Antisemitismus - Soziologie.
Publié le 15/06/2013
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Regierung das bis dahin wenig genutzte Mittel der Massenpropaganda.
Teil dieser Propaganda war die Publikation der gefälschten Protokolle der Weisen von Zion, vorgeblich jüdische Geheimdokumente, tatsächlich aber ein antisemitisches Pamphlet, das vermeintliche Pläne für eine jüdische Weltverschwörung und nachfolgende jüdischeWeltherrschaft ausbreitet.
Diese „Protokolle” wurden 1905 in Russland veröffentlicht und fanden große Verbreitung.
Solche vorsätzlichen Fälschungen spielten auch bei demPogrom nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland eine Rolle, der Hunderttausende von Opfern forderte.
5 ORGANISIERTER ANTISEMITISMUS ALS MITTEL DER POLITIK
Zwischen dem 1.
und dem 2.
Weltkrieg verbreiteten sich antisemitische Einstellungen zunehmend.
In Deutschland war seit der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933bis zum Endes des 2.
Weltkrieges 1945 der Antisemitismus wesentliches Element der Staatsideologie.
Die antisemitische nationalsozialistische Propaganda setzte sich aus unterschiedlichen Elementen zusammen.
Sie griff zum einen die biologistischen Rassenlehren des19.
Jahrhunderts auf und bediente sich zum anderen der traditionellen Vorurteile aus der Zeit der christlich-abendländischen Judenverfolgung (Juden als Verräter, MörderJesu).
Sie machte die Juden einerseits für die Ausbreitung eines alle „völkischen” Unterschiede negierenden Kommunismus in Deutschland und anderen Ländernverantwortlich und setzte sie andererseits, als so genannte Finanzjuden, mit einem Menschen verachtenden Kapitalismus gleich.
Hannah Arendt führt dazu in The Origins of Totalitarism (1951; Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, 1955) aus: „Mit anderen Worten, was als unerträglich empfunden wird, sind selten Unterdrückung und Ausbeutung als solche; viel aufreizender ist Reichtum ohne jegliche sichtbare Funktion, weil niemand verstehen kann, warum er eigentlich geduldet werden soll.
Für dieseRegel gibt es kaum ein besseres Beispiel als die Geschichte des Antisemitismus, der seinen Höhepunkt erreichte, als die Juden ihre Funktion im öffentlichen Leben und ihrenEinfluss eingebüßt hatten und nichts mehr besaßen als ihren Reichtum.
Als Hitler zur Macht kam, waren die deutschen Banken nahezu ,judenrein‘ und das deutscheJudentum nahm mit einer Rapidität an Zahl und Einfluss ab, dass Statistiker sein Verschwinden in wenigen Jahrzehnten vorhersagten.”
Die systematische Verfolgung der Juden wie auch der Homosexuellen und körperlich oder geistig Behinderten war Teil der nationalsozialistischen Ideologie, die zwischenhöherwertigem und „lebensunwertem” Leben unterschied ( siehe Eugenik, Euthanasiebefehl).
Seit ihrer Machtergreifung erließen die Nationalsozialisten zahlreiche Gesetze und Verordnungen, so genannte Arierparagraphen, die die Juden systematisch aus dem öffentlichen Leben ausschlossen.
Mit den Nürnberger Gesetzen von 1935 wurden dieJuden dann zu Menschen zweiter Klasse degradiert und praktisch aller Bürgerrechte beraubt.
Die so genannte Reichskristallnacht am 9./10.
November 1938 schließlichmarkierte einen ersten Höhepunkt der Judenverfolgung in Deutschland und leitete nahtlos in die „Endlösung der Judenfrage”, die systematische Vernichtung dereuropäischen Juden, über.
Diesem nationalsozialistischen Völkermord fielen etwa sechs Millionen Juden – zwei Drittel der jüdischen Bevölkerung Europas – zum Opfer.
6 ANTISEMITISMUS NACH DEM 2.
WELTKRIEG
In den westlichen Demokratien nahm angesichts der unfassbaren Schrecken des Holocaust in der Nachkriegszeit der Antisemitismus ab.
Doch zeigten Umfragen in denachtziger und neunziger Jahren in Deutschland und Österreich, dass 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung als überzeugte Antisemiten einzustufen waren, ein weiteres Drittelantijüdischen Ressentiments anhing.
In den neunziger Jahren traten in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern sowie den USA erneutrechtsextreme und rassistische Parteien und Gruppen hervor, die offen antisemitische Ideologien verfechten.
In Deutschland nahm die Zahl antisemitischer Übergriffe nachder Wiedervereinigung stark zu.
Besorgnis erregend ist insbesondere auch der Umstand, dass Antisemiten immer offener und ungehemmter auftreten, was sich u.
a.
ineiner Flut von Droh- und Schmähbriefen an Juden äußert, aber auch in Schändungen jüdischer Friedhöfe oder Anschlägen auf Synagogen.
Eine Konsequenz der Kirchen aus den Erfahrungen mit dem nationalsozialistischen Regime war und ist das Bemühen, jegliche religiöse Begründung für antijüdischeVorurteile zu beseitigen; zudem wurde seit Kriegsende die christlich-jüdische Zusammenarbeit erheblich vertieft.
Auf dem 2.
Vatikanischen Konzil (1962-1965) sprach dierömisch-katholische Kirche die Juden in aller Form von der Beschuldigung frei, für den Tod Jesu Christi Verantwortung zu tragen, und verurteilte Rassismus und Völkermord.
In der Sowjetunion überlebte das antisemitische Erbe der Zarenzeit die Oktoberrevolution.
Da das Judentum als Religion angesehen wurde, war es – wie alle anderenReligionen – für die sowjetische Ideologie nicht akzeptabel.
Die jüdische Presse wurde unterdrückt, führende jüdische Schriftsteller wurden zum Schweigen gebracht und dieBildungs- und Berufsmöglichkeiten für Juden beschnitten.
Dennoch war Emigration für Juden bis zur politischen Öffnung der Sowjetunion Ende der achtziger Jahre und biszum Zusammenbruch des Ostblocks nahezu unmöglich.
Das Erstarken des Nationalismus, das den Untergang der Sowjetunion begleitete, brachte jedoch neuerlicheantisemitische Feindseligkeiten mit sich, weshalb Hunderttausende russische Juden nach 1990 auswanderten, teils nach Israel, aber auch in andere Länder wie etwa nachDeutschland.
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