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Kenia - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Kenia - geographie. 1 EINLEITUNG Kenia, Staat in Ostafrika, Mitglied des britischen Commonwealth. Kenia grenzt im Norden an den Sudan und an Äthiopien, im Osten an Somalia und den Indischen Ozean, im Süden an Tansania und im Westen an den Victoriasee sowie an Uganda. Der Staat weist eine Fläche von 582 646 Quadratkilometern auf. Die als Ilemi Triangle bezeichnete Region im Nordwesten Kenias wird von der Republik Sudan beansprucht. 2 PHYSISCHE GEOGRAPHIE Kenia gliedert sich in verschiedene fest umrissene topographische Bereiche, die sich vom Indischen Ozean bis in Hochgebirgsregionen mit Höhen über 3 000 Meter über dem Meeresspiegel erstrecken. Von den tief gelegenen Küstenebenen steigt das Land allmählich auf ein breites und trockenes Plateau an, das fast den gesamten Norden und Osten des Landes umfasst. In der Landesmitte befinden sich gewaltige Bergketten vulkanischen Ursprungs mit dem Mount Kenya (5 199 Meter) als höchste Erhebung. Weiter westlich liegt die gewaltige Senke des Ostafrikanischen Grabensystems (Rift Valley), die durch steile Felswände begrenzt ist. Die wichtigsten Flüsse in Kenia sind der Tana und der Galana (am Oberlauf auch als Athi bezeichnet). Der Turkanasee (früher Rudolfsee) liegt fast vollständig auf kenianischem Gebiet; daneben gehört zu Kenia auch ein Teil des Victoriasees. 2.1 Klima Kenia wird durch den Äquator in zwei annähernd gleich große Hälften gegliedert. Das Klima ist auf Grund der äquatorialen Lage, abgesehen von Hochlagen, heiß und im Norden verhältnismäßig trocken. Die Südregion ist in drei Klimazonen geteilt. An der Küste ist es feucht; die durchschnittlichen Jahrestemperaturen liegen zwischen etwa 24,4 °C im Juni und Juli und etwa 27,8 °C im Februar, März und April. Das Klima im Hochland ist gemäßigt, in der Region des Victoriasees tropisch. Die Regenzeit fällt in die Zeiträume Oktober bis Dezember sowie April bis Juni. 2.2 Flora und Fauna Die Flora Kenias ist äußerst vielfältig. In den Küstenwäldern finden sich Palmen, Mangroven, Teakbäume, Kopalfichten und Sandelholzbäume. In den Tiefländern bis zu einer Höhe von etwa 900 Metern kommen Affenbrotbäume, Euphorbien (siehe Wolfsmilchgewächse) und Akazien vor. Typisch für die Vegetation in Höhenlagen zwischen 900 und 2 700 Metern sind weiträumige Savannen (Grasländer), die durch vereinzelte Akazien- und Papyruswälder aufgelockert werden. Zu den wichtigsten Arten im dichten Regenwald an den östlichen und südöstlichen Berghängen des Landes gehören Campherbäume und Bambus. In der alpinen Vegetationszone (oberhalb etwa 3 500 Meter) finden sich große Pflanzen der Gattungen Kreuzkraut und Lobelie. Kenia ist berühmt für seine reichhaltige Tierwelt, insbesondere wegen der Großsäuger in den Savannen. Dazu gehören Elefanten, Nashörner, Büffel, Zebras, Gazellen, Giraffen, Löwen, Leoparden, Geparde, Wildhunde, Hyänen und Schakale. Grüne Meerkatzen sind vielerorts anzutreffende Primaten. Die meisten dieser Tiere leben zwar geschützt in Nationalparks und Wildreservaten, dennoch haben Wilderer die Bestände großer Säugetiere wie Elefanten und Nashörner beträchtlich dezimiert. Auch die Vogelwelt Kenias ist artenreich, u. a. leben hier Strauße, Flamingos, Schuhschnäbel, Marabus, Nashornvögel und verschiedene Eisvogelarten; eine bemerkenswerte kenianische Vogelart ist der braun gefärbte Hammerkopf. 3 BEVÖLKERUNG Fast 99 Prozent der kenianischen Bevölkerung sind Schwarzafrikaner. Daneben gibt es kleine Minderheiten von Asiaten (insbesondere Indern), Europäern und Arabern. Die Schwarzafrikaner gliedern sich in mehr als 30 ethnische Gruppen. Zu den größten Gruppen gehören die bantusprachigen Kikuyu (21 Prozent der Bevölkerung), die Luhya (14 Prozent), die Kamba (11 Prozent) sowie die nilotischsprachigen Luo (13 Prozent) und die paranilotischsprachigen Kalenjin (11 Prozent). Die Einwohnerzahl Kenias beträgt etwa 38 Millionen (2008); die durchschnittliche Bevölkerungsdichte liegt bei 67 Personen pro Quadratkilometer. 58 Prozent der Bevölkerung leben auf dem Land (2005). Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 56,6 Jahren (2008). 3.1 Wichtige Städte Nairobi ist mit etwa 2,57 Millionen Einwohnern Hauptstadt und größte Stadt Kenias. Die wichtigste Hafenstadt ist Mombasa (661 000), die sich zum größten Teil auf einer dem Land vorgelagerten Insel gleichen Namens befindet. Zu den weiteren wichtigen Städten gehören Kisumu (194 000), Hafenstadt am Victoriasee und Hauptstadt der Provinz Nyanza; Nakuru (219 000), Hauptstadt der Provinz Rift Valley, sowie Eldoret (137 000), ein Eisenbahnknotenpunkt nordöstlich von Kisumu. 3.2 Sprache In Kenia sind vier Sprachfamilien verbreitet: Bantusprachen (wie etwa die Amtssprache Swahili), nilotische Sprachen, paranilotische Sprachen und kuschitische Sprachen. Swahili hat sich seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer der bedeutendsten Verkehrssprachen des afrikanischen Kontinents entwickelt. Die wichtigste Verkehrssprache ist Englisch. Siehe auch afrikanische Sprachen 3.3 Religion Schätzungen zufolge handelt es sich bei 38 Prozent der Einwohner Kenias um Protestanten, bei 28 Prozent um Katholiken und bei 6 Prozent um Muslime. Die übrige Bevölkerung gehört meist einer der zahlreichen traditionellen Religionen an. 3.3.1 Feiertage Zu den offiziellen Feiertagen in Kenia zählen Neujahr (1. Januar), Ostern (Karfreitag bis Ostermontag), der Tag der Arbeit (1. Mai), Madaraka oder ,,Tag der Eigenregierung" (1. Juni), der an die Entstehung der Republik erinnert, der Moi-Tag (10. Oktober), der zu Ehren des Präsidenten Daniel T. Arap Moi stattfindet, der Kenyatta-Tag (20. Oktober) zu Ehren des Tages im Jahr 1952, an dem Jomo Kenyatta wegen seines Widerstands von den britischen Behörden festgenommen wurde, der Unabhängigkeitstag Jamhuri (12. Dezember), Weihnachten (25. Dezember) und der Boxing Day (26. Dezember). Jamhuri, zur Erinnerung an die Befreiung Kenias aus der britischen Vorherrschaft im Jahr 1963, ist der höchste Festtag des Jahres. 4 BILDUNG UND KULTUR Die Kultur Kenias wird durch das Nebeneinander von über 40 Volksgruppen geprägt. 4.1 Bildung und Schulwesen In Kenia besteht eine allgemeine Schulpflicht von 8 Jahren (2002-2003), der Besuch der Elementarschule ist kostenlos. Es gibt in Kenia fünf Hochschulen: die University of Nairobi (gegründet 1956) und die Kenyatta University (1972), die sich beide in Nairobi befinden; die Egerton University (1939) in Nakuru; die Moi University (1984) in Eldoret und das Jomo Kenyatta University College of Agriculture and Technology. Zu den Fachhochschulen gehören in Mombasa das Mombasa Polytechnic (1948) und das Kenya Conservatoire of Music (1944) sowie in Nairobi das Kenya Polytechnic (1961) und das Strathmore College (1960). Etwa 28 000 Studierende sind an den verschiedenen Hochschulen eingeschrieben. 4.2 Kultureinrichtungen Die meisten der bedeutenden Kultureinrichtungen Kenias befinden sich entweder in Nairobi oder in Mombasa. Nairobi ist Sitz des Nationalmuseums mit seinen naturgeschichtlichen und geologischen Sammlungen sowie der Nationalen Archive und der McMillan Memorial Library, die eine umfangreiche Sammlung an Afrikana beherbergt. Mombasa ist Sitz des Fort Jesus Museum, eines historischen Museums, das in einem portugiesischen Fort aus dem 16. Jahrhundert untergebracht ist. Im Kitale Museum finden regelmäßig Ausstellungen zu naturwissenschaftlichen und historischen Themen statt. 4.3 Medien In Kenia gibt es 5 Tageszeitungen (2004) mit einer Gesamtauflage von 263 000 Exemplaren. Zu den führenden Tageszeitungen gehören zwei englische Zeitschriften, Daily Nation und The Standard, sowie die swahilisprachige Zeitung Taifa Leo; alle drei Zeitungen erscheinen in Nairobi. Die Kenya Broadcasting Corporation betreibt verschiedene Rundfunk- und Fernsehstationen, die Programme in englischer sowie in mehreren afrikanischen und asiatischen Sprachen senden. 5 VERWALTUNG Kenia wird nach der aus dem Unabhängigkeitsjahr 1963 stammenden Verfassung regiert. Seit einer Verfassungsänderung 1964 ist das Land eine Präsidialrepublik innerhalb des Commonwealth of Nations. In Kenia herrscht eine modifizierte parlamentarische Staatsform. 5.1 Exekutive und Legislative Staatsoberhaupt und zugleich Regierungschef war der mit weitreichenden Vollmachten ausgestattete Staatspräsident; seit einer Verfassungsänderung von 2008 muss er die Macht jedoch mit einem Premierminister teilen. Der Präsident wird direkt vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Von den 224 Mitgliedern der Nationalversammlung werden 210 direkt gewählt und je sechs von Regierung und Opposition ernannt; der Sprecher und der Generalstaatsanwalt sind Mitglieder aufgrund ihres Amtes. 5.2 Judikative Das kenianische Gerichtswesen besteht aus zwei höheren Gerichten und verschiedenen untergeordneten Gerichten. Bei den beiden höheren Gerichten handelt es sich um das Appellationsgericht mit einem Vorsitzenden und fünf beigeordneten Richtern und den High Court of Kenya mit sieben Richtern. Zu den untergeordneten Gerichten gehören die Lokal- und Bezirksgerichte sowie die religiösen Kadi-Gerichte, bei denen nach islamischem Recht verfahren wird. 5.3 Kommunalverwaltung Kenia ist in sieben Provinzen eingeteilt: die Zentral-, Nordost- und Ostprovinz, Nyanza, Rift Valley und die Westprovinz; dazu kommt der unabhängige Verwaltungsbezirk Nairobi. Verantwortlich für die kommunale Verwaltung sind die Provinzbeiräte, deren Mitglieder vom Präsidenten ernannt werden. Die Provinzen sind in 40 Distrikte untergliedert, deren Verwaltungsaufgaben von Bezirksräten übernommen werden. Die höheren kommunalen Behörden sind auf Stadträte und Kreisräte verteilt. Unterhalb dieser Ebene sind zahlreiche Dorfräte, Marktgemeindebehörden und Gebietsräte angesiedelt. Obwohl all diese Gruppen der Zentralregierung verantwortlich sind, besteht doch ein hohes Maß an lokaler Autonomie. Viele dieser Räte erheben eigene Steuern zur Finanzierung öffentlicher Gesundheitsmaßnahmen sowie öffentlicher Bauvorhaben und Wohlfahrtsprogramme. Zudem leisten diese Körperschaften finanzielle Beiträge zum lokalen Bildungswesen. Der Bezirk Nairobi genießt einen Sonderstatus. 6 WIRTSCHAFT Die überwiegende Mehrheit der geschätzten 16,7 Millionen Erwerbstätigen des Landes arbeitet entweder als Subsistenzfarmer bzw. -hirten oder in der so genannten Schattenwirtschaft als Kleinhändler, Handwerker und Kleinunternehmer. Die Landwirtschaft bildet zusammen mit Forstwirtschaft und Fischerei den wichtigsten Wirtschaftssektor. 77 Prozent der Erwerbstätigen sind in diesem Sektor beschäftigt, über den mehr als 60 Prozent der Exportgewinne erzielt wurden. Bergbau spielt eine verhältnismäßig geringe Rolle. In der Industrie ist Wachstum zu verzeichnen; dieser Sektor trägt 18,8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt des Staates bei (2006) und ist damit bedeutender als in vielen anderen schwarzafrikanischen Staaten. Nach dem 2. Weltkrieg wies die kenianische Wirtschaft mit die höchsten Wachstumsraten der Welt auf, was auf gewaltige Auslandsinvestitionen und den Zustrom europäischer Wirtschaftsfachleute und Techniker zurückzuführen ist. Nach der Unabhängigkeit schloss sich Kenia 1967 mit Tansania und Uganda zur Ostafrikanischen Gemeinschaft zusammen, deren Ziel in der Entwicklung eines gemeinsamen Güter- und Dienstleistungsmarktes bestand; 1977 wurde der Zusammenschluss wieder aufgehoben. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 22 779 Millionen US-Dollar (2006). 6.1 Landwirtschaft 11 Prozent der Fläche Kenias können landwirtschaftlich genutzt werden. Die nördliche Region, die fast zwei Drittel des gesamten Staatsgebiets umfasst, besteht hauptsächlich aus Wüste und Halbwüste. Obwohl nur etwa 8,2 Prozent des Landes Ackerland sind (2003), verfügt Kenia über eine äußerst diversifizierte Landwirtschaft, die fast sämtliche Grundnahrungsmittel produziert. Im Hochland, der wichtigsten landwirtschaftlichen Region, werden Kartoffeln, Kaffee, Tee, Baumwolle, Getreide, Bohnen, Erdnüsse und Tabak angebaut; an der Küste und im Tiefland Zuckerrohr, Mais, Maniok, Ananas, Sisal ( siehe Agave), Baumwolle und Cashewnüsse. Zu den bedeutendsten Exportprodukten gehören Kaffee, Tee, Pyrethrum (ein Insektizid aus Chrysanthemen, siehe Pyrethroide), Sisal und Gartenbauprodukte. Eine wichtige Rolle spielen Viehzucht und Milchwirtschaft. Eine landestypische Spezialität ist Ghee, eine halbfeste, klare Butter. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei Die Wälder in Kenia liefern vorwiegend Laubhölzer (Musheragi, Muiri, Mukeo, Kampferbäume, Musaise) und einige Nadelhölzer (Zedern, Zypressen). Akazienrinde, die als Gerbstoff von Bedeutung ist, wird exportiert. Der kommerzielle Fischfang (vorwiegend auf Binnenseen und Flüssen) dient zumeist der Selbstversorgung, im Victoriasee gefangene Fische werden zum Teil exportiert. 6.3 Bergbau Die Bodenschätze in Kenia sind weitgehend unerschlossen, so dass Bergbau nur eine untergeordnete Rolle spielt. Abgebaut werden Soda, Salz, Fluorit (Flussspat), Eisenerz, Gold, Granat und Kalkstein. In der Nähe von Mombasa wurden umfangreiche Blei- und Silberlagerstätten entdeckt. 6.4 Industrie Trotz ihres Wachstums spielt die industrielle Produktion in Kenia keine vorrangige Rolle; meist handelt es sich um Betriebe zur Verarbeitung von Rohstoffen und Nahrungsmitteln für den Eigenbedarf. Zu den führenden Industriebetrieben des Landes zählen Getreidemühlen, Zementwerke und Raffinerien; zudem werden Textilien, Holz und Düngemittel verarbeitet. 6.5 Währung und Außenhandel Die Währung in Kenia ist der Kenya-Schilling zu 100 Cents. Die Handelsbilanz ist stark defizitär. Hauptabnehmerländer sind Großbritannien, Uganda, Tansania, Deutschland, die Niederlande, die Vereinigten Staaten und Pakistan. Zu den wichtigsten Exportgütern gehören vor allem Tee und Kaffee, außerdem petrochemische Produkte, Ananaskonserven, Felle und Häute, Zement, Sisal, Soda und Pyrethrum. Importe stammen meist aus Großbritannien, Südafrika, den Vereinigten Arabischen Emiraten, den Vereinigten Staaten, Japan, Deutschland und China. Zu den wichtigsten Importen gehören Rohöl, Industriemaschinen, Kraftfahrzeuge, Eisen und Stahl, landwirtschaftliche Geräte, pharmazeutische Produkte und Dünger. 6.6 Verkehrswesen Das Schienennetz der Kenya Railways Corporation ist mit dem der Nachbarländer Uganda und Tansania verbunden. Das Straßennetz umfasst 63 265 Kilometer (2004) und ist zu 14 Prozent befestigt. Die größte Hafenstadt ist Mombasa, wo auch ein erheblicher Teil des Warenaustausches mit Uganda und Äthiopien abgewickelt wird. Über die Schifffahrt auf dem Victoriasee bestehen Verbindungen zum Mobutu-Sese-Seko-See (Albertsee) und zum Kiogasee in Uganda. Der Jomo-Kenyatta-Flughafen in Nairobi ist der wichtigste Flughafen Kenias; er wird regelmäßig von Kenya Airways und anderen internationalen Fluggesellschaften angeflogen. Ein weiterer internationaler Flughafen befindet sich in Mombasa. 6.7 Tourismus Der Tourismus ist Kenias wichtigste Devisenquelle. Jährlich kommen etwa 700 000 Touristen ins Land. Wichtigstes Ziel der meisten Besucher sind die Nationalparks und Wildreservate, in denen es möglich ist, Tiere in freier Wildbahn zu beobachten und zu fotografieren. Die beiden größten Parks des Landes sind der Tsavo National Park und das Schutzgebiet Marsabit; der Masai-Mara Park im Südwesten Kenias ist vermutlich der bekannteste. Attraktiv sind auch die Strände am Indischen Ozean. 6.8 Energie Seit dem 2. Weltkrieg wurden zahlreiche Wasserkraftwerke gebaut, um den steigenden Energiebedarf des Landes zu decken. Sie erzeugen 74,3 Prozent der gesamten Energie (2003). 7 GESCHICHTE Aus den in Kenia gefundenen Fossilien kann man schließen, dass die Region bereits vor vier Millionen Jahren von Hominiden der Gattung Australopithecus - frühen Vorfahren des heutigen Menschen - bewohnt war. Heute ist Kenia ein Schmelztiegel verschiedenster ethnischer Gruppen, die in den letzten 1 500 Jahren in diese Region eingewandert sind. Vor 1000 n. Chr. wurde Ostafrika von nilotischen Clans aus dem Norden erobert. Die Eroberer, so genannte Hima, waren ein aristokratisches Hirtenvolk, das die Viehzucht einführte und mächtige Königreiche errichtete. 7.1 Wanderungen der Bantu und Masai Bantuinvasionen nach dem Jahr 1400 zwangen die meisten Niloten in die Gebiete des heutigen Uganda und Tansania. Die Luo blieben und wurden von der Bantukultur absorbiert. Die Bantu gelangten auf zweierlei Routen nach Kenia. Die Kamba und Kikuyu kamen vom Norden über die Region westlich der großen Seen und ließen sich im Hochland nieder. Die Taita und andere Stämme der Küstenbantu folgten einer südlicheren Route. Beide Gruppen waren in Clans organisiert und kannten keine zentralen sozialen oder politischen Institutionen. Selbst die zahlenmäßig größte Bantugruppe der Kikuyu hielt an der clanorientierten Struktur fest. In ganz Kenia kam es nie zur Bildung eines großen und mächtigen Bantureiches. Auf den fruchtbaren Böden im Hochland florierte die Landwirtschaft. Die Bantu nutzten das Gelände des Rift Valley und des Aberdare Range sowie der Berge und Täler im Hochland, um sich gegen spätere Eindringlinge zu verteidigen und konnten so ihre Sozialstruktur bewahren. Im 17. Jahrhundert drang eine weitere Gruppe von Eroberern nach Kenia ein; diesmal kamen sie aus der Region nördlich des Turkanasees. Es handelte sich um das nilohamitische Hirtenvolk der Masai (auch Massai). Da sie das Hochland mieden und die Ebenen im Süden und im Zentrum vorzogen, kamen sie nur dort mit den Bantu in Konflikt, wo diese beiden Regionen aneinandergrenzten. Auch die Gesellschaft der Masai basierte auf einer Clanstruktur, und obwohl der Krieger (oder Muran) eine geachtete Stellung einnahm, verfügten die Masai nie über eine größere Streitmacht. Wie die Bantu setzten sie den Europäern kaum einen ernst zu nehmenden militärischen Widerstand entgegen, als diese Ostafrika im 19. Jahrhundert untereinander aufteilten. 7.2 Die Zandsch-Staaten und die Portugiesen Im Anschluss an das 11. Jahrhundert wurden die Küstengebiete von Händlern und Siedlern aus Südarabien beherrscht, welche die so genannten Zandsch-Stadtstaaten gründeten (die Araber nannten das Land Zandsch: Land der Schwarzen). Die wichtigsten dieser Siedlungen im Gebiet des heutigen Kenia waren Malindi und Mombasa. Die muslimischen Händler gaben sich mit der Kontrolle des Binnenhandels zufrieden und bauten ihre Städte zu bedeutenden Stützpunkten des Handelsverkehrs am Indischen Ozean aus. Mit der Zeit entwickelte sich an der Küste aus arabischen und Bantuelementen eine Mischkultur, die ihren Ausdruck in der Hybridsprache Swahili fand. Diese Sprache wurde schließlich zur Handelssprache in ganz Ostafrika. Die im Allgemeinen voneinander unabhängigen Zandsch-Staaten fielen zuweilen unter die Herrschaft mächtiger nichtafrikanischer Seevölker. Dazu gehörte das Sultanat von Oman und Maskat, das jahrhundertelang mit den Europäern um die Vorherrschaft an der Küste Kenias rang. Nach der Entdeckung des Seeweges nach Indien durch Vasco da Gama 1498 versuchten die Portugiesen, den gesamten Seehandel im Indischen Ozean zu monopolisieren. Es gelang ihnen trotz erbitterten Widerstands, ein Jahrhundert lang ihre Herrschaft über die Zandsch-Staaten aufrechtzuerhalten. Als Monument ihrer früheren Macht an der kenianischen Küste steht noch heute das gewaltige, aus dem 16. Jahrhundert stammende Fort Jesus in Mombasa. Als Engländer und Holländer den Portugiesen zu Beginn des 17. Jahrhunderts das Handelsmonopol streitig machten, erlangten die Zandsch-Staaten wieder ihre Unabhängigkeit. 7.3 Das Sultanat von Oman Zu Beginn des 19. Jahrhunderts eroberte der Sultan Seyyid Said von Oman sämtliche Stadtstaaten nördlich des Kap Delgado. Als Herrscher über ein Handelsimperium versuchte er nicht, die Bantuclans im Hinterland zu unterwerfen. Später verlegte er die Hauptstadt seines Reiches auf die Insel Sansibar im heutigen Tansania. Die Pflege der von Said angelegten Gewürznelkenplantagen auf Sansibar und der Ölpalmenhaine in Mombasa erforderten sehr viele Arbeitskräfte. Dieser Bedarf wurde durch Sklavenhandel gedeckt. Von Mombasa und Sansibar aus erstreckte sich die Sklavenjagd ins afrikanische Landesinnere bis zur heutigen Demokratischen Republik Kongo (ehemals Zaire). Die Swahili sprechenden Sklavenjäger überfielen mitunter schwache Bantuclans, aber in der Regel wurde mit anderen afrikanischen Staaten Sklavenhandel betrieben. Die Grausamkeit des Sklavenhandels zog die Aufmerksamkeit der Europäer auf Kenia. Der britische Konsul auf Sansibar führte die Bewegung zur Abschaffung des Sklavenhandels an. Um 1850 verpflichtete sich der Sultan vertraglich zur Einschränkung des Sklavenhandels; im Gegenzug wurde ihm weiterhin Unterstützung gewährt. Im Jahr 1873 schließlich stimmte Saids Sohn Barghash aus Angst, die Briten würden eine europäische Übernahme seines Reiches unterstützen, der Abschaffung der Sklaverei zu. 7.4 Britische Herrschaft John Kirk, britischer Konsul zwischen 1873 und 1886, wies Sultan Barghash an, eine Armee aufzustellen und den größten Teil Ostkenias und Tansanias zu annektieren. Als sich der Sultan weigerte, stand er den territorialen Ambitionen der europäischen Mächte hilflos gegenüber. Die deutsche Regierung trug ihre Forderungen auf dem Berliner Kongress vor. 1886 erkannten die Briten die Küstenbereiche Tanganyikas (ein Teil des heutigen Tansania) als deutsche Einflusssphäre an und behielten Kenia für sich. 1890 fand eine weitere territoriale Teilung statt. Eine Zeit lang wurden die britischen Interessen in Kenia über die British East Africa Company wahrgenommen, 1896 wurde das Gebiet aber der direkten Kontrolle des britischen Außenministeriums unterstellt. Auslöser für diese Entscheidung war vor allem der Plan zum Bau einer Eisenbahnverbindung von Mombasa zum Victoriasee. Die einheimische Bevölkerung setzte der britischen Annexion keinen nennenswerten Widerstand entgegen. 1902 wurde ganz Kenia von der britischen Kolonialbehörde abhängig und diente den Briten als Stützpunkt im Ostafrikafeldzug gegen die Deutschen während des 1. Weltkrieges. Kenia wurde damals Kronkolonie; der Gouverneur und die hohen Verwaltungsbeamten wurden von London aus eingesetzt. Die meisten Afrikaner blieben unter direkter Verwaltung ihrer eigenen Führer, die aber unter der Kontrolle eines britischen Distriktbeamten standen. Jenes Land, das nicht als Stammesgebiet ausgewiesen werden konnte, wurde Kronland. Noch vor 1900 hatten einige weiße Kolonisten den wirtschaftlichen Wert des Hochlandes erkannt und sich in den fruchtbaren Gebieten in der Nähe von Nairobi niedergelassen. Ende des 1. Weltkrieges lebten bereits mehr als 9 000 Europäer in Kenia; ein Großteil des Hochlandes war für die weitere Besiedlung durch Weiße reserviert. Die Regierung behauptete zwar, sich für die Belange der Einheimischen einzusetzen, begünstigte letztlich aber doch die weiße Minderheit. Angesichts der Wirtschaftskrise der dreißiger Jahre und des raschen Bevölkerungswachstums zeigte sich, dass das den Afrikanern zugestandene Land völlig unzureichend war. Da viele Kenianer sich nicht mehr durch Landwirtschaft ernähren konnten, wanderten sie auf der Suche nach Arbeit in die Städte. 1944 formierte sich die schwarze Protestbewegung Kenya African Union (KAU), die für eine Landreform eintrat. 1947 wurde der Kikuyu Jomo Kenyatta Vorsitzender der KAU. 7.5 Der Mau-Mau-Aufstand Etwa ab 1950 protestierten die indigenen Kenianer zunehmend mit gewalttätigen Übergriffen gegen die weiße Kolonialverwaltung und die Landaneignung durch weiße Siedler. 1952 nahm eine vor allem von Kikuyu getragene Geheimgesellschaft, von den Briten Mau-Mau genannt, den bewaffneten Kampf gegen die Weißen auf ( siehe MauMau-Aufstand). Allerdings richtete sich der Kampf der Mau-Mau nicht nur gegen die Weißen, sondern auch gegen Afrikaner, sofern sie sich nicht dem Kampf der Mau-Mau anschlossen. Im Oktober 1952 riefen die Briten den Ausnahmezustand aus und verboten alle politischen Organisationen der Schwarzen, auch die KAU; Kenyatta wurde verhaftet und als angeblicher Anstifter des Aufstandes zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Der Kampf wurde von allen Beteiligten mit äußerster Härte geführt; insgesamt gab es auf Seiten der Mau-Mau etwa 7 800 Tote, auf Seiten der Sicherheitskräfte der Kolonialmacht starben etwa 470 Afrikaner und 70 Europäer. Hinzu kamen Zehntausende von den Mau-Mau getötete Schwarze sowie Zehntausende von den Briten in Lagern internierte vermeintliche oder tatsächliche Aufständische. Der Aufstand, der 1956 endgültig niedergeschlagen war, veranlasste die Kolonialmacht zu einem Kurswechsel: Die siedlerfreundliche Politik wurde aufgegeben, Afrikaner wurden an der Regierung beteiligt, und die Unabhängigkeit wurde als unabänderlich angesehen. 1961 konnte die erst ein Jahr zuvor gegründete Partei Kenya African National Union (KANU), die aus der KAU hervorgegangen war, bei den ersten Wahlen vor der Unabhängigkeit die Mehrheit der Parlamentssitze erringen. Die KANU weigerte sich jedoch, die Regierung zu bilden, solange ihr Führer Kenyatta in Haft war, woraufhin er noch 1961 freigelassen wurde. 1963 führte Kenyatta die Partei zu einem überwältigenden Wahlsieg. Am 12. Dezember 1963 wurde Kenia in die Unabhängigkeit entlassen, zunächst als Monarchie. Am 12. Dezember 1964 wurde Kenia in eine Republik umgewandelt mit Kenyatta als ihrem ersten Staatspräsidenten. 7.6 Unabhängigkeit Entgegen den Befürchtungen der weißen Siedler stellte sich die von der schwarzen Bevölkerungsmehrheit getragene Regierung als gemäßigt, prowestlich und progressiv dar. Obwohl Kenia seit Ende der sechziger Jahre praktisch ein Einparteienstaat war (wichtige Oppositionsparteien wurden verboten), herrschte innerhalb der Partei ein vergleichsweise hohes Maß an Freiheit, die allerdings immer wieder auch zu Spannungen in Personal-, aber auch in politischen Fragen führte. Durch die Landreform, die zwar die Kikuyu bevorzugte, wurden die verschiedenen ethnischen Gruppen erst einmal ruhiggestellt. Zu den Nachbarstaaten suchte Kenia freundschaftliche Beziehungen aufzubauen, was jedoch insbesondere gegenüber Uganda unter Idi Amin nicht einfach war. 1967 gründeten die drei Staaten Kenia, Tansania und Uganda die Wirtschaftsunion der Ostafrikanischen Gemeinschaft, die damals als vielversprechender Schritt zu einer politischen Einigung galt. Die Gemeinschaft verlor allerdings bald an Bedeutung und zerbrach 1977, dennoch spielten die Mitgliedsstaaten zu Beginn der achtziger Jahre mit dem Gedanken, sie wieder aufleben zu lassen. Die stabilen Verhältnisse unter der Regierung Kenyatta sorgten dafür, dass erhebliche Auslandsinvestitionen in das Land flossen. In der Nähe von Thika entstand ein Industriezentrum, und Nairobi wurde modernisiert. Dank der Nationalparks und Wildreservate kam es zu einem gewaltigen Aufschwung in der Tourismusbranche, die zur wichtigsten Devisenquelle des Landes wurde. In seinem Todesjahr 1978 wurde Kenyatta - von seinem Volk und einer Reihe von Staatsmännern aus aller Welt - der Titel Mzee (weiser alter Mann) verliehen. Die Befürchtungen, es könne nach dem Tod Kenyattas zu einem Bürgerkrieg zwischen den ethnischen Gruppen, vor allem zwischen den Luo und den Kikuyu kommen, stellten sich als unbegründet heraus. Kenyattas Nachfolger, Daniel Arap Moi, setzte zunächst den Kurs seines Vorgängers fort; seine Wirtschaftspolitik erwies sich jedoch als wenig erfolgreich und führte zu einer Rezession. Im August 1982 unternahmen Luftwaffenoffiziere einen Putschversuch gegen Moi, der blutig niedergeschlagen wurde. In der Folge machte Moi Kenia per Verfassungsänderung zu einem Einparteienstaat und suchte seine Position durch Repressionen - die Opposition wurde unterdrückt, Oppositionelle verhaftet und zahlreiche Grundrechte außer Kraft gesetzt - zu sichern. Begleitet wurde sein zunehmend autoritäres Regime durch fortschreitende Korruption und Misswirtschaft; wirtschaftliche Probleme und wachsende soziale Unruhen waren die Folge. Vor allem auf Druck des westlichen Auslandes, das seine Wirtschaftshilfen für Kenia einstellte, aber auch aufgrund der Unruhen im Inneren führte Moi 1991 das Mehrparteiensystem wieder ein. Aus den darauf folgenden Parlaments- und Präsidentenwahlen im Dezember 1992, den ersten echten Mehrparteienwahlen seit 26 Jahren, gingen Moi und KANU mit großer Mehrheit als Sieger hervor. Die Wahlen, bei denen sämtliche Parteien Stammesloyalitäten in den Vordergrund gerückt hatten, lösten jedoch eine Welle ethnischer Gewalt aus, unter der die ehemals privilegierten Kikuyu am meisten zu leiden hatten; bis Mitte der neunziger Jahre wurden Zehntausende aus ihren Häusern vertrieben und Hunderte getötet. Auch Oppositionelle sahen sich wieder zunehmender Repression ausgesetzt. Auf Betreiben der Weltbank wurden harte Wirtschaftsreformen durchgesetzt, zu denen auch die Bekämpfung der Korruption gehörte, die jedoch kaum Erfolge zeitigte. Die Maßnahmen führten aber auch zu einer erhöhten Inflationsrate, zu größerer Arbeitslosigkeit und massiven Einschnitten bei den staatlichen Sozialleistungen. 1996 lebte die Ostafrikanische Gemeinschaft zwischen Kenia, Uganda und Tansania wieder auf; 2005 wurde eine Zollunion zwischen den drei Staaten verwirklicht, und später traten noch Ruanda und Burundi der Gemeinschaft bei. Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Dezember 1997 wurde Moi erneut im Amt und die KANU als absolut stärkste Kraft bestätigt. Von Moi angekündigte demokratische Reformen wurden wiederholt verschoben. Als zweifelhaftes Zeichen seiner Kooperationsbereitschaft berief Moi 1999 Richard Leakey, einen seiner schärfsten Kritiker, zum Chef des öffentlichen Dienstes. In dieser Funktion, in der er unmittelbar dem Präsidenten unterstellt war, sollte Leakey auch die Korruption bekämpfen - eine Aufgabe, an der er zwangsläufig scheitern musste, so dass er 2001 wieder entlassen wurde. Im Vorfeld der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Dezember 2002 schlossen sich im Februar 2002 mehrere Oppositionsparteien - darunter die Democratic Party (DP), das Forum for the Restoration of Democracy (FORD) und die neu gegründete National Party of Kenya (NPK) - zum Wahlbündnis National Rainbow Coalition (NARC) zusammen. Dessen Kandidat, Mwai Kibaki, setzte sich bei den Präsidentschaftswahlen gegen den KANU-Kandidaten Uhuru Kenyatta, einen Sohn von Jomo Kenyatta, durch und löste Moi, der nicht mehr kandidieren durfte, im Präsidentenamt ab. Bei den Parlamentswahlen errangen NARC-Kandidaten mit 125 der insgesamt 210 Sitze die absolute Mehrheit; damit endete die seit 1963 bestehende KANU-Dominanz im Parlament. Kibaki stellte umfangreiche Reformen in Aussicht, vor allem in den Bereichen Wirtschaft, Soziales und Bildung; außerdem sollte mit der Bekämpfung der Korruption Ernst gemacht werden, und es sollte innerhalb von 100 Tagen der Entwurf für eine neue Verfassung vorgelegt werden. Von den ehrgeizigen Reformprojekten wurden allerdings nur wenige tatsächlich umgesetzt; am nachdrücklichsten wurde zunächst noch die Korruptionsbekämpfung betrieben, nicht zuletzt, um Weltbank und Internationalen Währungsfonds (IWF) dazu zu veranlassen, die seit Jahren eingefrorenen Kredite wieder auszuzahlen. Tatsächlich nahmen Weltbank und IWF die Zahlungen wieder auf, allerdings nur für kurze Zeit, nämlich bis offenbar wurde, dass sich auch Mitglieder der Regierung Kibaki rücksichtslos aus der Staatskasse bedienten. Auch die Verfassungsfrage kam nur schleppend voran und war von heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der NARC und großem Unmut der Bevölkerung begleitet. Schließlich legte die Regierung im November 2005 der Bevölkerung einen Verfassungsentwurf zur Abstimmung vor, der allerdings nicht, wie ursprünglich zugesagt, eine Beschränkung der Macht des Präsidenten und die Einführung des Amtes eines mit großen Kompetenzen ausgestatteten Ministerpräsidenten enthielt, sondern die Macht des Präsidenten sogar noch erweiterte. Die Bevölkerung sprach sich mit rund 58 Prozent der Stimmen gegen den Entwurf aus, und auch einige NARC-Parteien, darunter die Liberal Democratic Party (LDP) des Infrastrukturministers Raila Odinga, lehnten ihn ab. All jene Minister, die sich kritisch über den Verfassungsentwurf geäußert hatten, waren nach einer unmittelbar nach dem gescheiterten Referendum durchgeführten Kabinettsumbildung nicht mehr in der Regierung vertreten. Außerdem führte das gescheiterte Referendum zu einer Auflösung des (von Beginn an instabilen) Regierungsbündnisses NARC und zu einer Umstrukturierung der Parteienlandschaft, die in der Herausbildung zweier Parteienbündnisse mündete: des Oppositionsbündnisses Orange Democratic Movement (ODM) mit Odinga an der Spitze und der von Kibaki geführten Party of National Unity (PNU), die auch von der KANU unterstützt wurde. Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Dezember 2007 manifestierten die tiefe Spaltung, die das Land seit zwei Jahren prägte. Nach Angaben der Wahlkommission gewann der Amtsinhaber Kibaki mit 46 Prozent der Stimmen vor seinem Herausforderer Odinga (44 Prozent); jedoch sprachen sowohl die ODM-Opposition als auch internationale Wahlbeobachter von massiven Manipulationen bei der Stimmenauszählung. ODM und Odinga erkannten das Ergebnis nicht an, überall im Land kam es zu Demonstrationen gegen das Wahlergebnis und die Regierung Kibaki, die bald in blutige Unruhen vor allem zwischen Kikuyu, dem Volk Kibakis, und Luo, denen Odinga angehörte, umschlugen; das Land stand am Rand eines umfassenden Bürgerkrieges. Bei den Parlamentswahlen wurde das ODM stärkste Kraft und kam zusammen mit ihr nahestehenden Parteien auf etwa die Hälfte der Mandate. In langwierigen Verhandlungen einigten sich Kibaki und Odinga unter Vermittlung des früheren UNGeneralsekretärs Kofi Annan im Februar 2008 schließlich auf eine Teilung der Macht; die Vereinbarung beinhaltete auch eine Beschneidung der Macht des Präsidenten und die Einsetzung eines Premierministers. Das Parlament stimmte zwar einer Verfassungsänderung, die das Amt eines Premierministers installierte, zu; wie die Macht zwischen Präsident und Premier verteilt werden sollte, wurde allerdings nicht präzisiert. Im April 2008 einigten sich Kibaki und Odinga schließlich auf ein gemeinsames Kabinett, und Kibaki ernannte Odinga zum Premierminister. Die Unruhen, die etwa 1 500 Opfer gefordert hatten, flauten nach dieser Einigung spürbar ab. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« 4.1 Bildung und Schulwesen In Kenia besteht eine allgemeine Schulpflicht von 8 Jahren (2002–2003), der Besuch der Elementarschule ist kostenlos.

Es gibt in Kenia fünf Hochschulen: die University ofNairobi (gegründet 1956) und die Kenyatta University (1972), die sich beide in Nairobi befinden; die Egerton University (1939) in Nakuru; die Moi University (1984) inEldoret und das Jomo Kenyatta University College of Agriculture and Technology.

Zu den Fachhochschulen gehören in Mombasa das Mombasa Polytechnic (1948) und dasKenya Conservatoire of Music (1944) sowie in Nairobi das Kenya Polytechnic (1961) und das Strathmore College (1960).

Etwa 28 000 Studierende sind an denverschiedenen Hochschulen eingeschrieben. 4.2 Kultureinrichtungen Die meisten der bedeutenden Kultureinrichtungen Kenias befinden sich entweder in Nairobi oder in Mombasa.

Nairobi ist Sitz des Nationalmuseums mit seinennaturgeschichtlichen und geologischen Sammlungen sowie der Nationalen Archive und der McMillan Memorial Library, die eine umfangreiche Sammlung an Afrikanabeherbergt.

Mombasa ist Sitz des Fort Jesus Museum, eines historischen Museums, das in einem portugiesischen Fort aus dem 16.

Jahrhundert untergebracht ist.

Im KitaleMuseum finden regelmäßig Ausstellungen zu naturwissenschaftlichen und historischen Themen statt. 4.3 Medien In Kenia gibt es 5 Tageszeitungen (2004) mit einer Gesamtauflage von 263 000 Exemplaren.

Zu den führenden Tageszeitungen gehören zwei englische Zeitschriften, Daily Nation und The Standard, sowie die swahilisprachige Zeitung Taifa Leo; alle drei Zeitungen erscheinen in Nairobi.

Die Kenya Broadcasting Corporation betreibt verschiedene Rundfunk- und Fernsehstationen, die Programme in englischer sowie in mehreren afrikanischen und asiatischen Sprachen senden. 5 VERWALTUNG Kenia wird nach der aus dem Unabhängigkeitsjahr 1963 stammenden Verfassung regiert.

Seit einer Verfassungsänderung 1964 ist das Land eine Präsidialrepublik innerhalbdes Commonwealth of Nations.

In Kenia herrscht eine modifizierte parlamentarische Staatsform. 5.1 Exekutive und Legislative Staatsoberhaupt und zugleich Regierungschef war der mit weitreichenden Vollmachten ausgestattete Staatspräsident; seit einer Verfassungsänderung von 2008 muss er dieMacht jedoch mit einem Premierminister teilen.

Der Präsident wird direkt vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt.

Von den 224 Mitgliedern derNationalversammlung werden 210 direkt gewählt und je sechs von Regierung und Opposition ernannt; der Sprecher und der Generalstaatsanwalt sind Mitglieder aufgrundihres Amtes. 5.2 Judikative Das kenianische Gerichtswesen besteht aus zwei höheren Gerichten und verschiedenen untergeordneten Gerichten.

Bei den beiden höheren Gerichten handelt es sich umdas Appellationsgericht mit einem Vorsitzenden und fünf beigeordneten Richtern und den High Court of Kenya mit sieben Richtern.

Zu den untergeordneten Gerichtengehören die Lokal- und Bezirksgerichte sowie die religiösen Kadi-Gerichte, bei denen nach islamischem Recht verfahren wird. 5.3 Kommunalverwaltung Kenia ist in sieben Provinzen eingeteilt: die Zentral-, Nordost- und Ostprovinz, Nyanza, Rift Valley und die Westprovinz; dazu kommt der unabhängige VerwaltungsbezirkNairobi.

Verantwortlich für die kommunale Verwaltung sind die Provinzbeiräte, deren Mitglieder vom Präsidenten ernannt werden.

Die Provinzen sind in 40 Distrikteuntergliedert, deren Verwaltungsaufgaben von Bezirksräten übernommen werden.

Die höheren kommunalen Behörden sind auf Stadträte und Kreisräte verteilt.

Unterhalbdieser Ebene sind zahlreiche Dorfräte, Marktgemeindebehörden und Gebietsräte angesiedelt.

Obwohl all diese Gruppen der Zentralregierung verantwortlich sind, bestehtdoch ein hohes Maß an lokaler Autonomie.

Viele dieser Räte erheben eigene Steuern zur Finanzierung öffentlicher Gesundheitsmaßnahmen sowie öffentlicher Bauvorhabenund Wohlfahrtsprogramme.

Zudem leisten diese Körperschaften finanzielle Beiträge zum lokalen Bildungswesen.

Der Bezirk Nairobi genießt einen Sonderstatus. 6 WIRTSCHAFT Die überwiegende Mehrheit der geschätzten 16,7 Millionen Erwerbstätigen des Landes arbeitet entweder als Subsistenzfarmer bzw.

-hirten oder in der so genanntenSchattenwirtschaft als Kleinhändler, Handwerker und Kleinunternehmer.

Die Landwirtschaft bildet zusammen mit Forstwirtschaft und Fischerei den wichtigstenWirtschaftssektor.

77 Prozent der Erwerbstätigen sind in diesem Sektor beschäftigt, über den mehr als 60 Prozent der Exportgewinne erzielt wurden.

Bergbau spielt eineverhältnismäßig geringe Rolle.

In der Industrie ist Wachstum zu verzeichnen; dieser Sektor trägt 18,8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt des Staates bei (2006) und istdamit bedeutender als in vielen anderen schwarzafrikanischen Staaten.

Nach dem 2.

Weltkrieg wies die kenianische Wirtschaft mit die höchsten Wachstumsraten der Weltauf, was auf gewaltige Auslandsinvestitionen und den Zustrom europäischer Wirtschaftsfachleute und Techniker zurückzuführen ist.

Nach der Unabhängigkeit schloss sichKenia 1967 mit Tansania und Uganda zur Ostafrikanischen Gemeinschaft zusammen, deren Ziel in der Entwicklung eines gemeinsamen Güter- und Dienstleistungsmarktesbestand; 1977 wurde der Zusammenschluss wieder aufgehoben.

Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 22 779 Millionen US-Dollar (2006). 6.1 Landwirtschaft 11 Prozent der Fläche Kenias können landwirtschaftlich genutzt werden.

Die nördliche Region, die fast zwei Drittel des gesamten Staatsgebiets umfasst, bestehthauptsächlich aus Wüste und Halbwüste.

Obwohl nur etwa 8,2 Prozent des Landes Ackerland sind (2003), verfügt Kenia über eine äußerst diversifizierte Landwirtschaft, diefast sämtliche Grundnahrungsmittel produziert.

Im Hochland, der wichtigsten landwirtschaftlichen Region, werden Kartoffeln, Kaffee, Tee, Baumwolle, Getreide, Bohnen,Erdnüsse und Tabak angebaut; an der Küste und im Tiefland Zuckerrohr, Mais, Maniok, Ananas, Sisal ( siehe Agave), Baumwolle und Cashewnüsse.

Zu den bedeutendsten Exportprodukten gehören Kaffee, Tee, Pyrethrum (ein Insektizid aus Chrysanthemen, siehe Pyrethroide), Sisal und Gartenbauprodukte.

Eine wichtige Rolle spielen Viehzucht und Milchwirtschaft.

Eine landestypische Spezialität ist Ghee, eine halbfeste, klare Butter. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei Die Wälder in Kenia liefern vorwiegend Laubhölzer (Musheragi, Muiri, Mukeo, Kampferbäume, Musaise) und einige Nadelhölzer (Zedern, Zypressen).

Akazienrinde, die alsGerbstoff von Bedeutung ist, wird exportiert.

Der kommerzielle Fischfang (vorwiegend auf Binnenseen und Flüssen) dient zumeist der Selbstversorgung, im Victoriaseegefangene Fische werden zum Teil exportiert. 6.3 Bergbau. »

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