Devoir de Philosophie

Sozialismus - Politik.

Publié le 16/06/2013

Extrait du document

Sozialismus - Politik. 1 EINLEITUNG Sozialismus, im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen der sozialen Frage entstandene politische, zunächst vor allem von der Arbeiterbewegung getragene Bewegung, deren wesentliche Ziele Gleichheit, Solidarität, Gerechtigkeit, soziale Sicherheit und die Überwindung des Kapitalismus waren. Die Entstehung des Sozialismus war eine Reaktion auf die negativen Auswüchse des Kapitalismus im Zuge der industriellen Revolution, insbesondere auf die Verelendung der Arbeiterschaft. Das Spektrum sozialistischer Veränderungsbestrebungen hat sich seither immer stärker differenziert und reicht heute von Konzepten zur Reform der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung bis hin zur Revolution, mit dem Ziel einer grundlegenden Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse. 2 FRÜHSOZIALISMUS Der u. a. mit den Namen Etienne Cabet und François Babeuf verbundene Frühsozialismus war von den Idealen der Aufklärung geprägt und wird häufig als utopischer Sozialismus bezeichnet. Auch dem deutschen Frühsozialisten Wilhelm Weitling haftet dieses Etikett an. Der Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher und sozialer Verfassung wurde zuerst von Claude de Saint-Simon erkannt. Genossenschaftliche Wirtschaftsmodelle entwarfen u. a. der französische Sozialphilosoph Charles Fourier und der britische Unternehmer Robert Owen (siehe Genossenschaftsbewegung). 3 WISSENSCHAFTLICHER SOZIALISMUS Karl Marx und Friedrich Engels, Begründer eines wissenschaftlichen Sozialismus, sahen gegenüber den menschenverachtenden frühkapitalistischen Zuständen ihrer Zeit einen Umsturz der kapitalistischen Ordnung im Rahmen einer proletarischen Revolution als unausweichlich an. Der Ökonom Marx analysierte lebenslang die kapitalistische Produktionsweise und nahm für sich in Anspruch, das Rätsel von Arm und Reich gelöst zu haben (siehe Mehrwertproduktion; Produktivität). Das alles regierende Gesetz des Kapitalismus sei die Geldvermehrung (siehe Tauschwert), was insbesondere der Arbeiterklasse zum Schaden gereiche. Marx wandte sich daher gegen die konstituierenden Prinzipien des Kapitalismus (Ware, Eigentum, Kapital) und die ihn gewaltsam absichernde Staatsgewalt. Marx visierte eine klassenlose Gesellschaft an, wo erstmals in der Geschichte die wirtschaftliche Ausbeutung einer Bevölkerungsgruppe durch die andere beseitigt und somit auch (staatliche) Herrschaft überflüssig werden sollte. Die Arbeiterbewegung seiner Zeit kritisierte Marx, da sie national und staatsorientiert sei und sich theoretisch immer noch im Banne der bestehenden Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung befinde. 4 SOZIALISMUS UND SOZIALDEMOKRATIE Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gewann innerhalb der Arbeiterbewegung eine gemäßigte Richtung immer mehr an Einfluss, der so genannte Revisionismus, für den u. a. der Name Eduard Bernstein steht. Der Revisionismus leitete die Abkehr der Sozialdemokratie von revolutionärer Rhetorik und den Beginn einer auch programmatisch evolutionären, auf die Reform von Staat und Gesellschaft gerichteten Politik ein. Allerdings gab es innerhalb der deutschen Sozialdemokratischen Partei (SPD) weiterhin einen linken, revolutionären Flügel, der sich 1916 als Spartakusbund von der SPD abspaltete und mit den Namen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht verbunden ist. Rosa Luxemburg entwarf 1918 das Programm für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), zu deren Mitbegründern auch Liebknecht gehörte. 5 REAL EXISTIERENDER SOZIALISMUS Zuvor hatte Lenin die erste erfolgreiche sozialistische Revolution durchgeführt; in der Folge verwirklichte er in der Sowjetunion seine Interpretation der Marx'schen Kapitalismuskritik. Die Bolschewisten schafften in der Tat die Kapitalistenklasse ab, ließen aber die Grundprinzipien der kapitalistischen Ökonomie unbehelligt. Der Staat, an die Stelle der Kapitalistenklasse getreten, sollte durch soziales Eingreifen (z. B. staatlich fixierte Preise) eine harmonische, sozialistische Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung ermöglichen. Diese krankte jedoch an den inneren Widersprüchen der neuen Produktionsweise, zumal die Bedrohung von außen zu einer enormen Konzentration von Ressourcen im Rüstungsbereich führte. Die Arbeiterklasse, als Nutznießer des Systems vorgesehen, sah sich z. B. hinsichtlich Lohn und Arbeitszeit in Gegensatz gestellt zur Staatsmacht. Wichtiger als das konkrete Aussehen des Sozialismus wurde der Umstand, dass er real existierte; das bedeutete aber auch, dass immer weniger Menschen inhaltlich am Sozialismus festhielten. Die von Michail Gorbatschow von oben eingeleiteten Reformen waren denn auch von westlich-kapitalistischen Vorbildern und Maßstäben inspiriert, so dass sich in der Folge der sowjetische Sozialismus selbst auflöste, ein in der Geschichte beispielloser Vorgang. Viele Menschen haben heute die Idee des Sozialismus aufgrund der Gleichsetzung mit dem sowjetischen Modell ad acta gelegt. Auch die praktische Durchsetzung, der weltweite Erfolg des Kapitalismus wird als Widerlegung aller Einwände gegen ihn begriffen. Es gibt in der öffentlichen Diskussion allerdings auch Stimmen, die vor einem ,,Kapitalismus pur" warnen. Siehe Fabian Society; Gildensozialismus; Internationale; Syndikalismus; Kommunismus; Marxismus Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Liens utiles