Devoir de Philosophie

Aleatorik - Musik.

Publié le 21/06/2013

Extrait du document

Aleatorik - Musik. Aleatorik (lateinisch alea: Würfel, Zufall), Kompositionsart innerhalb der Neuen Musik nach 1950, bei der der Komponist die Endgestalt seines Werkes, sei es bei der Schaffung oder bei der Ausführung, dem Zufall überlässt. Der Begriff wird zwar auch auf die Improvisation oder die Freiheit einer Konzertkadenz in einer beliebigen Epoche der Musikgeschichte angewandt, bezeichnet aber primär ein kompositorisches Prinzip der fünfziger und sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Dieses Prinzip sollte den Musizierenden eine gewisse Aktionsfreiheit geben und sie stärker an Entwicklungsprozess, Klangwerdung und Formgebung des Werkes teilhaben lassen. Einer der ersten Komponisten, die aleatorische Kompositionstechniken bewusst einsetzten, war Charles Ives. Henry Cowell schuf mit seinem Mosaic Quartet (1935) ein Werk, das aus Materialbausteinen besteht, sozusagen Musikfragmenten, die die Ausführenden selbst zusammenfügen mussten. Sein Schüler John Cage und dessen Zeitgenossen Earle Brown und Morton Feldman sagten sich, inspiriert durch Zen-Buddhismus und die Kunst von Calder und Pollock, vom Akt der schöpferischen Entscheidungsfindung los. Cage bediente sich des chinesischen Weisheitsbuches Yi-jing (I Ging, ,,Buch der Wandlungen") und der darin beschriebenen Technik des Münzwurfes zur Erstellung von Orakeln, um Tonhöhen, Tondauern und Klangfarben für sein Klavierstück Music of Changes (1951) zu bestimmen. Die Bauteilaufteilung war ein wesentliches Element der Aleatorik, z. B. in Cages Concert for Piano and Orchestra (1958), dessen Abschnitte in jeder beliebigen Reihenfolge gespielt oder gänzlich weggelassen werden können, und das gleichzeitig mit anderen Pianisten gespielt werden kann. Die Erstellung einer allgemeinen graphischen Anregung für den Musiker, also einer Spielanweisung ohne Noten, wie z. B. Cages Fontana Mix (1958) oder Cornelius Cardews Treatise (1967), markierte einen weiteren Schritt in Richtung ,,Unvorhersehbarkeit" und lässt fast unbegrenzte Möglichkeiten der musikalischen Verwirklichung offen. Einen Höhepunkt dieses Kompositionsstiles stellt Cages 4'33'' (1952) dar, ein Stück mit festgelegter Dauer, das nur aus den zufälligen Umgebungsgeräuschen aus Publikum und Umwelt besteht. Cages Vorstellungen übten Ende der fünfziger Jahre in Europa einen starken Einfluss auf die Neue Musik aus. Sowohl Stockhausen als auch Boulez übernahmen Elemente der beweglichen Komposition, z. B. in Klavierstück XI (1956) und in Piano Sonata No. 3 (1957), ohne ihre Rolle als Komponist jedoch vollständig aufzugeben. Stockhausen trieb das Prinzip der Spielanweisung ohne Noten noch weiter, z. B. in Werken wie Plus-Minus (1963). Berio entwickelte die proportionale Notierung als Gegenstück zur festen Tondauer, Lutos?awski integrierte ab 1961 (Jeux Venetien) Abschnitte gesteuerten Zufalls in seine Werke, und Xenakis komponierte auf der Basis von Wahrscheinlichkeitstheorien, wobei er das Material für ST4 (1962) mit Hilfe von Stochastikprogrammen für den Computer erzeugte. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Liens utiles