschaft wird auf etwa 15,3 Millionen Menschen geschätzt, die Arbeitslosenquote beträgt etwa 17,5 Prozent. 6.8 Verkehrswesen Das staatliche ägyptische Eisenbahnnetz hat eine Länge von 5 150 Kilometern (2005). Die Hauptlinie verbindet Assuan und verschiedene Orte im nördlichen Niltal mit Alexandria an der Mittelmeerküste. Die wichtigste Binnenwasserstraße des Landes ist der Nil, der auf seiner gesamten Länge in Ägypten schiffbar ist. Daneben gibt es schiffbare Kanäle mit einer Gesamtlänge von etwa 1 600 Kilometern und mehr als 17 700 Bewässerungskanäle im Nildelta, die intensiv zu Transportzwecken genutzt werden. In kleinerem Umfang spielen in den Wüstengebieten auch Karawanen für den Warentransport eine Rolle. Die wichtigste Hafenstadt ist Alexandria, gefolgt von Port Said und Suez, die alle von zahlreichen Schifffahrtsgesellschaften angelaufen werden. Der Suezkanal war zwischen 1967 und 1975 gesperrt, heute sind die Gebühren für die Durchfahrt eine wichtige Einnahmequelle des Staates. Ein Straßentunnel unter dem Kanal verbindet die Sinai-Halbinsel mit dem ägyptischen Kernland. Kairo und Alexandria sind über zwei Fernstraßen miteinander verbunden. Weitere Fernstraßen verbinden Kairo mit Port Said, Suez und El Faiyum. Die Gesamtlänge des Straßen- und Fernstraßennetzes beträgt etwa 92 370 Kilometer (2004); 52 Prozent davon sind befestigt. Die staatliche Fluglinie Egypt Air bietet Inlands- und Auslandsflüge an, es gibt in ganz Ägypten etwa 80 Flugplätze. Wichtige Flughäfen sind u. a. Kairo, Alexandria, Port Said, Abu Simbel, Assuan und Luxor. 6.9 Tourismus Der Fremdenverkehr stellt für Ägypten eine wichtige Devisenquelle dar. 1998 besuchten 3,5 Millionen Auslandsgäste das Land, die Einnahmen beliefen sich umgerechnet auf knapp 4,1 Milliarden US-Dollar. Zu den bevorzugten Reisezielen der Besucher Ägyptens zählen vor allem die Hauptstadt Kairo und die Pyramiden von Gise und Luxor mit dem Tal der Könige und den zahlreichen erhaltenen Tempeln. Darüber hinaus ist auch der Bade- und Tauchtourismus am Roten Meer von großer Bedeutung. Zu diesem Zweck wurden während der vergangenen Jahre verschiedene Ferienorte angelegt. Schweren Schaden nahm die Fremdenverkehrsbranche durch mehrere Terroranschläge muslimischer Extremisten auf Touristen. So ging beispielsweise nach dem Massaker von Luxor im November 1997 die Zahl ausländischer Gäste innerhalb kurzer Zeit drastisch zurück. Erst in der zweiten Jahreshälfte von 1998 stiegen die Besucherzahlen wieder auf Vorjahresniveau an, und 1999 wurde ein Zuwachs um nahezu 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreicht. 6.10 Energie Mehr als 70 Prozent seines Energiebedarfs deckt Ägypten aus der Verbrennung von Erdöl und Erdgas in Wärmekraftwerken. Der verbleibende Restbedarf (etwa ein Drittel) wird aus Wasserkraft, z. B. mit Hilfe der Anlage des Assuan-Hochdammes gewonnen - die Leistung des Kraftwerkes Sadd al-Ali liegt bei 2 100 Megawatt. 7 GESCHICHTE Kaum irgendwo sind die Zusammenhänge zwischen Geographie und Geschichte so offensichtlich wie in Ägypten. Leben spendender Nerv und zugleich verkehrstechnisches Rückgrat des Landes ist bis auf den heutigen Tag der Nil. Die jährlichen Nilhochwasser boten der Landwirtschaft im Niltal bis zum 1. Katarakt (etwa beim heutigen Assuan) eine solide Grundlage. Voraussetzungen dafür waren aber die Urbarmachung des Landes durch planmäßige Entwässerung und die präzise Voraussage der Überschwemmungen. Diese Aufgaben ließen sich nur als umfassende Gemeinschaftsleistung unter der Autorität zentraler Instanzen bewältigen. Die organisatorische Herausforderung formte allmählich regionale Herrschaften. Aus ihnen erwuchs, in einem mehrere Jahrhunderte dauernden Prozess, das ägyptische Königtum der Pharaonen. Die Notwendigkeit, das periodische Nilhochwasser vorherzusagen, führte zur Erfindung des Kalenders: Ausgerichtet an der Position des Sirius teilten ägyptische Priester das Jahr in drei Jahreszeiten und in 365 Tage. Ebenfalls naturgegeben war die geographisch bedingte Isolation. Umgeben von Wüsten im Westen (Libysche Wüste) und Osten (Sinai-Halbinsel), war das Niltal fremden Eroberern nur von Norden (über das Nildelta) und Süden (Nubien) her zugänglich. In der anfangs praktisch totalen Abgeschiedenheit von fremden Kultureinflüssen konnte sich die einzigartige kulturelle Kontinuität ausprägen. Die Natur gab schließlich auch die Zweiteilung Ägyptens vor: Das flache, von Sandwüsten umgebene Dreieck des Deltas bildet einen gegenüber dem oberen, von Gebirgen umgrenzten Nillauf deutlich abgegrenzten Naturraum eigener Art. Der naturräumlichen Zweiteilung entsprach die ursprüngliche und immer wieder durchbrechende Scheidung des Herrschaftsraums Ägypten in Ober- und Unterägypten. 7.1 Grundlagen der Chronologie Rückgrat unseres chronologischen Wissens über das frühe Ägypten ist das Geschichtswerk Aigyptiaka des Manetho, eines Priesters am Tempel von Heliopolis aus frühptolemäischer Zeit (3. Jahrhundert v. Chr.). Seine in griechischer Sprache verfasste Darstellung der ägyptischen Geschichte reichte von den mythischen Anfängen bis zur zweiten Eroberung Ägyptens durch die Perser (342 v. Chr.). Als Quelle lag ihm vermutlich eine Königsliste seines Tempels vor. Seine Einteilung in Altes, Mittleres und Neues Reich samt den dazugehörigen Zwischenzeiten sowie die Dynastienfolge gilt im Grundsatz bis heute. Manethos Daten sind jedoch nicht im Einzelnen zu übernehmen: Um die ägyptische Tradition noch länger erscheinen zu lassen, hat er die Regierungszeiten vieler Pharaonen des Alten Reiches absichtlich in die Länge gezogen. Außerdem listete Manetho konkurrierende Dynastien in Zeiten der Reichsspaltung in linearer Abfolge auf, so dass der Eindruck scheinbar ungebrochener Kontinuität entsteht. Eine verwickelte Überlieferungsgeschichte komplizierte den an sich schon schwierigen Text zusätzlich. Neben der relativen Chronologie des Manetho, Einzelinschriften und einigen fragmentarisch erhaltenen Königslisten bieten einige astronomische Daten Fixpunkte einer absoluten Chronologie. Hinzu kommen noch mit der C-14-Methode (siehe Verfahren zur Altersbestimmung) näherungsweise bestimmbare Daten und, für die Spätzeit, Synchronismen mit anderen Zivilisationszentren (Mitanni, Hethiter, Assyrien, Israel/Juda, Babylonien, Persien, Griechenland). Daher sind die folgenden Daten für die Geschichte des pharaonischen Ägypten, besonders für die Frühzeit und das Alte Reich, nur als ungefähre Orientierungspunkte aufzufassen. Die hier verwendete Chronologie beruht auf dem Versuch, die Daten der relativen und absoluten Chronologie möglichst stimmig in Einklang zu bringen. 7.2 Prähistorische Zeit (ca. 25000 bis 3200 v. Chr.) Die Geschichte des Niltals als eines eigenständigen Kulturraums reicht bis in das späte Jungpaläolithikum zurück, als eine allmähliche Klimaveränderung Wüsten- und Steppenzonen ausweitete und Jäger und Sammler ins Niltal drängte (ab ca. 25000 v. Chr.). Der nur wenig Wasser führende Nil bot ein hinlängliches Auskommen und setzte der Mobilität der Jäger und Sammler rasch enge Grenzen. Archäologische Funde dokumentieren, wie die Menschen sich den gewandelten Umweltbedingungen schrittweise durch Vorratshaltung anpassten - die erste Stufe zu sesshafter Lebensweise. 7.2.1 Neolithisierung (ab ca. 8000 v. Chr.) Ein erneuter Klimawandel beendete die Trockenzeit, ließ die Wassermenge des Nils stark anschwellen und erlaubte die erneute Besiedlung der an das Niltal grenzenden Savanne (ca. 10000 v. Chr.). Um 8000 v. Chr. setzte in der Levante und in Mesopotamien die Entwicklung zur endgültigen Sesshaftwerdung (die so genannte Neolithisierung oder Neolithische Revolution) ein: Die Menschen domestizierten Tiere (Rinder, Schafe, Ziegen), kultivierten wilde Getreidesorten und betrieben Ackerbau, und sie begannen mit der Produktion von Keramik. Deutlich später fasste der Ackerbau auch in Ägypten Fuß. Erst eine neue, sich rapide verschärfende Trockenperiode (ab 6000 v. Chr.) verschlechterte die Lebensbedingungen in den Randzonen so stark, dass sie die Bewohner der Savanne wieder ins Niltal zwang. War das Niltal bis zu diesem Zeitpunkt vergleichsweise eng mit den Nachbarräumen, vor allem der Levante, verflochten, so setzte jetzt jene naturräumliche Isolierung durch breite Wüstengürtel ein, in der sich Ägypten kulturell völlig eigenständig entwickelte. Funde aus dem neolithischen Nildelta belegen, dass dessen Bewohner seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. mit den Nachbarregionen Palästina und Oberägypten in regem Austausch standen. Dennoch besitzt die materielle Kultur - speziell die Keramik, seit circa 4000 v. Chr. aber auch erstmals Objekte aus Metall - ein ganz eigenes Gepräge, das Unterägypten für das Neolithikum als eigenständigen Kulturraum ausweist. Für Oberägypten lässt sich eine Kultur sesshafter Ackerbauern, die die natürliche Überschwemmungszone des Nilsaums nutzte, bis circa 4400 v. Chr. zurückverfolgen (Badarikultur, nach dem Dorf Badari bei Asyut). Für die Badarikultur sind auch erstmals aufwendige Begräbnissitten mit zahlreichen Grabbeigaben belegt, aus denen sich vermutlich der spätere ägyptische Totenkult entwickelte. Umfang und Art der Grabbeigaben spiegeln bereits eine strikte soziale Hierarchie wider und liefern Hinweise auf Fernhandelskontakte nach Nubien und Vorderasien. 7.2.2 Nakadakultur (ca. 3800 bis 3100 v. Chr.) Südlich von Badari ist für den Fundort Nakada (auch Negade, Naga ed-Deir nordöstlich von Abydos) die erste bis zur Reichseinheit kontinuierlich durchlaufende Siedlungsgeschichte dokumentiert, die Nakada- oder Negadekultur. Im frühen 4. Jahrtausend strahlte die Kultur von Nakada in weitem Umkreis bis zur Faijum-Senke im Norden und bis jenseits des 1. Katarakts im Süden aus (Nakada I). Seit der Nakada II-Zeit verraten Keramik und andere Fundobjekte ein deutlich höheres Maß an handwerklicher Spezialisierung der Produzenten (ca. 3500 v. Chr.). Darin spiegelt sich ein Prozess, in dem sich eine homogene, undifferenzierte Gesellschaft von Ackerbauern allmählich in einen komplexen sozialen Organismus verwandelte: Fernhandel und Import von Prestigegütern (Elfenbein, Metalle, Edelsteine, Edelhölzer) boten einer allmählich entstehenden Elite die Gelegenheit, sich von der übrigen Bevölkerung abzusetzen. Vermutlich durch Fernhandel durchdrang die Nakadakultur ebenfalls seit etwa der Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. das Nildelta. Mit der funktionalen Spezialisierung der Menschen auf Fernhandel, Handwerk und andere Berufsgruppen ging eine räumliche Differenzierung einher, in deren Verlauf sich Spezialisten mehr und mehr in kompakten, stadtähnlichen Siedlungen konzentrierten, während die bäuerliche Bevölkerungsmehrheit weiterhin das flache Land bewohnte. Die fortschreitende Dürre erforderte eine verbesserte Nutzung der Wasserressourcen des Nils: Erstmals gelangten großflächige, komplexe Systeme zur Be- und Entwässerung (Kanalbauten, Dämme) zur Anwendung. Spezialisierung, Siedlungskonzentration und Bewässerungsbau waren maßgebliche Faktoren einer tief greifenden sozialen Umstrukturierung. Die neuen Organisationsformen boten einer zunehmend auf Unterscheidung bedachten Elite vielfältige Möglichkeiten zur Anhäufung von Reichtum. Reichtum und Spezialwissen ließen sich unmittelbar in gesellschaftliche Macht umsetzen. Fest gefügte soziale Schichten entstanden. Dass Reichtum und die Zugehörigkeit zur Elite erblich wurden, können an den Nekropolen (Gräberfeldern) der späten Nakadazeit abgelesen werden: Die Gräber der Elite rückten räumlich von den Gräbern der Bevölkerungsmehrheit ab und wurden über lange Zeiträume kontinuierlich genutzt. Die Angehörigen der Elite besetzten ökonomische Schlüsselfunktionen: Ihre großen Höfe übernahmen die Einsammlung von Ernteüberschüssen der Landbevölkerung und die Verteilung der Überschüsse an die landwirtschaftlich unproduktiven Spezialisten. Untereinander standen sie in regem Austausch, nach außen wickelten sie den Fernhandel ab. Paläste wuchsen heran, die ein großes Umland kontrollierten. Ihre Anzahl nahm mit der Zeit immer mehr ab, während ihre Größe deutlich zunahm: Am Ende der Nakadazeit, am Vorabend der Reichseinigung, blieben lediglich zwei große Zentren in Oberägypten übrig: Hierakonpolis und Abydos. 7.3 Grundstrukturen des pharaonischen Ägypten Anders als in modernen Gesellschaften traten Wirtschaft, Religion und Politik noch nicht als autonome Teilsysteme einer differenzierten Sozialordnung in Erscheinung. Sie waren vielmehr eng aufeinander bezogen und standen in permanenter Wechselbeziehung, verbunden durch Institutionen, die uns heute höchst fremdartig anmuten. Eine Reihe von ihnen behauptete von frühester Zeit an durch alle Wechselfälle der altägyptischen Geschichte, teilweise sogar erheblich darüber hinaus, ihre Prägekraft. 7.3.1 Königtum Das sakrale Königtum verklammerte institutionell praktisch alle Sphären, in denen die Ägypter der Pharaonenzeit lebten. Der Pharao fungierte in der ägyptischen Vorstellung als Mittler zwischen der Welt der Sterblichen und jener der Götter: Er stand gleichsam an der Spitze der sozialen Pyramide auf der Erde und einer spiegelbildlich dazu projizierten himmlischen Pyramide. Als Scharnier und Kommunikationsmedium zwischen beiden war der Pharao zugleich Mensch und Gott, oberster Repräsentant der Menschen gegenüber den Göttern und Vertreter des Königsgottes Horus auf Erden, mit göttlicher Abstammungslinie. Beidem gab die Herrschertitulatur Ausdruck, mit dem Horusnamen und dem Königstitel ,,Sohn des Sonnengottes". In der Königstitulatur (,,König von Ober- und Unterägypten") zeigte sich auch die weiter empfundene Zweiteilung des Landes ebenso wie im fortgesetzten Gebrauch zweier Kronen, der ,,Roten Krone" Unterägyptens und der ,,Weißen Krone" Oberägyptens. Alle Ressourcen an Land, an Menschen und Material gehörten in dieser Vorstellungswelt dem König. Auf ihn war deshalb das gesamte Verwaltungssystem zugeschnitten. Allein der König war Quelle der Gesetze und des Rechts. In den ägyptischen Quellen tritt uns grundsätzlich der Pharao als allein Handelnder entgegen. ,,Will er, so tut er", heißt es in einem Pyramidentext über den Pharao. Dahinter verbirgt sich eine scheinbar allmächtige Autokratie - scheinbar allmächtig, weil die reale Macht des Königs durch zahlreiche Beschränkungen eingeengt war. 7.3.2 Verwaltung Einschränkend wirkte zunächst eine Bürokratie, die in ihrer Spezialisierung und Differenzierung ein beachtliches Maß an Autonomie gegenüber dem Königtum entwickelte - besonders dann, wenn die königliche Zentralgewalt schwach war und an Legitimität verlor. Die Administration war auf allen räumlichen Ebenen des Landes präsent: Dem Wesir (im Neuen Reich: zwei Wesiren), einer Art ,,Regierungschef" und zugleich de facto Stellvertreter des Pharao, unterstand die Zentralverwaltung. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehörte der Bau der monumentalen Königsgräber. Die Zentralverwaltung gliederte sich in ,,Scheune" und ,,Schatzhaus", jeweils mit eigenen Vorstehern: Die ,,Scheune" war für die zentrale Magazinierung von Getreide zuständig; das ,,Schatzhaus" für alle übrigen Güter (Edelmetalle und andere Prestigegüter, Tierprodukte, Rohstoffe). ,,Scheune" und ,,Schatzhaus" hatten - als Institutionen des Güteraustausches - die Funktion, die der Markt in modernen Gesellschaften innehat: Statt Angebot und Nachfrage regierte in der Wirtschaft Altägyptens (wie auch in Mesopotamien) das Verwaltungsdekret, das über Einsammlung und Verteilung der Waren entschied. Man spricht in diesem Zusammenhang von ,,redistributiver Wirtschaft". Das System der Redistribution setzte sich auf den übrigen Verwaltungsebenen, den ,,Gauen" und schließlich den Dörfern, fort. 7.3.3 Ma'at Die Allmacht des Königs war jedoch auch durch die Besonderheiten altägyptischer Religionsvorstellungen beschränkt. Der Begriff Ma'at, der durch eine weibliche Gottheit verkörpert wurde, lässt sich mit ,,gerechte Ordnung" nur unvollkommen wiedergeben. Ma'at war die spezifisch ägyptische Antwort auf das Problem differenzierter Gesellschaften. Dadurch, dass Menschen sich spezialisierten, unterschiedlichen Berufen nachgingen und eine soziale Hierarchie entstand, drohte der ursprüngliche Zusammenhalt der Gesellschaft zu zerfallen. Ma'at war Inbegriff für eine umfassende Solidarität, für die der Herrscher einstehen musste. Der Sonnengott hatte, der Legende nach, den Pharao eingesetzt, um das Prinzip der Ma'at auf der Erde durchzusetzen. Der König als Garant der Ma'at steht damit - Göttern wie Menschen gegenüber - in der Verantwortung: Er macht die Hungernden satt, lässt die Flüchtlinge heimkehren, bekleidet die Nackten, befriedet die Streitenden. Die Verantwortlichkeit des Königs war zugleich Grenze seiner Allmacht. Ein Pharao, der dem Prinzip der Ma'at nicht zur Geltung verhalf, der nicht Ernährer und Schützer seines Landes war, hatte damit auch seine Legitimität in der Theokratie verloren. 7.3.4 Religion Nur in seiner Funktion und durch seine göttliche Abkunft gehörte der Pharao der Sphäre der Götter zu. Mit dem Tod strebte er erneut der Welt des Sonnengottes zu. Seine Fürsorge setzte sich im Totenreich fort: Der König garantierte die jenseitige Versorgung der Beamten und seiner Untertanen. Im Unterschied zu ihrem Herrn hatten sie sich allerdings einem Totengericht zu stellen. Der Totenkult verpflichtete die Lebenden zu umfangreichen Leistungen den Toten gegenüber: Nicht nur mussten sie zahlreiche Grabbeigaben aufbringen, dem Leichnam Totentexte mit auf den Weg geben und (besonders im Fall des Königs und höherer Würdenträger) durch Mumifizierung das Weiterleben des Toten gewährleisten; sie hatten obendrein regelmäßig das Grab zu pflegen und der Toten zu gedenken. Dem Gedenken dienten spezielle Totenfeste, zu denen sich die Menschen in den Nekropolen versammelten. Im Laufe der Zeit kristallisierte sich ein Pantheon von Gottheiten heraus, das sich bereits im Alten Reich entwickelte, sich aber in der Folge mehrfach wandelte. Horus, der falkenköpfige Sohn des Sonnengottes, war seit frühester Zeit der Gott, der sich in Gestalt des Pharao inkarnierte. Er konkurrierte mit Seth, der alsbald das Böse personifizierte. Zur ägyptischen Reichsgottheit schlechthin avancierte der mit dem Sonnengott Re identifizierte Universalgott Amun. Parallel zu seinem Aufstieg im Neuen Reich erlangte die Amun-Priesterschaft eine beherrschende politische Stellung. In der Vielfalt und teilweisen Uneindeutigkeit der ägyptischen Götterwelt spiegelt sich das Zusammenwachsen regionaler religiöser Vorstellungen aus den diversen Reichsteilen. Anthropomorphe Götter standen neben Pflanzengottheiten und Göttern mit Tierköpfen. Die Menschen hielten über ihre Priester Zwiesprache mit den Göttern; Medium der Kommunikation war der Kult, Kultplatz war der Tempel, der Wohnort des Gottes auf Erden. Durch Sinnstiftung und Ritual integrierte der Kult die gesamte Gesellschaft. 7.4 Von der Frühdynastischen Zeit bis zur Ersten Zwischenzeit (um 3300 bis 2046 v. Chr.) 7.4.1 Frühdynastische Zeit (um 3300 bis 2707 v. Chr.) Die Verwaltungsaufgaben, die mit der Zentralisierung an Umfang zunahmen, erforderten ein System zur Speicherung von Informationen. Wie ungefähr zeitgleich in Mesopotamien waren soziale Differenzierung und Urbanisierung auch die Geburtsstunde der Schrift (vor 3000 v. Chr.). Schrift diente rasch auch als Medium, um Herrschernamen, später historische Ereignisse zu überliefern. So sind aus den drei der Reichseinigung vorausgehenden Jahrhunderten Inschriften erhalten, die uns meist nur lokal bezeugte Königsnamen überliefern. Diese werden als die so genannte 0. Dynastie zusammengefasst, als deren letzter Herrscher Narmer gilt. Narmer konnte sich bereits in ganz Ägypten, von Hierakonpolis bis ins Nildelta durchsetzen. Dass dieser Prozess nicht unbedingt friedlich verlief, bezeugt die ,,Schminkpalette" des Narmer, deren Reliefs u. a. Siege Narmers über die Bewohner des Deltas festhalten. Am Anfang der ägyptischen Königsliste steht der Name Menes. Dem mutmaßlichen Sohn des Narmer wird die Herstellung der Reichseinheit zwischen Ober- und Unterägypten zugeschrieben, die ihn zum ersten gesamtägyptischen Pharao machte. Doch reicht der Prozess der Zentralisierung der Herrschaftsgewalt bis in die Spätzeit der Nakadakultur zurück, als sich - abzulesen an den Nekropolen der Eliten - aus lokalen Zentren allmählich großflächige Territorien formten. Die von Oberägypten ausgehende Reichseinigung war so nur noch eine Frage der Zeit. Die soziale Komplexität der Reichseinigungszeit spiegelt sich in den Königsfriedhöfen von Abydos, in der die Könige der 1. Dynastie (ca. 3032-2853) bestattet sind. Um das zentrale Königsgrab gruppierten sich erstmals Nebengräber, die der Bestattung von Palastangehörigen dienten. Neue Haupt- und Residenzstadt wurde Memphis an der Schnittstelle zwischen Ober- und Unterägypten, das auch symbolisch die Kluft zwischen den Reichsteilen überbrückte. Die Zeit der 1. und der 2. Dynastie, eine Phase des Übergangs, heißt nach dem Gau Thinis (um Abydos), aus dem die Königsfamilie stammte, ,,Thinitenzeit". 7.4.2 Altes Reich (2707-2216) Der Übergang von der Frühdynastischen Zeit zum Alten Reich vollzog sich politisch bruchlos. Umso auffälliger ist der Wandel der materiellen Kultur, vom Ziegel zum Stein: Monumentale Steinarchitektur ersetzte die bis dahin verwendeten weniger dauerhaften Baumaterialien; die realistische Steinplastik wurde vorherrschende Ausdrucksform in der bildenden Kunst. 7.4.2.1 Staat und Gesellschaft In Staat und Gesellschaft brachen sich die Tendenzen Bahn, die ihren Anfang bereits in der Thinitenzeit genommen hatten: Bürokratisierung und Verschriftlichung. Hatte in der Thinitenzeit der König noch praktisch alle Befugnisse selbst wahrgenommen und durch ,,Königsreisen" überall Präsenz gezeigt, so entsandte die königliche Residenz in Memphis nun Beamte auf das flache Land, zuständig vor allem für die Eintreibung von Abgaben. Der Rationalisierung von Abgabenerhebung und Verwaltung diente die Einteilung des Landes in Gaue, die vom König eingesetzten Provinzgouverneuren (Gauvorstehern) unterstanden. Im System der redistributiven Wirtschaft hingen sie vollständig von der Zentrale in Memphis ab - brach sie zusammen, so drohten schwere Versorgungskrisen. Die fortschreitende Differenzierung der königlichen Verwaltung erforderte von den Spezialisten neue Qualifikationen, die eine geregelte Ausbildung der Beamten unabdingbar machte. Grundlegend für das System der Abgabenerhebung, Magazinierung und Versorgung war die Schrift. Beamte (,,Schreiber") wurden deshalb in eigens eingerichteten Schreiberschulen auf ihre Aufgaben vorbereitet. Die Schriftkultur erfasste immer weitere gesellschaftliche Bereiche, im Zuge von Verwaltungsakten um Abgabenerhebung und Versorgung auch die Menschen auf dem flachen Land. 7.4.2.2 Beziehungen nach außen Eine Außenpolitik im eigentlichen Sinn kannte das Alte Reich nicht. Da sich die Herrschaft des Pharao nicht auf ein konkret umrissenes Territorium bezog, gab es für die Ägypter praktisch keine Außenwelt. Überall galt es, dem Prinzip Ma'at zur Durchsetzung zu verhelfen. So waren Tonfigürchen, deren rituelles Zerbrechen eine magische Vernichtung von Feinden bezweckte, gewissermaßen außenpolitische Mittel des Alten Reiches. Militärische Unternehmungen richteten sich vornehmlich auf die Sicherstellung der Rohstoffzufuhr aus Nubien. Durch Beute- und Plünderungszüge suchte man den kostspieligen Zwischenhandel zu umgehen und direkten Zugriff auf die Rohstoffquellen zu erlangen. Anders waren die überseeischen Handelskontakte mit der Levante, vor allem dem Hafen Byblos nördlich des heutigen Beirut, organisiert: Die Ägypter bezogen von dort das als Bauholz und für die Grabeinrichtung unentbehrliche Zedernholz von den Bergen des Libanon. Als ,,Gegenleistung" opferten die Ägypter Figuren aus Alabaster und andere Artefakte im Tempel der ,,Herrin" von Byblos. Ähnlich hat man sich den ägyptischen Handel mit dem Land Punt am Horn von Afrika vorzustellen. Nur geringe Gefahr drohte Ägypten von den Nomadenstämmen der angrenzenden Wüsten. Feldzüge gegen die ,,Sandbewohner" dienten vor allem der Sicherung von Karawanenstraßen sowie der Erbeutung von Vieh und Gefangenen. 7.4.2.3 Pyramidenbau Hervorstechendes, bis heute sichtbares Merkmal des Alten Reiches ist die Monumentalisierung der Grabarchitektur, Stein geworden in den Pyramiden. Bereits die erste Steinpyramide, die unter Leitung des Wesirs Imhotep errichtete ,,Stufenpyramide" des Djoser (2690-2670 v. Chr.) in Sakkara, verrät das Programm, das den steinernen Zeugen pharaonischer Macht zu Grunde lag: Der Übergang vom Ziegel zum Stein als Baumaterial symbolisiert die angestrebte Ewigkeitsgeltung der Grabanlage. Der tote Pharao wurde so in die Sphäre des Göttlichen entrückt. Die Blüte der Steinplastik im Alten Reich seit Snofru (2639-2604 v. Chr.) fügt sich in denselben symbolischen Zusammenhang. Die Pyramide wies mit ihrer Form unmittelbar auf den Himmel, stand also für den gedachten Himmelsaufstieg des toten Pharao. Nachfolger Djosers in der 3. Dynastie begannen Pyramidenbauten, führten sie aber nicht zu Ende. Ihre Vollendung erreichte die Symbolik der Pyramide in der 4. Dynastie (2639-2504 v. Chr.), deren erster Herrscher, Snofru, gleich zwei Pyramiden errichten ließ, die ,,Knickpyramide" und die ,,Rote Pyramide" in Dahschur, südlich von Sakkara; beide weisen bereits die Charakteristika der späteren Pyramiden (stufenförmiger Kern mit Verblendung aus geglättetem Kalkstein) auf. Snofrus Sohn und Nachfolger Cheops (2604-2581 v. Chr.) sowie dessen Nachfolger Chephren (2572-2546 v. Chr.) und Mykerinos (2539-2511 v. Chr.) ließen sich die Großen Pyramiden von Gise bauen, die dem Konzept der Pyramide idealtypische Gestalt gaben. Bereits die gegenüber ihren Vorgängern viel kleinere Pyramide des Mykerinos signalisiert einen allmählichen Bedeutungsverlust des Pyramidenbaus und seiner Symbolik. Die 5. Dynastie (2504-2347 v. Chr.) rückte für längere Zeit den Totentempel statt der Pyramide in den Mittelpunkt und stellte mit eigens errichteten Sonnentempeln die Bedeutung des Sonnengottes heraus. Erst am Ende der 5. Dynastie, unter Asosi (2405-2367 v. Chr.) und Unas (2367-2347 v. Chr.) erlebte der Pyramidenbau eine Renaissance, die sich auch auf die 6. Dynastie (2347-2216 v. Chr.) erstreckte. 7.4.2.4 Krise und Untergang des Alten Reiches Das Abrücken vom Pyramidenbau mag, neben entsprechenden religiösen und ideologischen Veränderungen, auch auf ein allgemeines Nachlassen der Wirtschaftskraft des Alten Reiches zurückzuführen sein. Bürokratisierung wie Pyramidenbau verursachten hohe Kosten, die eine Naturalwirtschaft auf Dauer nicht tragen konnte. Aus der zunehmenden Verarmung der ländlichen Bevölkerung resultierte ein Legitimitätsproblem für den Pharao: Seine Regierung stand offensichtlich nicht mehr im Einklang mit der Ma'at. Folge war eine schleichende Erosion königlicher Macht, die nicht zuletzt in der Herausbildung regionaler Hausmachten der Verwaltungsbeamten in den Gauen ihren Ausdruck fand. Ihre Verantwortlichkeit gegenüber der Reichszentrale ließ nach, Ämter wurden erblich, Beamte nicht mehr in der pharaonischen Residenz, sondern in ihrem Gau bestattet. Beamte mutierten zu Patronen, die zentralisierte Bürokratie wich einem Feudalsystem. Symptomatisch für den Bedeutungsverlust der Zentrale in Memphis waren Thronwirren, von denen wir aus der Schlussphase der langen Herrschaft Pepis (Phiops') II. (22792219 v. Chr.) erfahren. Mehr und mehr entglitten den Pharaonen die Zügel. Sie standen völlig im Schatten der mächtigen, jetzt zu Fürsten aufgestiegenen Gauverwaltern. Der schleichende Rückzug des Königtums leitete nahtlos in die Erste Zwischenzeit über. Die Herrscher der 8. Dynastie (2216-2170 v. Chr.), die man schon der Zwischenzeit zurechnen kann, lösten einander in rascher Folge ab, bis ihr letzter Herrscher dem Putsch eines Gaubeamten aus Herakleopolis erlag. 7.4.3 Erste Zwischenzeit (2216-2046 v. Chr.) Durch die Machtergreifung der 9./10. Dynastie (Herakleopoliten, 2170-2025/2020 v. Chr.) zerfiel die fast tausendjährige Reichseinheit. Jene Grenzen, die in der Frühzeit die Häuptlingstümer voneinander getrennt hatten, traten wieder zu Tage. Mit Theben entstand unter der 11. Dynastie (2119-2046 v. Chr.) ein neues Machtzentrum, das sich auf nubische Söldner stützte und seine Autorität rasch über ganz Oberägypten ausdehnte. Dagegen verharrte Unterägypten in feudaler Zersplitterung und geriet in seiner Entwicklung gegenüber dem zentralisierteren Oberägypten während der 9. und 10. Dynastie ins Hintertreffen. Beide Teilreiche stießen bei Abydos aneinander, wo sich mehrfach Konflikte entzündeten. Ein Versuch des Nordreiches, Abydos wieder zu erobern, scheiterte und provozierte den Gegenschlag des oberägyptischen Herrschers Mentuhotep II. (2046-1995 v. Chr.), der die Dynastie von Herakleopolis beseitigte und seither als zweiter Reichseiniger nach Menes galt. In der über den längsten Zeitraum einheitlich-zentralisierten Reichsgeschichte des pharaonischen Ägypten sind die ,,Zwischenzeiten" periodisch wiederkehrende Zäsuren, in denen Gebietsherren zeitweise den Zentralstaat außer Kraft setzten. Sie sind als Ausnahmen von der Regel von besonderem historischen Interesse. Aber auch in der kollektiven Erinnerung der Zeitgenossen hinterließen alle drei Zwischenzeiten bleibende Spuren, am meisten die gleichsam stilprägende Erste Zwischenzeit. Den Zerfall der Reichseinheit erlebten die Ägypter als Einbruch des Chaos, als Zusammenbruch der durch Ma'at verkörperten gerechten Ordnung. Man empfand die soziale Hierarchie förmlich auf den Kopf gestellt. In einem Text aus der 12. Dynastie heißt es: ,,Der Bettler wird Schätze aufhäufen; die Geringen werden Brot essen; die Dienstboten werden erhoben sein." Gerade deshalb wurde die Erste Zwischenzeit zur Geburtsstunde der Literatur. Die Erinnerung an Chaos und Untergang verdichtete sich zum sinnstiftenden Mythos für die neue Reichseinheit im Mittleren Reich. Vor dem düsteren Hintergrund der Katastrophe profilierte sich die von Mentuhotep II. begründete neue Zentralstaatlichkeit umso strahlender. Der zitierte Text aus der 12. Dynastie verheißt denn auch: ,,Dann wird Ma'at auf ihren Platz zurückkehren." 7.5 Mittleres Reich und Zweite Zwischenzeit (2046-1550 v. Chr.) 7.5.1 Mittleres Reich (2046-1794/93 v. Chr.) Mit dem Sieg Mentuhoteps II. war die Reichseinheit wiedergewonnen, politische Stabilisierung aber ließ noch auf sich warten. Im Gegenteil: Im beginnenden Mittleren Reich nahm das Selbstbewusstsein der Gaufürsten wieder zu, und Thronwirren erschütterten abermals das Königtum. Erst mit der 12. Dynastie (1976-1794 v. Chr.) kam das Reich zur Ruhe und begann eine später zu klassischem Rang erhobene kulturelle Blüte. Architektur, Kunst und Schmuck dieser Zeit weisen ein außergewöhnlich hohes Maß an Kunstfertigkeit auf, und diese Periode gilt als goldenes Zeitalter der ägyptischen Literatur. 7.5.1.1 Staat und Gesellschaft Die sozialen Rahmenbedingungen hatten sich gegenüber dem Alten Reich, allen scheinbaren Parallelen der Reichseinigung zum Trotz, grundlegend gewandelt. Hatten die Pharaonen der 3. bis 8. Dynastie mit ihrem schriftkundigen Beamtenstab über eine Bevölkerung geherrscht, die, des Lesens und Schreibens unkundig, der Zentralmacht nichts entgegenzusetzen hatte, so waren die Könige nun mit einer feudalen Aristokratie von mächtigen Gaufürsten konfrontiert. Als deutlichstes Zeichen ihres Selbstbewusstseins ließen Gaufürsten die Datierung der Ereignisse in ihrem Herrschaftsbereich nach ihren eigenen Regierungsjahren vornehmen. Das Kräftemessen mit der Aristokratie konnten die Pharaonen nur für sich entscheiden, indem sie die Legitimationsbasis ihrer Herrschaft verbreiterten. Dass Theben, die Residenz der 11. Dynastie, seit Mentuhotep II. zum Reichsmittelpunkt ausgebaut wurde, stieß in Unterägypten auf erhebliche Widerstände. Nachdem der Wesir von Mentuhotep IV. (1983-1976 v. Chr.) seinen König gestürzt und als Amenemhet I. (1976-1947 v. Chr.) selbst die 12. Dynastie begründet hatte, verlegte er die Hauptstadt wieder nordwärts nach Lischt, 30 Kilometer südlich von Memphis. Im Mittleren Reich trat die Selbstherrlichkeit des Königtums hinter einer neuen Verantwortung für die Untertanen zurück: Der Pharao, auf Ausgleich mit den feudalen Eliten bedacht, strebte nach Konsens und war zu Leistungen seinen Untertanen gegenüber verpflichtet: Er gewährte Schutz und konnte im Gegenzug dafür Loyalität und Gehorsam einfordern. Im Mittleren Reich erfuhr das Prinzip Ma'at seine endgültige Ausformung. Theologisch fand die veränderte Grundlegung der Monarchie im Mittleren Reich ihre Entsprechung im Gedanken des Totengerichts. Für ein Leben nach den Regeln der Ma'at belohnt es den Toten mit dem Eingang in ein detailliert ausgestaltetes Totenreich. Der gedachten Totenstadt im ,,schönen Westen" entsprach die reale Anlage der Nekropolen am Westufer des Nil. Als neues theologisches Konzept trat die Gottessohnschaft des Pharao hinzu. Es hatte seinen Ursprung in der Provinz, wo sich die Gaufürsten als Söhne lokaler Stadtgötter legitimierten. Auf der Grundlage der neuen Königsideologie konnten die Pharaonen der 12. Dynastie noch einmal den Partikularismus der Gaufürsten überwinden. Sie banden deren Familien an die königliche Residenz und zogen die Grenzen der Gaue neu. Durch Erschließung neuen Ackerlandes, das den königlichen Domänen zugeschlagen wurde, erhöhten sie das wirtschaftliche Gewicht der Zentrale gegenüber der Aristokratie. Die Kolonisierung der Senke von Faijum durch Amenemhet III. (1853-1806 v. Chr.) fiel in die Zeit der 12. Dynastie. 7.5.1.2 Außenbeziehungen Nach wie vor richteten sich die ägyptischen Außenbeziehungen vor allem auf die Beschaffung wichtiger Rohstoffe, von der Levante, aus Punt und aus Nubien. Über den Fernhandel traten aber neue Regionen in den Gesichtskreis der Ägypter: Archäologisch sind aus dem mittelminoischen Kreta, aus Innersyrien und aus Mesopotamien importierte Artikel nachgewiesen. Intensive Beziehungen mit der Levante bezeugt auch die abenteuerliche Erzählung über das Leben des Sinuhe, der, während der Herrschaft Amenemhets I. aus Ägypten exiliert, in Palästina zu Ansehen und Wohlstand gelangte und dort das Leben eines Beduinenscheichs führte, bevor er von seinem König ein Amnestieangebot erhielt. Insgesamt war die Außenpolitik der 12. Dynastie defensiv ausgerichtet. Amenemhet I. befestigte die Südgrenze gegen Nubien am 2. Katarakt (oberhalb von Abu Simbel), und südlich davon sicherte Ägypten seine seit Sesostris I. (1956-1910 v. Chr.) intensivierte Oberherrschaft über Unternubien durch die Anlage militärischer Festungsbauten. Unter Amenemhet I. entstand auch die ,,Fürstenmauer" am Ostrand des Nildeltas, die Ägypten gegen Nomadenangriffe aus dem Sinai und aus Palästina absichern sollte. Der Versuch, Ägypten gegen Eindringlinge aus Vorderasien abzuschirmen, erwies sich auf Dauer jedoch als wirkungslos. Fremde kamen aber zunächst friedlich, als Söldner, Händler und Handwerker, die sich im Nildelta niederließen. Die Neuankömmlinge waren offenbar überwiegend Angehörige einer semitischen Sprachgruppe und stammten aus Syrien und Palästina, teilweise auch aus Nubien. In der Spätphase des Mittleren Reiches errichteten einige von ihnen als Heka-Chasut (,,Herrscher der Fremdländer") lokale Fürstentümer. 7.5.2 Zweite Zwischenzeit (1794-1550 v. Chr.) Das verstärkte Einsickern fremdstämmiger Gruppen ins Nildelta fiel zeitlich zusammen mit dem erneuten Zusammenbruch der Reichseinheit. Thronwirren häuften sich, begleitet von einem Erstarken der Gaufürsten. Eine ganz eigene Dynamik gewann die Entwicklung mit der Machtergreifung der Hyksos, der 15. Dynastie (1648-1539 v. Chr.). Gestützt auf die inzwischen breite Schicht von Einwanderern unterstellten sie Unterägypten mit der Hauptstadt Avaris im östlichen Delta ihrer direkten Herrschaft und kontrollierten in Mittelägypten einen Kranz von Vasallenstaaten. Die Hyksos-Herrscher assimilierten sich offenbar rasch. Als Ausdruck ihrer Einordnung in die ägyptische Tradition fügten sie in ihrem Thronnamen den Namen des Sonnengottes Re ihrem angestammten semitischen Namen hinzu. Sie waren auf Ausgleich mit den benachbarten Kleinkönigtümern Mittelägyptens bedacht, und ihre Herrschaft war keineswegs von solch grausamer Unterdrückung und Fremdherrschaft gekennzeichnet, wie dies spätere ägyptische Quellen in eindeutig tendenziöser Absicht vermitteln wollten. Wie nach der Zweiten Zwischenzeit ging der Impuls zur Reichseinigung auch diesmal von Theben aus. Theben erkannte wohl anfangs die Oberhoheit der Hyksos an, gab aber gleichwohl niemals den Anspruch auf Herrschaft über Gesamtägypten auf. Die Herrscher der 17. Dynastie (1645-1550 v. Chr.) rüsteten heimlich gegen den Gegner im Norden auf. Sekenenre unternahm einen ersten Vorstoß gegen die mittelägyptischen Vasallen der Hyksos, fiel aber in der Schlacht (um 1570 v. Chr.). Sein Sohn Kamose (1556-1550 v. Chr.) gelangte bis Avaris, konnte die Stadt aber nicht einnehmen. Erst dessen Bruder Amosis I. (1550-1525 v. Chr.), Begründer der 18. Dynastie (1550-1292 v. Chr.) konnte Avaris erobern und die Hyksos vertreiben. 7.6 Neues Reich bis zur Eroberung durch Alexander den Großen (1550-332 v. Chr.) Die wieder hergestellte Reichseinigung nach der Ersten Zwischenzeit wurde in der kollektiven Erinnerung der Ägypter mit Erlösung aus innerem Chaos und Erneuerung der Ma'at verknüpft. Die Vertreibung der Hyksos am Ende der Zweiten Zwischenzeit empfanden sie als Befreiung. Das Neue Reich entwickelte sich zum straffen Militärstaat mit imperialem Herrschaftsanspruch erstmals auch über das Niltal hinaus. 7.6.1 Neues Reich (1550-1069 v. Chr.) 7.6.1.1 Imperiale Expansion Wie oft in der Weltgeschichte schlugen Befreiung von Fremdherrschaft und Wiedererlangung der inneren Einheit auch im beginnenden Neuen Reich in imperiale Expansion nach außen um. Amosis I. hatte nach der Eroberung von Avaris mit der Vertreibung der letzten Hyksos aus Südpalästina bereits eine neue Grenze gezogen. Hauptziel des ägyptischen Vordringens war die Levante, jene Region, aus der die Hyksos stammten. Unter Thutmosis I. (1504-1492 v. Chr.) erreichte ein ägyptisches Heer erstmals den Euphrat, wo Ägypten mit den Mitanni zusammenstieß, die die Führungsschicht in den syrischen Staaten stellten. In einem zweiten Anlauf unter Thutmosis III. (1479-1425 v. Chr.), der anfangs gemeinsam mit seiner Stiefmutter Hatschepsut regierte (1479-1458 v. Chr.), intensivierte Ägypten, in Allianz mit den Assyrern, seine Kontrolle des syrisch-palästinischen Raums. Bei Megiddo in Palästina schlug er eine Koalition syrischer Fürsten (1458 v. Chr.) und installierte dann in Syrien systematisch eine direkte Herrschaft Ägyptens, mit Garnisonen, Flottenbasen und einer Provinzialverwaltung, die ein ,,Vorsteher der östlichen Fremdländer" leitete. Die lokalen Fürsten wurden zu niederen ägyptischen Verwaltungsbeamten degradiert, die der direkten Kontrolle der Krone unterstanden. Die Rahmenbedingungen für die ägyptische Herrschaft in Syrien änderten sich mit dem Niedergang der Mitanni, die unter den Druck des expandierenden Hethiterreiches gerieten und die Verständigung mit Ägypten suchten. Thutmosis IV. (1397-1388 v. Chr.) knüpfte eine dynastische Verbindung zwischen Ägypten und Mitanni und nutzte die Gelegenheit für weitere Expansion. Nicht weniger energisch trieben die Herrscher der 18. Dynastie die Expansion im Süden, in Nubien, voran. Unter Thutmosis I. eroberte Ägypten die nubische Hauptstadt Kerma und unterwarf Nubien bis nördlich des 5. Katarakts (unterhalb des heutigen Atbara) und unterstellte es, bei innerer Autonomie, einem Vizekönig. Monumentale Tempelanlagen für den Königskult, für Amun, Ptah und Horus unterstrichen den ägyptischen Anspruch auf Nubien, dessen hohe Tribute, vor allem in Gold, einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung des königlichen Haushalts leisteten. In eine Krise geriet die ägyptische Hegemonialpolitik während der Amarna-Periode, als innere Konflikte vorübergehend das militärische Potenzial banden und die Expansionskraft lähmten. Die zahlreichen, auf Akkadisch abgefassten Tontafeln der Amarna-Korrespondenz enthüllen, wie die Herrschaft Ägyptens über die Levante seit Amenophis III. (1388-1351 v. Chr.), verstärkt seit Amenophis IV./Echnaton (1351-1334 v. Chr.), ins Wanken geriet: Lokale Machthaber, u. a. aus Byblos, wandten sich mit Bitten um militärische Unterstützung an den Pharao, fanden aber kein Gehör. Syrien-Palästina verwandelte sich für fast 50 Jahre in einen Unruheherd mit Bauernaufständen, Nomadeneinfällen und Adelsrevolten. Um so kraftvoller nahmen die Nachfolger Echnatons seit Haremhab (1319-1292 v. Chr.) die Expansionspolitik wieder auf. Nicht zufällig blickten Haremhab, ebenso wie sein Nachfolger Ramses I. (1292-1290 v. Chr.) und die meisten anderen Pharaonen der 19. Dynastie (1292-1186 v. Chr.) bei ihrem Herrschaftsantritt auf eine militärische Karriere zurück: Ägypten verwandelte sich in einen Armeestaat. Inzwischen war in Vorderasien das Hethiterreich an die Stelle der Mitanni getreten und rivalisierte mit Ägypten um Positionen in der Levante. Bei Kadesch am Orontes stießen die beiden Großmächte 1275 v. Chr. frontal zusammen. Pharao Ramses II. (1279-1213 v. Chr.) erreichte mit knapper Not ein Remis, rühmte sich aber in seiner Bildpropaganda z. B. in Abu Simbel eines glänzenden Sieges. Nach weiteren erfolglosen Feldzügen gegen das Hethiterreich schloss Ramses schließlich um 1258 v. Chr. mit dem Hethiterkönig Hattusili I. einen Friedensvertrag, den ersten (überlieferten) schriftlichen Friedensvertrag der Geschichte. Darin wurde der Orontes als Grenze der jeweiligen Interessensphären festgelegt. Die ägyptische Expansion war damit an ihr Ende gelangt. In der Levante, zwischen Ägypten und Hethiterreich, spannte sich ein Flickenteppich kleiner Staaten, die unter der Oberherrschaft der Hethiter (im Norden) und Ägyptens (im Süden) standen. Von hier gingen die Erschütterungen aus, die um 1200 v. Chr. das gesamte System zum Einsturz brachten. Wie bereits in der Amarnazeit entglitt den lokalen Herrschern die Macht, Revolten und Bürgerkrieg breiteten sich aus. Während das Hethiterreich schon kurz nach 1200 v. Chr. zusammenbrach, konnte sich Ägypten unter Ramses III. (1183-1152 v. Chr.) zwar gegen Invasionen im Zuge des so genannten Seevölkersturms (siehe ägäische Wanderung) behaupten, war jedoch mit den Hethitern und den Besitzungen in der Levante seiner strategischen Partner beraubt. Etwa gleichzeitig versiegten die Einkünfte aus den Tributen in Palästina und Nubien. Später entzog sich auch Oberägypten der Kontrolle durch die Ramessiden. Ramses XI. (1099-1069 v. Chr.) musste die Errichtung einer Militärdiktatur in Theben durch den General und Priester Herihor hinnehmen. 7.6.1.2 Amarna-Periode Innerhalb des Neuen Reiches sticht der nach der Residenz Echnatons Amarna-Periode benannte Zeitabschnitt ab. Amenophis III. (1388-1351 v. Chr.) verlegte an seinem Sed-Fest, dem Fest zum 30-jährigen Thronjubiläum (1358 v. Chr.), den Regierungssitz weit nach Süden, auf das Theben gegenüber liegende Westufer des Nils (ThebenWest). Der Umzug der Hauptstadt eröffnete zugleich eine theologische Revolution, die unter Amenophis' III. Sohn und Nachfolger, Amenophis IV. (1351-1334 v. Chr.), ihren Höhepunkt erreichte: In radikaler Abkehr von der traditionellen Theologie vollzog Gott Aton, der die Sonnenscheibe personifizierte und sich mit dem König vereinigte, seinen Lauf am Himmel ohne die Begleitung anderer Götter. Das besondere Hervortreten Atons mit bereits henotheistischer (einen aus einer Vielzahl von Göttern bevorzugenden) Tendenz schmälerte den bisherigen Rang Amuns als Reichsgott und lieferte den Zündstoff für Konflikte mit den thebanischen Eliten, vor allem der Amun-Priesterschaft von Karnak. Zudem stützte sich der König allein auf den aus Memphis mitgebrachten Hofstaat: die königliche Familie und die Hofbeamten. Aber erst Amenophis IV. vollzog konsequent den Bruch mit der Tradition: Er verlegte erneut die Residenz, diesmal nach Amarna (in der Antike: Achetaton) in Mittelägypten, und leitete den Übergang zu einem echten Monotheismus ein. Er nahm den Namen Echnaton (,,dem Aton gefällig") an, tilgte aus allen Inschriften den Namen Amuns, verbot dessen Kult - nicht aber die Tempelorganisation - in Karnak und führte einen dynastischen Kult ein. Als möglicher Grund für die ,,erste Religionsstiftung in der Geschichte" (Jan Assmann) durch Echnaton wird angenommen, dass er auf diese Weise die Gefahr ausräumen wollte, die von der mächtigen Amun-Priesterschaft für das Königtum ausging. Die neue Religion reflektierte darüber hinaus ein neues Weltbild, das Ägypten nicht mehr als isolierten Mittelpunkt der Welt, sondern eingebettet in ein weiträumiges Staatensystem begriff. So rasch und radikal wie ihr Aufstieg erfolgte der Fall der Amarna-Theologie Echnatons. Bereits in seinen späteren Regierungsjahren nahm der Pharao, möglicherweise wegen außenpolitischer Probleme, einige seiner Reformen zurück. Nach seinem Tod schlug das Pendel dann zurück: Amun wurde rehabilitiert, die Hauptstadt Amarna aufgegeben, die alten Eliten aus Priesterschaft und Militär kehrten in ihre angestammten Machtpositionen zurück. 7.6.2 Dritte Zwischenzeit (1069-746 v. Chr.) Mit dem Ende des Neuen Reiches brach die Strukturgrenze zwischen Ober- und Unterägypten wieder durch. Die erneute Trennung zwischen den Reichsteilen trug der Unmöglichkeit Rechnung, ganz Ägypten weiterhin von einer Residenz aus zu regieren, weil die Infrastruktur des Landes in der turbulenten Schlussphase des Neuen Reiches zerfallen war. Zentrum Oberägyptens blieb Theben, wo sich Herihor (ca. 1069-1062 v. Chr.) von der 20. Dynastie losgesagt und - zugleich König, Hohepriester, Wesir und General - alle Herrschaftsfunktionen auf sich konzentriert hatte. In Tanis, dem Zentrum des Nildeltas, gelangte mit Smendes (1069-1043 v. Chr.) ebenfalls eine neue Dynastie, die 21., an die Macht. Beiden Zentren, Theben wie Tanis, war gemeinsam, dass sie ihrerseits in eine Fülle kleiner Fürstentümer zerfielen. Beide koexistierten mit durchweg friedlichen Beziehungen. Die dezentrale Struktur setzte sich unter der (22.) libyschen Dynastie (945-736 v. Chr.) fort. Sie leitete sich von ägyptisierten libyschen Söldnern her, die in der Ramessidenzeit in ägyptische Dienste getreten waren. 7.6.3 Spätzeit (746-332 v. Chr.) Der energischste Versuch zur neuerlichen Reichseinigung ging von der Peripherie, von Nubien, aus. Die Herrscher von Kusch expandierten nach Oberägypten und wurden in Theben als 25. Dynastie (746-655 v. Chr.), die so genannten Kuschiten, anerkannt. Das Nildelta, nun mit dem Zentrum Saïs, unterwarfen die Kuschiten einer nominellen Oberherrschaft unter Belassung weitreichender Autonomie. Gegen das expandierende Neuassyrische Reich unterstützte Ägypten die syrischen Kleinstaaten und Jerusalem, freilich ohne dauerhaften Erfolg: Die Assyrer drangen ins Nildelta ein, besetzten Memphis (671 v. Chr.) und schließlich Theben (664 v. Chr.). Im Widerstand gegen die Assyrer vereinigte die neue, die 26. Dynastie von Saïs (664525 v. Chr.) Ober- und Unterägypten zum letzten Mal in einem wirklich souveränen Staat. Psammetich I. (664-610 v. Chr.) sicherte Ägypten durch eine Kette von Festungen. Sein Nachfolger Necho II. (610-595 v. Chr.) konnte sogar kurzzeitig die ägyptische Oberherrschaft über die Levante restaurieren. Auf seine Initiative ging auch ein Kanal zurück, der erstmals den Nil mit dem Roten Meer verband. Der letzte König der Saïten-Dynastie, Psammetich III., hatte der nun einsetzenden persischen Expansion nur noch wenig entgegenzusetzen. Nach der Niederlage Ägyptens gegen Persien 525 v. Chr. unterstellte der persische Großkönig Kambyses II. Ägypten als Satrapie ( siehe Satrap) seiner direkten Herrschaft. Dennoch behaupteten sich in Religion, Kultur, Verwaltung und Gesellschaft ägyptische Traditionen, behielt das Land sein typisches Gepräge. Entsprechend groß war der Wille zur Selbstbehauptung: Nach mehreren fehlgeschlagenen Aufständen setzte sich der Libyer Amyrtaios um 402 v. Chr. für kurze Zeit in ganz Ägypten durch. Die wieder gewonnene Unabhängigkeit wurde jedoch in inneren Wirren mit mehreren konkurrierenden Dynastien verspielt, bis die Perser Ägypten erneut annektierten (343/342 v. Chr.). 7.7 Hellenistische und römische Herrschaft (332 v. Chr. bis 641 n. Chr.) Die kampflose Besetzung Ägyptens durch Alexander den Großen 332 v. Chr. gab das Vorspiel zur 300-jährigen Herrschaft griechisch-makedonischer Könige über Ägypten. Die neuen Herren brachten ihre Identität, Sprache und Kultur, ihre Religion und Herrschaftsauffassung und nicht zuletzt ihre griechisch-makedonischen Soldaten und Funktionsträger mit. Unter der Oberfläche lebten aber starke einheimische Traditionen fort, koexistierten und vermischten sich teilweise mit der griechischen Kultur. Besten Ausdruck gab der neuen fruchtbaren Vielfalt das 331 v. Chr. von Alexander gegründete Alexandria, wo Griechen, Ägypter und Juden zwar in separaten Stadtvierteln, aber friedlich zusammenlebten. 7.7.1 Hellenistische Zeit (332-30 v. Chr.) 7.7.1.1 Hellenistische Monarchie Alexander stellte sich bewusst in die Tradition der Pharaonen, übernahm von ihnen die Gottessohnschaft und ließ sich vom Oberpriester in Siwa als Sohn des Amun-Re begrüßen. Das Dogma von der Göttlichkeit des Königs war fortan fester Bestandteil hellenistischer Herrscherideologie. Der spezifische Charakter der hellenistischen Monarchie in Ägypten manifestierte sich in großzügigen Bauprogrammen für die Heiligtümer, die ganz in der ägyptischen Tradition standen. Anspruch und Charisma der Könige offenbarten sich in Beinamen wie Sotér (,,der Retter"), Euergétes (,,der Wohltäter") und Epiphanés (,,der Prächtige"). Sie führten groß angelegte Feldzüge, trieben eine Hofhaltung mit immensem Aufwand und suchten ihr Prestige durch Schenkungen, monumentale Architektur und prunkende Prozessionen zu mehren. Nach Alexanders Tod 323 v. Chr. blieb die Einheit des Alexander-Reiches zunächst formal bestehen. Unter der Oberfläche gewannen aber rasch partikularistische Tendenzen an Boden, teilten Militärs aus Alexanders Umgebung, die Diadochen, dessen Erbmasse unter sich auf. Eine wichtige Vorentscheidung war die Verteilung der Satrapien. Noch in Babylon, dem Sterbeort Alexanders, fiel Ägypten an dessen Vertrauten Ptolemäus. Ptolemäus baute seine Position in Ägypten zielstrebig aus und machte sich früh zum Verfechter einer Reichsteilung. Diese erfolgte endgültig nach mehreren Kriegen zwischen den Diadochen, als sich Antigonos, Ptolemäus, Seleukos, Lysimachos und Kassandros der Reihe nach in ihren Herrschaftsgebieten zu Königen erklärten (305 v. Chr.). Die von Ptolemäus begründete Dynastie der Ptolemäer behaupteten ihre Herrschaft bis zur Annexion Ägyptens als römische Provinz (30 v. Chr.). Das ptolemäische Ägypten gehörte zu den Großmächten der hellenistischen Welt und konnte zuweilen seine Macht bis nach Syrien, Kleinasien, Zypern, Libyen und Phönikien ausdehnen. Ptolemäus III. (246-221 v. Chr.), der sich in den Besitz von fast ganz Syrien brachte und Ägypten damit die Hegemonie über den gesamten östlichen Mittelmeerraum verschaffte, führte das Ptolemäerreich auf den Höhepunkt seiner äußeren Macht, die es in nachfolgenden Kriegen gegen das Seleukidenreich schrittweise wieder einbüßte. Nach der Eroberung Ägyptens durch den Seleukiden Antiochos IV. im 6. Syrischen Krieg (170-168 v. Chr.) bewahrten die Römer Ägypten vor dem Verlust seiner Unabhängigkeit, indem sie Antiochos IV. zum Abzug zwangen (,,Diktat von Eleusis" 168 v. Chr.). Während Ägypten damit praktisch zu einem Klientelstaat Roms absank, stieg dieses zu einer festen Größe in der Politik des östlichen Mittelmeerraums auf. Größere politische Bedeutung erlangte Ägypten erst wieder als Schauplatz des letzten Akts im Römischen Bürgerkrieg zwischen Octavian und Marcus Antonius, der sich gemeinsam mit Kleopatra VII. (51-30 v. Chr.), der letzten Herrscherin aus ptolemäischem Haus, nach Alexandria geflüchtet hatte, wo beide Selbstmord begingen. Die Annexion Ägyptens als römische Provinz (30 v. Chr.) war zugleich das Ende der hellenistischen Monarchie. 7.7.1.2 Staat und Gesellschaft Auch das ptolemäische Ägypten verfügte über ein hochkomplexes Verwaltungssystem, über das wir dank erhaltener Papyri gut informiert sind. Wie im vorhellenistischen Ägypten war der Verwaltungsstab ganz auf den König zugeschnitten. Der König und sein ,,Haus" waren, wie zuvor der Pharao mit seiner Residenz, Mittelpunkt von Staat und Ökonomie. Die ,,Regierung" hatte weithin informellen Charakter: Der König war von einer Schar von ,,Freunden" (griechisch phíloi) umgeben, die zur Elite zählten kraft ihrer persönlichen Beziehung zum König. Der Kreis der phíloi rekrutierte sich anfangs fast ausschließlich aus Makedoniern und Griechen, später in wachsendem Maß auch aus Ägyptern. Er bildete eine in sich abgeschlossene Hofgesellschaft, die intern wieder in mehrere Rangstufen zerfiel. Ganz Ägypten teilte sich in 40 Gaue (griechisch nomoí), denen jeweils ein Nomarch vorstand, dem ein ,,Hausverwalter" (griechisch oikonómos) für wirtschaftliche Fragen zur Seite stand. Die Ämterhierarchie setzte sich bis auf die unterste Ebene von Dorfgemeinschaften fort. Alle waren dem dioiketés, dem Verwalter des Königs in Alexandria, unterstellt. Die Mittelmeerhafenstadt Alexandria stieg unter den Ptolemäern zu einer der bedeutendsten Städte der Mittelmeerwelt auf. Als Zentrum von Literatur und Gelehrsamkeit, mit seiner großen Alexandrinischen Bibliothek und dem Museion, stellte es selbst Athen in den Schatten. In Scharen zog die Hauptstadt Künstler und Intellektuelle an wie Demetrios von Phaleron, Kallimachos, Apollonios von Rhodos und Eratosthenes. Die Stadt hatte zu der Zeit etwa 300 000 Einwohner (die Sklaven nicht mitgerechnet). Indes lastete auf der ägyptischstämmigen Bevölkerung, vor allem auf der ländlichen, ein erheblicher Steuerdruck. Meist besser gestellt waren die griechischen und makedonischen Einwanderer, die oft ihr Auskommen in der Verwaltung oder als private Steuerpächter fanden. Die meisten Griechen waren privilegierte Grundbesitzer (Kleruchen), die ihr Land durch einheimische Arbeitskräfte oder Pächter bearbeiten ließen. 7.7.2 Ägypten im Imperium Romanum (30 v. Chr. bis 641/642 n. Chr.) Ägypten wurde zu einem wirtschaftlichen Stützpfeiler des Römischen Reiches, und zwar nicht nur aufgrund der Getreideproduktion, sondern auch aufgrund der Produktion von Glas- und Metallwaren. Daneben wurden über die Häfen des Roten Meeres Gewürze, Parfüm, Edelsteine und seltene Metalle eingeführt. Die Leitung der Provinz lag in den Händen eines Präfekten aus dem Ritterstand, der allein dem Kaiser verantwortlich war. Beim Präfekten liefen vor allem die Fäden der Steuerverwaltung zusammen: Abgaben wurden in Naturalien erhoben, Überschüsse direkt nach Rom verschifft. Unterhalb der Führungsebene existierte die ptolemäische Verwaltung praktisch unverändert fort. Bestehen blieb auch die Einteilung in Gaue, die in drei Großregionen (Deltaraum, Mittel- und Oberägypten) zusammengefasst wurden. In den Gauzentren lag die Verwaltung in den Händen der Griechisch sprechenden Bevölkerung, die - nach der spezifisch griechischen Bildungseinrichtung - ,,die vom Gymnasium" genannt wurden. Griechische Sprache und Kultur waren die wichtigsten Qualifikationen für den Verwaltungsdienst; er war damit auch gräzisierten Ägyptern ohne weiteres zugänglich. Ein weiteres Erbe des pharaonischen und ptolemäischen Ägypten war die direkte Verwaltung der Städte durch die Provinzialbehörden. Während Städte im übrigen Imperium städtische Freiheit genossen, blieb diese den ägyptischen Städten lange versagt. Besonders die griechische Bevölkerung Alexandrias erhob immer heftiger die Forderung nach Autonomie. Erst Septimius Severus gab dem Druck nach und gewährte den ägyptischen Städten Stadträte (200). Wenige Jahre später wurden in Ägypten wie dem gesamten Reich alle Freien römische Bürger (Constitutio Antoniniana, 211). Ein beständiger Unruheherd war Alexandria, eine der größten Städte der römischen Kaiserzeit, auch als ethnisch-kultureller Schmelztiegel. Symptomatisch war der Pogrom, den die griechischstämmigen Bürger mit Unterstützung des Präfekten Flaccus gegen die Alexandriner Juden anzettelten (38 n. Chr.). Weitere Konflikte zwischen Juden und Griechen prägten das Klima der Stadt und wuchsen sich mehrfach zu bürgerkriegsartigen Unruhen aus, z. B. in den Jahren 60 und 212 bis 215. Die Situation wurde durch die Ankunft zelotischer Flüchtlinge nach dem Jüdischen Krieg (66-70) noch prekärer. Seit dem 3. Jahrhundert häuften sich die Unruhen in Ägypten. Starker Preisauftrieb, Steuererhöhungen und grassierende Korruption lasteten vor allem auf der ländlichen Bevölkerung schwer. Dennoch blieb Ägypten auch in der Zeit der Soldatenkaiser (235-284) ein bedeutendes kulturelles Zentrum, jetzt vor allem der Philosophie (Alexandrinische Philosophenschule) und des frühen Christentums (Alexandrinische Theologenschule). Die Christianisierung Ägyptens schritt im 3. Jahrhundert rasch voran. Mit ihr riss die Tradition altägyptischer Religion ab: Der letzte erhaltene Hieroglyphentext stammt aus dem Jahr 296. Die Briefe des Bischofs Dionysius von Alexandria legen ein eindringliches Zeugnis von den Christenverfolgungen unter Kaiser Decius (249-251) ab, die auch Ägypten erfassten. In die Zeit der Christenverfolgung fielen die Anfänge der ägyptischen Einsiedlerbewegung, aus der das christliche Mönchtum erwuchs. Als nach dem Sieg der Perser unter Schapur I. über Kaiser Valerian (259) Roms Macht im Osten wankte, geriet Ägypten in den Sog des kurzzeitig expandierenden Machtzentrums Palmyra (269-270), wurde aber durch Kaiser Aurelian für Rom zurückerobert. Mit der endgültigen Teilung des Römischen Reiches im Jahr 395 fiel Ägypten an Ostrom bzw. das Byzantinische Reich. Ursache für einen politisch-ideologischen Dauerkonflikt mit Konstantinopel wurde die Abspaltung der ägyptisch-monophysitischen (koptischen) Kirche von der orthodoxen Reichskirche nach dem Konzil von Chalkedon (451), mit eigenem Patriarchat in Alexandria. Die monophysitische Bevölkerung Ägyptens (wie Syriens) entfremdete sich zusehends von Ostrom. Die Ägypter, Konstantinopel in inniger Feindschaft verbunden, begrüßten daher durchweg die Eroberung erst durch Persien (619-629), dann durch die Araber (639-642). 7.8 Unter dem Kalifat bis zu den Osmanen (641/642 bis 1517) 641 kapitulierte die den letzten Nilübergang vor dem Delta beherrschende Festung Babylon, die stärkste Bastion Konstantinopels in Ägypten, vor den arabisch-muslimischen Eroberern. Die Stadt erhielt nach ihrer Umwallung (lateinisch fossatum) den neuen Namen Fustat. Aus ihr ging das spätere Kairo hervor. Im Jahr nach der Kapitulation Babylons ergab sich auch das in religiösen Konflikten zerrissene Alexandria. Auch unter dem Kalifat bewahrte Ägypten seinen eigenen Charakter. Es rückte in einem Reich, das sich rasch vom Indus bis zum Maghreb ausdehnte, noch weiter an die Peripherie und blieb, wenngleich Ausgangspunkt für die weitere Expansion des Islam in Nordafrika, praktisch sich selbst überlassen. Die Bevölkerung blieb bis ins 9. Jahrhundert mehrheitlich christlich (koptisch). Auch die angestammte Verwaltungsstruktur blieb unangetastet und meist in koptischer Hand. Wie in römischer Zeit diente Ägypten dem Kalifat hauptsächlich als Kornkammer - zum besseren Abtransport verband, wie in den Tagen Nechos II., ein Kanal den Nil mit dem Roten Meer. 7.8.1 Omaijaden und Abbasiden (661-868) Erste Eingriffe in die innere Autonomie nahm die neue Dynastie der Omaijaden (661-749) vor: Sie erhob unter dem Kalifen Abd al-Malik (685-705) auch in Ägypten Arabisch zur Verwaltungssprache und drängte die Kopten zur Arabisierung und Islamisierung. Mehrere Aufstände der koptisch gebliebenen Bevölkerung gegen die Besteuerung durch das Kalifat schlugen (beispielsweise 831/832) fehl. Die Arabisierung des Landes schritt auch durch eine besondere Form der Assimilation voran. Konvertierte Angehörige der einheimischen Eliten (Mawali) konnten den Namen einer der muslimisch-arabischen Sippen annehmen, zu denen sie ein Klientelverhältnis aufgebaut hatten. So wuchsen sie in die Umma, die islamische Gemeinschaft der Gläubigen, hinein. Die außerhalb der Umma stehenden Kopten bildeten eine Gemeinschaft für sich, mit innerer Autonomie und unter Führung ihrer Geistlichkeit. Mit der Machtübernahme der Abbasiden im Jahr 750 und der Verlegung der Hauptstadt von Damaskus nach Bagdad rückte Ägypten noch weiter an den Rand. Der Steuerdruck auf die Provinz verschärfte sich weiter. Mit dem allmählichen Niedergang des Kalifats erweiterte sich schließlich der Spielraum für die meist türkischstämmigen Provinzstatthalter an der Peripherie: Sie reduzierten die Tributleistungen an die Zentrale in Bagdad und etablierten allmählich eigene Dynastien. Der letzte der von den Abbasiden seit 834 eingesetzten türkischen Militärgouverneure in Ägypten, Ahmad Ibn Tulun, warf sich zum faktisch souveränen Herrscher über Ägypten auf und gründete eine Dynastie. 7.8.2 Tuluniden und Ichschididen (868 bis 969) Unter der Herrschaft Ibn Tuluns (868-884) und seiner Nachfolger (bis 905) beschleunigte sich binnen weniger Jahre der Prozess der Islamisierung. Erstmals seit den Ptolemäern war Ägypten faktisch wieder unabhängig, wurde das Steueraufkommen im Land selbst investiert. Die neue Residenz Fustat erweiterten Ibn Tulun und sein Sohn Humarawaih um profane (Hippodrom, Menagerie) und sakrale Repräsentationsbauten sowie ein neues Stadtviertel (al-Qatai), in dem die Armeeangehörigen, säuberlich getrennt nach ihrer ethnischen Herkunft, angesiedelt wurden. Gestützt auf seine überwiegend mameluckischen Söldner, dehnte Ibn Tulun in zwei groß angelegten Feldzügen die ägyptischen Grenzen bis nach Syrien aus, und geriet so mit dem angrenzenden Byzantinischen Reich sowie mit dem Kalifen in Bagdad in Konflikt, dessen Suzeränität er formal respektierte. Unter Ibn Tulun nahm Ägypten auch ökonomisch rapiden Aufschwung. Die Verwaltung sorgte für die Wiederherstellung der teilweise maroden Bewässerungssysteme am Nil. Die Hauptstadt Fustat wurde unter den Tuluniden auch kulturelles Zentrum mit einer reichen Hofliteratur. Die streng sunnitischen Tuluniden drängten den Einfluss der koptischen Elite weiter zurück. Unter den Nachfolgern des Begründers der Dynastie verfiel die Herrschaft der Tuluniden. 905 erlag sie einem Rückeroberungsfeldzug des Kalifats, das erneut türkische Statthalter mit der Verwaltung des Nillandes betraute. Die Herrschaft des Kalifats über Ägypten blieb aber ungefestigt: Die Gouverneure stießen weder in der ägyptischen Bevölkerung noch unter ihren eigenen Soldaten auf viel Sympathie. So war die Neuauflage der Sezession Ibn Tuluns durch den Statthalter Mohammed Ibn Tugg al-Ichschid nur eine Frage der Zeit. Die Herrschaft der Ichschididen (935-969) entsprach, bei insgesamt stärkerer Abhängigkeit vom Kalifat, jener der Tuluniden. Den glanzvollen Schlusspunkt unter die Ichschididen-Herrschaft setzte die Regierung des schwarzen Eunuchen Kafur (947-968), unter dem Ägypten erneut zu ökonomischer und kultureller Blüte gelangte. 7.8.3 Fatimiden (969-1171) In das nach Kafurs Tod im Chaos versinkende und unter einer Hungersnot leidende Ägypten drang 969 ein großes Heer der schiitischen Fatimiden ein, die 909 ein Gegenkalifat in Nordafrika errichtet hatten. Sie trafen unter ihrem General Dschauar auf wenig Widerstand und nahmen noch 969 Fustat ein, das sie zu ihrer Hauptstadt machten und in al-Qahira (,,die Siegreiche" - Kairo) umbenannten. Mit dem Kalifat der Fatimiden wurde Ägypten zum ersten Mal seit den Ptolemäern wieder Zentrum eines Großreiches: Die Fatimiden eroberten Südsyrien und Palästina, errichteten eine Oberherrschaft über Südarabien (Jemen) und schlossen Ägypten nach langer Pause wieder an die Routen des interkontinentalen Fernhandels an. Das Rote Meer löste den Persischen Golf als Haupthandelsweg ab, und im Westen knüpften Kaufleute aus Alexandria und Kairo Kontakte mit Amalfi in Unteritalien. In Kairo ließ sich umgekehrt eine größere Kolonie amalfitanischer Handelsherren nieder. Hinter dem imperialen Anspruch der Fatimiden stand das missionarische Sendungsbewusstsein ihrer schiitischen Glaubensüberzeugung. Der messianischen Idee der Schiiten von der Erlösung durch den letzten verborgenen Imam hatten die sunnitischen Muslime wenig entgegenzusetzen. Ihr entsprach, auch und gerade in Ägypten, eine rege schiitische Missionstätigkeit, der nicht zuletzt die Hohe Schule der al-Azhar-Moschee in Kairo ihre Gründung verdankte (972), aus der die spätere islamische al-AzharUniversität, die älteste der Welt, hervorging. Der Radikalität ihrer religiösen Überzeugungen zum Trotz pflegten die Fatimiden anfangs gute Beziehungen zu den ägyptischen Kopten und Juden, schon des Fernhandels wegen. Juden und Kopten erlangten in fatimidischer Zeit auch Spitzenpositionen in der Verwaltung, während die als unzuverlässig geltenden einheimischen Sunniten übergangen wurden. Dem Einvernehmen zwischen den Religionen setzte die theokratische Religionspolitik al-Hakims (996-1021) ein vorläufiges Ende: Seine rigide Moralgesetzgebung, Juden- und Christenverfolgung (1008), Kleidervorschriften, Zerstörung von Kirchen (darunter des Heiligen Grabes in Jerusalem) und Synagogen mündeten in den allmählichen Zerfall des gesellschaftlichen Konsenses, den auch die Rücknahme der Maßnahmen nach Hakims unvermitteltem Tod nicht wieder herstellte. Dieser Prozess leitete den Niedergang des Fatimiden-Kalifats ein: Der Westen ging an die Zayriden (1051) und Almoraviden (1082) verloren, Syrien an die Seldschuken (1082), Palästina im 1. Kreuzzug an die Kreuzfahrer (1099). Die Kalifen sanken zu Schattenherrschern herab. In den Vordergrund schoben sich eine immer autonomer werdende Verwaltung (Wesirat) und die Militärführung, die schließlich zu einem übermächtigen Amt verschmolzen. Der letzte fatimidische Wesir, der sunnitische Aijubide Saladin, stürzte das Kalifat und begründete eine neue Dynastie. 7.8.4 Aijubiden (1171-1250) Mit dem Machtantritt Saladins als Sultan von Ägypten (1171-1193) kehrte eine sunnitische Dynastie auf den Thron des mehrheitlich sunnitischen Ägypten zurück. Das Land wurde für Saladin zur Basis seiner Abwehrkämpfe gegen die christlichen Kreuzfahrer: Der Sieg über das Heer der Kreuzfahrerstaaten in der Schlacht am Hattin (1187) machte den Weg frei nach Jerusalem. Saladin eroberte den größten Teil Syriens und Palästinas von den Kreuzfahrern zurück und wurde zum mächtigsten Herrscher des Vorderen Orients. Der direkte Versuch zur Wiedereinnahme Jerusalems durch die Kreuzfahrer scheiterte im 3. Kreuzzug (1190-1192). Folgerichtig wurde nun Ägypten zum Ziel der Kreuzfahrerheere (5. und 6. Kreuzzug, 1227-1229 und 1248-1254). Nach Saladins Tod (1193) glitt das Aijubiden-Sultanat rasch in eine Krise, verschärft durch Naturkatastrophen (Dürre, Erdbeben), die Expansion der Mongolen und das Wiederaufleben der Kreuzzüge. Der 6. Kreuzzug unter dem französischen König Ludwig IX. konnte mit Hilfe der türkischen Kriegersklaven, der Mamelucken, die das Sultanat zum Rückgrat seiner Armee gemacht hatte, abgewehrt werden (1250). Die Mamelucken nahmen jedoch zugleich die Gelegenheit wahr, den aijubidischen Sultan zu stürzen und selbst die Macht zu ergreifen. 7.8.5 Mamelucken (1250-1517) Die neuen Herrscher sahen sich sofort mit der mongolischen Expansion in Vorderasien konfrontiert. Die Mongolen hatten Bagdad eingenommen und das Kalifat der Abbasiden liquidiert (1258). Nun rückten sie gegen Syrien und Palästina vor, wo sie ein Sieg der Mamelucken unter Baibars in der Schlacht von Ain Dschalut, 1260 zum Stehen brachte. Im selben Jahr griff Baibars selbst nach dem Thron und nahm den Titel Sultan an. Die Mamelucken wurden bereits im Kindesalter rekrutiert und von ihren Familien getrennt. Dafür band eine starke Solidarität die Militärsklaven in ihren patriarchalisch organisierten Verband ein. Weil ihre spezifische Organisationsstruktur eine Assimilation oder Integration in die ägyptische Gesellschaft praktisch ausschloss, blieben die Mamelucken in Ägypten ein Fremdkörper, ein Staat im Staate, unkultiviert, aber militärisch außerordentlich effizient. Das Mameluckenreich fand nach seinem Sieg von 1260 zu einem fragilen Gleichgewicht mit den Mongolen in Mesopotamien, die es durch ein Bündnis mit der Goldenen Horde (1263) in Schach zu halten suchte. An der Grenzlinie am Euphrat stießen beide Pole der islamischen Welt frontal aufeinander. In Syrien vernichteten die Mamelucken die Reste der Kreuzfahrerstaaten: Sie eroberten Antiochia (1268), Tripolis (1289), Akko (1291) sowie Kleinarmenien (1375) und zwangen Zypern unter ihre Oberherrschaft (1426), scheiterten aber mit der Belagerung von Rhodos (1444). Einen Vorstoß Timur-i Längs nach Syrien schlugen sie rasch zurück (1405). Unter dem Mameluckensultanat blieb Ägypten weiterhin ein kulturelles Zentrum des Islam, zumal die Konkurrenz im Westen (Spanien während der Reconquista) und Osten (Bagdad seit der Eroberung durch die Mongolen) entfiel. Historiker und Chronisten wie Ibn Tagribirdi, an-Nuwairi, Maqrizi und Abu al-Fida führten die islamische Geschichtsschreibung zu neuer Blüte. Neue Moscheen und Profanbauten (Paläste, Karawansereien, Hospitäler) bereicherten das Stadtbild der Hauptstadt Kairo. Obendrein wurde Ägypten zum Ausgangspunkt der islamischen Mission rund um den Indischen Ozean. Im Sudan vernichteten die Mamelucken das monophysitische Nubierreich von Dongola (1314), dessen Bevölkerung sich islamisierte. Im Bündnis mit Venedig kanalisierten die Mamelucken den interkontinentalen Fernhandel über die Levante und die Landenge von Suez. Sie hielten ihr Monopol aber nur für kurze Zeit, da Venezianer und vor allem Genuesen alternative Verkehrswege für den Orienthandel zu erschließen begannen: den Weg über das Schwarze Meer und den Seeweg nach Indien nach der Umschiffung Afrikas durch Vasco da Gama (1498). Den wirtschaftlichen Niedergang Ägyptens, der durch die Umleitung des Fernhandels eingeleitet worden war, komplettierte das Versiegen der nubischen Goldminen, während die Europäer sich neue Goldquellen in Westafrika erschlossen. Zudem hatte die Große Pest von 1347 die Bevölkerung Ägyptens und die Heeresstärke der Mamelucken dezimiert. Die Niederlage des geschwächten Sultanats gegen die vorrückenden Osmanen konnte auch ein 1515 geschlossenes Bündnis mit Persien nicht abwenden: Die Osmanen eroberten, unterstützt von mameluckischen Dissidenten, 1517 Ägypten, beließen den Mamelucken aber ihre führende Stellung (bis 1811). 7.9 Osmanische Herrschaft (1517-1914) Mit der Niederlage der Mamelucken wurde Ägypten formell für fast 400 Jahre Teil des Osmanischen Reiches, war aber auch jetzt wieder Randgebiet. Im Lauf der Jahrhunderte lockerte sich die osmanische Herrschaft allmählich, bis sie sich auf eine lediglich formelle Suzeränität beschränkte. Von einer kurzen Blütezeit im 17. Jahrhundert abgesehen, war Ägypten nun wirtschaftlich nahezu bedeutungslos. Das Spannungsverhältnis zwischen einheimischer Bevölkerung und der mameluckischen Herrenschicht, die weiterhin gegen Assimilation resistent blieb, setzte sich fort. 7.9.1 Von der osmanischen Eroberung bis zum Ägyptenfeldzug Napoleons (1517-1798) Die osmanische Verwaltungspraxis in Ägypten basierte auf einer 1525 zusammengestellten Gesetzessammlung Süleimans II. (1520-1566), der die Provinz einem Gouverneur (Wali) im Rang eines Paschas unterstellte, dem er einen umfangreichen Verwaltungsstab mit differenzierten Funktionen sowie ein beratendes Gremium (Diwan) zur Seite stellte. Die Eintreibung des Steueraufkommens überließen die Osmanen auf dem Auktionsweg privaten Steuerpächtern (Mültezim), in der Regel für drei Jahre. Seit dem 17. Jahrhundert verwandelte sich die Steuerpacht in ein Instrument gnadenloser Auspressung der Landbevölkerung (Fellachen). Die im Land stationierten Milizen (Odschak) waren in sechs Regimenter geteilt, unter je einem Aga, die direkt dem Sultan in Konstantinopel unterstanden. Am prestigereichsten und am besten bezahlt war das Korps der Janitscharen, das mit der Sicherung der Hauptstadt Kairo betraut war. Von Anfang an griffen die Osmanen zur Besetzung der Verwaltungsstellen auf die vorhandene mameluckische Elite zurück, während die einheimische Bevölkerung so gut wie überhaupt nicht repräsentiert war. Einzig die Ulama, die islamischen Schriftgelehrten, verfügten über Autorität und nahmen eine Mittlerfunktion zwischen Administration und Einheimischen wahr. Vorgezeichnet war damit der Machtkonflikt zwischen zwei fremden Interessengruppen: den Milizen, für die vor allem das Janitscharenkorps stand, und der mameluckischen Verwaltungselite. Da mit der Schwächung der osmanischen Zentralmacht auch das Gewicht des Wali immer mehr abnahm, erlangten die Janitscharen bald das Übergewicht und reduzierten den Wali auf eine Schattenfunktion. Im Gegenzug gelangten die Mameluckenführer, die Beis, in die Spitzenpositionen der osmanisch-ägyptischen Verwaltung. Sie organisierten sich in Lager (Fakarija und Kasimija), die, mit breit gestreuten Anhängerschaften und gestützt auf Privatarmeen, um Macht und Einfluss kämpften. Unter dem Fakariden Rikwan Bei (gestorben 1656) erlangte Ägypten eine weitreichende Autonomie und profitierte wirtschaftlich von der Konjunktur des Kaffeehandels. Eine blutige Fehde zwischen Fakarija und Kasimija (1660-1662) beendete die kurze Blütezeit und dezimierte die Mamelucken nachhaltig. Ein Jahrhundert lang rivalisierten die verbliebenen Mamelucken mit den Janitscharen in unterschiedlichen Konstellationen um die Macht, bis Ali Bei die Alleinherrschaft ergriff und konkurrierende Beis ausschaltete. Unter formeller Anerkennung der Oberherrschaft des Sultans lockerte er die Abhängigkeit vom Osmanischen Reich und reklamierte den Anspruch Ägyptens auf Palästina und Syrien sowie die Heiligen Stätten in Arabien. Nach Ali Beis Sturz 1772 kehrte Ägypten indes rasch wieder zur Anarchie rivalisierender Mamelucken-Clans zurück. Auch eine osmanische Strafexpedition (1786/87) konnte die Lage nur vorübergehend stabilisieren. 7.9.2 Vom Ägyptenfeldzug Napoleons bis zum 1. Weltkrieg (1798-1914) In der Schlacht an den Pyramiden schlug Napoleon Bonaparte 1798 die mameluckischen Truppen vernichtend. Die nur von den Kopten bejubelte französische Okkupation Unterägyptens einschließlich Kairos blieb indes Episode und hinterließ kaum nennenswerte Spuren im Land, lenkte aber das Interesse der europäischen Mächte erstmals auf Ägypten. Die Landung osmanischer und britischer Streitkräfte zwang die Franzosen bereits 1801 wieder zum Rückzug. Damit kehrte Ägypten noch ein letztes Mal unter direkte osmanische Herrschaft zurück, die sich jedoch in ruinösen Auseinandersetzungen mit den Mamelucken erschöpfte. In diesem Machtvakuum katapultierte 1805 ein von den Ulama getragener ägyptischer Aufstand den albanischen Osmanen-Offizier Mehmed Ali (1805-1848) an die Macht. Mehmed Alis Ernennung zum Gouverneur wurde nachträglich (1806) vom Sultan sanktioniert. Seine planmäßige Ausschaltung der mameluckischen Opposition gipfelte in einem Massaker in der Zitadelle von Kairo (1811), und auch die traditionelle einheimische Elite der Ulama, der er immerhin die Macht verdankte, schob er an den Rand. Die Rekrutierung einer neuen Führungsschicht überließ er europäischen Militärberatern, die in Ägypten ein Erziehungssystem nach europäischem Vorbild installierten. Umgekehrt entsandte er Ägypter zu Studienzwecken ins westliche Ausland. Mehmed Alis Außenpolitik verfolgte, zunächst im Einklang mit dem Sultan, weit gespannte Expansionsziele: Ägypten zerschlug das Wahhabiten-Emirat auf der Arabischen Halbinsel (1811-1813), annektierte den Sudan (1822/23) und Kreta (1823). Die Eroberung Syriens (ab 1833) musste er dagegen auf Druck europäischer Großmächte, die eine Zerstückelung des Osmanischen Reiches fürchteten, 1841 aufgeben. Zur Finanzierung des Militärs leitete Mehmed Ali umfassende Modernisierungsmaßnahmen ein, scheiterte jedoch mit seinem Industrialisierungsprogramm und seiner Landreform. Immerhin bildete sich auf der Grundlage der wachsenden Baumwollindustrie und des Baumwollhandels eine dünne, finanzkräftige Mittelschicht in den Städten. Mehmed Ali wurde zum Dynastiegründer: Nach einem Zwischenspiel unter Abbas I. Hilmi (1849-1854) öffnete sich Ägypten unter Mehmed Alis Sohn Mehmed Said (18541863) und seinem Enkel Ismail (1863-1879) weiter den europäischen Mächten. Der Bau des Suezkanals mit französischem Kapital (1859-1869) manövrierte das Land vollends in Abhängigkeit und finanziellen Ruin: Der Staatsbankrott zwang Ismail, der sich inzwischen - unter nomineller Anerkennung des Sultans - den Prestigetitel Khedive zugelegt hatte, zum Verkauf seiner Suezkanalaktien an Großbritannien (1875) und zur Tolerierung einer Staatsschuldenverwaltung unter anglofranzösischer Leitung (1876). Ägypten hatte langfristig die Hälfte seiner Staatseinnahmen zur Schuldentilgung aufzuwenden. Nach Ismails Tod ging erstmals die Saat des seit Napoleon auch nach Ägypten gelangten Nationalismus auf: Der mit Unterstützung Englands niedergeworfene UrabiAufstand (1880), geschürt durch Versorgungsengpässe und den Ruf nach einer Verfassung, richtete sich auch gegen den wachsenden Einfluss der europäischen Großmächte. Der Khedive berief daraufhin ein national orientiertes Kabinett (1881/82), was Großbritannien mit der Beschießung Alexandrias und der Besetzung ganz Ägyptens beantwortete (1882). Eigentlicher Machthaber in Ägypten wurde nun der britische Generalkonsul; Ägypten war faktisch, seit dem Kriegseintritt des Osmanischen Reiches 1914 gegen Großbritannien auch formell, britisches Protektorat. Gegen die britische Herrschaft formierte sich allmählich ein nationaler Widerstand, der im Wesentlichen zwei Ziele verfolgte: Erringung einer konstitutionellen, parlamentarischen Regierungsform für Ägypten und Vertreibung der britischen Besatzung. 7.10 Ägypten unter britischer Vorherrschaft und der Monarchie (1914-1954) Aus der strategischen Konzeption des britischen Empire war Ägypten nicht wegzudenken. Der Suezkanal, seit 1899 unter gemeinsamem angloägyptischem Kondominium, verband die britischen Interessensphären im Mittelmeer und im Indischen Ozean. Überdies zeigte sich die militärische Bedeutung Ägyptens während der für die britische Kolonialherrschaft in Afrika überaus bedrohlichen Revolte des Mahdi, die zur zeitweisen Unabhängigkeit des Sudan führte (1885-1898). 7.10.1 Ägypten als britisches Protektorat (1914 bis 1922) Den Eintritt des Osmanischen Reiches in den 1. Weltkrieg beantwortete die britische Besatzungsmacht in Ägypten mit der Ausrufung des Protektorats und Verhängung des Kriegsrechts. Trotz des Versprechens, Ägypten nicht in den Krieg hineinzuziehen, requirierten die Briten rücksichtslos Vieh und zogen Bauern zum Kriegsdienst ein. Steigende Preise und Hungersnöte infolge der rigorosen Kriegswirtschaft trieben die Bevölkerung in Scharen der Nationalbewegung zu. 1918 konstituierte sich unter Führung von Saad Zaghlul und unterstützt von muslimischen Ulama wie koptischen Priestern die Wafd (,,Delegation"), deren Führer den Briten ursprünglich auf dem Verhandlungsweg - daher der Name - die Unabhängigkeit abringen wollten. Der britische Hochkommissar Viscount Allenby ließ sich jedoch auf Verhandlungen nicht ein, verschleppte die Entscheidung über die Zukunft Ägyptens und verwies Zaghlul 1921 des Landes. 7.10.2 Formelle Unabhängigkeit und Monarchie (1922-1954) Allenbys Declaration of Egypt (1922) hob pro forma das britische Protektorat auf und verwandelte Ägypten in eine nominell souveräne Monarchie unter König Fuad I. (19221936), zementierte aber de facto die britische Vormacht. Die Souveränität und das Ägypten zugestandene parlamentarische System blieb Fassade, wie sich auch nach dem Rückzug der britischen Truppen aus Ägypten, mit Ausnahme der Kanalzone, zeigte: Unter dem Eindruck des deutschen Vormarsches in Nordafrika im 2. Weltkrieg und einer Revolte ägyptischer Offiziere zwang der britische Botschafter in Kairo den ägyptischen König Faruk I. (1936-1952) mit vorgehaltener Pistole zur Entlassung seiner achsenfreundlichen Regierung und zum Abschluss eines britisch-ägyptischen Vertrags (1942). Die Besetzung des Landes durch britische Truppen und deren Einmischung in innere Angelegenheiten des Staates blieb bestehen. Nach dem 2. Weltkrieg zog sich die britische Besatzungsmacht aus Ägypten zurück und behielt sich nur die Kontrolle über die Kanalzone vor. Zur Belastungsprobe wuchs sich der 1. Nahostkrieg gegen Israel aus (1948/49), der Ägypten im Bündnis mit den arabischen Staaten Libanon, Syrien, Irak und Jordanien eine demoralisierende Niederlage bescherte. Diese Niederlage bereitete den Boden für den Staatsstreich, durch den Offiziere um Ali Mohammed Nagib und Gamal Abd el-Nasser 1952 die Monarchie stürzten. Der daraufhin konstituierte Revolutionsrat unter Nagib rief 1953 die Republik aus und erzwang 1954 die Räumung der Suezkanalzone durch die Briten. Als Präsident Nagib eine demokratisch-parlamentarische Regierungsform zu installieren suchte, wurde er seinerseits im November 1954 von seinem ehemaligen Gefolgsmann und Ministerpräsidenten Nasser gestürzt. 7.11 Von Nasser bis Mubarak (seit 1954) 7.11.1 Die Ära Nasser (1954-1971) Die ägyptische Unabhängigkeitsbewegung war als ägyptische Nationalbewegung entstanden. Sie war in der Bevölkerung des Nillandes verwurzelt und propagierte einen spezifisch ägyptischen Nationalismus. Das änderte sich grundlegend mit dem Auftreten Israels auf der Bühne des Nahen Ostens: Die Stimmung in Ägypten schlug um in Richtung eines säkularisierten Panarabismus, der in einer sozialistischen Variante auch von Nasser, 1956 offiziell zum Präsidenten gewählt, beschworen wurde. Als charismatischer Führer verband Nasser die Propaganda für die arabische Einheit mit einer Politik der Neutralität und Solidarität gegenüber anderen afrikanischen und asiatischen Ländern. Innenpolitisch stützte er sich auf ein Einparteiensystem, getragen von seiner Arabischen Sozialistischen Union (ASU). Nasser lehnte sich nach einer kurzen prowestlichen Phase an die Sowjetunion an. Die Weltbank sperrte daraufhin bereits zugesagte Gelder für den Bau des AssuanHochdamms. Nasser verstaatlichte den Suezkanal, um aus den Kanaleinnahmen das Staudammprojekt finanzieren zu können. Auf die Verstaatlichung des Kanals reagierten Großbritannien und Frankreich, die Hauptaktionäre des Kanals, mit militärischer Intervention in Kooperation mit Israel (Suezkrise, 1956). Auf Druck der USA und der Sowjetunion mussten sich die drei Staaten jedoch rasch wieder aus ägyptischem Territorium zurückziehen. UN-Friedenstruppen übernahmen die Überwachung des Waffenstillstands. Die panarabische Idee suchte Nasser durch die Union mit anderen arabischen Staaten zu verwirklichen. Entsprechende Versuche scheiterten jedoch; noch am dauerhaftesten blieb die Verschmelzung mit Syrien zur Vereinigten Arabischen Republik (1958-1961). Mit Katastrophen endeten Ägyptens Verwicklung in den jemenitischen Bürgerkrieg (1962-1967) und den Sechstagekrieg mit Israel (1967), der die Besetzung der Sinai-Halbinsel bis zum Suezkanal durch Israel und jahrelange Blockade des Kanals zur Folge hatte. Die Niederlage leitete zunächst in eine Phase noch engerer Anlehnung an die Sowjetunion über. Die Wirtschaft Ägyptens wurde nicht nur von der Sperrung des Suezkanals empfindlich getroffen. Nassers Modell des Arabischen Sozialismus, das auf eine größere soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliches Wachstum abzielte, scheiterte auf breiter Front: Bodenreformen zur Bekämpfung der Armut auf dem Land versandeten weitgehend; das Verstaatlichungsprogramm (1961) brachte ausländische Investitionen zum Erliegen; und der Bau des Assuan-Staudamms schädigte die Landwirtschaft im Nildelta nachhaltig. 7.11.2 Die Ära Sadat (1971-1981) Nach dem Tod Nassers 1971 trat sein langjähriger Vizepräsident Anwar as-Sadat seine Nachfolge an. In der verfahrenen innen- und außenpolitischen Situation suchte Sadat einen Ausweg im gewaltsamen Befreiungsschlag. Am 6. Oktober 1973, dem jüdischen Jom-Kippur-Fest, griff Ägypten die noch immer am Suezkanal stehenden, völlig unvorbereiteten israelischen Truppen auf breiter Front an. Zwar blieb die Offensive nach einer Woche stecken, doch richteten die erzielten Anfangserfolge das angeschlagene ägyptische Selbstbewusstsein soweit wieder auf, dass US-Außenminister Henry Kissinger einen Waffenstillstand vermitteln konnte, der beide Seiten das Gesicht wahren ließ. UN-Truppen sicherten die Waffenstillstandslinie zwischen den ägyptischen und den israelischen Streitkräften. Der Waffenstillstand zog, zusammen mit einer schweren Wirtschaftskrise, den Bruch Sadats mit der Sowjetunion nach sich (1976) und schuf die Voraussetzungen für die Friedensinitiative, die Sadat bei seinem Staatsbesuch in Israel im November 1977 unterbreitete. Im September 1978 einigten sich auf einer trilateralen Konferenz in Camp David (US-Bundesstaat Maryland) - unter der Leitung des US-Präsidenten Jimmy Carter - Sadat und der israelische Premierminister Menachem Begin auf die Rahmenbedingungen für eine Lösung des israelisch-ägyptischen Konflikts, und am 26. März 1979 schlossen Ägypten und Israel in Washington einen Friedensvertrag. Ägypten erhielt die im Sechstagekrieg verlorene Sinai-Halbinsel (ohne den Gazastreifen) zurück und profitierte seither ökonomisch von geregelten Beziehungen zu Israel und zum Westen, allerdings um den Preis einer weitgehenden Isolierung im arabischen Lager (Ausschluss aus der Arabischen Liga 1979). Im Widerstand gegen die Hinwendung zum Westen und die Versöhnung mit Israel radikalisierte sich die Opposition rapide und gewann, analog zu den Entwicklungen in anderen arabischen Ländern, mehr und mehr eine religiös-fundamentalistische Stoßrichtung. Sadat reagierte mit Repressionen, ließ zahlreiche Oppositionelle festnehmen und führte die Pressezensur ein. Am 6. Oktober 1981 ermordeten ihn islamistische Offiziere während einer Militärparade zum Gedenken an den Jom-Kippur-Krieg. Seine Nachfolge übernahm der bisherige Vizepräsident Hosni Mubarak. 7.11.3 Ägypten unter Mubarak (seit 1981) Allen Widerständen zum Trotz stand die Regierung Mubarak über die Jahre hinweg im Zeichen weitreichender Kontinuität. Ägypten lehnte sich eng an die Westmächte an, vor allem die USA. Zugleich überwand es allmählich die Isolierung in der arabischen Welt (Teilnahme an der Islamischen Konferenz 1984, und Rückkehr in die Arabische Liga 1989). Nachdem sich Ägypten im 2. Golfkrieg (1991) der von den USA angeführten Koalition gegen den Irak angeschlossen hatte, wurden dem Land etwa die Hälfte der Auslandsschulden in Höhe von 20,2 Milliarden US-Dollar erlassen, der Rest wurde umgeschuldet. Schließlich engagierte sich Mubarak mehrfach als Vermittler im NahostFriedensprozess und wirkte, trotz intern oft heftiger antiisraelischer Propaganda, mäßigend auf die palästinensische Seite ein. Ägyptens Hauptprobleme - die noch immer explosionsartig sich vermehrende Bevölkerung und der zunehmende islamische Fundamentalismus - stehen in engem Zusammenhang. Zunehmende Perspektivlosigkeit gerade für Jugendliche füllt die Reihen der oppositionellen Muslimbruderschaft, die seit 1992 für zahlreiche Terrorakte gegen staatliche Funktionsträger, koptische Christen, unverschleierte Frauen und Touristen (Kairo 1996, Luxor 1997) verantwortlich zeichnet. Mit dem Tourismus, dem Hauptdevisenbringer, trafen sie die ägyptische Wirtschaft an ihrer empfindlichsten Stelle. Auch der Literaturnobelpreisträger Nagib Machfus und Präsident Mubarak selbst entkamen 1994 bzw. 1996 nur knapp islamistischen Attentaten. Seit seinem Regierungsantritt hat für Mubarak die Bekämpfung des islamischen Fundamentalismus oberste Priorität; seither gilt der Ausnahmezustand, und seither bekämpft das Regime mit aller Macht die radikalen Islamisten, jedoch nicht immer mit Erfolg, wie immer neue, blutige Anschläge beweisen. Die mit dem Ausnahmezustand und dem Kampf gegen den Islamismus einhergehenden Repressionen treffen aber auch große Teile der nicht extremistischen Opposition und manifestieren sich in zahlreichen Beschränkungen, u. a. der Einschränkung der Pressefreiheit. Nach den verheerenden Attentaten islamistischer Selbstmordkommandos in den USA am 11. September 2001 erklärte die ägyptische Führung sich sofort zur Teilnahme an der globalen Antiterrorkampagne der USA bereit. Eine Demokratisierung und Liberalisierung des Landes, wie sie sowohl von der Opposition als auch von dem wichtigsten nichtmuslimischen Verbündeten und Hauptgeldgeber USA gefordert wurden (ein demokratisches Ägypten sollte nach den Vorstellungen der USA eine Vorreiterrolle im Demokratisierungsprozess des Nahen Ostens einnehmen), fand praktisch nicht statt. Lediglich zu einer Änderung des Präsidentenwahlmodus ließ sich Mubarak bewegen: 2005 wurde Mubarak nicht vom Parlament nominiert und anschließend von der Bevölkerung per Referendum für eine weitere Amtsperiode als Präsident bestätigt, sondern es fand im September eine direkte Wahl mit mehreren Kandidaten statt. Allerdings hatten Mubaraks Gegenkandidaten von vornherein kaum Chancen, und wie erwartet gewann Mubarak die Wahlen erneut klar, und zwar mit mehr als 88 Prozent der Stimmen - bei einer Wahlbeteiligung von etwa 23 Prozent. Die Parlamentswahlen, die in drei Runden im November und Dezember 2005 abgehalten wurden, wiesen trotz gegenteiliger Behauptungen der Staatsführung ebenfalls nicht auf einen Fortschritt in der Demokratisierung des Landes hin: Die von Übergriffen, Pressionen gegen Oppositionelle und keineswegs von Gleichheit und Fairness geprägten Wahlen gewann erwartungsgemäß die regierende Nationaldemokratische Partei, und zwar einschließlich unabhängiger, ihr nahe stehender Kandidaten mit einer Zweidrittelmehrheit. Als stärkste oppositionelle Kraft (mit etwa 88 der insgesamt 454 Mandate) jedoch etablierte sich die Muslimbruderschaft, obwohl sie als Partei verboten war und ihre als Unabhängige angetretenen Kandidaten massiv behindert worden waren. 2007 setzte Mubarak eine Verfassungsänderung durch, die seiner Aussage nach den Weg zur Aufhebung des seit 1981 andauernden Ausnahmezustandes frei machte, nach Auffassung von Menschenrechtsorganisationen und der ägyptischen Opposition aber ausnahmerechtliche Bestimmungen in die Verfassung übertrage und damit die Menschenrechte unterhöhle und Ägypten per Verfassung in einen Polizeistaat umwandle. Die Verfassungsänderungen erlaubten etwa die Festnahme von Terrorverdächtigen ohne Gerichtsbeschluss und die Verhandlung ihrer Fälle vor jedem Gericht, also auch vor Militär- und Sondergerichten; außerdem schränkten sie den Schutz der Privatsphäre ein. Des Weiteren zielten die Verfassungsänderungen auf eine Festigung der Macht von Mubarak und seiner Nationaldemokratischen Partei sowie auf Mubaraks Nachfolgeregelung ab, etwa indem sie die Gründung von Parteien, die auf einer Religion beruhen, untersagten (was sich klar auf die Muslimbruderschaft bezog) und bei Parlamentswahlen nur noch die Listenwahl von Kandidaten zugelassener Parteien erlaubte; Kandidaten für das Präsidentenamt müssen einer im Parlament vertretenen Partei angehören und mehrere Jahre hohe Parteiämter ausgefüllt haben, Unabhängige sind ausgeschlossen. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Etwa 70 Pflanzenarten sind in Ägypten endemisch.

Aufgrund der überwiegend trockenen Bedingungen und der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung setzt sich die Floraweitgehend aus Kulturpflanzen zusammen.

Vegetationsreich sind in Ägypten vor allem Nildelta, Niltal und Oasen.

Die am weitesten verbreitete Baumart ist die Dattelpalme.Zu den wenigen einheimischen Bäumen zählen ferner Maulbeerbäume, Tamarisken, Akazien und Johannisbrotbäume.

Daneben wurden Baumarten eingeführt, dieursprünglich nicht in Ägypten beheimatet waren.

Dazu gehören Zypressen, Ulmen, Eukalyptus, Mimosen und verschiedene Obstbäume.

Auf den Schwemmlandbödeninsbesondere des Deltagebiets gedeiht eine vielfältige Pflanzenwelt, die auch Weinreben, verschiedene Gemüse und Blumen (z.

B.

Lotos, Jasmin, Rosen) umfasst.

TypischePflanzen in den Trockengebieten sind Halfagras und verschiedene Dornstraucharten.

Die einst an weiten Teilen des Nilufers wachsende Papyrusstaude tritt heute nur nochim äußersten Süden des Landes verbreitet auf. Wegen des trockenen Klimas gibt es in Ägypten nur wenige einheimische Wildtierarten.

In den Wüstengebieten leben Gazellen, Springmäuse, Echsen und Skorpione; vorallem im Deltagebiet sowie in den Bergen entlang des Roten Meeres sind Wüstenfüchse, Hyänen, Schakale, Mungos, Wildesel und Wildschweine verbreitet.

Mindestenssieben Säugetierarten sind in Ägypten endemisch.

Die im Altertum zahlreichen Krokodile und Nilpferde finden heute nur noch am Oberen Nil geeigneten Lebensraum.Insbesondere im Nildelta und im Niltal gibt es eine große Artenvielfalt an Vögeln.

Dazu gehören Nektarvögel, verschiedene Reiher (u.

a.

Silber-, Seiden-, Küsten-, Nacht-und Kuhreiher), Dommeln, Löffler, Pelikane, Flamingos, Kragentrappen, Wiedehopfe und Limikolen wie Regenpfeifer, Rennvögel und Schnepfen.

Zu den Greifvögeln zählenu.

a.

Gleitaar, Lanner- und Wüstenfalke, Geier (Bart- und Schmutzgeier) sowie Adler (Stein-, Schell-, Habichts- und Fischadler).

Im Nil und in den Seen des Deltagebietsleben etwa 100 verschiedene Fischarten. 3 BEVÖLKERUNG Die Einwohnerzahl Ägyptens beträgt etwa 81,7 Millionen (2008).

Fast 99 Prozent der Bevölkerung leben im Gebiet des Niltales, das weniger als 4 Prozent der gesamtenStaatsfläche umfasst.

Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte liegt bei 82 Einwohnern pro Quadratkilometer.

Die Siedlungsdichte im Niltal nimmt von Norden nach Südenab.

Das Nildelta gehört zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt.

Die Bevölkerung Ägyptens wächst rasch an; das jährliche Bevölkerungswachstum liegt bei1,68 Prozent.

Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt bei Männern 69,3 Jahre, bei Frauen 74,5 Jahre (2008). Die meisten Ägypter stammen von der hamitosemitischen Völkergruppe ab, die schon das alte Ägypten besiedelte und sich mit den Arabern, die das Gebiet im7.

Jahrhundert n.

Chr.

erobert hatten, vermischte.

Daneben finden sich insbesondere in Unterägypten Elemente anderer Eroberervölker wie der Griechen, der Römer undder Türken.

Aufgrund dieser ethnischen Vielfalt weisen die Bewohner des Niltales andere Merkmale auf als die anderen Mittelmeervölker der Region.

Das Volk der Nubierbildet eine bedeutende Minderheit in den südlichen Landesteilen.

Einige nomadische und halbnomadische Hirtenvölker, insbesondere die Beduinen, leben weiterhin in denWüstengebieten, wo sie ihre alten Traditionen und Sozialstrukturen weitgehend erhalten haben. 3.1 Wichtige Städte Etwa 42 Prozent der ägyptischen Bevölkerung leben in Städten (2005).

Hauptstadt des Landes ist Kairo mit einer Einwohnerzahl von circa 7,50 Millionen Einwohnern (2003)und rund 10,83 Millionen in der Agglomeration.

Weitere bedeutende Städte sind: Alexandria (3,75 Millionen), die wichtigste Hafenstadt, Gise (2,57 Millionen), einIndustriezentrum in der Nähe von Kairo, Port Said an der Mittelmeereinfahrt in den Suezkanal (469 000) und Suez (418 000), die Stadt am Südende des Kanals. 3.2 Sprache Die Amtssprache ist Arabisch.

Es gibt viele Dialekte, von denen der Cairene-Dialekt am weitesten verbreitet ist.

In einigen Oasenstädten im Westen werden auchBerbersprachen gesprochen.

Als Handelssprachen sind Englisch und Französisch verbreitet. 3.3 Religion Der Islam ist Staatsreligion; die Verfassung garantiert jedoch die freie Religionsausübung.

Etwa 90 Prozent der Ägypter sind sunnitische Muslime.

Nach den offiziellenägyptischen Schätzungen stellen die christlichen Kopten mit weniger als drei Millionen Gläubigen die größte religiöse Minderheit; die koptische Kirche selbst gibt die Zahlihrer Mitglieder mit sieben Millionen an.

Weniger als 1 Prozent der Bevölkerung gehört der griechisch-orthodoxen, der katholischen oder der armenischen Kirche bzw.verschiedenen protestantischen Kirchen an.

Daneben gibt es eine kleine jüdische Gemeinde. 3.3. 1 Feiertage In Ägypten wird der gregorianische Kalender im gesamten Geschäfts- und im staatlichen Bereich verwendet, während der Mondkalender zur Berechnung der muslimischenFeiertage herangezogen wird.

’Aid el-Fitr, der zweitwichtigste islamische Feiertag, ist ein dreitägiges Festessen am Ende des Ramadan.

’Aid el-Adha ist der wichtigste islamische Feiertag.

Er wird von den Menschen begangen, die nicht nach Mekka pilgern.

Dieser Tag erinnert an Abrahams Bereitschaft, seinen Sohn auf das Geheiß Gotteshin zu opfern.

Sham el-Nasseem findet am Montag nach dem koptischen Osterfest statt und ist ein Frühlingsfest, das bereits seit Tausenden von Jahren gefeiert wird.

Der Tag der Arbeit ist der 1.

Mai.

Am Revolutionstag (23.

Juli) wird die Revolution von 1952 gefeiert, bei der Ägypten von einer Monarchie in eine unabhängige Republikumgewandelt wurde.

Der Tag der Streitkräfte (6.

Oktober) erinnert an den Überraschungsangriff Ägyptens 1973 auf Israel, um die Sinai-Halbinsel zurückzuerobern.

WeitereFeiertage sind das Koptische Neujahr und Mohammeds Geburtstag (Maulid el-Nabey) . 3.4 Soziales Trotz großer Fortschritte im Gesundheitswesen ist die medizinische Versorgung insbesondere in ländlichen Gebieten unzureichend.

Seit den sechziger Jahren wurden vomGesundheitsministerium Anstrengungen unternommen, um in abgelegenen Gebieten so genannte Gesundheitseinheiten für jeweils 15 000 bis 20 000 Menschen zu schaffen. Ziel dieser Zentren ist die Koordination der medizinischen, schulischen, sozialen und landwirtschaftlichen Betreuung durch Dorfräte.

Es wurden große Erfolge bei derBekämpfung von Cholera, Pocken und Malaria erzielt.

Krankheiten wie die Bilharziose sind dagegen immer noch weit verbreitet.

1959 wurde ein Sozialversicherungssystemeingeführt, das seitdem permanent ausgebaut wurde. Ein großes Problem stellt das Bevölkerungswachstum dar, inklusive der Remigration: Vor allem während der vergangenen Jahre kehrten viele im Ausland – vornehmlich imIrak und in Kuwait – arbeitende Ägypter in ihre Heimat zurück.

Um die zunehmende Ausbreitung des Großraumes Kairo zu verlangsamen, wurden während der letztenJahrzehnte mehrere so genannte Entlastungsstädte im Umland der Hauptstadt angelegt. 4 BILDUNG UND KULTUR 4.1 Bildung und Schulwesen Die Dauer der Schulpflicht in Ägypten beträgt 8 Jahre (2002–2003); der Besuch der Schule ist kostenlos.

Nach der Grundschule besuchen die Kinder entweder eineallgemein bildende oder berufsbildende Sekundarschule, die auf eine weiterführende Schule oder einen technischen bzw.

landwirtschaftlichen Berufsabschluss vorbereitet.Die weiterführenden Schulen fächern sich in ähnlicher Weise in vier unterschiedliche Schultypen auf, deren Lehrpläne darauf abzielen, die Schüler auf die Universität oderden Besuch einer Fachhochschule vorzubereiten.

Der Alphabetisierungsgrad beträgt 59,3 Prozent (2005).

Das traditionelle Geschlechterrollenverständnis ist die wesentliche. »

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