Jugendbewegung - Soziologie.
Publié le 15/06/2013
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Jugendbewegung - Soziologie. 1 EINLEITUNG Jugendbewegung, allgemein die Bezeichnung einer sozialen Bewegung junger Menschen mit mehr oder weniger loser Organisationsstruktur, die sich durch bestimmte lebensanschauliche Verhaltensformen und Handlungen oder durch gemeinsame Einstellungen und Interessen definiert. Im Besonderen eine während der Wende zum 20. Jahrhundert in Deutschland entstandene pädagogische, geistige und kulturelle Erneuerungsbewegung, die sich, orientiert an der Zivilisationskritik Friedrich Nietzsches, gegen die als überkommen und erstarrt empfundenen bürgerlichen Lebensformen richtet. Im Mittelpunkt stand ein ,,Zurück zur Natur" im Sinn Jean-Jacques Rousseaus. 2 GESCHICHTE Seit Ende des 18. Jahrhunderts war durch die zeitgenössische Literaturentwicklung (etwa während der Sturm-und-Drang-Zeit) ein Jünglings- und Jugendideal entstanden, das sich auf Rousseau berief: Dieser hatte gefordert, die Jugendzeit als eigenständige Lebensphase durch Bildungsprozesse möglichst lange auszudehnen. Nur von den Kindern und Jugendlichen, so glaubte Rousseau, sei eine Erneuerung der Gesellschaft zu erwarten. Rousseaus Vorstellungen fanden sich in den Idealen der Jugendbewegung zur Jahrhundertwende wieder: Gemeinschaftsgefühl und Gruppenerlebnis (Tönnies), Naturverbundenheit und Körperbewusstsein standen im Mittelpunkt einer neuen Lebensanschauung, die durch gemeinsame Fahrten und Wanderungen, Musizieren und Tanzen gelebt werden sollte. Ausdruck fand der neue Geist der Gemeinschaft in den bündischen Zusammenschlüssen der Jugendbewegung, womit diese an den Korporativismus der Jugend von 1848 (etwa in der Freischar und den Burschenschaften) anknüpfte. Die erste Gruppenbildung der Jugendbewegung war der ,,Wandervogel", der ab 1896 aus einer Schülerwandergruppe entstand und sich über das ganze Deutsche Reich und die deutschsprachigen Nachbarländer ausbreitete. Die sich sehr schnell entwickelnde Jugendbewegung war anfangs eine reine Jungengemeinschaft. Erst nach 1911 änderte sich dies. Neben gemischten Gruppen entstanden solche mit ideologischem (sozialistischem, nationalem, katholischem, evangelischem und jüdischem) Gepräge. Später erfolgten Zusammenschlüsse der Jugendgruppen zu übergreifenden Bünden, etwa zum Bund der Wandervögel oder zum Bund der Pfadfinder. Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 wurden die Jugendbünde aufgelöst. Während des Dritten Reiches erfolgte eine staatlich gelenkte Ideologisierung und Politisierung der Jugendbewegung: Die Hitler-Jugend (HJ) und der Bund Deutscher Mädel (BDM) entstanden. Auch die Freie Deutsche Jugend (FDJ) der DDR war eine formierte Staatsjugend. Als Reaktion auf den Missbrauch der Jugend im Nationalsozialismus stagnierte die Jugendbewegung. Im Zuge der Studentenunruhen 1967/68 entstand dann eine jugendliche Subkultur in Opposition zur Konsum- und Leistungsgesellschaft. Anders als in der lebensanschaulich orientierten Jugendbewegung aber standen bei der Studentenbewegung gesamtgesellschaftliche und institutionelle Reformziele wie Chancengleichheit, gerechtere Umverteilung von Besitz und Einkommen, Antikapitalismus und Antiimperialismus im Vordergrund. Gleichzeitig bildete sich eine vielfältige Jugendkultur: Beatniks, Hippies (Flower Power) etc. Verfasst von: Jutta Brusis Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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