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Marokko - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Marokko - geographie. 1 EINLEITUNG Marokko (amtliche arabische Bezeichnung Al Mamlaka al Maghribijja), Königreich im Nordwesten von Afrika, deren Staatsgebiet im Norden an das Mittelmeer, im Osten und Südosten an Algerien, im Süden an die Westsahara und im Westen an den Atlantischen Ozean grenzt. Die südöstliche Landesgrenze in der Sahara ist nicht eindeutig definiert. Die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla an der Mittelmeerküste sind von marokkanischem Staatsgebiet umgeben. Einige kleine Inseln vor der Nordküste des Landes sind ebenfalls Besitzungen Spaniens. Von 1912 bis 1956 war Marokko selbst in französische und spanische Protektoratsgebiete aufgeteilt. Das heutige Staatsgebiet umfasst eine Fläche von 453 730 Quadratkilometern. Hauptstadt des Landes ist Rabat. 2 LAND Seit 1979 hält Marokko die angrenzende Westsahara (früher Spanisch-Sahara) besetzt. Marokko (ohne Westsahara) erstreckt sich von Südwesten nach Nordosten über rund 1 300 Kilometer; die maximale West-Ost-Ausdehnung beträgt etwa 750 Kilometer. 2.1 Physische Geographie Die Topographie des Landes ist überaus vielgestaltig. Marokko umfasst die weitesten Ebenen und höchsten Gebirge in Nordafrika. Die Küstenlänge beträgt 1 835 Kilometer. Das Land gliedert sich in fünf Naturräume: Parallel zur überwiegend steilen und durch zahlreiche Buchten gegliederten Mittelmeerküste erhebt sich die Hochlandregion des Er Rif (Rifatlas); das Atlasgebirge erstreckt sich vom Südwesten zum Nordosten des Landes zwischen der Küste des Atlantischen Ozeans und dem Rifatlas, von dem das Gebirge durch die Tazafurche getrennt ist; eine breite Küstenebene, die bogenförmig vom Rifatlas und dem Atlasgebirge flankiert wird, dehnt sich entlang dem Atlantischen Ozean aus; im nördlichen Teil des Landes steigt die atlantische Küstenregion zur marokkanischen Meseta an, einer Hochebene, die vereinzelt von Inselbergen überragt wird; die Hochflächen und Tafelländer südlich des Atlasgebirges leiten zur Sahara über, an der das Land im Südosten Anteil hat. Höchster Berg des Landes ist der Toubkal in der Gebirgskette des Hohen Atlas mit einer Höhe von 4 165 Metern. Der Rifatlas erreicht maximale Höhen von 2 450 Metern. 2.2 Flüsse und Seen Marokko verfügt über zahlreiche Flüsse, die zwar für die Schifffahrt weitgehend unbedeutend sind, jedoch für die Bewässerung und Energieerzeugung genutzt werden. Zu den wichtigsten Flüssen gehören der ins Mittelmeer mündende, 520 Kilometer lange Moulouya und der 450 Kilometer lange Sebou, der in den Atlantischen Ozean mündet. Das längste Flusstal ist das des Drâa, der jedoch im Unterlauf kein Wasser mehr führt. In Marokko gibt es keine größeren Seen. 2.3 Klima Das Atlasgebirge bildet eine markante Klimascheide zwischen dem feuchteren Norden und dem trockeneren Süden Marokkos. Entlang der Mittelmeerküste herrscht mediterranes Klima vor, das durch den ozeanischen Einfluss des Binnenmeeres relativ mild ist. In Essaouira liegt die mittlere Temperatur des Januar bei 16,4 °C, die des August bei 22,5 °C. Im Landesinneren zeigt das Klima kontinentaleren Charakter, die Temperaturunterschiede im Jahresverlauf werden mit zunehmender Entfernung vom Meer größer. In Fès beträgt die mittlere Temperatur des Januar 10 °C, im August liegt sie bei 26,9 °C. Regen fällt vorwiegend in den Wintermonaten; die Niederschlagsmenge nimmt von Nordwesten nach Süden und Osten rasch ab. Der mittlere Jahresniederschlag beträgt in Tanger 860, in Casablanca 430, in Essaouira 280 und in der Sahara 130 Millimeter. Die höchsten Lagen des Atlasgebirges sind mehrere Monate im Jahr schneebedeckt. Während der Sommermonate tritt häufig der Schirokko in Erscheinung; Ursprungsgebiet dieses heißen, viel Staub führenden Windes ist die Sahara. 2.4 Flora und Fauna In den Bergregionen Marokkos gibt es noch Wälder, die u. a. aus Stein- und Korkeichen, Wacholder, Zedern, Tannen und Kiefern bestehen. Allerdings führte die über Jahrhunderte anhaltende Abholzung zum Verlust ausgedehnter Waldflächen; nach dem Raubbau siedelte sich hier Sekundärvegetation an. Verbreitet tritt in diesen Regionen Macchie auf; typische Pflanzen sind z. B. Erdbeerbäume und Wacholder. In den Ebenen, die nicht als landwirtschaftliche Nutzflächen dienen, gedeihen vor allem Strauchvegetation und Alfagras. Nahe der südlichen Landesgrenze wachsen Arganien, eine Art von dornigen Eisenholzbäumen. Die marokkanische Tierwelt umfasst sowohl in Europa heimische Tiere als auch Vertreter der afrikanischen Fauna. Zu den für Europa charakteristischen Säugetieren gehören Rotfüchse, Fischotter, Feldhasen und Wildschweine. Für Afrika typische Arten sind Leoparden, Fenneks, Gazellen, Paviane und die giftigen Hornvipern. Die Avifauna ist u. a. durch Felsenschwalben, Diademrotschwänze, Heckensänger, Bienenfresser, Wiedehopfe und Blauracken repräsentiert sowie durch mehrere Adlerarten (Stein-, Savannen-, Habichts-, Zwerg- und Schlangenadler). 50 der in Marokko lebenden Tierarten sind vom Aussterben bedroht. 3 BEVÖLKERUNG Die Bevölkerung besteht zu etwa 40 Prozent aus arabisierten Berbern, zu 35 Prozent aus Berbern und zu 20 Prozent aus Arabern, die vor allem in den größeren Städten leben. Es kommt häufig zu Eheschließungen zwischen Arabern, Berbern und den wenigen Schwarzafrikanern, den Nachkommen ehemaliger Sklaven. In Marokko leben derzeit annähernd 60 000 Europäer, die meisten von ihnen sind Franzosen. Die etwa 7 000 im Land verbliebenen Juden (1952 lebten in Marokko noch 218 000) sind größtenteils Nachkommen von Familien, die bereits seit Jahrhunderten in der Gegend ansässig sind. Die Einwohnerzahl Marokkos beträgt etwa 34,3 Millionen. Daraus ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 77 Einwohnern pro Quadratkilometer (2008). Die Wachstumsrate beträgt 1,5 Prozent (2008) Prozent. In der von Marokko besetzten Westsahara leben etwa 394 000 Menschen (2008). Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 71,5 Jahren, Männer 69,1. 3.1 Wichtige Städte Landeshauptstadt ist Rabat mit ungefähr 1,76 Millionen Einwohnern in der Agglomeration (2003). Weitere wichtige städtische Ballungszentren sind Casablanca (3,58 Millionen), die größte Stadt des Landes und zugleich wichtigster Seehafen, die beiden Handelszentren Fès (947 000) und Marrakesch (823 000), Oujda (401 000) an der algerischen Grenze, Agadir (679 000) und die Hafenstadt Tanger (704 000) an der Straße von Gibraltar. 3.1.1 Sprache Die Amtssprache ist Arabisch. Französisch ist nach wie vor als Bildungs- und Handelssprache von großer Bedeutung. Das marokkanische Arabisch wird Derija genannt (wörtlich ,,Dialekt"). Derija, das sich stark vom klassischen Arabisch unterscheidet, wird von den meisten arabischen Marokkanern gesprochen. Fast 35 Prozent der Bevölkerung sprechen verschiedene Berberdialekte. Die verbreitetsten Dialekte sind: Tashilhayt, das im Hohen Atlas und dem Souss-Tal gesprochen wird, Tarifit, das in der Er Rif-Region verbreitet ist, und Tamazight, das im Mittleren Atlas zu hören ist. Der arabische Dialekt Hasaniya wird um Guelmim im Süden des Landes und auch in der Westsahara gesprochen. In den ehemaligen spanischen Küstengebieten um Tanger und Sidi Ifni ist Spanisch noch verbreitet. 3.2 Religion Der Islam ist die Staatsreligion des Landes. Die muslimische Bevölkerung beträgt 99 Prozent, davon gehören 80 Prozent den Sunniten an. Der restliche Anteil der Bevölkerung bekennt sich zum Christentum (überwiegend zur römisch-katholischen Kirche). 3.2.1 Feiertage Während des Fastenmonats Ramadan fasten gläubige Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Wichtige Feiertage sind: Aid al Saghir (das dreitägige Fest am Ende des Ramadan), Aid al Kebir (das Fest nach der Pilgerreise nach Mekka) und Mouloud, an dem die Geburt Mohammeds gefeiert wird. Da die Muslime sich nach dem Mondkalender richten, ändert sich das Datum dieser Feiertage gegenüber dem gregorianischen Kalender ständig. Gesetzliche Feiertage sind Neujahr (1. Januar), der Tag der Thronbesteigung (3. März), der Tag der Jugend (9. Juli), der Tag des Grünen Marsches (6. November) und der Unabhängigkeitstag (18. November). 3.3 Soziales Das Gesundheitswesen ist in den Städten im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten gut entwickelt, während die medizinischen Versorgungseinrichtungen in den ländlichen Gegenden immer noch unzureichend sind. Auf einen Arzt kommen 1 943 Einwohner, die Kindersterblichkeitsrate beträgt 38 Sterbefälle pro 1 000 Lebendgeburten. Es besteht ein Sozialversicherungssystem mit Alters-, Hinterbliebenen- und Behindertenrenten. Die Arbeitslosenquote liegt bei 9,7 Prozent; aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit wandern viele männliche Jugendliche in europäische Länder aus. 4 BILDUNG UND KULTUR Marokko wurde in seiner Geschichte von verschiedenen Kulturen beeinflusst. Bei Ausgrabungen wurden Relikte der phönizischen, hellenischen, karthagischen und römischen Kulturen entdeckt. Die Araber führten in Marokko eine Schriftsprache ein, die auch heute noch im Geschäftsleben und kulturellen Bereich vorherrscht. Westafrikanische Kultureinflüsse, besonders im Tanz, gelangten über Handelsverbindungen ins Land. In Marokko liegen mehrere Kulturdenkmäler, die in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen wurden. Hierzu gehören die Altstädte von Fès, Marrakesch und Meknès, die befestigte Stadt Aït-Ben-Haddou, die Medina von Tétouan und von Essaouira sowie die Ausgrabungsstätte Volubilis. 4.1 Bildung und Schulwesen Die allgemeine Schulpflicht von 9 Jahren wurde 1963 eingeführt. Es nehmen weniger Mädchen als Jungen am Schulunterricht teil, wobei sich allerdings das Verhältnis allmählich angleicht. Die Einschulungsquote liegt bei etwa 80 Prozent; eine Quote von 100 Prozent ist das Ziel der marokkanischen Bildungspolitik. Im Sekundarschulalter besuchen 45 Prozent aller Kinder den Unterricht. Lehrsprache ist Arabisch, in Sekundarschulen wird auch in französischer Sprache unterrichtet. Der Alphabetisierungsgrad liegt trotz starker Förderung des Bildungswesens nur bei 53,5 Prozent. Traditionelle Bildung wird an der Universität Al-Qarawiyin in Fès vermittelt, die bereits 859 n. Chr. gegründet wurde. Moderne Bildungseinrichtungen sind die MohammedV.-Universität (Gründungsjahr 1957) in Rabat, die Mohammed-Ben-Abdellah-Universität (1974) in Fès, die Cadi-Ayyad-Universität (1978) in Marrakesch, die Hassan-II.Universität (1976) in Casablanca und die Mohammed-I.-Universität (1978) in Oujda sowie die private Al-Akawein Universität bei Ifrane. In Rabat befinden sich ferner Hochschulen für die schönen Künste, Verwaltungswissenschaften, Agrarwirtschaft und Wirtschaft, und in Tétouan gibt es eine Hochschule für Volkskunst und Handwerk, die 1921 gegründet wurde. 4.2 Kultureinrichtungen Die 1920 gegründete marokkanische Nationalbibliothek befindet sich in Rabat. Daneben sind die Bibliothek in Casablanca und die Universitätsbibliothek in Fès zu nennen. Marokko verfügt über einige große Museen, darunter das Ärchäologische Museum in Tétouan, das Sammlungen der karthagischen, römischen und islamischen Kultur beherbergt. In Casablanca und Rabat haben sich Zweigstellen des Goethe-Instituts niedergelassen. 4.3 Medien Rundfunk- und Fernsehprogramme werden in mehreren Sprachen gesendet. Neben etwa 20 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von etwa 700 000 erscheinen zahlreiche Zeitschriften. Obwohl sich Marokko für ein arabisches Land einer relativ großen Pressefreiheit erfreut, werden immer wieder unbequeme Redaktionen staatlicherseits unter Druck gesetzt, politisch missliebige Journalisten eingesperrt und Zeitschriften verboten. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Marokko ist seit 1972 eine konstitutionelle Monarchie und wird gemäß der 1992 verabschiedeten und im September 1996 in wesentlichen Punkten revidierten Verfassung regiert. 5.1 Exekutive Der Monarch, der laut Verfassung männlich sein muss, ist das Staatsoberhaupt von Marokko, der oberste Inhaber der Exekutive und der Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Darüber hinaus ist er das geistliche Oberhaupt des Landes. Er ernennt den Premierminister und auf dessen Vorschlag die Minister. Er kann das Parlament auflösen und sein Veto gegen Gesetze einlegen. 5.2 Legislative Seit der Revision der Verfassung 1996 gliedert sich das marokkanische Parlament in zwei Kammern: in die Nationalversammlung, deren 325 Mitglieder für fünf Jahre direkt gewählt werden, und den Senat, dessen 270 Abgeordnete in indirekter Wahl von Kommunen, Regionen, Berufsverbänden und Gewerkschaften bestimmt werden. In der Nationalversammlung sind 30 Sitze für Frauen reserviert. 5.3 Judikative Die höchste Instanz des Gerichtswesens ist das Oberste Gericht mit Sitz in Rabat. Es gibt in Marokko 15 Berufungsgerichte. Klagen in minder schweren Fällen werden vor kommunalen Gerichten verhandelt, während gewichtigere Fälle von Regionalgerichten bearbeitet werden. Marokko verfügt außerdem über 14 Arbeitsgerichte. 5.4 Kommunalverwaltung Marokko ist in 16 Regionen mit 43 Präfekturen gegliedert; die besetzte Westsahara umfasst vier Provinzen. Den Regionen stehen Gouverneure vor, die vom König ernannt werden und deren Amtszeit von der zentralen Nationalregierung bestimmt wird. 5.5 Politik Marokko verfügt über ein Mehrparteiensystem. Zu den größten Parteien gehören die Union Socialiste des Forces Populaires (USFP), die nationalkonservative Unabhängigkeitspartei Istiqlal (PI, eine gemäßigte Gruppierung), der islamistische Parti de la Justice et du Développement (PJD) und der Rassemblement National des Indépendents (RNI). Weitere bedeutende Parteien sind der Mouvement Populaire (MP; Berber- und Bauernpartei), der Mouvement Nationale Populaire (MNP) und der Parti Progrès du Socialisme (PPS). 5.6 Verteidigung 2006 wurde die Wehrpflicht zugunsten einer Berufsarmee abgeschafft. Den Streitkräften gehören 200 800 Soldaten an (2004). 6 WIRTSCHAFT Ein wichtiges Standbein für die Wirtschaft Marokkos ist die Gewinnung von Phosphaten. Unter Einschluss der Westsahara verfügt das Königreich über die größten Phosphatvorkommen der Welt. Zunehmende Bedeutung hat auch der Tourismus. In Marokko gibt es etwa 11,3 Millionen Erwerbstätige (2006), von denen 36 Prozent im Dienstleistungssektor, 20 Prozent in der Industrie und 45 Prozent in der Landwirtschaft tätig sind. Rund ein Fünftel der Gesamtbevölkerung ist erwerbslos, wobei die hohe Jugendarbeitslosigkeit viele junge Marokkaner zur Flucht ins Ausland (insbesondere Länder der EU) treibt. Etwa 1,5 Millionen Marokkaner sind als Gastarbeiter im Ausland beschäftigt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 65 401 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 56,5 Prozent, Industrie 27,8 Prozent, Landwirtschaft 15,7 Prozent); daraus ergibt sich ein BIP pro Einwohner von 2 144,60 US-Dollar. 6.1 Landwirtschaft Nur 19 Prozent der Landesfläche werden landwirtschaftlich genutzt. In der Viehwirtschaft dominieren Rinder, Schafe, Ziegen und Geflügel. Die wichtigsten Agrarprodukte sind Getreide, insbesondere Gerste und Weizen, Kartoffeln, Melonen, Oliven, Trauben, Hülsenfrüchte, Datteln, Zuckerrohr und Zuckerrüben. Um zufrieden stellende Erträge zu liefern, muss ein großer Teil des Kulturlandes künstlich bewässert werden, insgesamt etwa 3,3 Prozent Landnutzungsfläche (2007), womit Marokko eine der höchsten Bewässerungsraten in ganz Afrika aufweist. Mehr als 90 Prozent des Frischwassers fließen in die Landwirtschaft, was zusammen mit dem kontinuierlichen Bevölkerungsanstieg das Problem der Wasserknappheit zuzuspitzen droht. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei Kork ist das wichtigste Produkt der marokkanischen Forstwirtschaft. Ein großer Teil des Baumbestands wird als Brennstoff genutzt. Die wichtigsten Fischereizentren sind Agadir, Safi, Essaouira und Casablanca. Gefangen werden vor allem Sardinen, Sardellen, Thunfische, Makrelen sowie Schalen- und Krebstiere. 6.3 Bergbau Marokko verfügt über reiche Phosphatlagerstätten und gehört zu den weltweit führenden Phosphatproduzenten. Abbau und Verarbeitung von Phosphat sind Staatsmonopol. Der überwiegende Teil des geförderten Phosphats bzw. der erzeugten Phosphorsäure geht in den Export. Weitere Bodenschätze sind Steinkohle und verschiedene Metallerze. Aufgrund der geringen Ergiebigkeit dieser Lagerstätten werden diese Rohstoffe jedoch, ähnlich wie Erdöl und Erdgas, nur im geringen Umfang abgebaut. 6.4 Industrie Neben dem Bergbau, der Verarbeitung von Metallen sowie Kunststoffen haben u. a. die chemische und die Nahrungsmittelindustrie sowie die Textil- und Lederwarenindustrie Bedeutung. Das traditionelle Handwerk ist leicht rückläufig. 6.5 Währung Die marokkanische Währung ist der Dirham zu 100 Centimes. Die Währung wird von der marokkanischen Nationalbank Banque al-Maghrib (gegründet 1959) ausgegeben. Marokko verfügt außerdem über mehrere große Privatbanken. 6.6 Außenhandel Rund ein Fünftel des Gesamtexportvolumens machen Phosphate und Phosphorsäure aus. Marokko führt vor allem Nahrungsmittel (z. B. Zitrusfrüchte, Fisch und Fischkonserven) und Konsumgüter aus, die zusammen immerhin die Hälfte des Exportvolumens ergeben. Insbesondere für die verarbeitenden Betriebe importiert das Königreich Investitionsgüter und Halbwaren. Außerdem führt das Land verschiedene Konsumgüter, mineralische Brennstoffe und Getreide ein. Die Handelsbilanz ist negativ. Wichtige Handelspartner Marokkos sind Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien, die Vereinigten Staaten von Amerika und die Vereinigten Arabischen Emirate. Devisen gelangen als Überweisungen der rund eine Million marokkanischen Arbeitnehmer im Ausland und durch den Tourismus ins Land. 6.7 Verkehrswesen Marokko verfügt über mehrere bedeutende Häfen an der Atlantikküste, wie z. B. Casablanca. Weitere größere Hafenstädte sind Agadir, Kenitra, Mohammedia, Safi und Tanger. Das Straßennetz umfasst 57 493 Kilometer, wovon nur etwa 57 Prozent befestigt sind (2004). Vor allem östlich und südlich des Atlasgebirges gibt es schwer zu befahrende Sandpisten. Das Eisenbahnnetz hat eine Länge von 1 907 Kilometern. Der größte internationale Flughafen liegt in der Nähe von Casablanca. 6.8 Tourismus Marokko hat bereits früh die wirtschaftlichen Möglichkeiten erkannt, die im Tourismus liegen. Allein die Zahl der Gäste aus dem Ausland stieg von rund 350 000 im Jahr 1964 auf 6,56 Millionen (2006). Die Deviseneinnahmen machen immerhin 5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Die marokkanische Regierung räumt der Entwicklung des Tourismus daher hohe Priorität ein. 6.9 Energie 94,2 Prozent des benötigten Strombedarfs stammen aus Wärmekraftwerken, die verbleibenden 4,7 Prozent (2003) werden durch Wasserkraftwerke gedeckt. 7 GESCHICHTE Steinwerkzeugfunde, Knochenreste, Megalithbauten und Felszeichnungen des Atlanthropus mauretanicus, des Neandertalers und des Homo sapiens (siehe Evolution des Menschen) aus der Zeit der Pebble-Kultur, des Acheuléen, des Moustérien und aus dem Neolithikum belegen, dass das Territorium des heutigen Marokko schon seit der Altsteinzeit von Menschen bevölkert ist. In frühgeschichtlicher Zeit traten dort die Berber in Erscheinung, ein hellhäutiges nomadisierendes Hirtenvolk, das vermutlich vor 4 000 Jahren aus dem westlichen Asien nach Nordafrika eingewandert war. 7.1 Berber, Karthager, Römer und Byzantiner Ab dem 12. Jahrhundert v. Chr. gründeten Phönizier an der nordafrikanischen Mittelmeerküste Niederlassungen, darunter Karthago im heutigen Tunesien. Ihren Machtbereich weiteten die Phönizier bzw. Karthager bis zum Atlantik aus, d. h. auch über den Norden des heutigen Marokko. Die Eroberung Karthagos durch das Römische Reich 146 v. Chr. im 3. Punischen Krieg leitete die Vorherrschaft der Römer an der nordafrikanischen Mittelmeerküste ein. Etwa um 42 n. Chr. wurde der Norden des heutigen Marokko mit Teilen des heutigen Algerien zur römischen Provinz Mauretania Tingitana zusammengefasst. Im Landesinneren waren die Masmuda-Berber beheimatet, ein dunkelhäutiges Mischvolk aus Nomaden und Halbnomaden, die zunächst in Sippen lebten, ehe sie sich in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen zu Stämmen oder Stammesverbänden zusammenschlossen. Sie wurden von den Römern Mauri (lateinisch maurus: schwarz) genannt, wovon sich der Name des historischen Königreiches Mauretanien (,,Land der Mohren") ableitete, das die Masmuda an den Ufern des Moulouya gründeten und das sich auf dem Höhepunkt seiner Macht vom Atlantik bis zum Fluss Rhumel im Osten des heutigen Algerien erstreckte. Bedeutende Herrscher des Masmuda-Reiches waren Baga (um 200 v. Chr.) in punischer Zeit sowie Bocchus I. (um 100 v. Chr.) und Juba II. (25 v. Chr.-23 n. Chr.) in römischer Zeit. Die römische Herrschaft ging mit dem Einfall der Wandalen 429 zu Ende. Als das Wandalenreich nach dem Tod Geiserichs 477 zerfiel, suchten die Byzantiner die frühere römische Provinz zurückzugewinnen, aber faktisch übernahmen die Berber die Herrschaft über das heutige Marokko - mit Ausnahme der Küstenstädte Tingis (Tanger) und Septem (Ceuta), die Byzanz noch längere Zeit als Teil seiner Provinz Mauretania Secunda beanspruchte. 7.2 Araber gegen Berber In ihren groß angelegten Feldzügen zur Verbreitung des Islam stießen arabische Eroberer im 7. Jahrhundert von Ägypten her nach Westen (arabisch Maghreb für ,,Sonnenuntergang") vor und erreichten 682 den Atlantik. Von dort aus drangen sie ins Landesinnere ein und bekehrten die Berber gegen teils erhebliche Widerstände. Bis 711 gelang es den Arabern, den gesamten Maghreb zu unterwerfen und ihn in das sunnitische Kalifat der Omaijaden zu integrieren. Arabisch-berberische Muslime, die nun als Mauren bezeichnet wurden, setzten von dort aus auf die Iberische Halbinsel über und machten sie sich innerhalb weniger Jahre untertan. Da die arabischen Machthaber den islamisierten Einheimischen eine Machtbeteiligung verweigerten, kam es 739 zum Aufstand der Berber. Ihr Führer Maysara al-Matghari vereinigte die Stämme der Miknasa, Bargawata und Magrawa und errichtete ein schiitisches Gegenkalifat, das nach seiner Ermordung in eine Reihe von Fürstentümern zerfiel. 7.3 Idrisiden-Reich Als Begründer der Eigenstaatlichkeit Marokkos gilt der schiitische Imam Idris, ein Abkömmling von Ali ibn Abi Talib, dem Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mohammed. Wegen Beteiligung an einer fehlgeschlagenen Revolte gegen die Abbasiden auf der Flucht, scharte er missionierte Berber um sich, die ihn als Herrscher anerkannten. Damit begründete er die Dynastie der Idrisiden, die von Fès aus das Umland eroberten und 788 das erste eigenständige Reich im Maghreb errichteten, das bis 985 Bestand hatte. Es folgten andere arabische und berberische Dynastien, von denen vor allem die Almoraviden (1062-1147) und die Almohaden (1147-1258) erwähnenswert sind. Unter den Almohaden entwickelte sich Marokko zum Zentrum eines Großreiches, zu dem die heutigen Staaten Algerien, Tunesien, Libyen sowie große Teile von Spanien und Portugal zählten. Die Grundlagen, die sie legten, verhinderten später, dass Marokko anders als viele seiner Anrainer unmittelbar Teil des Osmanischen Reiches wurde. Unter Fremdherrschaft gerieten dagegen weite Teile der marokkanischen Küste und des angrenzenden Binnenlandes, wo die Portugiesen nach der Eroberung von Ceuta (1415) und Tanger (1471) der Reihe nach die Häfen Asilah, Anfa (heute Casablanca), Azzemour, Asfi (heute Safi) und Mazagan (heute El Jadida) besetzten oder Städte wie Santa Cruz (heute Agadir) gründeten. 7.4 Scherifen-Dynastien Die Portugiesen zurückzudrängen gelang erst den Saaditen (1554-1660), der ersten Scherifen-Dynastie (arabisch sharif: edel, vornehm), die arabischer Abstammung waren und ihre Herkunft auf die Familie des Propheten Mohammed zurückführten. Sie fügten Portugal 1578 eine vernichtende Niederlage zu und eroberten bis zum Ende des 17. Jahrhunderts die meisten Küstenstädte zurück. Die Regierungszeit von Ahmed I. al-Man-sur (1579-1603) gilt als das goldene Zeitalter Marokkos. Thronstreitigkeiten nach seinem Tod führten zum Niedergang der Saaditen, zur Auflösung der Zentralmacht und zum Zerfall Marokkos in eine Reihe von Fürstentümern. Die über die Oasen des Tafilalt im Südwesten regierenden Hassani-Scherifen nutzten die Schwäche, um ihren Machtbereich ab 1659 zu erweitern und errichteten ein Reich, das annähernd das heutige Marokko umfasste. 1666 erklärte sich der Hassani-Scherif Mulai al-Raschid in Fès zum Sultan und begründete die Dynastie der Alawiten. Sein Nachfolger Mulai Ismail (1672-1727) stellte eine stehende Armee auf, mit deren Hilfe er die rebellischen Berber befriedete und die spanischen Eroberer aus Asilah, Larache und Tanger zurückschlug. Sein Nachkomme Mulai Mohammed (1757-1792) vertrieb die Portugiesen aus ihrer letzten Bastion Mazagan (heute El Jadida). Er unterhielt Handelsbeziehungen in viele Teile Europas, bis sein Nachfolger Mulai Silman (1794-1822) eine Politik der Abschottung nach außen einleitete. 7.5 Europäische Okkupation Die Unterwerfung Algeriens durch die französische Kolonialmacht rief Mitte des 19. Jahrhunderts europäische Rivalen auf den Plan, und Marokko wurde zum Spielball imperialistischer Mächte. Marokkanische Angriffe auf die letzte spanische Exklave Ceuta führten 1859/60 zum Krieg, in dem sich Spanien Tétouan sichern konnte. Im April 1904 erkannte Großbritannien - als Gegenleistung für die Anerkennung Ägyptens als britisches Interessengebiet - Marokko als Domäne Frankreichs an. In das Ringen um die Vormachtstellung schaltete sich auch das deutsche Kaiserreich ein und löste damit zwei so genannte Marokkokrisen (1905 bzw. 1911) aus, die jedoch auf dem Verhandlungsweg beigelegt werden konnten. Dabei hatte der so genannten Panthersprung nach Agadir - benannt nach dem deutschen Kanonenboot Panther, das zur Unterstützung des Widerstandes gegen die französischen ,,Schutzherren" entsandt wurde - Frankreich und Deutschland bereits 1911 an den Rand eines Krieges gebracht. 1912 erkannte der Sultan das französische Protektorat über Marokko an, und noch im selben Jahr teilten Frankreich und Spanien Marokko per Vertrag untereinander auf, wobei fünf Zonen entstanden und Spanien der erheblich kleinere Teil zufiel: erstens die internationale Zone von Tanger, zweitens das spanische Protektorat in NordMarokko (Spanisch-Marokko) mit der Hauptstadt Tétouan, drittens die spanische Besitzung Ifni und viertens das spanische Protektorat in Süd-Marokko - die letzten beiden wurden verwaltungsmäßig der Kolonie Spanisch-Sahara angegliedert - sowie fünftens das mit Abstand größte, französische Protektorat (Französisch-Marokko) mit der Hauptstadt Rabat. 7.6 Kampf um die Unabhängigkeit Der bewaffnete Kampf der Einheimischen gegen die Fremdherrschaft begann 1920 in Spanisch-Marokko mit einem Aufstand der berberischen Rifkabylen. Ihr Anführer Abd el-Krim rief zum Heiligen Krieg auf und errichtete 1921 eine ,,Republik Er Rif", der er als Präsident mit dem Titel eines Emirs vorstand. Es war ihm bereits gelungen, einen Großteil der Besatzer zu vertreiben, ehe die Kolonialmächte Frankreich und Spanien in einem gemeinsamen Feldzug mit 200 000 Soldaten unter dem Kommando von Marschall Philippe Pétain und José Sanjurjo den Aufstand 1926 gewaltsam niederschlugen. Versuche der Franzosen, Araber und Berber gegeneinander auszuspielen und zu entzweien, trugen in den dreißiger Jahren wesentlich zur Herausbildung eines marokkanischen Nationalbewusstseins bei. Dieses manifestierte sich in Organisationen wie dem Parti de la Réforme (PR) in der spanischen und dem Koutla de l'Action Nationale (,,Nationaler Aktionsblock") in der französischen Zone. Dem Koutla-Generalsekretär Allal el-Fassi gelang es, eine Volksbewegung zu mobilisieren, die 1944 die ultranationalistische ,,Unabhängigkeitspartei" Parti de l'Istiqlal (PI) hervorbrachte. Befördert wurde diese Entwicklung durch den Verlauf des 2. Weltkrieges: zum einen durch die Landung von US-Truppen im November 1942 und die damit verbundene Hoffnung auf ein baldiges Ende der restriktiven Kollaborationsregierung Pétain (Vichy-Regierung) in Frankreich, der Marokko den Deutschen als Aufmarschgebiet überantwortet hatte; zum anderen durch den antiimperialistischen Grundtenor der Atlantikcharta. Nachdem sich entsprechende Äußerungen der französischen Exilregierung unter General Charles de Gaulle nach dem Krieg nur als Lippenbekenntnisse erwiesen, machte sich der lediglich noch formal herrschende Alawiten-Sultan Sidi Mohammed ibn Jussuf, der in jungen Jahren als Marionette der europäischen ,,Schutzmächte" gegolten hatte, die Forderungen der Nationalisten nach Selbständigkeit, Reformen und Demokratisierung zu eigen. Damit förderte er auch die Akzeptanz der arabisch dominierten Istiqlal bei der berberischen Landbevölkerung. 7.7 Unabhängigkeit Repressionen gegen nationalistische Wortführer sorgten dafür, dass die bislang überwiegend friedlichen Unabhängigkeitsbestrebungen im August 1953 in Aufruhr und offene Gewalt umschlugen. Nach der Absetzung des unbotmäßigen Sultans durch die Kolonialmacht 1953 begehrten auch die in der nationalen Frage nachgiebigeren Berber auf, deren geistiges Oberhaupt der Sultan war. Nicht zuletzt wegen der zugespitzten Lage in Algerien lenkte Frankreich Ende 1955 ein, und der Sultan kehrte im Triumph aus dem Exil heim. Am 2. März 1956 wurde das französische und am 8. April 1956 auch das spanische Protektorat offiziell aufgehoben. Nur die Mittelmeerhäfen Ceuta und Melilla sowie der Atlantikhafen Sidi Ifni (bis 1969) blieben in spanischem Besitz. Tanger, seit 1912 mit fünfjähriger Unterbrechung (1940-1945) internationaler Freihafen, verlor diesen Status und wurde Marokko im Oktober 1956 angegliedert. Am 16. August 1956 hatte unterdessen der Sultan als König Mohammed V. den Thron eines unabhängigen Al Mamlaka al Maghribijja (arabisch: Maghrebinisches Königreich) bestiegen und regierte Marokko nach Art eines absoluten Herrschers. Innenpolitisch wirkte er integrativ. Außenpolitisch unterstützte er die panarabischen Bestrebungen und erhob Anspruch auf Mauretanien und die von Spanien kolonisierte Westsahara. Nach dem Tod Mohammeds V. am 26. Februar 1961 führte sein ältester Sohn als Hassan II. den großmarokkanischen Kurs seines Vaters fort. 1962 provozierte er einen Konflikt mit Algerien, als er die bodenschatzreiche Region Tindouf im äußersten Westen Algeriens für Marokko reklamierte. Eine Invasion marokkanischer Truppen konnte von den Algeriern zurückgeschlagen werden. Aber die Ansprüche blieben bis zur Unterzeichnung eines Grenz- und Zusammenarbeitsabkommens auf der Gipfelkonferenz der Organisation für afrikanische Einheit (OAU) 1971 bestehen. 7.8 Westsahara-Konflikt In der Auseinandersetzung um die Zukunft der Kolonie Spanisch-Sahara meldete Hassan II. ebenso wie Mauretanien Ansprüche auf das Gebiet an. Zur Destabilisierung der Kolonialmacht bediente sich Hassan aber zunächst der einheimischen Nationalisten, die sich für den Kampf um die Loslösung der Westsahara 1973 in der militanten Polisario (Frente Popular para la Liberación de Sanguia El Hamra y Río de Oro) organisiert hatten. Zur Klärung der Westsahara-Frage rief der König 1974 den Internationalen Gerichtshof an, der in einem Gutachten im Oktober 1975 weder die Ansprüche Marokkos noch Mauretaniens bestätigte, sondern für ein Referendum über die Selbständigkeit plädierte, wie es bereits die Vereinten Nationen vorgeschlagen hatten. Am 6. November 1975 inszenierte Hassan den so genannten ,,grünen Marsch", eine gewaltlose Massendemonstration von 350 000 Marokkanern in die Westsahara. Nach dem Tod Francisco Francos gab Spanien im Februar 1976 die Westsahara preis und verständigte sich mit Marokko und der Republik Mauretanien auf eine Aufteilung des Gebietes im Verhältnis zwei zu eins. Dies lief den Plänen der Polisario zuwider, die einen Tag nach dem Abzug der spanischen Kolonialtruppen am 27. Februar 1976 in Algier eine Exilregierung bildete und die Demokratische Arabische Republik Sahara ausrief. In der Folgezeit nahm die Polisario, zeitweise unterstützt von Algerien und Libyen, den bewaffneten Befreiungskampf gegen die beiden Besatzer Marokko und Mauretanien auf. Als sich das durch die militärische Überlegenheit der Polisario in Bedrängnis geratene Mauretanien aus der Westsahara zurückzog (Friedensvertrag am 5. August 1979), besetzte Marokko auch den mauretanischen Teil der Westsahara und zog damit den Guerillakrieg auf sich. In den achtziger und frühen neunziger Jahren bemühten sich die Vereinten Nationen um eine Beendigung des Konflikts. 1988 stimmten Marokko und die Polisario einem UN-Friedensplan zu, der ein Referendum über die Zukunft der Westsahara vorsah, und unterzeichneten am 6. September 1991 ein Waffenstillstandsabkommen. Gleichzeitig nahmen Beobachter der Misión de las Naciones Unidas para el referéndum del Sáhara Occidental (MINURSO; Mission der Vereinten Nationen für das Referendum in Westsahara) ihre Tätigkeit auf. Doch erst in einem vom früheren US-Außenminister James Baker vermittelten Kompromiss einigten sich Marokko und die Polisario im September 1997 auf die Modalitäten für ein Referendum über die Zukunft der Westsahara. In einem für Ende des Jahres 1998 angestrebten Plebiszit sollte die Bevölkerung der Westsahara zwischen der Unabhängigkeit und einem Anschluss an Marokko entscheiden können. Das Referendum scheiterte lange Zeit an der Streitfrage über die Stimmberechtigten. Während die marokkanische Regierung verlangte, auch 125 000 inzwischen aus Marokko zugewanderten Siedlern das Stimmrecht zu gewähren, pochte die Befreiungsfront auf die 75 000 stimmberechtigten Sahraoui, die beim letzten Zensus unter spanischer Herrschaft 1974 ermittelt worden waren. Obwohl sich beide Parteien zuletzt auf 80 000 Stimmberechtigte einigten, ließ das Plebiszit und damit eine Lösung des Westsahara-Problems weiter auf sich warten, woran auch eine Reihe neuerlicher Vermittlungsversuche der Vereinten Nationen nichts ändern konnte. 7.9 Innenpolitische Situation Mit den Konflikten mit Algerien und der Westsahara gelang es Hassan II. zunächst, von seinen innenpolitischen Schwierigkeiten abzulenken. 1962 hatte er die konstitutionelle Monarchie mit einer starken Stellung des Königs eingeführt. Doch schon bald verabschiedete er sich von den Idealen der Istiqlal, schloss sie nach den Parlamentswahlen 1963 von der Regierungsverantwortung aus und ließ führende Oppositionelle vor allem linksorientierter Parteien wie der Union Nationale des Forces Populaires (UNFP) verfolgen. Als es zu Unruhen kam, löste er bereits 1965 das Parlament wieder auf, verhängte den Ausnahmezustand und regierte bis 1972, gestützt auf das Militär und die privilegierten Eliten, autokratisch. Anfang der achtziger Jahre sorgten separatistische Berber und Anfang der neunziger Jahre wachsende soziale Spannungen für Unruhen, die zum Teil blutig beendet wurden. Mit einer neuen Verfassung bewies Hassan 1992 seine Reformbereitschaft und leitete eine vorsichtige Demokratisierung ein. Eine per Referendum bestätigte Revision der Verfassung führte 1996 u. a. die Direktwahl der ersten Parlamentskammer ein sowie eine indirekt gewählte zweite Kammer und weitete die Befugnisse des Parlaments aus. Aus den ersten freien Parlamentswahlen in Marokko, die nach der revidierten Verfassung im November 1997 abgehalten wurden, ging das oppositionelle Mitte-links-Bündnis des Koutla-Blocks mit knapper Mehrheit vor dem bisherigen rechtskonservativen Regierungsbündnis ( Wifaq-Block) als stärkste Kraft hervor, und König Hassan II. beauftragte mit Abderrahmane Youssoufi von der Union Socialiste des Forces Populaires (USFP) zum ersten Mal einen Politiker der Linken mit der Regierung. König Hassan II., der auch wegen seiner moderaten Haltung im Nahostkonflikt und der Unterdrückung islamistischer Bestrebungen vor allem im Westen zuletzt einen guten Ruf genoss, starb am 23. Juli 1999. Am selben Tag wurde sein ältester Sohn als Mohammed VI. zum neuen König proklamiert. Gleich zu Beginn erließ Mohammed umfangreiche Amnestien und signalisierte auch sonst seine Reformbereitschaft in Richtung auf eine weitere Demokratisierung des Landes. 2004 setzte Mohammed die Kommission für Gerechtigkeit und Versöhnung ein, die die Menschenrechtsverletzungen während der Regierungszeit seines Vaters aufarbeiten sollte - ein Novum in der arabischen Welt. Sie konstatierte in ihrem Schlussbericht vom Herbst 2005 knapp 600 Todesopfer aufgrund von Menschenrechtsverletzungen des Staates (Menschenrechtsorganisationen nennen um ein Mehrfaches höhere Zahlen) und schlug eine Reihe von Reformen in Polizei und Justiz vor, die Mohammed umzusetzen versprach; eine Reform der Sicherheitskräfte wurde 2006 eingeleitet. 2004 trat eine vom König initiierte Reform des Frauenrechts in Kraft, durch die die Rechte der Frauen vor allem in der Familie erheblich gestärkt wurden - auch das ein großer Fortschritt für ein arabisches Land. Wie in anderen arabischen Ländern traten allerdings auch in Marokko insbesondere seit dem Irak-Krieg von 2003 zunehmend Islamisten sowohl als erstarkende politische Kraft als auch mit Selbstmordattentaten hervor. Die Parlamentswahlen von 2002 bestätigten die USFP als stärkste Einzelpartei und ihren Koalitionspartner Istiqlal als zweitstärkste. Drittstärkste Kraft mit den größten Zugewinnen wurde der islamistische Parti de la Justice et du Développement (PJD). Zum neuen Premierminister ernannte Mohammed VI. den parteilosen Driss Jettou. Die Parlamentswahlen von 2007 verschoben innerhalb des Regierungsbündnisses lediglich die Gewichtung - Istiqlal wurde stärkste Kraft und stellte nun mit Abbas al Fassi den Premierminister - machten aber den PJD zur nunmehr zweitstärksten Partei. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Bevölkerung sprechen verschiedene Berberdialekte.

Die verbreitetsten Dialekte sind: Tashilhayt, das im Hohen Atlas und dem Souss-Tal gesprochen wird, Tarifit, das in derEr Rif-Region verbreitet ist, und Tamazight, das im Mittleren Atlas zu hören ist.

Der arabische Dialekt Hasaniya wird um Guelmim im Süden des Landes und auch in derWestsahara gesprochen.

In den ehemaligen spanischen Küstengebieten um Tanger und Sidi Ifni ist Spanisch noch verbreitet. 3.2 Religion Der Islam ist die Staatsreligion des Landes.

Die muslimische Bevölkerung beträgt 99 Prozent, davon gehören 80 Prozent den Sunniten an.

Der restliche Anteil derBevölkerung bekennt sich zum Christentum (überwiegend zur römisch-katholischen Kirche). 3.2. 1 Feiertage Während des Fastenmonats Ramadan fasten gläubige Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

Wichtige Feiertage sind: Aid al Saghir (das dreitägige Fest am Ende des Ramadan), Aid al Kebir (das Fest nach der Pilgerreise nach Mekka) und Mouloud, an dem die Geburt Mohammeds gefeiert wird.

Da die Muslime sich nach dem Mondkalender richten, ändert sich das Datum dieser Feiertage gegenüber dem gregorianischen Kalender ständig.

Gesetzliche Feiertage sind Neujahr (1.

Januar), der Tag derThronbesteigung (3.

März), der Tag der Jugend (9.

Juli), der Tag des Grünen Marsches (6.

November) und der Unabhängigkeitstag (18.

November). 3.3 Soziales Das Gesundheitswesen ist in den Städten im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten gut entwickelt, während die medizinischen Versorgungseinrichtungen in denländlichen Gegenden immer noch unzureichend sind.

Auf einen Arzt kommen 1 943 Einwohner, die Kindersterblichkeitsrate beträgt 38 Sterbefälle pro 1 000Lebendgeburten.

Es besteht ein Sozialversicherungssystem mit Alters-, Hinterbliebenen- und Behindertenrenten.

Die Arbeitslosenquote liegt bei 9,7 Prozent; aufgrund derhohen Jugendarbeitslosigkeit wandern viele männliche Jugendliche in europäische Länder aus. 4 BILDUNG UND KULTUR Marokko wurde in seiner Geschichte von verschiedenen Kulturen beeinflusst.

Bei Ausgrabungen wurden Relikte der phönizischen, hellenischen, karthagischen und römischenKulturen entdeckt.

Die Araber führten in Marokko eine Schriftsprache ein, die auch heute noch im Geschäftsleben und kulturellen Bereich vorherrscht.

WestafrikanischeKultureinflüsse, besonders im Tanz, gelangten über Handelsverbindungen ins Land. In Marokko liegen mehrere Kulturdenkmäler, die in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen wurden.

Hierzu gehören die Altstädte von Fès, Marrakesch undMeknès, die befestigte Stadt Aït-Ben-Haddou, die Medina von Tétouan und von Essaouira sowie die Ausgrabungsstätte Volubilis. 4.1 Bildung und Schulwesen Die allgemeine Schulpflicht von 9 Jahren wurde 1963 eingeführt.

Es nehmen weniger Mädchen als Jungen am Schulunterricht teil, wobei sich allerdings das Verhältnisallmählich angleicht.

Die Einschulungsquote liegt bei etwa 80 Prozent; eine Quote von 100 Prozent ist das Ziel der marokkanischen Bildungspolitik.

Im Sekundarschulalterbesuchen 45 Prozent aller Kinder den Unterricht.

Lehrsprache ist Arabisch, in Sekundarschulen wird auch in französischer Sprache unterrichtet.

Der Alphabetisierungsgradliegt trotz starker Förderung des Bildungswesens nur bei 53,5 Prozent. Traditionelle Bildung wird an der Universität Al-Qarawiyin in Fès vermittelt, die bereits 859 n.

Chr.

gegründet wurde.

Moderne Bildungseinrichtungen sind die Mohammed-V.-Universität (Gründungsjahr 1957) in Rabat, die Mohammed-Ben-Abdellah-Universität (1974) in Fès, die Cadi-Ayyad-Universität (1978) in Marrakesch, die Hassan-II.-Universität (1976) in Casablanca und die Mohammed-I.-Universität (1978) in Oujda sowie die private Al-Akawein Universität bei Ifrane.

In Rabat befinden sich fernerHochschulen für die schönen Künste, Verwaltungswissenschaften, Agrarwirtschaft und Wirtschaft, und in Tétouan gibt es eine Hochschule für Volkskunst und Handwerk, die1921 gegründet wurde. 4.2 Kultureinrichtungen Die 1920 gegründete marokkanische Nationalbibliothek befindet sich in Rabat.

Daneben sind die Bibliothek in Casablanca und die Universitätsbibliothek in Fès zu nennen.Marokko verfügt über einige große Museen, darunter das Ärchäologische Museum in Tétouan, das Sammlungen der karthagischen, römischen und islamischen Kulturbeherbergt.

In Casablanca und Rabat haben sich Zweigstellen des Goethe-Instituts niedergelassen. 4.3 Medien Rundfunk- und Fernsehprogramme werden in mehreren Sprachen gesendet.

Neben etwa 20 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von etwa 700 000 erscheinenzahlreiche Zeitschriften.

Obwohl sich Marokko für ein arabisches Land einer relativ großen Pressefreiheit erfreut, werden immer wieder unbequeme Redaktionenstaatlicherseits unter Druck gesetzt, politisch missliebige Journalisten eingesperrt und Zeitschriften verboten. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Marokko ist seit 1972 eine konstitutionelle Monarchie und wird gemäß der 1992 verabschiedeten und im September 1996 in wesentlichen Punkten revidierten Verfassungregiert. 5.1 Exekutive Der Monarch, der laut Verfassung männlich sein muss, ist das Staatsoberhaupt von Marokko, der oberste Inhaber der Exekutive und der Oberbefehlshaber der Streitkräfte.Darüber hinaus ist er das geistliche Oberhaupt des Landes.

Er ernennt den Premierminister und auf dessen Vorschlag die Minister.

Er kann das Parlament auflösen und seinVeto gegen Gesetze einlegen. 5.2 Legislative Seit der Revision der Verfassung 1996 gliedert sich das marokkanische Parlament in zwei Kammern: in die Nationalversammlung, deren 325 Mitglieder für fünf Jahre direktgewählt werden, und den Senat, dessen 270 Abgeordnete in indirekter Wahl von Kommunen, Regionen, Berufsverbänden und Gewerkschaften bestimmt werden.

In derNationalversammlung sind 30 Sitze für Frauen reserviert. 5.3 Judikative Die höchste Instanz des Gerichtswesens ist das Oberste Gericht mit Sitz in Rabat.

Es gibt in Marokko 15 Berufungsgerichte.

Klagen in minder schweren Fällen werden vor. »

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