Roman (Sprache & Litteratur).
Publié le 13/06/2013
Extrait du document
«
4 17.
JAHRHUNDERT: DER BEGINN DES MODERNEN ROMANS
Ursprünglich als Parodie auf die grassierende Mode der Ritterbücher verfasst, markiert Miguel de Cervantes’ Don Quijote de la Mancha (1605 und 1612) den eigentlichen Beginn des modernen Romans.
Rein vordergründig ein Abenteuerroman über einen Landedelmann, der durch exzessive Lektüre der Ritterbücher und Identifikation mitderen Helden zusehends in eine Traumwelt und in Konflikt mit der Wirklichkeit gerät, gelang dem Autor hier ein Werk von enormem Erfindungsreichtum, Sprachwitz undpsychologischem Einfühlungsvermögen, dessen Qualitäten noch der deutschen Romantik als Richtschnur dienten.
Ein umfassendes Panorama der anthropologischen undweltanschaulichen Positionen des Barock entwarf Gracián y Morales in seiner philosophischen Romanallegorie El criticón (3 Bde., 1651-1657).
Mitte des 17.
Jahrhunderts entstanden in Frankreich die monumentalen Liebesromane der Madame de Scudéry.
Antoine Furetière, Charles Sorel und Paul Scarron nutzten die Gattung zur Satire.
InDeutschland beginnt zur Jahrhundertmitte ein selbständiges Romanschaffen; namentlich Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel und Daniel Caspar vonLohenstein machten sich hier verdient.
Die Tendenz zum psychologischen und sozialen Realismus im Roman setzte sich bis zum Ende des 17.
Jahrhunderts fort, gelangte aber erst im Verlauf des 18.
Jahrhundertsvoll zur Entfaltung.
Frühes Beispiel hierfür ist Marie-Madeleine Marquise de La Fayettes La Princesse de Clèves (1678).
Die religiöse Allegorie The Pilgrim’s Progress (1678- 1684; Die Pilgerreise ) von John Bunyan variiert die Form.
1670 erschien mit Piere Daniel Huets Traité de l’origine des romans die erste Untersuchung zur Geschichte der Gattung.
Christian Weise übertrug ein politisch-satirisches Romanschaffen in die deutsche Dichtung ( Der politische Näscher, 1676).
Im Bereich der Unterhaltungsliteratur ragt Johann Gottfried Schnabels Insel Felsenburg (1636-1651) klar heraus und schlägt mit seinem bürgerlichen Impuls eine Brücke vom Barock zur Aufklärung.
5 18.
JAHRHUNDERT: DER AUFSTIEG DES ROMANS
Seinen Ursprung nahm die Etablierung des Romans als ernst zu nehmender Kunstform des aufstrebenden Bürgertums innerhalb der englischen Literatur.
Daniel Defoe,Samuel Richardson, Henry Fielding, Tobias Smollett und Laurence Sterne setzten hierbei für lange Zeit international die Maßstäbe.
So legte Defoe mit seinem The Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe, of York, (3 Bde., 1719/20; Das Leben und die seltsamen Abenteuer des Robinson Crusoe ) den Grundstein der zeitgenössischen Robinsonade.
Richardson verband in den Briefromanen Pamela (1740) und Clarissa (1747/48) das traditionelle Gattungssujet der jungen Frau, die ihre Keuschheit verteidigt, mit minutiöser Figurenpsychologie.
In ihrer Nachfolge entstand etwa Christian Fürchtegott Gellerts Leben der schwedischen Gräfin von G*** (2 Bde., 1747/48), das wesentlich zur Popularisierung des Briefromans im deutschen Sprachraum beitrug.
Unter anderem in The History of Tom Jones, A Foundling (1749; Tom Jones oder die Geschichte eines Findelkindes ) schuf Fielding ein farbiges, humorvolles Tableau des zeitgenössischen Lebens, wobei er den Leser zum lächelnden Komplizen seines allwissend-überlegenen Erzählers machte.
Smolletts Roderick Random (1748) profilierte diesen Zeithintergrund aus der sozialen Froschperspektive des pikaresken Titelhelden.
Zudem parodierte er den moralisierenden Gestus von Richardsons Pamela in An apology for the life of Mrs.
Shamela Andrews (1741) und The Adventures of Joseph Andrews and his Friend, Mr.
Abraham Adams (1742).
In The Adventures of Roderick Random (1748; Die Abenteuer Roderick Randoms ), The Adventures of Peregrine Pickle (1751; Die Abenteuer des Peregrine Pickle ) und Ferdinand Count Fathom (1753; Die Abenteuer des Grafen Ferdinand Fathom ) verband Smollet meisterhaft detaillierte Milieuschilderungen, karikaturistische Charakterporträts und Gesellschaftssatire in einer Weise, die später auf Charles Dickens wirkte.
Zwischen 1759 und 1767 legte Sterne in den neun Bänden von The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman (Das Leben und die Ansichten Tristram Shandys) das ultimative – und innovativste – Meisterwerk der Epoche vor.
Während der Titel einen herkömmlichen biographischen Roman vermuten lässt, stellte Sterne die Chronologieeinfach um (so wird der Held erst im 3.
Band geboren), durchbrach sie durch Abschweifungen (digressions) oder fügte Kapitel ein, die nur aus einem einzigen Satz oder einer leeren Seite bestehen.
Die hier vorgebildete Technik der Einschübe und Rückblenden wurde viel bewundert, in Deutschland z.
B.von Goethe und Jean Paul, ohnezunächst nachgeahmt zu werden (Ausnahmen waren Denis Diderots Jacques le fataliste von 1773 und Theodor Gottlieb von Hippels Lebensläufe nach aufsteigender Linie, die zwischen 1778 und 1781 in drei Bänden erschienen); erst im 20.
Jahrhundert konnte James Joyce sie adäquat fortführen und weiterentwickeln.
Auch Sternesautobiographisch gefärbter Reisebericht A Sentimental Journey through France and Italy (1768; Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien ) fand Eingang in die Weltliteratur und gab zusammen mit Richardsons Pamela und Oliver Goldsmiths The Vicar of Wakefield (1766; Der Vikar von Wakefield ) das Modell für den deutschen Roman der Empfindsamkeit ab.
Der Einfluss reicht von Marie Sophie von La Roches Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1769-1773) über die Reiseberichte Freiherr von Knigges bis hin zu Goethes Die Leiden des jungen Werthers (1774), dem ersten Romanerfolg der deutschen Literatur.
In Friedrich Hölderlins Hyperion (1797-1799) wirkt vor allem der Einfluss Richardsons nach.
1774 entstand mit Christian Friedrich von Blanckenburgs Versuch über den Roman die erste deutsche Romantheorie.
Allerdings hatte die Gattung in Deutschland noch keine eigenständige Tradition ausgeformt und zeigte sich daher besonders offen für den Einfluss fremdsprachiger Literaturen.
Zudem war ihre Akzeptanz innerhalb desLiteraturkanons noch gering.
Auch der französische Roman gewann erst im 19.
Jahrhundert an Geltung, abgesehen von einigen Meisterwerken wie Antoine François Prévostd’Exiles Histoire du chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut (1731; Geschichte des Manon Lescaut und des Ritters Grieux ), Voltaires grandios-pessimistischer Zeitsatire Candide ou l’optimisme von 1759 (dem Vorbild für Johann Karl Wezels Belphegor ), Choderlos de Laclos’ erotischem Briefroman Les liaisons dangereuses (1782; Die gefährlichen Liebschaften ) oder der Nouvelle Heloïse (1761) von Jean-Jacques Rousseau.
Als Antwort auf den Vernunftkult des aufklärerischen Rationalismus entwickelte sich wiederum in England das eigenständige Genre des Schauerromans bzw.
der Gothic Novel, ein in allen westlichen Literaturen häufig kopiertes Muster.
Mit Horace Walpoles The Castle of Otranto (1764) begann die Traditionslinie; das Buch wies bereits die meisten der charakteristischen Genremerkmale auf, darunter ein düsteres mittelalterliches Schloss oder Kloster bzw.
nächtlicher Kirchhof als Schauplatz und Furchterregende übernatürliche Erscheinungen.
Unter anderem Matthew Lewis’ The Monk (1796) oder Ann Radcliffes The Mysteries of Udolpho (1794) bedienten sich der Vorgabe. Literarisch anspruchsvoller präsentieren sich Mary Wollstonecraft Shelleys Frankenstein (1818) und Charles Robert Maturins Melmoth the Wanderer (1820; Melmoth der Wanderer ), während William Beckfords Vathek (1786) den Schauerroman bereits persifliert.
Noch in Emily Brontës Wuthering Heights (3 Bde., 1847) dient das Schema der Gothic Novel zur Beschreibung der dämonischen Abgründe des Unbewußten.
In Deutschland trat der Schauerroman hauptsächlich in seinen trivialen Formen in Erscheinung; eine Ausnahme bildet E.
T.
A.
Hoffmanns Doppelgängerroman Die Elixiere des Teufels (1815/16), der stofflich und motivisch auf Lewis’ Monk zurückgreift.
Von großem Gewicht waren im 18.
Jahrhundert der Erziehungsroman rousseauscher Prägung ( Émile ou De l’éducation, 1762) und der deutsche Bildungsroman, vor allem – bereits mit negativem Impuls – Anton Reiser von Karl Philip Moritz (1787) und Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96).
6 19.
JAHRHUNDERT: ROMAN UND MODERNE
Mitte des 19.
Jahrhunderts bildete vor allem die französische Literatur mit ihren Vertretern Stendhal, Honoré de Balzac und Gustave Flaubert neue Romanformen aus, diebis ins 20.
Jahrhundert hinein verbindlich blieben.
England war nach wie vor einflussreich, vor allem bei der prononcierten Darstellung einer Verstrickung von Individuen inein tragisches Schicksal (Emily Brontë, Thomas Hardy, George Eliot) sowie auf dem Gebiet des historischen Romans; wichtigste Autoren waren hier Walter Scott, CharlesDickens, William Makepeace Thackeray und Anthony Trollope.
Besonders Scotts Waverley- Romane (1814-1828) fanden ein starkes Echo, so in Frankreich bei Victor Hugo und Prosper Mérimée, in Italien bei Alessandro Manzoni und in Deutschland, wo sie bis hin zu Theodor Fontane fortwirkten (nach Scotts Vorbild begründete James FenimoreCooper später den historischen Roman der USA); Jane Austen griff den Detailreichtum von Scotts Büchern wieder auf und bereicherte ihn um psychologische Präzision.
DerFeuilleton- bzw.
Kolportageroman gewann durch neue Verbreitungsmethoden an Popularität und trug entscheidend zur Trivialisierung des historischen Romans bei.
Einvorherrschendes Thema der Schriftstellergenerationen des 19.
Jahrhunderts war die Gesellschaftskritik, die sich in zahlreichen Zeitromanen niederschlug.
Wichtig wurdendie in den Klassikern des 18.
Jahrhunderts entwickelten Techniken der Dialogführung und der pointierten Charakterzeichnung: So kritisierte Dickens die viktorianischeGesellschaft weniger durch eine realistische Darstellung als durch einen phantasievollen Reigen komischer Charaktere und Situationen mit meist versöhnlicher, zuweilenpolemischer Tendenz..
»
↓↓↓ APERÇU DU DOCUMENT ↓↓↓
Liens utiles
- Nouveau Roman (Sprache & Litteratur).
- Sprachen Nordeurasiens (Sprache & Litteratur).
- Sprachen im südlichen Afrika (Sprache & Litteratur).
- Sprachen im nördlichen Afrika (Sprache & Litteratur).
- Sprachen in Südamerika (Sprache & Litteratur).