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Libanon - geographie.

Publié le 07/06/2013

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Libanon - geographie. 1 EINLEITUNG Libanon (arabisch Lubnan), Republik in Vorderasien; sie wird im Osten und Norden von Syrien, im Süden von Israel und im Westen vom Mittelmeer begrenzt. Mit 10 452 Quadratkilometern ist der Libanon das kleinste Land des Nahen Ostens. 2 LAND 2.1 Physische Geographie Der Libanon lässt sich von Westen nach Osten in vier Naturräume gliedern. Im Westen des Landes liegt der 225 Kilometer lange und 1,5 bis 10 Kilometer breite Küstenstreifen. Ihm folgt die im Norden bis auf 3 088 Meter ansteigende Kette des Libanongebirges, an die sich südlich das Hochplateau des Jabal Amil anschließt. Weiter im Landesinneren befindet sich die 160 Kilometer lange und 10 bis 16 Kilometer breite Beka-Ebene. Sie wird vom Litani durchflossen, dem mit 140 Kilometern längsten Fluss des Libanon. Im Osten des Landes verläuft im Grenzbereich zu Syrien die Bergkette des Antilibanon, die nach Süden in das bis 2 814 Meter hohe Massiv des Hermon übergeht. 2.2 Klima In der Küstenebene herrscht mediterranes Klima mit warmen, trockenen Sommern und niederschlagsreichen Wintern. Die mittleren Monatstemperaturen liegen in dieser Region zwischen 28 °C im Juli und 13 °C im Januar. In der kontinentaler geprägten Beka-Ebene betragen die entsprechenden Werte 32 °C bzw. 7 °C. An den Westflanken des Libanongebirges liegt der mittlere Jahresniederschlag bei etwa 1 200 Millimeter, in den höchsten Lagen werden 2 000 Millimeter (überwiegend als Schnee) erreicht. Die südliche Beka-Ebene ist mit 600 bis 800 Millimetern wesentlich trockener, im nördlichen Teil dieser Tallandschaft herrscht bereits Wüstenrandklima. 2.3 Flora und Fauna Zu den größeren Säugetieren des Landes gehören Wölfe, Goldschakale, Wildesel und Gazellen. Aufgrund des jahrhundertelangen Raubbaues an seiner Natur ist der Libanon beinahe entwaldet. Der Anteil der Waldfläche an der Gesamtfläche des Landes beträgt nur mehr 13,1 Prozent; lediglich in höheren Gebirgsregionen finden sich noch Kiefern, Eichen und Zedern. Bodenerosion und Desertifikation sind die Folge der Entwaldung. Die schon in der Antike berühmten Zedernwälder des Libanon sind auf einen Bruchteil ihrer Fläche geschrumpft, dennoch verkörpern sie auch heute noch den Stolz der libanesischen Nation, was durch die auffällige Abbildung einer Zeder auf der Landesflagge dokumentiert wird. 1997 richtete der Libanon das Zedernschutzgebiet El-Shouf ein, das sich über insgesamt 5 Prozent der gesamten Landesfläche erstreckt. Allerdings besteht nur ein geringer Anteil des gesamten Baumbestandes aus Zedern, doch bemühen sich Interessengruppen nachhaltig um die Vergrößerung des Zedernbestandes. 3 BEVÖLKERUNG Die Einwohnerzahl des Libanon beträgt etwa 3,97 Millionen (2008); dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 388 Personen pro Quadratkilometer, bei einer jährlichen Wachstumsrate von 1,1 Prozent. Zudem gibt es große palästinensische, kurdische, armenische und syrische Minderheiten. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt für Männer bei 70,9 Jahren, für Frauen bei 76 Jahren. Der Alphabetisierungsgrad beträgt 88,3 Prozent. Etwa eine Million Libanesen leben meist als Händler permanent im Ausland, ebenso wie Hunderttausende von Bürgerkriegsflüchtlingen. Der Urbanisierungsgrad liegt mit 88 Prozent relativ hoch, der überwiegende Teil der Bevölkerung lebt in den Küstenregionen. Die Arbeitslosenquote beträgt 25 Prozent, die Kindersterblichkeitsrate 23 Sterbefälle pro 1 000 Lebendgeburten. Auf einen Arzt kommen 307 Einwohner. Das Sozialversicherungssystem ist nur rudimentär ausgebildet. Erst seit wenigen Jahren gibt es Krankenversicherung und Arbeitslosenhilfe. Die medizinische Versorgung ist unzureichend. 3.1 Wichtige Städte Hauptstadt ist die Hafenstadt Beirut mit rund 1,79 Millionen Einwohnern (1998). Von Bedeutung sind auch die nördlich gelegene Großstadt Tripoli (212 900) und Sidon (149 000). 3.2 Sprache Die Amtssprache ist Arabisch, daneben werden libanesisch-syrische und palästinensische Dialekte gesprochen. Des Weiteren sind Kurdisch und Armenisch unter den jeweiligen Minderheiten verbreitet. Als Handelssprachen finden Englisch und Französisch Verwendung. Viele Libanesen beherrschen mehr als eine Sprache. 3.3 Religion Die Religionszugehörigkeit ist im Libanon ein wesentliches Kriterium zur Differenzierung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. 60 Prozent der Libanesen sind Muslime, über die Hälfte davon Schiiten, ein Drittel Sunniten, außerdem 7 Prozent Drusen. Zum Christentum bekennen sich 40 Prozent, mehr als die Hälfte von ihnen zum maronitischen Glauben. Andere wichtige christliche Glaubensgemeinschaften sind die griechisch-orthodoxe, die griechisch-katholische und die armenische Kirche. 3.3.1 Feiertage Im Libanon gelten christliche und muslimische Feiertage. Die Daten der christlichen Feste richten sich nach dem westlichen Kalender (der auf dem Sonnenjahr basiert), die der muslimischen Feste nach dem islamischen Mondkalender. Das internationale Neujahr wird am 1. Januar gefeiert, während das islamische Neujahrsfest in den Sommer fällt. Der 9. Februar ist der Festtag des Heiligen Maro. Nach ihm ist die maronitische Kirche benannt, der die meisten libanesischen Christen angehören. In der Osterzeit sind die drei Tage von Karfreitag bis Ostersonntag Feiertage. Weitere christliche Feiertage sind Mariä Himmelfahrt am 15. August und Allerheiligen am 1. November. Weihnachten wird am 25. Dezember gefeiert. Zu den muslimischen Feiertagen gehören 'Aid al-Fitr, ein dreitägiges Fest am Ende des Fastenmonats Ramadan, und 'Aid alAdha (Fest des Opfers), das daran erinnern soll, dass Abraham auf Anweisung Allahs bereit war, seinen Sohn zu opfern. Im Herbst wird der Geburtstag des Propheten Mohammed gefeiert. Der Tag der Arbeit (1. Mai) und der Nationalfeiertag oder Unabhängigkeitstag (22. November) sind weltliche Feiertage. 4 BILDUNG UND KULTUR Seine geographische Lage an der Nahtstelle zwischen Afrika, Asien und Europa hatte den Libanon, besonders seine Hauptstadt Beirut, zu einem weltoffenen Handels- und Kulturzentrum werden lassen. In die libanesische Kultur flossen phönizische, griechische, römische, frühchristliche, arabische und türkische Elemente ein. Aufgrund der engen politischen und kulturellen Verflechtungen mit Frankreich wurde libanesische Literatur meist in Französisch verfasst und orientierte sich an den dortigen literarischen Strömungen. Die kosmopolitische Orientierung des Libanon hat während der Bürgerkriegskonflikte (1975-1991) schwere Schäden genommen. Seitdem bemüht sich das Land mit Erfolg, sein kulturelles Leben wiederzubeleben. 4.1 Bildung und Schulwesen Die Analphabetenquote lag 1998 für Männer bei 9 Prozent, für Frauen bei 21 Prozent. Über 70 000 Studenten studieren an 20 Universitäten und Hochschulen, mehr als die Hälfte davon an der staatlichen Université Libanaise. Die anderen Universitäten sind in privater Hand. Die verbreitetsten Fremdsprachen sind Französisch und Englisch. 4.2 Kultureinrichtungen In Beirut bietet ein Goethe-Institut Veranstaltungen an. Mehrere Kulturdenkmäler im Libanon wurden in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen: die Ruinen der Omaijadenstadt Anjar, die Ruinen von Baalbek, Byblos und Tyros sowie das Heilige Tal Wadi Qadisha mit dem Wald der Libanonzedern Horsh Arz el Rab. 4.3 Medien Libanon erfreut sich - von einzelnen Repressalien gegen kritische Journalisten abgesehen - einer relativ weitreichenden Pressefreiheit. 15 Tageszeitungen erscheinen mit einer Gesamtauflagenzahl von mehr als 400 000. Neben mehreren Radiosendern gibt es 15 Fernsehstationen. 2000 wurden 227 500 Internetnutzer gezählt, die über 22 Provider Zugänge fanden. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der Verfassung von 1926 werden politische Ämter nach einem festgeschriebenen Religionsproporz vergeben. 5.1 Exekutive Der Staatspräsident ist Chef der Exekutive. Er wird vom Parlament für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt und muss maronitischer Christ sein. Er ernennt die Regierung, die vom Ministerpräsidenten, einem sunnitischen Muslim, geleitet wird. 5.2 Legislative Die Legislative wird von der Nationalversammlung, der ein schiitischer Muslim als Parlamentspräsident vorsitzt, ausgeübt. Die 128 Parlamentsmitglieder werden alle vier Jahre in allgemeinen Wahlen bestimmt. Auch die Sitze im Parlament werden paritätisch zwischen Christen und Muslimen verteilt. Der Parlamentspräsident ist schiitischer Muslim. 5.3 Judikative Die Judikative obliegt auf oberster Ebene einem Staatsrat. Elf Appellations- und vier Kassationsgerichtshöfe schließen sich an. 56 Einzelrichtergerichte für Zivil- und Strafsachen bilden die Basis des Justizsystems. 5.4 Kommunalverwaltung Die von der Verfassung vorgesehene Gliederung des Libanon in fünf Verwaltungsprovinzen ist in der Praxis durch die Etablierung von Einflusszonen der unterschiedlichen Kriegsparteien außer Kraft gesetzt. 6 WIRTSCHAFT Der Libanon gehörte bis zu Beginn des Bürgerkrieges 1975 zu den bedeutendsten Finanz- und Handelsplätzen im Nahen Osten. Durch den Bürgerkrieg wurde die Wirtschafts- und Infrastruktur nahezu komplett zerstört, eine weitgehende Lähmung der Wirtschaft mit jährlichen Inflationsraten von über 100 Prozent und einer Arbeitslosenquote von rund 50 Prozent waren die Folge. Nach dem offiziellen Kriegsende 1990 kam das dringend für den Wiederaufbau benötigte Kapital nur spärlich ins Land. Die meisten im Ausland lebenden libanesischen Unternehmer zögerten mit Investitionen, da die politischen Verhältnisse zu diesem Zeitpunkt noch sehr instabil waren. Nach den ersten freien Parlamentswahlen 1992 und den 1994 eingeleiteten Wirtschaftsreformen ging die Inflationsrate auf unter 10 Prozent zurück. Wichtiges Standbein der Wirtschaft des Libanon ist der Handel mit Wertpapieren und Devisen. Allein im Dienstleistungssektor sind 62 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigt. Der vor dem Bürgerkrieg blühende Tourismus erholte sich langsam erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Der Libanon ist nach wie vor stark auf finanzielle Hilfe aus dem Ausland angewiesen, um den Wiederaufbau von Wirtschaft und Infrastruktur voranzutreiben. Die jährliche Wachstumsrate beläuft sich auf 0 Prozent (2006). Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 22 722 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 69,6 Prozent, Industrie 23,7 Prozent, Landwirtschaft 6,7 Prozent); daraus ergibt sich ein BIP pro Einwohner von 5 603,10 US-Dollar. 6.1 Landwirtschaft In der Landwirtschaft sind 7,3 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. 30,6 Prozent des Staatsgebiets werden landwirtschaftlich genutzt. An der intensiv kultivierten Küste werden hauptsächlich Tabak, Obst (vor allem Zitrusfrüchte und Äpfel), Gemüse, Oliven und Weinbeeren produziert, in der fruchtbaren Beka-Ebene auch Getreide und Hanf. Höhere Bergregionen werden als Weideland für Schafe, Ziegen und Rinder genutzt, was die Erosion der entwaldeten Böden beschleunigt. 6.2 Industrie Da der Libanon über fast keine Bodenschätze verfügt, verarbeitet die Industrie vorwiegend einheimische Rohprodukte oder importierte Rohstoffe und Halbwaren. Es werden beispielsweise Nahrungsmittel, chemische Produkte, Baumwoll- und Seidenstoffe (siehe Fasern) erzeugt sowie Maschinen und Elektrogeräte gefertigt. Die Ölraffinerien bei Tripoli und Sidon verarbeiteten importiertes Erdöl und wurden während des Bürgerkrieges stark beschädigt. Die Raffinerie bei Sidon wurde 1986 stillgelegt, das Werk bei Tripoli soll wieder in Betrieb gehen. Ein traditioneller Wirtschaftszweig im Libanon ist die Herstellung von Schmuckwaren, die zu einem Teil in den Export gehen. In der Industrie sind 31 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. 6.3 Währung und Außenhandel Das Libanesische Pfund mit 100 Piastern wird von der Bank des Libanon, die als Zentralbank fungiert, herausgegeben. Der Libanon importiert den Großteil seiner Konsumund Kapitalgüter. In den Export gehen u. a. Nahrungsmittel, chemische Erzeugnisse, Schmuckwaren, Textilien, Maschinen und Elektrogeräte sowie Erzeugnisse der Metall verarbeitenden Industrie. Die Handelsbilanz beträgt -80,8 Prozent (2002-2004). Haupthandelspartner sind Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Italien, Deutschland, Frankreich und die USA. 6.4 Verkehrswesen und Tourismus Das Straßennetz hat eine Länge von 7 300 Kilometern. Wichtige Häfen des Landes sind Beirut, Tripoli und Sidon, die Handelsflotte umfasste 94 Schiffe (1999). Der internationale Flughafen Al Chalda liegt nahe der Hauptstadt Beirut. Die Tourismusbranche des Libanon erholt sich langsam. 7 GESCHICHTE 7.1 Phönizien Das Phönizische Reich, dessen Hauptgebiet im heutigen Libanon lag, beherrschte als größte Handels- und Seemacht der Antike in seiner Blütezeit zwischen 1200 und 900 v. Chr. das gesamte Mittelmeer, ehe die phönizischen Städte im 8. Jahrhundert v. Chr. von den Assyrern erobert wurden. Im späten 7. Jahrhundert v. Chr. wurde das Gebiet dem Babylonischen, 539 v. Chr. dem Persischen Reich einverleibt. Nach dem Sieg Alexanders des Großen über die Perser, fiel Tyros 332 v. Chr. als letzte Phönizierstadt unter griechische Herrschaft. Ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. verloren die Phönizier ihre Eigenständigkeit und gingen im Seleukidenreich auf. 7.2 Römisch-byzantinische Herrschaft 64 v. Chr. eroberte Pompeius der Große die Region und gliederte sie der römischen Provinz Syrien ein. Seit dem 4. Jahrhundert gehörte sie zu Byzanz, im 6. Jahrhundert zum Persischen Reich. Im 7. Jahrhundert hatte sich die verfolgte Glaubensgemeinschaft der Maroniten im Norden des Libanongebirges angesiedelt. 7.3 Muslimische Herrschaft Anfang des 7. Jahrhunderts eroberten im Rahmen der islamischen Expansion Araber große Teile Syriens, die sie dem Kalifat unterstellten. Die Eroberer gestatteten den ansässigen Christen und Juden auch weiterhin die freie Religionsausübung, besteuerten sie aber äußerst hoch. Vom 9. bis Ende des 11. Jahrhunderts herrschten ägyptisch-muslimische Fürsten über die Region. Im 11. Jahrhundert spalteten sich die im Süden des heutigen Libanon lebenden Drusen von den schiitischen Ismailiten ab. 1099 errichteten Kreuzfahrer hier während des 1. Kreuzzuges die Grafschaft Tripolis, ehe um 1280 die ägyptischmameluckische Eroberung einsetzte. 7.4 Osmanische Herrschaft 1516 eroberten die Osmanen die ganze östliche Mittelmeerküste. Unter der osmanischen Oberhoheit behaupteten zwei ansässige Dynastien die Herrschaft über den so genannten Kleinen Libanon, also das Libanongebirge und dessen Küstengebiete ohne Beirut, Tripoli und Sidon. Bis 1842 regierten drusische und maronitische Fürsten quasi als Statthalter der Osmanen autonom über diese Region. Nach bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Christen und Drusen, die zum Teil von Frankreich, England und dem Osmanischen Reich geschürt worden waren, wurde das Gebiet 1842 in eine drusische und eine christliche Provinz geteilt. Unter dem Druck der europäischen Mächte stimmte das Osmanische Reich 1861 einer Regelung zu, den Kleinen Libanon zu einer weitgehend autonomen osmanischen Provinz unter einem christlichen Gouverneur, der nur mit Zustimmung der europäischen Mächte ernannt werden konnte, zu machen. Dabei sollte ein Religionsproporz in Regierung und Verwaltung die friedliche Koexistenz der verschiedenen Religionsgemeinschaften gewährleisten. Diese Vereinbarung wurde während des 1. Weltkrieges von der türkischen Regierung aufgekündigt. Viele libanesische Christen wanderten wegen der kriegsbedingten Hungerkrisen in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. 7.5 Französisches Mandat Der Libanon in seiner heutigen Form geht auf das Frankreich 1920 zuerkannte Völkerbundmandat über Syrien und Libanon zurück. Die Provinz Mont Liban wurde durch die Küstenstädte Beirut, Tripolis und Sidon sowie durch die muslimischen Regionen im Süden und die Beka im Norden zum Gran Liban erweitert und 1926 mit einer Verfassung versehen. 1943 erhielt der Libanon seine Unabhängigkeit, die alte Verfassung wurde im Wesentlichen übernommen. 7.6 Nach der Unabhängigkeit Arabisch-muslimische Nationalisten forderten nach der Unabhängigkeit die Rückgabe der Küsten- und Randgebiete an Syrien. In dem so genannten Nationalpakt von 1947, einer ungeschriebenen Kompromissformel, einigte man sich darauf, den neuen Mehrheitsverhältnissen, inzwischen befanden sich die muslimischen Bürger in der Mehrheit, Rechnung zu tragen, indem der Libanon als arabisches Land anerkannt wurde. Gleichzeitig sollte Neutralität gegenüber den anderen arabischen Staaten gewahrt werden. Angesichts des expansionistischen Panarabismus der Nasser-Regierung wandte sich die libanesische Regierung stärker dem Westen zu. 1957 kam es über die Neutralitätsfrage zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, die 1958 zu ersten bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen führten. Die muslimische panarabische Opposition wurde dabei von der Vereinigten Arabischen Republik, die aus der Vereinigung von Syrien und Ägypten hervorgegangen war, mit Waffenlieferungen unterstützt. Der maronitische Präsident Schamun ersuchte die USA erfolgreich um eine Truppeninvasion, die allerdings von lediglich symbolischer Bedeutung blieb. Die Krise endete, ohne dass eine Partei sich hatte entscheidende Vorteile verschaffen können. 1967 begannen palästinensische Guerillas vom Libanon aus militärische Aktionen über die israelische Grenze, und nachdem die palästinensischen Kämpfer 1970 Jordanien verlassen mussten, wurde der Südlibanon zum Hauptoperationsgebiet der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO. 7.7 Bürgerkrieg (1975-1990) Der libanesische Bürgerkrieg brach aus, als maronitische Phalangisten im April 1975 einen mit Palästinensern besetzten Bus angriffen. Daraufhin kam es in Beirut zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen Phalangisten und bewaffneten PLO-Angehörigen, die bald von muslimischen Kampfverbänden unterstützt wurden. In den ersten Kriegsjahren standen im Wesentlichen zwei Bündnisse einander gegenüber, die Nationale Bewegung aus linken und muslimischen Kräften, welche die christlichmaronitische Dominanz im Libanon beenden wollten, und die in der Libanesischen Front zusammengeschlossenen christlichen Verteidiger des politischen Status quo. 1976 griff die syrische Armee in den Konflikt ein, um den Sieg der linken und muslimischen Kräfte zu verhindern und besetzte mit rund 20 000 Soldaten den Libanon. Im weiteren Verlauf des Bürgerkrieges blieb zwar die Frontstellung zwischen Christen und Muslimen erhalten, der Verlauf des Bürgerkrieges wurde aber zunehmend von Auseinandersetzungen zwischen libanesischen und palästinensischen und zwischen proiranischen und prosyrischen Gruppierungen bestimmt. 1978 führten israelische Truppen im Südlibanon Vergeltungsmaßnahmen gegen PLO-Kämpfer durch. Die UNO zwang Israel zum Rückzug und installierte im Südlibanon entlang der Grenze UN-Friedenstruppen, die United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL), die den israelischen Rückzug sicherstellen, den Frieden wiederherstellen und die libanesische Regierung bei der Durchsetzung ihrer Hoheit im Südlibanon unterstützen sollte. In den nahezu 30 Jahren ihres Bestehens war der UN-Mission jedoch kaum Erfolg beschieden. 1982 drangen israelische Truppen bis Beirut vor und belagerten den Westteil der Stadt, wo sich die Kommandozentrale der PLO und etwa 10 000 PLOKämpfer befanden. Nach der Ermordung des christlichen Präsidenten Bashir Gemayel richteten Phalangisten Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Shatila und Sabra an. Die PLO-Einheiten wurden fast vollständig aus dem Libanon vertrieben. Im September 1982 wurde der gemäßigte Amin Gemayel, ein Bruder des ermordeten Präsidenten, zu dessen Nachfolger gewählt. Es gelang ihm jedoch nicht, mit der mit amerikanischer Hilfe neu aufgebauten libanesischen Armee die Kontrolle über das Land zurückzugewinnen. Die multinationalen Schutztruppen zogen sich aus dem Libanon zurück. Auf Initiative Saudi-Arabiens fanden 1983 und 1984 Friedenskonferenzen in der Schweiz statt, ohne dass die Bürgerkriegsparteien sich auf ein Abkommen hätten einigen können. Mit dem Teilrückzug israelischer Truppen aus dem Libanon 1985 entstand im Südlibanon ein Machtvakuum, in das zunächst die prosyrische Amal-Miliz und die mit ihr rivalisierende proiranische Hisbollah-Miliz stießen, welche weiterhin Anschläge gegen israelische Stellungen im Libanon durchführten. Als Gemayel am Ende seiner Präsidentschaft 1988 den christlichen General Michel Auon zum Regierungschef ernannte, war die Zersplitterung des Landes in jeweils von einer Gruppe beherrschte Regionen nicht mehr aufzuhalten, die libanesische Armee zerfiel erneut. Eine muslimische Gegenregierung etablierte sich. Im August 1990 wurde auf Vermittlung Saudi-Arabiens die Verfassung dahin gehend geändert, das Parlament paritätisch mit Muslimen und Christen zu besetzen. Auon widersetzte sich dem Abkommen, seine Armee konnte erst im Oktober zur Kapitulation gezwungen werden. Mit syrischer Hilfe gelang es den neuen libanesischen Streitkräften allmählich, die militärische Kontrolle über große Teile des Landes von den mehr als 80 Privatarmeen zurückzuerobern. In den 15 Bürgerkriegsjahren wurden etwa 90 000 Menschen getötet und 115 000 verletzt, 20 000 gelten als vermisst, 800 000 flohen ins Ausland. 7.8 Wiederaufbau und Stabilisierung Zur Sanierung des zerstörten Landes werden umfangreiche finanzielle Mittel benötigt. Aufgrund der nach wie vor instabilen politischen Verhältnisse zögerten die meisten im Ausland lebenden libanesischen Unternehmer, deren Kapital auf mehr als 30 Millionen US-Dollar geschätzt wird, ihr Geld im Land anzulegen. Bei den ersten freien Parlamentswahlen seit 20 Jahren im Sommer 1992 siegten die Schiiten und die Fundamentalisten, jedoch ohne eine regierungsfähige Mehrheit erringen zu können. Rafik Hariri, ein libanesischer Milliardär mit saudi-arabischem Pass, wurde zum Ministerpräsidenten gewählt. 1994 und 1995 bombardierte die israelische Luftwaffe wiederholt Stützpunkte der Hisbollah im Südlibanon, um damit der israelischen Forderung an die libanesische Regierung, die Hisbollah zu entwaffnen, Nachdruck zu verleihen. Auch im April 1996 unternahm die israelische Armee Angriffe auf vermutete Guerilla-Stellungen im Libanon. Im November 1998 löste Émile Lahoud den seit 1989 amtierenden Elias Hrawi an der Spitze des Staates ab. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt setzte er Hariri ab und berief Salim Hoss als neuen Ministerpräsidenten. Bei den Parlamentswahlen im August/September 2000 setzte sich jedoch das oppositionelle Bündnis um Hariri klar als stärkste Kraft durch, so dass Staatspräsident Lahoud seinen Gegner Hariri im Oktober 2000 doch wieder zum Ministerpräsidenten ernennen musste. Einem im März 2000 vom israelischen Kabinett gefassten Beschluss zufolge zog Israel bis Ende Mai nahezu alle seine Soldaten aus dem Südlibanon ab. Im August 2000 rückten UN-Friedenstruppen in den Südlibanon ein und bezogen Stellung entlang der Grenze. Im Juli 2002 wurde das Mandat der UN-Truppen verlängert. Im Oktober 2004 reichte Hariri seinen Rücktritt ein; Grund waren unüberwindbare Differenzen zwischen ihm und Staatspräsident Lahoud, insbesondere in Bezug auf die Schutzmacht Syrien, deren Rückzug Hariri forderte, von der Lahoud aber nachhaltig unterstützt wurde. Neuer Ministerpräsident wurde Omar Karami, der bereite in den Jahren 1990 bis 1992 die Regierung geführt hatte und insbesondere als enger Vertrauter der Schutzmacht Syrien galt. Eben dieses seit dem syrischen Einmarsch im Libanon 1976 bestehende Schutzmachtverhältnis war das Ziel der Resolution 1559, die der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im September 2004 verabschiedete und in der er sich erstmals nachdrücklich mit dieser Problematik befasste. In dieser Resolution forderte der Sicherheitsrat den Abzug der ,,fremden Truppen im Libanon" (womit die syrischen gemeint waren) und die Wiederherstellung der vollen Souveränität des Libanon und der alleinigen Hoheitsgewalt der libanesischen Regierung im ganzen Land. Syrien und der Libanon wiesen die Resolution jedoch als Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten zurück und erklärten, die syrische Präsenz im Libanon beruhe auf gegenseitigen Abmachungen. Syrien stellte jedoch neben den bereits vollzogenen Abzugsbewegungen auch weiter gehende Truppenreduzierungen im Libanon in Aussicht. Mit angestoßen worden war die UN-Resolution auch dadurch, dass das libanesische Parlament auf syrischen Druck hin, aber gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit im September 2004 die Amtszeit von Präsident Lahoud um weitere drei Jahre verlängert hatte - erneut eine schwerwiegende Einmischung Syriens in innerlibanesische Belange. Bei einem schweren Attentat in Beirut am 14. Februar 2005 kamen Hariri und weitere 22 Personen ums Leben, etwa 100 Menschen wurden verletzt. Die Verantwortung für das Attentat übernahm eine bis dahin nicht in Erscheinung getretene islamistische Gruppierung. Sie erklärte, Hariri sei ein Agent Saudi-Arabiens, und er sei als Vergeltung für die von saudi-arabischen Sicherheitskräften getöteten ,,Gotteskrieger" ermordet worden. Wahrscheinlicher aber schien ein Zusammenhang des Attentats mit der antisyrischen Haltung des nach wie vor politisch sehr einflussreichen Hariri; immerhin war nicht auszuschließen, dass Hariri mit seiner nachdrücklichen Forderung nach einem Rückzug Syriens aus dem Libanon noch vor den für den Mai 2005 geplanten Parlamentswahlen den Ausgang der Wahlen zugunsten der antisyrischen Opposition mitbestimmen würde. In der Folgezeit organisierte die Opposition, die eindeutig Syrien und damit auch der prosyrischen Regierung des Libanon die Verantwortung für die Ermordung Hariris zuschrieb, Demonstrationen und Protestaktionen gegen die syrische Besatzung und für die völlige Unabhängigkeit des Libanon. Dadurch im eigenen Land unter Druck gesetzt, reichten Ministerpräsident Karami und seine Regierung Ende Februar ihren Rücktritt ein. Zehn Tage später beauftragte Präsident Lahoud jedoch erneut Karami mit der Regierungsbildung; es gelang Karami jedoch nicht, eine Regierung der nationalen Einheit aus prosyrischen Anhängern des Präsidenten und antisyrischen Oppositionellen zu formieren, weshalb er am Ende sein Amt aufgab. Inzwischen war Syrien durch die Ereignisse im Libanon international so unter Druck geraten, dass Präsident Bachar al-Assad im März 2005 den Abzug der noch etwa 15 000 im Libanon stationierten syrischen Soldaten einleitete, und nur wenig später erklärte er sich zur völligen Umsetzung der Resolution 1559 bereit, d. h. zum Abzug aller syrischen Truppen und Geheimdienstagenten aus dem Libanon. Bereits am 26. April 2005 verließen die letzten syrischen Truppen den Libanon, womit die fast 30-jährige syrische Militärpräsenz im Libanon beendet war. Unterdessen hatte Lahoud den ebenfalls syrientreuen Najib Mikati mit der Regierungsbildung beauftragt. Er stellte ein Expertenkabinett zusammen, von dessen 14 Ministern nur zwei bereits der Regierung Karami angehört hatten und fünf als oppositionsfreundlich galten. Am 26. April 2005 wurde diese neue Regierung fast einstimmig vom Parlament bestätigt. Aus den Parlamentswahlen, die zwischen dem 29. Mai und dem 19. Juni 2005 an vier aufeinander folgenden Sonntagen in den vier Landesteilen Beirut, Süden, Norden und Osten stattfanden, gingen zum ersten Mal seit dem Ende des Bürgerkrieges 1990 die antisyrischen Parteien und Gruppierungen als stärkste Kraft hervor: Die ZukunftsAllianz von Saad Hariri, dem Sohn des ermordeten Rafik Hariri, der neben anderen kleineren Parteien auch der Drusen-Block von Walid Dschumblat angehörte, gewann mit 72 der insgesamt 128 Mandate die absolute Mehrheit; die ebenfalls antisyrische Patriotische Front von Michel Auon, der während des Bürgerkrieges Oberbefehlshaber der Armee sowie kurzzeitig Ministerpräsident gewesen und erst kurz vor den Wahlen aus dem Exil zurückgekehrt war, errang 21 Mandate; das prosyrische Bündnis aus Hisbollah und Amal sowie zwei kleinen Parteien kam auf 35 Mandate. Als neuen Ministerpräsidenten schlug das Parlament wenige Tage nach den Wahlen Fouad Siniora vor, einen antisyrischen Politiker, der in der Regierung Hariri lange Jahre das Amt des Finanzministers innehatte und als enger Vertrauter Hariris galt. Angesichts der Machtverhältnisse im Parlament beauftragte Präsident Lahoud - trotz einer konträren politischen Einstellung - Siniora mit der Regierungsbildung, nahm jedoch auch großen Einfluss auf die Zusammensetzung des Kabinetts. Ende Juni wählte das Parlament Siniora formell zum Ministerpräsidenten, und einen Monat später bestätigte es seine Regierung, die nahezu alle im Parlament vertretenen Richtungen repräsentierte, mehrheitlich antisyrisch war und der erstmals auch ein Vertreter der Hisbollah angehörte. Im April 2005 hatte der UN-Sicherheitsrat mit der Resolution 1595 eine unabhängige Untersuchungskommission eingerichtet, die unter der Leitung des deutschen Staatsanwaltes Detlev Mehlis den Mord an Hariri aufklären sollte. Im Oktober legte die Kommission einen Untersuchungsbericht vor, dem zufolge hochrangige syrische und libanesische Geheimdienstoffiziere in den Anschlag verwickelt waren, und bestätigte damit den Verdacht auf einen politischen, prosyrischen Hintergrund des Attentats. Die neue, antisyrische Regierung des Libanon, die auf Betreiben der Kommission bereits im Sommer einige Geheimdienstoffiziere hatte verhaften lassen und die Untersuchungen insgesamt unterstützt hatte, begrüßte die Aufklärung des Attentats. 7.9 Erneuter Krieg Hatte sich der Libanon in den anderthalb Jahrzehnten seit dem Ende des Bürgerkrieges politisch, wirtschaftlich und was den Wiederaufbau anbelangte, weitgehend erholt, so erlebte das Land im Sommer 2006 einen erneuten schweren Rückschlag: In Reaktion auf die Entführung zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah leitete Israel am 12. Juli 2006 eine Großoffensive gegen die Hisbollah im Libanon ein. Erklärtes Ziel war es, die Stellungen der Organisation zu vernichten, die seit mehr als zwei Jahrzehnten vom Südlibanon aus immer wieder mit Raketenangriffen den Norden Israels terrorisierte. Mit Luftangriffen, Bodentruppen und von See aus ging Israel massiv gegen die Hisbollah vor, drang dabei nicht nur in den Südlibanon ein und besetzte ihn, sondern stieß auch bis in die Beka-Ebene vor und griff Beirut an, zwei weitere Zentren der Hisbollah. Neben Stützpunkten der Hisbollah zerstörte Israel auch in großem Umfang Straßen, Brücken und andere Infrastruktur, verhängte zudem eine Luft- und Seeblockade, so dass der Libanon bald völlig abgeschnitten war und Versorgungsgüter kaum mehr in das Land gelangen konnten und auch die Verteilung innerhalb des Landes teilweise unmöglich wurde; Hunderttausende Libanesen wurden in die Flucht getrieben, und Hunderte, vor allem Zivilisten, kamen ums Leben. Die gegenüber der Hisbollah machtlose libanesische Regierung hielt sich zunächst weitgehend im Hintergrund, die Armee wurde nicht eingesetzt; auf internationaler Ebene, vor allem bei den Vereinten Nationen, suchte sie auf eine auch den libanesischen Interessen gerecht werdende Lösung hinzuarbeiten. Eine Lösung des Konflikts brachte die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates vom 11. August 2006, der wochenlange Verhandlungen sowohl innerhalb des Sicherheitsrates als auch zwischen Sicherheitsrat und Libanon und Syrien vorausgegangen waren. Die wesentlichen Forderungen der Resolution waren die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten, die gemeinsame Stationierung der auf bis zu 15 000 Mann aufgestockten UNIFIL-Truppe und der von der libanesischen Regierung zugesagten 15 000 Soldaten im Südlibanon und, parallel dazu, der Rückzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon, die Kontrolle des gesamten Libanon, also auch des bis dahin von der Hisbollah kontrollierten Südens, durch die libanesische Regierung, die Schaffung einer von bewaffneten Gruppen und Waffen (ausgenommen UNIFIL und libanesische Truppen) freien Zone zwischen der Grenze zu Israel und dem Litani-Fluss, d. h., die Hisbollah sollte aus diesem Gebiet entfernt werden; außerdem die Entwaffnung aller bewaffneten Gruppen (mit den genannten Ausnahmen) im Libanon, also die Entwaffnung in erster Linie der Hisbollah, sowie die Unterbindung von Waffenlieferungen, soweit sie nicht von der Regierung genehmigt sind, d. h. der regulären Armee zukommen. Die Resolution wurde von allen beteiligten Parteien, auch der Hisbollah, akzeptiert und auch weitgehend befolgt, zumindest was die Einstellung der Feindseligkeiten anbelangte. Die Aufstockung und Stationierung des UNIFIL-Kontingents ging allerdings nur zögerlich voran, was nicht zuletzt daran lag, dass dessen Mandat und Aufgaben nur vage formuliert waren; fraglich schien auch, ob die eher schlecht ausgebildete und mit veraltetem Material ausgerüstete libanesische Armee, die sich darüber hinaus etwa zur Hälfte aus Schiiten, also eher der Hisbollah als der Regierung Nahestehenden, zusammensetzte, ihrer Aufgabe gerecht werden könne. Des Weiteren war ungeklärt, wie die Entwaffnung der Hisbollah, die im Übrigen bereits in der Resolution 1559 von 2004 gefordert worden war, vonstattengehen und gewährleistet werden sollte. Ebenso zögerlich wie die Stationierung von UNIFIL und libanesischen Truppen verlief der israelische Rückzug aus dem Libanon: Die Luft- und Seeblockade hielt Israel zulasten der Zivilbevölkerung bis in den September hinein aufrecht, der Truppenabzug war erst Anfang Oktober 2006 abgeschlossen. Die UNIFIL-Truppe bestand zu diesem Zeitpunkt aus etwa 6 000 Mann, die Überwachung der libanesischen Küste übernahm die deutsche Bundesmarine. Die Bilanz des Krieges waren auf libanesischer Seite knapp 1 200 Tote, zum weitaus größten Teil Zivilisten, etwa eine Million Flüchtlinge sowie Sachschäden in Höhe von mindestens 3,5 Milliarden US-Dollar. Nachdem Israel in den ersten Kriegstagen ein libanesisches Kraftwerk beschossen hatte und in der Folge mehr als 15 000 Tonnen Öl in das Mittelmeer geflossen waren, hatte der Libanon zudem mit einer Ölpest an seiner Küste zu kämpfen, die als die schlimmste Umweltkatastrophe in der Geschichte der Region galt. 7.10 Anhaltende Konflikte Knapp drei Monate nach Kriegsende sah sich der Libanon einer neuen schweren Krise konfrontiert, als fünf prosyrische Minister ihren Rücktritt einreichten (der aber von Ministerpräsident Siniora nicht angenommen wurde), nachdem Verhandlungen über eine Erweiterung des Kabinetts um weitere prosyrische Vertreter gescheitert waren. Vor allem die Hisbollah hatte mit Hinweis auf ihren erfolgreichen Kampf gegen Israel eine stärkere Beteiligung schiitischer, prosyrischer Kräfte an der Regierung gefordert, in erster Linie wohl deshalb, um in der Regierung über eine Sperrminorität gegenüber der antisyrischen Mehrheit zu verfügen. Denn zugleich berieten die Vereinten Nationen über die Einrichtung eines internationalen Sondertribunals zum vermutlich von Syrien und prosyrischen Libanesen mit zu verantwortenden Attentat auf Hariri im Februar 2005; dieses Sondertribunal wurde am Ende auch beschlossen und von der libanesischen Regierung (bei Abwesenheit der prosyrischen Minister) bestätigt. Der Konflikt zwischen anti- und prosyrischen Kräften verschärfte sich, als am 21. November 2006 Industrieminister Pierre Gemayel aus der christlichen, antisyrischen Politikerdynastie Gemayel einem Attentat zum Opfer fiel; es war dies das vierte Attentat auf einen prominenten Syriengegner seit dem Mord an Hariri und wurde wie die vorangegangenen prosyrischen Kreisen zugeschrieben, die damit möglicherweise die prowestliche Regierung zum Scheitern bringen wollten. Der Sommer 2007 war erneut von bewaffneten Auseinandersetzungen geprägt, und zwar zwischen der libanesischen Armee und der al-Qaida nahestehenden IslamistenMiliz Fatah al-Islam, die sich um das Palästinenser-Flüchtlingslager Nahr al-Bared nahe Tripolis konzentrierten. Erst nach mehr als drei Monaten konnte sich die Armee gegen die Islamisten durchsetzen, was die Regierung als ,,größten nationalen Sieg über den Terrorismus" feierte. In den Wochen vor dem Ende der Amtszeit von Präsident Lahoud im November 2007 gelang es dem Parlament aufgrund der anhaltenden Differenzen zwischen pro- und antisyrischen Kräften nicht, einen Nachfolger zu wählen. Die Befugnisse des Präsidenten gingen daher nach Lahouds Ausscheiden aus dem Amt vorerst an die Regierung über. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« 4.1 Bildung und Schulwesen Die Analphabetenquote lag 1998 für Männer bei 9 Prozent, für Frauen bei 21 Prozent.

Über 70 000 Studenten studieren an 20 Universitäten und Hochschulen, mehr als dieHälfte davon an der staatlichen Université Libanaise.

Die anderen Universitäten sind in privater Hand.

Die verbreitetsten Fremdsprachen sind Französisch und Englisch. 4.2 Kultureinrichtungen In Beirut bietet ein Goethe-Institut Veranstaltungen an.

Mehrere Kulturdenkmäler im Libanon wurden in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen: die Ruinender Omaijadenstadt Anjar, die Ruinen von Baalbek, Byblos und Tyros sowie das Heilige Tal Wadi Qadisha mit dem Wald der Libanonzedern Horsh Arz el Rab. 4.3 Medien Libanon erfreut sich – von einzelnen Repressalien gegen kritische Journalisten abgesehen – einer relativ weitreichenden Pressefreiheit.

15 Tageszeitungen erscheinen miteiner Gesamtauflagenzahl von mehr als 400 000.

Neben mehreren Radiosendern gibt es 15 Fernsehstationen.

2000 wurden 227 500 Internetnutzer gezählt, die über22 Provider Zugänge fanden. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der Verfassung von 1926 werden politische Ämter nach einem festgeschriebenen Religionsproporz vergeben. 5.1 Exekutive Der Staatspräsident ist Chef der Exekutive.

Er wird vom Parlament für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt und muss maronitischer Christ sein.

Er ernennt dieRegierung, die vom Ministerpräsidenten, einem sunnitischen Muslim, geleitet wird. 5.2 Legislative Die Legislative wird von der Nationalversammlung, der ein schiitischer Muslim als Parlamentspräsident vorsitzt, ausgeübt.

Die 128 Parlamentsmitglieder werden alle vierJahre in allgemeinen Wahlen bestimmt.

Auch die Sitze im Parlament werden paritätisch zwischen Christen und Muslimen verteilt.

Der Parlamentspräsident ist schiitischerMuslim. 5.3 Judikative Die Judikative obliegt auf oberster Ebene einem Staatsrat.

Elf Appellations- und vier Kassationsgerichtshöfe schließen sich an.

56 Einzelrichtergerichte für Zivil- undStrafsachen bilden die Basis des Justizsystems. 5.4 Kommunalverwaltung Die von der Verfassung vorgesehene Gliederung des Libanon in fünf Verwaltungsprovinzen ist in der Praxis durch die Etablierung von Einflusszonen der unterschiedlichenKriegsparteien außer Kraft gesetzt. 6 WIRTSCHAFT Der Libanon gehörte bis zu Beginn des Bürgerkrieges 1975 zu den bedeutendsten Finanz- und Handelsplätzen im Nahen Osten.

Durch den Bürgerkrieg wurde dieWirtschafts- und Infrastruktur nahezu komplett zerstört, eine weitgehende Lähmung der Wirtschaft mit jährlichen Inflationsraten von über 100 Prozent und einerArbeitslosenquote von rund 50 Prozent waren die Folge.

Nach dem offiziellen Kriegsende 1990 kam das dringend für den Wiederaufbau benötigte Kapital nur spärlich insLand.

Die meisten im Ausland lebenden libanesischen Unternehmer zögerten mit Investitionen, da die politischen Verhältnisse zu diesem Zeitpunkt noch sehr instabil waren.Nach den ersten freien Parlamentswahlen 1992 und den 1994 eingeleiteten Wirtschaftsreformen ging die Inflationsrate auf unter 10 Prozent zurück. Wichtiges Standbein der Wirtschaft des Libanon ist der Handel mit Wertpapieren und Devisen.

Allein im Dienstleistungssektor sind 62 Prozent aller Erwerbstätigenbeschäftigt.

Der vor dem Bürgerkrieg blühende Tourismus erholte sich langsam erst gegen Ende des 20.

Jahrhunderts.

Der Libanon ist nach wie vor stark auf finanzielleHilfe aus dem Ausland angewiesen, um den Wiederaufbau von Wirtschaft und Infrastruktur voranzutreiben. Die jährliche Wachstumsrate beläuft sich auf 0 Prozent (2006).

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 22 722 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 69,6 Prozent,Industrie 23,7 Prozent, Landwirtschaft 6,7 Prozent); daraus ergibt sich ein BIP pro Einwohner von 5 603,10 US-Dollar. 6.1 Landwirtschaft In der Landwirtschaft sind 7,3 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt.

30,6 Prozent des Staatsgebiets werden landwirtschaftlich genutzt.

An der intensiv kultivierten Küstewerden hauptsächlich Tabak, Obst (vor allem Zitrusfrüchte und Äpfel), Gemüse, Oliven und Weinbeeren produziert, in der fruchtbaren Beka-Ebene auch Getreide und Hanf.Höhere Bergregionen werden als Weideland für Schafe, Ziegen und Rinder genutzt, was die Erosion der entwaldeten Böden beschleunigt. 6.2 Industrie Da der Libanon über fast keine Bodenschätze verfügt, verarbeitet die Industrie vorwiegend einheimische Rohprodukte oder importierte Rohstoffe und Halbwaren.

Es werdenbeispielsweise Nahrungsmittel, chemische Produkte, Baumwoll- und Seidenstoffe ( siehe Fasern) erzeugt sowie Maschinen und Elektrogeräte gefertigt.

Die Ölraffinerien bei Tripoli und Sidon verarbeiteten importiertes Erdöl und wurden während des Bürgerkrieges stark beschädigt.

Die Raffinerie bei Sidon wurde 1986 stillgelegt, das Werk beiTripoli soll wieder in Betrieb gehen.

Ein traditioneller Wirtschaftszweig im Libanon ist die Herstellung von Schmuckwaren, die zu einem Teil in den Export gehen.

In derIndustrie sind 31 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. 6.3 Währung und Außenhandel Das Libanesische Pfund mit 100 Piastern wird von der Bank des Libanon, die als Zentralbank fungiert, herausgegeben.

Der Libanon importiert den Großteil seiner Konsum-und Kapitalgüter.

In den Export gehen u.

a.

Nahrungsmittel, chemische Erzeugnisse, Schmuckwaren, Textilien, Maschinen und Elektrogeräte sowie Erzeugnisse der Metallverarbeitenden Industrie.

Die Handelsbilanz beträgt -80,8 Prozent (2002–2004).

Haupthandelspartner sind Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Italien,Deutschland, Frankreich und die USA.. »

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