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Günter Kunert (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Günter Kunert (Sprache & Litteratur). Günter Kunert (*1929), deutscher Schriftsteller. In seinen teils beklemmenden Gedichten und Prosaminiaturen schildert er anhand von genau beobachteten Alltagssituationen oder mit Hilfe mythischer Motive die Entfremdung des Individuums innerhalb der modernen Gesellschaft. Bis zu seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik 1979 war er einer der meistgelesenen Autoren der DDR. Kunert wurde am 6. März 1929 in Berlin geboren. Dem Sohn einer jüdischen Mutter war in den vierziger Jahren aus ,,rassischen Gründen" der Besuch der weiterführenden Oberschule verwehrt. Nach 1943 arbeitete er deshalb als Lehrling in einer Tuchwarenhandlung. Nebenbei schrieb er Gedichte, die die Gräuel des Nationalsozialismus und des 2. Weltkrieges zu verarbeiten suchten. Erst 1946 konnte Kunert an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee Graphik studieren, brach das Studium aber bereits nach einem Jahr wieder ab. 1947 debütierte er mit dem Gedicht Ein Zug rollt vorüber in der Tageszeitung Berlin am Mittag. Danach erschienen zahlreiche Glossen, Parodien, Gedichte und Kurzprosatexte in verschiedenen Zeitungen, ab 1948 u. a. im DDR-Satiremagazin Ulenspiegel. 1949 wurde Kunert Mitglied der SED. Nach der Veröffentlichung seines ersten Lyrikbandes Wegschilder und Mauerinschriften (1950) wurden Johannes R. Becher und Bertolt Brecht auf ihn aufmerksam und förderten ihn fortan. Es folgten der Prosaband Der ewige Detektiv und andere Geschichten (1954), die Lyriksammlungen Unter diesem Himmel (1955) und Tagwerke (1960), das Fernsehspiel Der Kaiser von Hondru (1959), Das kreuzbrave Liederbuch (1961) sowie die Schallplatten Vom König Midas. Kantate für Kinder (1960) und Die Weltreise im Zimmer. Kinderoper (1961), beide mit Musik von Kurt Schwaen. 1962 wurde Kunert in Ostberlin mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet. 1963 stießen einige von Kunerts Gedichten wegen ihres skeptisch-staatskritischen Tenors bei den Kulturfunktionären der DDR auf heftige Ablehnung, sodass sich die Veröffentlichung von Der ungebetene Gast. Gedichte (1965) um zwei Jahre verzögerte. Anfang der sechziger Jahre wurden erstmals Werke Kunerts in Westdeutschland veröffentlicht (Erinnerung an einen Planeten. Gedichte aus 15 Jahren, 1963; Tagträume, 1964). Sein einziger Roman Im Namen der Hüte (1967), der zunächst nur in Westdeutschland erschien, machte Kunert auch international bekannt. In der DDR häuften sich dagegen Vorwürfe der Kulturbehörden, die Kunert ,,subjektivistischegozentrische Vorbehalte gegenüber der sozialistischen Parteilichkeit" vorwarfen. 1968 kamen der Erzählband Die Beerdigung findet in aller Stille statt und die Kurzprosasammlung Kramen in Fächern heraus. 1972/73 erhielt Kunert aufgrund seiner internationalen Anerkennung die Erlaubnis der DDR-Behörden, an der University of Texas in Austin Gastvorträge zu halten (Der andere Planet. Ansichten von Amerika, 1973). 1973 wurde ihm der Johannes-R.-Becher-Preis verliehen. Seine Erfahrungen als Writer in Residence der Universität Warwick 1975 verarbeitete Kunert im Zyklus Englische Gedichte (1975) und Ein englisches Tagebuch (1978). 1976 wurde der Autor in die Berliner Akademie der Künste aufgenommen. Nachdem er allerdings im selben Jahr die Petition gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns unterschrieben hatte, erfolgte der Ausschluss aus der SED. 1979 übersiedelte Kunert mit seiner Frau in die Bundesrepublik. Im holsteinischen Kaisborstel (bei Itzehoe) lebend, schrieb er weiter Lyrik und Prosa, darunter Abtötungsverfahren (1980) und Still-Leben (1983), sowie sein erstes Schauspiel, Futuronauten (Uraufführung 1981 im Niedersächsischen Staatstheater Hannover) und Hörspiele bzw. Essays in der aufklärerischen Tradition Michel de Montaignes (Montaigne oder Wie kurz sind vierhundert Jahre, 1977). Mitte der achtziger Jahre wandte sich Kunert verstärkt der Malerei und Graphik zu, nachdem er bereits zuvor einige seiner Bücher selbst illustriert hatte; 1987 wurde ihm in Düsseldorf erstmals eine Ausstellung gewidmet (Zeichnungen und Beispiele). 1985 hielt er die Frankfurter Poetik-Vorlesungen (Vor der Sintflut. Das Gedicht als Arche Noah). In Berlin beizeiten (1987) verstärkte sich Kunerts Pessimismus früherer Werke bis zur visionären Apokalyptik. Unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung entstand eine Reihe viel beachteter Werke, so der Gedichtband Fremd daheim (1990), die Essaysammlung Die letzten Indianer Europas (1991), der Gedichtband Mondlichtlandschaft (1991), die mit der DDR der siebziger Jahre befassten Essays in Der Sturz vom Sockel. Feststellungen und Widersprüche (1991) sowie die Kurzprosasammlung Im toten Winkel (1992). 1997 legte Kunert mit Erwachsenenspiele seine Memoiren vor. Es folgten u. a. Nachrichten aus Ambivalencia (2001), eine Sammlung von Kleinprosastücken, Aphorismen und Notaten, Die Botschaft des Hotelzimmers an den Gast (2004), eine Auswahl aus seinen Aufzeichnungen, die seit der Übersiedlung in den Westen 1979 entstanden waren, und Irrtum ausgeschlossen (2006), eine von der Literaturkritik als zeitlos gewürdigte Sammlung von Prosaminiaturen. Kunert wurde u. a. mit dem Heine-Preis der Stadt Düsseldorf (1985), dem Hölderlin-Preis (1991), dem Hans-Sahl-Preis (1996) und dem Georg-Trakl-Preis (1997) ausgezeichnet. Darüber hinaus war er Stadtschreiber von Bergen-Enkheim (1983) und von Mainz (1990) und erhielt 1988 den Ehrendoktor des Allegheny College in Meadville (Pennsylvania, USA). Weitere Publikationen des produktiven Autors sind Verkündigung des Wetters (1966), Unschuld der Natur. 52 Figurationen leibhafter Liebe (1966), Warnung vor Spiegeln (1970), Ortsangaben (1971), Der Mittelpunkt der Erde (1975), Warum schreiben. Notizen zur Literatur (1976), Unterwegs nach Utopia (1977), Camera obscura (1978), Verspätete Monologe (1981), Berliner Nächte. Laternenbilder (1986, zusammen mit Michael Engler), Auf Abwegen und andere Verirrungen (1988), IchDuErSieEs (1989), Baum. Stein. Beton (1994), Schatten entziffern (1995), Mein Golem (1996), Nachtvorstellung (1999), Da sind noch ein paar Menschen in Berlin (1999), So und nicht anders (2002), Kopfzeichen vom Verratgeber (2002), Ohne Botschaft (2005) und Der alte Mann spricht mit seiner Seele (2006). Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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