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Revolutionen 1848/49 1 EINLEITUNG Revolutionen 1848/49, revolutionäre Bewegungen in beinahe ganz Europa im Lauf des Jahres 1848.

Publié le 15/06/2013

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Revolutionen 1848/49 1 EINLEITUNG Revolutionen 1848/49, revolutionäre Bewegungen in beinahe ganz Europa im Lauf des Jahres 1848. Träger der Revolutionen waren vor allem das erstarkende Bürgertum, das entsprechend seinem Gewicht in der Gesellschaft Mitwirkung im Staatswesen einforderte; daneben waren in unterschiedlichem Maße nationalstaatliche und soziale Komponenten wirksam. Nicht beteiligt an den europaweiten revolutionären Auseinandersetzungen waren Russland, wo die autokratische Regierung jegliche Opposition unterdrückte, sowie England und Spanien, wo durch gesetzgeberische Maßnahmen vorläufig Ruhe eingekehrt war. Obwohl die verfassungsmäßigen Zugeständnisse der Regierungen in Reaktion auf die revolutionären Erhebungen nur vergleichsweise gering und kurzlebig waren, so zeitigten die Revolutionen doch nachhaltige soziale, wirtschaftliche und nationalstaatliche Wirkungen. 2 FRANKREICH Die Revolution begann im Februar 1848 in Frankreich. Hier forderten republikanische und konstitutionell-liberale Kräfte die Reform des Wahlrechtes, so z. B. die Abschaffung des einseitig das Großbürgertum bevorzugenden Zensuswahlrechtes; als die Regierung eine öffentliche Veranstaltung der Republikaner für eine Wahlrechtsreform untersagte, kam es in Paris zu Straßenkämpfen zwischen Opposition und Armee, zur so genannten Februarrevolution. Zentrale Forderung der Opposition, in der sich neben Republikanern und Liberalen auch Sozialisten zusammenfanden, war die Errichtung einer Republik; daneben wandte sie sich gegen die Korruption in der bestehenden Regierung und klagte soziale Reformen zugunsten der armen Landbevölkerung und des städtischen Proletariats ein. Am 24. Februar 1848 wurde Ministerpräsident François Guizot gestürzt, König Louis Philippe dankte ab, und die provisorische Regierung unter Alphonse de Lamartine, der auch der Sozialist Louis Blanc angehörte, rief die Zweite Republik aus. Im Juni verfügte die neue, republikanisch dominierte Nationalversammlung die Schließung der im Februar gegründeten Nationalwerkstätten, in denen vor allem Arbeitslose beschäftigt wurden. Die Pariser Industriearbeiter, von der Schließung besonders hart betroffen, protestierten gegen diese Verfügung; es kam zu Erhebungen - den ersten sozialistischen in Europa -, die die Regierung blutig niederschlagen ließ. In Reaktion auf den blutigen Juniaufstand und aus dem Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit heraus entschied sich im Dezember 1848 eine deutliche Mehrheit der stimmberechtigten Franzosen für Louis Napoleon, den späteren Kaiser Napoleon III. und Neffen Napoleons I., als neuen Präsidenten der Republik. 3 DEUTSCHLAND Die Februarrevolution in Frankreich gab den Anstoß für die Märzrevolution in Deutschland. Auch hier war die wichtigste Forderung die nach einer konstitutionellen Verfassung; außerdem kämpfte das liberale und republikanische Bürgertum für die Einheit Deutschlands sowie gegen die Pressezensur und ähnliche Restriktionen, die noch aus den Zeiten des Wiener Kongresses und der Karlsbader Beschlüsse stammten, und auch in Deutschland wurden innerhalb der revolutionären Bewegung soziale Forderungen virulent. Wie in Frankreich scheiterte die Revolution in Deutschland, und zwar an der Uneinigkeit der Nationalbewegung, an den zögerlichen Beschlüssen der Nationalversammlung und am Wiedererstarken der Reaktion in den deutschen Ländern. 4 ITALIEN Die revolutionäre Bewegung in Italien hatte ebenfalls konstitutionelle Reformen und die Einigung des Landes zum Ziel und strebte außerdem die Befreiung von der österreichischen Fremdherrschaft (siehe Risorgimento). Bereits 1846 hatte Papst Pius IX. im Kirchenstaat Reformen eingeleitet und damit den Anstoß zu Reformen auch in den anderen italienischen Staaten gegeben. Im Februar 1848 wurde im Königreich Sardinien-Piemont per Verfassung die konstitutionelle Monarchie mit Zweikammersystem eingerichtet; im Königreich Neapel-Sizilien kam es im Januar 1848 zu schichtenübergreifenden Aufständen, die König Ferdinand II. schließlich zwangen, ebenfalls eine Verfassung zu erlassen; und auch in der Toskana und im Kirchenstaat traten Verfassungen in Kraft. Im Kampf gegen die antiliberale, österreichische Fremdherrschaft übernahm König Karl Albert von Sardinien-Piemont die Führung der italienischen Staaten; nach anfänglichen Erfolgen unterlagen die Italiener im Juli 1848, und auch nach der Wiederaufnahme des Krieges im März 1849 konnten sie die Österreicher nicht bezwingen. Der Versuch, die Österreicher aus Italien zu verdrängen und einen selbstbestimmten, konstitutionell organisierten Staat zu schaffen, war gescheitert. Inzwischen war es im November 1848 in Rom zu radikaldemokratischen Erhebungen gekommen; der Papst floh vor den Aufständen aus Rom, und im Februar 1849 rief Giuseppe Mazzini in Rom die Republik aus (siehe Römische Republik). Bis zum Sommer konnte sich die Republik gegen französische und österreichische Truppen, die der Papst zu Hilfe gerufen hatte, verteidigen; dann wurde sie geschlagen, und der Papst kehrte nach Rom zurück. Nicht nur der Befreiungskampf gegen Österreich, sondern auch die Revolutionen im Inneren waren in Italien weitgehend gescheitert; auch hier waren es die Uneinigkeit der Führer der revolutionären Bewegungen sowie das Erstarken der reaktionären Kräfte in den italienischen Staaten, die einen Erfolg der revolutionären Bewegungen verhinderten. 5 ÖSTERREICH Im Vielvölkerstaat Österreich führten wachsender Nationalismus bzw. der Wunsch nach Selbstbestimmung u. a. in Böhmen, Ungarn, Galizien und Kroatien zu Aufständen, die überall auch soziale Komponenten hatten. Die Aufstände wurden niedergeschlagen, die Habsburgermonarchie aber schwer in Mitleidenschaft gezogen. In Wien revoltierten, beeinflusst von der Märzrevolution in Deutschland, vor allem Arbeiter und Studenten; sie erreichten im März 1848 u. a. die Abschaffung der Zensur, die Einrichtung einer konstitutionellen Komponente im Regierungssystem und schließlich die Absetzung des Fürsten von Metternich. Die Verfassung vom April musste die Regierung nach neuerlichen Aufständen im Mai wieder revidieren; Zweck der Verfassung war nicht nur die Einführung eines konstitutionellen Systems, sondern vor allem auch die Lösung der Nationalitätenfrage. Im Oktober brach in Wien erneut ein Aufstand aus, der wiederum blutig niedergeschlagen wurde; in der Folge dankte Kaiser Ferdinand I. zugunsten seines Neffen Franz Joseph I. ab, der seine Hauptaufgabe in der Wiederherstellung der kaiserlichen Autorität und der Unterdrückung der nationalen und liberalen Bewegungen sah. Im März 1849 oktroyierte die Regierung, nachdem sie mit dem gewählten Reichstag nicht zu einer Einigung gekommen war, eine Verfassung und schrieb damit die Rückkehr zur alten Ordnung fest (siehe Märzverfassung). In Ungarn leitete im März 1848 Lajos Kossuth mit seiner Forderung nach der Autonomie für sein Land die Revolution ein. Noch im März setzte die österreichische Regierung den Oppositionellen Lajos von Batthyány als ungarischen Ministerpräsidenten ein. Im April musste sie die ungarische Verfassung, die Ungarn nur noch durch Personalunion mit Österreich verbunden sehen wollte und die ein parlamentarisches System schuf, anerkennen. Allerdings sahen sich nun die Serben von den Ungarn unterdrückt und erhoben sich; die folgende Intervention Österreichs in Ungarn führte im April 1849 zur ungarischen Unabhängigkeitserklärung und zur Errichtung der Republik unter Lajos Kossuth. Mit russischer Hilfe schlug Österreich die Revolution in Ungarn bis zum August 1849 nieder. Auch im Habsburgerreich also hatte die Reaktion gesiegt. Politisch, d. h. was eine Liberalisierung der Gesellschaft und die Einrichtung parlamentarischer Regierungssysteme anbelangte, waren die Revolutionen in Europa weitgehend gescheitert; wirtschaftlich und sozial aber hatten sie durchaus Folgen: Das Bürgertum, politisch wieder entmündigt, konzentrierte sich nun auf die Wirtschaft und trieb die Industrialisierung voran; auf dem Land wurde die Bauernbefreiung vollendet. In Italien bereitete sie die Einigung von 1861 vor, in der Habsburgermonarchie den österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 und in Deutschland die Reichsgründung von 1871 durch eine ,,Revolution von oben". Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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