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Biedermeier (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Biedermeier (Sprache & Litteratur). Biedermeier (Literatur), literaturwissenschaftliche Epochenbezeichnung für den Zeitabschnitt von 1815 bis 1848, der auch Vormärz oder Restaurationszeit genannt wird. Der Begriff ist in der Forschung nicht unumstritten, da unter ihm so disparate ideengeschichtliche und literarische Strömungen wie die Spätromantik, der Weltschmerz, das Junge Deutschland oder der poetische Realismus subsumiert bzw. von ihm ausgegrenzt werden. Andererseits ist der Zeitraum durch eine spezifische gesellschaftlich-soziale und politische Situation geprägt: Die Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress hatte eine allgemeine nationale Enttäuschung und in den darauf folgenden Jahrzehnten ein restriktives politisches Klima zur Folge, die beginnende Industrialisierung führte zu ökonomischen Spannungen, und generell ist für diese Umbruchszeit ein existentieller Pessimismus aufgrund einer Unsicherheit in Wert- und Sinnfragen zu beobachten. Als typisch biedermeierliches Phänomen gilt der resignative Rückzug in die Privatsphäre, ein Geselligkeitskult und ein Zurückgreifen auf ältere literarische Traditionen der Aufklärung und Empfindsamkeit. Die Literatur des Biedermeier gestaltet die sittlichen Ideale der Zeit: Selbstbescheidung, Zähmung der Leidenschaften, stille Unterordnung unter das Schicksal, ein Streben um Gleichmaß und inneren Frieden im Zusammenklang mit einer als harmonisch empfundenen Natur, Zufriedenheit mit dem ,,kleinen Glück". Sie setzt dem durchaus empfundenen Zwiespalt zwischen Ideal und Wirklichkeit durch Betonung des Positiven eine heile poetische Welt entgegen, gleichsam als Spiegelbild der organischen Gesetze des Seins. Formal und stilistisch ist die Biedermeierliteratur gekennzeichnet durch eine Bevorzugung kleinerer Gebrauchsformen (kürzere Erzählprosa wie Märchen oder Novellen, Versepos, Lyrik und Idyllendichtung), die auch in Zusammenhang mit dem Anschwellen der periodischen Publikationsformen (Musenalmanache, literarische Zeitschriften, Taschenbücher) zu sehen ist. Auf der Bühne reüssierten Märchen- und Zauberstücke, Familien- und Rührstücke, historische Trivialdramen und das klassizistische Hochstildrama. Als bedeutendste Biedermeierdichter gelten Adalbert Stifter, Eduard Mörike, Jeremias Gotthelf, Annette von Droste-Hülshoff, Karl Immermann, Ferdinand Raimund und Franz Grillparzer. Die Bezeichnung ,,Biedermeier" wurde ursprünglich im Nachmärz von den Realisten abwertend für die Haltung und Literatur der Restaurationszeit, repräsentiert von dem fiktiven schwäbischen Schulmeister Gottlieb Biedermaier, gebraucht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff als kunst- und kulturgeschichtliche Stilbezeichnung eingeführt, und in der Literaturwissenschaft hat er sich erst mit Friedrich Sengles dreibändiger monumentaler Epochendarstellung (1971, 1972, 1980) durchgesetzt. Verfasst von: Cornelia Fischer Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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