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Ludovico Ariosto: Orlando Furioso (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Ludovico Ariosto: Orlando Furioso (Sprache & Litteratur). Die erste Fassung von Ludovico Ariostos berühmtem, 40 Gesänge umfassenden Versepos Orlando Furioso (Der rasende Roland) entstand zwischen 1505 und 1515. Die Erstauflage erschien 1516, eine überarbeitete Fassung wurde 1521 veröffentlicht. Dieses opulente Meisterwerk der abendländischen Literatur wurde als Fortsetzung von Matteo Maria Boiardos fragmentarischem Gedicht Orlando innamorato (1487) angelegt und schildert mit großer Fabulierlust das abenteuerliche Leben eines Gefolges von Rittern in einer märchenhaft-phantastischen, von Feen, Ungeheuern und Zauberern bewohnten mittelalterlichen Welt. Bei der Titelfigur handelt es sich um einen liebeskranken Ritter, der aus Kummer über die Vergeblichkeit seiner Leidenschaft für eine auserwählte Dame dem Wahnsinn anheimfällt. Ludovico Ariosto: Orlando Furioso Obgleich ein schwacher Zaum oft in vollem Lauf ein muthiges Roß einhält: so ist es doch selten, daß das Gebiß der Vernunft Lustwuth umlenkt, wenn sie das Vergnügen bereit hat; wie ein Bär, der vom Honig sich nicht so bald wegbegiebt, nachdem ihm der Geruch davon zur Nase gekommen, oder er einen Tropfen davon am Gefäß gekostet. Welche Vernunft sollte wohl Helden Roger bezähmen, so daß er nun mit der reizenden Angelica sich nicht ergetzen wolle, die er nackig hat im einsamen und bequemen Buschwerk? Bradamante kömmt ihm nicht mehr ein, die er so sehr ins Herz geprägt zu haben pflegte; und wenn sie ihm doch wie vorher einkömmt: so ist er närrisch, wenn er nicht auch diese noch schätzt und werth hält; mit welcher jener rohe Xenokrates nicht enthaltsamer als er gewesen seyn würde. Roger hatte den Spieß und den Schild weggeworfen, und zog sich die andern Waffen ungeduldig ab: als die Jungfrau, die Augen schaamhaftiglich auf den schönen nackten Leib niederschlagend, sich am Finger den kostbaren Ring sah, den ihr ehedem Brunello in Albracka entwandt. Dieß ist der Ring, den sie ehedem nach Frankreich mitnahm, als sie das erste mahl mit ihrem Bruder diesen Weg machte, der dahin die goldene Lanze brachte, die nachher Paladin Astolphen gehörte. Mit diesem machte sie die Zaubereyen des Malazidschi an Merlins Felsen zu Possen. Mit diesem zog sie Rolanden, und andere, eines Morgens aus der Dienstbarkeit bey Dragontinen. Mit diesem gieng sie unsichtbar aus dem Thurm, wohinein sie ein schlimmer Alter gesperrt hatte. Wozu will ich alle seine Thaten zusammenhäufen, da ihr sie eben so wisset wie ich? Brunell kam, und stahl ihr ihn bis vom Schooße weg, da Agramant Verlangen hatte, ihn zu haben. Von der Zeit her war das Schicksal immer auf sie ergrimmt, bis es ihr das Reich nahm. Da sie ihn nun, wie ich gesagt habe, sich an der Hand sieht: so ist sie so voll Erstaunen und Freude, daß sie fast in Zweifel steht, ob sie nicht vergeblich träumt; kaum den Augen, der Hand traut. Sie nimmt ihn sich vom Finger, und bringt ihn unter der Hand in Mund: und geschwinder wie der Blitz verbirgt sie sich so den Augen Rogers; wie die Sonne macht, wenn eine Wolke sie umgiebt. Roger sah auch allenthalben um sich her, und drehte sich ringsum, wie ein Narr. Aber als er hernach an den Ring dachte: sah er sich zum besten gehabt, und blieb betäubt da stehen, und fluchte über seine Unachtsamkeit, und klagte die Dame über diese undankbare und unfreundliche Handlung an, die ihm zur Vergeltung für seine Hülfe erwiesen ward. ,,Undankbares Jungfräulein, ist dieß das Gegengeschenk, sagte er, das du mir giebst? daß du viel eher den Ring stehlen willst, als ihn zum Geschenk haben? Warum empfängst du ihn von mir nicht? nicht nur ihn, sondern den Schild, und das schnelle Pferd, und mich schenk ich dir; und gebrauche mich wie du willst. Nur dein schön Gesicht verbirg mir nicht! ich weiß, Grausame, daß du mich hörst, und nicht antwortest." So im reden gieng er hin und hertappend um die Quelle, wie ein Blinder. O wie vielmahl umarmt er die leere Luft, hoffend, das Fräulein mit ihr zu umarmen! Dieses hatte sich schon von dannen gemacht, und hörte nicht auf zu gehen, bis es an eine weite und geräumige Höhle langte, die unter einem Berge lag; wo es nach ihrem Bedürfniß Speise fand. Roland der Wüthende. Ein Heldengedicht von Ludwig Ariost dem Göttlichen. Übersetzt von Wilhelm Heinse. Zweiter Teil. Hannover 1782, S. 327-329. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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