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Göttinger Hain (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Göttinger Hain (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Göttinger Hain, auch Hainbund, spontan auf einem gemeinsamen Spaziergang am Abend des 12. September 1772 gegründeter Bund befreundeter Dichter, zu dem u. a. Ludwig Christoph Heinrich Hölty, Johann Heinrich Voß, Johann Martin Miller, Heinrich Christian Boie sowie die Grafen Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg gehörten; die meisten Mitglieder waren Studenten der Göttinger Universität. Der Name geht zurück auf die Ode Der Hügel und der Hain (1771) des bewunderten Friedrich Gottlieb Klopstock, in der sich der Verfasser zu einer von der antiken Vorstellungswelt abgelösten neuen deutschen Dichtung bekannte. (Im Gedicht ist der Hügel Sinnbild des Parnass der griechischen Musen, der Hain des Orts der germanischen Barden.) In enger Verbindung zum Göttinger Hain standen der in der Nähe wohnende Gottfried August Bürger, Matthias Claudius in Wandsbeck, Leopold Friedrich Günther von Goeckingk, Christian Friedrich Daniel Schubart und Klopstock in Hamburg, der den Bund 1774 um Aufnahme bat und ihn im selben Jahr in Göttingen besuchte. Mit der Beendigung der Studien seiner Mitglieder löste sich der Bund 1775 langsam auf. Die Begeisterung für die nach damaligem Kenntnisstand germanische Mythologie (die aber auch Elemente der angelsächsischen, keltischen und altnordischen Mythologie einschloss) spiegelte sich auch in den Bardennamen wider, die die Mitglieder in ihren Gedichten annahmen: So erschien z. B. Heinrich Christian Boie als Werdomar, Voß als Sangrich, Hölty als Haining und Johann Martin Miller als Minnenhold. In wöchentlichen Sitzungen wurden die Dichtungen der Mitglieder vorgetragen, kritisiert, verbessert und im Bundesbuch dokumentiert. Publikationsorgan des Göttinger Hains war dann der von Boie seit 1770 herausgegebene Göttinger Musenalmanach, der als Musenalmanach eine breit angelegte Anthologie zeitgenössischer Literaturproduktion darstellte. In den Ausgaben von 1773 bis 1775 fand der Bund hier sein eigentliches Podium. 2 WERK Der Bund war ein Dichterkreis mit großem politischem und literarischem Sendungsbewusstsein. Er verstand sich, von der Empfindsamkeit herkommend, als Gegenbewegung zum herrschenden Rationalismus der Aufklärung und setzte diesem einen Freundschaftskult, schwärmerische Naturstimmung, die Verherrlichung des Landlebens, einen frankophoben Patriotismus sowie einen unpolitisch-poetischen Tyrannenhass entgegen; auf diese Weise sollte zur Erneuerung von Poesie, Moral und Nationalstolz beigetragen werden. Dies bedeutete auch eine vehemente Ablehnung der Dichtung des Rokoko und des Einflusses ausländischer, vor allem französischer Literatur, für die Christoph Martin Wieland repräsentativ erschien und dessen Idris der Hainbund rituell verbrannte (siehe Bücherverbrennung). Namentlich Kelletat galt Wieland als verachtenswerter ,,Popanz der weichlichen, schlüpfrigen Dichtart". Als Kritik an diesem Dichterhass notierte der in Göttingen lehrende Georg Christoph Lichtenberg in sein Sudelbuch (D 440): ,,Es gibt heuer eine Art Leute, die das Wort deutsch fast immer mit offenen Nasenlöchern aussprechen." Mit dem Ausdrucksstreben des Sturm und Drang verband den Hainbund die bevorzugte Gestaltung einer erlebten Gefühlsaussage. Er bediente sich dabei lyrischer Formen wie der Ode, Elegie, Idylle, Hymne, des Liedes und der Ballade. Die Forderung nach Unmittelbarkeit des Ausdrucks sowie die Ethik der Aufrichtigkeit und Wahrheit sollte mit der Neuentdeckung des altdeutschen Gesellschaftslieds und des Minnesangs verbunden werden. Vorbilder waren neben Klopstocks Oden außerdem die so genannte Friedhofsdichtung (Graveyard Poetry) der englischen Literatur, die Bardendichtung sowie die liedhafte Volksdichtung, die er - bei intensiver Bemühung um den Vers - in eine ungekünstelte, subjektiv perspektivierte lyrische Sprechweise zu transformieren suchte; bevorzugt wurden die kleinen lyrischen Formen. In den Oden von Stolberg, Voß, Hölty und Miller findet sich dabei noch Topisches (Nachtigall, Wald, Mond, Bach etc.), aber auch Erlebtes und Persönliches (wie Liebe, Freundschaft oder Vaterlandsbegeisterung). Insgesamt konturieren sich die Oden des Bundes, anders als die feierlich-pathetischen Klopstocks, durch ihre Kürze, durch eine Bevorzugung des Menschlich-Intimen sowie durch ein präzises Naturgefühl. 3 WIRKUNG Unter anderem durch Bürgers Leonore im Almanach von 1774 trug der Göttinger Hain entscheidend bei zur Herausformung der deutschen Kunstballade, namentlich der dämonischen Natur- und Gespensterballade. Seine eigentliche Leistung liegt in der ,,Befreiung und Erprobung so vieler Formen" der Lyrik, ,,die für die weitere Geschichte der lyrischen Dichtarten vielfältig anregend und fruchtbar geworden ist" (Kelletat). Eine Nachwirkung der Ode ist bei Novalis und Friedrich Hölderlin bis hin zu Eduard Mörike und zum späteren Rainer Maria Rilke spürbar. Verfasst von: Jörg Gallus Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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