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Libyen - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Libyen - geographie. 1 EINLEITUNG Libyen (Große Sozialistische Libysch-Arabische Volksrepublik), Staat in Nordafrika mit den Hauptlandschaften Tripolitanien, Cyrenaika und Fezzan. Libyen grenzt im Norden an das Mittelmeer, im Osten an Ägypten, im Südosten an die Republik Sudan, im Süden an die Republiken Tschad und Niger, im Westen an Algerien und im Nordwesten an Tunesien. Mit einer Fläche von 1 757 000 Quadratkilometern gehört Libyen zu den größten Ländern Afrikas. Hauptstadt des Landes ist Tripolis. 2 PHYSISCHE GEOGRAPHIE Libyen erstreckt sich zwischen dem Mittelmeer im Norden und der zentralen Sahara im Süden. Etwa 95 Prozent des Landes sind Sand-, Kies- und Steinwüste. Tripolitanien im Nordwesten umfasst neben dem Küstentiefland auch eine Schichtstufenlandschaft mit dem Djebel Nefusa. Diese fällt nach Süden steil ab und leitet über zur Wüstenregion des Fezzan. Der mittlere Küstenabschnitt umfasst das Tiefland an der Großen Syrte, in dessen Hinterland sich bis rund 1 200 Meter hohe vulkanische Gebirgsmassive erheben. Im Nordosten Libyens befindet sich die Cyrenaika mit dem steil zum Meer abfallenden 876 Meter hohen Djebel el Akhdar. Südlich dieses Gebirgszuges erstrecken sich die Sanddünengebiete der Libyschen Wüste. Im Süden, an der Grenze zum Tschad, greifen die Ausläufer des Tibesti auf libysches Gebiet über. Hier befindet sich auch mit dem 2 286 Meter hohen Bette die höchste Erhebung des Landes. 2.1 Klima Kennzeichen der klimatischen Verhältnisse in Libyen sind extreme Hitze und Trockenheit. In den Wüsten- und Halbwüstenregionen fallen nur episodische Niederschläge. Die Maximaltemperaturen übersteigen 55 °C. In El-Asisija wurde im August 1923 mit 57,3 °C die höchste jemals auf der Erde gemessene Temperatur ermittelt. Im Küstengebiet herrscht mediterranes Klima mit Winterregen. Hier werden bei mittleren Monatstemperaturen von 11 °C im Januar und 32 °C im Juli bis 600 Millimeter Jahresniederschlag erreicht, der Landesdurchschnitt liegt bei 380 Millimetern. Um das Problem der Wasserknappheit zu entschärfen, hat Libyen eine Vielzahl von großen Bewässerungsprojekten durchgeführt. Zu diesen Projekten gehört auch der ,,Große künstliche Fluss", eine riesige Wasserpipeline, von der große Teilabschnitte bereits in Betrieb sind. Im Rahmen des Projekts werden die Grundwasser leitenden Gesteinsschichten der Oasen Sarir, Sabhah und Kufra angezapft. Das Wasser wird dann über die Pipeline in die libyschen Städte und Agrarregionen entlang der Mittelmeerküste transportiert. Nach Fertigstellung sollen durch den ,,Großen künstlichen Fluss" täglich fünf Millionen Kubikmeter Wasser gepumpt werden; allerdings stammen diese Wassermengen aus nicht erneuerbaren fossilen Reserven. 2.2 Flora und Fauna Weite Teile Libyens sind vegetationslos oder tragen nur eine spärliche Pflanzendecke. Im mediterranen Bereich gibt es eine schmale Steppenzone. In den verstreut liegenden Oasen wachsen Dattelpalmen sowie Oliven- und Orangenbäume; in höheren Lagen gedeihen auch Wacholder- und Mastixsträucher. Die Säugetierfauna umfasst u. a. Streifenhyänen, Fenneks, Sandfüchse, Falbkatzen (die Stammform unserer Hauskatzen), Gazellen und Wüstenspringmäuse. Zur Avifauna gehören Bienenfresser, Wiedehopf, Kragentrappe, Triel, Sand- und Spießflughuhn, Palmtaube und Rothals-Ziegenmelker. 3 BEVÖLKERUNG Die Einwohnerzahl Libyens beträgt rund 6,2 Millionen (2008). Die in traditionellen Gemeinschaften lebenden Berber haben einen Anteil von 25 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Araber und arabisierte Berber sind in ihrer Lebensform und Sprache kaum voneinander zu unterscheiden und stellen 64 Prozent. Außerdem leben in Libyen Staatsangehörige anderer arabischer Länder sowie Europäer (vor allem Italiener) und Asiaten, die vorwiegend aus wirtschaftlichen Gründen hier sind. Der Verstädterungsgrad ist mit 87 Prozent sehr hoch. Die Bevölkerungsdichte liegt landesweit bei nur 3,5 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Bevölkerung ist jedoch sehr ungleichmäßig verteilt; etwa 90 Prozent der Einwohner leben in der Küstenregion. Das jährliche Bevölkerungswachstum beträgt 2,2 Prozent. 3.1 Wichtige Städte Die Hafenstädte Tripolis (2,01 Millionen Einwohner) und Bengasi (651 000) sind die beiden größten Städte. Weitere wichtige Städte sind Az Zawiya (220 000), Misurata (361 000), Homs (150 000), Gharyan (117 000) und Darnah (105 000). 3.2 Sprache und Religion Die Amtssprache ist Arabisch. Daneben sind Berbersprachen verbreitet. Als Handelssprachen finden Englisch und Italienisch Anwendung. Der Islam ist Staatsreligion; etwa 97 Prozent der Libyer gehören der muslimischen Glaubensgruppe der Sunniten an. Daneben gibt es eine kleine katholische Minderheit. 3.3 Soziales Libyen zählt zu den wirtschaftlich potentesten und wohlhabendsten Ländern des afrikanischen Kontinents. Es besteht ein Sozialversicherungssystem, zudem kostenlose medizinische Versorgung sowie Witwen-, Waisen- und Altersrenten. Die Arbeitslosenquote beträgt 30 Prozent. Auf einen Arzt kommen 775 Einwohner. Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 22 Sterbefällen pro 1 000 Lebendgeburten. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 77,1 Jahre (Männer 74,8 Jahre, Frauen 79,4 Jahre). 4 BILDUNG UND KULTUR In Libyen besteht eine 9-jährige Schulpflicht. Der Alphabetisierungsgrad konnte auf 84,2 Prozent gesteigert werden (2005). Unter den fünf Universitäten gibt es eine medizinische und eine pädagogische Universität; daneben existieren mehrere höhere Fachschulen. 4.1 Kultureinrichtungen In Tripolis befinden sich die Staatsbibliothek und das Nationalarchiv. Die Universität von Garyounis (1955) in Bengasi beherbergt die größte Bibliothek des Landes mit einem Bestand von mehr als 300 000 Bänden. Zu den führenden Museen des Landes gehören das Leptis Magna Museum in El Khoms mit bedeutenden archäologischen Sammlungen sowie naturgeschichtliche, epigraphische, historische und ethnographische Museen in Tripolis. 4.2 Medien Post und Telekommunikation sind in Libyen in staatlicher Hand. Über Funk wird die Kommunikation zwischen den Küstenregionen und dem Landesinneren sichergestellt. In Libyen herrscht eine strikte Pressezensur. Die Presse vertritt ausschließlich die offizielle Regierungslinie. Rundfunk und Fernsehen sind staatlich. Der Empfang von beliebigen Programmen über Satellitenfernsehen ist aber erlaubt. Auch der Zugang zum Internet ist frei; 2000 wurden 7 500 Internetnutzer gezählt. Die meistverkaufte libysche Tageszeitung ist Al-Fajr al-Djedid (,,Neuer Morgen"); die Gesamtauflage aller Tageszeitungen liegt bei etwa 71 000 Exemplaren. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Libyen ist gemäß der Verfassung von 1977 eine Sozialistische Arabische Volksrepublik. 5.1 Exekutive und Legislative Staatsoberhaupt ist der vom Allgemeinen Volkskongress gewählte Revolutionsführer. Dieser Volkskongress ist oberstes Legislativorgan und wird von einem Generalsekretär geleitet; seine etwa 1 000 Mitglieder setzen sich zusammen aus Vertretern der Regierung und Delegierten der lokalen Selbstverwaltungsorgane sowie der Massenorganisationen wie etwa der Gewerkschaften. Die Exekutive liegt bei dem Allgemeinen Volkskomitee, das sich aus 18 für je ein Ressort zuständigen Sekretariaten zusammensetzt. Parteien gibt es in Libyen nicht mehr. 5.2 Judikative Zivil-, Straf- und Handelsrecht in Libyen sind an das ägyptische Modell angelehnt. Seit 1979 obliegt das Rechtswesen dem Volkskomitee für Justiz. Höchste juristische Instanz ist der Oberste Gerichtshof. Daneben gibt es Appellationsgerichte, Gerichtshöfe erster Instanz und Schnellgerichte. Seit 1994 basiert das Rechtssystem auf der islamischen Scharia. 5.3 Kommunalverwaltung Bis 1977 war Libyen in Gouvernorate eingeteilt. Seit der Verfassungsänderung ist das Land in drei Provinzen und zehn Bezirke untergliedert. 5.4 Verteidigung Es besteht allgemeine Wehrpflicht. Die Dienstzeit beträgt je nach Waffengattung zwei Jahre oder länger. 6 WIRTSCHAFT Hauptstütze der Wirtschaft Libyens ist das Erdölgeschäft. Seit der Entdeckung großer Erdölvorkommen 1958 und Beginn der Förderung 1959 hat sich Libyen zu einem der wichtigsten Erdölexporteure der Welt entwickelt. Nach Nigeria ist das OPEC-Mitglied der zweitgrößte Exporteur Afrikas. Allerdings leidet die Wirtschaft unter dem 1992 verhängten Luftverkehrs- und Waffenembargo seitens der UN, das u. a. auch die Lieferung von Ausrüstungen und Ersatzteilen für Libyens Erdölindustrie untersagt. Das Embargo stand in Verbindung mit dem Flugzeugabsturz von Lockerbie 1988, der durch ein Bombenattentat ausgelöst wurde. In diesem Zusammenhang verdächtigte man zwei libysche Staatsbürger, deren Auslieferung die libysche Regierung lange Zeit verweigerte. Die Verdächtigen - nach britischer und amerikanischer Ansicht Mitarbeiter des libyschen Geheimdienstes - wurden schließlich im Frühjahr 1999 ausgeliefert, und die UN setzten die Sanktionen ab dem 5. April 1999 aus. Jedoch hielten die USA ihre Sanktionsmaßnahmen gegen Libyen aufrecht. 6.1 Landwirtschaft Landwirtschaft ist nur auf 2 Prozent der Landesfläche möglich. Der Großteil des Acker- und Weidelandes befindet sich in Tripolitanien im Nordwesten des Landes. In den östlichen und südlichen Landesteilen wird nur gelegentlich und abhängig von der jeweiligen Niederschlagsmenge Landwirtschaft betrieben. Wichtigste Anbauprodukte sind Weizen, Hafer, Oliven, Datteln, Weintrauben, Mandeln, Tomaten, Melonen und Zitrusfrüchte. In der Viehzucht dominiert die Schaf-, Ziegen- und Kamelhaltung der Nomaden; in staatlichen Betrieben werden Rinder und Geflügel gehalten. Groß angelegte Bewässerungsprojekte dienen zur Ausweitung des Agrarlandes. Besonders in der Wüstenregion werden die Beregnungsanlagen dabei mit unterirdischem Wasser gespeist. An der Küste sind mehrere Meerwasserentsalzungsanlagen in Betrieb. In der Landwirtschaft arbeiten 10,9 Prozent aller Erwerbstätigen. 6.2 Fischerei In den Küstengewässern Libyens werden kleinere Mengen an Sardinen und Thunfischen gefangen, zudem sammelt man Schwämme. 6.3 Bergbau Die wichtigsten Rohstoffe und Haupteinnahmequellen Libyens sind Erdöl und Erdgas - gemeinsam bringen sie nahezu 90 Prozent der gesamten Exporterlöse ein. Die umfangreichsten Erdöllagerstätten befinden sich südöstlich der Großen Syrte. Auch das Off-shore-Feld etwa 120 Kilometer nordwestlich von Tripolis ist überaus ergiebig. Um die Vorräte nicht frühzeitig zu erschöpfen, wurden Produktionsobergrenzen eingeführt. Daneben werden Eisenerz, Kalk und Gips sowie Kali- und Steinsalz abgebaut. 6.4 Industrie Wegen des starken Rückgangs der Einnahmen im Erdölsektor während der achtziger Jahre wurde der Diversifizierung der Wirtschaft hohe Priorität eingeräumt. Neben der Erdölverarbeitung sind inzwischen auch die Herstellung von Baustoffen (vor allem Zement), Textilien und Metallwaren sowie die Verarbeitung von Nahrungsmitteln gut entwickelt. Die meisten Konsumgüter müssen importiert werden. Das traditionelle Kunsthandwerk spielt wirtschaftlich nur eine untergeordnete Rolle. Der Anteil der Beschäftigten in der Industrie liegt bei 23 Prozent. Die Industriestandorte sind vor allem im Gebiet um Tripolis, Misurata (Eisen und Stahl) sowie entlang der Küste der Großen Syrte angesiedelt. 6.5 Währung und Außenhandel Währungseinheit ist der Libysche Dinar zu 1 000 Dirham. Als Notenbank fungiert die Libysche Zentralbank (1955), der auch die Kontrolle des Bankwesens und der Kreditvergabe obliegt. 1972 wurde die Libysch-Arabische Auslandsbank gegründet, um Auslandsinvestitionen abwickeln zu können. Die libyschen Exporte bestehen fast ausschließlich aus Erdöl und Erdgas. Mit dem Fall der Ölpreise im Lauf der achtziger Jahre gingen auch die Exporterlöse zurück. Wichtigste Importgüter sind Maschinen, chemische Erzeugnisse und Konsumgüter sowie Nahrungs- und Genussmittel. Haupthandelspartner sind neben Italien und Deutschland Spanien, Frankreich, Großbritannien, die Türkei sowie Tunesien und die Schweiz. 6.6 Verkehrswesen Hauptverkehrsader ist die Küstenstraße, die auch nach Tunesien und Ägypten reicht. Sie verläuft von Tunis über Tripolis, Bengasi und Tobruk nach Alexandria. Weitere Straßenverbindungen bestehen zwischen Sebhah im Landesinneren und der Küstenstraße. Das gesamte Straßennetz Libyens weist eine Länge von 83 200 Kilometern auf (1999), 57 Prozent sind befestigt. Die wichtigsten Hafenstädte sind Tripolis, Bengasi, Tobruk und Misurata. Wichtige Flughäfen sind Tripolis und Bengasi, die allerdings aufgrund des UN-Luftverkehrsembargos lange Zeit von internationalen Fluglinien nicht angeflogen wurden. 7 GESCHICHTE Im Westen des heutigen Libyen, das damals im Wesentlichen von Berbern bewohnt war, gründeten um 800/700 v. Chr. die Phönizier drei Kolonien: Leptis Magna, Oie und Sabratha, von den Griechen später Tripolis (,,Dreistadt") genannt - daher der Name Tripolitanien für die Küstenregion im Westen Libyens. Im Osten gründeten griechische Kolonisten im 7. Jahrhundert v. Chr. die Stadt Kyrene sowie weitere vier Städte, zusammengefasst unter dem Namen Pentapolis (,,Fünfstadt") bzw. Cyrenaika (Kyrenaika). Tripolitanien kam im 6. Jahrhundert v. Chr. unter karthagische Vorherrschaft, nach dem 2. Punischen Krieg unter numidische, und nach dem 3. Punischen Krieg fiel das Gebiet 146 v. Chr. an Rom und wurde Teil der römischen Provinz Afrika. Die Cyrenaika wurde 331 v. Chr. von Alexander dem Großen erobert und seinem Reich eingegliedert; anschließend gehörte sie zum ptolemäischen Ägypten, bis sie im frühen 1. Jahrhundert v. Chr. unter römische Herrschaft kam und Teil der römischen Provinz Cyrenaika wurde. Im Zuge der Teilung des Römischen Reiches 395 n. Chr. kam Tripolitanien zu Westrom, die Cyrenaika zu Ostrom bzw. dem Byzantinischen Reich. Tripolitanien wurde 455 von den Wandalen erobert und 533 von Byzanz zurückgewonnen. 647 wurde das Gebiet des heutigen Libyen von den Arabern erobert und in der Folgezeit relativ rasch islamisiert. Ab 800 gehörte Libyen zum Herrschaftsbereich der nordafrikanischen Dynastie der Aghlabiden und ab 909 zum Herrschaftsbereich der Fatimiden, die 1082 von den Almoraviden abgelöst wurden. Ab 1146 stand Tripolitanien kurzzeitig unter der Herrschaft der sizilianischen Normannen, bis Libyen 1158 an die Almohaden fiel, denen Mitte des 13. Jahrhunderts die Hafsiden folgten. Von 1551 bis 1912 gehörte Libyen zum Osmanischen Reich. Im 18. und frühen 19. Jahrhundert bildete Libyen, obwohl formell unter osmanischer Herrschaft, unter der Dynastie der Karamanli de facto ein weitgehend unabhängiges Staatswesen, und ab etwa 1840 gewann die Bruderschaft der Senussi zunehmend an Macht, sowohl religiös als auch politisch. Die Senussi kämpften zunächst gegen die osmanische Herrschaft, vereinten sich aber 1911 im Italienisch-Türkischen Krieg mit den Osmanen im Kampf gegen die Italiener, jedoch erfolglos: 1912 eroberten die Italiener Libyen. Allerdings setzten die Senussi ihren Widerstand gegen die Italiener fort, vertrieben sie während des 1. Weltkrieges weitgehend wieder aus Libyen, wurden dann aber in langwierigen Auseinandersetzungen, die bis 1931 andauerten, endgültig von den Italienern besiegt. Unter italienischer Herrschaft wurden die Provinzen Tripolitanien, Cyrenaika und Fezzan 1934 erstmals zu einer Verwaltungseinheit zusammengefasst, und zwar zur italienischen Kolonie Libia; 1940 annektierte Italien die Kolonie. In den dreißiger Jahren siedelte Italien in Libyen planmäßig Kolonisten an, die in erster Linie die Landwirtschaft nach europäischem Vorbild ausbauen sollten; das Projekt kam, bedingt durch den 2. Weltkrieg, über seine Anfänge nicht hinaus. Während des 2. Weltkrieges war Libyen Schauplatz erbitterter Schlachten zwischen italienischen und deutschen Truppen auf der einen und Streitkräften der Alliierten auf der anderen Seite. Nach seiner Niederlage im 2. Weltkrieg verzichtete Italien 1947 formell auf Libyen, das nun zunächst als Treuhandgebiet der Vereinten Nationen verwaltet wurde; im November 1949 beschlossen die Vereinten Nationen die Entlassung Libyens in die Unabhängigkeit zum 1. Januar 1952. 7.1 Monarchie 1950 trat in Tripolis eine Nationalversammlung zusammen, deren Mitglieder zu gleichen Teilen aus der Cyrenaika, Tripolitanien und dem Fezzan stammten. Sie verabschiedete im Oktober 1951 eine Verfassung, die Libyen als föderatives Königreich definierte, und bestimmte den Emir der Cyrenaika und Führer der Senussi, Idris asSenussi, zum künftigen König. Am 24. Dezember 1951 rief Idris as-Senussi als König Idris I. die Unabhängigkeit Libyens aus. Die ersten Wahlen fanden im Februar 1952 statt; im März trat das Parlament erstmals zusammen. 1953 trat der Staat der Arabischen Liga bei, 1955 den Vereinten Nationen und 1963 der Organisation für Afrikanische Einheit. 1963 erfolgte eine Verfassungsänderung, die nun auch den Frauen das Wahlrecht garantierte; zudem wurde der Föderalismus zugunsten eines zentralistischen Systems verworfen und Libyen in einen in zehn Provinzen untergliederten Zentralstaat umgewandelt. In der Außenpolitik lehnte sich Libyen an den Westen an, schloss 1953 einen Beistandspakt mit Großbritannien und räumte Großbritannien und den USA Militärstützpunkte in Libyen ein - gegen Wirtschaftshilfe. In den fünfziger Jahren wurden in Libyen reiche Erdölvorkommen entdeckt. 1956 gewährte Libyen zwei amerikanischen Ölgesellschaften erste Konzessionen zur Erdölförderung; bis Ende der sechziger Jahre folgten zahlreiche weitere Förderkonzessionen für internationale Ölgesellschaften. Durch den Bau einer Pipeline 1961, die die Ölfelder im Landesinneren mit der Mittelmeerküste verband, konnte der Ölexport erheblich gesteigert werden; Libyen entwickelte sich zu einem der wichtigsten Öl exportierenden Länder und wurde folglich auch unabhängig von ausländischer Finanzhilfe, zumal seit Idris I. 1961 für künftige Verträge mit ausländischen Ölgesellschaften per Erlass den Anteil des Staates am Gewinn aus der Ölförderung von bislang 50 auf 70 Prozent erhöht hatte. 1964 erreichte Libyen die Aufhebung der britischen und US-amerikanischen Stützpunkte; die letzten britischen und amerikanischen Kontingente verließen jedoch erst 1970, nach dem Umsturz, das Land. Am Sechstagekrieg gegen Israel 1967 nahm Libyen zwar nicht direkt teil, unterstützte aber die Sache der arabischen Länder und ließ nach dem Krieg Jordanien und Ägypten großzügige finanzielle Unterstützung für den Wiederaufbau ihrer Wirtschaft zukommen. Am 1. September 1969 stürzte eine Gruppe junger Offiziere, der ,,Bund freier Offiziere", unter der Führung von Oberst Muammar al-Gaddhafi in einem unblutigen Militärputsch die Monarchie und rief die Arabische Republik Libyen aus. Die Revolutionsregierung unter der Führung Gaddhafis schlug innen- wie außenpolitisch einen radikal neuen Kurs ein: Im Inneren wurde ein sowohl dem Islam wie dem Sozialismus verpflichtetes System errichtet, nach außen näherte sich Libyen unter Abkehr von den westlichen Staaten der Sowjetunion an und profilierte sich als führender Vertreter des Panarabismus sowie strikt antiisraelischer Positionen. 7.2 Die Republik Libyen unter Gaddhafi 1970/71 verstaatlichte Libyen Banken, Versicherungen, große Handelsunternehmen sowie die Erdölfördergesellschaften einschließlich der ausländischen; die in den dreißiger Jahren eingewanderten Italiener wurden enteignet und des Landes verwiesen. 1973 erhob Gaddhafi im Rahmen einer ,,Kulturrevolution" den Islam zur Grundlage allen politischen Lebens in Libyen, und in der neuen Verfassung von 1977 definierte sich Libyen als sozialistische Volksrepublik mit dem Koran als dem verbindlichen Gesetz der Gesellschaft und der Volksherrschaft als der Basis des politischen Systems. In der Außenpolitik suchte Libyen, geleitet von der Idee des Panarabismus, den engen Zusammenschluss mit anderen arabischen Staaten. 1971 wurde auf libysche Initiative die ,,Union Arabischer Republiken", bestehend aus Libyen, Ägypten und Syrien, beschlossen und 1974 eine Union mit Tunesien. Beide Projekte wurden jedoch nicht realisiert; sie scheiterten nicht zuletzt an dem unbedingten Führungsanspruch Libyens. Die panarabisch-islamische Politik stand in engem Zusammenhang mit der Frontstellung Libyens gegenüber Israel. Diese äußerte sich u. a. in der politischen, militärischen und finanziellen Unterstützung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und anderer Guerillagruppen sowie der arabischen Nachbarn Israels im Kampf gegen den jüdischen Staat. Bereits vor dem Jom-Kippur-Krieg hatte Libyen darauf gedrängt, die Öllieferungen der arabischen Welt an diejenigen westlichen Industrieländer drastisch zu senken, die eine israelfreundliche Politik verfolgten, und nahm dann, als das Ölembargo umgesetzt wurde (siehe Ölkrise), folgerichtig auch daran teil. 1978 kam es zum Bruch mit dem Nachbarland Ägypten. Ursache war der ägyptisch-israelische Friedensprozess, der 1978 in dem Camp-David-Abkommen und 1979 in dem ägyptisch-israelischen Friedensvertrag mündete; Libyen lehnte den Aussöhnungsprozess strikt ab, ebenso wie Syrien, mit dem nun Libyen sich eng verbündete und die so genannte ,,Ablehnungsfront" initiierte. Anfang der achtziger Jahre griff Libyen auf der Seite der Opposition im Bürgerkrieg im benachbarten Tschad ein, gewann die Kontrolle über den Nordteil des Landes, musste sich 1987 jedoch wieder zurückziehen und 1989 einen Friedensvertrag schließen. Neben der PLO unterstützte Libyen eine Reihe weiterer Befreiungsbewegungen wie etwa die Polisario sowie antiamerikanische und antiisraelische Terrorgruppen weltweit. Dies führte zu zunehmenden Spannungen mit der westlichen Welt, insbesondere den USA, die 1986 unter Präsident Ronald Reagan in Reaktion auf Terroranschläge Tripolis und Bengasi bombardierten und ein Wirtschaftsembargo verhängten. 1992 verhängten die Vereinten Nationen gegen Libyen ein Luftverkehrs- und Waffenembargo, da Libyen sich weigerte, die mutmaßlichen Attentäter des Flugzeugabsturzes von Lockerbie (1988) auszuliefern. 1999 lieferte Libyen die mutmaßlichen Attentäter aus, woraufhin sich die Beziehungen zu den westlichen Staaten spürbar verbesserten und die Sanktionen teilweise aufgehoben wurden. 2003 übernahm Libyen zudem die ,,zivile Verantwortung" für das Lockerbie-Attentat und richtete einen Entschädigungsfonds für die Hinterbliebenen in Milliardenhöhe ein; außerdem zahlte Libyen eine hohe Entschädigungssumme an die Hinterbliebenen der Opfer eines Terroranschlages auf ein französisches Verkehrsflugzeug von 1989, woraufhin der Weg für die Aufhebung der Sanktionen frei war. Während des 2. Golfkrieges (1991) verhielt sich Libyen zurückhaltend, da es sowohl den irakischen Einmarsch in Kuwait als auch den folgenden Krieg gegen den Irak verurteilte. Das Verhältnis zu Ägypten entspannte sich nun wieder. Den ab 1993 forcierten Nahost-Friedensprozess lehnte Libyen jedoch ab. Seit dem Sturz der Monarchie bestimmte Gaddhafi als Vorsitzender des Revolutionsrates (bis 1977), Generalsekretär des Allgemeinen Volkskongresses (1977-1979) sowie seit 1979 ohne formelles Amt als ,,Führer der Großen Revolution" und de facto Staatsoberhaupt die Politik Libyens. War sein autoritäres Regime zunächst dank der hohen Einnahmen aus dem Ölgeschäft und deren Investition zugunsten der breiten Masse noch relativ unangefochten, so mehrte sich in den achtziger Jahren doch der Widerstand gegen seine Herrschaft. Grund war u. a. die zunehmend angespannte Finanzlage des Staates: Sinkenden Einnahmen aus dem Ölexport aufgrund zurückgehender Weltmarktpreise standen weiterhin hohe Ausgaben für Rüstung und die Unterstützung von Terrorgruppen sowie eine überspannte Planwirtschaft und ehrgeizige Industrieprojekte gegenüber; die internationalen Sanktionen verschärften die Situation noch, woran auch eine vorsichtige Liberalisierung der Wirtschaft 1987 wenig änderte. Widerstand wurde regelmäßig gewaltsam unterdrückt, so etwa 1993 eine Militärrevolte gegen Gaddhafi und 1996 regierungsfeindliche Unruhen. Im Dezember 2003 gab Libyen nach monatelangen Geheimverhandlungen mit den USA und Großbritannien überraschend bekannt, künftig auf Massenvernichtungswaffen verzichten zu wollen, und offenbarte, über ein fortgeschrittenes Programm zum Bau von Atomwaffen zu verfügen sowie über biologische und chemische Kampfstoffe. Zudem kündigte Libyen an, unangekündigte Kontrollen seiner Atomanlagen zuzulassen und ein Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen. Noch im Dezember begann die Internationale Atomenergiebehörde mit ersten Kontrollen in libyschen Atomanlagen. Ein erstes Ergebnis besagte, dass in diesen Anlagen noch nie Uran angereichert wurde; angereichertes Uran ist ein wichtiger Baustein bei der Herstellung von Atomwaffen. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Post und Telekommunikation sind in Libyen in staatlicher Hand.

Über Funk wird die Kommunikation zwischen den Küstenregionen und dem Landesinneren sichergestellt.

InLibyen herrscht eine strikte Pressezensur.

Die Presse vertritt ausschließlich die offizielle Regierungslinie.

Rundfunk und Fernsehen sind staatlich.

Der Empfang von beliebigenProgrammen über Satellitenfernsehen ist aber erlaubt.

Auch der Zugang zum Internet ist frei; 2000 wurden 7 500 Internetnutzer gezählt.

Die meistverkaufte libyscheTageszeitung ist Al-Fajr al-Djedid („Neuer Morgen”); die Gesamtauflage aller Tageszeitungen liegt bei etwa 71 000 Exemplaren. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Libyen ist gemäß der Verfassung von 1977 eine Sozialistische Arabische Volksrepublik. 5.1 Exekutive und Legislative Staatsoberhaupt ist der vom Allgemeinen Volkskongress gewählte Revolutionsführer.

Dieser Volkskongress ist oberstes Legislativorgan und wird von einem Generalsekretärgeleitet; seine etwa 1 000 Mitglieder setzen sich zusammen aus Vertretern der Regierung und Delegierten der lokalen Selbstverwaltungsorgane sowie derMassenorganisationen wie etwa der Gewerkschaften.

Die Exekutive liegt bei dem Allgemeinen Volkskomitee, das sich aus 18 für je ein Ressort zuständigen Sekretariatenzusammensetzt.

Parteien gibt es in Libyen nicht mehr. 5.2 Judikative Zivil-, Straf- und Handelsrecht in Libyen sind an das ägyptische Modell angelehnt.

Seit 1979 obliegt das Rechtswesen dem Volkskomitee für Justiz.

Höchste juristischeInstanz ist der Oberste Gerichtshof.

Daneben gibt es Appellationsgerichte, Gerichtshöfe erster Instanz und Schnellgerichte.

Seit 1994 basiert das Rechtssystem auf derislamischen Scharia. 5.3 Kommunalverwaltung Bis 1977 war Libyen in Gouvernorate eingeteilt.

Seit der Verfassungsänderung ist das Land in drei Provinzen und zehn Bezirke untergliedert. 5.4 Verteidigung Es besteht allgemeine Wehrpflicht.

Die Dienstzeit beträgt je nach Waffengattung zwei Jahre oder länger. 6 WIRTSCHAFT Hauptstütze der Wirtschaft Libyens ist das Erdölgeschäft.

Seit der Entdeckung großer Erdölvorkommen 1958 und Beginn der Förderung 1959 hat sich Libyen zu einem derwichtigsten Erdölexporteure der Welt entwickelt.

Nach Nigeria ist das OPEC-Mitglied der zweitgrößte Exporteur Afrikas.

Allerdings leidet die Wirtschaft unter dem 1992verhängten Luftverkehrs- und Waffenembargo seitens der UN, das u.

a.

auch die Lieferung von Ausrüstungen und Ersatzteilen für Libyens Erdölindustrie untersagt.

DasEmbargo stand in Verbindung mit dem Flugzeugabsturz von Lockerbie 1988, der durch ein Bombenattentat ausgelöst wurde.

In diesem Zusammenhang verdächtigte manzwei libysche Staatsbürger, deren Auslieferung die libysche Regierung lange Zeit verweigerte.

Die Verdächtigen – nach britischer und amerikanischer Ansicht Mitarbeiter deslibyschen Geheimdienstes – wurden schließlich im Frühjahr 1999 ausgeliefert, und die UN setzten die Sanktionen ab dem 5.

April 1999 aus.

Jedoch hielten die USA ihreSanktionsmaßnahmen gegen Libyen aufrecht. 6.1 Landwirtschaft Landwirtschaft ist nur auf 2 Prozent der Landesfläche möglich.

Der Großteil des Acker- und Weidelandes befindet sich in Tripolitanien im Nordwesten des Landes.

In denöstlichen und südlichen Landesteilen wird nur gelegentlich und abhängig von der jeweiligen Niederschlagsmenge Landwirtschaft betrieben.

Wichtigste Anbauprodukte sindWeizen, Hafer, Oliven, Datteln, Weintrauben, Mandeln, Tomaten, Melonen und Zitrusfrüchte.

In der Viehzucht dominiert die Schaf-, Ziegen- und Kamelhaltung derNomaden; in staatlichen Betrieben werden Rinder und Geflügel gehalten.

Groß angelegte Bewässerungsprojekte dienen zur Ausweitung des Agrarlandes.

Besonders in derWüstenregion werden die Beregnungsanlagen dabei mit unterirdischem Wasser gespeist.

An der Küste sind mehrere Meerwasserentsalzungsanlagen in Betrieb.

In derLandwirtschaft arbeiten 10,9 Prozent aller Erwerbstätigen. 6.2 Fischerei In den Küstengewässern Libyens werden kleinere Mengen an Sardinen und Thunfischen gefangen, zudem sammelt man Schwämme. 6.3 Bergbau Die wichtigsten Rohstoffe und Haupteinnahmequellen Libyens sind Erdöl und Erdgas – gemeinsam bringen sie nahezu 90 Prozent der gesamten Exporterlöse ein.

Dieumfangreichsten Erdöllagerstätten befinden sich südöstlich der Großen Syrte.

Auch das Off-shore-Feld etwa 120 Kilometer nordwestlich von Tripolis ist überaus ergiebig.

Umdie Vorräte nicht frühzeitig zu erschöpfen, wurden Produktionsobergrenzen eingeführt.

Daneben werden Eisenerz, Kalk und Gips sowie Kali- und Steinsalz abgebaut. 6.4 Industrie Wegen des starken Rückgangs der Einnahmen im Erdölsektor während der achtziger Jahre wurde der Diversifizierung der Wirtschaft hohe Priorität eingeräumt.

Neben derErdölverarbeitung sind inzwischen auch die Herstellung von Baustoffen (vor allem Zement), Textilien und Metallwaren sowie die Verarbeitung von Nahrungsmitteln gutentwickelt.

Die meisten Konsumgüter müssen importiert werden.

Das traditionelle Kunsthandwerk spielt wirtschaftlich nur eine untergeordnete Rolle.

Der Anteil derBeschäftigten in der Industrie liegt bei 23 Prozent.

Die Industriestandorte sind vor allem im Gebiet um Tripolis, Misurata (Eisen und Stahl) sowie entlang der Küste derGroßen Syrte angesiedelt. 6.5 Währung und Außenhandel Währungseinheit ist der Libysche Dinar zu 1 000 Dirham.

Als Notenbank fungiert die Libysche Zentralbank (1955), der auch die Kontrolle des Bankwesens und derKreditvergabe obliegt.

1972 wurde die Libysch-Arabische Auslandsbank gegründet, um Auslandsinvestitionen abwickeln zu können. Die libyschen Exporte bestehen fast ausschließlich aus Erdöl und Erdgas.

Mit dem Fall der Ölpreise im Lauf der achtziger Jahre gingen auch die Exporterlöse zurück.Wichtigste Importgüter sind Maschinen, chemische Erzeugnisse und Konsumgüter sowie Nahrungs- und Genussmittel.

Haupthandelspartner sind neben Italien undDeutschland Spanien, Frankreich, Großbritannien, die Türkei sowie Tunesien und die Schweiz.. »

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