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Bolivien - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Bolivien - geographie. 1 EINLEITUNG Bolivien, amtlich República de Bolivia, Republik in Südamerika, die im Norden und Osten an Brasilien, im Süden an Paraguay und Argentinien und im Westen an Chile und Peru grenzt. Bolivien ist neben Paraguay der einzige Binnenstaat Südamerikas. Das fünftgrößte Land Südamerikas (nach Brasilien, Argentinien, Peru und Kolumbien) erstreckt sich von Norden nach Süden über eine Länge von 1 530 Kilometern, von Osten nach Westen ist es 1 450 Kilometer lang. Die Fläche beträgt 1 098 581 Quadratkilometer. Die verfassungsmäßige Hauptstadt ist Sucre, der Regierungssitz liegt in La Paz. 2 LAND Bolivien hat im Westen Anteil an den Anden, die hier eine Breite von bis zu 700 Kilometern erreichen. Etwa zwei Drittel des Landes werden jedoch von Tiefland eingenommen. 2.1 Physische Geographie Im Westen Boliviens, im Grenzbereich zu Chile, erhebt sich die Westkordillere (Cordillera Occidental), östlich davon die Königskordillere (Cordillera Real). Beide umgrenzen den Altiplano, das Bolivianische Hochland. In der Cordillera Real erreichen die Anden mit dem Illimani (6 462 Meter) und dem Illampu (6 421 Meter) ihre größten Höhen. Der bolivianische Teil des auf 3 600 bis 4 000 Meter Höhe gelegenen Altiplano ist etwa 800 Kilometer lang und 130 Kilometer breit. Nach Osten gehen die Anden in das Bolivianische Bergland über, das seine höchsten Erhebungen in der Cordillera Central und der Cordillera Oriental erreicht. Diese Berggruppen fallen nach Osten zum ausgedehnten Tiefland ab, das zum Einzugsgebiet des Amazonas gehört. In einem Großteil dieser Region bilden sich während der Regenzeit (Dezember, Januar und Februar) Sümpfe. Große Gebiete fruchtbarer Weiden liegen jedoch über der Hochwasserlinie. Im Südosten befinden sich die trockenheißen Ebenen des Gran Chaco. 2.2 Flüsse und Seen Im Norden des Landes befindet sich der Titicacasee, der höchstgelegene schiffbare See der Welt und der größte See Südamerikas. Die Täler und Ebenen im Norden und Nordosten des Landes werden durch den Río Beni und seinen wichtigsten Nebenfluss, den Madre de Diós, sowie den Río Guaporé, Grenzfluss zu Brasilien, und den Río Mamoré entwässert. Der Río Pilcomayo, der wichtigste Fluss im Südosten Boliviens, fließt durch die Chaco-Ebene in den Paraguay und mündet in den Río de la Plata. Der Río Desaguadero, ein Ausfluss des Titicacasees, fließt im Südosten in den Poopósee. 2.3 Klima Das tropische Klima Boliviens weist je nach Höhenlage starke regionale Unterschiede auf. In den höher gelegenen Regionen ist das Klima kalt und trocken. Im Altiplano herrschen im Norden relativ feuchte Bedingungen, während der südliche Abschnitt wüstenhaft trocken ist. 2.4 Flora und Fauna Aufgrund der verschiedenen Höhenstufen kommen in Bolivien nahezu alle Vegetationszonen vor. Das baumlose, zentrale Hochbecken wird von Gräsern und Zwergsträuchern bewachsen; es geht in Wüste über. Im Bereich des Gran Chaco im Süden besteht trockenes Buschland. Im Nordosten des Landes wächst tropischer Regenund Bergwald mit über 2 000 Baumarten. Alpakas, Vikunjas und Guanakos leben in der Hochebene; das Lama, die Haustierform des Guanakos, dient als Lasttier und bietet Milch, Fleisch und Wolle. Neuweltaffen wie Tamarine, Kapuziner-, Totenkopf-, Nacht-, Woll- und Klammeraffen, Raubtiere wie Pumas, Jaguare und Ozelots, Gürteltiere sowie eine Vielzahl von Reptilien-, Vogel- und Insektenarten sind hauptsächlich in den tropischen Regenwäldern beheimatet. In den Savannen leben Nandus, Schlangen und Termiten. Kondore, die größten flugfähigen Landvögel, sind in den Anden und dem Hochland zu Hause. Obwohl allein im Madidi-Nationalpark mehr als zwei Millionen Hektar Regenwald unter Naturschutz stehen, stellt das Problem der Entwaldung eine ernsthafte Bedrohung für das biologische Gleichgewicht in Bolivien dar. Der bolivianische Regenwald weist eine besonders ausgeprägte Artenvielfalt auf, wobei ein Großteil der Vegetation aus endemischen Pflanzenarten besteht. Bolivien verfügt über 59 Millionen Hektar bewaldeter Flächen, die insgesamt 53,5 Prozent (2005) der gesamten Landesfläche von Bolivien bedecken. In den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts schrumpfte der Waldbestand Boliviens als Folge der Entwaldung jährlich um etwa 800 000 Hektar. Zwischen 1990 und 1995 verringerten sich die Waldgebiete um weitere drei Millionen Hektar. In Bolivien erfolgt die Abholzung von Wäldern vor allem zur Gewinnung neuer Flächen, die als landwirtschaftliche Anbauflächen, Weideland und für den Anbau tropischer Hölzer für den Export verwendet werden. Eine kleine Minderheit innerhalb der einheimischen Bevölkerung wohnt in den riesigen Regenwäldern im Tiefland Boliviens. Diese Menschen leben ausschließlich von Viehzucht und Landwirtschaft. Überweidung und traditionelle Bewirtschaftungstechniken wie die Brandrodungswirtschaft haben jedoch nicht nur den Verlust ausgedehnter Waldflächen und damit die zunehmende Entwaldung des Landes zur Folge gehabt, sondern auch zu einer starken Bodenerosion geführt und dementsprechend zu einer Verminderung der Fruchtbarkeit des Bodens. Aufgrund der Tatsache, dass sich die Regenwälder über eine so große Fläche des Landes erstrecken, versucht die bolivianische Regierung, einen größeren Teil der Bevölkerung als bisher in dieses Gebiet umzusiedeln, wodurch sich die Problematik noch verschärft. 3 BEVÖLKERUNG Bolivien hat etwa 9,25 Millionen Einwohner (2008). Die Bevölkerungsdichte zählt mit 8,5 Einwohnern pro Quadratkilometer zu den niedrigsten Südamerikas. Die Lebenserwartung liegt für Männer bei 63,9 Jahren und für Frauen bei 69,3 Jahren (2008). Etwa zwei Drittel der Bevölkerung sind Indianer, meist Quechua und Aymara; einen großen Anteil der Bevölkerung bilden Mestizen. Die übrigen Bewohner des Landes sind Weiße und Nachkommen der altspanischen Kolonisten. Etwa 36 Prozent der Bevölkerung leben in ländlichen Gebieten (2005). 3.1 Sprache und Religion Die Amtssprachen des Landes sind Spanisch und die Indianersprachen Quechua und Aimara. In Schulen und Behörden wird Spanisch gesprochen, das fast ein Drittel der Bevölkerung als erste Sprache angibt. Viele Indianer beherrschen Spanisch, kommunizieren untereinander aber in ihrer eigenen Sprache. Im Tiefland wird auch Guaraní gesprochen. Über 90 Prozent der Bolivianer gehören der katholischen Kirche an. Häufig flossen Elemente indianischer Religionen in die christliche Tradition ein. 3.1.1 Feiertage Feiertage sind der Neujahrstag (1. Januar), Carnaval (Samstag vor Aschermittwoch), Día del Mar (Tag des Meeres; 23. März), die Karwoche vor Ostern (März oder April), Vatertag (19. März), Tag der Arbeit (1. Mai), Muttertag (27. Mai), Unabhängigkeitstag (6. August), Allerheiligen (1. November) und Weihnachten (25. Dezember). An Heiligabend stellen die Kinder ihre alten Schuhe in ein Fenster, damit der Weihnachtsmann dafür neue Geschenke bringt. Im Carnaval kostümieren sich die Leute. Sie tanzen, besprengen sich mit Wasser und essen Confite (kandierte Nüsse bzw. kandiertes Obst). Jede der neun Provinzen feiert darüber hinaus eigene, stark folkloristisch geprägte Feiertage: So finden z. B. Fiestas zu Ehren des lokalen Heiligen (Patronatsfeste) in fast jedem Pueblo (Dorf) statt. 3.2 Wichtige Städte Der Regierungssitz La Paz ist mit etwa 840 000 Einwohnern die größte Stadt des Landes. Die Hauptstadt Sucre zählt etwa 288 000 Einwohner. Weitere bedeutende Städte sind Santa Cruz (1,54 Millionen Einwohner), wichtiges Handelszentrum, Cochabamba (603 000 Einwohner), das in einem fruchtbaren Anbaugebiet liegt, Oruro (232 000 Einwohner) und Potosí (165 000 Einwohner), die beide in einem Gebiet mit großem Erzvorkommen liegen. 3.3 Soziales Bolivien ist eines der ärmsten Länder Südamerikas. Etwa 7 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Für viele Bolivianer ist die Ernährung unzureichend. Das Gesundheitswesen ist nur schwach entwickelt. Die Säuglingssterblichkeit des Landes nimmt eine Spitzenposition innerhalb Südamerikas ein. Malaria, Ruhr und Tuberkulose sind weit verbreitet. Die medizinische Versorgung reicht besonders in ländlichen Gebieten nicht aus. Bolivien bietet ein umfassendes Sozialversicherungssystem, das jedoch weniger als die Hälfte der Bevölkerung erfasst. Rund 18 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos. 4 BILDUNG UND KULTUR Es besteht eine 8-jährige Schulpflicht (2002-2003), die von 40 Prozent der Schulpflichtigen wahrgenommen wird. Der Alphabetisierungsgrad beträgt 88,4 Prozent. Die überwiegende Mehrheit der Schulen befindet sich in Städten, die Landbevölkerung erhält eine geringe oder keine Schulbildung. Universitäten gibt es in Sucre und La Paz, Cochabamba, Llallagua, Oruro, Potosí, Santa Cruz. Tarija und Trinidad verfügen über Fachschulen. Die St.-Francis-Xavier-Universität (1624 gegründet) in Sucre ist eine der ältesten Universitäten Amerikas. Die Universität von San Andrés (1830) in La Paz ist die größte Universität Boliviens. Die Spanisch sprechende Bevölkerung, die größtenteils europäischen Ursprungs ist, verfügt über eine höhere Bildung und ist wirtschaftlich besser gestellt als die einheimischen Quechua und Aymara, obwohl diese seit 1953 formal gleichberechtigte Staatsbürger sind. 4.1 Kunst und Musik Die Kleidung, Sprache, Architektur und Lebensweise der einheimischen Bevölkerung hält an den Traditionen ihrer vorkolonialen Vorfahren fest ( siehe etwa die Architektur von Tiahuanaco), die sich jedoch teilweise mit spanischen Bräuchen vermischt hat. Die Kleidung ist bunt und den Anforderungen des Lebens in großen Höhen angepasst. Feiertage und religiöse Feste werden mit Tänzen und Feiern begangen. Siehe Indianer; lateinamerikanische Literatur; lateinamerikanische Musik 5 VERWALTUNG UND POLITIK Bolivien ist eine Präsidialrepublik, die nach der 1947 in Kraft getretenen und seither mehrfach geänderten Verfassung regiert wird. Staatsoberhaupt und Chef der Exekutive ist der Präsident, der für eine Amtszeit von fünf Jahren direkt gewählt wird; eine unmittelbare Wiederwahl ist nicht möglich. Wahlberechtigt sind verheiratete Bürger ab 18 Jahren und ledige Bürger über 21 Jahren. Der Präsident bildet das Kabinett und kann bei Bedarf per Dekret regieren. Die Legislative besteht aus einem Zweikammerparlament, das sich aus dem Abgeordnetenhaus mit 130 Mitgliedern und dem Senat mit 27 Abgeordneten (drei aus jedem Departamento) zusammensetzt. Die Mitglieder beider Kammern werden jeweils für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Die Judikative wird vom Obersten Gerichtshof in Sucre ausgeübt; darunter arbeiten Distriktgerichte sowie Gerichte auf lokaler Ebene. Der Oberste Gerichtshof besteht aus zwölf Mitgliedern, die vom Parlament für zehn Jahre gewählt werden. Stärkste Parteien sind der rechtsgerichtete Movimiento Nacionalista Revolucionario (Revolutionäre Nationalistische Bewegung, MNR), der Movimiento al Socialismo (Bewegung für den Sozialismus, MAS) und der Movimiento de la Izquierda Revolucionaria (Bewegung der Revolutionären Linken, MIR). Die vorher bedeutende Acción Democrática Nacionalista (Demokratisch-Nationalistische Aktion, ADN) büßte seit den Parlamentswahlen vom Juni 2002 an Bedeutung ein. 5.1 Kommunalverwaltung Bolivien ist in neun Verwaltungsbezirke (Departamentos) untergliedert, die von Präfekten (vom Präsidenten ernannt) verwaltet werden. Die einzelnen Verwaltungsbezirke sind: Santa Cruz, El Beni, Tarija, Potosí, La Paz, Chuquisaca, Pando, Cochabamba und Oruro. Jedes Departamento ist wiederum in Provinzen unterteilt, deren Verwaltung einem vom Präsidenten ernannten Unterpräfekten übertragen wird. Wichtige Städte haben einen direkt gewählten Stadtrat. 5.2 Verteidigung Es besteht allgemeine Wehrpflicht, doch wird in der Praxis nur ein kleiner Prozentsatz der registrierten Wehrpflichtigen einberufen. Die Streitkräfte haben eine Stärke von 31 500 Mann (2004). 6 WIRTSCHAFT Bolivien gehört trotz seines Reichtums an Bodenschätzen zu den am wenigsten entwickelten Ländern Südamerikas. Obwohl die größten Bergbauunternehmen in den fünfziger Jahren verstaatlicht wurden, hat die bolivianische Regierung die Entwicklung der privaten Industrie und Investitionen ausländischen Kapitals aktiv gefördert. Boliviens Wirtschaft ist nahezu einseitig abhängig vom Bergbau, der rund 80 Prozent des gesamten Exportvolumens ausmacht. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 11 162 Millionen US-Dollar. 6.1 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Fast die Hälfte aller Erwerbstätigen ist in der Landwirtschaft beschäftigt; sie erwirtschaften 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (2006). Ein besonderes Problem ist hier der illegale Anbau von Kokasträuchern. Die geringe Produktivität im Agrarsektor ist auf veraltete Bewirtschaftungsmethoden, extreme Witterungsbedingungen und Bodenerosion sowie eine unzureichende Verkehrserschließung zurückzuführen. Obwohl Bolivien heute seinen Bedarf an den traditionellen Nahrungsmitteln (Kartoffeln, Maniok und Getreide) ohne fremde Hilfe decken kann, ist es immer noch auf die Einfuhr bestimmter Lebensmittel angewiesen. Die wichtigsten bolivianischen Agrarprodukte sind Kartoffeln, Zuckerrohr, Baumwolle, Kaffee, Mais, Reis, Weizen und Quinoa. Ein Großteil des landwirtschaftlichen Ertrags entstammt dem Anbau und der Verarbeitung des Kokastrauches. Im östlichen Tiefland werden Rinder und Schafe gehalten. Die Fischerei ist ein relativ unbedeutender Wirtschaftszweig des Binnenlandes Bolivien. Die unzureichende Verkehrserschließung behindert die forstwirtschaftliche Nutzung der bolivianischen Wälder, die hauptsächlich im Osten über die Hälfte des Landes bedecken und reich an Edelhölzern sind. 6.2 Bergbau Bolivien verfügt über reiche Erzvorkommen. In den zahlreichen Erzlagerstätten werden Zinn, Blei, Silber, Kupfer, Eisenerz, Antimon, Zink, Schwefel, Wismut, Gold und Wolfram abgebaut. Der Bergbau, wichtigster Devisenbringer Boliviens, erlitt Ende der achtziger Jahre durch den Preisverfall für Rohstoffe an den Weltmärkten und durch die Erschöpfung einiger Minen einen Einbruch. Bolivien zählt weltweit zu den größten Zinn-, Wismut- und Antimonproduzenten. 1952 wurden die drei größten Zinnminen verstaatlicht und zur Corporación Minera de Bolivia (COMIBOL) zusammengefasst. Der Großteil der Zinnminen befindet sich im Umland von Oruro. Die Erdöl- und Erdgasförderung im Andenbereich (im Südosten des Landes) gewann seit Anfang der siebziger Jahre zunehmend an Bedeutung; immerhin verfügt das Land nach Venezuela über die größten Erdgasreserven in Südamerika. Seit Ende der achtziger Jahre ist Bolivien von der Einfuhr ausländischer Mineralölprodukte nahezu unabhängig. Im September 1996 kam ein Vertrag über den Bau der ersten Erdgaspipeline von Bolivien nach Brasilien zustande. 6.3 Industrie und Handel Das verarbeitende Gewerbe erwirtschaftet ungefähr 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und beschäftigt 13 Prozent der Erwerbstätigen. Die wichtigsten Industriezweige sind neben der Konsumgüterindustrie (Produkte für den Eigenbedarf des Landes), die Metallerzeugung, Erdölraffinerien, chemische Industrie und die Holzverarbeitung (vor allem Papierherstellung). Mehr als zwei Drittel der Industriebetriebe befinden sich in La Paz, dem wichtigsten Industriestandort. Als weitere Standorte sind Oruro, Cochabamba, Potosí und Santa Cruz zu nennen. Etwa 53 Prozent der Exporteinnahmen entfallen auf den Verkauf von Erzen, 18 Prozent auf den Export von Erdöl und Erdgas. Weitere Ausfuhrgüter sind Soja und Holz. Importgüter sind Kapitalgüter, Konsumgüter und Zwischenprodukte. Die Handelsbilanz ist negativ. Wichtige Handelspartner Boliviens sind die USA, Argentinien, Brasilien, Peru, Chile und Japan (beide Importhandelspartner) sowie Länder der Europäischen Union (z. B. Deutschland, Großbritannien, die Niederlande und Belgien). 6.4 Währung und Bankwesen Die Landeswährung ist der Boliviano (= 100 Centavos). Die Banco Central de Bolivia ist die alleinige Notenbank des Landes. Mehrere staatliche Banken zur Förderung kleiner Bergbaugesellschaften und landwirtschaftlicher Betriebe vergeben an diese Kredite. Ausländische und inländische Privatbanken operieren ebenfalls im Land. 6.5 Verkehrswesen Bolivien verfügt über ein Eisenbahnnetz von 3 698 Kilometer Länge (2002), welches das Binnenland mit den Häfen am Atlantik und Pazifik verbindet. Die Hauptlinie führt von La Paz zu dem freien Handelshafen Antofagasta in Chile. Das Straßennetz umfasst etwa 62 479 Kilometer (2004) und beschränkt sich vor allem auf das Hochland und östliche Tiefland. Nur wenige Straßen sind asphaltiert und viele auch nur während der Trockenzeit befahrbar. Die Luftfahrtgesellschaft, Lloyd Aéreo Boliviano, unterhält einen regelmäßigen Flugverkehr zwischen den wichtigsten Landesstädten, den übrigen lateinamerikanischen Ländern und den Vereinigten Staaten. Die Wasserwege sind auf etwa 14 000 Kilometern schiffbar. 6.6 Gewerkschaften Fast alle Arbeitnehmer, die nicht in landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten, sind in den Gewerkschaften des COB ( Central Obrera Boliviana: Bolivianische Arbeiterzentrale), dem zentralen Gewerkschaftsbund, organisiert. Nach der Revolution von 1952 wurde eine Gewerkschaft der Bauern gegründet. 7 GESCHICHTE Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass in den bolivianischen Anden vor etwa 21 000 Jahren die ersten Siedlungen gegründet wurden. In der vorkolonialen Zeit erreichte die kulturelle Entwicklung des Landes zwei Höhepunkte: Zwischen 600 und 1200 n. Chr. entstand im zentralen Andenland um den Titicacasee die Tiahuanacokultur, die später durch die Ausdehnung des Inkareiches im Gebiet des heutigen Boliviens überlagert wurde. An diese frühen Kulturen erinnern viele ihrer Gebäude sowie die Sprache der einheimischen Aymara und Quechua. 1538 eroberten Spanier unter Francisco Pizarro das Hochland, nachdem das Inkareich zerstört worden war. In den folgenden Jahren gründeten die Spanier die Städte La Plata-Charcas (heute Sucre), Potosí, La Paz und Cochabamba und eröffneten eine Vielzahl von Silberminen, in denen die einheimische Bevölkerung zu Arbeitsdiensten gezwungen wurde. Über einen Zeitraum von etwa 200 Jahren war diese Audiencia de Charcas genannte Region eine der wohlhabendsten und am dichtesten besiedelten Kolonien Spaniens. Insbesondere Potosí war im 16. und 17. Jahrhundert eine der bevölkerungsreichsten Siedlungen Amerikas. Soziale und wirtschaftliche Konflikte führten um 1809 zu Unruhen, die den Unabhängigkeitskrieg auslösten. Am 6. August 1825 wurde die Unabhängigkeit von Spanien ausgerufen und dem Land nach dem südamerikanischen Revolutionsführer Simón Bolívar der Name Bolivien gegeben. Die nach Bolívar entworfene Verfassung von 1826 räumte dem auf Lebenszeit gewählten Präsidenten höchste Regierungsgewalt und das Recht auf die Benennung eines Nachfolgers ein. Nach der Unabhängigkeit befand sich Bolivien in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand, der jeweils nur für kurze Phasen unterbrochen war. Der erste Präsident, General Antonio José de Sucre, wurde nach nur zweijähriger Amtszeit des Landes verwiesen. 1836 wurden Bolivien und Peru zur Bolivianisch-Peruanischen Konföderation zusammengeschlossen. Dieses Bündnis wurde nach massivem Druck von Seiten Chiles und Argentiniens 1839 aufgelöst. In den folgenden Jahrzehnten kehrte in Bolivien nur für kurze Zeit und in unregelmäßigen Abständen politische Stabilität ein. 7.1 Grenzstreit In den 1866 und 1874 unterzeichneten Verträgen über die politische Zugehörigkeit der an Salpetervorkommen reichen Atacamawüste wurde der 24. Breitengrad als Grenze zwischen Chile und Bolivien bestimmt. 1879 kam es zwischen beiden Staaten zum Salpeterkrieg, bei dem Bolivien von Peru unterstützt wurde. Bolivien erlitt eine Niederlage und musste die Küstenprovinz Antofagasta an Chile abtreten, wodurch es seinen einzigen Zugang zum Pazifischen Ozean verlor. Durch einen im Dezember 1904 ratifizierten Vertrag fiel das umstrittene Gebiet an Chile, gewährte Bolivien jedoch freien Zugang zum Meer. Gebietsstreitigkeiten mit Brasilien wurden 1903 mit der Abtretung des 180 000 Quadratkilometer großen, kautschukreichen Acregebiets gegen eine Abfindung beigelegt. Der Drang nach einem Zugang zum Meer führte zu Grenzstreitigkeiten zwischen Paraguay und Bolivien um den Chaco Boreal, eine Region nördlich des Rio Pilcomayo und westlich des Rio Paraguay. Im Juli 1932 kam es zum Ausbruch des Chacokrieges, der im Juli 1938 mit der Unterzeichnung eines Friedensvertrags endete. Bolivien musste das Gebiet Chaco-Boreal an Paraguay abtreten, gewann jedoch einen schmalen Zugang zum Paraguay, der in den Atlantik mündet. Nach der Gründung der Vereinten Nationen (1945) hat Bolivien die Generalversammlung dazu aufgerufen, seine Petition auf die Rückerstattung eines Hafens am Pazifik anzunehmen. Chile, das sich den Bemühungen Boliviens widersetzte, erklärte 1953 Arica alternativ zum freien Hafen und garantierte Bolivien besondere Zölle und Lagerstätten. Zeitungsberichten zufolge soll Chile im September 2000 Bolivien einen rund einen Quadratkilometer großen Küstenabschnitt auf chilenischen Gebiet angeboten haben, um Zugang zum Meer zu erhalten. 7.2 Politische Instabilität Die Jahre nach 1930 waren durch weitere innere Konflikte gekennzeichnet. 1930 wurde Präsident Hernando Siles, der zwei Jahre ohne die Einberufung des Nationalkongresses regiert hatte, durch eine Revolution gestürzt. Der 1931 zum Staatsoberhaupt gewählte Daniel Salamanca wurde 1934 von Vizepräsident Tejada Sorzano entmachtet, der wiederum von einer Militärjunta unter Oberst David Toro aus dem Land vertrieben wurde. Unter der Herrschaft Toros erholte sich Bolivien von dem durch die Weltwirtschaftskrise und den Chacokrieg bedingten wirtschaftlichen Niedergang. Toro wurde 1937 durch einen Staatsstreich von Oberstleutnant Germán Busch Becerra, dem Vorsitzenden des Generalstabes, des Landes verwiesen. 1938 wurde während der zweiten Legislaturperiode Busch Becerras eine neue Verfassung verabschiedet. Busch Becerra wurde 1939 nach angeblichem Selbstmord erschossen aufgefunden. General Carlos Quintanilla, der anschließend die Präsidentschaft übernahm, setzte die Verfassung von 1938 wieder in Kraft und übergab der Armee bis zur Durchführung der Wahlen die Kontrolle. 1940 wurde General Enrique Peñaranda zum Präsidenten gewählt und erklärte den Achsenmächten am 7. April 1943 den Krieg. Im Dezember 1943 wurde Peñaranda durch einen Coup des Movimiento Nacionalista Revolucionario (Revolutionäre Nationalistische Bewegung, MNR), einer reformistischen Partei, die mit den Achsenmächten sympathisierte, gestürzt. Die neue Regierung unter Oberstleutnant Gualberto Villarroel war jedoch gezwungen, zu den Alliierten gute Beziehungen zu unterhalten. Villarroel führte ein totalitäres Regime, bis er im Juli 1946 gestürzt und ermordet wurde. 7.3 Das Regime Paz Estenssoro Im Mai 1951 gewann der im Exil lebende MNR-Führer Víctor Paz Estenssoro bei den Präsidentschaftswahlen fast die Hälfte der Stimmen. Die Amtseinführung von Paz Estenssoro wurde durch einen Militärputsch unter dem amtierenden Präsidenten Harriaque Urriolagoitia verhindert. General Hugo Ballivián wurde zum Präsidenten ernannt. Im April 1952 führte ein vom MNR geführter Umsturz zum Erfolg. Paz Estenssoro kehrte aus dem Exil zurück, um die Präsidentschaft zu übernehmen. Unter seiner Führung verabschiedete die Regierung ein arbeitnehmerfreundliches, antikommunistisches Programm. Die wichtigsten Bestandteile dieses Programms waren die Verstaatlichung der in ausländischem Besitz befindlichen Zinnminen, die Neuverteilung des enteigneten Landes, die Umstrukturierung der Wirtschaft und die Ausweitung des Wahlrechtes auf die Hochlandindianer, wodurch diese zu einem wichtigen politischen Faktor wurden. Während der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre litt die Wirtschaft Boliviens unter dem stetigen Fall der Zinnpreise, dem Produktionsrückgang in Landwirtschaft und Bergbau sowie der Inflation. Die Bemühungen der Regierung, die Anzahl der Minenarbeiter zu reduzieren und die Gehälter einzufrieren traf auf den Widerstand der Gewerkschaften. 1956 gewann Vizepräsident Hernán Siles Zuazo als Kandidat des MNR die Wahlen und setzte die Politik seines Vorgängers fort. Auch während der zweiten Amtsperiode von Paz Estenssoro, die 1960 begann, weiteten sich die sozialen Konflikte aufgrund der wirtschaftlichen Rezession aus und linksradikale Kräfte gewannen Zulauf. Nach der Wiederwahl von Paz Estenssoro (1964) wandten sich viele seiner einstigen Anhänger von ihm ab und beschuldigten den MNR, bei der Lösung der wirtschaftlichen Probleme Boliviens versagt zu haben. Im November 1964 wurde seine Regierung nach erneuten Unruhen von einer Militärregierung unter der Führung des ehemaligen Vizepräsidenten, Generalleutnant René Barrientos Ortuño, abgelöst. 7.4 Militärregierung In den folgenden beiden Jahren führte die Regierung gemäßigte Wirtschaftsreformen durch, darunter die Öffnung der Zinnindustrie für private und ausländische Investitionen. Als Präsident zerschlug Barrientos Ortuño 1967 eine regierungsfeindliche Guerillabewegung. Che Guevara, der Berater des kubanischen Regierungschefs Fidel Castro, wurde dabei gefangen genommen und unmittelbar danach hingerichtet. Barrientos Ortuño kam im April 1969 bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Es folgte eine Reihe kurzlebiger Regierungen, die meist von Militärs geführt wurden. General Juan José Torres Gonzáles wurde im August 1971 von Oberst Hugo Bánzer Suárez entmachtet. Bánzer Suárez schlug zunächst einen gemäßigten Kurs in Anlehnung an den MNR ein, bediente sich jedoch zunehmend diktatorischer Mittel. 1978 wurde er gestürzt, nach den Wahlen von 1979 und 1980 kam es jedoch erneut zu Militärputschen. Bolivien war aufgrund fehlender innenpolitischer Stabilität sowie zurückgehender Exporteinnahmen hoch verschuldet. Der illegale Export von Kokain war die Hauptdevisenquelle. 7.5 Zivile Regierungen Im Oktober 1982 wählte das Parlament Hernán Siles Zuazo zum Präsidenten, der bei seinen Versuchen, die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu lösen, ebenfalls scheiterte. Bei den Wahlen von 1985 siegte Victor Paz Estenssoro. Seine rigiden Sparmaßnahmen stießen auf Widerstand in der Bevölkerung und lösten einen Generalstreik aus. Im Mai 1989 ging Jaime Paz Zamora als Sieger aus den Wahlen hervor. Die nächsten Präsidentschaftswahlen im Juni 1993 gewann der Minenunternehmer Gonzalo Sánchez de Lozada. Die im gleichen Jahr abgehaltenen Parlamentswahlen brachten den rechtsgerichteten MNR wieder an die Macht. Lozada, vor seiner Wahl Planungsminister, beaufsichtigte die Einführung von Wirtschaftsreformen, zu denen die umfassende Privatisierung staatlicher Betriebe, Kürzungen bei der Sozialhilfe und bei Erziehungsprogrammen sowie die Schließung vieler Minen zählten. Die strikte Kontrolle der Regierungsausgaben trug dazu bei, die Inflation von 220 Prozent im Jahr 1985 bis auf 6,5 Prozent (1995) zu senken. Die Sozialausgaben waren jedoch sehr hoch und die Kluft zwischen Reichen und Armen vergrößerte sich weiter. Im September 1996 kam es zu landesweiten Protesten der Kokabauern. Die Regierung wollte die Kokaplantagen zerstören und die Landwirte zum Anbau anderer Produkte bewegen. Aus den Präsidentschaftswahlen im August 1997 ging Hugo Bánzer Suárez, der das Land bereits von 1971 bis 1978 diktatorisch regiert hatte, als Sieger hervor. Bei den zwei Monate vorher abgehaltenen Parlamentswahlen hatte sich das Wahlbündnis Compromiso por Bolivia unter Führung von Bánzers Acción Democrática Nacionalista (ADN) durchgesetzt. Im Frühjahr 2000 kam es in der Stadt Cochabamba, 500 Kilometer südöstlich von La Paz, zu schweren Zusammenstößen zwischen protestierenden Indiobauern (Campesinos) und Sicherheitskräften. Auslöser der mehrere Tage andauernden Unruhen war ein umstrittenes Staudammprojekt sowie eine geplante Verdopplung der Wassergebühren. Trotz des von Präsident Bánzer verhängten Ausnahmezustandes weiteten sich die Proteste auch auf die Haupststadt aus und führten zu einer schweren innenpolitischen Krise. Eine leichte Entschärfung brachte eine Vereinbarung zwischen der bolivianischen Regierung und der zentralen Bauerngewerkschaft (u. a. Verzicht auf die Wassergebührenerhöhung). Am 6. August 2001 trat Bánzer als Staatspräsident von Bolivien zurück. Als Nachfolger im Amt des Staatspräsidenten bis zum Ablauf der Amtsperiode im August 2002 wurde am 7. August der bisherige Vizepräsident Jorge Quiroga vereidigt. Ab November 2001 kam es wiederholt zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und demonstrierenden Kokabauern. Der Konflikt spitzte sich zu, nachdem der Anführer der Kokabauern, Evo Morales, im Januar 2002 per Beschluss des Abgeordnetenhauses aus dem Parlament ausgeschlossen worden war, konnte aber im Februar beigelegt werden. Bei den Präsidentschaftswahlen vom 30. Juni 2002 erreichte kein Kandidat die absolute Mehrheit; bei den gleichzeitig abgehaltenen Parlamentswahlen wurde der MNR stärkste politische Kraft. In der am 6. August 2002 abgehaltenen Stichwahl für das Amt des Staatsoberhauptes setzte sich der ehemalige Präsident Gonzalo Sánchez de Lozada (MNR) dank der Unterstützung durch den sozialdemokratischen Movimiento de la Izquierda Revolucionaria (MIR) gegen Evo Morales durch, der für den linksgerichteten Movimiento al Socialismo (MAS) angetreten war. Als die Regierung Sánchez de Lozada aufgrund von Vorgaben seitens des Internationalen Währungsfonds eine Steuererhöhung sowie weitere Maßnahmen zur Reduzierung des Haushaltsdefizits plante, die vor allem die armen Bevölkerungsschichten - zumeist Indios - betroffen hätte, kam es im Februar 2003 zu Massendemonstrationen gegen die Regierung. Das Eingreifen der Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten forderte über 30 Tote. In Reaktion auf die Proteste nahm Sánchez de Lozada eine Reihe seiner neoliberalen Vorhaben wieder zurück, bildete sein Kabinett um und verkleinerte es um fast ein Drittel. Zu neuen Protesten gegen die Regierung und immer lauteren Rücktrittsforderungen gegenüber Sánchez de Lozada kam es im Herbst 2003. Grund war diesmal der geplante Bau einer Pipeline durch Chile, über die bolivianisches Erdgas in die USA verkauft werden sollte, und dieses Geschäft war nach Auffassung der Protestierenden zum Nachteil für Bolivien bzw. für die breite Bevölkerungsmehrheit. Diesmal setzte die Regierung sogar die Streitkräfte gegen die Demonstranten ein; die Folge waren etwa 60 Tote auf Seiten der Protestierenden. Am 17. Oktober 2003, als die Protestaktionen bereits vier Wochen angedauert hatten, zog Sánchez de Lozada die Konsequenz und trat zurück. Im Februar 2005 wurde Sánchez de Lozada, der unterdessen in den USA im Exil lebte, wegen der Todesopfer während der Demonstrationen im Herbst 2003 des Völkermordes angeklagt, desgleichen sein früherer Verteidigungsminister und der damalige Innenminister. Eine Reihe weiterer Minister aus Sánchez de Lozadas Kabinett wurde der Komplizenschaft angeklagt. Als Nachfolger von Sánchez de Lozada wurde unmittelbar nach dessen Rücktritt der bisherige Parlamentspräsident und Vizepräsident, der parteilose Carlos Mesa, vereidigt. Mesa hatte sich schon während der Proteste von Sánchez de Lozada losgesagt. Nach seinem Amtsantritt kündigte Mesa sogleich ein Referendum über das Erdgasgeschäft an. Das Referendum, das im Juli 2004 abgehalten wurde, bestätigte Mesas Vorhaben, die Rolle des Staates bei der Förderung und Vermarktung des Erdgases zu stärken und einen größeren Anteil am Gewinn aus dem Erdgasgeschäft im Land zu halten. In der Folge entbrannte jedoch ein heftiger Streit um die infolge des Referendums neu festzulegende Höhe der Abgaben für Erdgas- und Erdölförderung und Export. Die von der Regierung vorgeschlagenen Abgaben (maximal 32 Prozent Steuern und 18 Prozent Royaltys, also Fördergebühren) wurden von der von Morales geführten, großteils indianischen Opposition sowie von Gewerkschaften als zu niedrig zurückgewiesen. Die Regierung lehnte höhere Abgaben jedoch mit dem Hinweis auf die daraus folgenden Schäden für die bolivianische Wirtschaft ab. Aufgrund dieses Konflikts, der wieder eine Fülle von Protestaktionen zeitigte, reichte Mesa im März 2005 seinen Rücktritt ein; allerdings lehnten beide Häuser des Parlaments geschlossen Mesas Rücktritt ab. Wenig später beschloss das Parlament Abgaben für die Erdgas- und Erdölförderung in der von der Regierung vorgeschlagenen Höhe, woraufhin es erneut zu Massenprotesten kam. Die Opposition forderte jetzt nicht nur höhere Abgaben, sondern es wurde zunehmend auch der Ruf nach Verstaatlichung der Bodenschätze laut. Angesichts der anhaltenden Protestaktionen, die zeitweise Teile des Landes lahm legten und in einen Bürgerkrieg auszuarten drohten, und um blutige Auseinandersetzungen, wie sie seinen Vorgänger Sánchez de Lozada das Amt gekostet hatten, zu vermeiden, bot Mesa im Juni 2005 ein weiteres Mal seinen Rücktritt an. Diesmal nahmen beide Häuser des Parlaments den Rücktritt an. Zum neuen, interimistischen Präsidenten wurde der Vorsitzende des Obersten Gerichts, Eduardo Rodríguez, ernannt. Ihn hatte sowohl Mesa als auch die Opposition favorisiert; die Präsidenten von Abgeordnetenhaus und Senat, die laut Verfassung zunächst für das Präsidentenamt in Frage gekommen wären, hatte die Opposition abgelehnt. Rodríguez nannte als seine vordringliche Aufgabe, Neuwahlen zu organisieren, versprach zudem, die Forderung der Demonstranten nach Verstaatlichung der Ölindustrie zu prüfen. Die Präsidentschaftswahlen im Dezember 2005 gewann der Sozialist Evo Morales; mit ihm wurde zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ein Angehöriger der indigenen Bevölkerung an die Staatsspitze gewählt. Um die anhaltende Auseinandersetzung über die Erdgas- und Erdölförderung im Sinne seiner Wählerschaft zu beenden, kündigte Morales die Verstaatlichung von Erdgas und Erdöl (nicht aber der Unternehmen dieses Sektors) an; zudem sprach er sich für die Legalisierung des Anbaus von Koka aus, das in der Tradition der Indigenen eine wichtige Rolle spielt, machte zugleich aber auch seine strikte Ablehnung der Kokainproduktion deutlich. Gut drei Monate nach seinem Amtsantritt im Januar 2006 setzte Morales sein wichtigstes Wahlkampfversprechen in die Tat um: Am 1. Mai 2006 verstaatlichte er per Dekret alle Erdöl- und Erdgasfelder des Landes und ließ die Förderanlagen von Soldaten besetzen; die in der Öl- und Gasförderung engagierten ausländischen Unternehmen durften ihre Geschäfte - unter erheblichen Gewinneinbußen - nur noch über die staatliche Gesellschaft Yacimientos Petrolíferos Fiscales de Bolivia (YPFB) abwickeln. Kurz zuvor hatte Morales mit den ebenfalls linksgerichteten Präsidenten von Venezuela und Kuba, Hugo Chávez und Fidel Castro, die Einrichtung einer Freihandelszone zwischen den drei Ländern beschlossen, aus Protest gegen und in Konkurrenz zu Freihandelsabkommen zwischen den USA und südamerikanischen Ländern. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Heiligabend stellen die Kinder ihre alten Schuhe in ein Fenster, damit der Weihnachtsmann dafür neue Geschenke bringt.

Im Carnaval kostümieren sich die Leute.

Sie tanzen, besprengen sich mit Wasser und essen Confite (kandierte Nüsse bzw.

kandiertes Obst).

Jede der neun Provinzen feiert darüber hinaus eigene, stark folkloristisch geprägte Feiertage: So finden z.

B.

Fiestas zu Ehren des lokalen Heiligen (Patronatsfeste) in fast jedem Pueblo (Dorf) statt. 3.2 Wichtige Städte Der Regierungssitz La Paz ist mit etwa 840 000 Einwohnern die größte Stadt des Landes.

Die Hauptstadt Sucre zählt etwa 288 000 Einwohner.

Weitere bedeutende Städtesind Santa Cruz (1,54 Millionen Einwohner), wichtiges Handelszentrum, Cochabamba (603 000 Einwohner), das in einem fruchtbaren Anbaugebiet liegt, Oruro(232 000 Einwohner) und Potosí (165 000 Einwohner), die beide in einem Gebiet mit großem Erzvorkommen liegen. 3.3 Soziales Bolivien ist eines der ärmsten Länder Südamerikas.

Etwa 7 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze.

Für viele Bolivianer ist die Ernährung unzureichend.Das Gesundheitswesen ist nur schwach entwickelt.

Die Säuglingssterblichkeit des Landes nimmt eine Spitzenposition innerhalb Südamerikas ein.

Malaria, Ruhr undTuberkulose sind weit verbreitet.

Die medizinische Versorgung reicht besonders in ländlichen Gebieten nicht aus.

Bolivien bietet ein umfassendesSozialversicherungssystem, das jedoch weniger als die Hälfte der Bevölkerung erfasst.

Rund 18 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos. 4 BILDUNG UND KULTUR Es besteht eine 8-jährige Schulpflicht (2002–2003), die von 40 Prozent der Schulpflichtigen wahrgenommen wird.

Der Alphabetisierungsgrad beträgt 88,4 Prozent. Die überwiegende Mehrheit der Schulen befindet sich in Städten, die Landbevölkerung erhält eine geringe oder keine Schulbildung.

Universitäten gibt es in Sucre undLa Paz, Cochabamba, Llallagua, Oruro, Potosí, Santa Cruz.

Tarija und Trinidad verfügen über Fachschulen.

Die St.-Francis-Xavier-Universität (1624 gegründet) in Sucre isteine der ältesten Universitäten Amerikas.

Die Universität von San Andrés (1830) in La Paz ist die größte Universität Boliviens.

Die Spanisch sprechende Bevölkerung, diegrößtenteils europäischen Ursprungs ist, verfügt über eine höhere Bildung und ist wirtschaftlich besser gestellt als die einheimischen Quechua und Aymara, obwohl dieseseit 1953 formal gleichberechtigte Staatsbürger sind. 4.1 Kunst und Musik Die Kleidung, Sprache, Architektur und Lebensweise der einheimischen Bevölkerung hält an den Traditionen ihrer vorkolonialen Vorfahren fest ( siehe etwa die Architektur von Tiahuanaco), die sich jedoch teilweise mit spanischen Bräuchen vermischt hat.

Die Kleidung ist bunt und den Anforderungen des Lebens in großen Höhen angepasst.Feiertage und religiöse Feste werden mit Tänzen und Feiern begangen.

Siehe Indianer; lateinamerikanische Literatur; lateinamerikanische Musik 5 VERWALTUNG UND POLITIK Bolivien ist eine Präsidialrepublik, die nach der 1947 in Kraft getretenen und seither mehrfach geänderten Verfassung regiert wird. Staatsoberhaupt und Chef der Exekutive ist der Präsident, der für eine Amtszeit von fünf Jahren direkt gewählt wird; eine unmittelbare Wiederwahl ist nicht möglich.Wahlberechtigt sind verheiratete Bürger ab 18 Jahren und ledige Bürger über 21 Jahren.

Der Präsident bildet das Kabinett und kann bei Bedarf per Dekret regieren. Die Legislative besteht aus einem Zweikammerparlament, das sich aus dem Abgeordnetenhaus mit 130 Mitgliedern und dem Senat mit 27 Abgeordneten (drei aus jedemDepartamento) zusammensetzt.

Die Mitglieder beider Kammern werden jeweils für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Die Judikative wird vom Obersten Gerichtshof in Sucre ausgeübt; darunter arbeiten Distriktgerichte sowie Gerichte auf lokaler Ebene.

Der Oberste Gerichtshof besteht auszwölf Mitgliedern, die vom Parlament für zehn Jahre gewählt werden. Stärkste Parteien sind der rechtsgerichtete Movimiento Nacionalista Revolucionario (Revolutionäre Nationalistische Bewegung, MNR), der Movimiento al Socialismo (Bewegung für den Sozialismus, MAS) und der Movimiento de la Izquierda Revolucionaria (Bewegung der Revolutionären Linken, MIR).

Die vorher bedeutende Acción Democrática Nacionalista (Demokratisch-Nationalistische Aktion, ADN) büßte seit den Parlamentswahlen vom Juni 2002 an Bedeutung ein. 5.1 Kommunalverwaltung Bolivien ist in neun Verwaltungsbezirke (Departamentos) untergliedert, die von Präfekten (vom Präsidenten ernannt) verwaltet werden.

Die einzelnen Verwaltungsbezirkesind: Santa Cruz, El Beni, Tarija, Potosí, La Paz, Chuquisaca, Pando, Cochabamba und Oruro.

Jedes Departamento ist wiederum in Provinzen unterteilt, deren Verwaltungeinem vom Präsidenten ernannten Unterpräfekten übertragen wird.

Wichtige Städte haben einen direkt gewählten Stadtrat. 5.2 Verteidigung Es besteht allgemeine Wehrpflicht, doch wird in der Praxis nur ein kleiner Prozentsatz der registrierten Wehrpflichtigen einberufen.

Die Streitkräfte haben eine Stärke von31 500 Mann (2004). 6 WIRTSCHAFT Bolivien gehört trotz seines Reichtums an Bodenschätzen zu den am wenigsten entwickelten Ländern Südamerikas.

Obwohl die größten Bergbauunternehmen in denfünfziger Jahren verstaatlicht wurden, hat die bolivianische Regierung die Entwicklung der privaten Industrie und Investitionen ausländischen Kapitals aktiv gefördert.Boliviens Wirtschaft ist nahezu einseitig abhängig vom Bergbau, der rund 80 Prozent des gesamten Exportvolumens ausmacht.

Das Bruttoinlandsprodukt beträgt11 162 Millionen US-Dollar. 6.1 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Fast die Hälfte aller Erwerbstätigen ist in der Landwirtschaft beschäftigt; sie erwirtschaften 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (2006).

Ein besonderes Problem ist hier derillegale Anbau von Kokasträuchern.

Die geringe Produktivität im Agrarsektor ist auf veraltete Bewirtschaftungsmethoden, extreme Witterungsbedingungen undBodenerosion sowie eine unzureichende Verkehrserschließung zurückzuführen.

Obwohl Bolivien heute seinen Bedarf an den traditionellen Nahrungsmitteln (Kartoffeln,Maniok und Getreide) ohne fremde Hilfe decken kann, ist es immer noch auf die Einfuhr bestimmter Lebensmittel angewiesen.

Die wichtigsten bolivianischen Agrarproduktesind Kartoffeln, Zuckerrohr, Baumwolle, Kaffee, Mais, Reis, Weizen und Quinoa.

Ein Großteil des landwirtschaftlichen Ertrags entstammt dem Anbau und der Verarbeitungdes Kokastrauches.

Im östlichen Tiefland werden Rinder und Schafe gehalten.

Die Fischerei ist ein relativ unbedeutender Wirtschaftszweig des Binnenlandes Bolivien.

Dieunzureichende Verkehrserschließung behindert die forstwirtschaftliche Nutzung der bolivianischen Wälder, die hauptsächlich im Osten über die Hälfte des Landes bedeckenund reich an Edelhölzern sind.. »

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