Devoir de Philosophie

Arno Schmidt (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

Extrait du document

Arno Schmidt (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Arno Schmidt (1914-1979), deutscher Schriftsteller. Er war einer der großen Außenseiter der deutschen Literatur nach 1945. Sein von Assoziationsreichtum und orthographischer Eigenwilligkeit geprägtes Schaffen ist keiner literarischen Strömung zuzuordnen. Es erinnert in vielem an das Spätwerk von James Joyce, dessen polyphone Brillanz er allerdings nicht erreichte. Schmidt wurde am 18. Januar 1914 als zweites Kind eines Oberwachtmeisters in Hamburg geboren und wuchs in dem Arbeitervorort Hamm auf. Hier bewohnte die Familie in ,,gewisser Abgesperrtheit" eine Zweizimmerwohnung. Mit drei Jahren lernte Schmidt zu lesen und entdeckte die Lektüre als Ausweg aus der heimischen Enge. Zu seinen frühen Leseerlebnissen gehörten Jules Verne und Karl May. Nach dem Tod des Vaters siedelte der Rest der Familie 1928 ins schlesische Lauban nahe Görlitz - den Herkunftsort der Mutter - über. Dort machte Schmidt 1933 sein Abitur; auf seinem Zeugnis wurde vermerkt, er wolle Bankbeamter werden. Zwischen 1934 und 1937 absolvierte er eine kaufmännische Lehre bei der damals größten ostdeutschen Textilfabrik, den Greiff-Werken in Greiffenberg. Die Selbstaussage, Anfang der dreißiger Jahre Mathematik und Astronomie studiert zu haben, gehört offenbar zu den bewusst lancierten biographischen Fehlinformationen des Autors. 1937 heiratete Schmidt die Sekretärin Alice Murawski, die er in den Greiff-Werken kennen gelernt hatte; eine gemeinsame Woche in London 1938 sollte die einzige Reise der Eheleute bleiben. Mitte der dreißiger Jahre begann Schmidt mit literaturhistorischen Forschungen zu Friedrich de la Motte Fouqué. Allerdings sind die Studien hierzu wie auch eine reichhaltige Bibliothek mit Manuskripten in den Wirren des 2. Weltkrieges verloren gegangen. 1940 wurde Schmidt zur Wehrmacht eingezogen; bis 1945 war er als Soldat u. a. im Elsass und in Norwegen eingesetzt. Anschließend kam er in britische Kriegsgefangenschaft. Nach 1945 arbeitete Schmidt als Dolmetscher für Englisch an der Hilfspolizeischule Benefeld. In diesen Jahren schloss er Freundschaft mit Alfred Andersch und Hans Wollschläger, später mit Jan Philipp Reemtsma, der ihn in den siebziger Jahren finanziell erheblich unterstützte. 1949 kam mit Leviathan die erste Publikation des Autors heraus. Vier Jahre später nahm er seine Fouqué-Studien wieder auf und reiste in die DDR. 1955 zog Seelandschaft mit Pocahontas eine Anzeige wegen ,,Gotteslästerung und Pornographie" nach sich. Ab 1958 lebte Schmidt nach Aufenthalten in Kastel und Darmstadt zurückgezogen als freier Schriftsteller und Übersetzer in seinem kleinen Haus in Bargfeld (heute ein Stadtteil von Eldingen) bei Celle, das er sich dank des Kredits eines Freundes und der nun regelmäßigen Einkünfte durch Radiobeiträge leisten konnte. Dort lebte er in einem abgeschiedenen Refugium, das er nur selten - zumeist zu Tagesausflügen - verließ und wo er seine berühmten Sammlungen von Zettelkästen anlegte, die er zum Schreiben benötigte und aus denen er seine Romane regelrecht komponierte. Eine zweite Reise nach Ostberlin 1962 war die letzte große Fahrt. Die Landschaft um Bargfeld erwies sich als ,,vom literarischen Standpunkt äußerst brauchbar": In kurzer Zeit entstanden sieben größere Radio-Features sowie der Roman Kaff auch Mare crisium (1960), der zur Hälfte in Bargfeld und Umgebung spielt. 1970 erschien nach mehrjähriger Arbeit Schmidts Opus magnum, der voluminöse Band Zettels Traum. Von diesem Zeitpunkt an gelang es Schmidt endlich, den Lebensunterhalt für sich und seine Frau mit eigenen literarischen Werken zu bestreiten. Am 3. Juni 1979 starb Schmidt nach einem Gehirnschlag in einem Hospital in Celle. Zu den ihm verliehenen Literaturpreisen gehören der Theodor-Fontane-Preis (1964), bei dem Günter Grass die Laudatio hielt (,,Ich kenne keinen Schriftsteller, der den Regen so abgehorcht, dem Wind so oft Widerrede geboten und den Wolken so literarische Familiennamen verliehen hat"), die Ehrengabe des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie (1965, zusammen mit Carl Orff) und der Goethepreis der Stadt Frankfurt (1973). Das Andenken des Autors bewahrt heute die Arno-Schmidt-Stiftung, die 1981 von Alice Schmidt, der Witwe Arno Schmidts, und Jan Philipp Reemtsma gegründet wurde. Sie gibt Schmidts Gesamtwerk heraus (,,Bargfelder Ausgabe") und hat sich auch der Veröffentlichung seines Nachlasses verschrieben. 2 WERK Schmidts radikal avantgardistisches Schreiben war geprägt vom Versuch, das Disparate auch unbewusster Wirklichkeitserfahrung in seiner Gänze abzubilden; wichtig wurde hier vor allem die Lektüre Sigmund Freuds. Dabei bediente er sich in seinen Werken bevorzugt Verfahren wie der Montage und des inneren Monologs bzw. des Stream of consciousness, den er bei Autoren wie James Joyce oder Virginia Woolf kennen lernte. Wörter werden zersplittert, um durch Kombination neue Bedeutungsschichten bloßzulegen. Immer zentraler wird auch die lautlich-assoziative Bedeutung des Ausdrucks als Spiegel des Triebhaft-Unbewussten, das Schmidt auf seiner Schreibmaschine durch eine Zerstörung von Syntax und Typographie sowie durch eine sich im Layout manifestierende Parallelwirkung verschiedener Erzähl-, Handlungs- und Redeebenen darzustellen suchte. Beispielhaft hierfür ist der monumentale, dreisträngig erzählte Essayroman Zettels Traum (1970), eines der komplexesten Werke der deutschen Literatur, das alle Stilebenen, Techniken und Themen des Autors vereinigt und den Rahmen auch des herkömmlichen Buchdrucks sprengt (konsequenterweise wurde es als Faksimile des 1 334-seitigen, dreispaltig mit Schreibmaschine und Hand beschriebenen Typoskripts im Originalformat DIN A3 publiziert). Von der Qual des Schreibens auch für seine Umwelt gibt die Äußerung von Schmidts Frau beredt Auskunft: ,,Ich habe es nicht gern gesehen, dass mein Mann Zettels Traum schrieb. Alfred Andersch sagte einmal: Ein Buch schreiben, das ist Mord. Was sagte AS, wie vielen Büchern rein umfangmäßig Zettels Traum entsprach. 17? Und um wievielfach größer sagte er, dass die Schwierigkeit war, dieses eine große Buch zu schreiben als 17 Romane? Sagte er 100 Mal? Haben Sie eine Vorstellung davon, ein wievielfacher Mord das war? Keine Spaziergänge mehr - kein Sitzen im Garten - kein Sonntag - kaum die Möglichkeit eines Gespräches: auf Fragen nur abwesend nervöse Antworten: bestenfalls. - Im ständigen Gemurmel, wortprobierend, bewegten sich seine Lippen. Völlige Vernachlässigung der eignen Gesundheit. Völlige Gleichgültigkeit gegen alles, was nicht ZT betraf. Er nahm von keinem Brief Kenntnis. Schrieb keinen: jahrelang." Weitere Werke Schmidts sind Das steinerne Herz (1956), Kühe in Halbtrauer (1964), Trommler beim Zaren (1966), Der Triton mit dem Sonnenschirm (1969), Die Schule der Atheisten. Novellen-Comödie (1972), Abend mit Goldrand. Eine Märchen-Posse (1975) und Julia, oder die Gemälde (posthum 1983) sowie zahlreiche Essays, die eine zum Teil düstre Zukunftsprognose darstellen (Die Gelehrtenrepublik, 1957). Die Erzählungen Schwarze Spiegel (1951) und Aus dem Leben eines Fauns (1953) wurden 1963 zusammen mit Brand's Haide (1951) zur Trilogie Nobodaddy's Kinder (1963) zusammengefügt. Darüber hinaus tat sich Schmidt (oftmals zusammen mit Hans Wollschläger) als Übersetzer u. a. von Werken James Fenimore Coopers, William Faulkners, Edgar Allan Poes, Wilkie Collins' und Edward Bulwer-Lyttons hervor. Sein Interesse an Karl May spiegelt Sitara und der Weg dorthin. Eine Studie über Wesen, Werk & Wirken Karl May's (1963) wider. Verfasst von: Gerhard Pollok Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Liens utiles