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Sierra Leone - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Sierra Leone - geographie. 1 EINLEITUNG Sierra Leone, Republik im Westen Afrikas, die im Norden und Osten an Guinea, im Südosten an Liberia sowie im Südwesten und Westen an den Atlantischen Ozean grenzt. Die Gesamtfläche beträgt 71 740 Quadratkilometer. 2 PHYSISCHE GEOGRAPHIE Eine niedrig gelegene Ebene dehnt sich vom Atlantischen Ozean bis 80 Kilometer ins Landesinnere von Sierra Leone aus. Hier ist vorwiegend sumpfiges Gebiet. Die SierraLeone-Halbinsel, auf der die Hauptstadt Freetown liegt, ist hügelig. Im Osten steigt das Land von der Küstenebene im Norden zu einer Hochebene und im Süden zu einem hügeligen Gelände hin an. In der Nähe der Nord- und der Ostgrenze liegen mehrere kleine Gebirgsketten, die mit dem Gipfel des Bintimani in den Lomabergen (1 945 Meter) ihren höchsten Punkt erreichen. Von den zahlreichen kurzen Flüssen, die das Land durchziehen, sind die wichtigsten der Große und der Kleine Scarcy sowie Rokel, Jong, Sewa und Moa. Die meisten davon sind nur in der Regenzeit schiffbar. 2.1 Klima Sierra Leone besitzt ein randtropisches Klima. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 26,7 °C. Die mittleren Jahresniederschläge liegen an der Küste bei mehr als 3 810 Millimetern und nehmen im nördlichen Landesinneren bis auf etwa 2 032 Millimeter ab. Der meiste Regen fällt zwischen Mai und Oktober. 2.2 Flora und Fauna Der Norden des Binnenlandes von Sierra Leone wird von Savannenvegetation mit Gräsern und Büschen bestimmt. Die Reste tropischer Regenwälder im Südosten beherbergen verschiedene Arten von Palmen und Mahagonibäumen sowie Teakbäume. An der Küste gibt es Mangrovensümpfe, die zum Landesinnern in sumpfiges Grasland übergehen. Zur stark durch den Menschen dezimierten Fauna gehören größere Säugetiere wie Schimpansen und andere Affen, Löwen, Leoparden und Hyänen sowie Elefanten, Zebras, Antilopen, Flusspferde und Stachelschweine. Bemerkenswerte Vögel sind Rötelpelikane, Papageien wie Orangeköpfchen und Halsbandsittiche, Sattelstörche, Kuhreiher, Heilige Ibisse, Schreiseeadler, Fledermausaare, Gaukler und Palmgeier. In den Flüssen leben Krokodile. Der steigende Bedarf an Ackerland und Brennholz sowie das rücksichtslose Abholzen der Wälder durch die Holzindustrie führte zu einer jährlichen Entwaldungsrate von circa 3 Prozent. Ein Großteil der natürlichen Lebensräume und damit auch viele Tierarten sind bereits verloren. 3 BEVÖLKERUNG Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Angehörigen von 20 verschiedenen Völkern. Die größten Gruppen sind die Mende im Süden und die Temne im Norden. Kreolen sind eine bedeutende Minderheit im Gebiet der Stadt Freetown, in dem auch eine geringe Zahl von Libanesen, Indern und Europäern wohnt. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in kleinen Dörfern. Die Einwohnerzahl von Sierra Leone beträgt etwa 6,29 Millionen (2008), woraus sich eine Bevölkerungsdichte von 88 Personen pro Quadratkilometer ergibt. Freetown, die Hauptstadt, hat etwa 921 000 Einwohner (2003). Weitere bedeutende Städte sind Bo (269 000) und Kenema (52 000), die beide im südlichen Landesinnern liegen. 3.1 Sprache und Religion Die Amtssprache ist Englisch, das jedoch nur von den gebildeten Bürgern gebraucht wird. Von den etwa 20 gesprochenen afrikanischen Sprachen sind Mende und Temne die häufigsten, gefolgt von Krio, einer Kreolsprache, die sich aus dem Englischen und aus verschiedenen afrikanischen Sprachen ableitet. In weiterführenden Schulen wird zudem Französisch gelehrt, da das Land an mehrere Staaten mit Französisch sprechender Bevölkerung angrenzt. 36,3 Prozent der Bevölkerung können lesen und schreiben (2000). Etwa 60 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, rund 30 Prozent gehören traditionellen Glaubensrichtungen an, ungefähr 10 Prozent (meist Kreolen) sind Christen. 3.1.1 Feiertage Sierra Leone besitzt zwei Nationalfeiertage: Am 27. April wird der Unabhängigkeitstag und am 29. April der Revolutionstag begangen. Christliche Feiertage wie Neujahr (1. Januar), Ostern und Weihnachten stehen ebenso auf dem Kalender wie der muslimische Feiertag am letzten Tag des Fastenmonats Ramadan. 3.2 Soziales Die mittlere Lebenserwartung wird für Frauen mit 43,3 Jahren und für Männer mit 38,6 Jahren angegeben (2008). Die Kindersterblichkeitsrate ist eine der höchsten in Afrika. Das medizinische Personal und die entsprechenden Einrichtungen sind höchst unzureichend. 4 BILDUNG UND KULTUR Die Universität Sierra Leone, zu der das Fourah Bay College (gegründet 1827) und das Njala University College (gegründet 1963) gehören, unterrichtet jährlich etwa 2 500 Studenten. 4.1 Medien Das von der Regierung betriebene Rundfunksystem, das sein Sendezentrum in Freetown hat, sendet in Englisch, Krio, Mende, Limba und Temne. Eine regierungseigene Fernsehstation wurde 1963 gegründet. Die einzige Tageszeitung des Landes, die Daily Mail aus Freetown, hat eine tägliche Auflage von 10 000 Exemplaren. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der Verfassung von 1978 war Sierra Leone ein Einparteienstaat. Der Präsident wurde vom All People's Congress (APC), der einzigen zugelassenen Partei, gewählt und durch eine Volkswahl bestätigt. Das Einkammerparlament setzte sich aus 105 Mitgliedern zusammen, die durch eine allgemeine Wahl bestimmt wurden, sowie aus zwölf Oberhäuptlingen, die von den Stammesräten der Distrikte ausgewählt wurden, und aus zehn vom Präsidenten ernannten Personen. Eine neue Verfassung, die ein Mehrparteiensystem sowie die Menschenrechte garantierte, trat 1991 in Kraft. Danach ist Sierra Leone eine Präsidialrepublik im Commonwealth. Staatsoberhaupt ist der für fünf Jahre direkt vom Volk gewählte Präsident, der zugleich die Spitze der Exekutive bildet. Die Legislative liegt beim Parlament, dessen 112 Abgeordnete ebenfalls jeweils für fünf Jahre gewählt werden. 5.1 Kommunalverwaltung Sierra Leone ist in vier Provinzen - Nord-, Ost- und Südprovinz und Westgebiet - gegliedert, die in zwölf Distrikte unterteilt sind. Die Distrikte wiederum sind in mehr als 140 Häuptlingstümer gesplittet, die jeweils einem Häuptling und einem Ältestenrat unterstehen; jene sind für die Erhaltung von Recht und Ordnung sowie die Rechtsprechung verantwortlich. 6 WIRTSCHAFT Ein Großteil des Wohlstandes von Sierra Leone geht auf die Bodenschätze des Landes zurück. Das Land zählt zu den weltgrößten Erzeugern von Diamanten, ferner ist es reich an Chrom, Bauxit, Eisenerz und Rutil (metallisch glänzendes Titanerz). Es werden auch geringe Mengen an Gold und Platin abgebaut. Die Wirtschaft von Sierra Leone basiert neben dem Bergbau auf der Landwirtschaft. Die Masse der Bevölkerung produziert jedoch ausschließlich für den Eigenbedarf (Subsistenzwirtschaft). Die Plantagenwirtschaft ist nur in den Küstengebieten von Bedeutung. Der Bergbau ist wichtig für den Exporthandel. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 1 450 Millionen USDollar (2006). 6.1 Landwirtschaft und Fischerei Die Hauptanbaufrucht Sierra Leones ist Reis. Weitere Anbaufrüchte sind Maniok, Hirse, Mohrenhirse, Erdnüsse und Zucker. Landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Palmöl, Palmkerne, Kaffee, Kakao, Ingwer, Kolanüsse und Piassava (Palmfasern) werden für den Export angebaut. Ferner werden Rinder, Ziegen und Schafe aufgezogen. Die Fischereiindustrie gewinnt zunehmend an Bedeutung. 6.2 Bergbau Schmuck- und Industriediamanten sind mit Abstand die bedeutendsten Mineralerzeugnisse Sierra Leones. Bauxit und Rutil werden in Sierra Leone auch abgebaut und exportiert. 6.3 Industrie Die industrielle Fertigung beschränkt sich hauptsächlich auf die Verarbeitung von Primärerzeugnissen wie Palmkerne, Palmöl und Reis. Leichtindustrien wie z. B. die Möbel-, Textil-, Zigaretten- und Zementherstellung wurden ausgebaut. Außerdem besitzt Sierra Leone eine Raffinerie für importiertes Erdöl. 6.4 Währung und Außenhandel Rund 20 Prozent der Exporteinnahmen des Landes gehen auf Diamanten zurück. Der Rest wird über den Export anderer Minerale und landwirtschaftlicher Erzeugnisse wie Kaffee und Kakao eingenommen. Die wichtigsten Importgüter sind mineralische Brennstoffe, Maschinen, Fahrzeuge und Lebensmittel. Die bedeutendsten Handelspartner sind Großbritannien und die Niederlande. 6.5 Verkehrswesen Das Eisenbahnnetz wurde zugunsten eines etwa 11 300 Kilometer langen Straßennetzes (2002) fast völlig stillgelegt. 8 Prozent der Straßen sind befestigt. Insgesamt gibt es etwa 790 Kilometer Binnenwasserstraßen, von denen die meisten drei Monate im Jahr schiffbar sind. Freetown, Pepel und Bonthe sind die wichtigsten Häfen. Internationale Flugverbindungen werden von den Sierra Leone Airlines und mehreren ausländischen Fluggesellschaften angeboten. In Lungi bei Freetown gibt es einen internationalen Flugplatz. 7 GESCHICHTE Den Namen Sierra Leone (,,Löwengebirge") verdankt das Land dem portugiesischen Seefahrer Pedro da Cintra, der 1460 die Küste des Landes erreichte. In der Folgezeit richteten die Portugiesen, aber auch die Engländer hier Handelsstützpunkte ein, die vorwiegend dem Sklavenhandel dienten. 7.1 Kolonialherrschaft 1787 wurde auf Betreiben britischer Abolitionisten die Kolonie Freetown für befreite (oder entflohene) schwarze Sklaven aus Großbritannien und den Vereinigten Staaten gegründet. Die Siedlung wurde zunächst von der Sierra-Leone-Kompanie verwaltet, bis Freetown 1808 britische Kronkolonie wurde. 1896 errichtete Großbritannien ein Protektorat über das Hinterland von Freetown, und 1924 wurden Kolonie und Protektorat vereint. Aus den ersten Wahlen in Sierra Leone 1956 ging die Sierra Leone People's Party (SLPP) als stärkste Kraft hervor; ihr Führer Milton Margai wurde Premierminister in dem ab 1958 autonomen Land. 7.2 Unabhängigkeit Am 27. April 1961 wurde Sierra Leone ein unabhängiger Staat im britischen Commonwealth. Aus den Wahlen von 1962 ging erneut die SLPP als stärkste Kraft hervor, Margai blieb Premierminister. Nach dessen Tod 1964 übernahm sein Halbbruder Albert Margai das Amt des Premierministers. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der nahezu alle Ethnien in Partei und Staat einzubinden versucht hatte, stützte sich Albert Margai in erster Linie auf die Mende, die bald alle führenden Positionen in Staat, Partei und Militär besetzten, und verschärfte damit wieder die ethnischen Konflikte im Land. Die Wahlen von 1967 gewann vor diesem Hintergrund der oppositionelle All People's Congress (APC) unter Siaka Stevens, der nun vom Generalgouverneur zum Premierminister ernannt wurde. Daraufhin putschte die Armee, vermutlich mit Unterstützung der SLPP, und übernahm in Form des ausschließlich aus Mende bestehenden Nationalen Reformrates (National Reformation Council) die Regierung. Ein weiterer Putsch von bisher benachteiligten Offizieren brachte 1968 wieder eine Zivilregierung mit Stevens als Premierminister an die Macht. Die erhoffte Rückkehr zur Demokratie blieb jedoch aus; Stevens' Regime wurde im Gegenteil immer repressiver, Oppositionelle wurden gewaltsam unterdrückt, die ethnischen Konflikte als Mittel zum Machterhalt genutzt, Korruption grassierte in Regierung und Verwaltung, die Erlöse aus den Minen, vor allem den Diamantenminen, kamen allein den Mächtigen in Staat und Wirtschaft zugute, die einst blühende Landwirtschaft konnte die eigene Bevölkerung kaum mehr ernähren, die breite Bevölkerung verarmte trotz der reichen Rohstoffvorkommen. 1971 ließ Stevens Sierra Leone zur Republik ausrufen und sich selbst zum Staatspräsidenten ernennen. Die Wahlen von 1973 boykottierte die SLPP; die Einparteienherrschaft des APC, die damit ihren Anfang nahm, wurde 1978 in der Verfassung verankert, alle anderen Parteien wurden verboten. Mehrere Attentats- und Putschversuche überstand Stevens, wenn auch teilweise nur mit Hilfe von außen. 1985 trat Stevens überraschend als Staatspräsident zurück; sein Nachfolger wurde Generalmajor Joseph Saidu Momoh. Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich weiter, die ethnischen und machtpolitischen Spannungen nahmen zu. 1987 scheiterte ein Putschversuch gegen den Präsidenten. 7.3 Bürgerkrieg Gegen das Regime formierte sich unter der Führung von Foday Sankoh die Rebellenorganisation Revolutionary United Front (RUF), die von dem liberianischen Rebellenführer und Machthaber Charles Taylor sowohl unterstützt als auch genutzt wurde. 1991 nahm die RUF den bewaffneten Kampf gegen das Regime von Momoh auf, nicht zuletzt aus eigenen Machtambitionen. Sie brachte Teile des Landes unter ihre Kontrolle, vor allem auch die Diamantenminen im Osten des Landes, und finanzierte mit den ,,Blutdiamanten" sowohl sich selbst als auch Taylor und dessen Rebellen in Liberia. Die schlecht bezahlte, aus Furcht vor ihrem Putschpotential absichtlich schwach gehaltene reguläre Armee konnte sich gegen die Rebellen nicht durchsetzen. Weil der Sold für die Armee nun überhaupt ausblieb und weil in ihren Augen die Regierung überhaupt zur Bekämpfung der Rebellen unfähig war, stürzten im April 1992 Offiziere um den gerade einmal 25 Jahre alten Hauptmann Valentine Strasser den Staatspräsidenten Momoh. An der Spitze des National Provisional Ruling Council (NPRC) setzte Strasser die von seinen Vorgängern geübte Politik der Unterdrückung und Ausplünderung fort und stürzte das Land noch weiter ins Chaos. Die RUF gewann weiter an Boden, bis Strasser 1995 eine private Militärfirma aus Südafrika, Executive Outcomes (EO), engagierte. Mit nur wenigen Hundert Mann schlug EO die RUF zurück, verdrängte sie vor allem aus den Diamantengebieten im Osten (statt Bezahlung hatte EO dort Schürfrechte bekommen) und schuf die Voraussetzung für die Rückkehr Zehntausender Flüchtlinge. Andere Teile des Landes blieben jedoch weiterhin unter der Kontrolle der RUF. Bereits 1993 hatte Strasser auf internationalen Druck hin Mehrparteienwahlen in Aussicht gestellt, die schließlich am 26. Februar 1996 stattfinden sollten. Kurz vor dem Termin, am 16. Januar 1996, wurde Strasser durch einen Putsch von General Julius Maada Bio gestürzt, der sogleich Friedensverhandlungen mit der RUF einleitete, ohne sie jedoch zu einem Ergebnis bringen zu können. Aus den Präsidentschaftswahlen am 26. Februar und 15. März 1996 ging Alhaji Ahmad Tejan Kabbah, der Vorsitzende der SLPP, als Sieger hervor; bei den Parlamentswahlen am 26. Februar wurde die SLPP stärkste Kraft. Ende März trat Kabbah das Präsidentenamt an, womit nach vierjähriger Militärherrschaft wieder eine zivile Regierung die Macht übernahm. Auch Kabbah nahm unmittelbar nach seinem Amtsantritt Verhandlungen mit der RUF auf, die - unter Vermittlung des ivorischen Staatspräsidenten Henri Konan Bédié - am 30. November 1996 in einem von Staatspräsident Kabbah und RUF-Führer Sankoh in Abidjan unterzeichneten Friedensabkommen mündeten. Dem Abkommen zufolge sollte die RUF den Status einer politischen Partei erhalten, ihre Kämpfer sollten in die nationale Armee integriert werden und ausländische Streitkräfte wie die EO das Land verlassen. Oberste Priorität sollten der Wiederaufbau der Wirtschaft sowie die Rückführung der Flüchtlinge haben. Allerdings wurde aus dem Abkommen kaum mehr umgesetzt als der Abzug der südafrikanischen Söldner; vor allem die RUF torpedierte immer wieder das Abkommen. Am 25. Mai 1997 stürzten Teile der Armee unter der Führung von Major Johnny Paul Koromah und mit Unterstützung der RUF die zivile Regierung; Kabbah musste ins benachbarte Guinea ins Exil fliehen. Koromah erklärte sich als Vorsitzender des Armed Forces Ruling Council (AFRC) zum neuen Staatsoberhaupt und errichtete zusammen mit der RUF ein Terrorregime. Unter anderem auf Ersuchen Kabbahs griffen im Februar 1998 ECOMOG-Truppen in Sierra Leone ein und vertrieben Putschisten und RUF aus der Hauptstadt Freetown, so dass Kabbah im März 1998 wieder zurückkehren und erneut die Regierung übernehmen konnte. Im Hinterland behielt jedoch weiterhin die RUF die Kontrolle und terrorisierte die Bevölkerung. Im Dezember 1998 begann die RUF eine erneute Offensive auf Freetown, am 6. Januar 1999 marschierten die Rebellen in die Hauptstadt ein. Allein die Kämpfe um Freetown kosteten schätzungsweise 5 000 Zivilisten das Leben. Den nach wie vor im Lande stationierten ECOMOG-Truppen gelang es zwar, die Rebellen aus Freetown zu verdrängen; die Lage im Land blieb aber weiterhin äußerst instabil und war von anhaltenden Kämpfen gekennzeichnet. Erst ein Waffenstillstandsabkommen und der Beginn von neuerlichen Friedensverhandlungen zwischen Regierung und Rebellen im Mai 1999 brachten etwas Ruhe ins Land. Im Juli 1999 wurde in Lomé ein weiteres Friedensabkommen unterzeichnet, das den Bürgerkrieg in Sierra Leone beenden sollte. Das Abkommen sah u. a. die Beteiligung der RUF an der Regierung vor. Zur Umsetzung des Friedensabkommens beschloss der UN-Sicherheitsrat im Oktober 1999 die Entsendung einer UN-Friedenstruppe nach Sierra Leone (UNAMSIL: United Nations Mission in Sierra Leone). Auch das Friedensabkommen von Lomé wurde nur sehr zögerlich umgesetzt, und im Mai 2000 nahm die RUF den Kampf gegen die Regierungstruppen wieder auf. Am 10. November 2000 einigten sich die Regierung und die RUF in Abuja auf einen weiteren Waffenstillstand. In dem Abkommen verpflichtete sich die RUF zur Demobilisierung und Entwaffnung ihrer Kämpfer unter Aufsicht der UN-Friedensmission UNAMSIL. Flankiert wurde diese Maßnahme von einem Abbauverbot in den Diamantfeldern im Osten des Landes, um die Rebellen von ihrer Geldquelle für den Kauf von Waffen abzuschneiden. Bis zum Januar 2002 gaben circa 48 000 Rebellen ihre Waffen ab, womit das Ziel des Entwaffnungsprogramms erreicht war. Am 18. Januar 2002 erklärte Präsident Kabbah den Bürgerkrieg offiziell für beendet, und am 1. März hob er den nach seiner Rückkehr an die Regierung 1998 verhängten Ausnahmezustand auf. Der Krieg hatte mindesten 500 000 Menschen zu Binnenflüchtlingen gemacht und etwa 400 000 zur Flucht in die Nachbarländer gezwungen; für die Todesopfer reichen die Schätzungen bis zu 200 000. Bereits im Januar 2002 hatten die Vereinten Nationen die Einrichtung eines Sondergerichtshofs für Sierra Leone beschlossen, der Kriegsverbrechen und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die nach dem 30. November 1996 in Sierra Leone begangen wurden, verfolgen soll. Die RUF hatte währende des Bürgerkrieges Zehntausende Zivilisten getötet, verstümmelt, gefoltert und vergewaltigt und zahlreiche Kinder mit Gewalt und Drogen zu Kindersoldaten rekrutiert. Zwei der Hauptverdächtigten, RUF-Führer Sankoh und sein Stellvertreter Sam Bockarie, starben 2003, so dass sie nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden konnten; als einer der Hauptdrahtzieher des Bürgerkrieges steht jedoch seit 2007 der frühere liberianische Staatschef Taylor vor Gericht. 7.4 Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg Bei den Präsidentschaftswahlen am 14. Mai 2002 wurde Kabbah mit etwa 70 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Seine Partei, die SLPP, erhielt bei den gleichzeitig abgehaltenen Parlamentswahlen die absolute Mehrheit der Mandate (83 von insgesamt 112), während die RUF, die nun unter dem Namen Revolutionary United Front Party (RUFP) als Partei antrat, kein Mandat gewinnen konnte. In den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellte die Regierung die Versöhnung der früheren Konfliktparteien, wozu u. a. eine nach südafrikanischem Vorbild geschaffene Wahrheits- und Versöhnungskommission eingesetzt wurde, die Reintegration der früheren Rebellen in die Zivilgesellschaft sowie die Wiederbelebung der Wirtschaft. Im September 2004 konnte die UNAMSIL die Kontrolle über die Hauptstadt Freetown und die Umgebung an die sierra-leonische Armee übergeben, womit sie einen wesentlichen Teil ihres Auftrages erfüllt hatte, und zum Jahresende 2005 konnte die UN-Mission komplett beendet werden. Aus den Parlamentswahlen am 11. August 2007 ging der oppositionelle APC mit 59 der 112 Mandate als absolut stärkste Kraft hervor; die SLPP dagegen kam nur auf 43 Mandate, nicht zuletzt deshalb, weil es ihr nicht gelungen war, die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit (etwa 60 Prozent) nachhaltig zu bekämpfen. Die Präsidentschaftswahlen gewann mit Ernest Bai Koroma ebenfalls der APC-Kandidat; er löste am 17. September Kabbah im Präsidentenamt ab. Die Wahlen waren überraschend friedlich und korrekt verlaufen. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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« Sierra Leone ist in vier Provinzen – Nord-, Ost- und Südprovinz und Westgebiet – gegliedert, die in zwölf Distrikte unterteilt sind.

Die Distrikte wiederum sind in mehr als140 Häuptlingstümer gesplittet, die jeweils einem Häuptling und einem Ältestenrat unterstehen; jene sind für die Erhaltung von Recht und Ordnung sowie dieRechtsprechung verantwortlich. 6 WIRTSCHAFT Ein Großteil des Wohlstandes von Sierra Leone geht auf die Bodenschätze des Landes zurück.

Das Land zählt zu den weltgrößten Erzeugern von Diamanten, ferner ist esreich an Chrom, Bauxit, Eisenerz und Rutil (metallisch glänzendes Titanerz).

Es werden auch geringe Mengen an Gold und Platin abgebaut.

Die Wirtschaft von Sierra Leonebasiert neben dem Bergbau auf der Landwirtschaft.

Die Masse der Bevölkerung produziert jedoch ausschließlich für den Eigenbedarf (Subsistenzwirtschaft).

DiePlantagenwirtschaft ist nur in den Küstengebieten von Bedeutung.

Der Bergbau ist wichtig für den Exporthandel.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 1 450 Millionen US-Dollar (2006). 6.1 Landwirtschaft und Fischerei Die Hauptanbaufrucht Sierra Leones ist Reis.

Weitere Anbaufrüchte sind Maniok, Hirse, Mohrenhirse, Erdnüsse und Zucker.

Landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Palmöl,Palmkerne, Kaffee, Kakao, Ingwer, Kolanüsse und Piassava (Palmfasern) werden für den Export angebaut.

Ferner werden Rinder, Ziegen und Schafe aufgezogen.

DieFischereiindustrie gewinnt zunehmend an Bedeutung. 6.2 Bergbau Schmuck- und Industriediamanten sind mit Abstand die bedeutendsten Mineralerzeugnisse Sierra Leones.

Bauxit und Rutil werden in Sierra Leone auch abgebaut undexportiert. 6.3 Industrie Die industrielle Fertigung beschränkt sich hauptsächlich auf die Verarbeitung von Primärerzeugnissen wie Palmkerne, Palmöl und Reis.

Leichtindustrien wie z.

B.

die Möbel-,Textil-, Zigaretten- und Zementherstellung wurden ausgebaut.

Außerdem besitzt Sierra Leone eine Raffinerie für importiertes Erdöl. 6.4 Währung und Außenhandel Rund 20 Prozent der Exporteinnahmen des Landes gehen auf Diamanten zurück.

Der Rest wird über den Export anderer Minerale und landwirtschaftlicher Erzeugnisse wieKaffee und Kakao eingenommen.

Die wichtigsten Importgüter sind mineralische Brennstoffe, Maschinen, Fahrzeuge und Lebensmittel.

Die bedeutendsten Handelspartnersind Großbritannien und die Niederlande. 6.5 Verkehrswesen Das Eisenbahnnetz wurde zugunsten eines etwa 11 300 Kilometer langen Straßennetzes (2002) fast völlig stillgelegt.

8 Prozent der Straßen sind befestigt.

Insgesamt gibt esetwa 790 Kilometer Binnenwasserstraßen, von denen die meisten drei Monate im Jahr schiffbar sind.

Freetown, Pepel und Bonthe sind die wichtigsten Häfen.

InternationaleFlugverbindungen werden von den Sierra Leone Airlines und mehreren ausländischen Fluggesellschaften angeboten.

In Lungi bei Freetown gibt es einen internationalenFlugplatz. 7 GESCHICHTE Den Namen Sierra Leone („Löwengebirge”) verdankt das Land dem portugiesischen Seefahrer Pedro da Cintra, der 1460 die Küste des Landes erreichte.

In der Folgezeitrichteten die Portugiesen, aber auch die Engländer hier Handelsstützpunkte ein, die vorwiegend dem Sklavenhandel dienten. 7.1 Kolonialherrschaft 1787 wurde auf Betreiben britischer Abolitionisten die Kolonie Freetown für befreite (oder entflohene) schwarze Sklaven aus Großbritannien und den Vereinigten Staatengegründet.

Die Siedlung wurde zunächst von der Sierra-Leone-Kompanie verwaltet, bis Freetown 1808 britische Kronkolonie wurde.

1896 errichtete Großbritannien einProtektorat über das Hinterland von Freetown, und 1924 wurden Kolonie und Protektorat vereint.

Aus den ersten Wahlen in Sierra Leone 1956 ging die Sierra Leone People’s Party (SLPP) als stärkste Kraft hervor; ihr Führer Milton Margai wurde Premierminister in dem ab 1958 autonomen Land. 7.2 Unabhängigkeit Am 27.

April 1961 wurde Sierra Leone ein unabhängiger Staat im britischen Commonwealth.

Aus den Wahlen von 1962 ging erneut die SLPP als stärkste Kraft hervor,Margai blieb Premierminister.

Nach dessen Tod 1964 übernahm sein Halbbruder Albert Margai das Amt des Premierministers.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dernahezu alle Ethnien in Partei und Staat einzubinden versucht hatte, stützte sich Albert Margai in erster Linie auf die Mende, die bald alle führenden Positionen in Staat, Parteiund Militär besetzten, und verschärfte damit wieder die ethnischen Konflikte im Land.

Die Wahlen von 1967 gewann vor diesem Hintergrund der oppositionelle All People’s Congress (APC) unter Siaka Stevens, der nun vom Generalgouverneur zum Premierminister ernannt wurde.

Daraufhin putschte die Armee, vermutlich mit Unterstützung der SLPP, und übernahm in Form des ausschließlich aus Mende bestehenden Nationalen Reformrates (National Reformation Council) die Regierung.

Ein weiterer Putsch von bisher benachteiligten Offizieren brachte 1968 wieder eine Zivilregierung mit Stevens als Premierminister an die Macht. Die erhoffte Rückkehr zur Demokratie blieb jedoch aus; Stevens’ Regime wurde im Gegenteil immer repressiver, Oppositionelle wurden gewaltsam unterdrückt, dieethnischen Konflikte als Mittel zum Machterhalt genutzt, Korruption grassierte in Regierung und Verwaltung, die Erlöse aus den Minen, vor allem den Diamantenminen,kamen allein den Mächtigen in Staat und Wirtschaft zugute, die einst blühende Landwirtschaft konnte die eigene Bevölkerung kaum mehr ernähren, die breite Bevölkerungverarmte trotz der reichen Rohstoffvorkommen.

1971 ließ Stevens Sierra Leone zur Republik ausrufen und sich selbst zum Staatspräsidenten ernennen.

Die Wahlen von1973 boykottierte die SLPP; die Einparteienherrschaft des APC, die damit ihren Anfang nahm, wurde 1978 in der Verfassung verankert, alle anderen Parteien wurdenverboten.

Mehrere Attentats- und Putschversuche überstand Stevens, wenn auch teilweise nur mit Hilfe von außen.

1985 trat Stevens überraschend als Staatspräsidentzurück; sein Nachfolger wurde Generalmajor Joseph Saidu Momoh.

Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich weiter, die ethnischen und machtpolitischen Spannungennahmen zu.

1987 scheiterte ein Putschversuch gegen den Präsidenten. 7.3 Bürgerkrieg Gegen das Regime formierte sich unter der Führung von Foday Sankoh die Rebellenorganisation Revolutionary United Front (RUF), die von dem liberianischen Rebellenführer und Machthaber Charles Taylor sowohl unterstützt als auch genutzt wurde.

1991 nahm die RUF den bewaffneten Kampf gegen das Regime von Momoh auf,. »

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