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Heiner Müller (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Heiner Müller (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Heiner Müller (1929-1995), Schriftsteller. Mit Theaterstücken wie Germania Tod in Berlin (Uraufführung 1978) und Hamletmaschine (Uraufführung 1979) avancierte er neben Botho Strauß zum zentralen, aber auch umstrittensten deutschen Dramatiker der siebziger und achtziger Jahre. Müller wurde am 9. Januar 1929 in Eppendorf in Sachsen geboren. Kurz vor Kriegsende 1945 musste er zum Militärdienst und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. In den fünfziger Jahren zunächst als Buchhändler tätig, arbeitete Müller nach seiner Übersiedlung nach Ostberlin als Journalist, so für den Sonntag und ab 1953 für die Neue Deutsche Literatur. Parallel zu seiner publizistischen Tätigkeit für den Schriftstellerverband der DDR begann er, erste Theaterstücke zu verfassen. Nach 1958 war Müller für ein Jahr am Maxim-Gorkij-Theater in Ostberlin; danach gestattete ihm seine Popularität eine Existenz als freier Schriftsteller. Die erst 1975 gedruckte Korruptionskomödie Die Umsiedlerin oder das Leben auf dem Lande wurde aufgrund ihrer dezidierten Regimekritik nach ihrer Uraufführung 1961 vom Spielplan wieder abgesetzt (Müller wurde eine ,,unzureichende Darstellung der Wirklichkeit" vorgeworfen) und führte zum Ausschluss des Autors aus dem DDR-Schriftstellerverband. Nach seiner Wiederaufnahme 1988 wurde Müller 1990 zum Präsidenten der Akademie der Künste in Ostberlin gewählt. (Bereits die Verleihung des Nationalpreises der DDR 1986 hatte eine Rehabilitierung angezeigt.) Im gleichen Jahr fand in Frankfurt am Main mit der Experimenta die bislang größte Werkschau statt, die einem deutschsprachigen Schriftsteller jemals zuteilgeworden war. Nach der Wiedervereinigung 1989 präsentierte Müller seine monologische Hamletmaschine im Deutschen Theater Berlin als ,,Trauerstück" für von der Schließung bedrohte Bühnen in den neuen Bundesländern. 1992 avancierte er zu einem der Direktoren des Berliner Ensembles, bei dem er zwischen 1970 und 1976 bereits als Dramaturg gewirkt hatte und dem er 1995 bis zu seinem Tod kurz als Intendant vorstand. Heiner Müller starb am 30. Dezember 1995 in Berlin. Alexander Kluge (,,Es ist ein Irrtum, dass die Toten tot sind") hielt die Abschiedsrede. Mit einem nahezu kultischen Lesemarathon im Foyer des Theatergebäudes erwiesen die Mitglieder des Berliner Ensembles zusammen mit anderen Schauspielern, darunter Edith Clever, Otto Sander, Ulrich Matthes und Martin Wuttke, dem Verstorbenen acht Tage lang ihre Referenz. 1985 erhielt Müller den Georg-Büchner-Preis, 1990 den Kleist-Preis und 1996 den Berliner Theaterpreis zugesprochen. Außerdem wurde er mit dem Europäischen Theaterpreis (1991) ausgezeichnet, ein Zeugnis seines auch übernationalen Renommees. 1997 gründeten prominente Theaterregisseure und Schauspieler im Berliner Ensemble eine Heiner-Müller-Gesellschaft; Ziel des Vereins ist die Pflege des Werks von Müller für das zeitgenössische Bühnenwesen. Vorstandsvorsitzender wurde der Regisseur B. K. Tragelehn; weitere Mitglieder des Vorstands sind u. a. Jean Jourdheuil, Wolfgang Storch, Norbert Kunz und die Witwe des Autors, Brigitte Maria Mayer. 2 WERK Bereits in seinen frühen, in der Tradition der Lehrstücke seines Vorbilds Bertolt Brecht stehenden Dramen wie Der Lohndrücker (1956), Die Korrektur (1957) und Der Bau (entstanden 1963/64, Uraufführung 1980) setzte sich Müller, trotz seiner grundsätzlichen Sympathie für marxistische Gedanken, kritisch mit dem Aufbau eines sozialistischen Staates auf ostdeutschem Boden auseinander. Auf Missbilligung der DDR-Kulturfunktionäre stieß vor allem Der Bau, das letzte Stück eines Geschichten aus der Produktion betitelten Zyklus, in dem sich Müller mit den Folgen der Umwälzungen aus der Sicht eines einfachen Brigadiers (,,Mein Lebenslauf ist Brückenbau") befasste. In der Folgezeit arbeitete der Autor vorwiegend an Adaptionen griechischer Tragödien (Philoktet, nach Sophokles, Uraufführung 1968) und bearbeitete Dramen William Shakespeares (Macbeth, 1972). Ziel war vor allem, Zeitkritik verschlüsselt zu präsentieren: ,,In den frühen sechziger Jahren konnte man kein Stück über den Stalinismus schreiben, man brauchte diese Art von Modell, wenn man die wirklichen Fragen stellen wollte." Mit Mauser (Uraufführung 1975) schuf Müller 1970 eine Parabel über Sinn und Unsinn revolutionärer Gewalt (,,Wozu das Töten und wozu das Sterben / Wenn der Preis der Revolution die Revolution ist / Die zu Befreienden der Preis der Freiheit"). Danach setzte er sich in einer disparaten, den Handlungsrahmen immer wieder zerstückelnden Bildsprache mit dem ,,faschistischen Trauma" und der deutschen Gegenwart auseinander (Die Schlacht, 1977), die mehr noch an ein Theater der Grausamkeit und ans absurde Theater denn an ein episches Drama Brecht'scher Provenienz gemahnte. Montage- und Reihungstechnik wurden bevorzugte Verfahren zur Darstellung einer gescheiterten (und zum Scheitern verführenden) Geschichte. In Germania, Tod in Berlin (1977) erscheint Historie als endloses Horrorkabinett aus Schlachtung und Gebären, der Nationalsozialismus selbst als irrwitzig-befremdliches Maskenfest. Leben Gundlings Friedrich von Preußen Lessings Schlaf Traum Schrei (Uraufführung 1979) hingegen führt dem Publikum am Beispiel des Bühnenaufklärers Gotthold Ephraim Lessing die Wirkungslosigkeit des Literaten innerhalb eines repressiven Systems vor Augen - und übt somit nicht zuletzt nochmals Kritik an der Kulturpolitik der DDR. Die Apokalyptik dieser Stücke (,,Die Geschichte reitet auf toten Gäulen ins Ziel") wird in Bildbeschreibung (1984) fortgeschrieben, das in einem Epilog die Poetologie seines Verfassers nachliefert: ,,Die Handlung ist beliebig, da die Folgen Vergangenheit sind, Explosion einer Erinnerung in einer abgestorbenen dramatischen Struktur." Zum Spätwerk Müllers gehören Wolokolamsker Chausee I-V (1988, mit Lithographien von A. R. Penck), Ein Gespenst verläßt Europa (Gedichte, 1990) und Gesammelte Irrtümer. Zweite Folge (Interviews und Gespräche, 1990). Darüber hinaus übersetzte der Autor Stücke von Molière, Tschechow, Suchowo-Kobylin und Majakowski (Kopien I und Kopien II, 1988). 1992 erschien Müllers Autobiographie Krieg ohne Schlacht; 1994 wurde Quartett (nach dem Briefroman Gefährliche Liebschaften von Choderlos de Laclos) als Eigeninszenierung mit Marianne Hoppe in einer der Hauptrollen uraufgeführt. Müllers letztes Stück, die tragische, bisweilen kryptisch-verschlüsselte Farce Germania 3 - Gespenster am toten Mann kam fünf Monate nach dem Tod des Autors im Mai 1996 unter der Regie von Leander Haußmann am Bochumer Schauspielhaus auf die Bühne. 1997 begann der Suhrkamp-Verlag mit Die Gedichte eine Werkausgabe des Autors. Mit seinem dramatischen Werk beeinflusste Müller u. a. die Theaterproduktion von Thomas Brasch, Volker Braun und Stephan Schütz. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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