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Südafrika - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Südafrika - geographie. 1 EINLEITUNG Südafrika, Republik im Süden Afrikas, grenzt im Nordwesten an Namibia, im Norden an Botswana und Simbabwe, im Nordosten an Moçambique und Swasiland, im Osten und Süden an den Indischen Ozean und im Westen an den Atlantischen Ozean. Im Ostteil des Landes bildet Lesotho eine Enklave. Die Fläche Südafrikas beträgt 1 219 090 Quadratkilometer. 2 LAND Die Republik Südafrika hat eine West-Ost-Ausdehnung von etwa 1 700 Kilometern, die Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung beträgt circa 1 400 Kilometer. Die rund 3 000 Kilometer lange Küstenlinie wird nur durch wenige Buchten gegliedert. 2.1 Physische Geographie Hinter der überwiegend schmalen Küstenebene erhebt sich die Große Randstufe steil zum zentralen Hochland, das etwa zwei Drittel des Landes einnimmt. Es wird überwiegend aus präkambrischen kristallinen Gesteinen aufgebaut. Diese wurden zum Teil von mächtigen Lagen von Sandstein und Schieferton überdeckt. Das nach Norden allmählich zum Kalaharibecken abfallende Hochland wird von vereinzelten Höhenzügen überragt. Die höchsten Erhebungen des Landes befinden sich im Südosten in den Drakensbergen, die einen Teil der Randstufe markieren. Hier liegt an der Grenze zu Lesotho der Njesuthi, mit 3 446 Metern die höchste Erhebung des Landes. Innerhalb des Hochlandes lassen sich drei Regionen unterscheiden: das Hochveld, das Buschveld und das Middelveld. Das Hochveld, das den größten Teil des Hochlandes einnimmt, erreicht im Landesinneren mittlere Höhen um 2 000 Meter und ist weitgehend eben. Die nördliche Grenze des Hochvelds markiert der Höhenzug Witwatersrand. Nördlich davon liegt das auch als Transvaalbecken bezeichnete Buschveld. Dieses Gebiet wird von Gebirgskämmen in einzelne Becken unterteilt. Es hat eine mittlere Höhe von etwa 1 200 Metern und fällt nach Westen zum Tal des Flusses Limpopo ab. Der westliche Teil des Hochlandes, das so genannte Middelveld, flacht in Richtung der Westküste zur dort weniger markanten Randstufe ab. Die durchschnittliche Höhe des Middelvelds beträgt rund 900 Meter. Im Westen und Südwesten des Landes breitet sich die Halbwüste Karroo aus. Eine geographische Besonderheit des Landes ist der südlich von Kapstadt an der Südküste gelegene Tafelberg (1 086 Meter). Die Republik Südafrika umfasst im Nordwesten auch einen Teil der Wüste Kalahari und im Westen einen Abschnitt der Wüste Namib. 2.2 Flüsse Die wichtigsten Flüsse der Republik Südafrika sind der Oranje, der Vaal und der Limpopo. Der Oranje ist der längste Fluss des Landes. Er fließt von Lesotho in Richtung Nordwesten und mündet nach etwa 2 100 Kilometern in den Atlantischen Ozean. Der westlichste Teil des Oranje bildet die Landesgrenze zu Namibia. Der Vaal entspringt im Nordosten des Landes, in der Nähe von Swasiland. Er fließt in südwestlicher Richtung und mündet im Zentrum des Landes in den Oranje. Der Limpopo, dessen Ursprung im Nordosten liegt, fließt nach Nordwesten zur botswanischen Grenze, dann entlang der Grenzen mit Botswana und Simbabwe bis nach Moçambique, wo er in den Indischen Ozean mündet. Viele der kleineren Flüsse fallen über einen Großteil des Jahres trocken und sind auch bei Wasserführung kaum für die Schifffahrt oder die Stromgewinnung, in begrenztem Maße jedoch für die Bewässerung nutzbar. 2.3 Klima Die Republik Südafrika liegt nahezu vollständig südlich des südlichen Wendekreises im Bereich der warmgemäßigten Subtropen. In den meisten Teilen des Landes herrscht mildes, gemäßigtes Klima. Maßgeblichen Einfluss üben neben der Höhenlage auch zwei Meeresströmungen aus, der warme Agulhasstrom im Indischen Ozean und der kalte Benguelastrom vor der Westküste. Die mittleren Temperaturen liegen im Juli, im Winter der Südhalbkugel, an der Westküste in Kapstadt bei 12 °C, an der Ostküste in Durban bei 17 °C und im zentralen Hochland in Johannesburg bei 10 °C. Im Januar betragen die mittleren Werte in Kapstadt 21 °C, in Durban 26 °C und in Johannesburg 25 °C. An der Südspitze herrscht Mittelmeerklima mit Winterregen. In allen anderen Teilen des Landes ist der Sommer (Dezember bis März) die Hauptregenzeit. Die Jahresniederschläge nehmen von Osten nach Westen ab. An der Ostküste bewirken die vom Indischen Ozean wehenden feuchtwarmen Südostpassate Werte von bis zu 1 700 Millimetern, während in den westlichen Landesteilen in trockenen Jahren 100 Millimeter unterschritten werden können. Das Ausbleiben von Niederschlägen führt hier häufig zu Dürren. Der äußerste Südwesten steht unter dem Einfluss von Westwinden, die vom Atlantischen Ozean her kommen. Dieses Gebiet erhält mittlere Jahresniederschläge von etwa 560 Millimetern. 2.4 Flora Die natürliche Vegetation Südafrikas ist je nach Niederschlagsmenge regional sehr unterschiedlich ausgebildet. Das Östliche Niederveld, wo die Niederschläge am höchsten sind, ist von Regenwäldern bedeckt. Im Süden des Landes fällt Winterregen, dieser Zone wird ein eigenes Florenreich zugeordnet: Das Kapländische Florenreich ist das kleinste der weltweit sechs Florenreiche, die aufgrund von Übereinstimmungen in der Flora voneinander abgegrenzt werden. Es umfasst etwa 8 500 Arten; charakteristisch sind u. a. 450 Arten von Glockenheiden. Entlang der Südküste dieser Region gedeihen Wälder. Der größte Teil der Hochebene ist mit Grasland bedeckt, das im Hochveld einer Prärie ähnelt und häufig völlig baumlos ist. Im Grasland des Buschveld wachsen nur vereinzelt Bäume und Büsche. Auf dem Mittelveld, auf dem die Niederschläge sehr gering sind, besteht die Vegetation fast ausschließlich aus derben Wüstengräsern, die nur nach Regenfällen grün werden. Die Große und die Kleine Karroo sind mit trockenem Gestrüpp bewachsen. 2.5 Fauna In Südafrika sind zahlreiche große Raubtiere wie Löwen, Leoparden, Geparde, Hyänen, Schakale, Wildhunde und Erdwölfe beheimatet; zur Huftierfauna gehören neben Großsäugern wie Elefanten, Nashörnern, Flusspferden und Giraffen auch Zebras, Ducker, Klippspringer, Buschböcke, Spießböcke, Kudus, Impalas und Gazellen. Primaten sind durch Galagos, Meerkatzen und Paviane repräsentiert. Zumindest Großsäuger sind zumeist nur noch in Nationalparks anzutreffen. Der bedeutendste dieser Parks ist der Kruger Nationalpark im Nordosten, der sich entlang der Grenze zu Moçambique erstreckt. Weitere bedeutende Nationalparks sind der Kalahari Gemsbok National Park im Nordwesten, der Addo Elephant National Park bei Port Elizabeth und der Bergzebra (Bergkwagga) Nationalpark bei Cradock. Im Mai 2000 gaben Südafrika und Botswana die Vereinigung des Kalahari Gemsbok National Park und des Gemsbok National bekannt. Der neue Kgalagadi Transfrontier Park ist mit rund 38 000 Quadratkilometern doppelt so groß wie der Kruger Nationalpark. Insgesamt stehen in der Republik Südafrika etwa 5 Prozent der Landesfläche unter Naturschutz. Die Avifauna (Vogelwelt) besteht aus etwa 596 Arten, dazu gehören Strauße, Perlhühner, Frankolinhühner, Flughühner, Wachteln, Ibisse, Trappen, Löffler, Flamingos, Mausvögel, Webervögel, Prachtfinken und Sekretäre. Der Steppen bewohnende gefährdete Paradieskranich ist der Nationalvogel Südafrikas. Vor der südafrikanischen Küste wurde 1938 der erste lebende Quastenflosser gefangen. In Südafrika gibt es neben Waranen, Agamen, Geckos, Chamäleons, anderen Echsen und Krokodilen über 100 Schlangenarten. 3 BEVÖLKERUNG Von den 43,8 Millionen Einwohnern (2008) sind etwa 75 Prozent Schwarze, 14 Prozent Weiße, 8 Prozent Mischlinge und 3 Prozent Asiaten. Die Schwarzafrikaner gehören neun Volksgruppen an: den Zulu, den Xhosa, den Tswana, den Venda, den Sotho, den Ndebele, den Tsonga, den Swasi und den Pedi. Die Zulu als größte dieser Volksgruppen stellen etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Weißen stammen überwiegend von britischen, holländischen, deutschen und französisch-hugenottischen Siedlern ab. Die Einwohner holländischer Abstammung bezeichnen sich selbst als Afrikaander oder Buren und stellen etwa 60 Prozent der weißen Bevölkerung. Die Bevölkerung gemischter Herkunft, die hauptsächlich in den Kapprovinzen lebt, stammt vorwiegend von Schwarzen und Buren ab. Die Asiaten sind überwiegend indischer Abstammung und am zahlreichsten in KwaZulu-Natal vertreten. In der Kapprovinz wohnt eine kleine Zahl von Menschen malaiischer Herkunft. 3.1 Wichtige Städte Die größten Städte Südafrikas sind Johannesburg (etwa 3,23 Millionen Einwohner), das Zentrum eines Goldabbaugebiets, Kapstadt (2,97 Millionen), der Sitz des Parlaments, Durban (3,09 Millionen), ein bedeutender Seehafen am Indischen Ozean, Pretoria (1,21 Millionen), Hauptstadt und Sitz der Regierung, Port Elizabeth (692 000, in der Agglomeration 1,01 Millionen), Industriestadt mit wichtigem Hafen, Bloemfontein (381 000), ein Zentrum des Rinder- und Schafhandels, Germiston (164 000), Standort der Goldverarbeitung, und Springs (80 800), ein wichtiges Industriezentrum. 58 Prozent der Bevölkerung Südafrikas leben in Städten (2005). Über 25 Prozent der Gesamtbevölkerung leben im städtischen Großraum der Pretoria Witwatersrand Vereeniging (PWV), d. h. im Umkreis von 70 Kilometern um die Stadt Johannesburg. 3.2 Sprache Die Amtssprachen Südafrikas sind Englisch, Afrikaans, Ndebele, Tsonga, Sesotho (Nordsotho und Südsotho), Swazi, Tswana, Venda, Xhosa und Zulu. Afrikaans, das aus dem Niederländischen des 17. Jahrhunderts entstand, ist die Hauptsprache fast aller Afrikaander und vieler Mischlinge. Der übrige Teil der weißen Bevölkerung spricht Englisch. Die meisten Schwarzen verwenden eine der oben genannten Bantusprachen, beherrschen jedoch in der Regel auch Englisch bzw. Afrikaans. Die indische Bevölkerung spricht eine der indischen Sprachen wie Urdu oder Hindi. 3.3 Religion Etwa vier Fünftel der Bevölkerung sind Christen, überwiegend Protestanten. Die meisten Afrikaander gehören zur niederländisch-reformierten Kirche, die meisten weißen Englisch sprechenden Südafrikaner sind Mitglieder der anglikanischen, der methodistischen oder der römisch-katholischen Kirche bzw. freier Kirchen. Viele Schwarze gehören den so genannten unabhängigen Kirchen an, die Elemente des Christentums und traditioneller afrikanischer Religionen miteinander verbinden. Die Asiaten sind meist Hindus oder Muslime. Außerdem gibt es in Südafrika eine jüdische Gemeinde mit etwa 120 000 Gläubigen. 3.3.1 Feiertage Zu den staatlichen Feiertagen gehören Neujahr (1. Januar), der Tag der Menschenrechte (21. März), Ostern (Karfreitag bis Ostermontag, der auch Familientag genannt wird), Tag der Freiheit (27. April), Tag der Arbeit (1. Mai), Tag der Jugend (16. Juni), der nationale Frauentag (9. August), Tag des Erbes (24. September), Tag der Versöhnung (16. Dezember), Weihnachten (25. Dezember) und der Tag des Wohlwollens (26. Dezember). Fast den ganzen Juli über findet ein Zulufest mit Tanz und farbenfrohen Kostümen statt. 3.4 Soziales Das System der Apartheid hat tiefe Spuren in der südafrikanischen Gesellschaft hinterlassen. Die Weißen erfreuen sich eines Lebensstandards, der sich mit dem der höchstindustrialisierten Staaten der Welt vergleichen lässt. Das mittlere Haushaltseinkommen einer weißen Familie ist zwölfmal so hoch wie das einer schwarzen Familie. Über die Hälfte der Schwarzen lebt unterhalb der Armutsgrenze; die Arbeitslosenquote beträgt hier etwa 45 Prozent. Ein Viertel aller Schwarzen lebt in Baracken oder ist obdachlos, und 40 Prozent haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Nur ein Drittel der Häuser der Schwarzen verfügt über einen Stromanschluss. Die Lebenserwartung beträgt 42,4 Jahre (Frauen 41,4 Jahre, Männer 43,3 Jahre). Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 58 je 1 000 Lebendgeburten. Weiße Farmer besitzen über 87 Prozent des Landes. Seit 1975 hat die Zahl der wohlhabenden Schwarzen zugenommen, jedoch haben in der gleichen Zeit auch die Einkommen der ärmsten 40 Prozent der Schwarzen stark abgenommen. 4 BILDUNG UND KULTUR Die Politik der Apartheid in Südafrika führte auch zu unterschiedlichen kulturellen Entwicklungen. Während unter den Weißen die englische Kultur den größten Einfluss ausübte, unterscheiden sich beim schwarzen Bevölkerungsteil städtische und ländliche Kultur immens, wobei Erstere zunehmend internationalen Einflüssen ausgesetzt war, z. B. durch die Afroamerikaner. Die traditionelle Kultur der Schwarzen und der Afrikaander ist in den ländlichen Gebieten am stärksten ausgeprägt. In den letzten Jahren hat sich innerhalb der Gemeinschaft der Farbigen ein neues Selbstbewusstsein entwickelt, das in der Literatur, im Theater und in der Musik Ausdruck findet. 4.1 Bildung und Schulwesen Das Vermächtnis der Apartheid tritt in Südafrika überaus deutlich im Bereich der Erziehung zutage, obwohl die Regierung die Ausgaben für die Ausbildung der Schwarzen seit Mitte der achtziger Jahre wesentlich erhöht hat. Der Anteil der schwarzen Bevölkerung, der lesen und schreiben kann, liegt unter 50 Prozent, während er bei den Weißen 100 Prozent beträgt. Für weiße, farbige und asiatische Schüler herrscht Schulpflicht für eine Dauer von neun Jahren, für schwarze nur in Bezirken, in denen Schulpflicht als Standard festgelegt wurde. Der so genannte Standard-10-Abschluss umfasst eine Schulzeit von 12 Jahren und qualifiziert für das Hochschulstudium. Die wichtigsten Universitäten sind die Universität Kapstadt (gegründet 1829); die Universität von Natal (1910) in Durban und Pietermaritzburg; die Universität des OranjeFreistaates (1855) in Bloemfontein; die Universität Pretoria (1908); die Rhodes University (1904) in Grahamstown; die Universität Stellenbosch (1918), die University of the Witwatersrand (1922) in Johannesburg; die Universität von Fort Hare (1916) in Alice; die Universität des Nordens (1959) bei Pietersburg; die Universität von Zululand (1960) bei Empangeni; die Medizinische Universität Südafrikas (1976) in Medunsa; die Universität der Transkei (1977) in Umtata und die Universität von BophuthaTswana (1979) in Mafikeng; die Universität des Westkaps (1960) in Bellville und die Universität von Durban-Westville (1961). Mit der Abschaffung der Apartheid begann, insbesondere in den Großstadtgebieten, eine wachsende Zahl von nichtweißen Schülern und Studenten diejenigen Bildungseinrichtungen zu nutzen, die einst den Weißen vorbehalten waren. 4.2 Kultureinrichtungen Fast alle Städte in Südafrika haben öffentliche Bibliotheken; die größte ist die Johannesburg Public Library. Weitere bedeutende Bibliotheken sind die African Library in Kapstadt; die State Library in Pretoria und die den Hochschulen angeschlossenen Bibliotheken. Wichtige Museen sind das National Museum in Bloemfontein, das archäologische, paläontologische und anthropologische Sammlungen umfasst; das Africana Museum in Johannesburg, das historische und völkerkundliche Sammlungen besitzt; sowie die Michaelis Collection, die South African National Gallery und das South African Cultural History Museum in Kapstadt. 4.3 Kunst und Literatur Zu den markanten Kulturleistungen der indigenen Bevölkerung gehören die Felsmalereien der Buschmänner, die Jahrtausende zurückreichen und von denen bisher insgesamt mehr als 15 000 entdeckt wurden, auch in den Nachbarstaaten Angola, Simbabwe, Moçambique und Namibia. Die großflächigen, zweidimensionalen Abbildungen von Tieren, die mit Erdfarben gemalt wurden, gelten als Ausdruck von Jagdmagie und bilden die mythologische Vorstellungswelt der Sammler und Jäger ab, die bis vor etwa 2 000 Jahren das Territorium allein besiedelten. Spätere Werke spiegeln auch das Eindringen der Kolonialisten wider, z. B. in Abbildungen von Schiffen, weißen Soldaten und Tieren, die vorher in der Region nicht verbreitet waren. Parallel zu dieser Form entstanden auch gravierte und geritzte Abbildungen. Siehe auch afrikanische Kunst und Architektur Die bildende Kunst des weißen Bevölkerungsteils war lange Zeit einer traditionellen Ästhetik verpflichtet. Erst nach dem 2. Weltkrieg traten progressivere Künstler wie die Maler Jean Welz (1900-1975), May Hillhouse (1908-1989), Alexis Preller (1911-1975), Bettie Cilliers-Barnard und Walter Battis hervor. Gemäß der heterogenen Bevölkerungszusammensetzung gibt es Literatur in Englisch, Afrikaans und den drei verschrifteten Bantusprachen Zulu, Sotho und Xhosa. Als erster englischsprachiger Roman von Rang gilt The Story of an African Farm (1883) von Olive Schreiner. Die Rassenthematik stand für viele Autoren im Mittelpunkt ihres Schaffens. Zu den namhaftesten Autoren Südafrikas, die in Englisch schreiben, zählen u. a. Alan Stewart Paton, Nadine Gordimer, die 1991 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, und der Dramatiker Athol Fugard. In Afrikaans schreiben Breyten Breytenbach und André Brink. Bedeutende schwarze Schriftsteller sind Sol Platje, Peter Abrahams und Es'kia Mphalele. Siehe auch afrikanische Literatur Musik und Tanz spielen in der Regel in religiös-spirituellem Kontext und in kommunikativer Funktion traditionell eine wichtige Rolle im Alltagsleben der afrikanischen Völker. Der Tänzer übernimmt auch die Rolle eines Geschichtenerzählers, ursprünglich kreisen die Themen um Jagd, Initiation und Fruchtbarkeit. Oft lässt sich an diesen Ausdrucksformen die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ethnie ablesen. Siehe auch afrikanischer Tanz; afrikanische Musik 4.4 Medien Post-, Telegraphen- und Telefondienste werden von der Regierung betrieben. Das Fernsehen, das seit 1976 besteht, wird bestimmt durch die South African Broadcasting Corporation (SABC), die drei Sender unterhält; zwei davon werden in allen elf Landessprachen ausgestrahlt, einer nur in Englisch. Daneben gibt es zwei private Sender. Der Hörfunk umfasst 16 öffentlich-rechtliche und mehr als 60 regionale Sender (2000). In Südafrika gibt es 18 Tageszeitungen, von denen die meisten in Englisch herausgegeben werden; hierzu gehören The Star, The Citizen und The Sowetan (alle in Englisch) in Johannesburg, The Argus und The Cape Times (beide in Englisch) sowie Die Burger (in Afrikaans) in Kapstadt. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der neuen Verfassung, die am 4. Februar 1997 in Kraft trat, ist Südafrika eine parlamentarische Republik mit präsidialem Regierungssystem. Die neue Verfassung löste die im April 1994 in Kraft getretene Übergangsverfassung ab; sie betont vor allem die Grundrechte und schreibt die Gewaltenteilung mit einem Verfassungsgericht als oberster Instanz sowie das Mehrparteiensystem fest. Die Übergangsverfassung von 1994 wiederum löste das Apartheidsystem ab, das ab 1948 installiert worden war und auf strikter Rassentrennung und der weitgehenden politischen und sozialen Entrechtung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit beruhte. Nationalfeiertag ist der 27. April (Freedom Day), der an die Durchführung der ersten freien Wahlen 1994 erinnert. 5.1 Exekutive Staatsoberhaupt der Republik Südafrika ist der von der Nationalversammlung für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählte Präsident; als Stellvertreter steht ihm ein ebenfalls vom Parlament gewählter Vizepräsident zur Seite. Präsident und Vizepräsident verfügen über weitreichende Befugnisse und Vollmachten, die jedoch durch eine Reihe von Kontrollmechanismen begrenzt werden. 5.2 Legislative Das Parlament der Republik Südafrika setzt sich aus zwei Kammern zusammen: der 400-köpfigen Nationalversammlung ( National Assembly, NA) und dem 90 Mitglieder umfassenden Nationalrat der Provinzen (National Council of Provinces, NCOP), dessen Mitglieder von den Provinzparlamenten entsandt werden, und zwar je zehn pro Provinz. Die Amtszeit der Parlamentarier beider Kammern beträgt fünf Jahre. 5.3 Judikative Höchste juristische Instanz ist der Oberste Gerichtshof mit Sitz in Bloemfontein. Über Verfassungsfragen entscheidet das Verfassungsgericht. Dieses besteht aus einem Präsidenten und zehn Richtern, die alle vom Kabinett aus einer Liste ausgewählt wurden, die eine unabhängige Ernennungskommission aufgestellt hatte. Das Verfassungsgericht prüft die Verfassungsmäßigkeit aller Gesetze. 5.4 Kommunalverwaltung Südafrika gliedert sich in neun Provinzen. Diese Provinzen sind: Gauteng mit Johannesburg als Hauptstadt; Northern Province mit Pietersburg als Hauptstadt; Mpumalanga mit Nelspruit als Hauptstadt; North West mit Mmabatho als Hauptstadt; Free State mit Bloemfontein als Hauptstadt; KwaZulu-Natal mit Pietermaritzburg als Hauptstadt; Ostkap mit Bisho als Hauptstadt; Nordkap mit Kimberley als Hauptstadt und Westkap mit Kapstadt als Hauptstadt. Die schwarzen Homelands wurden aufgelöst und Südafrika wieder angegliedert. Jeder Provinz steht ein Premier vor, der vom jeweiligen Provinzparlament gewählt wird. Der Premier ist Vorsitzender eines zehnköpfigen Exekutivrates. Die Provinzparlamente haben erhebliche Macht und Verantwortlichkeit, wozu auch die Ausarbeitung von Provinzverfassungen gehört. 5.5 Politik Die wichtigsten politischen Parteien Südafrikas sind der African National Congress (Afrikanischer Nationalkongress, ANC, gegründet 1912); die National Party (gegründet 1914), 1999 umbenannt in New National Party (NNP); die Inkatha Freedom Party (IFP, gegründet 1975); der Pan-Africanist Congress (PAC, gegründet 1959) und die Democratic Party (DP, gegründet 1989, im Februar 2000 Fusion mit der United Christian Democratic Party). Im Juni 2000 schlossen sich NNP und DP zur Democratic Alliance zusammen. Die NNP verließ die Allianz im November 2001 und vereinbarte eine enge Zusammenarbeit mit dem ANC; im April 2005 löste sie sich vollends auf, nachdem sie seit ihrer Annäherung an den ANC kaum noch Stimmen erhalten hatte. Der ANC ist die älteste Freiheitsbewegung in Afrika und erlangte bei den ersten freien und demokratischen Wahlen im April 1994 die absolute Mehrheit. Nachdem das Verbot des ANC im Februar 1990 aufgehoben worden war, nahm seine Mitgliederzahl rasch zu, und es konnten auch zunehmend Nichtschwarze als Mitglieder gewonnen werden. Die National Party war als Regierungspartei der Jahre 1948 bis 1994 für die Ein- und Durchführung des Apartheidsystems verantwortlich. 5.6 Verteidigung Südafrikas militärische und Polizeieinrichtungen wurden nach der Abschaffung der Apartheid stark umstrukturiert. Den neuen nationalen Streitkräften gehören rund 55 750 Berufssoldaten, eine etwa 120 000 Mitglieder umfassende Bürgerwehr und circa 130 000 Soldaten in regionalen Kommandotruppen an. 6 WIRTSCHAFT Bis zum 1. Weltkrieg (1914-1918) stützte sich die südafrikanische Wirtschaft hauptsächlich auf den Bergbau (Diamanten und Gold) und die Landwirtschaft. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges 1945 hat sich die Industrie des Landes stark entwickelt. Südafrikas Wirtschaft litt lange Zeit unter Sanktionen, die sich gegen das Apartheidregime richteten. Nach dem Ende der Apartheid wurde 1991 der internationale Handelsund Investitionsboykott aufgehoben. Seit diesem Zeitpunkt verzeichnet das Land ein Wirtschaftswachstum, wenn auch mit Schwankungen. In Punkto Industrialisierung nimmt Südafrika heute die Führungsposition auf dem afrikanischen Kontinent ein. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 255 155 Millionen US-Dollar (2006). Davon erwirtschaftet der Dienstleistungssektor 66,4 Prozent, die Industrie 30,9 Prozent und die Landwirtschaft 2,7 Prozent. Das BIP pro Kopf errechnet sich zu 5 384,10 US-Dollar. 65 Prozent der Erwerbstätigen sind im Dienstleistungssektor beschäftigt (2003), 25 Prozent in der Industrie und 10 Prozent in der Landwirtschaft. Die Auslandsverschuldung - eine Folgeerscheinung der Wirtschaftssanktionen gegen das Apartheidregime - belief sich 1996 auf knapp 23,6 Milliarden US-Dollar. 6.1 Landwirtschaft Aufgrund begrenzter Niederschlagsmengen und unfruchtbarer Böden dienen 85 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Viehwirtschaft, insbesondere der Zucht von Schafen, Ziegen, Rindern, Schweinen und Geflügel. Dennoch kann Südafrika sich weitgehend selbst mit Nahrungsmitteln versorgen. Die Weißen führen im Allgemeinen große, moderne landwirtschaftliche Betriebe, während Angehörige anderer ethnischer Gruppen zumeist nur kleine Farmen besitzen. Wichtigste Anbauprodukte sind Zuckerrohr, Mais, Weizen, Mohrenhirse, Weintrauben, Kartoffeln, Zitrusfrüchte, Äpfel, Kaffee und Tabak. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei Die Forstwirtschaft Südafrikas stützt sich weitestgehend auf Kiefern-, Eukalyptus- und Akazienwälder. Die Rinde der Akazienbäume, die zum Gerben verwendet wird, ist ein wichtiges Exportgut. Die Küstenfischerei ist sowohl für den Binnenmarkt als auch für den Außenhandel von Bedeutung. Ein Großteil des Fanges wird zu Fischmehl verarbeitet. Gefangen werden u. a. Seehechte, Sardellen, Sardinen, Heringe und Makrelen. 6.3 Bergbau Südafrika ist sehr reich an Bodenschätzen. Die bedeutendsten davon sind Gold, Diamanten, Uran und Steinkohle. Bei der Förderung von Gold und Diamanten gehört Südafrika weltweit zu den führenden Ländern - beim Gold ist das Land an der Spitzenposition. Das gelbe Edelmetall wird hauptsächlich am Witwatersrand (besonders im Ballungsraum Johannesburg) abgebaut, wo sich in Tiefen zwischen 1 000 und 3 000 Metern das größte Goldlager der Welt erstreckt - es wurde 1886 entdeckt. Ebenfalls am Witwatersrand befindet sich eine weltweit bedeutende Uranerzlagerstätte. Im Nordosten zwischen Lesotho und Swasiland gibt es weitläufige und leicht ausbeutbare Kohlevorkommen. Ein weiteres Beispiel für den Reichtum an Bodenschätzen sind Diamanten. Die meisten Diamanten stammen aus den Diamantminen bei Kimberley, die im Jahr 1867 entdeckt wurden. Weitere in Südafrika vorkommende Rohstoffe sind Kupfer, Nickel, Asbest, Platin, Chromit, Fluorit, Phosphate, Vanadium, Zinn, Titan, Mangan und Eisenerze. 6.4 Industrie Die Grundlage für Südafrikas exportorientierte Industrie liefert der Reichtum an Bodenschätzen. Eine besondere Rolle nimmt die verarbeitende Industrie ein. Wichtiger Industriestandort ist das Gebiet um die Bergbauregionen am Witwatersrand sowie einige Zentren entlang der Küsten (z. B. Kapstadt, Mossel Bay, Port Elizabeth, East London, Durban und Richards Bay). Zu den wichtigen Industriezweigen gehören u. a. Hüttenindustrie, Metall verarbeitende und chemische Industrie, Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie Textil- und Bekleidungsindustrie. 6.5 Währung Der Rand (Kürzel: R) mit 100 Cents ist die Währungseinheit Südafrikas, die von der South African Reserve Bank (gegründet 1920) ausgegeben wird. Die Börse von Johannesburg zählt zu den wichtigsten der Welt. 6.6 Außenhandel Seit dem Beginn der neunziger Jahre übertreffen die Exporteinnahmen Südafrikas die Kosten für Importe bei weitem. Allein 1997 wurden Güter im Wert von 35 Milliarden US-Dollar exportiert und Waren für 28 Milliarden US-Dollar importiert. Bedeutende Exportgüter sind neben Rohstoffen Agrarprodukte, chemische Erzeugnisse, Maschinen und Fahrzeuge. Über 30 Prozent der ausgeführten Rohstoffe sind Diamanten und Edelmetalle. Südafrika importiert z. B. Maschinen- und Fahrzeugteile, chemische Zwischenprodukte und bestimmte Agrarprodukte. Zu den Haupthandelsnationen des Landes zählen u. a. die USA, Großbritannien, Deutschland, Japan sowie Italien und Frankreich. 6.7 Gewerkschaften Die wichtigsten Arbeiterorganisationen in Südafrika sind der Congress of South African Trade Unions, der National Council of Trade Unions, die South African Confederation of Labour und die Federation of South African Trade Unions. Ende der siebziger Jahre wurden den Schwarzen Möglichkeiten zur Bildung von Gewerkschaften eingeräumt, und einige Gewerkschaften der Weißen nahmen auch Nichtweiße als Mitglieder auf. Viele Schwarze arbeiten als Zeitarbeiter in Fabriken und Bergwerken; einige von ihnen kommen aus den Nachbarländern. 6.8 Verkehrswesen Das Eisenbahnnetz, das alle wichtigen Zentren miteinander verbindet, ist fast ausschließlich in staatlicher Hand. 2006 wurden rund 20 200 Kilometer Eisenbahnstrecken unterhalten. Ferner verfügt Südafrika über ein Straßennetz von etwa 276 000 Kilometern. Die South African Airways als größte Fluggesellschaft, mehrere kleinere regionale sowie zahlreiche ausländische Fluggesellschaften bieten ihre Dienste an. Der größte Flughafen liegt in Johannesburg - weitere sind Kapstadt und Durban. Die wichtigsten Seehäfen sind Kapstadt, Mossel Bay, Port Elizabeth, East London, Durban, Saldanha und Richards Bay. 6.9 Energie Der in Südafrika erzeugte Strom stammt fast ausschließlich aus Wärmekraftwerken (2003: 93,68 Prozent). Dabei handelt es sich um Kohlekraftwerke. 7 GESCHICHTE 1652 gründete Johan van Riebeeck im Auftrag der Niederländischen Ostindischen Kompanie in der Tafelbucht am Kap der Guten Hoffnung eine Versorgungsstation für die Schiffe der Kompanie auf ihrem Weg nach Indien, das spätere Kapstadt, das sich als Zwischenstation für den Ostindienhandel zu einem bedeutenden Hafen entwickelte. Im Umkreis der Station ließen sich bald niederländische, deutsche und französische (hugenottische) Siedler nieder, die hauptsächlich von der Landwirtschaft und - teilweise nomadisierend - von der Viehzucht lebten und relativ rasch eine eigene charakteristische Kultur und Sprache entwickelten. Diese Siedler, die Buren, verdrängten zunächst die ansässigen Khoikhoin aus den fruchtbaren Gebieten und unterwarfen bzw. vertrieben in der Folgezeit im Zuge der Expansion der Kapkolonie verschiedene BantuEthnien, wie etwa die Nguni im Osten und die Sotho im Norden. 1779 begannen die Siedler mit der Eroberung des Landes der Xhosa; 80 Jahre später hatten die Weißen nach neun so genannten ,,Kaffernkriegen" das Land erobert und das Volk der Xhosa erheblich dezimiert. 7.1 Unter britischer Herrschaft 1795 besetzten britische Truppen die Kapprovinz, annektierten sie (endgültig 1806) und machten sie zu einer Kronkolonie. Der massive Zuzug britischer Siedler in die Kapprovinz (besonders ab 1820), die vergleichsweise liberale Politik der Briten gegenüber der schwarzen Bevölkerungsmehrheit sowie die Abschaffung der Sklaverei im gesamten britischen Weltreich 1833/34, die auch die Buren in Südafrika zur Entlassung ihrer Sklaven zwang, führten zu zunehmenden Spannungen zwischen Briten und Buren. Vor allem diese Spannungen, aber auch zunehmende Landknappheit sowie innerafrikanische Umwälzungen infolge der Mfecane veranlassten die Buren ab 1835 zu ihrem Großen Treck Richtung Norden. 1838 fügten die Buren auf ihrem Treck den Zulu in Natal eine blutige Niederlage zu und errichteten die Republik Natal, die allerdings schon bald (1842) von Großbritannien besetzt und ebenfalls in eine Kronkolonie umgewandelt wurde. Weiter im Westen und im Norden gründeten die Buren den Oranje-Freistaat (siehe Free State) sowie jenseits des Vaal mehrere kleinere Staatswesen, die sich 1858 zur Südafrikanischen Republik ( siehe Transvaal) zusammenschlossen. Auch den Oranje-Freistaat besetzten die Briten 1848 vorübergehend, erkannten ihn aber bald (1854), ebenso wie die Transvaal-Staaten (1852), als unabhängig an. 1867 wurden bei Kimberley, im Grenzgebiet zwischen Kapkolonie und Oranje-Freistaat, Diamanten gefunden. Daraufhin annektierte Großbritannien gewaltsam das Gebiet, das auch vom Oranje-Freistaat beansprucht wurde, machte es zur Kronkolonie Griqualand-West und gliederte es 1880 der Kapkolonie an. Zugleich stellte Großbritannien 1868 Basutoland (das heutige Lesotho) zum Schutz vor burischen Angriffen unter britisches Protektorat. 1877 brachten die Briten erneut die Südafrikanische Republik als Transvaal Territory unter ihre Herrschaft, mussten sich jedoch 1881 nach einer Niederlage gegen die Buren wieder aus Transvaal zurückziehen. 1883 wurde der Burenführer Paul Kruger Präsident in Transvaal. 7.1.1 Der Burenkrieg 1886 wurden gewaltige Goldvorkommen im südlichen Transvaal entdeckt. Tausende von britischen Minenarbeitern, von den Buren Uitlanders (,,Ausländer") genannt, kamen nach Transvaal. Allerdings erhielten die Uitlanders im Transvaal nicht das volle Bürgerrecht, außerdem wurden sie und ihre Gesellschaften mit hohen Steuern belegt. Nachdem britisch-burische Kompromissverhandlungen zur Beilegung der Spannungen in Transvaal gescheitert waren, rief der Premierminister der Kapkolonie, Cecil Rhodes, die Uitlanders 1895 zur Revolte gegen die burische Regierung im Transvaal auf; dabei wurden die Uitlanders von einer kleinen Invasionstruppe unter dem Kommando von Sir Leander Starr Jameson unterstützt. Der Aufstand und der so genannte Jameson Raid scheiterten, Rhodes hatte sein Ziel, Transvaal wieder unter britische Herrschaft zu bringen, verfehlt und sah sich 1896 zum Rücktritt vom Amt des Premierministers gezwungen. Die Spannungen zwischen der Kapkolonie und den Buren-Republiken verschärften sich nun zusehends und eskalierten 1899 im Burenkrieg. Der Krieg endete 1902 mit der Kapitulation der Buren. Im Frieden von Vereeniging mussten die Buren die Umwandlung ihrer Republiken Transvaal und Oranje-Freistaat in britische Kronkolonien akzeptieren; die beiden neuen Kronkolonien erhielten jedoch weitgehende Autonomie und finanzielle Entschädigungen. 7.2 Die Südafrikanische Union Am 31. Mai 1910 vereinigten sich die britischen Kolonien in Südafrika unter einer gemeinsamen Verfassung zur Südafrikanischen Union (Union of South Africa) mit dem Status eines Dominion innerhalb des Britischen Empire. Der fortdauernde britisch-burische Gegensatz schlug sich in der Formierung zweier rivalisierender politischer Parteien nieder: der probritischen South African Party (SAP) und der burischen National Party (NP). Die SAP stellte die ersten Regierungen unter den Premierministern Louis Botha (1910-1919) und Jan Christiaan Smuts (1919-1924). Die folgenden knapp zehn Jahre regierte die NP mit James Hertzog als Premierminister. 1934 fusionierten die SAP und die NP angesichts ihrer gemeinsamen ,,weißen" Interessen und vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise, die sich im Gold fördernden Südafrika extrem bemerkbar machte, zur United Party (UP). Zugleich spaltete sich ein burisch dominierter, extrem rechtsgerichteter Flügel unter dem Namen Gereinigte Nationale Partei (NP) von der neuen Partei ab; ihr Begründer und Führer war Daniel François Malan. Premierminister blieb auch nach 1934 Hertzog, bis er 1939 von Smuts im Amt abgelöst wurde. Außenpolitisch behauptete die junge Südafrikanische Union einen selbständigen Status, allerdings in enger Anlehnung an Großbritannien. 1914 trat die Union auf der Seite Großbritanniens in den 1. Weltkrieg ein und eroberte 1915 die deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika (das heutige Namibia). 1920 wurde der Union vom Völkerbund, dem sie als eigenständiges Gründungsmitglied angehörte, Deutsch-Südwestafrika als Mandatsgebiet der Klasse C übertragen. 1931 erhielt die Südafrikanische Union durch das Westminster-Statut die Unabhängigkeit im Rahmen des Commonwealth of Nations. Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges plädierte Premierminister Hertzog für einen neutralen Kurs, konnte sich jedoch nicht gegen die probritischen Kräfte um Jan Smuts durchsetzen und musste schließlich zu dessen Gunsten zurücktreten. Unter Jan Smuts trat Südafrika auf Seiten der Alliierten in den 2. Weltkrieg ein, war jedoch kaum in Kampfhandlungen involviert. 7.2.1 Innenpolitik: Apartheid Bereits 1894 hatte Mohandas Gandhi in der damaligen britischen Kronkolonie Natal den Natal Indian Congress als Forum für den Kampf der zahlreichen indischen Einwanderer gegen die diskriminierenden Rassegesetze gegründet, und nach dem Burenkrieg weitete er seine Aktivitäten auch auf Transvaal aus. 1914 machte die südafrikanische Regierung der indischen Bevölkerung tatsächlich einige Zugeständnisse, schaffte u. a. die Kopfsteuer ab; trotzdem blieben die Inder in Südafrika weiterhin Bürger zweiter Klasse. Die Regierung der Südafrikanischen Union ließ von Beginn an keinen Zweifel daran, dass sie ihre politische, wirtschaftliche und soziale Herrschaft über die schwarze Bevölkerungsmehrheit und die anderen nicht weißen Bevölkerungsteile beizubehalten, die nicht weiße Bevölkerung in wirtschaftlicher Abhängigkeit, sozialer Unterordnung und strikter Absonderung von den Weißen, in einem weitgehend rechtlosen Status also, zu halten gedachte. 1911 verabschiedete sie z. B. den Mines and Works Act, der die besseren Arbeitsplätze im Bergbau den Weißen reservierte, und 1913 den Native Land Act, der den Schwarzen - immerhin etwa drei Viertel der Bevölkerung - lediglich 13 Prozent des Landes zugestand. Und in Reaktion auf die so genannte Randrevolte, den Aufstand weißer Arbeiter gegen die Beschäftigung Schwarzer, leitete sie 1924 die civilized labour policy ein, mit der sie die weiße Arbeiterschaft gegen schwarze Konkurrenz zu schützen suchte. Dazu gehörte u. a. der Urban Areas Act, der getrennte Wohngebiete für Weiße und Schwarze einführte und so den Zuzug Schwarzer in städtische Industriezentren unterband. Der Protest der schwarzen Bevölkerungsmehrheit gegen die diskriminierende weiße Politik organisierte sich 1912 im Afrikanischen Nationalkongress (ANC). Der ANC vereinte mehrere, schon früher entstandene Protest- und Bürgerrechtsbewegungen der Schwarzen; sein Ziel war die Gleichberechtigung der Schwarzen, seine Mittel waren lange Jahre friedlich - und erfolglos. Die schwarze Arbeiterschaft artikulierte ihren Protest in der Industrial and Commercial Workers Union; schon in den zwanziger Jahren wurde die Gewerkschaft allerdings wieder zerschlagen. Die Systematisierung und Institutionalisierung der Apartheidpolitik als integraler Bestandteil der südafrikanischen Innenpolitik - mit erheblichen Auswirkungen auf die Außenpolitik - setzte 1948 ein, als die ,,gereinigte" NP mit Daniel François Malan an der Spitze die Regierung übernahm. Ziel der vor allem von den Buren und der NP getragenen Apartheidpolitik war die Sicherung der absoluten Vorherrschaft der Weißen; begründet wurde sie mit der Notwendigkeit des Erhalts der ,,weißen Identität" der herrschenden Klasse; Mittel war die ,,gesonderte Entwicklung", die strikte wirtschaftliche, politische, räumliche und soziale Trennung der ,,Rassen" zugunsten der Weißen. Grundlage der Apartheidpolitik waren einige Gesetze aus dem Jahr 1950, allen voran der Population Registration Act und der Group Areas Act. Durch diese Gesetze wurde jeder Südafrikaner einer der vier ,,Rassen" Weiße, Schwarze, Coloreds und Asiaten zugeordnet und jeder dieser ,,Rassen" strikt voneinander getrennte Wohngebiete zugewiesen. Zudem wurden die Passgesetze verschärft, denen zufolge sich jeder Südafrikaner jederzeit per Identitätskarte über seine ,,Rassenzugehörigkeit" ausweisen können musste und die die Bewegungsfreiheit der nicht weißen Bevölkerung erheblich reduzierten. Weiterhin sahen die neuen Apartheidgesetze die Zwangsumsiedlung von Schwarzen und Coloreds aus den für die Weißen reservierten Wohngebieten vor. Und durch den Bantu Authorities Act von 1951 und den Bantu Self-Gouvernment Act von 1959 wurden schließlich die Homelands geschaffen, in denen ein Teil der schwarzen Bevölkerung, getrennt nach Ethnien, angesiedelt wurde. Insgesamt lebte etwa die Hälfte der südafrikanischen Schwarzen in den Homelands, die die 1913 den Schwarzen zugestandenen 13 Prozent des südafrikanischen Staatsgebiets ausmachten. Immerhin erhielten die Homelands ein gewisses Maß an Selbstverwaltung, und in den späten siebziger Jahren wurden einige der Homelands (Transkei, Bophutha Tswana, Venda, Ciskei) in die Unabhängigkeit entlassen, was international allerdings nicht anerkannt wurde. Diese so genannte ,,große Apartheid" wurde ergänzt durch die ,,kleine Apartheid", eine Reihe von Gesetzen und Maßnahmen, die die Rassentrennung für praktisch alle Bereiche des sozialen Lebens vorschrieb: für öffentliche Einrichtungen und Verkehrsmittel, für Schulen und Universitäten und selbst für den ganz privaten Bereich: Eheschließungen und Geschlechtsverkehr zwischen Weißen und Schwarzen waren unter Strafe verboten. Verstöße gegen die Apartheidgesetze wurden äußerst strikt und mit Hilfe scharfer Polizeigesetze geahndet; so war es z. B. möglich, Personen ohne jeglichen Gerichtsentscheid für 80 Tage zu inhaftieren. Der vor allem vom ANC organisierte Widerstand der Schwarzen gegen die Apartheidpolitik blieb bis in die fünfziger Jahre weitgehend gewaltfrei. Angesichts der zunehmend restriktiven Gesetzgebung der Regierung Malan gewannen dann jedoch gewaltbereite Kräfte innerhalb des ANC, etwa die Jugendliga des ANC unter Nelson Mandela, mehr und mehr an Einfluss. 1959 spaltete sich nach Auseinandersetzungen über die Art des Kampfes und die anzustrebende Gesellschaftsordnung der Pan-Africanist Congress (PAC) unter der Führung von Robert Mangaliso Sobukwe vom ANC ab. Am 23. März 1960 organisierte der PAC an mehreren Orten friedliche Protestaktionen gegen die Passgesetze. Die Polizei ging gewaltsam gegen die Demonstranten vor, insbesondere in Sharpeville (Transvaal), wo sie auf eine unbewaffnete Menge schoss und dabei 69 Schwarze, darunter auch Kinder, tötete. Dieses Massaker von Sharpeville, ein blutiger Höhepunkt in der Auseinandersetzung um die Apartheidpolitik, zeitigte verschiedene Folgen: In Südafrika selbst wurden der ANC und der PAC verboten, der Notstand ausgerufen, zahlreiche Oppositionelle verhaftet; auf der anderen Seite verschärfte sich die Opposition gegen Apartheid und Regierung, ANC und PAC operierten aus dem Untergrund und aus dem Exil zunehmend militant. Auf internationaler Ebene verstärkte sich nach dem Massaker die Kritik an dem Apartheidregime, Südafrika wurde international mehr und mehr isoliert, und die afrikanischen und asiatischen Dominions forderten den Ausschluss Südafrikas aus dem Commonwealth of Nations. Im Oktober 1960 votierte die Mehrheit der weißen Bevölkerung Südafrikas in einer Volksabstimmung für die Umwandlung des Dominions Südafrikanische Union in die Republik Südafrika; am 31. Mai 1961 wurde die Republik Südafrika ausgerufen und der Austritt aus dem Commonwealth vollzogen. 7.3 Die Republik Südafrika Trotz immer größeren Drucks von Außen, der sich u. a. in Wirtschaftssanktionen, einem von den Vereinten Nationen (UN) verhängten Waffenembargo und wiederholten Verurteilungen der Apartheidpolitik durch die UN manifestierte, und trotz zunehmender Gewaltbereitschaft seitens der Opposition im Inneren hielten die Regierungen unter Hendrik Verwoerd (1958-1966), Balthasar Vorster (1966-1978) und Pieter Willem Botha (1978-1984) unvermindert an der Apartheidpolitik fest. 1962 verabschiedete die Regierung das so genannte Sabotagegesetz, das die meisten Formen politischer Opposition unter Strafe stellte. Im berüchtigten Rivonia-Prozess wurde 1964 die Führung des Umkonto we Sizwe, des militanten Armes des ANC, darunter Nelson Mandela und Walter Sisulu, zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. 1970 formierte sich der schwarze Widerstand in der Black-Consciousness-Bewegung neu. 1976 war die Bewegung maßgeblich an den Schülerprotesten gegen die Apartheid und die Einführung von Afrikaans als Unterrichtssprache in der Township Soweto beteiligt. Die Proteste wurden blutig niedergeschlagen; mindestens 250 Schwarze kamen dabei um. Wie nach dem Massaker von Sharpeville verschärften sich auch nach den Unruhen in Soweto sowohl die Opposition gegen das Apartheidregime wie auch die Repressionen seitens des Regimes: 1977 wurden zahlreiche schwarze Organisationen und weiße Antiapartheidbewegungen verboten, ihre führenden Köpfe verhaftet oder ins Exil gezwungen. Steve Biko, einer der Mitbegründer der Black-Consciousness-Bewegung, starb 1977 im Gefängnis, vermutlich an den Folgen von Misshandlungen; sein Tod, dessen Umstände weitgehend ungeklärt blieben, rief neuerliche Unruhen hervor. Die Oppositionsbewegungen bildeten allerdings keine einheitliche Front gegen das Apartheidregime, bekämpften sich teilweise sogar untereinander: Insbesondere die von Mangosuthu Gatsha Buthelezi Mitte der siebziger Jahre gegründete Inkatha, die dem Apartheidregime größtenteils gewaltfreien ,,kooperativen Widerstand" leistete, lieferte sich blutige Auseinandersetzungen mit dem ANC. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Inkatha in ihrem Kampf gegen den ANC von der südafrikanischen Regierung unterstützt worden war - sowohl, um den ANC zu schwächen, als auch, um durch die Konflikte der Antiapartheid-Bewegung untereinander das eigene Regime zu stärken. International geriet Südafrika zunehmend unter Druck und in die Isolation, zum einen wegen seiner Apartheidpolitik, zum anderen wegen seiner Politik den Nachbarstaaten, insbesondere Namibia, gegenüber: Südafrika betrachtete Namibia weiterhin als Teil seines eigenen Staatsgebiets, weigerte sich, das Mandat über Namibia in ein Treuhandabkommen umzuwandeln und führte in den sechziger Jahren seine Apartheidpolitik auch in Namibia ein. 1966 entzogen die UN Südafrika das Mandat über Namibia, und 1971 erklärte der Internationale Gerichtshof die fortdauernde Besetzung Namibas durch Südafrika für völkerrechtswidrig. Gegen die südafrikanische Präsenz hatte sich in Namibia schon früh Widerstand organisiert, der vor allem von der SWAPO (South West Africa People's Organization) getragen wurde. Seit den siebziger Jahren agierte die SWAPO mehr und mehr von Angola aus mit Guerillaaktionen gegen die südafrikanischen Besatzer in Namibia; unterstützt wurde sie dabei von kubanischen Streitkräften. Der Konflikt und ebenso die internationale Kritik an Südafrika verschärften sich, als Südafrika in den achtziger Jahren mehrmals militärische Vorstöße gegen SWAPO-Stützpunkte in Angola unternahm. Angesichts seiner zunehmend prekären außen- wie innenpolitischen Lage sah sich Südafrika schließlich Ende der achtziger Jahre zu Friedensverhandlungen gezwungen, zog sich 1989 aus Namibia zurück und akzeptierte die im März 1990 vollzogene Unabhängigkeit Namibias. 1974 wurde Südafrika aus der UN-Generalversammlung ausgeschlossen; zuvor schon hatten ANC, PAC und SWAPO Beobachterstatus bei den UN erhalten. Und obwohl Südafrika während des Ost-West-Konflikts große strategische Bedeutung für den Westen, insbesondere die USA, hatte, reduzierten die USA nach den Soweto-Unruhen 1976 ihr Engagement für Südafrika erheblich. Südafrika sah sich nun international weitgehend isoliert; trotzdem hielt die Regierung unvermindert an ihrer diskriminierenden Politik gegenüber der nicht weißen Bevölkerungsmehrheit fest. 7.3.1 Eskalation und Reformen 1984 trat eine neue Verfassung in Kraft, die Südafrika in ein Präsidialsystem umwandelte und den Asiaten und den Coloreds begrenzte Mitspracherechte zugestand. Die schwarze Bevölkerungsmehrheit blieb weiterhin aus dem politischen Leben ausgeschlossen. Staatspräsident wurde der bisherige Premierminister Botha. Sowohl um den zunehmend militanten Widerstand gegen die Apartheidpolitik einzudämmen, als auch als Zugeständnis gegenüber der südafrikanischen Wirtschaft, die u. a. angesichts von Wirtschaftssanktionen eine Lockerung der Apartheid forderte, nahm Botha einige Gesetze der ,,kleinen Apartheid" zurück, so z. B. 1985 das Verbot der Mischehen. Zur Beruhigung der innenpolitischen Lage trug dies jedoch nichts bei, zumal an den Grundlinien der Apartheidpolitik unverändert festgehalten wurde; im Gegenteil: Der Kampf der Apartheidgegner wurde immer militanter und blutiger, und im gleichen Maße verschärfte das Apartheidregime seine Repressionen. 1986 rief die Regierung in Reaktion auf die zunehmenden Unruhen und Gewaltakte der Apartheidgegner den Ausnahmezustand aus; die Industrienationen, allen voran die USA und die Europäische Gemeinschaft (EG), belegten Südafrika mit einem Wirtschaftsboykott. Nach dem Rücktritt Bothas 1989 leitete dessen Amtsnachfolger Frederik Willem de Klerk einen grundlegenden Wandel in der Innenpolitik ein: 1990 hob er das Verbot von Antiapartheidorganisationen wie etwa des ANC und des PAC auf, verfügte die Freilassung politischer Gefangener, darunter Nelson Mandela, beendete den Ausnahmezustand und hob die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen auf. Im Juni 1991 wurden schließlich die Grundgesetze des Apartheidsystems außer Kraft gesetzt: der Population Registration Act und der Group Areas Act aus dem Jahr 1950. Im Dezember 1991 konstituierte sich die CODESA (Convention for a Democratic South Africa, Konvent für ein demokratisches Südafrika), ein ,,runder Tisch", der sich aus Vertretern der Regierung, der vier unabhängigen Homelands, der Ethnien sowie der verschiedenen Parteien und Antiapartheidorganisationen zusammensetzte. Wesentliche Aufgabe der CODESA war es, eine neue Verfassung für ein demokratisches, nicht rassistisches Südafrika zu entwerfen. Außenpolitisch traf der im Wesentlichen von de Klerk und Mandela vorangetriebene Reformprozess auf große Zustimmung und Unterstützung; ab 1991 baute z. B. die EG schrittweise ihre Sanktionen gegen Südafrika ab. Innenpolitisch dagegen war der Prozess von tiefen Spannungen und zahlreichen Gewaltakten begleitet und geriet wiederholt ins Stocken: Auf der einen Seite kam es zwischen den schwarzen Organisationen, vor allem zwischen ANC und Inkatha, immer wieder zu politisch und auch ethnisch motivierten schweren Auseinandersetzungen. Auf der anderen Seite regte sich auch unter der weißen, vor allem der burischen Bevölkerung zum Teil gewaltsamer Widerstand gegen den Abbau der Apartheid, der sich u. a. in der militanten Afrikaaner Weederstansbeweging organisierte. Am 17. März 1992 stimmten über zwei Drittel der weißen Bevölkerung Südafrikas in einem Referendum für die Fortsetzung des Reformprozesses, d. h. den weiteren Abbau der Apartheid. Am 18. November 1993 unterzeichneten Präsident de Klerk und 20 Organisationen die neue, die Gleichberechtigung aller Bevölkerungsgruppen in Südafrika festschreibende und die Apartheid beendende Übergangsverfassung, und wenig später nahm ein Übergangsexekutivrat, der sowohl die Regierung de Klerk kontrollieren als auch die für den April 1994 festgelegten Wahlen vorbereiten sollte, die Arbeit auf. 7.4 Das demokratische Südafrika Aus den ersten allgemeinen, gleichen und freien Wahlen in Südafrika am 26. bis 29. April 1994 ging der ANC mit 62,7 Prozent der Stimmen als deutlich stärkste Kraft hervor, gefolgt von der NP mit 20,4 Prozent und der Inkatha mit 10,5 Prozent. Entsprechend der am 27. April 1994 in Kraft getretenen Übergangsverfassung formierten sich ANC, NP und Inkatha zu einer ,,Regierung der Nationalen Einheit"; zum Staatspräsidenten wählte das Parlament Nelson Mandela, Vizepräsidenten wurden Thabo Mbeki und de Klerk. Zentrale Aufgabe der neuen Regierung war die Aussöhnung zwischen den sozialen und ethnischen Bevölkerungsgruppen in Südafrika. Die Inkatha sowie radikale weiße Gruppierungen allerdings lehnten die Übergangsverfassung ab und hatten sich nur unter Vorbehalten an den Wahlen beteiligt. Unmittelbar nach In-Kraft-Treten der Übergangsverfassung und der Regierungsbildung endete auch die außenpolitische Isolierung Südafrikas: Im Mai 1994 wurde das Land in die Organisation für Afrikanische Einheit aufgenommen, im Juni kehrte es in die UN und den Commonwealth zurück, und im Juli trat es der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika bei. Bereits seit 1993, seit Unterzeichnung der Übergangsverfassung, waren nach und nach sämtliche Wirtschaftssanktionen gegenüber Südafrika abgebaut worden. Am 19. Juli 1995 wurde das ,,Gesetz zur Förderung der nationalen Einheit und Versöhnung" verabschiedet, auf dessen Grundlage im April 1996 die so genannte Wahrheitskommission (Truth and Reconciliation Commission) ihre Arbeit aufnahm. Aufgabe der Kommission unter dem Vorsitz des Kapstädter Erzbischofs, Bürgerrechtlers und Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu war es, politisch motivierte Verbrechen, die in der Zeit zwischen dem Massaker von Sharpeville 1960 und dem Ende der Apartheid im Dezember 1993 von welcher Seite auch immer begangen wurden, aufzuklären. Ziel der Arbeit der Kommission war es, durch öffentliche Anhörungen von Tätern und Opfern einen Dialog zwischen beiden Seiten in Gang zu bringen und die Vergangenheit auf friedlichem Weg aufzuarbeiten. Am 10. Dezember 1996, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, unterzeichnete Nelson Mandela in Sharpeville die neue Verfassung für Südafrika; am 4. Februar 1997 trat die Verfassung in Kraft. Zentraler Bestandteil der neuen Verfassung, die als eine der liberalsten der Welt gilt, ist der umfangreiche Grundrechtekatalog; die Gleichstellung der ethnischen Gruppen sowie soziale Gerechtigkeit sind die vorrangigen Ziele der Verfassung. Bereits im Vorfeld der Verabschiedung der Verfassung hatte die NP unter de Klerk die ,,Regierung der Nationalen Einheit" verlassen, um in dem nun installierten demokratischen Mehrparteiensystem eine funktionstüchtige Opposition zu bilden. Im Dezember 1997 trat Mandela zugunsten seines Stellvertreters Mbeki vom Vorsitz des ANC zurück, und im September 1998 übertrug er die laufenden Regierungsgeschäfte ebenfalls an Mbeki, verzichtete zugleich auf die Kandidatur für eine zweite Amtszeit als Staatspräsident und stellte damit im Vorfeld der Wahlen vom Juni 1999 die personalpolitischen Weichen für die künftige Staatsführung. Am 29. Oktober 1998 legte die Wahrheitskommission nach der Befragung von etwa 21 000 Zeugen ihren Abschlussbericht vor. In dem Bericht beurteilte die Kommission die Apartheid generell als den Menschenrechten widersprechend und den Kampf der Antiapartheidbewegung grundsätzlich für gerechtfertigt; sie kam aber auch zu dem Schluss, dass beide Seiten - sowohl die Apartheidregierung, als auch den Antiapartheidorganisationen - schwere Menschenrechtsverletzungen begangen haben, wobei allerdings der Großteil der Verbrechen zu Lasten der Regierung ging. Aus den Parlamentswahlen vom 2. Juni 1999 ging der ANC erneut als klarer Sieger hervor. Mit 66,35 Prozent der abgegebenen Stimmen und 266 der insgesamt 400 Sitze verfehlte er nur knapp die angestrebte Zweidrittelmehrheit im Parlament, die u. a. für Verfassungsänderungen notwendig ist. Stärkste Kraft der Opposition wurde mit knapp 9,6 Prozent der Stimmen (38 Sitzen) die rechtsliberale Democratic Party (DP), gefolgt von der Inkatha ( 8,58 Prozent, 34 Sitze) und der in New National Party (NNP) umbenannten NP (6,87 Prozent, 28 Sitze). Zum neuen Staatspräsidenten wählte das Parlament Thabo Mbeki; Vizepräsident wurde Jacob Zuma, der stellvertretende Vorsitzende des ANC. Vier Jahre später, bei den Parlamentswahlen am 15. April 2004, erreichte der ANC mit gut 69 Prozent der Stimmen und 279 Sitzen klar die Zweidrittelmehrheit, während die Inkatha und vor allem die NNP große Verluste hinnehmen mussten. Mbeki wurde im Amt des Staatspräsidenten bestätigt, Zuma blieb Vizepräsident. Gleichzeitig mit dem Amtsantritt der neuen Regierung feierte Südafrika zehn Jahre Demokratie. Das Land konnte auf eine Reihe von Erfolgen zurückblicken: eine der modernsten Verfassungen der Welt, den friedlichen Übergang von einer rassistischen Diktatur zu einer Demokratie mit gleichen Rechten für alle, die Einbindung seines zu Zeiten der Apartheid abgeschlossenen Marktes in die Weltwirtschaft, die Modernisierung und Differenzierung der bis dahin vor allem auf Landwirtschaft und Rohstoffexporten basierenden Wirtschaft, den Ausbau der Infrastruktur, so dass nun auch die ärmsten Viertel der Schwarzen an das Wasser-, Strom- und Straßennetz angeschlossen wurden, sowie medizinische und soziale Grundversorgung für alle. Dennoch blieb die gewaltige Kluft zwischen Reichen (Weißen) und Armen (Schwarzen) bestehen, wenngleich unterdessen auch eine relativ breite schwarze Mittelschicht entstanden war. Im Zentrum von Mbekis neuem Regierungsprogramm standen daher auch die Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit und die Fortsetzung des Integrationsprozesses, aber auch die Stärkung der Rolle der Frauen. Zu Letzterem trug er bei, als er im Juni 2005 die bisherige Bergbauministerin Phumzile Mlambo-Ngcuka zur Vizepräsidentin ernannte; den sehr populären Zuma hatte er zuvor wegen Korruptionsvorwürfen entlassen müssen. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« 100 Schlangenarten. 3 BEVÖLKERUNG Von den 43,8 Millionen Einwohnern (2008) sind etwa 75 Prozent Schwarze, 14 Prozent Weiße, 8 Prozent Mischlinge und 3 Prozent Asiaten.

Die Schwarzafrikaner gehörenneun Volksgruppen an: den Zulu, den Xhosa, den Tswana, den Venda, den Sotho, den Ndebele, den Tsonga, den Swasi und den Pedi.

Die Zulu als größte dieserVolksgruppen stellen etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Die Weißen stammen überwiegend von britischen, holländischen, deutschen und französisch-hugenottischenSiedlern ab.

Die Einwohner holländischer Abstammung bezeichnen sich selbst als Afrikaander oder Buren und stellen etwa 60 Prozent der weißen Bevölkerung.

DieBevölkerung gemischter Herkunft, die hauptsächlich in den Kapprovinzen lebt, stammt vorwiegend von Schwarzen und Buren ab.

Die Asiaten sind überwiegend indischerAbstammung und am zahlreichsten in KwaZulu-Natal vertreten.

In der Kapprovinz wohnt eine kleine Zahl von Menschen malaiischer Herkunft. 3.1 Wichtige Städte Die größten Städte Südafrikas sind Johannesburg (etwa 3,23 Millionen Einwohner), das Zentrum eines Goldabbaugebiets, Kapstadt (2,97 Millionen), der Sitz desParlaments, Durban (3,09 Millionen), ein bedeutender Seehafen am Indischen Ozean, Pretoria (1,21 Millionen), Hauptstadt und Sitz der Regierung, Port Elizabeth (692 000,in der Agglomeration 1,01 Millionen), Industriestadt mit wichtigem Hafen, Bloemfontein (381 000), ein Zentrum des Rinder- und Schafhandels, Germiston (164 000),Standort der Goldverarbeitung, und Springs (80 800), ein wichtiges Industriezentrum. 58 Prozent der Bevölkerung Südafrikas leben in Städten (2005).

Über 25 Prozent der Gesamtbevölkerung leben im städtischen Großraum der Pretoria WitwatersrandVereeniging (PWV), d.

h.

im Umkreis von 70 Kilometern um die Stadt Johannesburg. 3.2 Sprache Die Amtssprachen Südafrikas sind Englisch, Afrikaans, Ndebele, Tsonga, Sesotho (Nordsotho und Südsotho), Swazi, Tswana, Venda, Xhosa und Zulu.

Afrikaans, das ausdem Niederländischen des 17.

Jahrhunderts entstand, ist die Hauptsprache fast aller Afrikaander und vieler Mischlinge.

Der übrige Teil der weißen Bevölkerung sprichtEnglisch.

Die meisten Schwarzen verwenden eine der oben genannten Bantusprachen, beherrschen jedoch in der Regel auch Englisch bzw.

Afrikaans.

Die indischeBevölkerung spricht eine der indischen Sprachen wie Urdu oder Hindi. 3.3 Religion Etwa vier Fünftel der Bevölkerung sind Christen, überwiegend Protestanten.

Die meisten Afrikaander gehören zur niederländisch-reformierten Kirche, die meisten weißenEnglisch sprechenden Südafrikaner sind Mitglieder der anglikanischen, der methodistischen oder der römisch-katholischen Kirche bzw.

freier Kirchen.

Viele Schwarzegehören den so genannten unabhängigen Kirchen an, die Elemente des Christentums und traditioneller afrikanischer Religionen miteinander verbinden.

Die Asiaten sindmeist Hindus oder Muslime.

Außerdem gibt es in Südafrika eine jüdische Gemeinde mit etwa 120 000 Gläubigen. 3.3. 1 Feiertage Zu den staatlichen Feiertagen gehören Neujahr (1.

Januar), der Tag der Menschenrechte (21.

März), Ostern (Karfreitag bis Ostermontag, der auch Familientag genanntwird), Tag der Freiheit (27.

April), Tag der Arbeit (1.

Mai), Tag der Jugend (16.

Juni), der nationale Frauentag (9.

August), Tag des Erbes (24.

September), Tag derVersöhnung (16.

Dezember), Weihnachten (25.

Dezember) und der Tag des Wohlwollens (26.

Dezember).

Fast den ganzen Juli über findet ein Zulufest mit Tanz undfarbenfrohen Kostümen statt. 3.4 Soziales Das System der Apartheid hat tiefe Spuren in der südafrikanischen Gesellschaft hinterlassen.

Die Weißen erfreuen sich eines Lebensstandards, der sich mit dem derhöchstindustrialisierten Staaten der Welt vergleichen lässt.

Das mittlere Haushaltseinkommen einer weißen Familie ist zwölfmal so hoch wie das einer schwarzen Familie.Über die Hälfte der Schwarzen lebt unterhalb der Armutsgrenze; die Arbeitslosenquote beträgt hier etwa 45 Prozent.

Ein Viertel aller Schwarzen lebt in Baracken oder istobdachlos, und 40 Prozent haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Nur ein Drittel der Häuser der Schwarzen verfügt über einen Stromanschluss.

Die Lebenserwartungbeträgt 42,4 Jahre (Frauen 41,4 Jahre, Männer 43,3 Jahre).

Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 58 je 1 000 Lebendgeburten.

Weiße Farmer besitzen über 87 Prozent desLandes. Seit 1975 hat die Zahl der wohlhabenden Schwarzen zugenommen, jedoch haben in der gleichen Zeit auch die Einkommen der ärmsten 40 Prozent der Schwarzen starkabgenommen. 4 BILDUNG UND KULTUR Die Politik der Apartheid in Südafrika führte auch zu unterschiedlichen kulturellen Entwicklungen.

Während unter den Weißen die englische Kultur den größten Einflussausübte, unterscheiden sich beim schwarzen Bevölkerungsteil städtische und ländliche Kultur immens, wobei Erstere zunehmend internationalen Einflüssen ausgesetzt war,z.

B.

durch die Afroamerikaner.

Die traditionelle Kultur der Schwarzen und der Afrikaander ist in den ländlichen Gebieten am stärksten ausgeprägt.

In den letzten Jahren hatsich innerhalb der Gemeinschaft der Farbigen ein neues Selbstbewusstsein entwickelt, das in der Literatur, im Theater und in der Musik Ausdruck findet. 4.1 Bildung und Schulwesen Das Vermächtnis der Apartheid tritt in Südafrika überaus deutlich im Bereich der Erziehung zutage, obwohl die Regierung die Ausgaben für die Ausbildung der Schwarzenseit Mitte der achtziger Jahre wesentlich erhöht hat.

Der Anteil der schwarzen Bevölkerung, der lesen und schreiben kann, liegt unter 50 Prozent, während er bei denWeißen 100 Prozent beträgt.

Für weiße, farbige und asiatische Schüler herrscht Schulpflicht für eine Dauer von neun Jahren, für schwarze nur in Bezirken, in denenSchulpflicht als Standard festgelegt wurde.

Der so genannte Standard-10-Abschluss umfasst eine Schulzeit von 12 Jahren und qualifiziert für das Hochschulstudium. Die wichtigsten Universitäten sind die Universität Kapstadt (gegründet 1829); die Universität von Natal (1910) in Durban und Pietermaritzburg; die Universität des Oranje-Freistaates (1855) in Bloemfontein; die Universität Pretoria (1908); die Rhodes University (1904) in Grahamstown; die Universität Stellenbosch (1918), die University of theWitwatersrand (1922) in Johannesburg; die Universität von Fort Hare (1916) in Alice; die Universität des Nordens (1959) bei Pietersburg; die Universität von Zululand(1960) bei Empangeni; die Medizinische Universität Südafrikas (1976) in Medunsa; die Universität der Transkei (1977) in Umtata und die Universität von BophuthaTswana(1979) in Mafikeng; die Universität des Westkaps (1960) in Bellville und die Universität von Durban-Westville (1961).

Mit der Abschaffung der Apartheid begann,insbesondere in den Großstadtgebieten, eine wachsende Zahl von nichtweißen Schülern und Studenten diejenigen Bildungseinrichtungen zu nutzen, die einst den Weißenvorbehalten waren. 4.2 Kultureinrichtungen. »

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