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Nord-Süd-Konflikt - Politik.

Publié le 16/06/2013

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Nord-Süd-Konflikt - Politik. 1 EINLEITUNG Nord-Süd-Konflikt, Schlagwort, mit dem die Summe der Interessengegensätze zwischen Industrie- und Entwicklungsländern umschrieben wird. Anders als die weiterreichenden und neutraleren Bezeichnungen Nord-Süd-Beziehungen und Nord-Süd-Dialog stellt der Begriff den Aspekt der Konfrontation und ihre Austragungsformen in den Mittelpunkt. Dabei umfasst er mit Politik, Wirtschaft, Militär und Kultur alle inhaltlichen Ebenen der internationalen Beziehungen. 2 AKTEURE Die Bezeichnungen Nord und Süd sind geographisch nicht ganz zutreffend. Die eine Partei wird von den in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammengeschlossenen Industrieländern gebildet. Dabei handelt es sich im Schwerpunkt um westliche Nationen. Auf der anderen Seite stehen die Entwicklungsländer Asiens, Lateinamerikas, Afrikas und Ozeaniens. Ausgeklammert bleiben - zumindest vorerst - die ehemaligen Planwirtschaften Osteuropas. 3 URSPRUNG Die Wurzeln des Nord-Süd-Konflikts liegen in den unterschiedlichen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungschancen der verschiedenen Weltregionen. Vereinfacht ausgedrückt, stehen einigen wenigen reichen Nationen viele arme gegenüber. Entstanden ist der Begriff anfangs der siebziger Jahre im Zusammenhang mit dem so genannten Ölpreisschock. Zu diesem Zeitpunkt nutzten die in der Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) zusammengeschlossenen Staaten erstmals ihre Monopolstellung, um einseitig den Ölpreis zu erhöhen. Die darauf folgende wirtschaftliche Rezession bewirkte zweierlei. Zum einen machte sie den westlichen Industriestaaten ihre Verwundbarkeit und Abhängigkeit von der Entwicklung in anderen, nicht industrialisierten Teilen der Welt deutlich. Zum anderen erkannten auch die nicht über Erdöl verfügenden Entwicklungsländer die Möglichkeiten einer solidarischen Interessenvertretung. In der Folge betrieben Entwicklungs- und Industrieländer eine mitunter harte Konfrontationspolitik. Als maßgeblicher Wortführer für die Interessen des Südens trat die so genannte Gruppe der 77 auf. Hauptsächlicher Schauplatz der Auseinandersetzung waren die verschiedenen Gremien der Vereinten Nationen (UN), insbesondere die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD), in der die Entwicklungsländer über die Stimmenmehrheit verfügen. 4 NEUE WELTWIRTSCHAFTSORDNUNG Die zentrale Forderung der Entwicklungsländer bestand in der Verabschiedung einer Neuen Weltwirtschaftsordnung. Ein Teil der bisherigen, den Gesetzen der freien Marktwirtschaft unterworfenen internationalen Austauschbeziehungen sollte durch politisch bestimmte regulative Maßnahmen ersetzt werden. Das erklärte Ziel war es, die für die Entwicklungsländer ungünstigen Ressourcenströme zu deren Vorteil zu beeinflussen. Hinter dem Stichwort ,,Neue Weltwirtschaftsordnung" verbargen sich eine Vielzahl von Themenpunkten. So wurden bessere Preise für die eigenen Rohstoffe gefordert. Der Marktzugang sollte für die Länder des Südens erleichtert werden, indem die Industriestaaten auf protektionistische Maßnahmen verzichteten. Die Entwicklungshilfe sollte ausgebaut und der Technologietransfer in die unterentwickelten Regionen gefördert werden. Daneben strebten die Entwicklungsländer eine Erhöhung ihres Stimmenanteils bei wichtigen internationalen Organisationen an. Zielobjekte waren vor allem die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF), da diese an der Gestaltung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen mitwirkten. Als Begründung für seinen Forderungskatalog führte der Süden politische und ethische Kriterien an. Er verlangte eine Wiedergutmachung für die während der Kolonialzeit erlittene Ausbeutung und plädierte daneben für eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Für diese Argumentation fanden sich auch in Kreisen westlicher Intellektueller zahlreiche Fürsprecher. 1974 verabschiedete die UN-Vollversammlung eine Erklärung zur Errichtung einer Neuen Weltwirtschaftsordnung und veröffentlichte die Charta über die wirtschaftlichen Rechte und Pflichten der Staaten. Dessen ungeachtet wurden in der Praxis nur bescheidene Fortschritte erzielt, zuletzt im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) über den Abbau von Zöllen und anderen, so genannten ,,nichttarifären Handelshemmnissen". Die angestrebte grundlegende Revision in den Beziehungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern scheint heute zumindest vorläufig gescheitert. Die Gründe dafür sind vielfältig. Von Anfang an standen sich zwei mit höchst ungleichen Macht- und Ressourcenpotentialen ausgestattete Parteien gegenüber. Die Front der Entwicklungsländer war darüber hinaus keineswegs einheitlich. Vielmehr dominierten nationale Einzelinteressen das gemeinsame Anliegen. Hinzu kam, dass die politische Führung in vielen Staaten des Südens für ihren inneren Machterhalt auf finanzielle und militärtechnische Hilfe des Westens angewiesen war. Auch wurde die Verhandlungsposition der Entwicklungsländer durch die in den achtziger Jahren massiv auftretende Verschuldungskrise und den Verfall der Rohstoffpreise entscheidend geschwächt. Sie brachte manche dieser Staaten an den Rand des Bankrotts. Der Zusammenbruch der Ostblockstaaten bedeutete eine weitere markante Schwächung für den Süden. Die finanziellen Vorteile, die einige Entwicklungsstaaten aufgrund ihrer günstigen geostrategischen Lage aus dem Wettbewerb der Systeme zogen, entfielen. Gleichzeitig erwuchsen aus den sich neu formierenden Ländern des Ostens Konkurrenten bei der Vergabe von Entwicklungshilfe. 5 AKTUELLE PROBLEMLAGE Mit dem Ende der Diskussion um die Neue Weltwirtschaftsordnung hat sich der Nord-Süd-Konflikt nicht aufgelöst. Im Gegenteil, er dürfte in absehbarer Zeit zum wichtigsten Thema in den internationalen Beziehungen werden. Die Kluft zwischen reichen und armen Staaten ist heute tiefer denn je. Hinzu kommt, dass sich aus der Sicht der Industrieländer eine Reihe von neuen Bedrohungsszenarien in den Vordergrund geschoben haben. Die Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungsländern provoziert in Verbindung mit einer wachsenden Verarmung vor Ort politische Instabilität. Damit wächst die Anzahl der Menschen, die aus Not ihre Heimat verlassen. Noch beschränken sich diese Wanderungsbewegungen zum größten Teil auf die Länder des Südens. Dennoch nimmt auch der Druck auf die Industrieländer zu. Kriminalität, vor allem im Bereich des Drogenschmuggels, sowie Terrorismus, oft in Verbindung mit fundamentalistischen Bewegungen, sind längst zu konfliktträchtigen Bestandteilen der Nord-SüdBeziehungen geworden. Ein weiteres Problem liegt in der unkontrollierten Verbreitung von atomaren, chemischen und bakteriologischen Massenvernichtungswaffen. Wie die UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro und die Berliner Klimakonferenz 1995 zeigen, hat der Nord-Süd-Konflikt inzwischen auch eine ökologische Dimension bekommen. Aus der Erkenntnis, dass die Auswirkungen von Umweltkatastrophen nicht national begrenzt werden können, fordern die Industrieländer eine globale Umweltpolitik. Die Entwicklungsländer wiederum vermuten dahinter primär die Absicht, ihre eigenen Entwicklungschancen zu beeinträchtigen. Seit dem Ende des Ost-West-Konflikts fordert der Norden vom Süden eine stärkere Respektierung der Menschenrechte. Die Höhe der Entwicklungshilfe wird heute oft von einer Demokratisierung der politischen Systeme abhängig gemacht. Dem halten die Entwicklungsländer das Recht auf eine Entwicklung entgegen, in der ihre eigenen kulturellen Traditionen stärker zum Tragen kommen. Insgesamt sind die Strukturen des Nord-Süd-Konflikts komplexer geworden. Einige der aktuellen Themen entziehen sich staatlicher Kontrolle und Steuerung und können somit nur unzureichend als Gegenstand in internationale Verhandlungen eingebracht werden. Daneben hat sich die Anzahl der Akteure im Nord-Süd-Konflikt vervielfacht. Heute treten neben den Regierungen auch zahlreiche Nichtregierungsorganisationen (NRO) aus dem Norden wie aus dem Süden als Interessenvertreter bestimmter gesellschaftlicher Gruppen auf. Verfasst von: Pierre Jadin Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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