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Albanien - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Albanien - geographie. 1 EINLEITUNG Albanien (albanisch Shqipërisë: Land des Adlers), Republik in Südosteuropa, im westlichen Teil der Balkanhalbinsel. Das Land grenzt im Nordwesten und Norden an die Serbien und Montenegro, im Osten an die Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien, im Südosten und Süden an Griechenland und im Westen an das Adriatische Meer. Der Staat erstreckt sich von Norden nach Süden über eine Länge von circa 345 Kilometern; die maximale Breite beträgt rund 145 Kilometer. Albanien ist mit einer Fläche von 28 748 Quadratkilometern eines der kleinsten Länder Europas. 2 PHYSISCHE GEOGRAPHIE Albanien wird von Gebirgen dominiert, deren Gipfel überwiegend zwischen 2 100 und 2 400 Meter hoch sind. Insgesamt sind rund zwei Drittel des Landes gebirgig. Die felsigen Nordalbanischen Alpen bilden das südliche Ende des Dinarischen Gebirges. Hier erhebt sich der Korab, mit 2 764 Metern der höchste Berg Albaniens. In den zentralen und südlichen Teilen des Landes werden die Gebirge von Hochplateaus und Becken unterbrochen. Nördlich der Stadt Vlorë erstreckt sich entlang der Küste am Adriatischen Meer ein relativ breites Küstentiefland. Der Küstenstreifen ist fruchtbar, an vielen Stellen aber sumpfig. In einigen Buchten sind lang gestreckte Lagunen entwickelt. 2.1 Flüsse und Seen Die meisten Flüsse Albaniens entspringen in den Gebirgen im Osten des Landes und münden in die Adria. Die größten Flüsse (Drin, Seman, Vjosë) bilden breite Täler. Albaniens größte Seen dehnen sich über die Landesgrenzen aus; die drei bedeutendsten sind der Skutarisee im Nordwesten sowie der Ohrid- und der Prespasee im Osten. Während durch den Skutarisee die Grenze zu Montenegro verläuft, greift der Ohridsee auf mazedonisches Staatsgebiet über. Der Prespasee befindet sich am Dreiländereck zwischen Albanien, der Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien und Griechenland. 2.2 Klima In der Küstenregion an der Adria herrscht mediterranes Klima mit milden, regenreichen Wintern und heißen, trockenen Sommern. Das Landesinnere wird durch kontinentales Klima mit großen Temperaturunterschieden im Jahresverlauf geprägt. Der mittlere Jahresniederschlag liegt an der Küste bei circa 1 000 Millimetern, in den nördlichen Gebirgsgegenden werden bis zu 2 500 Millimeter erreicht. Im Sommer fällt in allen Teilen des Landes nur geringer Niederschlag. In der Hauptstadt Tirana betragen die mittleren Temperaturen im Januar 8 °C und im Juli 25 °C; der mittlere Jahresniederschlag liegt bei rund 1 300 Millimetern. 2.3 Flora und Fauna An der Küste ist die typische mediterrane Vegetation mit Hartlaubgewächsen als dominierenden Pflanzen verbreitet sowie mit Macchie im Hügelland. 27,6 Prozent des Landes sind von Wäldern bedeckt (2005), dichte Bestände mit immergrünen Eichen, Buchen und Kiefern gibt es jedoch nur in höheren Gebirgsregionen. Der Verlust von Waldflächen stellte in der Vergangenheit in Albanien zwar ein ernst zu nehmendes Problem dar, doch seit 1990 hat die Entwaldung nahezu einen Stillstand erreicht. Die früheren Waldverluste haben in Verbindung mit der Beweidung weiter Landstriche und wiederkehrenden Überschwemmungen maßgeblich zu einer so starken Erosion beigetragen, dass die Abtragung von Erdreich durch den natürlichen Prozess der Bodenentstehung nicht ausgeglichen werden kann. In den schwer zugänglichen Bergregionen leben Raubtiere wie Braunbären, Wölfe, Goldschakale, Luchse und Wildkatzen, zu den Paarhufern gehören Rehe, Rothirsche und Wildschweine. Im Bereich der größeren Seen rasten zahlreiche Zugvögel, auffallende Großvögel sind Adler, Pelikane und Reiher. Die Reptilienfauna besteht aus Schlangen (Nattern, Vipern), Eidechsen, Schleichen, Geckos und Schildkröten. Lediglich etwa 1 Prozent der gesamten Landesfläche Albaniens sind als Schutzgebiete ausgewiesen. 3 BEVÖLKERUNG Albanien ist ethnisch eines der homogensten Länder der Welt; die Bevölkerung besteht zu rund 98 Prozent aus Albanern, die Nachfahren der Illyrer sind. Die Illyrer, ein indogermanisches Volk, besiedelten dieses Gebiet im Altertum. Zu den zahlenmäßig stärksten Minderheiten zählen Griechen, Mazedonier, Roma, Serben und Bulgaren. Die Albaner gliedern sich in zwei Hauptgruppen: die Gegen und die Tosken. Die ungefähre Grenze zwischen den Verbreitungsgebieten beider Gruppen bildet der Shkumbin, ein Fluss, der das zentrale Albanien von Ost nach West durchquert; die Gegen bewohnen vor allem das Gebiet nördlich, die Tosken überwiegend das Gebiet südlich des Flusses. Die Volksgruppen unterscheiden sich geringfügig in ihren Dialekten und Sitten. Die Gesamtbevölkerung Albaniens beträgt etwa 3,62 Millionen (2008). Einige hunderttausend Albaner leben in Griechenland, circa 500 000 in der Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien und fast zwei Millionen in anderen Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawien, vor allem in Serbien (siehe Kosovo) und Montenegro. Vor dem 2. Weltkrieg lebte die albanische Bevölkerung überwiegend in ländlichen Gegenden. Ab den fünfziger Jahren vollzog sich ein rascher Urbanisierungsprozess. Ungefähr 45 Prozent der Bevölkerung leben mittlerweile in Städten (2005). Die mittlere Lebenserwartung liegt für Frauen bei 80,7 Jahren, für Männer bei 75,1 Jahren (2008). 3.1 Wichtigste Städte Hauptstadt und größte Stadt des Landes ist Tirana mit einer Einwohnerzahl von etwa 367 000 (2003). Andere wichtige Städte sind die Hafen- und Industriestadt Durrës (99 500 Einwohner), die alte Stadt Shkodër (82 400), Elbasan (87 800), ein Marktzentrum für Agrarprodukte, und der Seehafen Vlorë (77 700). 3.2 Sprache Amtssprache ist das Albanische, das einen eigenständigen Zweig innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie bildet und zwei Hauptdialekte aufweist: Gegisch im Norden und Toskisch im Süden. Nach der Machtübernahme der Kommunisten 1944 wurde der toskische Dialekt zur Standardsprache erklärt und als Amtssprache eingeführt. Die albanische Sprache, deren Schriftkultur nicht weiter als ins 19. Jahrhundert zurückreicht, wird seit 1908 in lateinischer Schrift geschrieben. 3.3 Religion 1967 schaffte die albanische Regierung alle religiösen Einrichtungen ab. Das Recht auf Religionsfreiheit wurde offiziell erst ab 1990 wieder gewährt. Schätzungen zufolge sind etwa 70 Prozent der Bevölkerung Muslime, 20 Prozent griechisch-orthodoxe und 10 Prozent römisch-katholische Christen. 3.4 Soziales Albanien ist eines der ärmsten Länder Europas; der Lebensstandard der Bevölkerung ist niedrig. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebte 1999 unter dem Existenzminimum. Die Regierung gewährt allen Arbeitnehmern und ihren Familien Renten, freie medizinische Versorgung, Arbeitslosenhilfe, bezahlten Urlaub und weitere Sozialleistungen. Die medizinische Versorgung ist in manchen Gebieten unzureichend. Es wurden Maßnahmen getroffen, die den Mangel an medizinischen Fachkräften und Einrichtungen beheben sollen. 4 BILDUNG UND KULTUR Während der 400-jährigen osmanischen Herrschaft wurden die albanische Sprache und Kultur unterdrückt. Unterricht in albanischer Sprache war bis Ende des 19. Jahrhunderts nicht erlaubt. Nachdem die Kommunisten an die Macht kamen, wurde die albanische Kultur zuerst durch sowjetische, dann durch chinesische Vorbilder beeinflusst. In Albanien vollzog sich Mitte der sechziger Jahre eine Kulturrevolution, und viele westliche Einflüsse wurden eliminiert. 4.1 Bildung und Schulwesen Die Volksschule ist gebührenfrei; es besteht eine Schulpflicht von 8 Jahren (2002-2003). An Institutionen der höheren Bildung sind etwa 20 000 Studierende immatrikuliert. Die staatliche Universität, die Enver-Hoxha-Universität von Tirana, wurde 1957 gegründet. Der Alphabetisierungsgrad beträgt 84,7 Prozent (2000). 4.2 Kultureinrichtungen Albanien hat mehr als 3 600 Bibliotheken, die wichtigste ist die Nationalbibliothek (1922) in Tirana. Hier befinden sich auch die nationalen Opern-, Theater- und Balletthäuser und die bedeutendsten Museen des Landes. 4.3 Medien Während der Zeit des Kommunismus wurden alle Medien streng von der Regierung überwacht. Die Tageszeitung Volkesstimme war das offizielle Organ des Zentralkomitees der Albanischen Arbeiterpartei. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Die Verfassung von 1976 definierte Albanien als eine sozialistische Volksrepublik. Nach der 1991 verabschiedeten Verfassung, in der ein Mehrparteiensystem und eine strikte Trennung von Kirche und Staat festgeschrieben waren, wurde Albanien zur Präsidialrepublik erklärt. Auf diesen Grundsätzen basiert auch die am 28. November 1999 in Kraft getretene neue Verfassung. 5.1 Exekutive und Legislative Nach der Verfassung liegt die Exekutive beim Staatspräsidenten, der auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist. Der Staatspräsident wird vom Parlament, der Volksversammlung, gewählt. Er ernennt den Ministerpräsidenten, der dem Kabinett vorsitzt. Die ersten freien Parlamentswahlen wurden 1991 abgehalten. Die Zahl der Abgeordneten wurde vor den Parlamentswahlen von 1997 von 140 auf 155 erhöht, vor den Parlamentswahlen von 2001 jedoch wieder auf 140 verringert. 5.2 Politische Parteien Von Mitte der vierziger Jahre an gab es in Albanien für mehrere Jahrzehnte nur eine Partei: die kommunistische Albanische Arbeiterpartei (APL). Im Dezember 1990 erfolgte die Zulassung der ersten Oppositionspartei. Im Zuge des politischen Umbruchs wurde die APL in Albanische Sozialistische Partei (PSS) umbenannt. Weitere bedeutende Parteien sind die Demokratische Partei Albaniens (DP), die Sozialdemokratische Partei (PSDS), die Union für Menschenrechte (Partei der griechischen Minderheit; PBDNj), die Nationale Front (BK), die Demokratische Allianz (DA) und die Agrarpartei (PA). 5.3 Judikative An der Spitze des Gerichtswesens steht der Oberste Gerichtshof, dessen Mitglieder für vier Jahre von der Volksversammlung gewählt werden. Auf der nächsten Stufe existieren Regional- und Bezirksgerichte. Die Richter der nachgeordneten Gerichte werden von Mitgliedern der Kommunalverwaltung gewählt. 5.4 Kommunalverwaltung Albanien gliedert sich in 27 Bezirke. Die Kommunen werden von den auf drei Jahre gewählten Kommunalräten verwaltet. 5.5 Verteidigung In Albanien besteht allgemeine Wehrpflicht. Die Streitkräfte umfassen etwa 21 500 Soldaten. 6 WIRTSCHAFT Mit In-Kraft-Treten des ersten Fünfjahresplanes (1951) wurde eine streng zentralistische Planwirtschaft eingeführt. Sie beherrschte für lange Zeit das ökonomische Geschehen in Albanien. Bis 1961 erhielt das Land Wirtschaftshilfe von der Sowjetunion und - nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion - von 1961 bis 1978 umfangreiche wirtschaftliche Unterstützung von der Volksrepublik China. Nach dem Bruch mit China (1978) verfolgte Albanien eine eigenständige Wirtschaftsentwicklung. Vor diesem Hintergrund geriet das Land zunehmend in die wirtschaftliche und politische Isolation, das Wirtschaftssystem brach nahezu vollständig zusammen. Im Zuge der Demokratisierungswelle in Osteuropa versuchte das Balkanland seit 1985 - zunächst durch langsame politische Öffnung nach außen und später durch marktwirtschaftliche Reformen -, eine Wende der bis dahin katastrophalen Wirtschaftslage herbeizuführen. Jedoch konnten diese Maßnahmen die weitere Destabilisierung der Wirtschaft nicht verhindern. Albanien wurde von mehreren Wirtschafts- und zum Teil schweren innenpolitischen Krisen heimgesucht und leidet bis heute an den Folgen. 6.1 Landwirtschaft und Forstwirtschaft Durch große Trockenlegungsprojekte konnte die landwirtschaftlich genutzte Fläche seit den fünfziger Jahren stark vergrößert werden. Zu den Hauptanbauprodukten gehören Obst und Gemüse, Reis, Weizen, Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln. Außerdem werden Oliven, Baumwolle und Tabak in größeren Mengen kultiviert. Der Viehbestand umfasst Schafe und Ziegen. Die Produkte des Agrarsektors reichen jedoch nicht zur vollständigen Versorgung der Bevölkerung. Die Forstwirtschaft liefert Brennstoff, Bauund Furnierhölzer. 6.2 Bergbau Im Lauf der andauernden Wirtschaftskrise sank die Förderung in den meisten Bergbaubetrieben - in einigen Fällen ist sie sogar völlig zum Erliegen gekommen. Dabei verfügt Albanien über große Lagerstätten an hochwertigen Chromerzen und zählte zu den weltgrößten Produzenten und Exporteuren von Chromiterz. Chromit (auch Chromeisenstein) dient beispielsweise zur Herstellung von Chrom und chromhaltigen Stählen. Weitere Bodenschätze sind u. a. Kupfer-, Nickel- und Eisenerz, Braunkohle sowie Erdöl und Erdgas. 6.3 Industrie Nach der Einführung der Planwirtschaft (ab 1951) wurde zunächst die Entwicklung der Schwerindustrie vorangetrieben. Rund fünf Jahre später begann die verstärkte Entwicklung der chemischen Industrie und des Maschinenbaus - bis 1961 mit sowjetischer, dann mit chinesischer Hilfe (bis 1978). In diesem Zuge entstanden Fabriken zur Produktion von chemischen Erzeugnissen, Düngemitteln, Baustoffen und Maschinen. Im Lauf der Zeit folgte auch die Entwicklung der Textil- und Bekleidungsindustrie. Wichtige Industriezweige sind darüber hinaus Ölraffinerien sowie die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. 6.4 Energieversorgung Albanien erzeugt 95,2 Prozent seiner Energie durch Wasserkraft. Die jährlich produzierte Energie beträgt etwa 4,1 Milliarden Kilowattstunden (2003). 6.5 Verkehr Albanien hatte bis 1948 kein Eisenbahnnetz; heute gibt es Verbindungen zwischen Tirana und Durrës und anderen wichtigen Industriezentren. Die Eisenbahnlinien haben eine Gesamtlänge von circa 447 Kilometern (2005), das Straßennetz ist rund 18 000 Kilometer lang (2002). Der einzige schiffbare Fluss ist der Buenë im Nordwesten des Landes. Die wichtigsten Häfen befinden sich in Durrës, Vlorë, Sarandë und Shëngjin. Rinasi bei Tirana ist der einzige internationale Flughafen des Landes. 6.6 Währung und Bankwesen Die Währungseinheit von Albanien ist der Lek (= 100 Qindarka). 6.7 Außenhandel Wichtige Handelspartner Albaniens sind u. a. Italien, Griechenland, Deutschland, die Türkei und Bulgarien. Der Umsatz im Außenhandel hat stark abgenommen, die Handelsbilanz ist defizitär. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 3 013 Millionen US-Dollar (1996). Die Summe der Einfuhrgüter beträgt 597 Millionen US-Dollar (1997), Haupteinfuhrgüter sind z. B. Nahrungs- und Genussmittel, Maschinen, Textilien und Schuhe, mineralische Brenn- und Schmierstoffe, Metallwaren und Baumaterialien. Zu den wichtigsten Exportgütern gehören u. a. Textilien und Schuhe, Brenn- und Rohstoffe, Nahrungs- und Genussmittel sowie Metallwaren: Summe 182 Millionen US-Dollar (1997). 7 GESCHICHTE Das indogermanische Volk der Illyrer besiedelte gegen Ende der Bronzezeit (um 1800 v. Chr.) den westlichen Teil der Balkanhalbinsel, und bildeten während des 5. und 3. Jahrhunderts v. Chr. selbständige Staaten. 7.1 Das Altertum Das Königreich Adrians, gegründet im 3. Jahrhundert v. Chr., erstreckte sich von der dalmatinischen Küste bis zu den Küstenregionen des heutigen Albanien und entwickelte sich zu einer wichtigen Seemacht. Dieses Reich erreichte seinen Höhepunkt unter der Herrschaft Agrons (250-231 v. Chr.). 229 v. Chr. hatten die Römer bereits begonnen, das Land zu erobern; ab 168 v. Chr. beherrschten sie das illyrische Königreich für mehr als fünf Jahrhunderte. 7.2 Das Mittelalter Nach der Aufspaltung des Römischen Reiches 395 n. Chr. wurde Albanien Teil des Oströmischen Reiches. In dieser Zeit entwickelten sich die albanischen Häfen, wie z. B. Dyrrhachion (Durrës), zu wichtigen Handelszentren. Im 4. und 5. Jahrhundert begann die Christianisierung der Illyrer, und seit Ende des 6. Jahrhunderts drangen slawische Völker in das Land vor. Ab dem 7. Jahrhundert stand das illyrische Gebiet unter slawischer Herrschaft, und die christlichen Illyrer zogen sich vor allem in die nördlichen Gebirgsregionen zurück. 883 eroberten die Bulgaren die Region, und 1018 kam das Gebiet als Thema (Verwaltungseinheit, siehe Themenverfassung) Dyrrhachion wieder unter byzantinische Herrschaft. Ab 1204 stand Albanien unter der Herrschaft des Despotat Epirus und seit 1230 gehörte das Land zum bulgarischen Staat Iwan Assens II. sowie ab 1252 zum Reich Nikaia. Die Küstenstädte wurden von den Venezianern oder den Sizilianern kontrolliert. 1272 übte das Königreich Neapel die Oberhoheit über die Bevölkerung aus, die seit dem 11. Jahrhundert Albaner (von den Serben Arbansi) genannt wurden und häufig als Söldner den Nachbarstaaten dienten. Sie selber nannten sich Skipetaren (Shqiptaren, Bergleute). 1343 wurde das Land von den Serben erobert, aber bereits mit dem Zusammenbruch des serbischen Reiches im Jahr 1355 teilte sich Albanien in zwei serbische Fürstentümer (im Süden Epirus, im Norden Zeta), die kurze Zeit später von albanischen Fürsten kontrolliert wurden. 7.3 Die osmanische Herrschaft Ende des 14. Jahrhunderts fielen Türken, die die Albaner Arnauten nannten, in Albanien ein. Unter Gjergj Kastriota (genannt Skanderbeg) konnten die Albaner nach einem 25 Jahre währenden Kampf zunächst eine türkische Okkupation ihres Landes verhindern: 1448 und 1466 konnte Skanderbeg noch die türkischen Angriffe abwehren, doch nach seinem Tod 1468 wurde Albanien Teil des Osmanischen Reiches. Es kam zu einer großen Flüchtlingswelle nach Süditalien und Sizilien. Die in Albanien verbliebene Bevölkerung trat zum Islam über. Die Türken konnten nie die uneingeschränkte Herrschaft über Albanien gewinnen. Die zahlreichen Aufstände wurden im Norden des Landes von der katholischen, im Süden von der orthodoxen Kirche unterstützt. Von 1775 bis 1796 regierten die Bushatis im Herzogtum Shkodër und dehnten ihre Macht auf Nord- und Mittelalbanien aus. Von 1790 bis 1822 regierte Ali Pascha das Herzogtum Janina, das Gebiet von Vlorë und Berat bis Çamëria und Thessaly. 1878 formierte sich die albanische Nationalbewegung (Liga von Prizren), und von 1878 bis 1881 kämpften die Albaner vergeblich um den Erhalt ihrer territorialen Einheit und um die Lösung von der Türkei. Die konfessionellen Gegensätze und patriarchalischen Sozialstrukturen der einzelnen regionalen Fürstentümer schwächten die Aufständischen. 7.4 Die Unabhängigkeit Erst die Aufstände seit 1910 und vor allem der 1. Balkankrieg führten zur Unabhängigkeit. Am 28. November 1912 proklamierte Ismail Kemal Bei in Valona (Vlorë) einen unabhängigen Staat Albanien. Auf der Londoner Botschafterkonferenz wurde die Unabhängigkeit am 27. Juli 1913 gegen die Ansprüche Serbiens von den Großmächten anerkannt. Durch die Grenzziehung verlor Albanien aber mehr als die Hälfte seiner ursprünglichen Landesfläche, darunter auch den Kosovo und Çamëria, sowie circa 40 Prozent seiner Bevölkerung. Die Großmächte erklärten den deutschen Prinzen Wilhelm zu Wied zum Herrscher von Albanien. Er trat im März 1914 die Herrschaft an, musste aber sechs Monate später infolge des inneren Widerstandes und des Ausbruchs des 1. Weltkrieges fliehen. Während des Krieges wurde Albanien zum Schlachtfeld für die Großmächte, und Teile des Landes waren zeitweise von Montenegro, Serbien, Österreich-Ungarn, Italien und Griechenland besetzt. Nach Ende des 1. Weltkrieges stand das Land wieder vor der Teilung. In der Pariser Friedenskonferenz von 1919 wurden jedoch die von Griechenland, Serbien und Montenegro erhobenen Ansprüche auf Albanien zurückgewiesen, und im Vertrag von Tirana erkannte am 2. August 1919 Italien zwar Albanien an, räumte aber den Süden des besetzten Landes erst 1920. Auf dem Kongress von Lushnjë im Januar 1920 bildeten die Albaner eine provisorische Regierung und einen Regentschaftsrat; im Dezember desselben Jahres wurde Albanien in den Völkerbund als unabhängiger Staat aufgenommen. 1921 und 1923 kam es durch den Völkerbund erneut zu Grenzkorrekturen, insbesondere zu Griechenland, das (ebenso wie das spätere Jugoslawien) immer wieder territoriale Ansprüche erhob. In der Folgezeit entbrannten immer wieder heftige innenpolitische Machtkämpfe. 1921 war es auch zum Aufstand der Mirditen, eines albanischen Stammes, gekommen. Die stärkste politische Persönlichkeit des Landes war Ahmed Zogu, der 1923/24 Ministerpräsident geworden war, aber nach einem erneuten Aufstand im Juni 1924 ins Exil gehen musste. Er kehrte Ende 1924 wieder zurück und wurde erneut Ministerpräsident. Nach der Abschaffung des monarchischen Regierungssystems und des Regentschaftsrates und der Ausrufung der Republik am 22. Januar 1925 wurde er Staatspräsident, 1928 ernannte er sich zum König und als Zogu I. regierte er diktatorisch bis 1939. Zogu verstand sich als König aller Albaner, auch der albanischen Minderheiten in Griechenland und Jugoslawien. Er führte weitreichende kulturelle und wirtschaftliche Reformen durch, ging aber ein politisches und militärisches Bündnis mit dem faschistischen Italien ein (1. Pakt von Tirana vom 26. November 1926 und 2. Pakt von Tirana vom 22. November 1927). Das Verhältnis zu Italien blieb aber wegen der großen wirtschaftlichen Abhängigkeit nicht ohne Spannungen. Am 7. April 1939 besetzten Mussolinis Truppen Albanien. Zogu ging ins Ausland ins Exil und der italienische König Viktor Emmanuel III. wurde in Personalunion König von Albanien. 7.5 Der 2. Weltkrieg Gegen die italienischen Truppen, die von Albanien aus 1940 Griechenland angegriffen hatten, und die spätere deutsche Besatzung (vom September 1943 bis 29. November 1944) kam es zum bewaffneten Widerstand, der ab 1944 von den kommunistischen Partisanen dominiert wurde. Die Kommunistische Partei Albaniens war im November 1941 gegründet worden und man hatte 1943 Enver Hoxha, einen jungen, westlich erzogenen Schullehrer, zum Generalsekretär gewählt. Militärisch wurde der Widerstand von der 1943 gebildeten ,,Albanischen Nationalen Volksbefreiungsarmee" organisiert. Im September 1943 starteten die Kommunisten eine Kampagne gegen die nationalistischen Organisationen Balli Kombëtar (Nationale Front) und Legaliteti (Legalität). In einem blutigen Bürgerkrieg wurden die Nationalisten besiegt, und im ,,Antifaschistischen Rat der Nationalen Befreiung", der sich 1944 konstituiert hatte, übernahmen die Kommunisten die Führung. Bis zum Oktober 1944 bildeten sie eine Übergangsregierung unter der Führung von Hoxha, einen Monat später, nach Abzug der deutschen Truppen, auch die Staatsführung. 7.6 Die Volksrepublik Am 11. Januar 1946 verkündete Hoxha die Abschaffung der Monarchie und proklamierte die Volksrepublik Albanien. Im März wurde eine neue Verfassung verabschiedet und eine neue Regierung mit Hoxha als Premierminister gebildet. So genannte Säuberungsaktionen in den eigenen Reihen und vor allem beim politischen Gegner schalteten die Opposition aus. Industriebetriebe und Bergwerke wurden verstaatlicht und eine Bodenreform durchgeführt. 7.6.1 Die Beziehungen zu den Nachbarstaaten Von 1944 bis 1948 waren die außenpolitischen Beziehungen Albaniens von Spannungen zu Griechenland und den westlichen Staaten gekennzeichnet. Es gab enge Beziehungen zu Jugoslawien, selbst über einen Anschluss Albaniens an Jugoslawien wurde beraten. Nach dem Bruch zwischen der Sowjetunion und Jugoslawien 1948 stellte sich aber Albanien auf die Seite der Sowjetunion. Es wurde in der Folge in großem Maßstab von der UdSSR und anderen sozialistischen Ländern unterstützt. 1949 erfolgte die Aufnahme in den COMECON ( Council for Mutual Economic Assistance: Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe), und 1955 trat Albanien dem Warschauer Pakt bei. 1954 gab Hoxha sein Amt als Premierminister an seinen Stellvertreter Mehmet Shehu ab, bestimmte jedoch als Erster Parteisekretär der Albanischen Kommunistischen Partei weiterhin die Politik. Albaniens Beziehungen zum sowjetischen Block begannen sich seit Mitte der fünfziger Jahre zu verschlechtern. Hoxha wollte sich dem Kurs Moskaus (Entstalinisierung, friedliche Koexistenz mit kapitalistischen Ländern und Annäherung an Jugoslawien) nicht anschließen. 7.6.2 Die Allianz mit China Albanien entzog sich immer mehr dem sowjetischen Einfluss, und bis zum Ende des Jahres 1960 hatte sich die Regierung deutlich auf eine Allianz mit Peking zubewegt. Die Sowjetunion und ihre osteuropäischen Verbündeten reagierten mit der Einstellung aller Hilfeleistungen für Albanien. Im Dezember 1961 brach die Sowjetunion schließlich alle diplomatischen Beziehungen zu Tirana ab. China übernahm die Rolle der Sowjetunion und gewährte Albanien umfangreiche Wirtschaftshilfe. Diese Hilfeleistungen stärkten Albaniens Position gegenüber der Sowjetunion und ermöglichten es dem Land, seine wirtschaftliche Entwicklung weiter voranzubringen. Als Reaktion auf den Einmarsch der Sowjetunion in die Tschechoslowakei im Jahr 1968 verließ Albanien den Warschauer Pakt. Das Land normalisierte daraufhin seine Beziehungen zu Griechenland und Jugoslawien und begann, auch seine Beziehungen zu einigen westlichen Staaten allmählich zu verbessern. 7.6.3 Der Alleingang Chinas außenpolitische Umorientierung in den frühen siebziger Jahren und die anschließende chinesisch-amerikanische Annäherung führten zu einer Abkühlung der albanisch-chinesischen Beziehungen. Nachdem Albanien mehrmals öffentlich die Außenpolitik Chinas verurteilt hatte, stellte Peking im Juli 1978 alle Hilfeleistungen für seinen früheren Bündnispartner auf dem Balkan ein. Nach dem Bruch mit China verfolgte Hoxhas Regime eine Strategie einer eigenen, unabhängigen Wirtschaftsentwicklung. In den späten siebziger und frühen achtziger Jahren verbesserten sich auch die Beziehungen zu Griechenland und einigen westeuropäischen Staaten. Das Problem der in Albanien lebenden griechischen Minderheit (zwischen 200 000 und 400 000 Griechen) blieb jedoch virulent. Das Verhältnis zu Jugoslawien war weiterhin durch die Unterdrückung der mehr als 1,5 Millionen Kosovo-Albaner durch die Belgrader Regierung schwer belastet. Im Dezember 1981 wurde bekannt gegeben, dass der Ministerpräsident Shehu Selbstmord begangen habe. Kurze Zeit später wurde er als ausländischer Agent denunziert, und seine früheren Anhänger wurden eliminiert. Neuer Ministerpräsident wurde im Januar 1982 Adil Çarçani, und nach dem Tod von Hoxha am 11. April 1985 übernahm Ramiz Alia die Führung der Kommunistischen Partei. Während der Demokratisierungswelle, die Osteuropa Ende der achtziger Jahre erfasst hatte, öffnete sich das Land ein wenig: Das Religionsverbot wurde ebenso gelockert (und 1990 ganz aufgehoben) wie das Verbot von Auslandsreisen. Oppositionsparteien wurden zugelassen und die Beziehungen zum Westen ausgeweitet. Diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland wurden 1987 aufgenommen. 1989 kam es, nachdem es in den Jahren zuvor immer wieder wegen der prekären Wirtschaftslage zu Protestkundgebungen gekommen war, zu größeren Unruhen; in der Folge verhängte die Regierung den Ausnahmezustand. Im Juli 1990 gingen in Tirana erneut Tausende auf die Straße; bei den Demonstrationen kam es zu Schusswechseln, und eine erste Flüchtlingswelle (6 000 Menschen flüchteten ins Ausland) setzte ein; im Januar 1991 flohen 5 000 Albaner griechischer Abstammung ins Nachbarland. 7.7 Die demokratische Republik Die ersten freien Parlamentswahlen Ende März 1991 gewannen die Kommunisten. Sie verabschiedeten eine neue Verfassung, und Ramiz Alia wurde zum Präsidenten gewählt. Im Juni 1991 benannte sich die Kommunistische Partei in Albanische Sozialistische Partei (PSS) um. Die wirtschaftliche Lage hatte sich im Lauf des Jahres weiter verschlechtert, Albanien stand vor dem ökonomischen Kollaps: Hunderttausende demonstrierten in den Städten, und es kam zu verzweifelten Fluchtversuchen: im August 1991 z. B. versuchten mehr als 10 000 Menschen auf dem Frachter ,,Vlora" über die Adria nach Italien zu gelangen. Sie wurden aber von den italienischen Behörden wieder in ihre Heimat zurückgeschickt. Hilfssendungen westlicher Staaten konnten nur die schlimmste Not lindern. Bei den Parlamentswahlen vom März 1992 gewann die oppositionelle Demokratische Partei (DP) von Sali Berisha fast zwei Drittel der Mandate; in der Folge trat Alia zurück, und das Parlament wählte Berisha zum ersten nichtkommunistischen Staatspräsidenten Albaniens seit dem 2. Weltkrieg. Es bildete sich eine Regierungskoalition mit Aleksander Meksi als Ministerpräsidenten. 1993 wurden Ramiz Alia und andere kommunistische Funktionäre wegen Untreue, Amtsmissbrauchs und anderer Vergehen angeklagt und im darauf folgenden Jahr zu Haftstrafen verurteilt. In der Außenpolitik kam es zu einer erheblichen Verbesserung der Beziehungen zu China. Im Mai 1992 unterzeichnete Albanien mit der Europäischen Gemeinschaft (EG) eine Kooperationsvereinbarung mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Aufgrund des Minderheitenproblems nahmen in den neunziger Jahren jedoch die Spannungen in den Beziehungen zu Griechenland zu. Auch das Verhältnis zu Serbien blieb angespannt. Erst im März 1996 schrieben Albanien und Griechenland die Normalisierung ihrer politischen Beziehungen fest. Bei den Parlamentswahlen im Mai 1996 behauptete sich die DP als stärkste Kraft; allerdings wurde ihr nicht nur von Oppositionellen, sondern auch von internationalen Wahlbeobachtern Wahlfälschung vorgeworfen. Der Zusammenbruch dubioser Anlagefirmen trieb Albanien Anfang 1997 erneut an den Rand des Ruins. Zahlreiche Kleinanleger verloren infolge der Zahlungsunfähigkeit der Geldinstitute ihre Ersparnisse. Wochenlang kam es zu schweren Unruhen, und zehntausende Kleinanleger forderten von der Regierung ihr Geld zurück und lieferten sich mit den Sicherheitskräften Straßenschlachten. Zentren des Protestes waren die Hauptstadt Tirana und die Hafenstadt Vlorë im Südwesten des Landes. Präsident Berisha beschuldigte die Opposition, die Unruhen zu schüren, um die Regierung zu stürzen. Die Pleitewelle ins Rollen gebracht hatte der Bankrott der Geldhäuser Gjallica und Soudja im Januar 1997. Sie erfasste die meisten großen Firmen und betraf fast alle Bürger Albaniens. Nach der politischen Wende 1992 hatten die als Investmentfonds firmierenden Geldhäuser, die von der Regierung als marktwirtschaftliche Finanzierungsinstrumente angepriesen worden waren, zahllose Kleinanleger mit Renditeversprechen in Höhe von bis zu 200 Prozent pro Quartal geworben. Nach gewalttätigen Ausschreitungen, bei denen Straßen und Eisenbahnlinien blockiert wurden und Rathäuser in Flammen aufgingen, ließ Präsident Berisha am 27. Januar 1997 Soldaten aufmarschieren. Am 8. Februar verhinderte die Polizei gewaltsam eine Demonstration des oppositionellen ,,Demokratieforums" in der Hauptstadt Tirana. Bei Straßenschlachten in Vlorë gab es in den folgenden beiden Tagen zwei Todesopfer und mehrere hundert Verletzte. Presseberichte über Massenverhaftungen von Regierungsgegnern wurden von offizieller Seite dementiert. Mehrere tausend Albaner flohen nach Italien. Im April 1997 begann die Stationierung einer internationalen Schutztruppe zur Stärkung der inneren Sicherheit im Lande. Diese Truppe umfasste etwa 7 000 Soldaten aus acht europäischen Ländern und blieb bis Oktober 1997 in Albanien. Zu den Hauptaufgaben gehörten der Schutz der ausländischen Hilfsaktionen sowie die Verteilung der Güter. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im Juli 1997 verfehlte die Sozialistische Partei (PSS) mit 100 der insgesamt 155 Mandate nur knapp die Zweidrittelmehrheit, aber gemeinsam mit ihren Verbündeten, mit denen sie vor dem Wahlgang ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet hatte, kam die PSS auf die für eine Änderung der Verfassung und die Wahl oder die Absetzung des Staatsoberhauptes notwendige Zweidrittelmehrheit. Die bisher allein regierende DP des bisherigen Präsidenten Sali Berisha hatte lediglich 27 Mandate errungen. In der Folge trat Berisha von seinem Amt als Staatspräsident zurück. Im Juli 1997 wurde Fatos Nano zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Schwerpunkt des so genannten ,,Antikrisenprogramms" seiner Regierung war die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation Albaniens. Als Nachfolger von Berisha wählte das Parlament den Sozialisten Rexhep Mejdani zum neuen Staatspräsidenten. Die bisherige Machtfülle des Staatsoberhauptes wurde zugunsten des Ministerpräsidenten eingeschränkt. Zu den vordringlichen innenpolitischen Aufgaben gehörte nun auch die Ausarbeitung einer Verfassung, die das 1991 verabschiedete, aus 45 Paragraphen bestehende Verfassungsprovisorium ablösen sollte. Im September 1998 trat Ministerpräsident Nano infolge einer schweren Regierungskrise zurück; zu seinem Nachfolger wählte das Parlament Pandeli Majko (PSS). Im November 1998 trat nach einer Volksabstimmung eine neue Verfassung in Kraft, die sich an das deutsche Grundgesetz und die italienische Verfassung anlehnt. Im Oktober 1999 trat Majko aufgrund seiner Abwahl als Parteivorsitzender vom Amt des Ministerpräsidenten zurück; neuer Ministerpräsident wurde Majkos bisheriger Stellvertreter Ilir Meta (PSS). Infolge des Kosovo-Konflikts verschärften sich ab Ende 1997 die Spannungen zwischen Albanien und Serbien erneut. Serbien verweigerte der mehrheitlich von Albanern bewohnten Provinz Kosovo größere Autonomie und ging mit großer Härte gegen antiserbische Kräfte im Kosovo vor, insbesondere gegen die Befreiungsarmee des Kosovo (UÇK), die zu unterstützen Serbien der albanischen Regierung vorwarf. Als sich 1998 der Kosovo-Konflikt zu einem Bürgerkrieg ausweitete und 1999 auch die NATO in den Konflikt eingriff, flohen Hunderttausende Kosovo-Albaner nach Albanien. Die hohe Zahl von Flüchtlingen (zeitweise mehr als 450 000 Menschen) stellte das Land vor immense Probleme. Im Januar 2000 vereinbarten Albanien, die Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien und Montenegro eine engere Zusammenarbeit in trilateralen Angelegenheiten und baten zugleich die internationale Staatengemeinschaft um größere Hilfe bei der Entwicklung der Infrastruktur. Im Februar 2000 wurden die mehr als zwei Jahre zuvor geschlossenen Grenzübergänge zwischen Albanien und der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro wieder geöffnet. Bei den Parlamentswahlen vom 24. Juni und 8. Juli 2001 erreichte die PSS des Ministerpräsidenten Meta mit 73 Mandaten im auf 140 Sitze verkleinerten Parlament die absolute Mehrheit; Ministerpräsident einer Regierung aus PSS und vier kleinerer Parteien blieb Meta. Nach mehrere Monate andauernden parteininternen Machtkämpfen zwischen den Reformern um Meta und den postkommunistischen Konservativen um Nano trat Meta am 29. Januar 2002 als Regierungschef zurück. Zu seinem Nachfolger wählte das Parlament am 22. Februar den Sozialisten und früheren Ministerpräsidenten Pandeli Majko. Am 24. Juni 2002 wählte das albanische Parlament den parteilosen Alfred Moisiu zum neuen Staatsoberhaupt. Im Vorfeld der Wahlen hatten sich die PSS und die DP auf den ehemaligen Verteidigungsminister als gemeinsamen Kandidaten geeinigt. Nach nur fünf Monaten im Amt trat auch Majko infolge heftiger innerparteilicher Auseinandersetzungen am 25. Juli 2002 als Regierungschef zurück. Der eben erst in sein Amt eingeführte Staatspräsident Moisiu beauftragte daraufhin den PSS-Vorsitzenden Fatos Nano mit der Bildung einer neuen Regierung, und am 31. Juli 2002 wurde Nano vom Parlament als Ministerpräsident bestätigt. In der Folgezeit herrschten in Albanien relativ stabile Verhältnisse, die vor allem auf das Ende der Blockadepolitik der von Berisha geführten Opposition zurückzuführen waren. Die PSS-internen Auseinandersetzungen gingen jedoch weiter, bis Berisha Ende 2003 seine innerparteilichen Gegner weitgehend an den Rand gedrängt und seine Regierung großzügig und in seinem Sinne umgebildet hatte. Außenpolitisch suchte Nano sowohl die Nähe zur EU, mit der Albanien 2003 Verhandlungen über eine Annäherung des Landes an die Union aufnahm, als auch verbesserte Beziehungen zu den USA, denen Albanien im Irak-Krieg als Mitglied der ,,Koalition der Willigen" zur Seite stand. Die Parlamentswahlen am 3. Juli 2005 veränderten die Mehrheitsverhältnisse im Lande zugunsten der DP Berishas: Sie wurde mit 56 Mandaten stärkste Kraft im Parlament; zusammen mit ihren Koalitionspartnern verfügte sie über 81 Mandate, d. h. über die absolute Mehrheit der Sitze. Die PSS verlor gegenüber den vorangegangenen Wahlen mehr als 30 Mandate und stellte nur noch 42 Abgeordnete. Wahlbeobachter der OSZE sahen bei den Wahlen internationale demokratische Standards nur teilweise erfüllt. Im September 2005 wählte das Parlament Berisha zum neuen Ministerpräsidenten. Berisha kündigte einen harten Kampf gegen Korruption und Kriminalität sowie eine Verbesserung des Lebensstandards der breiten Masse an. Im Kampf gegen die Korruption gerieten vor allem Mitglieder der alten, sozialistischen Regierung ins Zentrum der Ermittlungen. Die seit 2003 andauernden Verhandlungen mit der EU mündeten 2006 in die Unterzeichnung eines Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens; eine konsequente Reformpolitik - Voraussetzung für eine engere Anbindung an oder sogar in die EU und die NATO - scheiterte jedoch an den nicht enden wollenden, scharfen Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition. Konfliktpotential bot auch die Wahl eines neuen Staatspräsidenten im Juli 2007, bei der das Parlament trotz der Blockadehaltung nahezu der gesamten Opposition am Ende den Kandidaten der Regierungspartei DP, den stellvertretenden Partei- sowie Fraktionsvorsitzenden Bamir Topi wählte. Die sozialistische Opposition war mit ihrer Forderung nach einem parteiunabhängigen Staatspräsidenten, wie Moisiu dies war, nicht durchgedrungen. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Existenzminimum.

Die Regierung gewährt allen Arbeitnehmern und ihren Familien Renten, freie medizinische Versorgung, Arbeitslosenhilfe, bezahlten Urlaub und weitereSozialleistungen.

Die medizinische Versorgung ist in manchen Gebieten unzureichend.

Es wurden Maßnahmen getroffen, die den Mangel an medizinischen Fachkräften undEinrichtungen beheben sollen. 4 BILDUNG UND KULTUR Während der 400-jährigen osmanischen Herrschaft wurden die albanische Sprache und Kultur unterdrückt.

Unterricht in albanischer Sprache war bis Ende des19.

Jahrhunderts nicht erlaubt.

Nachdem die Kommunisten an die Macht kamen, wurde die albanische Kultur zuerst durch sowjetische, dann durch chinesische Vorbilderbeeinflusst.

In Albanien vollzog sich Mitte der sechziger Jahre eine Kulturrevolution, und viele westliche Einflüsse wurden eliminiert. 4.1 Bildung und Schulwesen Die Volksschule ist gebührenfrei; es besteht eine Schulpflicht von 8 Jahren (2002–2003).

An Institutionen der höheren Bildung sind etwa 20 000 Studierende immatrikuliert.Die staatliche Universität, die Enver-Hoxha-Universität von Tirana, wurde 1957 gegründet.

Der Alphabetisierungsgrad beträgt 84,7 Prozent (2000). 4.2 Kultureinrichtungen Albanien hat mehr als 3 600 Bibliotheken, die wichtigste ist die Nationalbibliothek (1922) in Tirana.

Hier befinden sich auch die nationalen Opern-, Theater- undBalletthäuser und die bedeutendsten Museen des Landes. 4.3 Medien Während der Zeit des Kommunismus wurden alle Medien streng von der Regierung überwacht.

Die Tageszeitung Volkesstimme war das offizielle Organ des Zentralkomitees der Albanischen Arbeiterpartei. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Die Verfassung von 1976 definierte Albanien als eine sozialistische Volksrepublik.

Nach der 1991 verabschiedeten Verfassung, in der ein Mehrparteiensystem und einestrikte Trennung von Kirche und Staat festgeschrieben waren, wurde Albanien zur Präsidialrepublik erklärt.

Auf diesen Grundsätzen basiert auch die am 28.

November 1999in Kraft getretene neue Verfassung. 5.1 Exekutive und Legislative Nach der Verfassung liegt die Exekutive beim Staatspräsidenten, der auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist.

Der Staatspräsident wird vom Parlament, derVolksversammlung, gewählt.

Er ernennt den Ministerpräsidenten, der dem Kabinett vorsitzt.

Die ersten freien Parlamentswahlen wurden 1991 abgehalten.

Die Zahl derAbgeordneten wurde vor den Parlamentswahlen von 1997 von 140 auf 155 erhöht, vor den Parlamentswahlen von 2001 jedoch wieder auf 140 verringert. 5.2 Politische Parteien Von Mitte der vierziger Jahre an gab es in Albanien für mehrere Jahrzehnte nur eine Partei: die kommunistische Albanische Arbeiterpartei (APL).

Im Dezember 1990 erfolgtedie Zulassung der ersten Oppositionspartei.

Im Zuge des politischen Umbruchs wurde die APL in Albanische Sozialistische Partei (PSS) umbenannt.

Weitere bedeutendeParteien sind die Demokratische Partei Albaniens (DP), die Sozialdemokratische Partei (PSDS), die Union für Menschenrechte (Partei der griechischen Minderheit; PBDNj),die Nationale Front (BK), die Demokratische Allianz (DA) und die Agrarpartei (PA). 5.3 Judikative An der Spitze des Gerichtswesens steht der Oberste Gerichtshof, dessen Mitglieder für vier Jahre von der Volksversammlung gewählt werden.

Auf der nächsten Stufeexistieren Regional- und Bezirksgerichte.

Die Richter der nachgeordneten Gerichte werden von Mitgliedern der Kommunalverwaltung gewählt. 5.4 Kommunalverwaltung Albanien gliedert sich in 27 Bezirke.

Die Kommunen werden von den auf drei Jahre gewählten Kommunalräten verwaltet. 5.5 Verteidigung In Albanien besteht allgemeine Wehrpflicht.

Die Streitkräfte umfassen etwa 21 500 Soldaten. 6 WIRTSCHAFT Mit In-Kraft-Treten des ersten Fünfjahresplanes (1951) wurde eine streng zentralistische Planwirtschaft eingeführt.

Sie beherrschte für lange Zeit das ökonomischeGeschehen in Albanien.

Bis 1961 erhielt das Land Wirtschaftshilfe von der Sowjetunion und – nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion – von 1961 bis1978 umfangreiche wirtschaftliche Unterstützung von der Volksrepublik China.

Nach dem Bruch mit China (1978) verfolgte Albanien eine eigenständigeWirtschaftsentwicklung. Vor diesem Hintergrund geriet das Land zunehmend in die wirtschaftliche und politische Isolation, das Wirtschaftssystem brach nahezu vollständig zusammen.

Im Zuge derDemokratisierungswelle in Osteuropa versuchte das Balkanland seit 1985 – zunächst durch langsame politische Öffnung nach außen und später durch marktwirtschaftlicheReformen –, eine Wende der bis dahin katastrophalen Wirtschaftslage herbeizuführen.

Jedoch konnten diese Maßnahmen die weitere Destabilisierung der Wirtschaft nichtverhindern.

Albanien wurde von mehreren Wirtschafts- und zum Teil schweren innenpolitischen Krisen heimgesucht und leidet bis heute an den Folgen. 6.1 Landwirtschaft und Forstwirtschaft Durch große Trockenlegungsprojekte konnte die landwirtschaftlich genutzte Fläche seit den fünfziger Jahren stark vergrößert werden.

Zu den Hauptanbauprodukten gehörenObst und Gemüse, Reis, Weizen, Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln.

Außerdem werden Oliven, Baumwolle und Tabak in größeren Mengen kultiviert.

Der Viehbestandumfasst Schafe und Ziegen.

Die Produkte des Agrarsektors reichen jedoch nicht zur vollständigen Versorgung der Bevölkerung.

Die Forstwirtschaft liefert Brennstoff, Bau-und Furnierhölzer.. »

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