Geschlecht - Soziologie.
Publié le 15/06/2013
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Geschlecht - Soziologie. Geschlecht, in der Soziologie ursprünglich Begriff zur sozialstatistischen und demographischen Erfassung einer Bevölkerung in weibliche und männliche Mitglieder. In neuerer Zeit sind die sozialen und kulturellen Dimensionen des Geschlechterverhältnisses zu einem wichtigen Gegenstand der soziologischen Forschung geworden. Die sozialwissenschaftliche Forschung ging traditionell davon aus, dass in allen bekannten Gesellschaften die angeborene Geschlechtszugehörigkeit der Menschen ihren sozialen Status und die gesellschaftliche Verteilung von Rechten und Pflichten beeinflusst. Die unterschiedlichen geschlechtsspezifischen biologischen Funktionen - z. B. Gebärfähigkeit einerseits und größere körperliche Stärke andererseits - bedingten demnach die geschlechtsspezifische Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit. Bis in jüngste Zeit hinein wurde in der Sozialforschung dieser natürliche Unterschied auch für die Ursache der ungleichen Verteilung von Herrschaft und Macht zwischen den Geschlechtern gehalten. Die gesellschaftliche Bewertung dieser ,,natürlichen" Arbeitsteilung führte demnach entweder zu patriarchalen, matriarchalen oder egalitären Verhältnissen in den Gesellschaften. Dieser an der Biologie orientierte Forschungsansatz für die Geschlechterverhältnisse wurde in den letzten Jahrzehnten durch eine Theorie der Sozialisation abgelöst. Demnach werden erst in der Sozialisation die Geschlechterrollen und geschlechtsspezifischen Verhaltensnormen vermittelt sowie eine Geschlechtsidentität ausgebildet, die zusammen zu geschlechtsspezifischen Wertorientierungen führen. Die in den westlichen Industriegesellschaften vorherrschenden patriarchalischen Verhältnisse haben somit keine natürlichen sondern kulturelle Ursachen. Stabil bleiben diese Verhältnisse solange die kulturellen Vorstellungen und Ideale einer Gesellschaft über die Differenz der Geschlechter mittels der Sozialisation unverändert von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Eine Angleichung der Geschlechterrollen findet jedoch über die ökonomischen Veränderungen in den Industriegesellschaften statt; die Verschiebung von körperlichen hin zu geistigen und psychischen Anforderungen im Arbeitsleben führt dazu, dass die Geschlechtszugehörigkeit als statusbestimmender Faktor immer mehr an Bedeutung verliert. Die vor allem in den angloamerikanischen Staaten geförderte Forschung zum Geschlechterverhältnis - die so genannten gender studies - führte darüber hinaus zu weiteren Einsichten über die kulturelle Produziertheit der Geschlechteridentitäten. In den Forschungsansätzen, die der Sozialisationstheorie folgten, ging man davon aus, dass die biologisch-natürlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau zwar vorhanden seien, aber abstrakt und unbestimmt blieben. Die Sozialisation baue auf diesen ,,bedeutungslosen" Unterschieden auf und fülle sie mit gesellschaftlich-kulturellen Wertungen und Rollenvorstellungen. Die neuesten Ergebnisse der feministischen genderForschung versuchen zu beweisen, dass selbst das scheinbar naturgegebene biologische Geschlecht eine Fiktion darstellt. Mit der Methode der Dekonstruktion wird dabei gezeigt, dass auch die Vorstellung eines biologischen Geschlechts ein kulturelles Konstrukt ist, das Resultat eines von Männern bestimmten Diskurses über Geschlecht und Macht in der Gesellschaft. Siehe auch Homosexualität Verfasst von: Wolfgang Habermeyer Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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