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Litauen - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Litauen - geographie. 1 EINLEITUNG Litauen (litauisch Lietuva), Republik im Nordosten Europas, grenzt im Norden an Lettland, im Osten und Süden an Weißrussland, im Südwesten an Polen und das Verwaltungsgebiet Kaliningrad (Königsberg), das zu Russland gehört, sowie im Westen an die Ostsee. Litauen hat eine Fläche von rund 65 300 Quadratkilometern. Wilna (litauisch Vilnius), die Hauptstadt und zugleich größte Stadt Litauens, liegt im südöstlichen Teil des Landes. Das Land erstreckt sich von Norden nach Süden über circa 250 Kilometer, die West-Ost-Ausdehnung liegt bei etwa 350 Kilometern. Zusammen mit Lettland und Estland bildet Litauen die baltischen Republiken. 2 PHYSISCHE GEOGRAPHIE Litauen liegt im Nordwesten der eiszeitlich geformten Landschaft der Osteuropäischen Tiefebene. Vor allem im Norden und Südosten wird das Land von Hügelketten geprägt. Diese Erhebungen markieren zum größten Teil ehemalige Randlagen der pleistozänen (siehe Quartär) Inlandeismassen. Insgesamt ist die Höhengliederung relativ schwach ausgeprägt; die größte Höhe wird mit 294 Metern im Südosten, nahe der Grenze zu Weißrussland, erreicht. Zwischen diesen Hügelketten sowie entlang der 99 Kilometer langen Ostseeküste mit dem Kurischen Haff erstrecken sich ausgedehnte Ebenen mit zahlreichen Seen und Flüssen. Obwohl etwa die Hälfte der ursprünglichen Feuchtgebiete trockengelegt wurde, gibt es besonders im Norden und Westen noch zahlreiche Sümpfe. Das Gewässernetz ist in Litauen überaus dicht. Längster Fluss ist die Memel (litauisch Nemunas). Der litauische Anteil dieses insgesamt 937 Kilometer langen Flusses beträgt rund 500 Kilometer. Das Klima der westlichen Landesteile wird durch maritime Einflüsse beherrscht; die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter bleiben in den küstennahen Gebieten geringer als im kontinentaler geprägten Osten. An der Küste liegen die durchschnittlichen Temperaturen im Januar bei -4 °C, im Juli bei 16 °C; im Osten Litauens betragen die Werte -6 bzw. 18 °C. Der jährliche Niederschlag liegt im Mittel zwischen 600 Millimetern in den zentralen Teilen des Landes und über 850 Millimetern im Westen. Etwa 32,1 Prozent des Landes sind von Wäldern bedeckt (2005). Vor allem im Süden und Osten des Landes gibt es ausgedehnte Waldgebiete mit Kiefern, Fichten und Birken als dominierenden Baumarten. Bei feuchteren Bedingungen gedeihen auch Pappeln und Weiden, in Bruchwäldern Erlen. Fast ein Fünftel der Landesfläche besteht aus Wiesen, auch Moore nehmen einen nennenswerten Teil ein. In den waldbedeckten Gebieten leben die Raubtiere Wolf, Luchs, Marderhund und Nerz, zu den Paarhufern gehören Reh, Rothirsch, Damhirsch, Elch und Wildschwein. Die Vogelwelt besteht aus 202 Arten, zu denen zahlreiche Spezies feuchter Gebiete gehören, wie Ohrentaucher, Rohr- und Zwergdommel, Kranich, Weiß- und Schwarzstorch, Bruchwasserläufer und Tüpfelsumpfhuhn. 3 BEVÖLKERUNG Die Einwohnerzahl beträgt etwa 3,63 Millionen (2008). Die Bevölkerungsdichte liegt bei 55 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Wachstumsrate der Bevölkerung beträgt 0,28 Prozent. Über 80 Prozent der Bevölkerung sind Litauer. Die Amtssprache ist Litauisch, das zum baltischen Zweig der indogermanischen Sprachen gehört und mit dem Lettischen verwandt ist. Aufgrund der fünf Jahrzehnte dauernden Zugehörigkeit zur Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken sprechen viele Litauer Russisch. In den ersten Jahren nach Auflösung der UdSSR 1991 stieg der Anteil der Litauer, weil viele von ihnen aus anderen Teilen der UdSSR und dem Ausland in das Land zurückkehrten, während ethnische Minderheiten, besonders Slawen, Litauen in großer Zahl verließen. Etwa 9 Prozent der Bevölkerung sind Russen und 7 Prozent Polen; weitere Minderheiten sind Ukrainer, Juden und Weißrussen. Der römisch-katholische Glaube ist die vorherrschende Religion der Litauer, aber auch andere christliche Glaubensrichtungen werden im Land praktiziert. Feiertage in Litauen sind Neujahr (1. Januar), der Nationalfeiertag (Tag der Wiederherstellung des Litauischen Staates, 16. Februar), Muttertag (erster Sonntag im Mai), Ostern, der Jahrestag der Krönung des Großherzogs Mindaugas von Litauen (6. Juli), der Tag der Hoffnung und der Trauer (Allerheiligen, 1. November) und Weihnachten (25.-26. Dezember). Während des ganzen Jahres gibt es noch viele örtliche Feste. 67 Prozent der Bevölkerung leben in städtischen Siedlungen (2005). Die Hauptstadt Wilna ist die größte Stadt Litauens (553 000 Einwohner), es folgen Kaunas (369 000) und Memel (Klaip?da, 190 000) mit seinem großen Seehafen. Die Lebenserwartung der Bevölkerung liegt bei 74,7 Jahren (2008). In vielen Teilen des Landes ist die medizinische Versorgung noch unzureichend; vor allem die Krankenhäuser sind nicht genügend ausgestattet. Das staatliche Gesundheitswesen soll teilweise privatisiert werden. Die Arbeitslosenquote liegt bei 8,3 Prozent (2005). 253 Einwohner kommen auf einen Arzt. Die Kindersterblichkeitsrate beträgt etwa 2 Prozent (1995). Das Bildungswesen ist sehr gut ausgebaut; der Alphabetisierungsgrad beträgt 99,6 Prozent. Zu den bedeutendsten Hochschulen im Land gehört die 1579 gegründete Universität in Wilna. 4 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der neuen Verfassung, die im Oktober 1992 verabschiedet wurde, ist Litauen eine parlamentarische Republik. Staatsoberhaupt ist der für eine Amtszeit von fünf Jahren direkt gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl ist möglich). Höchste legislative Gewalt ist der Sejm genannte Oberste Rat. Dieses Parlament besteht aus einer Kammer mit 141 Mitgliedern, die für vier Jahre gewählt werden. 71 Sitze im Sejm werden durch direkte Wahlen besetzt, die verbleibenden Sitze werden proportional unter allen Parteien verteilt, die mindestens 4 Prozent der Gesamtstimmen erhielten. Parteien, die eine ethnische Minderheit repräsentieren, wie z. B. die Union der Polen, sind von dieser Mindeststimmenzahl befreit. Der Präsident ernennt mit Zustimmung des Sejm den Ministerpräsidenten, der dem Ministerrat vorsteht. Die wichtigsten Parteien sind: Sozialdemokratische Partei, Liberale Union, Sozialliberale Union, Christdemokratische Partei, Neue Union, Zentrumsunion und Polnische Union. Litauen ist verwaltungmäßig in zehn Bezirke gegliedert. Höchste juristische Instanz des Landes ist der Oberste Gerichtshof in der Hauptstadt Wilna. Nationalfeiertag ist der 16. Februar, der an die Wiederherstellung des litauischen Staates im Jahr 1918 erinnert. 5 WIRTSCHAFT Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 8 073 Millionen US-Dollar (1996; Dienstleistungen 59,4 Prozent, Industrie 35,3, Landwirtschaft 5,3); daraus ergibt sich ein BIP pro Einwohner von 2 239 US-Dollar. Von der Gesamtzahl der Erwerbstätigen sind 14 Prozent in der Landwirtschaft beschäftigt, 29 Prozent in der Industrie und 57 Prozent im Dienstleistungssektor (2005). Die Staatsverschuldung erreicht einen Wert von 1 200 Millionen US-Dollar. Die Inflationsrate liegt bei 13 Prozent (1996). Das Wirtschaftswachstum beträgt 7,7 Prozent (2006). 5.1 Landwirtschaft und Industrie Vor der sowjetischen Annexion 1940 bestimmte die Landwirtschaft Litauens Wirtschaftsleben; mittlerweile ist die Industrie zum wichtigsten Wirtschaftsbereich geworden. Lebensmittelverarbeitung, Schiffsbau sowie die Herstellung von elektrischen Maschinen und Metallwaren sind die wichtigsten Bereiche des produzierenden Gewerbes; ferner werden Zement, Textilien, Fernsehgeräte und Papier hergestellt. Viehzucht und Milchwirtschaft gehören zu den beherrschenden Agrarbereichen, die wichtigsten Anbauprodukte sind Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben und Flachs. 5.2 Außenhandel Der Übergang von staatlich gelenkter Planwirtschaft zur Marktwirtschaft wurde anfangs von Produktionseinbrüchen und hohen Inflationsraten begleitet. Die Aufhebung der Wirtschaftsbeziehungen mit den früheren Sowjetrepubliken traf die Wirtschaft Litauens stark; das Bruttoinlandsprodukt sank 1992 um rund 25 Prozent. Erst in der jüngeren Vergangenheit stellte sich ein stabiles Wirtschaftswachstum ein. Ausgeführt werden vorwiegend Maschinen, Lebensmittel und Textilien; die wichtigsten Importprodukte sind Brennstoffe, elektronische Geräte und chemische Produkte. Haupthandelspartner der baltischen Republik sind Russland, Weißrussland, Lettland, die Ukraine, Deutschland, Großbritannien und Polen. Die Handelsbilanz ist negativ. 5.3 Währung und Bankwesen Nach dem Erreichen der Unabhängigkeit plante Litauen die Einführung einer eigenen Währung (Litas). Die litauischen Regierungsvertreter entschieden, zunächst Coupons einzuführen, die den Rubel ersetzen sollten. 1993 wurde der Litas (zu 100 Centas) als einziges gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Im März 1994 verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das den Litas an den US-Dollar bindet. Im Februar 2002 wurde die litauische Währung angesichts des bevorstehenden Beitritts des Landes zur Europäischen Union an den Euro gekoppelt. 5.4 Energie Obwohl die inländische Produktion von Energie einen Großteil des Landesbedarfs decken kann, hat die Wirtschaft sehr darunter gelitten, dass Russland für die Lieferung fossiler Brennstoffe Weltmarktpreise verlangte. Die Atomkraftwerke des Landes (baugleich mit dem Kernkraftwerk in Tschernobyl) decken 83,1 Prozent des Energiebedarfs. Technische Schwierigkeiten haben die Betreiber aber seit der Unabhängigkeit mehr als einmal gezwungen, die Anlagen vorübergehend abzuschalten. Geringe Vorkommen von Erdöl wurden in dem Gebiet der Stadt Memel (Klaip?da) gefunden; damit könnte die Mazeikiai-Raffinerie in Betrieb bleiben. Diese Raffinerie musste eine Zeit lang schließen, weil kein Erdöl vorhanden war. Sie beliefert das russische Verwaltungsgebiet Königsberg. 6 GESCHICHTE Die Geschichte Litauens ist eng verbunden mit der des Baltikums und der beiden anderen baltischen Republiken Lettland und Estland. Die Besiedlung dieser gesamten nordosteuropäischen Region begann etwa um 7000 v. Chr. während der so genannten Kunda-Kultur, um 4000 v. Chr. entstand die NarwaKultur. Zur Bandkeramik-Kultur (ab 2000 v. Chr.) gehörten indoeuropäische Balten, die sich mit der hier lebenden Bevölkerung vermischten; u. a. gingen daraus die Esten und Letten hervor. Das Baltikum gewann über die Jahrhunderte immer mehr an Bedeutung für den Fernhandel zwischen Mitteleuropa und Skandinavien sowie Osteuropa und dem Orient. Verschiedene Völker (z. B. die Wikinger) versuchten, die Handelsrouten zu kontrollieren. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurden die Litauer 1009 in einer mittelalterlichen Handschrift. Ihr ursprünglicher Siedlungsraum lag an der oberen Oka und an der Wolga; von dort wurden sie von den Slawen vertrieben. Im 12. Jahrhundert stießen die Litauer nach Norden bis zur oberen Daugava vor. Doch immer wieder mussten sie sich auch Invasions- und Eroberungsversuchen erwehren. Im 13. Jahrhundert wurde der Deutsche Orden (Deutschritterorden) immer einflussreicher: 1236 besiegten die litauischen Stämme ein Heer des Schwertbrüderordens und 1251 ließ sich Fürst Mindaugas taufen, 1253 wurde er zum König von Litauen gekrönt. Zwischen 1316 bis 1341 konnte Fürst Gedymin Weißrussland und die westliche Ukraine besetzen und ein Großreich begründen; sein Sohn, Großfürst Olgierd, fügte das Gebiet zwischen der Ukraine und dem Schwarzen Meer hinzu. Unter Jagie??o (Jagiellonen), dem Sohn von Olgierd, der seinen Vater 1377 ablöste, wurde das Großreich gefestigt. 1386 heiratete er Hedwig (Jadwiga), Königin von Polen. Nachdem er zum Christentum übergetreten war, wurde er auch zum König Wladislaw II. Jagie??o von Polen, gekrönt. Jagie??os Cousin Witold erhob sich 1390 gegen ihn; zwei Jahre später erkannte Jagie??o ihn als Mitregenten an, und 1401 ernannte er ihn zum Fürsten. Witold baute das Großfürstentum zu einer europäischen Großmacht aus: 1410 besiegten sie den Deutschen Orden in der entscheidenden Schlacht von Tannenberg. Kasimir IV., der jüngere Sohn König Wladislaws II., war König von Polen und Großherzog von Litauen von 1447 bis 1492 und war seinem Bruder Wladislaw III. auf den Thron gefolgt. Kasimir führte weiter Krieg gegen den Deutschen Orden, den er 1462 bei Zarnowitz (Puck) besiegte. Formal vereinigten sich 1569 Litauen und Polen zu einem Staat. Die politische Union war u. a. das Resultat der Bedrohung durch das zaristische Russland. Als Ergebnis der Teilungen Polens in den Jahren 1772, 1793 und 1795 wurde Litauen zu großen Teilen russisch. Ein kleinerer Teil fiel an Preußen. 1812, 1831, 1863 und 1905 scheiterten nationale Aufstände gegen die russische Herrschaft, viele Litauer wanderten nach Nordamerika aus. 6.1 Die vorübergehende Unabhängigkeit Während der Russischen Revolution kam es auch im gesamten Baltikum zu gesellschaftlichen Veränderungen, und 1905 konnte sich zum ersten Mal der Große Litauische Landtag konstituieren. Während des 1. Weltkrieges besetzte die deutsche Armee Litauen; bei Kriegsende erklärte am 16. Februar 1918 der Litauische Landesrat die Unabhängigkeit Litauens, die im Versailler Vertrag von 1919 anerkannt wurde. Erst am 12. Juli 1920 erkannte auch Moskau die Republik Litauen an; das Wilnagebiet blieb aber bis 1939 von polnischen Truppen besetzt. Im August 1922 verabschiedete die litauische verfassunggebende Versammlung, die seit Mai 1920 tagte, eine Verfassung, die das Land zur Republik erklärte. Am 17. Dezember 1926 verübten die Armee und nationalistische Kräfte unter der Führung des konservativen Politikers Antanas Smetona einen Staatsstreich. Smetona wurde Präsident, Augustinas Voldemaras Ministerpräsident. Nachdem die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht übernommen hatten, eskalierten die Auseinandersetzungen um die staatliche Zugehörigkeit der Stadt Memel. Nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges und der Teilung Polens (durch Deutschland und die UdSSR) schlossen die Regierungen Litauens und der Sowjetunion im Oktober 1939 einen so genannten Beistandspakt. Im folgenden Juni übernahm eine prosowjetische Regierung die Macht in Litauen, und die kommunistische Partei, die einzige zugelassene politische Partei in dieser Zeit in Litauen, forderte die Eingliederung Litauens in die UdSSR. Im Juni 1940 marschierte die Rote Armee in die baltischen Länder ein, und das am 14. und 15. Juli gewählte litauische Parlament stimmte einstimmig der Eingliederung Litauens in die UdSSR zu. 6.2 Die Sowjetrepublik Dem deutschen Überfall auf die UdSSR am 22. Juni 1941 folgten antisowjetische Aufstände. Nach der Niederlage der deutschen Truppen und deren Abzug besetzten im Sommer 1944 die sowjetischen Truppen erneut das Land: 2 000 Personen wurden hingerichtet, und viele Regimegegner nach Sibirien deportiert. 1949 schloss das kommunistische Regime die meisten Kirchen. Litauen gehörte nun bis 1990 zur Sowjetunion. 6.3 Die erneute Unabhängigkeit Im Zuge der Ende der achtziger Jahre einsetzenden politischen Veränderungen in Osteuropa kam es auch in Litauen zu nationalen Unabhängigkeitsbewegung. Im Februar 1990 fanden Mehrparteienwahlen statt, und am 11. März 1990 erklärte das Land seine Unabhängigkeit. Die UdSSR versuchte aber durch wirtschaftlichen, politischen und militärischen Druck, Litauen in der Union zu halten; doch nach dem Zerfall der Sowjetunion im August 1991 stimmte auch Moskau am 6. September der Unabhängigkeit Litauens, Estlands und Lettlands, die im weiteren Verlauf des Monats in die Vereinten Nationen aufgenommen wurden, zu. Wie in verschiedenen anderen früheren Sowjetrepubliken (z. B. Aserbaidschan und Georgien) gelang den Kommunisten zunächst ein politisches Comeback, obwohl die Sajudis-Koalition (die Litauische Bewegung für den Wiederaufbau), die für die Unabhängigkeit eintrat, die Parlamentswahlen im Februar 1990 gewonnen hatte. Die Demokratische Arbeiterpartei (die frühere Kommunistische Partei Litauens) gewann im Februar 1992 die Mehrheit der Sitze im litauischen Parlament, dem Sejm. Der Führer der Demokratischen Arbeiterpartei (LDDP), Algirdas Brazauskas, wurde Vorsitzender des Sejm und vorläufiger Staatspräsident Litauens bis zu direkten Präsidentenwahlen. Bei diesen Wahlen erhielt er im Februar 1993 die Mehrheit. Am 31. August 1993 verließen die letzten russischen Truppen das Land. Die Vaterlandsunion Litauens mit dem ehemaligen Präsidenten Vitautas Landsbergis an der Spitze konnte die Parlamentswahlen vom 10. November 1996 klar gewinnen. Die Partei erreichte mit 70 der insgesamt 141 Parlamentsmandate fast die absolute Mehrheit. Der Koalitionspartner, die Christdemokraten, erhielt 16 Mandate. Das Parteienbündnis verfügte somit über eine klare Mehrheit im litauischen Parlament. Gediminas Vagnorius von der Vaterlandsunion wurde im November 1996 Ministerpräsident einer Regierungskoalition. Die Ministerpräsidenten Polens und Litauens vereinbarten im August 1997 die Gründung eines gemeinsamen Kooperationsrates. Der Rat beschäftigt sich mit der Rolle der nationalen Minderheiten, der Westintegration beider Länder sowie der Lage an der gemeinsamen Grenze. Nach dem Konsultationsrat der Präsidenten Polens und Litauens und einem gemeinsamen parlamentarischen Forum ist dieser Rat das dritte polnisch-litauische Gremium. Litauen orientierte sich bei seinen Bemühungen um eine Integration in die Europäische Union (EU) - ein Beitrittsgesuch lief seit 1995 - und in die NATO trotz der von Russland angebotenen Sicherheitsgarantien an seinem westlichen Nachbarn Polen. Im Januar 1998 ging Valdas Adamkus als Sieger aus den Präsidentschaftswahlen hervor. Im Dezember 1998 wurde vom litauischen Parlament - als eine Voraussetzung für den EU-Beitritt - die Todesstrafe abgeschafft. Das litauische Parlament wählte im Mai 1999 Rolandas Paksas von der konservativen Vaterlandsunion zum neuen Ministerpräsidenten, der aber aus Protest gegen die subventionierte Übergabe der staatlichen Ölraffinerie an einen US-Konzern bereits nach fünfmonatiger Amtszeit zurücktrat. Im Oktober 1999 wurde der stellvertretende Parlamentspräsident Andrius Kubilius als neuer Ministerpräsident von Litauen vereidigt. Im Februar 2000 nahm die EU offizielle Beitrittsverhandlungen mit Litauen auf. Die EU-Staaten machten dabei eine Mitgliedschaft des baltischen Staates von der Schließung des litauischen Kernkraftwerkes Ignalina abhängig, dessen Sicherheit als nicht ausreichend gilt. Daraufhin verkündete die litauische Regierung die Schließung des ersten Blocks bis 2005, des zweiten Blocks bis 2009. Vor dem Hintergrund einer andauernden Wirtschaftskrise erhielt die regierende konservative Vaterlandsunion von Ministerpräsident Andrius Kubilius bei den Parlamentswahlen am 8. Oktober 2000 nur 8 Prozent der Stimmen. Als stärkste politische Kraft ging mit 31 Prozent die LDDP des früheren Präsidenten Brazauskas hervor, gefolgt von der sozialliberalen Neuen Union (19 Prozent) und der Liberalen Union (17 Prozent) des ehemaligen Ministerpräsidenten Rolandas Paksas. Am 13. Oktober nahm die neue Regierungskoalition aus Liberaler Union, Neuer Union, Zentrumsunion und Christdemokraten unter Paksas als Ministerpräsidenten die Amtsgeschäfte auf. Nachdem die Neue Union nach Meinungsverschiedenheiten mit Paksas ihre Minister aus dem Kabinett zurückgezogen hatte, trat dieser am 20. Juni 2001 vom Amt des Regierungschefs zurück. Am 3. Juli wählte das litauische Parlament wieder Brazauskas zum neuen Ministerpräsidenten. Brazauskas war unterdessen Vorsitzender der im Januar 2001 aus LDDP und Sozialdemokratischer Partei entstandenen Litauischen Sozialdemokratischen Partei (LSDP). Brazauskas bildete eine Mitte-links-Koalition aus Sozialdemokraten, sozialliberaler Neuer Union und der Fraktion unabhängiger Parlamentarier. Bei den Präsidentschaftswahlen setzte sich in der Stichwahl am 5. Januar 2003 Rolandas Paksas gegen Amtsinhaber Valdas Adamkus durch. Nach nur gut einem Jahr im Amt wurde Paksas am 6. April 2004 in einem Amtsenthebungsverfahren wieder abgesetzt; das Parlament befand ihn mit der notwendigen Dreifünftelmehrheit des Verfassungsbruchs und Amtsmissbrauchs für schuldig. Zu seinem Nachfolger wurde in der Stichwahl am 27. Juni 2004 sein Vorgänger Adamkus gewählt. Im Juni 2003 trat das bereits 1997 unterzeichnete Grenzabkommen zwischen Russland und Litauen in Kraft. Russland hatte das Abkommen erst im Mai 2003 unterzeichnet - vermutlich, um Litauen unter Druck setzen und ein günstiges Transitabkommen für den Verkehr zwischen Russland und der russischen Exklave Kaliningrad aushandeln zu können. Das Transitabkommen trat zum 1. Juli 2003 in Kraft und erlaubt russischen Bürgern einen relativ problemlosen Transit in die oder aus der Exklave Kaliningrad. Auf dem NATO-Gipfel in Prag im November 2002 war neben anderen osteuropäischen Staaten auch Litauen offiziell zu Aufnahmegesprächen eingeladen worden. Nach Abschluss der Beitrittsverhandlungen und Unterzeichnung der Beitrittsprotokolle am 26. März 2003 wurde Litauen am 29. März 2004 formell in das Verteidigungsbündnis aufgenommen. Litauen und die beiden anderen baltischen Staaten Lettland und Estland waren die ersten ehemaligen Sowjetrepubliken, die der NATO beitraten. Bereits im Dezember 2002 hatte der Europäische Rat die Aufnahme Litauens in die EU (neben neun weiteren ost- und südeuropäischen Ländern) zum 1. Mai 2004 beschlossen. Im Mai 2003 stimmten die Litauer mit über 90 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von 64 Prozent für den Beitritt ihres Landes zur EU. Am 1. Mai 2004 wurde Litauen wie geplant in die EU aufgenommen. Bei den Wahlen zum Europäischen Parlament am 13. Juni 2004 folgten die Litauer dem nahezu gesamteuropäischen Trend und brachten den Regierungsparteien empfindliche Niederlagen bei: Die Sozialdemokraten von Ministerpräsident Brazauskas erreichten lediglich 14,4 Prozent der Stimmen und zwei der insgesamt 13 litauischen Mandate; stärkste Kraft wurde mit 30,4 Prozent und fünf Mandaten die rechtspopulistische Partei der Arbeit, die erst ein halbes Jahr zuvor von dem aus Russland stammenden Geschäftsmann Viktor Uspaskitsch gegründet worden war. Die Partei der Arbeit fand ihre Klientel vor allem unter den Verlierern der inneren Reformen und des EU-Beitritts. Auch aus den Parlamentswahlen am 10. und 24. Oktober 2004 ging die Partei der Arbeit mit 39 der insgesamt 141 Mandate als stärkste Kraft hervor. Die bisher regierenden Sozialdemokraten und Sozialliberalen erreichten als ,,Liste für Litauen" zusammen 31 Sitze, die Vaterlandsunion gewann 25 Sitze und die Liberale Union 18. Bereits nach dem ersten Wahlgang hatte Staatspräsident Adamkus erklärt, dass er Uspaskitsch nicht mit der Regierungsbildung beauftragen werde. In der Folge übernahm wieder Brazauskas die Regierung. Seiner Koalition gehörte außer der ,,Liste für Litauen" u. a. die bis dahin von nahezu allen Parteien, auch den Sozialdemokraten, als populistisch diskreditierte Partei der Arbeit an. Schon im Mai 2006 trat die Regierung wieder zurück, nachdem Staatspräsident Adamkus zwei Minister der Partei der Arbeit wegen ihrer Verwicklung in Korruptionsaffären zur Aufgabe ihrer Posten aufgefordert hatte und die Partei der Arbeit daraufhin aus der Koalition ausgetreten war. Zum neuen Ministerpräsidenten berief Adamkus den bisherigen Finanzminister, den Sozialdemokraten Zigmantas Bal?ytis, der kurz zuvor, noch als Finanzminister, im Zentrum der Aufmerksamkeit gestanden hatte, als die EU Litauens Antrag auf Beitritt zur Eurozone ablehnte, u. a. mit Hinweis auf die Inflationsrate, die mit 2,7 Prozent knapp über dem Referenzwert lag. Das Parlament lehnte Bal?ytis jedoch ab und wählte stattdessen Gediminas Kirkilas, ebenfalls Sozialdemokrat, zum Ministerpräsidenten. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« 5.2 Außenhandel Der Übergang von staatlich gelenkter Planwirtschaft zur Marktwirtschaft wurde anfangs von Produktionseinbrüchen und hohen Inflationsraten begleitet.

Die Aufhebung derWirtschaftsbeziehungen mit den früheren Sowjetrepubliken traf die Wirtschaft Litauens stark; das Bruttoinlandsprodukt sank 1992 um rund 25 Prozent.

Erst in der jüngerenVergangenheit stellte sich ein stabiles Wirtschaftswachstum ein.

Ausgeführt werden vorwiegend Maschinen, Lebensmittel und Textilien; die wichtigsten Importprodukte sindBrennstoffe, elektronische Geräte und chemische Produkte.

Haupthandelspartner der baltischen Republik sind Russland, Weißrussland, Lettland, die Ukraine, Deutschland,Großbritannien und Polen.

Die Handelsbilanz ist negativ. 5.3 Währung und Bankwesen Nach dem Erreichen der Unabhängigkeit plante Litauen die Einführung einer eigenen Währung (Litas).

Die litauischen Regierungsvertreter entschieden, zunächst Couponseinzuführen, die den Rubel ersetzen sollten.

1993 wurde der Litas (zu 100 Centas) als einziges gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt.

Im März 1994 verabschiedete dasParlament ein Gesetz, das den Litas an den US-Dollar bindet.

Im Februar 2002 wurde die litauische Währung angesichts des bevorstehenden Beitritts des Landes zurEuropäischen Union an den Euro gekoppelt. 5.4 Energie Obwohl die inländische Produktion von Energie einen Großteil des Landesbedarfs decken kann, hat die Wirtschaft sehr darunter gelitten, dass Russland für die Lieferungfossiler Brennstoffe Weltmarktpreise verlangte.

Die Atomkraftwerke des Landes (baugleich mit dem Kernkraftwerk in Tschernobyl) decken 83,1 Prozent des Energiebedarfs.Technische Schwierigkeiten haben die Betreiber aber seit der Unabhängigkeit mehr als einmal gezwungen, die Anlagen vorübergehend abzuschalten.

Geringe Vorkommenvon Erdöl wurden in dem Gebiet der Stadt Memel (Klaipėda) gefunden; damit könnte die Mazeikiai-Raffinerie in Betrieb bleiben.

Diese Raffinerie musste eine Zeit langschließen, weil kein Erdöl vorhanden war.

Sie beliefert das russische Verwaltungsgebiet Königsberg. 6 GESCHICHTE Die Geschichte Litauens ist eng verbunden mit der des Baltikums und der beiden anderen baltischen Republiken Lettland und Estland. Die Besiedlung dieser gesamten nordosteuropäischen Region begann etwa um 7000 v.

Chr.

während der so genannten Kunda-Kultur, um 4000 v.

Chr.

entstand die Narwa-Kultur.

Zur Bandkeramik-Kultur (ab 2000 v.

Chr.) gehörten indoeuropäische Balten, die sich mit der hier lebenden Bevölkerung vermischten; u.

a.

gingen daraus die Estenund Letten hervor.

Das Baltikum gewann über die Jahrhunderte immer mehr an Bedeutung für den Fernhandel zwischen Mitteleuropa und Skandinavien sowie Osteuropaund dem Orient.

Verschiedene Völker (z.

B.

die Wikinger) versuchten, die Handelsrouten zu kontrollieren. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurden die Litauer 1009 in einer mittelalterlichen Handschrift.

Ihr ursprünglicher Siedlungsraum lag an der oberen Oka und an derWolga; von dort wurden sie von den Slawen vertrieben.

Im 12.

Jahrhundert stießen die Litauer nach Norden bis zur oberen Daugava vor.

Doch immer wieder mussten siesich auch Invasions- und Eroberungsversuchen erwehren. Im 13.

Jahrhundert wurde der Deutsche Orden (Deutschritterorden) immer einflussreicher: 1236 besiegten die litauischen Stämme ein Heer des Schwertbrüderordens und1251 ließ sich Fürst Mindaugas taufen, 1253 wurde er zum König von Litauen gekrönt.

Zwischen 1316 bis 1341 konnte Fürst Gedymin Weißrussland und die westlicheUkraine besetzen und ein Großreich begründen; sein Sohn, Großfürst Olgierd, fügte das Gebiet zwischen der Ukraine und dem Schwarzen Meer hinzu.

Unter Jagie łło(Jagiellonen), dem Sohn von Olgierd, der seinen Vater 1377 ablöste, wurde das Großreich gefestigt.

1386 heiratete er Hedwig (Jadwiga), Königin von Polen.

Nachdem erzum Christentum übergetreten war, wurde er auch zum König Wladislaw II.

Jagie łło von Polen, gekrönt. Jagie łłos Cousin Witold erhob sich 1390 gegen ihn; zwei Jahre später erkannte Jagie łło ihn als Mitregenten an, und 1401 ernannte er ihn zum Fürsten.

Witold baute dasGroßfürstentum zu einer europäischen Großmacht aus: 1410 besiegten sie den Deutschen Orden in der entscheidenden Schlacht von Tannenberg. Kasimir IV., der jüngere Sohn König Wladislaws II., war König von Polen und Großherzog von Litauen von 1447 bis 1492 und war seinem Bruder Wladislaw III.

auf denThron gefolgt.

Kasimir führte weiter Krieg gegen den Deutschen Orden, den er 1462 bei Zarnowitz (Puck) besiegte.

Formal vereinigten sich 1569 Litauen und Polen zueinem Staat.

Die politische Union war u.

a.

das Resultat der Bedrohung durch das zaristische Russland.

Als Ergebnis der Teilungen Polens in den Jahren 1772, 1793 und1795 wurde Litauen zu großen Teilen russisch.

Ein kleinerer Teil fiel an Preußen.

1812, 1831, 1863 und 1905 scheiterten nationale Aufstände gegen die russischeHerrschaft, viele Litauer wanderten nach Nordamerika aus. 6.1 Die vorübergehende Unabhängigkeit Während der Russischen Revolution kam es auch im gesamten Baltikum zu gesellschaftlichen Veränderungen, und 1905 konnte sich zum ersten Mal der Große LitauischeLandtag konstituieren. Während des 1.

Weltkrieges besetzte die deutsche Armee Litauen; bei Kriegsende erklärte am 16.

Februar 1918 der Litauische Landesrat die Unabhängigkeit Litauens, dieim Versailler Vertrag von 1919 anerkannt wurde.

Erst am 12.

Juli 1920 erkannte auch Moskau die Republik Litauen an; das Wilnagebiet blieb aber bis 1939 von polnischenTruppen besetzt.

Im August 1922 verabschiedete die litauische verfassunggebende Versammlung, die seit Mai 1920 tagte, eine Verfassung, die das Land zur Republikerklärte. Am 17.

Dezember 1926 verübten die Armee und nationalistische Kräfte unter der Führung des konservativen Politikers Antanas Smetona einen Staatsstreich.

Smetonawurde Präsident, Augustinas Voldemaras Ministerpräsident. Nachdem die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht übernommen hatten, eskalierten die Auseinandersetzungen um die staatliche Zugehörigkeit der Stadt Memel.Nach dem Ausbruch des 2.

Weltkrieges und der Teilung Polens (durch Deutschland und die UdSSR) schlossen die Regierungen Litauens und der Sowjetunion im Oktober1939 einen so genannten Beistandspakt.

Im folgenden Juni übernahm eine prosowjetische Regierung die Macht in Litauen, und die kommunistische Partei, die einzigezugelassene politische Partei in dieser Zeit in Litauen, forderte die Eingliederung Litauens in die UdSSR.

Im Juni 1940 marschierte die Rote Armee in die baltischen Länderein, und das am 14.

und 15.

Juli gewählte litauische Parlament stimmte einstimmig der Eingliederung Litauens in die UdSSR zu. 6.2 Die Sowjetrepublik Dem deutschen Überfall auf die UdSSR am 22.

Juni 1941 folgten antisowjetische Aufstände.

Nach der Niederlage der deutschen Truppen und deren Abzug besetzten imSommer 1944 die sowjetischen Truppen erneut das Land: 2 000 Personen wurden hingerichtet, und viele Regimegegner nach Sibirien deportiert.

1949 schloss daskommunistische Regime die meisten Kirchen.

Litauen gehörte nun bis 1990 zur Sowjetunion. 6.3 Die erneute Unabhängigkeit Im Zuge der Ende der achtziger Jahre einsetzenden politischen Veränderungen in Osteuropa kam es auch in Litauen zu nationalen Unabhängigkeitsbewegung.

Im Februar. »

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