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Lettland - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Lettland - geographie. 1 EINLEITUNG Lettland (lettisch Latvija), Republik in Nordosteuropa; sie grenzt im Norden an Estland und an den Rigaischen Meerbusen, einen Meeresarm der Ostsee, im Osten an Russland, im Süden an Weißrussland und Litauen und im Westen an die Ostsee. Lettland umfasst eine Fläche von 63 700 Quadratkilometern. Riga, die Hauptstadt und größte Stadt Lettlands, besitzt den wichtigsten Hafen des Landes. 2 PHYSISCHE GEOGRAPHIE Die hügelige Landschaft von Lettland wird größtenteils von den Moränen und Ablagerungen der Schmelzwasser der vergangenen Eiszeit geprägt. Zahlreiche Seen, Wasserläufe und Moore charakterisieren das Landschaftsbild. Die Niederung von Riga wird in einem weiten Bogen von den Livländischen Höhen im Osten und den Kurländischen Höhen im Westen umrahmt. Die etwa 531 Kilometer lange Küstenlinie ist wenig gegliedert und umfasst viele Sandstrände. Der Hauptfluss ist die Daugava (Düna), die in Russland entspringt; an diesem Fluss liegen die wichtigsten Wasserkraftwerke. Das Klima ist in den westlichen Landesteilen von ozeanischen Einflüssen bestimmt; relativ milden Wintern stehen warme Sommer gegenüber. Im östlichen Teil des Landes nimmt die Kontinentalität jedoch zu, und die Jahresschwankungen der Temperatur steigen. Der mittlere Jahresniederschlag beträgt in Riga etwa 600 Millimeter, in den Hügellandschaften können 800 Millimeter erreicht werden. 45,5 Prozent des Landes sind bewaldet (2005); häufige Baumarten sind Kiefern, Fichten, Birken und Espen. Die einst weit verbreiteten sumpfigen Wiesen wurden zumeist in landwirtschaftlich genutztes Grünland umgewandelt; Sumpfgebiete nehmen heute nur noch 5 Prozent der Fläche ein. Die Säugetierfauna umfasst neben den Großraubtieren Braunbär, Wolf und Luchs Arten mit vorwiegend nordischer Verbreitung wie Elch, Rentier und Schneehase. Die Avifauna (Vogelwelt) ist mit 217 Arten sehr vielfältig, dazu gehören mehrere Adlerarten (Stein-, Schrei-, Schlangen- und Fischadler). Der etwa 40 Kilometer westlich von Riga gelegene Kemeri-Nationalpark mit einem ausgedehnten Hochmoor im Zentrum wurde im September 1997 erweitert. Er umfasst nun eine Fläche von rund 400 Quadratkilometern. Dadurch wurde eine der letzten Urlandschaften Europas unter Schutz gestellt. Das Gebiet ist nicht nur ein einzigartiges Refugium für die Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch die Quelle mehrerer Heil- und Mineralwässer. 3 BEVÖLKERUNG Die Einwohnerzahl beträgt etwa 2,25 Millionen (2008), die Bevölkerungsdichte liegt bei 35 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die mittlere Wachstumsrate der Bevölkerung beträgt -0,6 Prozent. Die Letten stellen 58 Prozent der Bevölkerung. Vor der Annexion des Landes 1940 durch die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) gehörten rund drei Viertel der Bevölkerung dieser ethnischen Gruppe an. Größte Minderheit sind mit einem Anteil von 30 Prozent die Russen, die überwiegend in städtischen Siedlungen leben; weitere ethnische Gruppen sind u. a. Ukrainer, Weißrussen, Litauer, Juden und Polen. Die Amtssprache ist Lettisch, das mit dem Litauischen verwandt ist und zur baltischen Gruppe der indogermanischen Sprache gehört. Aufgrund der fünfzigjährigen Zugehörigkeit zur Sowjetunion sind viele Letten des Russischen mächtig. Die traditionelle Religion der Letten ist das Luthertum, zu dem sich etwa 55 Prozent der Einwohner des Landes bekennen. Ungefähr 24 Prozent sind Katholiken, 9 Prozent sind russisch-orthodox. Die Arbeitslosenquote liegt bei 8,7 Prozent (2005). Auf 319 Einwohner kommt ein Arzt (2006). Die Kindersterblichkeitsrate beträgt 2,6 Prozent. Die Urbanisierungsrate ist hoch; 66 Prozent der Bevölkerung leben in Städten (2005). Allein in Riga (735 000 Einwohner) lebt fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Weitere große Städte sind Daugavpils (Dünaburg, 111 000) und Liep?ja (Libau, 86 500). Zahlreiche Siedlungen und kleinere Städte liegen an den Flüssen und in den Küstenregionen des Landes. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 71,9 Jahren (2008). Die medizinische Versorgung ist in Lettland kostenlos; allerdings sind die Einrichtungen sehr ungleich über das Land verteilt. Das Bildungswesen ist sehr gut entwickelt; der Alphabetisierungsgrad beträgt 99,8 Prozent. Eine der bedeutendsten Hochschulen ist die 1919 gegründete Universität in Riga. 4 VERWALTUNG UND POLITIK Die heutige Republik Lettland ist rechtlicher Nachfolger der unabhängigen Republik, die von 1918 bis 1940 bestand. Die Verfassung von 1922 trat 1993 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Erlangung der Unabhängigkeit wieder in Kraft und gilt als Rechtsgrundlage des Landes. Nationalfeiertag ist der 18. November, der an die Ausrufung der Unabhängigkeit 1918 erinnert. Als nationales Legislativorgan Lettlands fungiert die Saeima, ein Einkammerparlament mit 100 Mitgliedern, die für vier Jahre direkt vom Volk gewählt werden. Die Saeima wählt für eine Amtsperiode von vier Jahren einen Präsidenten als Staatsoberhaupt. Mit Zustimmung der Legislative ernennt der Staatspräsident einen Ministerpräsidenten und einen Ministerrat, der die Regierungsgeschäfte ausführt. Anfang der neunziger Jahre gab es bedeutende Änderungen der Staatsbürgerschafts- und Wahlrechtsgesetze. 1990 hatten alle Bürger, auch sowjetische Militärangehörige, bei der ersten Mehrparteienwahl des nationalen (sowjetischen) Parlaments Wahlrecht. 1993 wurde das Wahlrecht jedoch eingeschränkt. Wählen durften noch, ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit, alle Bürger Lettlands, die schon vor dem 17. Juni 1940 Staatsbürger waren, und ihre Nachkommen. Andere Einwohner des Landes müssen bestimmte Aufenthaltsbedingungen erfüllen und eine Sprachprüfung in Lettisch ablegen. Ein neues Gesetz zur Staatsbürgerschaft wurde im August 1994 von der Saeima verabschiedet. Lettland ist in 26 Distrikte und sieben Stadtverwaltungen gegliedert. Höchste juristische Instanz ist der Oberste Gerichtshof mit Sitz in der Hauptstadt Riga. Die wichtigsten Parteien sind die rechtsliberale Neue Ära (JL), die sozialistische Partei Harmonie für Lettland (TSP) als Interessenvertretung der russischsprachigen Minderheit, die konservative Volkspartei (TP), die christdemokratische Erste Partei Lettlands (LPP), das Bündnis aus Bauernunion und Grünen (ZZS), die konservative Union für Vaterland und Freiheit (TB), die liberale Partei Lettlands Weg (LC) und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (LSDSP). 5 WIRTSCHAFT Die seit 1991 erfolgende Umgestaltung von staatlich gelenkter Planwirtschaft zu sozialer Marktwirtschaft gestaltete sich anfangs überaus schwierig. Nach Produktionsrückgängen stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage inzwischen. Die Privatisierung ehemals staatlicher Betriebe kommt jedoch nur langsam voran. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 20 116 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 74,8 Prozent, Industrie 21,5 Prozent, Landwirtschaft 3,7 Prozent); daraus ergibt sich ein BIP von 8 793,70 US-Dollar pro Einwohner. Von den Erwerbstätigen sind 12 Prozent in der Landwirtschaft beschäftigt, 26 Prozent in der Industrie und 62 Prozent im Dienstleistungssektor (2005). Die Staatsverschuldung liegt bei 462 Millionen US-Dollar, die Inflationsrate bei 18 Prozent (1996). Das Wirtschaftswachstum erreicht einen Wert von 11,9 Prozent (2006). Die Industrie ist der wichtigste Wirtschaftszweig Lettlands. Zu den bedeutendsten Produktionszweigen des Landes gehören u. a. die Herstellung von Eisenbahnwaggons, Konsumgütern, Radios und Kühlschränken. Ferner werden Stahl, Zement, Nahrungsmittel und Textilien (vor allem Wollwaren) produziert. Riga ist das regionale Zentrum des Bankwesens. Die Landwirtschaft basiert im Wesentlichen auf Viehzucht und Milchwirtschaft. Angebaut werden vor allem Getreide, Kartoffeln, Flachs und Zuckerrüben. Der Fischfang ist ebenfalls ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, gefangen werden überwiegend Kabeljau und Hering. Die Verarbeitung von Holz ist in Lettland bedeutend; Verwendung findet es vor allem in der Bauindustrie und bei der Papierherstellung. Aufgrund der Rohstoffarmut des Landes zählen Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle zu den wichtigsten Importgütern; darüber hinaus werden vor allem auch Maschinen, Metallwaren und chemische Erzeugnisse eingeführt. Hohe Exporterlöse werden besonders bei Holz und Holzprodukten, Nahrungsmitteln und Textilien erzielt. Wichtigste Handelspartner sind neben anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion auch Deutschland und weitere Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU). Die Handelsbilanz ist negativ. Die wirtschaftliche Unabhängigkeit Lettlands wurde durch die Aufgabe des russischen Rubels als Landeswährung gefördert. Der lettische Rubel, der Rublis, wurde ab Mai 1992 als Übergangswährung ausgegeben, um die Knappheit an russischen Rubeln im Land zu kompensieren. Im Mai 1993 wurde er schließlich offizielle Währung Lettlands. Noch im selben Monat löste der Lats (zu 100 Santims), die neue Landeswährung, den Rublis als Zahlungsmittel ab. Das Straßennetz hat eine Länge von 69 532 Kilometern (2004), das Schienennetz umfasst 2 375 Kilometer (2005). Lettland verfügt über drei wichtige Häfen: Riga, Ventspils und Liep?ja. Ein internationaler Flughafen befindet sich nahe der Hauptstadt. 6 GESCHICHTE Die Geschichte Lettlands ist eng verbunden mit der des Baltikums und der beiden anderen baltischen Republiken Estland und Litauen. Die Besiedlung dieser gesamten nordosteuropäischen Region begann etwa um 7000 v. Chr. während der so genannten Kunda-Kultur, um 4000 v. Chr. entstand die NarwaKultur. Zur Bandkeramik-Kultur (ab 2000 v. Chr.) gehörten indoeuropäische Balten, die sich mit der hier lebenden Bevölkerung vermischten; u. a. gingen daraus die Esten und Letten hervor. Das Baltikum gewann über die Jahrhunderte immer mehr an Bedeutung für den Fernhandel zwischen Mitteleuropa und Skandinavien sowie Osteuropa und dem Orient. Verschiedene Völker (z. B. die Wikinger) versuchten, die Handelsrouten zu kontrollieren. Das heutige Gebiet Lettlands wurde im 9. Jahrhundert intensiv besiedelt. Bischof Albert I. von Buxhövde gründete 1201 Riga. Seit 1237 beherrschten die Deutschen Ordensritter die Region, und sie bekehrten die baltischen Völker zum Christentum; um 1521 begann die Reformation in Lettland. Während des Livländischen Krieges (15581582) kamen 1561 die Provinzen Latgale und Vidzeme nördlich des Flusses Daugava zu Polen. Die Provinzen Kurzeme und Zemgale im Süden und Westen wurden zu Kurland, einem selbständigen Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit. Schweden eroberte unter Gustav II. Adolf 1621 Riga und Vidzeme; nach dem Großen Nordischen Krieg fielen diese Gebiete an Russland. Seit 1795, nach den Teilungen Polens von 1772, 1793 und 1795, gehörte ganz Lettland zu Russland. Die Leibeigenschaft wurde von den Russen zwar im frühen 19. Jahrhundert abgeschafft, doch die Herrschaft der deutschen und russischen Grundbesitzer bestand fort. Das erwachende lettische Nationalbewusstsein trat zum ersten Mal öffentlich auf einem großen Sängerfest 1873 in Erscheinung; 1905 kam es zu schweren Bauernunruhen gegen die Gutsbesitzer und die russische Herrschaft. Nach der Russischen Revolution wurde am 18. November 1918 die unabhängige Republik Lettland ausgerufen, doch bolschewistische Truppen besetzten Riga und stürzten die lettische Regierung. An ihre Stelle trat ein russlandfreundliches Regime. Nachdem 1920 Streitkräfte des Landes und alliierte Truppen die russischen Truppen aus dem Land vertrieben hatten, akzeptierte Russland in einem Friedensabkommen am 11. November 1920 die Souveränität Lettlands. Das Land erklärte nach Ausbruch des 2. Weltkrieges seine Neutralität. Doch im so genannten Hitler-Stalin-Pakt zwischen Deutschland und der UdSSR vom 23. August 1939 wurde in geheimen Zusatzprotokollen Lettland der sowjetischen Interessensphäre zugesprochen, und es begann die Aussiedlung der Deutschbalten aus Lettland ins Deutsche Reich. In Nichtkenntnis dieser Protokolle schloss die lettische Regierung am 5. Oktober 1939 mit der Sowjetunion einen Beistandspakt. Nur wenige Monate später beschuldigte die UdSSR Lettland, mit dem benachbarten Estland ein geheimes antisowjetisches Militärbündnis gebildet zu haben, und sowjetische Truppen besetzten am 17. Juni 1940 das Land. Es wurde eine kommunistische Regierung eingesetzt, und am 5. August 1940 wurde Lettland eine Teilrepublik der UdSSR. Am 22. Juni 1941 wurde Lettland dann von deutschen Truppen besetzt, und nach der Kapitulation der deutschen Kurland-Armee gehörte Lettland wieder zur UdSSR. Der Widerstand der Letten gegen Maßnahmen der sowjetischen Regierung, wie die Kollektivierung der Landwirtschaft, dauerte eine Zeit an; bis zum Jahr 1950 war jedoch die Anpassung an das sowjetische System praktisch vollzogen. Die politische Liberalisierung in der UdSSR während der späten achtziger Jahre griff auf Lettland über. 1988 wurde Lettisch Amtssprache und es gründete sich die Lettische Volksfront. Am 4. Mai 1990 wurde die Erklärung über die Wiederherstellung der Unabhängigkeit verkündet, und nach dem allmählichen Auflösungs- und Zerfallsprozess der Sowjetunion erkannte der Staatsrat der UdSSR in Moskau am 21. August 1991 die Eigenstaatlichkeit Lettlands an. Lettland wurde noch im gleichen Monat Mitglied der UN. Das unabhängige Lettland hielt im Juni 1993 seine ersten Parlamentswahlen ab. Das neue Parlament wählte Guntis Ulmanis zum Präsidenten. Am 31. August 1994 verließen die letzten russischen Truppen das Land. Nach den Parlamentswahlen vom Oktober 1995 kam es zur Bildung einer Koalitionsregierung. Die stärksten im Parlament vertretenen Parteien waren die Demokratische Partei Saimnieks (DPS), die Volksbewegung für Lettland, die Partei Lettlands Weg (LC), die Partei Vaterland und Freiheit (TB) und die Einheitspartei. Im Juni 1996 wurde Ulmanis für weitere drei Jahre in seinem Amt als Staatsoberhaupt bestätigt. Im März 1997 erzielten Lettland und Russland eine Einigung über das etwa 1 400 Quadratkilometer große Abrene-Gebiet. Dieses war nach einem Friedensvertrag von 1920 Lettland zugesprochen worden, obwohl weniger als 1 Prozent der Bewohner Letten sind. Lettland gab seine Gebietsansprüche auf; das Abrene-Gebiet ist seither russisches Territorium. Im Juli 1997 trat der parteilose Ministerpräsident Andris Skele von seinem Amt zurück, nachdem ihm einige Koalitionsparteien bei einer geplanten Kabinettsumbildung die Unterstützung verweigert hatten. Nach ähnlichen Auseinandersetzungen war der Ministerpräsident im Januar 1997 schon einmal zurückgetreten und hatte wenig später einen erneuten Auftrag zur Regierungsbildung angenommen. Nachfolger Skeles wurde der bisherige Wirtschaftsminister Guntars Krasts. Neben Krasts' eigener Partei Vaterland und Freiheit sagten ihm auch die bisher in der Regierung vertretene linksliberale Demokratische Partei Saimnieks und die rechtsliberale Partei Lettlands Weg ihre Unterstützung zu. Der neue Regierungschef Krasts beließ 10 von 18 Ministern seines Vorgängers im Amt. Das neue Kabinett folgte dem Kurs, den Skele 1995 eingeschlagen hatte: Angestrebt wurde die Fortsetzung wirtschaftlicher Reformen, wie etwa die zügige Umsetzung von Privatisierungen. Weitere Ziele waren die baldige Integration in die Europäische Union (EU) - das Beitrittsgesuch war bereits 1995 eingereicht worden - sowie die Mitgliedschaft in der NATO. Nach den Parlamentswahlen vom 4. Oktober 1998 wurde der bisherige Verkehrsminister Vilis Kristopans von der Partei Lettlands Weg neuer Ministerpräsident. Ein gleichzeitig durchgeführter Volksentscheid ergab eine Mehrheit für eine Reform des Staatsbürgerrechts, das die Einbürgerung erleichtern soll. Im Juni 1999 wurde die Parteilose Vaira Vike-Freiberga als Nachfolgerin von Guntis Ulmanis zum neuen Staatsoberhaupt gewählt. Einen Monat später trat Ministerpräsident Kristopans nach nur neunmonatiger Amtszeit zurück, neuer Regierungschef wurde Andris Skele, der dieses Amt bereits von 1995 bis 1997 bekleidet hatte. Nach einer Auseinandersetzung mit seinen Koalitionspartnern Lettlands Weg und Union für Vaterland und Freiheit über seine Privatisierungspolitik trat Skele am 12. April 2000 vom Amt des Ministerpräsidenten zurück. Zum neuen Regierungschef wurde Andris Berzins von der Partei Lettlands Weg ernannt. Im Februar 2000 nahm die EU offizielle Beitrittsverhandlungen mit Lettland auf. Bei den Parlamentswahlen vom 5. Oktober 2002 wurde die erst zehn Monate zuvor gegründete rechtsliberale Partei Neue Ära (JL) stärkste Kraft. Sie gewann 26 der 100 Parlamentssitze, die sozialistische Partei Harmonie für Lettland (TSP), die die russischsprachige Minderheit im Land vertritt, stellte 24 Abgeordnete, die konservative Volkspartei (TP) erreichte 21 Mandate. Die Partei von Ministerpräsident Andris Berzins, Lettlands Weg (LC), scheiterte an der Fünfprozenthürde. Am 5. November beauftragte Staatspräsidentin Vike-Freiberga den Vorsitzenden der Partei Neue Ära, Einars Repse, mit der Regierungsbildung. Repse bildete eine Regierung aus JL, der ebenfalls neu gegründeten Lettischen Ersten Partei (LPP), der Union der Grünen und Bauern (ZZS) sowie der Union für Vaterland und Freiheit (TB). Die Koalition verfügte über 55 von 100 Sitzen im Parlament. Auf dem NATO-Gipfel in Prag wurden am 22. November 2002 sieben osteuropäische Staaten - darunter auch Lettland - offiziell zu Aufnahmegesprächen eingeladen. Nach der Unterzeichnung der Beitrittsprotokolle am 26. März 2003 wurde Lettland am 29. März 2004 formell in das Verteidigungsbündnis aufgenommen. Neben den beiden anderen baltischen Staaten Estland und Litauen war Lettland die erste ehemalige Sowjetrepublik, die der NATO beitrat. Bereits im Dezember 2002 hatte der Europäische Rat die Erweiterung der EU um zehn mittel- und osteuropäische Länder, darunter auch Lettland, beschlossen, und in einem Referendum im September 2003 sprachen sich etwa zwei Drittel der Letten für den Beitritt ihres Landes zu der Union aus. Am 1. Mai 2004 trat Lettland im Rahmen der größten Erweiterung der Union offiziell der EU bei. In der Folgezeit mehrte sich in der Regierungskoalition die Kritik an Ministerpräsident Repse, und die Unterschiede zwischen den Koalitionspartnern traten immer offensichtlicher zutage. Anfang Februar 2004 verließ die Lettische Erste Partei die Koalition, die sich nun auf nur noch 45 Sitze im Parlament stützen konnte. Repse trat daraufhin mit der gesamten Regierung zurück, da er sich außerstande sah, seine Arbeit mit einer Minderheitsregierung fortzusetzen; er führte die Amtsgeschäfte aber bis zur Bildung einer neuen Regierung weiter. Im März 2004 wurde Indulis Emsis, der Vorsitzende der ZZS, zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Seine Regierung, ebenfalls eine Minderheitsregierung aus ZZS, LPP und TP, trat jedoch schon im Oktober 2004 wieder zurück, nachdem das Parlament ihren Haushaltsentwurf für 2005 abgelehnt hatte. In der Folge wurde Aigars Kalvitis von der TP mit der Regierungsbildung beauftragt. Er formierte eine Koalition aus TP, ZZS, LPP und JL, die über eine bequeme Mehrheit im Parlament verfügte, und am 2. Dezember wurde die neue Regierung mit Kalvitis als Ministerpräsidenten vom Parlament bestätigt. Die JL trat jedoch im April 2006 wieder aus der Koalition aus, die nun als Minderheitsregierung weiterarbeitete. Aus den Parlamentswahlen am 7. Oktober 2006 ging Kalvitis' TP mit 19,6 Prozent der Stimmen und 23 Mandaten als stärkste Kraft hervor, und zusammen mit seinen Koalitionspartnern LPP-LC (8,6 Prozent, zehn Mandate; LPP und LC hatten sich zu einem Wahlblock verbündet) und der ZZS (16,7 Prozent, 18 Mandate) verfügte sie über eine knappe Mehrheit im Parlament und konnte ihre Regierungsarbeit fortsetzen. Zum Nachfolger von Vike-Freiberga, die laut Verfassung über das Ende ihrer zweiten Amtsperiode im Juli 2007 hinaus nicht für das Staatspräsidentenamt zur Verfügung stehen durfte, wählte das Parlament im Mai 2007 den Kandidaten der Regierungskoalition, den parteilosen Konservativen Valdis Zatlers. Nach heftiger Kritik an dem halbherzigen Antikorruptionskurs und der Wirtschaftspolitik seiner Regierung erklärte Ministerpräsident Kalvitis im Dezember 2007 den Rücktritt seiner gesamten Regierung. Zum neuen Ministerpräsidenten berief Präsident Zatlers Ivars Godmanis (LC), der bereits von 1990 bis 1993 die Regierung geführt hatte und zuletzt seit 2006 Innenminister gewesen war. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Die Landwirtschaft basiert im Wesentlichen auf Viehzucht und Milchwirtschaft.

Angebaut werden vor allem Getreide, Kartoffeln, Flachs und Zuckerrüben.

Der Fischfang istebenfalls ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, gefangen werden überwiegend Kabeljau und Hering.

Die Verarbeitung von Holz ist in Lettland bedeutend; Verwendung findet esvor allem in der Bauindustrie und bei der Papierherstellung. Aufgrund der Rohstoffarmut des Landes zählen Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle zu den wichtigsten Importgütern; darüber hinaus werden vor allem auchMaschinen, Metallwaren und chemische Erzeugnisse eingeführt.

Hohe Exporterlöse werden besonders bei Holz und Holzprodukten, Nahrungsmitteln und Textilien erzielt.Wichtigste Handelspartner sind neben anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion auch Deutschland und weitere Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU).

DieHandelsbilanz ist negativ. Die wirtschaftliche Unabhängigkeit Lettlands wurde durch die Aufgabe des russischen Rubels als Landeswährung gefördert.

Der lettische Rubel, der Rublis, wurde ab Mai1992 als Übergangswährung ausgegeben, um die Knappheit an russischen Rubeln im Land zu kompensieren.

Im Mai 1993 wurde er schließlich offizielle Währung Lettlands.Noch im selben Monat löste der Lats (zu 100 Santims), die neue Landeswährung, den Rublis als Zahlungsmittel ab. Das Straßennetz hat eine Länge von 69 532 Kilometern (2004), das Schienennetz umfasst 2 375 Kilometer (2005).

Lettland verfügt über drei wichtige Häfen: Riga,Ventspils und Liepāja.

Ein internationaler Flughafen befindet sich nahe der Hauptstadt. 6 GESCHICHTE Die Geschichte Lettlands ist eng verbunden mit der des Baltikums und der beiden anderen baltischen Republiken Estland und Litauen. Die Besiedlung dieser gesamten nordosteuropäischen Region begann etwa um 7000 v.

Chr.

während der so genannten Kunda-Kultur, um 4000 v.

Chr.

entstand die Narwa-Kultur.

Zur Bandkeramik-Kultur (ab 2000 v.

Chr.) gehörten indoeuropäische Balten, die sich mit der hier lebenden Bevölkerung vermischten; u.

a.

gingen daraus die Estenund Letten hervor.

Das Baltikum gewann über die Jahrhunderte immer mehr an Bedeutung für den Fernhandel zwischen Mitteleuropa und Skandinavien sowie Osteuropaund dem Orient.

Verschiedene Völker (z.

B.

die Wikinger) versuchten, die Handelsrouten zu kontrollieren. Das heutige Gebiet Lettlands wurde im 9.

Jahrhundert intensiv besiedelt.

Bischof Albert I.

von Buxhövde gründete 1201 Riga.

Seit 1237 beherrschten die DeutschenOrdensritter die Region, und sie bekehrten die baltischen Völker zum Christentum; um 1521 begann die Reformation in Lettland.

Während des Livländischen Krieges (1558-1582) kamen 1561 die Provinzen Latgale und Vidzeme nördlich des Flusses Daugava zu Polen.

Die Provinzen Kurzeme und Zemgale im Süden und Westen wurden zuKurland, einem selbständigen Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit.

Schweden eroberte unter Gustav II.

Adolf 1621 Riga und Vidzeme; nach dem Großen NordischenKrieg fielen diese Gebiete an Russland.

Seit 1795, nach den Teilungen Polens von 1772, 1793 und 1795, gehörte ganz Lettland zu Russland. Die Leibeigenschaft wurde von den Russen zwar im frühen 19.

Jahrhundert abgeschafft, doch die Herrschaft der deutschen und russischen Grundbesitzer bestand fort.

Daserwachende lettische Nationalbewusstsein trat zum ersten Mal öffentlich auf einem großen Sängerfest 1873 in Erscheinung; 1905 kam es zu schweren Bauernunruhengegen die Gutsbesitzer und die russische Herrschaft. Nach der Russischen Revolution wurde am 18.

November 1918 die unabhängige Republik Lettland ausgerufen, doch bolschewistische Truppen besetzten Riga und stürztendie lettische Regierung.

An ihre Stelle trat ein russlandfreundliches Regime.

Nachdem 1920 Streitkräfte des Landes und alliierte Truppen die russischen Truppen aus demLand vertrieben hatten, akzeptierte Russland in einem Friedensabkommen am 11.

November 1920 die Souveränität Lettlands. Das Land erklärte nach Ausbruch des 2.

Weltkrieges seine Neutralität.

Doch im so genannten Hitler-Stalin-Pakt zwischen Deutschland und der UdSSR vom 23.

August 1939wurde in geheimen Zusatzprotokollen Lettland der sowjetischen Interessensphäre zugesprochen, und es begann die Aussiedlung der Deutschbalten aus Lettland insDeutsche Reich. In Nichtkenntnis dieser Protokolle schloss die lettische Regierung am 5.

Oktober 1939 mit der Sowjetunion einen Beistandspakt.

Nur wenige Monate später beschuldigte dieUdSSR Lettland, mit dem benachbarten Estland ein geheimes antisowjetisches Militärbündnis gebildet zu haben, und sowjetische Truppen besetzten am 17.

Juni 1940 dasLand.

Es wurde eine kommunistische Regierung eingesetzt, und am 5.

August 1940 wurde Lettland eine Teilrepublik der UdSSR.

Am 22.

Juni 1941 wurde Lettland dann vondeutschen Truppen besetzt, und nach der Kapitulation der deutschen Kurland-Armee gehörte Lettland wieder zur UdSSR. Der Widerstand der Letten gegen Maßnahmen der sowjetischen Regierung, wie die Kollektivierung der Landwirtschaft, dauerte eine Zeit an; bis zum Jahr 1950 war jedochdie Anpassung an das sowjetische System praktisch vollzogen. Die politische Liberalisierung in der UdSSR während der späten achtziger Jahre griff auf Lettland über.

1988 wurde Lettisch Amtssprache und es gründete sich die LettischeVolksfront.

Am 4.

Mai 1990 wurde die Erklärung über die Wiederherstellung der Unabhängigkeit verkündet, und nach dem allmählichen Auflösungs- und Zerfallsprozess derSowjetunion erkannte der Staatsrat der UdSSR in Moskau am 21.

August 1991 die Eigenstaatlichkeit Lettlands an.

Lettland wurde noch im gleichen Monat Mitglied der UN. Das unabhängige Lettland hielt im Juni 1993 seine ersten Parlamentswahlen ab.

Das neue Parlament wählte Guntis Ulmanis zum Präsidenten.

Am 31.

August 1994 verließendie letzten russischen Truppen das Land.

Nach den Parlamentswahlen vom Oktober 1995 kam es zur Bildung einer Koalitionsregierung.

Die stärksten im Parlamentvertretenen Parteien waren die Demokratische Partei Saimnieks (DPS), die Volksbewegung für Lettland, die Partei Lettlands Weg (LC), die Partei Vaterland und Freiheit (TB)und die Einheitspartei.

Im Juni 1996 wurde Ulmanis für weitere drei Jahre in seinem Amt als Staatsoberhaupt bestätigt. Im März 1997 erzielten Lettland und Russland eine Einigung über das etwa 1 400 Quadratkilometer große Abrene-Gebiet.

Dieses war nach einem Friedensvertrag von 1920Lettland zugesprochen worden, obwohl weniger als 1 Prozent der Bewohner Letten sind.

Lettland gab seine Gebietsansprüche auf; das Abrene-Gebiet ist seither russischesTerritorium. Im Juli 1997 trat der parteilose Ministerpräsident Andris Skele von seinem Amt zurück, nachdem ihm einige Koalitionsparteien bei einer geplanten Kabinettsumbildung dieUnterstützung verweigert hatten.

Nach ähnlichen Auseinandersetzungen war der Ministerpräsident im Januar 1997 schon einmal zurückgetreten und hatte wenig spätereinen erneuten Auftrag zur Regierungsbildung angenommen.

Nachfolger Skeles wurde der bisherige Wirtschaftsminister Guntars Krasts.

Neben Krasts’ eigener ParteiVaterland und Freiheit sagten ihm auch die bisher in der Regierung vertretene linksliberale Demokratische Partei Saimnieks und die rechtsliberale Partei Lettlands Weg ihreUnterstützung zu. Der neue Regierungschef Krasts beließ 10 von 18 Ministern seines Vorgängers im Amt.

Das neue Kabinett folgte dem Kurs, den Skele 1995 eingeschlagen hatte: Angestrebtwurde die Fortsetzung wirtschaftlicher Reformen, wie etwa die zügige Umsetzung von Privatisierungen.

Weitere Ziele waren die baldige Integration in die Europäische Union(EU) – das Beitrittsgesuch war bereits 1995 eingereicht worden – sowie die Mitgliedschaft in der NATO.

Nach den Parlamentswahlen vom 4.

Oktober 1998 wurde derbisherige Verkehrsminister Vilis Kristopans von der Partei Lettlands Weg neuer Ministerpräsident.

Ein gleichzeitig durchgeführter Volksentscheid ergab eine Mehrheit für eineReform des Staatsbürgerrechts, das die Einbürgerung erleichtern soll. Im Juni 1999 wurde die Parteilose Vaira Vike-Freiberga als Nachfolgerin von Guntis Ulmanis zum neuen Staatsoberhaupt gewählt.

Einen Monat später trat MinisterpräsidentKristopans nach nur neunmonatiger Amtszeit zurück, neuer Regierungschef wurde Andris Skele, der dieses Amt bereits von 1995 bis 1997 bekleidet hatte.

Nach einerAuseinandersetzung mit seinen Koalitionspartnern Lettlands Weg und Union für Vaterland und Freiheit über seine Privatisierungspolitik trat Skele am 12.

April 2000 vomAmt des Ministerpräsidenten zurück.

Zum neuen Regierungschef wurde Andris Berzins von der Partei Lettlands Weg ernannt.

Im Februar 2000 nahm die EU offizielleBeitrittsverhandlungen mit Lettland auf.. »

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