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Äthiopien - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Äthiopien - geographie. 1 EINLEITUNG Äthiopien, amtlich Demokratische Bundesrepublik Äthiopien, früher Abessinien; Staat in Ostafrika, der im Norden an Eritrea, im Nordosten an Dschibuti, im Osten und Südosten an Somalia, im Süden an Kenia und im Westen an den Sudan grenzt. Die Fläche des Landes beträgt 1 133 380 Quadratkilometer. Die Hauptstadt Äthiopiens ist Addis Abeba. 2 LAND Äthiopien ist das höchstgelegene Land im tropischen Afrika. 50 Prozent seiner Fläche liegen höher als 1 200 Meter und mehr als 25 Prozent liegen über 1 800 Meter. Das Landesinnere wird durch das Äthiopische Hochland bestimmt, das mehr als die Hälfte der Gesamtfläche des Landes einnimmt. Die Hochfläche wird von Nordost nach Südwest diagonal durch den abflusslosen und von jungen Vulkanen durchsetzten Äthiopischen Graben, einem Teil des Ostafrikanischen Grabensystems, geteilt. Höchster Berg des Landes ist mit 4 620 Metern der Ras Dashen. Der Tanasee, aus dem der Blaue Nil entspringt, liegt ebenfalls im Norden des Landes. Die nordöstlichen Ränder des Plateaus sind durch schroffe Steilhänge gekennzeichnet, die 1 200 Meter oder mehr zur Küstenebene und der Danakilwüste abfallen. Entlang des weniger hohen westlichen Plateaurandes geht die Hochfläche langsam in die Wüsten des Sudan über. An den südlichen und südwestlichen Rändern fällt das Hochland zum Turkanasee (dem früheren Rudolfsee) im benachbarten Kenia ab. Seit der Abspaltung Eritreas 1993 hat Äthiopien keinen direkten Zugang zur Küste mehr. Das Hochland besteht aus kristallinen Gesteinen mit Bruch- und Faltentektonik, die von Sedimentiten (vor allem Kalk- und Sandsteinen) sowie mächtigen Lagen von Lava überlagert werden. Starke Regenfälle in der Hauptregenzeit verursachen eine starke Erosion, vor allem in den Regionen, in denen die natürliche Vegetation beschädigt oder beseitigt worden ist. Diese Regenfälle lösen viele Nährstoffe vor allem aus den Böden über kristallinem Untergrund auf der Hochebene, während die fruchtbareren Böden über vulkanischen Gesteinen weniger leicht ausgelaugt werden. Offiziell stehen 17 Prozent (2007) der gesamten Landesfläche von Äthiopien unter Naturschutz. 2.1 Klima Das Klima Äthiopiens wird vor allem durch die Höhenlage geprägt. Die jährlichen Niederschläge steigen mit der Höhe an, sie weisen aber unabhängig davon im niedrigeren Süden höhere Werte auf als im hochgelegenen Norden und Osten des Hochlandes. In einer tropisch heißen Zone, die unterhalb von 1 800 Meter liegt, herrscht eine Jahrestemperatur von etwa 27 °C, die jährliche Niederschlagsmenge beträgt weniger als 600 Millimeter. Die warmgemäßigte Zone, zu der der größte Teil der Hochebene gehört und die zwischen 1 800 und 2 500 Meter über dem Meeresspiegel liegt, hat eine durchschnittliche Jahrestemperatur von etwa 22 °C mit einer jährlichen Niederschlagsmenge zwischen 600 und 1 600 Millimeter. Oberhalb 2 500 Meter liegt eine Klimazone mit einer durchschnittlichen Temperatur von 16 °C und einer jährlichen Niederschlagsmenge von bis zu 1 800 Millimetern. In allen Höhenstufen schwanken die monatlichen Durchschnittstemperaturen um weniger als 5 °C; tageszeitliche Temperaturschwankungen können aber bis über 20 °C betragen. Die Hauptregenzeit liegt zwischen Mitte Juni und September; danach folgt eine Trockenperiode, die im Februar und im März von einer kurzen Regenperiode unterbrochen sein kann. Ausgeprägt trocken sind der größte Teil der Danakilsenke sowie der Südosten des Landes. 2.2 Flora und Fauna Die Vegetation spiegelt die großen Höhenunterschiede wider: Die unteren Lagen der tropischen Zone, Kolla genannt, sind spärlich mit Wüstensträuchern, Dornenbüschen und rauen Savannengräsern bewachsen. Die Täler und Schluchten sind mit üppiger Vegetation bedeckt, wobei hier fast jede Form afrikanischer Vegetation vorkommt. Die gemäßigte Zone, Woina Dega, ist überwiegend mit Grasland überzogen. Auf den höchsten Lagen des baumarmen Höhengraslandes, Dega genannt, ist alpine Vegetation anzutreffen. Oberhalb 3 900 Meter geht diese in die Felswüste der Tschoke über. Die größeren Arten afrikanischer Wildtiere sind auch in den meisten Teilen Äthiopiens beheimatet: Giraffen, Nilpferde, Elefanten, Antilopen, Nashörner, Löwen, Leoparden, Luchse, Schakale, Hyänen und zahlreiche Affenarten. Doch ist die einst vielfältige Tierwelt durch den Menschen bereits stark dezimiert. In Äthiopien leben 626 (2000) Vogelarten. Neben Greifvögeln wie Adlern, Habichten und Geiern gibt es Reiher, Papageien, Bekassinen, Rebhühner, Schwimmenten, Tauben und Trappen noch in großer Anzahl. 3 BEVÖLKERUNG Die meisten Einwohner Äthiopiens leben von der Landwirtschaft, die vorwiegend zur Selbstversorgung betrieben wird. Die Bevölkerung konzentriert sich deshalb stark auf die Höhenstufe der gemäßigten Zone. Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist äußerst vielfältig. Die Einwohnerzahl von Äthiopien beträgt etwa 78,3 Millionen (2008), die Bevölkerungsdichte 70 Einwohner pro Quadratkilometer. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 48,3 Jahren für Männer und 50,6 Jahren für Frauen, die Kindersterblichkeit bei 90 Sterbefällen pro Tausend Lebendgeburten (2008). Die Amhara, ein Hochlandvolk, das auf die Einwanderung semitischer Stämme in vorchristlicher Zeit zurückgeht, und die Tigray, Gurage und Harari, die ethnisch mit ihnen verwandt sind, machen etwa 35 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Sie bewohnen das Hochland vor allem nördlich des 10. Breitengrades und westlich des 40. östlichen Längengrades, die ehemalige Provinz Schoa und den Süden bis hin zur Hauptstadt Addis Abeba. Die Oromo (oder Galla), ein Hirten- und Bauernvolk, das vorwiegend im Landesinneren und in den südwestlichen Landesteilen lebt, stellen fast 40 Prozent der Bevölkerung und sind die größte ethnische Gruppe. Die Sidamo im westlichen Teil des Landes an der Grenze zu Eritrea bis zum Turkanasee machen nur 4 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die Somal, die im Osten und im Südwesten vor allem in der Ogaden-Region leben, stellen zusammen mit den Danakil und den Bedja ebenfalls ungefähr 4 Prozent, wobei die Danakil die ebene Halbwüste im Osten des Hochlandes, die Bedja den Norden des Landes bewohnen. Im Süden und Südwesten des Landes leben Schwarzafrikaner, die weitere 4 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Weitere Ethnien sind u. a. Jemeniten, Inder, Armenier und Griechen. 3.1 Wichtige Städte Die Einwohnerzahl von Addis Abeba beträgt etwa 2,72 Millionen (2003). Weitere größere Städte sind Dire Dawa (227 000 Einwohner), Gonder (156 000 Einwohner) und Dese (136 000 Einwohner). 3.2 Sprache Von den über 70 Sprachen, die in Äthiopien gesprochen werden, gehören die meisten zu den semitischen und kuschitischen Zweigen der afroasiatischen Sprachfamilie. Die Sprache der äthiopischen Kirchenliturgie Ge'ez, in der heute noch religiöse und literarische Texte abgefasst werden, gehört ebenso zur semitischen Sprachengruppe wie Amharisch, Tigrinja und Tigre. Amharisch, die Amtssprache des Landes, wird von etwa 60 Prozent der Bevölkerung gesprochen und findet vor allem in Handel und Verwaltung Anwendung. An den meisten Schulen wird darüber hinaus Englisch unterrichtet, das als Fremdsprache am weitesten verbreitet ist und in weiten Teilen des Landes von der Bevölkerung verstanden wird. Als Handels- und Bildungssprache sind auch Arabisch und Französisch in Gebrauch. 3.3 Religion Etwa 52 Prozent der Gesamtbevölkerung gehören dem christlichen Glauben an. In den nördlichen Provinzen ist das Christentum die vorherrschende Religion. Die äthiopische Kirche ist eine der ältesten und größten Ostkirchen. Sie wird von einem Patriarchen geleitet und steht in enger Verbindung zur koptischen Kirche in Ägypten. Bis zum Sturz des Kaisers Haile Selassie 1974 war sie die Staatskirche von Äthiopien. In den südlichen Regionen dominiert der Islam; insgesamt gehören etwa 31 Prozent der Bevölkerung dem Islam an. In der Region Gamu-Gofa und Teilen der Sidamo- und der Arusi-Region finden sich animistisch geprägte Elemente (etwa 11 Prozent der Gesamtbevölkerung). Äthiopien war auch die Heimat von etwa 30 000 Falascha, die eine Form des Judentums praktizieren, die wahrscheinlich auf einen Kontakt mit frühen arabischen Juden zurückzuführen ist. Mitte der achtziger Jahre wanderten über 12 000 Falascha nach Israel aus. Die meisten der zurückgebliebenen Falascha emigrierten in den Jahren 1989 und 1991 ebenfalls. 3.3.1 Feiertage Die Zeitrechnung in Äthiopien richtet sich nach dem koptischen Kalender. Dieser weist eine Abweichung von sieben Jahren im Vergleich zum gregorianischen Kalender auf, so dass das Jahr 2001 nach dem gregorianischen Kalender in Äthiopien auf 1994 datiert wird. Darüber hinaus beginnt der 24-Stunden-Zyklus des Tages mit dem Aufgang der Sonne und nicht um Mitternacht. Das Weihnachtsfest liegt nicht am Ende eines Jahres, sondern fällt auf den 7. Januar. Epiphanias, der Besuch der Heiligen Drei Könige, wird am 19. Januar gefeiert. Weitere Feiertage sind der Tag des Sieges am 6. März und der Tag des Sieges der Patrioten am 6. April. Ostern, das im Land als Fasika bezeichnet wird, ist das höchste Fest des Jahres. Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit. Das äthiopische Neujahr, das in der Landessprache Enkutatasch heißt, symbolisiert das Ende der Regenzeit, wenn die Pflanzen in voller Blüte stehen. Der 12. September ist der Tag der Revolution. Das Ende der Erntesaison feiert die Bevölkerung am Tag des heiligen Michael am 8. November. 4 BILDUNG UND KULTUR Das Erziehungswesen hat sich seit 1952, als nur 4 Prozent der Bevölkerung lesen und schreiben konnten, erheblich verbessert. Seit jener Zeit sind viele Schulen eröffnet worden, und 1979 wurde ein ehrgeiziges Programm gestartet, mit dem die Alphabetisierungsrate erhöht werden sollte. 2005 konnten etwa 45,1 Prozent der erwachsenen Bevölkerung lesen und schreiben. Von der Grundschule bis zur Hochschulreife ist die Ausbildung kostenlos. Es besteht eine Schulpflicht von 6 Jahren, aber nur etwa ein Drittel der Kinder im schulfähigen Alter hat die Möglichkeit, regelmäßig eine Schule zu besuchen. Die Universität Addis Abeba (gegründet 1950) hat Außenstellen in Awassa, Bahir Dar, Debra Zeit und Gonder. Die landwirtschaftliche Hochschule Alemaya University of Agriculture wurde 1962 gegründet. 147 954 Studenten sind an den verschiedenen Hochschulen eingeschrieben (2002-2003). 4.1 Kunst Äthiopien kann auf eine vielfältige literarische Tradition zurückblicken; dazu zählen auch eine Reihe von Übersetzungen aus dem Altgriechischen, dem Arabischen und anderen Sprachen in die Kirchensprache Geez und in die moderne amharische Sprache. Die meisten der Arbeiten hatten einen religiösen oder mythologischen Charakter, während die weltliche Literatur hauptsächlich die Geschichtsschreibung umfasste. Des Weiteren existieren zahlreiche Beispiele für Kirchenkunst und -architektur, wie die Felsenkirchen von Lalibela oder die Kirchen und Klöster auf den Inseln des Tanasees, die Äthiopiens lange christliche Tradition widerspiegeln. Kirchengebäude und Fresken zeigen meist byzantinische und koptische Einflüsse. Die Stelen von Aksum (siehe Königreich von Aksum) und die Schlossanlagen von Gonder sind weitere Beispiele äthiopischer Kunstdenkmäler. Außerdem besitzen äthiopische Silberschmiedearbeiten einen bewundernswerten Ideenreichtum und einen hohen Grad an Kunstfertigkeit, die weit über die Landesgrenzen hinaus geschätzt werden. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Gemäß der 1994 verabschiedeten und am 7. Mai 1995 in Kraft getretenen Verfassung ist Äthiopien eine parlamentarische, föderal geordnete Republik. 5.1 Exekutive, Legislative und Judikative Staatsoberhaupt ist der vom Parlament für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählte Präsident, der überwiegend repräsentative Aufgaben wahrnimmt. Die Exekutive liegt beim Ministerpräsidenten, der ebenfalls vom Parlament gewählt wird. Oberstes Legislativorgan ist das Parlament, der 548 Sitze umfassende Rat der Volksabgeordneten. Ethnischen Minderheiten ist im Parlament eine feste Anzahl von Sitzen reserviert. Grundrechte wie Religions- und Meinungsfreiheit werden garantiert, ebenso das Recht der Regionen, sich in einer demokratischen Entscheidung von Äthiopien zu lösen. Das Justizwesen weist noch immer Züge des kaiserlichen Systems auf. Die drei wesentlichen Gerichtsebenen sind die Provinz- und Bezirksgerichte sowie der Oberste Gerichtshof mit Sitz in Addis Abeba. 5.2 Kommunalverwaltung Äthiopien war früher in 14 Provinzen, 24 administrative Regionen und fünf autonome Regionen untergliedert. 1991 wurde das Land neu gegliedert, und zwar in neun, jeweils die ethnische Zusammensetzung respektierende Regionen sowie den Hauptstadtbezirk. Das 1962 annektierte und als Provinz in Äthiopien eingegliederte Eritrea löste sich 1993 als unabhängige Republik von Äthiopien. 6 WIRTSCHAFT Äthiopien gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Wirtschaft Äthiopiens ist immer noch stark von den Einnahmen aus der Landwirtschaft abhängig. Die Teilnahme der Menschen am monetären Kreislauf ist begrenzt, denn ein großer Teil des Handels wird auf lokalen Märkten durch Tauschgeschäfte abgewickelt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 13 315 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 39,2 Prozent, Industrie 13,5 Prozent, Landwirtschaft 47,3 Prozent); daraus ergibt sich ein BIP pro Einwohner von 172,60 US-Dollar. 6.1 Landwirtschaft Die Landwirtschaft, in der 78 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt sind, ist für das Land prägend. In Großbetrieben, von denen viele von der Regierung geleitet werden, baut man Zuckerrohr, Baumwolle, Früchte und Gemüse an; diese Erzeugnisse werden an die weiterverarbeitende Industrie und in den Export geleitet. Hülsenfrüchte, wie Kichererbsen, Linsen und Brechbohnen, sowie Ölsaaten werden ebenfalls in großem Umfang angepflanzt. Getreidesorten sind die wichtigsten Nutzpflanzen und werden hauptsächlich für den eigenen Bedarf angebaut. Periodisch auftretende Dürren reduzieren immer wieder das Erntevolumen erheblich und zwingen den Staat, Grundnahrungsmittel zu importieren. Außerdem hat der Bürgerkrieg (1962-1992) die Infrastruktur weitgehend zerstört und damit die Verteilung der Lebensmittel nachhaltig erschwert. Trotz eines Regierungsprogramms, mit dessen Hilfe die landwirtschaftliche Produktion diversifiziert werden soll, ist Kaffee immer noch das dominierende Erzeugnis, von dem die Wirtschaft in starkem Maß abhängig ist. Möglicherweise hat die Kaffeepflanze in Äthiopien ihren Ursprung; man nimmt an, dass der Name aus der äthiopischen Region Kaffa stammt, in der es wild wachsende Kaffeesträucher gibt. Fast ein Viertel der Bevölkerung ist in der Kaffeeproduktion beschäftigt. 6.2 Bergbau Äthiopien ist reich an Bodenschätzen. Eisen-, Kupfer-, Zink- und Bleierze, die teilweise zutage treten, werden seit der Antike abgebaut. Weitere Lagerstätten mit Mangan, Gold und Platin, mit Kalisalzen sowie Erdöl und Erdgas werden ebenfalls genutzt. Äthiopien verfügt über beträchtliche, noch ungenutzte Vorkommen an hochwertigem Kalium. 6.3 Industrie Die industrielle Produktion konzentriert sich überwiegend auf die Verarbeitung landwirtschaftlicher Güter. An zweiter Stelle folgt die Textilindustrie. Während der sechziger Jahre wuchs der jährliche Bruttowert der produzierten Güter beträchtlich an. Die industrielle Basis wurde durch die Errichtung mehrerer Metall verarbeitender Betriebe erweitert, und in Fabriken werden Konsumgüter und industrielle Grundstoffe hergestellt. Das wichtigste industrielle Zentrum ist Addis Abeba. 6.4 Währung und Außenhandel Der äthiopische Birr (= 100 Cents) wird von der Nationalbank von Äthiopien herausgegeben. Weitere Banken im Land sind u. a. die Äthiopische Handelsbank (Commercial Bank of Ethiopia) und die Landwirtschaftliche und Industrielle Entwicklungsbank (Agricultural and Industrial Development Bank). Äthiopien ist vor allem ein Exportland landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Importeur von Konsum- und Investitionsgütern. Die Handelsbilanz ist stark defizitär. Mehr als 60 Prozent der gesamten Ausfuhr sind Kaffee-Exporte, die zugleich das einzige und wertvollste Gut sind, mit dem der Staat Devisen erwirtschaften kann. Andere wichtige Exportgüter sind Hülsenfrüchte, Tierhäute und Leder sowie Ölsaaten. Die wichtigsten Handelspartner sind Italien, die USA, Deutschland und Japan. 6.5 Verkehrswesen Das gebirgige Relief Äthiopiens erschwert den Transport von Gütern erheblich. Da viele Gegenden über die Straße nicht oder nicht mehr zu erreichen sind, kommt dem Luftverkehr eine große Bedeutung zu. Die staatliche Fluggesellschaft Ethiopian Airlines bietet sowohl nationale als auch internationale Flüge an. Internationale Flughäfen gibt es in Addis Abeba, Dire, Dawa und Jimma. Die Hauptstadt ist über eine Bahnstrecke mit dem Hafen von Dschibuti am Golf von Aden verbunden. Die Unabhängigkeit Eritreas 1993 hatte zur Folge, dass Äthiopien seinen direkten Zugang zum Meer einbüßte. Vereinbarungen mit Eritrea garantieren dem Land jedoch weiterhin den Zugang zu den Häfen Massawa und ? seb am Roten Meer, über die der größte Teil des äthiopischen Handels abgewickelt wird. Das Straßennetz hat eine Gesamtlänge von 39 477 Kilometern, wovon 13 Prozent asphaltiert sind (2006). In den siebziger Jahren wurde der Bau einer Autobahn vollendet, die Addis Abeba mit Nairobi, der Hauptstadt von Kenia, verbindet. 6.6 Energie Äthiopien verfügt über ein großes Potential an Wasserkraft, das aber nur zu etwa 2 Prozent tatsächlich genutzt wird. Trotz der (relativ geringen) jährlichen Stromproduktion stammen 98,9) der elektrischen Energie aus Wasserkraftwerken. Die ständig steigende Nachfrage nach traditionellen Brennstoffen, wie z. B. Holz und Holzkohle, führt zur Verschärfung der Abholzung und der Bodenerosion. 7 GESCHICHTE Äthiopien kann ohne Zweifel als eine der Wiegen der Menschheit bezeichnet werden: 1974 wurde im Awash-Tal im Nordosten des Landes das Lucy genannte fossile Skelett eines Vormenschen entdeckt, das auf ein Alter von etwa 3,2 Millionen Jahre datiert wird; andere im heutigen Äthiopien gefundene Fossilien werden sogar auf ein Alter von mehr als vier Millionen Jahren geschätzt. Weitere Funde belegen, dass das Land seitdem ununterbrochen bewohnt war. Während des 1. Jahrtausends v. Chr. überquerten Semitenstämme aus Saba das Rote Meer und unterwarfen das Volk der Hamiten an der Küste des späteren Äthiopischen Reiches. Im 2. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Semiten das Königreich von Aksum, das von der Dynastie der Salomoniden (auch Solomoniden) regiert wurde, die für sich in Anspruch nahmen, direkte Nachfahren des biblischen Königs Salomo und der Königin von Saba zu sein. Im 4. Jahrhundert n. Chr. führte König Ezana das Christentum in koptischer Form als Staatsreligion ein und verhalf seinem Reich zu seiner größten Blütezeit. Im 7. Jahrhundert begann der Niedergang des Reiches; die Salomoniden verloren zunehmend die Kontrolle über ihr Reich und wurden im frühen 10. Jahrhundert von der Sagwe-Dynastie, der herrschenden Familie in der Region Last im zentralen Hochland, abgelöst. Ab etwa 1260 konnten die Salomoniden die Herrschaft über einen Großteil Äthiopiens zurückerobern, allerdings behielten muslimische Volksgruppen die Kontrolle über die Küstenregion und den Südosten. Das Herrschaftszentrum des Reiches wurde nach Gonder verlegt, heilige Stadt und Krönungsort blieb aber Aksum. In den Jahren 1434 bis 1468 wurde die äthiopische Kirche, die sich in verschiedene Strömungen aufgesplittert hatte, reformiert, und religiöse Doktrinen wurden schriftlich festgehalten. Etwa zur selben Zeit entstand das politische System, das bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Bestand haben sollte: Es war durch die absolutistische Herrschaft eines Monarchen mit dem Titel Negusa Nagast (europäisiert Negus-Negesti, König der Könige, Kaiser) gekennzeichnet, der als Gegenleistung dafür, dass er den Menschen Landbesitz gewährte, Militärdienst und einen Zehnt einforderte. 7.1 Machtkämpfe Als muslimische Truppen aus Harar ab 1527 in Äthiopien einfielen, bat der Kaiser die Portugiesen um Unterstützung. Mit ihrer Hilfe besiegten die Äthiopier 1542 die Eindringlinge. 1557 kamen jesuitische Missionare nach Äthiopien. Ihre Versuche, die äthiopischen Kaiser zum römisch-katholischen Glauben zu bekehren, blieben erfolglos, machten aber deutlich, dass die koptische Kirche das Rückgrat einer unabhängigen äthiopischen Kultur war. 1632, nach einer Zeit dynastischer Verwirrungen, bestieg Fasiladas den Kaiserthron, der die Herrscherresidenz Fasil Ghebbi erbaute. Ihm folgte 1637 sein Sohn Johannes I. Das 17. Jahrhundert in Äthiopien war von einer der Renaissance in Europa vergleichbaren Strömung geprägt. Das galt vor allem für die Zeit der Herrschaft des Sohnes von Johannes I., Iyasu I., auch als Iyasus der Große bekannt, der 1682 die Regierung übernahm. Iyasu erwies sich als Erneuerer und geschickter militärischer Stratege. Unter seiner Herrschaft wurden einige der schönsten religiösen Bauwerke in Äthiopien geschaffen und die Autorität des Kaisers in einigen abtrünnigen Provinzen, in denen sich mittlerweile der Islam ausgebreitet hatte, wieder hergestellt. Nach dem Tod Iyasus 1706 begann erneut eine - diesmal längere - Zeit dynastischer Verwicklungen. Das Kaisertum verlor an Macht, das Land zerfiel in mehrere nahezu selbständige Provinzen mit jeweils einem weitgehend unabhängigen ras (Statthalter) an ihrer Spitze. Zusammenhalt bot vor allem noch die äthiopische Kirche. Mit Unterstützung der Kirchenobersten erklärte sich der aus dem Nordwesten stammende Ras Kasa nach Siegen über mehrere Provinzfürsten 1855 selbst zum Kaiser Twodoros II. 1868 beging er Selbstmord, um nicht in die Gefangenschaft einer britischen Strafexpedition zu gelangen, die er selbst durch die Gefangennahme des britischen Konsuls provoziert hatte. Nach einem vier Jahre dauernden Kampf um den Thron setzte sich schließlich mit britischer Hilfe Dejaz Kassai, der Statthalter der Provinz Tigre, durch und ließ sich als Johannes IV. zum Kaiser krönen. In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts stellte Ägypten die größte Bedrohung für das Äthiopische Reich dar, das immer noch wenig mehr als eine Verbindung halbunabhängiger Staaten war. 1875 gewährte der Khedive Ismail Pascha dem muslimischen Herrscher von Harar ägyptischen Schutz und startete einen Angriff auf Äthiopien. Zwar konnte die ägyptische Invasion erfolgreich abgewehrt werden, aber Ägypten behielt die Kontrolle über das Rote Meer. Von Westen her drangen aus dem ägyptischen Sudan die Anhänger des Mahdi in Äthiopien ein; auch sie konnten zurückgeschlagen werden, allerdings wurde Johannes IV. während des Feldzugs 1889 getötet. Ihm folgte mit Menelik II. wieder ein Vertreter der Salomoniden auf dem Thron. Er vereinte die nördlichen Provinzen Tigre und Amhara mit seinem eigenen Königreich Schoa und machte Addis Abeba zur Hauptstadt. 7.2 Die Kriege mit Italien Mit der Eröffnung des Suezkanals 1869 wurde die Küste des Roten Meeres auch für europäische Mächte als Kolonialgebiet zunehmend interessant. Auf Äthiopien konzentrierte Italien seine Aufmerksamkeit: 1872 nahm es ?seb ein, und 1885 Massawa, beides Küstenstädte im heutigen Eritrea. 1889 unterzeichneten Menelik und Italien den Vertrag von Utschalli. Von dem Vertrag, in dem die Grenzen des italienischen Territoriums am Roten Meer definiert wurden, versprach sich Menelik eine bessere Zusammenarbeit mit Europa sowie europäische Unterstützung bei der Entwicklung seines Landes zu einem modernen Staat; Italien dagegen suchte auf der Grundlage des Vertrags, über Äthiopien eine Protektoratsherrschaft zu errichten. Die daraus resultierenden Spannungen mündeten 1895 in einen Krieg zwischen Italien und Äthiopien, in dem die Italiener im März 1896 bei Adua entscheidend geschlagen wurden. In der Folge musste Italien im Vertrag von Addis Abeba vom Oktober 1896 die Unabhängigkeit Äthiopiens sowie die Grenzen Äthiopiens anerkennen. Meneliks Nachfolger, Kaiser Lij Iyasu, wurde 1916 zugunsten von Kaiserin Zauditu, der Tochter Meneliks, entmachtet. Tafari Makonnen, ein Großneffe Meneliks, führte die Regierung für Zauditu, und nach ihrem Tod 1930 folgte er ihr als Haile Selassie I. auf dem Thron. Im selben Jahr wurde Äthiopien Mitglied des Völkerbundes. 1931 erließ der Kaiser die erste Verfassung Äthiopiens. Unter Benito Mussolini erwachte das italienische Interesse an Äthiopien erneut. Im Oktober 1935 eröffnete Italien mit seinem Einmarsch in Äthiopien den Abessinienkrieg. Weltweite Proteste gegen den Einmarsch und - eher halbherzige - Maßnahmen des Völkerbundes gegen Italien blieben ohne Wirkung. Im Mai 1936 fiel Addis Abeba, Haile Selassie musste ins Exil gehen, und der italienische König Viktor Emanuel III. nahm den Titel ,,Kaiser von Äthiopien" an. Äthiopien, Eritrea und Italienisch-Somaliland wurden zur Kolonie Italienisch-Ostafrika zusammengefasst. Nach der Eroberung nahezu ganz Italienisch-Ostafrikas durch britische Truppen 1941 konnte Haile Selassie nach Äthiopien und an die Regierung zurückkehren. 7.3 Haile Selassie Laut dem Friedensvertrag mit den Alliierten, der 1947 unterzeichnet wurde, musste Italien auf alle seine Kolonien verzichten, also auch auf das gesamte ItalienischOstafrika. In Bezug auf die staatliche Neuordnung dieses Kolonialbesitzes beschlossen die Vereinten Nationen 1950, Eritrea mit einem Sonderstatus zu versehen und es in Form einer Föderation Äthiopien anzugliedern. Dieser Zusammenschluss wurde im September 1952 wirksam. Jedoch beschnitt Haile Selassie Schritt für Schritt Eritreas Autonomie, bis er das Land 1962 vollends annektierte und es als Provinz für Äthiopien vereinnahmte. Bereits 1961 hatte sich in Eritrea Widerstand gegen die äthiopische Regierung formiert; dieser Widerstand weitete sich nach der Annexion zu einem Guerillakrieg gegen die Zentralregierung und führte am Ende, 30 Jahre später, zum Sturz der Regierung und zur Unabhängigkeit Eritreas. Die dominierende Widerstandsbewegung in diesem langwierigen Konflikt war die marxistische Eritrean People's Liberation Front (Eritreische Volksbefreiungsfront, EPLF). 1955 setzte Haile Selassie eine neue Verfassung in Kraft, die jegliche Art von Reform vermied, die das Land demokratisiert und die Macht des Kaisers wesentlich beschnitten hätte. Das Parlament etwa erhielt nur einige wenige eingeschränkte Befugnisse. Die weit verbreitete Unzufriedenheit mit dem Regime Haile Selassies mündete im Dezember 1960 in dem Versuch der kaiserlichen Garde, Haile Selassie zu stürzen; der Versuch scheiterte, bewog aber den Kaiser, seine Bemühungen um die wirtschaftliche Entwicklung und soziale Reformen zu forcieren. In den sechziger Jahren konzentrierte sich Haile Selassie zunehmend auf die Außenpolitik. 1963 spielte er eine führende Rolle bei der Gründung der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU), die dann ihren Sitz in Addis Abeba nahm. Im folgenden Jahr kulminierte ein lange schwelender Grenzkonflikt zwischen Äthiopien und Somalia um die Provinz Ogaden in einer kriegerischen Auseinandersetzung. Im März 1964 wurde ein Waffenstillstand geschlossen und entlang der Grenze eine entmilitarisierte Zone eingerichtet, aber die Feindseligkeiten flammten von Zeit zu Zeit wieder auf. 1965 folgte ein Konflikt mit dem Sudan, dem Äthiopien vorwarf, die Unabhängigkeitsbestrebungen Eritreas zu unterstützen. Der Konflikt verstärkte sich 1967, als 7 000 Eritreer wegen Repressalien seitens der äthiopischen Regierung aus dem Land fliehen mussten. Im Dezember 1970 verhängte die Regierung über Teile Eritreas den Ausnahmezustand; die Widerstandsgruppen setzten ihren Kampf dennoch unvermindert fort. Während er sich verstärkt außenpolitisch engagierte, ignorierte der Kaiser weiterhin die innenpolitischen Probleme: die hohe Armut eines großen Teils der Bevölkerung und die Konzentration des Wohlstandes bei einigen wenigen, die mangelhafte Entwicklung der ländlichen Regionen, die Korruption in der Regierung, die hohe Inflationsrate und die enorme Arbeitslosigkeit. Dramatisch verschärft wurden diese Probleme noch durch die große Dürre und die nachfolgende Hungersnot vor allem im Norden des Landes in den Jahren 1972 bis 1975. 7.4 Das Mengistu-Regime Die genannten Probleme, gepaart mit dem autokratischen Regierungsstil Haile Selassies provozierten zunehmend Unruhen vor allem unter den Studenten und im Militär, bis schließlich am 12. September 1974 das Militär die Macht übernahm und den Kaiser absetzte. Als oberstes Regierungsorgan wurde der Provisorische Militärische Verwaltungsrat, amharisch Derg, gebildet. In teils blutigen Auseinandersetzungen innerhalb der neuen Führungsclique baute in der Folgezeit Oberstleutnant Mengistu Haile Mariam seine Position als starker Mann mehr und mehr aus, ehe er sich nach einem weiteren blutigen Machtkampf im Februar 1977 endgültig als Vorsitzender des Derg und damit in der Staatsführung durchgesetzt hatte. Im März 1975 schaffte der Derg formell die Monarchie ab und rief die ,,Sozialistische Republik" aus. Das sozialistische System, das nun umgesetzt wurde, zeichnete sich u. a. durch die entschädigungslose Enteignung großen Landbesitzes und die Umwandlung des Agrarlandes in Volkseigentum aus sowie durch die Verstaatlichung von Banken und Industriebetrieben. Sämtliche oppositionelle Parteien wurden zerschlagen und als Einheitspartei 1984 die Äthiopische Arbeiterpartei geschaffen, eine marxistischleninistisch orientierte Kaderpartei, deren Führung ebenfalls Mengistu übernahm. Durch Landverteilung, Umsiedelungsprojekte, aber auch eine Alphabetisierungskampagne bemühte sich das Regime, die Armut zu bekämpfen; aufgrund wiederholter Dürren und Hungersnöte in den achtziger Jahren, die nur dank Hilfe vor allem aus dem westlichen Ausland wenigstens im Ansatz bekämpft werden konnten, blieben nachhaltige Erfolge jedoch aus. Gegen das Mengistu-Regime formierte sich überall im Lande Widerstand verschiedenster politischer und ethnischer Ausrichtung, von der Regierung als ,,Weißer Terror" bezeichnet, den das Regime in den Jahren 1977/78 mit dem ,,Roten Terror" zu unterdrücken suchte. Schätzungsweise 5 000 bis 10 000 Menschen fielen diesem Terror zum Opfer. Zugleich verstärkten sich in Eritrea und in Ogaden die separatistischen Tendenzen und mit ihnen die Widerstandsbewegungen in diesen Regionen und der Guerillakrieg gegen das Regime. Der Ogaden-Konflikt eskalierte 1977, als dort die Separatisten, zumeist Somal, mit Unterstützung somalischer Truppen die Kontrolle über den größten Teil der Region gewannen. Mit massiver Militärhilfe aus der Sowjetunion und aus Kuba gelang es der äthiopischen Regierung 1978, die somalischen Invasionstruppen abzuwehren und die Erhebung in Ogaden niederzuschlagen. 1987 trat eine neue Verfassung in Kraft, durch die das Militärregime von einem zivilen Regierungssystem abgelöst wurde; zudem änderte das Land seinen Namen in Demokratische Volksrepublik Äthiopien. Mit weit reichenden Vollmachten ausgestatteter Staatspräsident in der Zivilregierung wurde Mengistu. Der Widerstand gegen das Regime, der trotz Terror und Repressionen weiter erstarkte, organisierte sich 1989 politisch in der Ethiopian People's Revolutionary Democratic Front (Äthiopische Volksrevolutionäre Demokratische Front, EPRDF); die wichtigste der bewaffneten und mit der EPRDF verbundenen Rebellengruppen war die Tigray People's Liberation Front (Volksbefreiungsfront von Tigre, TPLF), die zunächst vor allem in der Provinz Tigre aktiv war. Neben dem Erstarken des Widerstandes führten die Umwälzungen im Ostblock Ende der achtziger Jahre und die daraus resultierende Verringerung der sowjetischen Militärund Wirtschaftshilfe zu einer weiteren Destabilisierung des Mengistu-Regimes. 1990 brachten die eritreische Widerstandsbewegung EPLF und die TPLF die nördlichen Provinzen unter ihre Kontrolle. 1991 stießen sie in einer gemeinsamen Offensive gegen die Hauptstadt Addis Abeba vor, brachten im Mai die Stadt in ihre Gewalt und stürzten die Regierung. Mengistu floh nach Simbabwe. Eine Nationalkonferenz, in der die meisten oppositionellen politischen und ethnischen Gruppierungen Äthiopiens vertreten waren, installierte im Juli 1991 eine Übergangsregierung und legte ein Regierungsprogramm für diese Regierung fest. Zum Staatspräsidenten ernannte die Nationalkonferenz den EPRDF-Führer Menes Zenawi. 7.5 Unabhängigkeit Eritreas und Äthiopisch-eritreischer Grenzkrieg In Eritrea errichtete die EPLF 1991 eine Übergangsregierung. Im April 1993 entschied sich die Bevölkerung in einem Referendum für die Unabhängigkeit Eritreas, und am 24. Mai 1993 erklärte sich Eritrea in Übereinstimmung mit Äthiopien für unabhängig. Äthiopien war nun ein Binnenland. Ende 1997 verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Äthiopien und Eritrea zusehends, als Eritrea die Währungsunion mit Äthiopien aufkündigte und eine eigene Währung einführte; auf der anderen Seite stellte Äthiopien den bereits 1902 festgelegten Verlauf der gemeinsamen Grenze in Frage und beanspruchte einiges eritreisches Territorium für sich. Im Mai 1998 weitete sich der Konflikt zu einem offenen Grenzkrieg aus, zunächst mit Artilleriegefechten, bald aber auch mit Luftangriffen auf Städte wie Mekele und Asmara; etwa 100 000 Menschen flohen aus den umkämpften Regionen. Vermittlungsversuche der USA, der OAU und der Vereinten Nationen (UN) scheiterten. Im Februar 1999 stimmten die Konfliktparteien zwar einem von der OAU vorgelegten Friedensplan zu, aber die Kämpfe gingen trotzdem weiter. Erst ab dem Sommer 1999 hielten beide Seiten weitgehend eine Waffenruhe ein, jedoch flammten ab Februar 2000 an nahezu allen Fronten die Kämpfe wieder auf. Im Mai 2000 intensivierte Äthiopien seine Angriffe, drang weit auf eritreisches Gebiet vor und bombardierte erneut die eritreische Hauptstadt Asmara. Unterdessen verhandelten die Kriegsparteien unter Vermittlung der OAU in Algier über einen Waffenstillstand und unterzeichneten schließlich am 18. Juni 2000 ein entsprechendes Abkommen. Neben dem Rückzug der äthiopischen Truppen sah das Abkommen die Entsendung von UN-Friedenstruppen zur Einrichtung und Sicherung einer entmilitarisierten Pufferzone im Grenzgebiet beider Staaten vor. Nach kontroversen Friedensverhandlungen schlossen Äthiopien und Eritrea am 12. Dezember 2000 in Algier einen Friedensvertrag, in dem u. a. die Einsetzung einer unabhängigen Kommission beschlossen wurde, die den genauen Verlauf der äthiopisch-eritreischen Grenze festlegen sollte, und einige Details über die Pufferzone geregelt wurden. Der Krieg hatte insgesamt schätzungsweise 100 000 Todesopfer gefordert und mehr als eine Million Menschen in die Flucht getrieben. Im April 2001 nahm die 4 200 Mann starke United Nations Mission in Ethiopia and Eritrea (UNMEE) in der Pufferzone ihre Tätigkeit auf, und im April 2002 veröffentlichte die unabhängige Grenzkommission ihre Entscheidung über den künftigen Verlauf der etwa 1 000 Kilometer langen äthiopisch-eritreischen Grenze. Allerdings akzeptierte Äthiopien den Beschluss der Grenzkommission nicht, warf ihr vor, den Grenzverlauf zuungunsten Äthiopiens festgelegt und damit neue Konflikte provoziert zu haben und forderte eine Überprüfung des Kommissionsergebnisses; Eritrea dagegen erklärte sich einverstanden mit dem neuen Grenzverlauf und lehnte weitere Verhandlungen ab, da die Entscheidung der Kommission für beide Seiten bindend sei. Die endgültige Fixierung des Grenzverlaufes steht noch aus. 7.5.1 Die Regierung Zenawi Im Juni 1994 wurde in Äthiopien eine verfassunggebende Versammlung gewählt; die von ihr ausgearbeitete demokratische, bundesstaatliche Verfassung wurde im Dezember 1994 verabschiedet. Allerdings hatte sich die Opposition nicht am Prozess der Verfassunggebung beteiligt und war zum Teil wieder zum bewaffneten Kampf zurückgekehrt. An den Parlamentswahlen im Mai 1995 nahm die Opposition ebenfalls nicht Teil; entsprechend gewann die EPRDF fast alle der 548 Mandate. Im August übergab Präsident Zenawi seine Befugnisse dem Parlament und beendete damit formell die Phase der Übergangsregierung. Zum neuen Staatspräsidenten wählte das Parlament Negasso Gidada, und zum Ministerpräsidenten, den die neue Verfassung mit weit reichenden Befugnissen ausgestattet hatte, wählte es Zenawi. Die Parlamentswahlen vom Mai 2000 gewann erneut mit übergroßer Mehrheit (472 der 548 Mandate) die EPRDF. Zwar hatte die Opposition diesmal wieder an den Wahlen teilgenommen; Uneinigkeit und Behinderung durch die Regierung hatten jedoch ein besseres Ergebnis verhindert. Im Oktober 2001 wählte das Parlament den parteilosen Girma Wolde Giorgis zum neuen Staatspräsidenten; mit ihm kam nun erstmals ein Vertreter der Ethnie der Oromo in ein hohes Amt in der Regierung, die ansonsten von Tigray dominiert wird. Bei den Parlamentswahlen im Mai 2005 errang die EPRDF erneut die absolute Mehrheit, allerdings nur noch vergleichsweise knapp mit 296 Mandaten, während die beiden größten Oppositionsparteien Coalition for Unity and Democracy (Koaltion für Einheit und Demokratie, CUD) und United Ethiopian Democratic Forces (Äthiopische Demokratische Kraft, UEDF) 109 bzw. 52 Sitze gewannen. Zwar war auch diese Wahl von Unregelmäßigkeiten begleitet, dennoch attestierte eine internationale Beobachterkommission unter Führung von Jimmy Carter dem Land große Fortschritte in Richtung Demokratie. Eine seit Ende der neunziger Jahre andauernde Dürre bzw. zu spät einsetzender Regen verminderten regelmäßig die Ernteerträge um bis zu 30 Prozent, in manchen Regionen sanken die Erträge zeitweise sogar um bis zu 90 Prozent. In der Folge waren bis zu acht Millionen Menschen vom Hunger bedroht, und nur dank internationaler Hilfe konnten schlimmere Katastrophen verhindert werden. Verschärft wurde die prekäre Versorgungslage durch den Äthiopisch-eritreischen Grenzkrieg: Zum Einen verwandte die äthiopische Regierung große Summen auf Militärausgaben, anstatt diese Gelder in Strukturhilfen oder den Ankauf von Nahrungsmittelreserven zu investieren; zum Anderen waren durch den Konflikt wichtige Lieferwege gefährdet oder unterbrochen, so vor allem die Route über den eritreischen Hafen ?seb, über den vor dem Krieg etwa drei Viertel des äthiopischen Warenverkehrs abgewickelt wurden. Zehntausende Binnenflüchtlinge sowie Flüchtlinge aus den Nachbarländern Sudan und Somalia sowie immer wieder aufflammende ethnische Konflikte komplizierten die Lage zusätzlich. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Etwa 52 Prozent der Gesamtbevölkerung gehören dem christlichen Glauben an.

In den nördlichen Provinzen ist das Christentum die vorherrschende Religion.

Die äthiopischeKirche ist eine der ältesten und größten Ostkirchen.

Sie wird von einem Patriarchen geleitet und steht in enger Verbindung zur koptischen Kirche in Ägypten.

Bis zum Sturzdes Kaisers Haile Selassie 1974 war sie die Staatskirche von Äthiopien.

In den südlichen Regionen dominiert der Islam; insgesamt gehören etwa 31 Prozent der Bevölkerungdem Islam an.

In der Region Gamu-Gofa und Teilen der Sidamo- und der Arusi-Region finden sich animistisch geprägte Elemente (etwa 11 Prozent derGesamtbevölkerung).

Äthiopien war auch die Heimat von etwa 30 000 Falascha, die eine Form des Judentums praktizieren, die wahrscheinlich auf einen Kontakt mit frühenarabischen Juden zurückzuführen ist.

Mitte der achtziger Jahre wanderten über 12 000 Falascha nach Israel aus.

Die meisten der zurückgebliebenen Falascha emigrierten inden Jahren 1989 und 1991 ebenfalls. 3.3. 1 Feiertage Die Zeitrechnung in Äthiopien richtet sich nach dem koptischen Kalender.

Dieser weist eine Abweichung von sieben Jahren im Vergleich zum gregorianischen Kalender auf,so dass das Jahr 2001 nach dem gregorianischen Kalender in Äthiopien auf 1994 datiert wird.

Darüber hinaus beginnt der 24-Stunden-Zyklus des Tages mit dem Aufgangder Sonne und nicht um Mitternacht.

Das Weihnachtsfest liegt nicht am Ende eines Jahres, sondern fällt auf den 7.

Januar.

Epiphanias, der Besuch der Heiligen Drei Könige,wird am 19.

Januar gefeiert.

Weitere Feiertage sind der Tag des Sieges am 6.

März und der Tag des Sieges der Patrioten am 6.

April.

Ostern, das im Land als Fasikabezeichnet wird, ist das höchste Fest des Jahres.

Der 1.

Mai ist der Tag der Arbeit.

Das äthiopische Neujahr, das in der Landessprache Enkutatasch heißt, symbolisiert das Ende der Regenzeit, wenn die Pflanzen in voller Blüte stehen.

Der 12.

September ist der Tag der Revolution.

Das Ende der Erntesaison feiert die Bevölkerung am Tag desheiligen Michael am 8.

November. 4 BILDUNG UND KULTUR Das Erziehungswesen hat sich seit 1952, als nur 4 Prozent der Bevölkerung lesen und schreiben konnten, erheblich verbessert.

Seit jener Zeit sind viele Schulen eröffnetworden, und 1979 wurde ein ehrgeiziges Programm gestartet, mit dem die Alphabetisierungsrate erhöht werden sollte.

2005 konnten etwa 45,1 Prozent der erwachsenenBevölkerung lesen und schreiben.

Von der Grundschule bis zur Hochschulreife ist die Ausbildung kostenlos.

Es besteht eine Schulpflicht von 6 Jahren, aber nur etwa einDrittel der Kinder im schulfähigen Alter hat die Möglichkeit, regelmäßig eine Schule zu besuchen.

Die Universität Addis Abeba (gegründet 1950) hat Außenstellen in Awassa,Bahir Dar, Debra Zeit und Gonder.

Die landwirtschaftliche Hochschule Alemaya University of Agriculture wurde 1962 gegründet.

147 954 Studenten sind an den verschiedenen Hochschulen eingeschrieben (2002–2003). 4.1 Kunst Äthiopien kann auf eine vielfältige literarische Tradition zurückblicken; dazu zählen auch eine Reihe von Übersetzungen aus dem Altgriechischen, dem Arabischen undanderen Sprachen in die Kirchensprache Geez und in die moderne amharische Sprache.

Die meisten der Arbeiten hatten einen religiösen oder mythologischen Charakter,während die weltliche Literatur hauptsächlich die Geschichtsschreibung umfasste.

Des Weiteren existieren zahlreiche Beispiele für Kirchenkunst und -architektur, wie dieFelsenkirchen von Lalibela oder die Kirchen und Klöster auf den Inseln des Tanasees, die Äthiopiens lange christliche Tradition widerspiegeln.

Kirchengebäude und Freskenzeigen meist byzantinische und koptische Einflüsse.

Die Stelen von Aksum ( siehe Königreich von Aksum) und die Schlossanlagen von Gonder sind weitere Beispiele äthiopischer Kunstdenkmäler.

Außerdem besitzen äthiopische Silberschmiedearbeiten einen bewundernswerten Ideenreichtum und einen hohen Grad an Kunstfertigkeit, dieweit über die Landesgrenzen hinaus geschätzt werden. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Gemäß der 1994 verabschiedeten und am 7.

Mai 1995 in Kraft getretenen Verfassung ist Äthiopien eine parlamentarische, föderal geordnete Republik. 5.1 Exekutive, Legislative und Judikative Staatsoberhaupt ist der vom Parlament für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählte Präsident, der überwiegend repräsentative Aufgaben wahrnimmt.

Die Exekutive liegtbeim Ministerpräsidenten, der ebenfalls vom Parlament gewählt wird.

Oberstes Legislativorgan ist das Parlament, der 548 Sitze umfassende Rat der Volksabgeordneten.Ethnischen Minderheiten ist im Parlament eine feste Anzahl von Sitzen reserviert.

Grundrechte wie Religions- und Meinungsfreiheit werden garantiert, ebenso das Recht derRegionen, sich in einer demokratischen Entscheidung von Äthiopien zu lösen.

Das Justizwesen weist noch immer Züge des kaiserlichen Systems auf.

Die drei wesentlichenGerichtsebenen sind die Provinz- und Bezirksgerichte sowie der Oberste Gerichtshof mit Sitz in Addis Abeba. 5.2 Kommunalverwaltung Äthiopien war früher in 14 Provinzen, 24 administrative Regionen und fünf autonome Regionen untergliedert.

1991 wurde das Land neu gegliedert, und zwar in neun,jeweils die ethnische Zusammensetzung respektierende Regionen sowie den Hauptstadtbezirk.

Das 1962 annektierte und als Provinz in Äthiopien eingegliederte Eritrea löstesich 1993 als unabhängige Republik von Äthiopien. 6 WIRTSCHAFT Äthiopien gehört zu den ärmsten Ländern der Welt.

Die Wirtschaft Äthiopiens ist immer noch stark von den Einnahmen aus der Landwirtschaft abhängig.

Die Teilnahme derMenschen am monetären Kreislauf ist begrenzt, denn ein großer Teil des Handels wird auf lokalen Märkten durch Tauschgeschäfte abgewickelt.

Das Bruttoinlandsprodukt(BIP) beträgt 13 315 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 39,2 Prozent, Industrie 13,5 Prozent, Landwirtschaft 47,3 Prozent); daraus ergibt sich ein BIP proEinwohner von 172,60 US-Dollar. 6.1 Landwirtschaft Die Landwirtschaft, in der 78 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt sind, ist für das Land prägend.

In Großbetrieben, von denen viele von der Regierung geleitet werden,baut man Zuckerrohr, Baumwolle, Früchte und Gemüse an; diese Erzeugnisse werden an die weiterverarbeitende Industrie und in den Export geleitet.

Hülsenfrüchte, wieKichererbsen, Linsen und Brechbohnen, sowie Ölsaaten werden ebenfalls in großem Umfang angepflanzt.

Getreidesorten sind die wichtigsten Nutzpflanzen und werdenhauptsächlich für den eigenen Bedarf angebaut.

Periodisch auftretende Dürren reduzieren immer wieder das Erntevolumen erheblich und zwingen den Staat,Grundnahrungsmittel zu importieren.

Außerdem hat der Bürgerkrieg (1962-1992) die Infrastruktur weitgehend zerstört und damit die Verteilung der Lebensmittel nachhaltigerschwert. Trotz eines Regierungsprogramms, mit dessen Hilfe die landwirtschaftliche Produktion diversifiziert werden soll, ist Kaffee immer noch das dominierende Erzeugnis, von demdie Wirtschaft in starkem Maß abhängig ist.

Möglicherweise hat die Kaffeepflanze in Äthiopien ihren Ursprung; man nimmt an, dass der Name aus der äthiopischen RegionKaffa stammt, in der es wild wachsende Kaffeesträucher gibt.

Fast ein Viertel der Bevölkerung ist in der Kaffeeproduktion beschäftigt. 6.2 Bergbau. »

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