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Armut - Soziologie.

Publié le 15/06/2013

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Armut - Soziologie. 1 EINLEITUNG Armut, wirtschaftliche Lage, in der es Menschen an ausreichenden Mitteln fehlt, um ein bestimmtes minimales Niveau der Ernährung, Kleidung, Gesundheitsvorsorge, Bildung und des Wohnens aufrechtzuerhalten, das allgemein als notwendig für einen angemessenen Lebensstandard erachtet wird. Was als angemessen gilt, hängt stark vom durchschnittlichen Lebensstandard der jeweiligen Gesellschaft ab. Als absolute Armut bezeichnet man den Mangel an der für den Erhalt der Gesundheit notwendigen Nahrung. Der Begriff relative Armut beschreibt die materielle Lage von Personen, deren Einkommen beträchtlich unter dem jeweiligen gesellschaftlichen Durchschnitt liegt. Subjektive Armut liegt dann vor, wenn die Betroffenen selbst ihre Lage als Armut empfinden. Um Armut weltweit vergleichbar zu machen, führte die Weltbank folgende Definition für Armut ein: In absoluter Armut leben danach die Menschen, die über weniger Geld verfügen, als der Kaufkraft eines US-Dollars pro Tag entspricht. Neben diesem so genannten Ressourcenansatz wird auch der Lebenslageansatz verwendet. Er basiert auf dem vom UN-Entwicklungsprogramm errechneten Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, HDI), der den Entwicklungsstand eines Landes auf einer Skala von 0 bis 1 festlegt. Als Faktoren gehen dabei neben anderen das Bildungsniveau, die Alphabetisierungsrate, die reale Kaufkraft pro Kopf und die Lebenserwartung bei der Geburt ein. Im Human Development Report 2006 der Vereinten Nationen sind 177 Staaten erfasst; die Bundesrepublik Deutschland nimmt darin mit einem Index von 0,932 Platz 21 ein, der niedrigste HDI (für den Niger) liegt bei 0,311. 2 BEDEUTUNGSWANDEL VON ARMUT IN DER EUROPÄISCHEN GESCHICHTE Historisch wurde Armut in der europäischen Geistesgeschichte unterschiedlich bewertet. In der Bibel gilt im Alten Testament Armut teilweise als selbst verschuldet; das Neue Testament thematisiert den Gegensatz von Arm und Reich als ethisch-moralische Problematik. Im mittelalterlichen Christentum wurde freiwillige Armut, wie etwa von den Bettelorden propagiert und gelebt, als geistliches Ideal gewertet. Sie sollte auf die Bedeutungslosigkeit von materiellem Besitz für das Seelenheil der Menschen verweisen. Bis zur Neuzeit wurde Armut als weitgehend unveränderliches, da gottgegebenes Schicksal angesehen, das in engen Zusammenhang mit der Erbsünde der Menschen gebracht wurde. Diese vormoderne Einstellung des Christentums lenkte von den politischen und ökonomischen Ursachen der Armut ab und trug damit nicht unwesentlich zur Festigung der feudalen Herrschaftsverhältnisse bei. Mit dem Aufkommen des weltlich diesseitig ausgerichteten Humanismus der Neuzeit und verschiedener reformatorischer bzw. sozialreformerischer Bewegungen rückten die wirtschaftlichen und politischen Ursachen der Armut ins Blickfeld. Bedingt durch die Industrialisierung und damit Proletarisierung großer Teile der Bevölkerung kam es im 18. und 19. Jahrhundert zu Massenarmut in Europa - und in der Folge zu ersten ökonomisch-politischen Untersuchungen des Phänomens Armut. Der Ökonom Thomas Malthus (1766-1834) stellte fest, die Bevölkerung tendiere dazu, schneller zu wachsen als die für ihre Ernährung notwendige Nahrungsmittelproduktion. Folglich wären Hilfen für die Armen sinnlos, da sie nur zu einer weiteren Vermehrung der armen Bevölkerung führten. Karl Marx setzte den Lebensstandard der Arbeiter ins Verhältnis zu dem Reichtum, den sie während des Arbeitsprozesses erzeugen. Diesen (wachsenden) Reichtum eigneten sich jedoch die Arbeitgeber an. Die Arbeiter seien insofern arm, als sie von den Produktionsmitteln und den hergestellten Produkten getrennt seien. Nicht eine bestimmte Lohnhöhe, sondern das Lohnarbeitsverhältnis als solches implizierte für Marx Armut auf Seiten der Lohnarbeiter. 3 ARMUT IN DEN INDUSTRIESTAATEN Laut Statistischem Jahrbuch verfügten in Deutschland im Jahr 2005 von 39,2 Millionen Haushalten knapp 1,3 Millionen über ein Nettohaushaltseinkommen von höchstens 500 Euro pro Monat. Besonders betroffen von Armut sind ältere Menschen, Behinderte sowie soziale Randgruppen, außerdem besteht ein enger Zusammenhang zwischen Armut und Arbeitslosigkeit. Auch viele Kinder leiden unter Armut: In Deutschland leben dem Kinderreport Deutschland 2007 des deutschen Kinderhilfswerks zufolge 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche (14 Prozent) in Armut und sind auf Sozialhilfe angewiesen. Der Anteil armer Kinder ist danach zehn Mal so hoch wie 40 Jahre zuvor. In den Industriestaaten machen heute allein erziehende Mütter und ihre Kinder einen großen Teil der armen Bevölkerung, nämlich etwa ein Drittel aus. Die Gründe hierfür liegen nicht nur in der Tatsache, dass berufstätige Frauen im Allgemeinen weniger verdienen als Männer; für eine allein erziehende Mutter ist es in den meisten Fällen auch extrem schwierig, für die Kinder zu sorgen, den Haushalt zu führen und außerdem noch einen Beruf mit einem angemessenen Einkommen auszuüben. Andere Gruppen, die überproportional unterhalb der Armutsgrenze leben, sind Behinderte und von ihnen abhängige Personen sowie sehr große Familien und Familien, in denen der Hauptverdiener entweder arbeitslos ist oder nur wenig verdient. Gerade in den unteren Lohngruppen liegen die Einkommen oft nur geringfügig über dem Niveau der Sozialhilfe. Krasse Formen der Verelendung, z. B. Obdachlosigkeit, haben in den letzten Jahren in allen Industrieländern zugenommen. Arme finden sich häufig in einem Teufelskreis gefangen, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt. Armut mindert die Bildungs- und damit Aufstiegschancen, kann krank machen, zur Ghettoisierung oder in die Kriminalität führen. Mit Armut ist heute nicht nur der Ausschluss von materiellen Gütern verbunden, sondern auch der tendenzielle Ausschluss aus der Gesellschaft. Während in der Werbung nahezu grenzenloser Konsum propagiert wird, ist ein wachsender Teil der Bevölkerung zu weitgehendem Konsumverzicht gezwungen, obwohl noch nie zuvor in der Geschichte ein solcher Überfluss an Produkten erzeugt wurde. Seit Ende der siebziger Jahre werden in allen Industriestaaten durch Rationalisierung immer mehr Güter mit immer weniger Beschäftigten produziert. Auf diese Weise hat sich z. B. in der Bundesrepublik Deutschland eine Sockelarbeitslosigkeit gebildet, die scheinbar unaufhaltsam anwächst. Einschnitte in die staatlichen sozialen Sicherungssysteme verschlechtern die Lebenssituation der Betroffenen kontinuierlich, zudem schmälert die Inflation ihren Lebensstandard. Der Mangel an Bildungsmöglichkeiten ist ebenfalls eine Ursache für Armut. Hiervon sind in den Industriestaaten häufig bestimmte ethnische Gruppen, wie z. B. Afroamerikaner in den Vereinigten Staaten, oder Randgruppen betroffen. 4 ARMUT IN DER DRITTEN WELT Dem Human Development Report 2006 zufolge muss ein Drittel der Weltbevölkerung täglich mit weniger als einem US-Dollar pro Kopf auskommen. 20 Prozent der Weltbevölkerung gelten als chronisch unterernährt, Zehntausende sterben jedes Jahr an Hunger und Unterernährung; rund 80 Prozent leben in weniger entwickelten Regionen. Unter den Armen der Dritten Welt ist die Kindersterblichkeitsrate deutlich höher und die Lebenserwartung niedriger als in den Industriestaaten. Lediglich im Bildungsbereich ist seit den sechziger Jahren eine positive Entwicklung zu verzeichnen. Armut ist nicht zuletzt auch ein Indikator für das wirtschaftliche Verhältnis zwischen den Industriestaaten und den so genannten Entwicklungsländern, wobei die Armut der Letzteren ursächlich mit der Anhäufung von Reichtum in den Ersteren zusammenhängt, was man als Nord-Süd-Gefälle bezeichnet (siehe Nord-Süd-Konflikt). Seit Anfang der siebziger Jahre hat sich der Anteil des ärmsten Fünftels der Weltbevölkerung am Welteinkommen von 2,3 auf heute 1,4 Prozent verringert, während zugleich der Anteil des reichsten Fünftels von 70 auf 85 Prozent angewachsen ist. Das Jahr 1996 hatten die Vereinten Nationen zum Jahr der Bekämpfung der Armut ausgerufen, den Zeitraum von 1997 bis 2006 zur Dekade der Abschaffung der Armut. Von der Erreichung dieses hohen Ziels kann jedoch keine Rede sein; dies liegt u. a. an der nachlassenden Hilfsbereitschaft der reichen Länder, der steigenden Verschuldung sowie den ungenügenden Anstrengungen der Entwicklungsländer, die Armut zu bekämpfen. Die armen Staaten haben neben zunehmender Armut auch noch mit einer wachsenden Bevölkerung zu kämpfen, während sich in den westlichen Industriestaaten ein immer größerer Reichtum anhäuft. Die sich aus dieser Konstellation zwangsläufig ergebenden Wanderungsbewegungen aus den armen in die reichen Regionen der Welt bedeuten ein erhebliches Konfliktpotential für die zukünftige weltpolitische Entwicklung. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Die armen Staaten haben neben zunehmender Armut auch noch mit einer wachsenden Bevölkerung zu kämpfen, während sich in den westlichen Industriestaaten ein immergrößerer Reichtum anhäuft.

Die sich aus dieser Konstellation zwangsläufig ergebenden Wanderungsbewegungen aus den armen in die reichen Regionen der Welt bedeutenein erhebliches Konfliktpotential für die zukünftige weltpolitische Entwicklung. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation.

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