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Guatemala - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Guatemala - geographie. 1 EINLEITUNG Guatemala, amtlich República de Guatemala, Republik in Zentralamerika, die im Westen und Norden an Mexiko, im Osten an Belize und an den Golf von Honduras (einen Meeresarm des Karibischen Meeres), im Südosten an Honduras und El Salvador und im Süden an den Pazifischen Ozean grenzt. Guatemala hat eine Gesamtfläche von 108 889 Quadratkilometern; Hauptstadt ist die gleichnamige Stadt Guatemala. 2 LAND Fast zwei Drittel Guatemalas werden von Gebirgen eingenommen, wovon der Großteil vulkanischen Ursprungs ist. Im Süden liegt die Sierra Madre, die das Land in OstWest-Richtung durchzieht. Sie teilt Guatemala in zwei Naturräume unterschiedlicher Größe. Das relativ schmale, sehr fruchtbare und dicht besiedelte Pazifiktiefland wird ausreichend mit Wasser versorgt. Die dünn besiedelte nördliche Senke, besonders das weitläufige Gebiet um den Petén-Itzá-See (bei der Stadt Flores), wird von Weideland und tropischem Regenwald bedeckt. In der Zone entlang dem südlichen Vulkangürtel kommt es häufig zu Erdbeben, bei denen schon zahlreiche Städte zerstört worden sind. Die meisten der 33 Vulkane sind erloschen. Nur drei gelten als aktiv, darunter auch der an der mexikanischen Grenze gelegene Tacaná. Der Vulkan Tajumulco im Südwesten ist mit 4 220 Metern die höchste Erhebung des Landes. 2.1 Flüsse und Seen Zu den längsten Flüssen Guatemalas gehören der Usumacinta, der zusammen mit seinen Nebenflüssen teilweise die Grenze zu Mexiko bildet, sowie der Chixoy, der Motagua und der Sarstún, der die Südgrenze von Belize markiert. Unter den Seen ist der Atitlánsee bemerkenswert, der am Fuß des Vulkanes Atitlán liegt, sowie der Itzabalsee im Osten in der Nähe von Puerto Barrios. 2.2 Klima Guatemala verfügt über ein tropisches Klima, das je nach Höhenlage stark variiert. Im Bereich zwischen etwa 900 und 2 400 Metern, wo die höchste Bevölkerungsdichte herrscht, sind die Tage ganzjährig warm und die Nächte kühl. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt dort bei etwa 20 °C. In den Küstenregionen ist das Klima wärmer und feuchter, hier herrschen jährliche Durchschnittstemperaturen von 25 bis 30 °C. Die Regenzeit dauert von Mai bis Oktober. Die Niederschlagsmenge wird vom Nordostpassat bestimmt. Im Norden beträgt der mittlere Jahresniederschlag zwischen 1 500 und 2 500 Millimetern. In Guatemala-Stadt, im Süden des Landes, werden jährlich etwa 1 300 Millimeter erreicht. 2.3 Flora und Fauna Die Tiefebenen werden größtenteils von artenreichem, immergrünem tropischem Regenwald bedeckt. An einigen trockeneren Stellen befinden sich jedoch auch ausgedehnte Kiefernwälder. In den Gebirgsregionen gibt es in den niedrigeren Höhenlagen vorwiegend Eichenwälder, die dann ab ungefähr 2 100 Metern in Kiefernwälder übergehen. Im ganzen Land wachsen zahllose Orchideen. Rotwild, Affen und Pekaris sind besonders in den wenig besiedelten Tiefebenen weit verbreitet. In wesentlich geringerer Anzahl treten Jaguare, Tapire und Pumas auf. In einigen Flüssen leben Beulenkrokodile. Die Artenvielfalt der Vögel ist außerordentlich groß, es gibt 458 Arten (2000). Zu den bekanntesten Beispielen gehören die Kardinäle und der Quetzal - ein Vogel mit einem schillernden, bunten Gefieder, der zugleich Wappentier Guatemalas ist. 3 BEVÖLKERUNG Guatemala hat etwa 13 Millionen Einwohner (2008). Der Anteil der indianischen Bevölkerung ist mit rund 45 Prozent der höchste aller mittelamerikanischer Staaten. Zu diesen Indígenas zählen u. a. die Maya-Quiché, Mam, Cakchiquel und Kekchí. Mestizen (Ladinos) umfassen etwas 30 Prozent, die Weißen circa 5 Prozent der Bevölkerung. Weitere Bevölkerungsgruppen sind Mulatten, Zambos und Schwarze. Das jährliche Bevölkerungswachstum beträgt 2,11 Prozent (2008). Die Bevölkerungsdichte liegt bei 120 Einwohnern pro Quadratkilometer. Etwa 53 Prozent der Bevölkerung leben auf dem Land (2005). 3.1 Wichtige Städte Guatemala (oder Ciudad de Guatemala), die Hauptstadt und größte Stadt des Landes, hat etwa 942 000 Einwohner. Weitere größere Städte sind Quezaltenango (128 000 Einwohner), Zentrum einer Weizenanbauregion; Escuintla (120 000 Einwohner); Puerto Barrios (81 100 Einwohner), der Haupthafen am Karibischen Meer, Mazatenango (65 400 Einwohner), und Antigua Guatemala (41 097 Einwohner). 3.2 Sprache und Religion Die Amtssprache ist Spanisch. Daneben gibt es 23 anerkannte Maya-Sprachen. 80 Prozent der Guatemalteken sind katholisch, 19 Prozent protestantisch. Eine Minderheit der Bevölkerung gehört der Bahai-Religion an. Daneben haben sich viele Mischformen zwischen altindianischen Bräuchen und Christentum entwickelt. Neben Weihnachten und Ostern wird auch der Neujahrstag (1. Januar) gefeiert. Die Nationalfeiertage sind der Tag der Arbeit (1. Mai), der Tag der Armee (30. Juni), der Unabhängigkeitstag (15. September), Día de la Raza (Kolumbustag, 12. Oktober), der Tag der Revolution (20. Oktober) und Allerheiligen (1. November). Jede Stadt feiert jährlich ihre Feria (Fest) zu Ehren der bzw. des Schutzheiligen. Dies ist das größte lokale Fest und deshalb vielerorts der wichtigste Feiertag, besonders in ländlichen Gegenden. 3.3 Soziales 1946 wurde per Gesetz ein Programm für die soziale Sicherheit beschlossen und durchgeführt. In einem Zusatz fordert das Gesetz die Beteiligung aller Arbeitgeber an dem Programm, wenn der Betrieb fünf oder mehr Personen beschäftigt. Durch dieses Programm werden Unfälle, Mutterschaft, Krankenhausaufenthalte und Altersversorgung abgedeckt. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 70 Jahren (2008). Rund drei Viertel der Bevölkerung leben unter dem Existenzminimum. 4 BILDUNG UND KULTUR Der Alphabetisierungsgrad beträgt etwa 72 Prozent. Es besteht eine allgemeine Schulpflicht von 9 Jahren (2002-2003), doch ein Großteil der Jugendlichen auf dem Land bricht den Schulbesuch vorzeitig ab. Der Besuch der Bildungseinrichtungen ist theoretisch auf allen Ausbildungsebenen kostenlos. Aufgrund der geringen Anzahl an staatlichen Schulen gibt es viele kostenpflichtige Privatschulen. 4.1 Bildung und Schulwesen Die wichtigste Hochschule Guatemalas ist die Universidad de San Carlos (1676 gegründet) in der Hauptstadt. Hier ist auch die private Universidad Rafael Landívar (1961) zu finden. Daneben gibt es drei weitere Universitäten sowie einige Musik- und Kunstakademien. Die Zahl der Studenten beträgt etwa 67 000. 4.2 Kultureinrichtungen Im ganzen Land gibt es etwa 100 Bibliotheken. Mehr als die Hälfte davon befindet sich in Guatemala-Stadt. Die bedeutendsten sind das Nationalarchiv und die Nationalbibliothek. In der Hauptstadt befinden sich außerdem das Museum für Archäologie und Ethnologie mit einer hervorragenden Sammlung von Gebrauchsgegenständen aus der Kultur der Maya sowie Museen für moderne Kunst, Geschichte und Naturkunde. Das Kolonialmuseum in Antigua verfügt über eine umfangreiche Ausstellung an Kunstgegenständen aus der Kolonialzeit. 4.3 Kunst Die heutige bunte und dynamische Kunst und Kultur Guatemalas wird durch den Kontrast zwischen den modernen Bräuchen in Guatemala-Stadt und den sehr lebendigen traditionellen Lebensgewohnheiten der indianischen Landbevölkerung geprägt. Das spanische Erbe tritt einerseits in der offiziellen Amtssprache zutage, andererseits in den zahlreichen Architektur- und Kunstschätzen, etwa den verschiedenen Kirchen, die im so genannten Mudéjarstil ( siehe lateinamerikanische Kunst und Architektur) erbaut wurden. In Antigua, der ehemaligen Kolonialhauptstadt, die sich in der Nähe von Guatemala befindet, sind heute noch viele Gebäude aus der Kolonialzeit erhalten. Das traditionell vielfältige Kunsthandwerk Guatemalas, z. B. das Weben bunt gemusterter Stoffe, die Schmuckherstellung und die Keramikarbeiten, ist eine gelungene Kombination aus indianischem Design und der technischen Kunstfertigkeit der Spanier. Die berühmten Webstoffe sind nicht nur Zierde, sondern werden von der indianischen Bevölkerung auch zur Anfertigung ihrer Alltagskleidung benutzt. Dabei verfügen viele Dörfer des Hochlands über eigene Stoffmuster und spezifische Trachten. Zu den bekanntesten guatemaltekischen Künstlern aus dem 20. Jahrhundert gehören die Schriftsteller Enrique Gómez Carrillo, Rafael Arévalo Martinez, Mario Monteforte Toledo und Miguel Ángel Asturias, der 1967 den Literaturnobelpreis erhielt. Bedeutende Maler sind Carlos Mérida, Alfredo Gálvez Suárez und Valentín Abascal. In ihren Werken spielt das indianische Erbe eine große Rolle. José Castañeda ist ein bemerkenswerter guatemaltekischer Komponist. 4.4 Medien Der Großteil des Post-, Telefon- und Telegraphendienstes Guatemalas ist in staatlicher Hand. Guatemala hat über 100 Radio- (1998) und sechs Fernsehstationen (1997). 5 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der Verfassung von 1986 ist Guatemala eine Präsidialrepublik. 5.1 Exekutive Die oberste Exekutivgewalt liegt beim Präsidenten, der für eine einmalige vierjährige Amtszeit in allgemeinen Wahlen direkt vom Volk gewählt wird. Die umfangreichen Machtbefugnisse des Präsidenten reichen von der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung über den Oberbefehl über die Streitkräfte bis hin zur Ernennung und Absetzung von Ministern und anderen Beamten. 5.2 Legislative Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (Congreso Nacional), dessen 158 Abgeordnete jeweils für vier Jahre gewählt werden. 5.3 Judikative Das höchste Gericht ist der Oberste Gerichtshof, der sich aus mindestens sieben Richtern zusammensetzt; diese werden von der Nationalversammlung für jeweils vier Jahre gewählt. Von ihnen werden die Richter der unteren Instanzen, wie z. B. der Berufungsgerichte, der Verwaltungsgerichte sowie der Gerichte der Ersten Instanz, ernannt. 5.4 Kommunalverwaltung Guatemala ist in 22 Departamentos (Verwaltungsbezirke) gegliedert, die wiederum in Kreisverwaltungen untergliedert sind. An der Spitze eines jeden Verwaltungsbezirks steht ein Gouverneur, der vom Präsidenten ernannt wird. 5.5 Politik Nach dem Militärputsch von 1982 wurden alle Parteien verboten. Dieses Verbot wurde 1985 im Zuge des Übergangs zu einer Zivilregierung aufgehoben. Stärkste politische Kräfte sind das Rechtsbündnis Gran Alianza Nacional (GANA; Große Nationale Allianz), der konservative Partido de Avanzada Nacional (PAN; Nationale Fortschrittspartei), der rechtsgerichtete Frente Republicano Guatemalteco (FRG; Republikanische Front), die sozialdemokratische Unidad Nacional de la Esperanza (UNE; Nationale Union der Hoffnung), die aus der gleichnamigen Guerillaorganisation hervorgegangene Unidad Revolucionaria Nacional Guatemalteca (URNG; Revolutionäre Nationale Einheit Guatemalas) und die Unión del Centro Nacional (UCN; Zentrumsunion). 5.6 Verteidigung Es besteht eine Wehrdienstpflicht von 30 Monaten. Das Heer umfasst 27 000, die Luftwaffe 700 und die Marine 1 500 Soldaten (2004). 6 WIRTSCHAFT Seit dem 2. Weltkrieg hat die Regierung Guatemalas die Entwicklung der Bergbau- und Fertigungsindustrie verstärkt gefördert, um die übermäßige Abhängigkeit vom Kaffee- und Bananenanbau zu kompensieren. Ein Fünfjahresplan aus den siebziger Jahren beinhaltete die Steigerung des Exports, Steuererhöhungen sowie die Verwendung von Auslandskrediten zur Beschleunigung der jährlichen Wirtschaftswachstumsrate. 1985 wurden Sparmaßnahmen eingeführt, um die Menge der Einfuhrgüter zu senken und das Inlandseinkommen zu erhöhen. Nach Angaben der Regierung leben fast 90 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Guatemala verfügt über mehr als 2,7 Millionen Arbeitskräfte, von denen etwa 39 Prozent in der Landwirtschaft, 20 Prozent in der Industrie und 38 Prozent im Dienstleistungssektor beschäftigt sind. Die größte Handelsorganisation ist die 1968 gegründete National Trade Union Front. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 35 325 Millionen US-Dollar (2006). Die Landwirtschaft trägt rund 23 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, die Industrie etwa 20 Prozent, die Dienstleistungen circa 57 Prozent. 6.1 Landwirtschaft Das Hauptanbauprodukt ist Kaffee mit jährlich etwa 20 Prozent des Gesamtexportvolumens. Der Großteil davon wird auf weitläufigen Plantagen angebaut, die sich entlang der südlichen Grenze des Hochlands erstrecken. Weitere wichtige Anbauprodukte sind Zuckerrohr, Bananen - vorwiegend in der pazifischen Küstenebene mit einem Zentrum im Motagua-Tal sowie an der karibischen Küste - und Baumwolle. Mais, Reis, Bohnen und Weizen werden für den Binnenmarkt angebaut. Dies gilt ebenso für die Schweine- und Geflügelzucht. Die Rinderzucht befindet sich noch im Aufbau. Auf den Weideflächen Guatemalas gibt es ungefähr zwei Millionen Rinder; das größte Weidegebiet liegt an der Pazifikküste. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei Ungefähr 36 Prozent der Fläche Guatemalas sind mit Wald bedeckt (2005). Die Forstwirtschaft stellt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Die wichtigsten Produkte sind Edelhölzer für die Möbelindustrie, aromatische Harze (Chiclegummi) und Öle. Guatemala gehört zu den führenden Produzenten von Chicle, das für die Kaugummiherstellung verwendet wird. Die Fischereierträge haben sich in den letzten Jahren extrem erhöht. 6.3 Bergbau Guatemala verfügt über verschiedene Rohstoffe wie Erdöl, Nickel, Blei, Zink, Silber und Chromit, die auch ausgebeutet werden; außerdem stieß man in jüngerer Zeit auf Uran- und Quecksilbervorkommen. Ende der siebziger Jahre wurden im Gebiet um den Lago de Izabal große Mengen an Nickelerzen abgebaut. Die Erdölförderung auf den Ölfeldern in der Nähe von Rubelsanto und Chinajá ist relativ gering. 6.4 Industrie In den siebziger Jahren verzeichnete das produzierende Gewerbe einen beachtlichen Zuwachs, der sich allerdings seit den achtziger Jahren aufgrund der politischen Instabilität wieder verringerte. Zu den wichtigsten Produkten gehören Nahrungsmittel und Getränke, Tabak, pharmazeutische und chemische Produkte, Papier, Felle und Tierhäute, Textilien, Bekleidung, raffiniertes Erdöl, Gebrauchsgegenstände aus Holz, Elektroartikel, Kunststoffe, Metallmöbel und indianische Handwerkserzeugnisse. 6.5 Währung und Bankwesen Die Währung Guatemalas ist der Quetzal (= 100 Centavos). Die Bank von Guatemala (gegründet 1946) ist gleichzeitig Zentral- und Notenbank des Landes. 6.6 Außenhandel Die Handelsbilanz ist negativ. Die Haupthandelspartner sind die USA, Japan, Deutschland, Mexiko, Venezuela und die vier weiteren Mitglieder des Zentralamerikanischen Gemeinsamen Marktes El Salvador, Honduras, Costa Rica und Nicaragua. Die wichtigsten Importgüter sind Rohstoffe und Zwischenprodukte, Kapital- und Konsumgüter, Brenn- und Schmierstoffe. Hauptexportgüter sind Kaffee, Zucker und Bananen. 6.7 Verkehrswesen Guatemala besitzt ein Eisenbahnnetz mit einer Gesamtlänge von etwas über 1 000 Kilometern, das überwiegend im Besitz der staatlichen Eisenbahngesellschaft Ferrocarriles de Guatemala ist. Mit der Eröffnung einer Brücke über den Fluss Suchiate zwischen Mexiko und Guatemala wurde 1942 eine Eisenbahnverbindung zwischen Nord- und Zentralamerika geschaffen. Das Straßennetz hat eine Länge von 14 095 Kilometern (1999). Die wichtigsten Straßen sind die Carretera Interamericana (Nord-Süd-Verbindung im Hochland), die Carretera Pacífica (Nord-Süd-Verbindung im Pazifiktiefland) und die Carretera Interocéanica (Ost-West-Verbindung). Haupthäfen des Landes befinden sich in Puerto Barrios, San José, Santo Tomás de Castilla und Champerico. Neben dem internationalem Flughafen La Aurora nahe der Hauptstadt verfügt Guatemala über einen weiteren großen Flughafen am Lago Petén Itzá. 6.8 Energie Etwa 31 Prozent des Elektrizitätsbedarfs Guatemalas werden mit Hilfe von Wasserkraftwerken erzeugt (2003). 7 GESCHICHTE Guatemala war ein Zentrum der Maya-Zivilisation, wovon noch heute zahlreiche Ausgrabungsstätten und Funde aus der klassischen Maya-Periode (3.-10. Jahrhundert n. Chr.) zeugen. Die bedeutendste Mayastätte auf guatemaltekischem Boden ist Tikal im Petén im Norden des Landes; sie umfasst etwa 3 000 Bauwerke, darunter große Tempelpyramiden, Plätze und andere Monumentalbauten, und erstreckt sich über eine Fläche von ungefähr 15 Quadratkilometern. In dieser Stadt lebten zu ihrer Blütezeit etwa 50 000 Menschen. Sie wurde zu Beginn des 10. Jahrhunderts aus bisher unbekannten Gründen aufgegeben. 7.1 Kolonisierung und Unabhängigkeit Das heutige Guatemala wurde 1523/24 von spanischen Truppen unter Pedro de Alvarado erobert. Unter der spanischen Herrschaft, die drei Jahrhunderte andauerte, war Guatemala ein eigenes Generalkapitanat und erstreckte sich über weite Teile Zentralamerikas, vom südlichen Mexiko bis nach Panamá. Am 15. September 1821 erklärte Guatemala seine Unabhängigkeit von Spanien und schloss sich dem ebenfalls erst seit kurzem unabhängigen Mexiko unter Agustín de Itúrbide (dem späteren Kaiser Augustin I.) an. Nach dem Sturz Agustíns 1823 lösten sich die Provinzen des früheren Generalkapitanats Guatemala (die heutigen Staaten Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua und Costa Rica) wieder von Mexiko und bildeten als Zentralamerikanische Föderation ein selbständiges Staatswesen mit dem heutigen Guatemala als dem politischen Zentrum. Die Föderation zerrieb sich jedoch schon bald an den andauernden Machtkämpfen zwischen Liberalen und Konservativen und wurde 1839 schließlich von Rafael Carrera mit Gewalt aufgelöst. Als einer der Nachfolgestaaten der Zentralamerikanischen Föderation etablierte sich die Republik Guatemala. 7.2 Diktatorische Regime Seit seiner Selbständigkeit bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Guatemala fast ausschließlich von autoritären Herrschern, so genannten Caudillos regiert; sie stützten ihre Macht vor allem auf die Armee, aber auch auf die katholische Kirche. Den Reigen der guatemaltekischen Caudillos eröffnete Carrera, der von 1844 bis 1848 sowie von 1851 bis zu seinem Tod im Jahr 1865 diktatorisch über das Land herrschte und seinen Einfluss auch über Honduras und El Salvador ausdehnen konnte. 1871 gelang den Liberalen durch eine Revolution die Übernahme der Macht; von 1873 bis 1885 stellten sie mit Justo Rufino Barrios den Präsidenten. Barrios führte umfangreiche Reformen durch: Er verstaatlichte Schulen und Kirchenbesitz und vertrieb die Jesuiten; zudem ließ er zugunsten der Großgrundbesitzer und ihrer weitläufigen Plantagen großräumig Land umverteilen und forcierte den Kaffeeanbau. Die vorwiegend indigene Landbevölkerung wurde auf den Plantagen arbeitsverpflichtet. Außenpolitisch setzte Barrios den hegemonialen Kurs seiner Vorgänger fort und versuchte, die Zentralamerikanische Föderation mit militärischen Mitteln wieder zu beleben. 1885 fiel er im Krieg gegen El Salvador. Unter seinem Nachfolger, dem General Manuel Barillas, entspannten sich die Beziehungen zu El Salvador und den anderen zentralamerikanischen Ländern wieder. 1892 wurde José María Reína Barrios, der Neffe Justo Rufino Barrios', Präsident. Ihm gelang der Anschluss Guatemalas an den kurzlebigen zentralamerikanischen Bund. 1898 fiel er einem Attentat zum Opfer. Von 1898 bis 1920 beherrschte Manuel Estrada Cabrera diktatorisch das Land. Er lehnte sich außenpolitisch eng an die USA an und zog finanzstarke US-amerikanische Unternehmen, insbesondere die United Fruit Company, ins Land. 1906 organisierte der frühere Präsident Barillas einen Aufstand gegen das Cabrera-Regime; der Aufstand weitete sich bald in einen Krieg aus, in den fast ganz Zentralamerika verwickelt war. Durch die Vermittlung des US-Präsidenten Theodore Roosevelt und des mexikanischen Präsidenten Porfirio Díaz konnte der Konflikt jedoch beigelegt werden. In den zwanziger Jahren kam es unter den Präsidenten Carlos Herrera, José María Orellana und Lázaro Chacón infolge der Weltwirtschaftskrise und grassierender Korruption zu politischen Unruhen, die 1930 schließlich in einer Revolution gipfelten. Im Februar 1931 wurde General Jorge Ubico Castañeda zum neuen Präsidenten gewählt. Unter seiner Regierung erlebte Guatemala aufgrund forcierten Kaffee- und Baumwollexports einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung. Auf der anderen Seite mehrten sich die sozialen Unruhen, die Ubico mit Gewalt zu unterdrücken suchte. Im Juni 1944 wurde Ubico zum Rücktritt gezwungen. 7.3 Demokratische Reformen Im Dezember 1944 wurde Juan José Arévalo zum neuen Präsidenten gewählt. Er leitete verschiedene demokratische Reformen ein, die in der Verabschiedung einer neuen Verfassung mündeten. Im September 1945 bekräftigte Guatemala mit Hinweis auf einen Vertrag von 1859 seinen Anspruch auf Britisch-Honduras (heute Belize), eine Forderung, die seit der Gründung der Republik offenstand. Als Großbritannien 1948 zum Schutz seiner Kolonie Marineeinheiten in den Hafen der Stadt Belize entsandte, verschärfte sich der Konflikt; er konnte erst 1981 durch ein Abkommen zwischen Großbritannien, Belize und Guatemala beigelegt werden, jedoch nur vorübergehend. Obwohl mehr als 20 Versuche unternommen wurden, Arévalo zu stürzen, konnte er seine Amtszeit vollenden. Ihm folgte sein Verteidigungsminister Jacobo Arbenz Guzmán (1951-1954). Er führte die linksorientierte Innenpolitik seines Vorgängers im Wesentlichen weiter: 1952 hob er die Mindestlöhne an, 1953 führte er eine Agrarreform durch, enteignete in- und ausländische Großgrundbesitzer, u. a. in großem Umfang die United Fruit Company, und verteilte das Land an Kleinbauern um. Die Gesamtfläche des umverteilten Landes belief sich auf über 280 000 Hektar. Anfang 1954 begannen in den USA im Zuge des McCarthyism und vor dem Hintergrund der Enteignung US-amerikanischen Besitzes in Guatemala Stimmen gegen die Regierung Arbenz laut zu werden. Im März 1954 erreichten die USA auf der X. Interamerikanischen Konferenz die Verabschiedung einer antikommunistischen Resolution, die indirekt die Regierung Guatemalas verurteilte. Dem schloss sich die katholische Kirche an: In einem Hirtenbrief rief der Erzbischof von Guatemala zum Aufstand gegen den Kommunismus auf. Die Regierung inhaftierte daraufhin einige Oppositionsführer und verhängte am 8. Juni den Ausnahmezustand. 7.4 Militärregierungen Am 18. Juni 1954 erfolgte von Honduras aus unter der Führung von Oberst Carlos Castillo Armas der Einmarsch einer so genannten Befreiungsarmee, die von den USA bzw. dem amerikanischen Geheimdienst CIA unterstützt und ausgebildet worden waren. Die Aufständischen eroberten in kurzer Zeit die wichtigsten Stützpunkte und bombardierten verschiedene Städte. Die guatemaltekische Armee leistete nur geringen Widerstand. Am 27. Juni trat Arbenz zurück; zwei Tage später wurde der Kongress aufgelöst. Führende Politiker der Linken wurden verhaftet; etwa 600 politische Gefangene der Rechten wurden freigelassen. Im Juli 1954 wurde Castillo Armas zum provisorischen Präsidenten ernannt; wenig später wurde er durch eine Volksabstimmung formell legitimiert und am 6. November 1954 als Präsident für eine fünfjährige Amtszeit vereidigt. Die wichtigsten Regierungs- und hohen Verwaltungsposten gingen an das Militär; die alten Besitzverhältnisse wurden wiederhergestellt. Im November 1955 wurden die politischen Parteien wieder zugelassen; im Dezember fanden die Wahlen für eine neue Nationalversammlung statt, bei denen Castillo Armas' Partei alle 66 Sitze gewann. Am 2. Februar 1956 unterzeichnete Castillo Armas eine neue Verfassung, die das Präsidialsystem festschrieb, und am 1. März konstituierte sich die Nationalversammlung. Am 26. Juli 1957 wurde Castillo Armas ermordet. Zwei Tage später ernannte die Nationalversammlung den Vizepräsidenten Luis Gonzáles López zum provisorischen Staatspräsidenten, der den antikommunistischen Kurs Castillo Armas' fortführte und für den 20. Oktober 1957 Präsidentschaftswahlen anberaumte. Die Wahl wurde wie geplant durchgeführt, ihre Rechtsgültigkeit jedoch von verschiedenen Parteien angefochten. Am 25. Oktober ergriff eine dreiköpfige Militärjunta die Macht. Am 19. Januar 1958 fanden erneut Präsidentschaftswahlen statt, aber keiner der Kandidaten erreichte die erforderliche absolute Mehrheit. Die Nationalversammlung wählte daher am 12. Februar 1958 General Miguel Ydígoras Fuentes zum neuen Präsidenten. Der hatte in den dreißiger Jahren unter Präsident Ubico als Minister amtiert und war ein erbitterter Feind der liberalen Präsidenten Arévalo und Arbenz; am 2. März 1958 trat er sein Amt an. Im April 1960 brach Guatemala die diplomatischen Beziehungen zu Kuba ab, wo Fidel Castro im Jahr zuvor das Batista-Regime gestürzt hatte und nun ein sozialistisches System errichtete. In der Folgezeit kam es in Guatemala zu Unruhen und Aufständen gegen die rechtsgerichtete Regierung. Daraufhin ließ US-Präsident Dwight D. Eisenhower am 16. November 1960 Einheiten der amerikanischen Marine vor der Küste Guatemalas und Nicaraguas stationieren, da man in den USA einen Übergriff Kubas auf Zentralamerika befürchtete. Diese Befürchtungen erwiesen sich jedoch als unbegründet, und am 7. Dezember 1960 wurden die US-Einheiten wieder abgezogen. Nach der gescheiterten Invasion in der Schweinebucht im April 1961 stellte sich heraus, dass die CIA die exilkubanischen Invasionstruppen nicht nur in den USA, sondern teilweise auch in Guatemala ausgebildet hatte. 7.4.1 Bürgerkrieg Seit dem Sturz Arbenz' und der Rücknahme von dessen Reformen, die die enorme Diskrepanz zwischen indigener Landbevölkerung und weißer Mittel- und Oberschicht hätten verringern sollen, äußerten sich die sozialen Spannungen zunehmend in Unruhen und Aufständen und arteten um 1960 in einen Bürgerkrieg aus. Der Bürgerkrieg wurde geführt von der Armee und rechtsgerichteten paramilitärischen Verbänden auf der einen Seite, verschiedenen Guerillagruppen auf der anderen Seite. 1982 schlossen sich einige der Guerillaorganisationen zur Unidad Revolucionaria Nacional Guatemalteca (URNG; Revolutionäre Nationale Einheit Guatemalas) zusammen. Im März 1963 wurde Ydígoras von seinem Verteidigungsminister Enrique Peralta Azurdia gestürzt. Peralta verhängte den Ausnahmezustand, setzte die für Dezember geplanten Wahlen aus und ergriff rigorose Maßnahmen gegen die Guerilla, besonders in der Region Zapaca, allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Unter Präsident Julio Cesar Méndez Montenegro (1966-1970) ging die Gewalt unvermindert weiter; rechte Paramilitärs, von der Armee unterstützt, ermordeten Hunderte politische Gegner, was den Konflikt noch erheblich verschärfte. Auch die Amtszeiten der Präsidenten Carlos Araña Osorio (1970-1974), Kjell Eugenio Laugerud García (1974-1978) und Fernando Romeo Lucas García (1978-1982), vormals Generäle und zum Teil durch Wahlfälschungen ins Amt gelangt, waren von dem anhaltenden Bürgerkrieg geprägt; dazu kamen noch Naturkatastrophen: 1974 tobte ein verheerender Wirbelsturm über das Land, und 1976 kam es zu einem furchtbaren Erdbeben. Beide Naturereignisse forderten insgesamt mehr als 20 000 Menschenleben und machten etwa eine Million Einwohner obdachlos. Ungeachtet dessen verzeichnete Guatemalas Wirtschaft dank einer forcierten Ölförderung und hoher Weltmarktpreise für Kaffee ein beachtliches Wachstum. Am 23. März 1982, zwei Wochen nach der Wahl von General Angel Aníbal Guevara zum Präsidenten, ergriff eine Militärjunta unter General Efraín Ríos Montt die Macht. Er löste alle Parteien auf und setzte die Verfassung außer Kraft. Am 8. August 1983 wurde Ríos Montt selbst durch einen Militärputsch gestürzt, und zwar von seinem Verteidigungsminister, Brigadegeneral Oscar Humberto Mejía Victores. Der leitete den allmählichen Übergang zu einer Zivilregierung ein und ließ 1984 eine verfassunggebende Versammlung wählen. Unter Ríos Montt und Mejía Victores gingen Militär und Paramilitärs noch brutaler gegen die Guerilla vor, begingen zahllose brutale Gewaltverbrechen und verübten Massaker, die vor allem die unbewaffnete indigene Landbevölkerung traf. Diese Jahre ging später als ,,Zeit der verbrannten Erde" in die Geschichte Guatemalas ein. 7.5 Langer Weg zur Demokratie Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen vom November 1985 gewannen die Christdemokraten; im Januar 1986 trat unter einer neuen Verfassung Marco Vinicio Cerezo Arévalo als erster ziviler Präsident nach 15 Jahren Militärregime sein Amt an. Cerezo gelang es jedoch nicht, den Bürgerkrieg zu beenden; ebenso wenig konnte er den zunehmenden Drogenhandel eindämmen oder die ständigen Menschenrechtsverletzungen unterbinden. Präsident Jorge Serrano Elías (1991-1993), ein konservativer rechtsgerichteter Geschäftsmann, Protestant und enger Verbündeter Ríos Montts, versuchte ebenfalls, den Bürgerkrieg beizulegen, und nahm Gespräche mit der URNG auf; auch er hatte keinen nachhaltigen Erfolg. 1992 wurde Rigoberta Menchú, eine Quiché, die 1981 vor staatlicher Verfolgung nach Mexiko geflohen war, für ihr Engagement für die indigene Bevölkerung Guatemalas mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, was das Land und insbesondere die Lage der indigenen Bevölkerungsmehrheit in das Blickfeld der Weltöffentlichkeit rückte. Nach dem erzwungenen Rücktritt Serranos setzte die Nationalversammlung 1993 Ramiro de León Carpio als Interimspräsidenten bis zum Ende der offiziellen Legislaturperiode im Januar 1996 ein. Im Januar 1994 wurde per Referendum eine Verfassungsreform verabschiedet, durch die u. a. die Amtszeit des Präsidenten und die Legislaturperiode auf vier Jahre verkürzt wurden. Ebenfalls im Januar 1994 beschlossen Regierung und URNG die Wiederaufnahme der 1993 unterbrochenen, unter der Vermittlung der Vereinten Nationen (UN) stattfindenden Friedensgespräche zur Beendigung des Bürgerkriegs, und im Juni 1994 stimmte die Regierung nach langem Zögern der Einrichtung einer ,,Wahrheitskommission" zu, die die während des Bürgerkriegs begangenen Menschenrechtsverletzungen aufklären sollte. Im Juni 1994 wurde auch ein erstes Abkommen zwischen Regierung und Rebellen unterzeichnet, das die Rückführung von Bürgerkriegsflüchtlingen und Vertriebenen regelte. Aus den Parlamentswahlen vom August 1994 ging Ríos Montts rechtsgerichtete Partei Frente Republicano Guatemalteco (FRG) als stärkste Kraft hervor; eine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen im November 1995 wurde Ríos Montt jedoch untersagt, da die Verfassung die Kandidatur von Putschisten ausschloss. Im März 1995 kam ein weiteres Abkommen zwischen Regierung und URNG zustande, und zwar ein Abkommen über die Rechte der Ureinwohner, das u. a. die Identität der indigenen Bevölkerung Guatemalas anerkannte und die Gleichberechtigung der Indigenen garantierte. Im September 1995 folgte der Abschluss eines befristeten Waffenstillstands zwischen Regierung und URNG. Bei den Parlamentswahlen im November 1995 gewann der konservate Partido de Avanzada Nacional (PAN) die absolute Mehrheit der Mandate, der FRG wurde zweitstärkste Partei; die Präsidentschaftswahlen gewann in der Stichwahl im Januar 1996 der Kandidat des PAN, Alvaro Arzú Irigoyen. 7.6 Ende des Bürgerkriegs Im Mai 1996 schlossen Regierung und URNG ein weiteres Abkommen, das die Verbesserung der Lebensbedingungen der indigenen Bevölkerung u. a. durch eine Landreform vorsah. Im September und Dezember 1996 folgte noch eine Reihe von Abkommen (u. a. über die Stärkung der zivilen Institutionen, über eine Verfassungs- und Wahlrechtsreform sowie ein endgültiger Waffenstillstand), die alle zusammen mit den anderen seit 1994 geschlossenen Abkommen in das am 29. Dezember 1996 unterzeichnete, endgültige Friedensabkommen zwischen Regierung und Guerilla eingingen. Das Abkommen beendete den seit 1960 andauernden Bürgerkrieg, in dessen Verlauf Zehntausende Menschen umkamen und 1,5 Millionen zu Flüchtlingen wurden. Kernpunkte des Abkommens waren umfassende politische, wirtschaftliche und soziale Reformen, mehr Rechte für die indigene Bevölkerungsmehrheit, die Auflösung der paramilitärischen Einheiten und der Guerillaorganisationen, die Verkleinerung der Streitkräfte und eine Amnestie für die Guerillakämpfer und ihre Wiedereingliederung in das zivile Leben. Im Januar 1997 entsandten die UN auf Beschluss des Sicherheitsrats eine Beobachterkommission (MINUGUA) nach Guatemala, die die Umsetzung des Abkommens, vor allem die Entwaffnung der Guerilla und der Paramilitärs und die Einhaltung der Menschenrechte, überwachen sollten. Im Februar 1999 legte die international besetzte Wahrheitskommission, die sich nach Abschluss des Friedensabkommens im Februar 1997 konstituiert hatte, ihren Abschlussbericht vor. Demnach sind während des Bürgerkrieges etwa 200 000 Menschen umgekommen oder verschwunden, rund 80 Prozent davon waren Indigene, vor allem Zivilisten. 93 Prozent der von der Wahrheitskommission untersuchten Gewalttaten gingen von Armee und rechten Paramilitärs aus, 3 Prozent von linksgerichteten Guerilleros. Weiterhin stellte der Bericht fest, dass die Armee in den frühen achtziger Jahren einen systematischen, von der obersten Militärführung angeordneten Völkermord an der indigenen Bevölkerung begangen habe. Und schließlich hätten die USA und Kuba, indem sie Armee und Paramilitärs bzw. die Guerilla unterstützten, direkten Einfluss auf den Bürgerkrieg genommen. Im Mai 1999 lehnte die Bevölkerung in einem Referendum überraschend eine nach den Vorgaben des Friedensabkommens von 1996 erarbeitete und von nahezu allen Parteien gebilligte Verfassungsänderung ab; die Wahlbeteiligung betrug allerdings nicht einmal 20 Prozent. Aus den Parlamentswahlen im November 1999 ging wieder der FRG als absolut stärkste Kraft hervor; die Präsidentschaftswahlen gewann in der Stichwahl im Dezember 1999 der Kandidat des FRG, Alfonso Portillo Cabrera, ein enger Vertrauter von Ríos Montt. Ríos Montt selbst, der nach wie vor nicht für das Präsidentenamt kandidieren durfte, wurde Parlamentspräsident. Unter der Regierung Portillo ging die Umsetzung des Friedensabkommens nur schleppend voran bzw. stagnierte überhaupt. So stellte etwa die UN-Kommission MINUGUA im Sommer 2001 fest, dass noch keine der zentralen Reformen, wie sie in dem Friedensabkommen beschlossen worden waren, in Angriff genommen war. Unterdessen mehrten sich die Beweise für systematische Massaker an den Indigenen, begangen zum Großteil während der Diktatur von Ríos Montt. Ende 1999 reichte Rigoberta Menchú vor einem spanischen Gericht Klage gegen Ríos Montt und andere hochrangige Politiker und Militärs ein; wenig später leitete die spanische Justiz wegen Völkermord, Terror und Folter Ermittlungen ein. Im Juni 2001 nahm erstmals ein guatemaltekisches Gericht - aufgrund einer Klage wegen Völkermords, die elf Indiogemeinschaften eingereicht hatten - Ermittlungen wegen Menschenrechtsverletzungen auf; im Zentrum der Ermittlungen stand auch hier Ríos Montt. Zu den Präsidentschaftswahlen 2003 wurde Ríos Montt aufgrund einer äußerst umstrittenen und knappen Entscheidung des Obersten Gerichtshofes wieder zugelassen; er schied jedoch bereits im ersten Wahlgang am 9. November als Drittplatzierter aus. Die Stichwahl am 28. Dezember gewann mit etwa 55 Prozent der Stimmen der Führer des Rechtsbündnisses Gran Alianza Nacional (GANA), Oscar Berger. Im Parlament verfügte sein Parteienbündnis allerdings nur über knapp ein Drittel der Mandate. Am 14. Januar 2004 löste Berger Portillo Cabrera im Präsidentenamt ab. Im Mittelpunkt von Bergers Regierungsarbeit standen die Umsetzung des Friedensabkommens von 1996 und die Aufarbeitung des Bürgerkrieges. Ende 2004 zog sich die UN-Mission MINUGUA aus Guatemala zurück, nachdem zumindest die Truppen der Guerilla und der Paramilitärs entwaffnet und zerschlagen, Polizei und Streitkräfte erheblich verkleinert und umstrukturiert und vom Staat geduldete oder sogar unterstützte Menschenrechtsverletzungen weitgehend beendet worden waren. Praktisch keine Fortschritte wurden dagegen im sozialen und im wirtschaftlichen Bereich erzielt: Die politische, soziale und wirtschaftliche Diskriminierung und daraus resultierend die große Armut der indigenen Bevölkerung blieb unverändert, und die zugesagte Entschädigung der Opfer des Bürgerkrieges kam nur schleppend in Gang. Armut und eine noch aus dem Bürgerkrieg überkommene gewisse Rechtlosigkeit leisteten der Entwicklung einer Gewaltkriminalität Vorschub, die in ihrem Ausmaß beispiellos ist in Amerika; die ineffiziente und selbst korrupte Polizei und Justiz erwies sich als weitgehend machtlos gegenüber den rapide anwachsenden Jugendbanden (Maras) sowie Drogen- und anderen Verbrecherkartellen. Auch während des Wahlkampfes für die Parlaments- und Präsidentenwahlen im September und November 2007 dominierte die Gewalt: Etwa 50 Bewerber wurden ermordet, und der Kampf gegen die Kriminalität war das beherrschende Thema. Die Präsidentschaftswahlen gewann in der Stichwahl am 4. November der Sozialdemokrat Álvaro Colom Caballeros von der Unidad Nacional de la Esperanza (UNE); aus den Parlamentswahlen am 9. September war bereits die UNE als klar stärkste Fraktion vor der GANA hervorgegangen. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
guatemala

« bricht den Schulbesuch vorzeitig ab.

Der Besuch der Bildungseinrichtungen ist theoretisch auf allen Ausbildungsebenen kostenlos.

Aufgrund der geringen Anzahl anstaatlichen Schulen gibt es viele kostenpflichtige Privatschulen. 4.1 Bildung und Schulwesen Die wichtigste Hochschule Guatemalas ist die Universidad de San Carlos (1676 gegründet) in der Hauptstadt.

Hier ist auch die private Universidad Rafael Landívar (1961) zufinden.

Daneben gibt es drei weitere Universitäten sowie einige Musik- und Kunstakademien.

Die Zahl der Studenten beträgt etwa 67 000. 4.2 Kultureinrichtungen Im ganzen Land gibt es etwa 100 Bibliotheken.

Mehr als die Hälfte davon befindet sich in Guatemala-Stadt.

Die bedeutendsten sind das Nationalarchiv und dieNationalbibliothek. In der Hauptstadt befinden sich außerdem das Museum für Archäologie und Ethnologie mit einer hervorragenden Sammlung von Gebrauchsgegenständen aus der Kultur derMaya sowie Museen für moderne Kunst, Geschichte und Naturkunde.

Das Kolonialmuseum in Antigua verfügt über eine umfangreiche Ausstellung an Kunstgegenständenaus der Kolonialzeit. 4.3 Kunst Die heutige bunte und dynamische Kunst und Kultur Guatemalas wird durch den Kontrast zwischen den modernen Bräuchen in Guatemala-Stadt und den sehr lebendigentraditionellen Lebensgewohnheiten der indianischen Landbevölkerung geprägt.

Das spanische Erbe tritt einerseits in der offiziellen Amtssprache zutage, andererseits in denzahlreichen Architektur- und Kunstschätzen, etwa den verschiedenen Kirchen, die im so genannten Mudéjarstil ( siehe lateinamerikanische Kunst und Architektur) erbaut wurden.

In Antigua, der ehemaligen Kolonialhauptstadt, die sich in der Nähe von Guatemala befindet, sind heute noch viele Gebäude aus der Kolonialzeit erhalten.

Dastraditionell vielfältige Kunsthandwerk Guatemalas, z.

B.

das Weben bunt gemusterter Stoffe, die Schmuckherstellung und die Keramikarbeiten, ist eine gelungeneKombination aus indianischem Design und der technischen Kunstfertigkeit der Spanier.

Die berühmten Webstoffe sind nicht nur Zierde, sondern werden von derindianischen Bevölkerung auch zur Anfertigung ihrer Alltagskleidung benutzt.

Dabei verfügen viele Dörfer des Hochlands über eigene Stoffmuster und spezifische Trachten. Zu den bekanntesten guatemaltekischen Künstlern aus dem 20.

Jahrhundert gehören die Schriftsteller Enrique Gómez Carrillo, Rafael Arévalo Martinez, Mario MonteforteToledo und Miguel Ángel Asturias, der 1967 den Literaturnobelpreis erhielt.

Bedeutende Maler sind Carlos Mérida, Alfredo Gálvez Suárez und Valentín Abascal.

In ihrenWerken spielt das indianische Erbe eine große Rolle.

José Castañeda ist ein bemerkenswerter guatemaltekischer Komponist. 4.4 Medien Der Großteil des Post-, Telefon- und Telegraphendienstes Guatemalas ist in staatlicher Hand.

Guatemala hat über 100 Radio- (1998) und sechs Fernsehstationen (1997). 5 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der Verfassung von 1986 ist Guatemala eine Präsidialrepublik. 5.1 Exekutive Die oberste Exekutivgewalt liegt beim Präsidenten, der für eine einmalige vierjährige Amtszeit in allgemeinen Wahlen direkt vom Volk gewählt wird.

Die umfangreichenMachtbefugnisse des Präsidenten reichen von der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung über den Oberbefehl über die Streitkräfte bis hin zur Ernennung undAbsetzung von Ministern und anderen Beamten. 5.2 Legislative Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (Congreso Nacional), dessen 158 Abgeordnete jeweils für vier Jahre gewählt werden. 5.3 Judikative Das höchste Gericht ist der Oberste Gerichtshof, der sich aus mindestens sieben Richtern zusammensetzt; diese werden von der Nationalversammlung für jeweils vier Jahregewählt.

Von ihnen werden die Richter der unteren Instanzen, wie z.

B.

der Berufungsgerichte, der Verwaltungsgerichte sowie der Gerichte der Ersten Instanz, ernannt. 5.4 Kommunalverwaltung Guatemala ist in 22 Departamentos (Verwaltungsbezirke) gegliedert, die wiederum in Kreisverwaltungen untergliedert sind.

An der Spitze eines jeden Verwaltungsbezirks steht ein Gouverneur, der vom Präsidenten ernannt wird. 5.5 Politik Nach dem Militärputsch von 1982 wurden alle Parteien verboten.

Dieses Verbot wurde 1985 im Zuge des Übergangs zu einer Zivilregierung aufgehoben.

Stärkste politischeKräfte sind das Rechtsbündnis Gran Alianza Nacional (GANA; Große Nationale Allianz), der konservative Partido de Avanzada Nacional (PAN; Nationale Fortschrittspartei), der rechtsgerichtete Frente Republicano Guatemalteco (FRG; Republikanische Front), die sozialdemokratische Unidad Nacional de la Esperanza (UNE; Nationale Union der Hoffnung), die aus der gleichnamigen Guerillaorganisation hervorgegangene Unidad Revolucionaria Nacional Guatemalteca (URNG; Revolutionäre Nationale Einheit Guatemalas) und die Unión del Centro Nacional (UCN; Zentrumsunion). 5.6 Verteidigung Es besteht eine Wehrdienstpflicht von 30 Monaten.

Das Heer umfasst 27 000, die Luftwaffe 700 und die Marine 1 500 Soldaten (2004). 6 WIRTSCHAFT Seit dem 2.

Weltkrieg hat die Regierung Guatemalas die Entwicklung der Bergbau- und Fertigungsindustrie verstärkt gefördert, um die übermäßige Abhängigkeit vomKaffee- und Bananenanbau zu kompensieren.

Ein Fünfjahresplan aus den siebziger Jahren beinhaltete die Steigerung des Exports, Steuererhöhungen sowie die Verwendungvon Auslandskrediten zur Beschleunigung der jährlichen Wirtschaftswachstumsrate.

1985 wurden Sparmaßnahmen eingeführt, um die Menge der Einfuhrgüter zu senkenund das Inlandseinkommen zu erhöhen.. »

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