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Tizian - KUNSTLER.

Publié le 18/06/2013

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Tizian - KUNSTLER. 1 EINLEITUNG Tizian, eigentlich Tiziano Vecellio, (um 1488 bis 1576), italienischer Maler, einer der bedeutendsten Vertreter der Hochrenaissance venezianischer Prägung. Obwohl recht zuverlässige Quellen auf das Geburtsjahr 1477 weisen, spricht der Entstehungszeitraum der frühesten Werke (um 1508) für einen späteren Zeitpunkt. Nach heutiger Auffassung wurde Tizian um 1488 in Pieve di Cadore bei Venedig geboren und in der Werkstatt Giovanni Bellinis ausgebildet. Dort kam er in Kontakt mit Giorgione, dem er zeitgenössischen Berichten zufolge 1508 bei den Arbeiten am Fondaco dei Tedeschi assistierte. Bereits diese - nur fragmentarisch erhaltenen - Fresken weisen malerische Eigenarten auf, die ihn von seinen Lehrmeistern unterscheiden. Bei einigen Ölgemälden aus dieser Zeit, wie dem Ländlichen Konzert (um 1510, Louvre, Paris) oder der Kirschenmadonna (um 1510, Kunsthistorisches Museum, Wien) ist hingegen die Zuschreibung Tizian oder Giorgione nicht eindeutig vorzunehmen. 2 DAS FRÜHWERK In den 1511 entstandenen Fresken zur Antoniuslegende für die Scuola del Santo in Padua beginnt sich die Ausdruckskraft der figuralen Komposition zu entfalten, die für das Gesamtwerk bestimmend werden sollte. Zugleich gewinnen die Landschaftsszenen an Fülle und die Farben an Tiefe und Intensität, wie Die drei Menschenalter (um 1513, National Gallery of Scotland, Edinburgh) und Himmlische und Irdische Liebe (um 1515, Galleria Borghese, Rom) demonstrieren. Den Höhepunkt dieser frühen profanen Werke bilden die drei Bacchanalien, die Tizian zwischen 1518 und 1523 für den Palast des Herzogs Alfonso d'Este in Ferrara schuf (Venusfest und Bacchanal, Prado, Madrid sowie Bacchus und Ariadne, National Gallery, London). Gesamtkomposition, Figurenkonstellation und Kolorit setzen sich von der vergleichsweise idyllischen Malweise Giorgiones ab und nehmen in ihrer Sinnlichkeit und Dynamik Elemente des Barock vorweg. Dasselbe gilt für die religiösen Bilder dieser Schaffensphase, wie das auch von den Zeitgenossen als Meisterwerk eingeschätzte Hochaltarbild Himmelfahrt Mariä (15161518, Santa Maria dei Frari, Venedig). In seiner dramatischen Anlage und den leuchtenden Farben glich es einem anderen Gemälde für diese Kirche, der Madonna des Hauses Pesaro (1519-1526). Hier brach Tizian obendrein mit dem obligaten Bildschema der Santa conversazione (Andachtsbilder mit der thronenden Mutter Gottes, dem Jesuskind und zwei oder vier Heiligen) durch einen asymmetrischen, diagonalen Bildaufbau. Die üblicherweise im Zentrum platzierte Gestalt der Maria rückte er in die Mitte der rechten Bildhälfte und ließ im Hintergrund zwei riesige, diagonal in die Tiefe verlaufende Säulen über den Bildraum hinaus ragen. Dieses neue Schema wurde von folgenden Künstlergenerationen - z. B. Paolo Veronese oder der Malerfamilie Carracci - übernommen und ebnete mit der Dominanz von Bewegung und perspektivischer Tiefe den Weg zu neuen Kompositionsprinzipien. In den dreißiger Jahren avancierte Tizian zu einem der populärsten Maler Italiens, der beständig auf vornehme und solvente Auftraggeber rechnen konnte, darunter die Herzöge von Ferrara, Mantua und Urbino und ihre Familien. Eine harmonische und höchst nuancierte Farbgebung kennzeichnet das meisterhafte Bildnis der Venus von Urbino (1538-1539, Uffizien, Florenz), eine Neufassung der Schlummernden Venus von Giorgione (1510, Gemäldegalerie, Dresden). Während der Tempelgang Mariä (15341538, Accademia, Venedig) eine ähnlich temperierte Kompositionsweise und große Detailfülle aufweist, wird in den drei großformatigen Wandgemälden in Santa Maria della Salute in Venedig (1543-1544) Tizians Befähigung zu kraftvoll-dynamischen Darstellungen manifest. Sie belegen darüber hinaus seine Vertrautheit mit den Prinzipien des Manierismus, mit denen ihn Giorgio Vasari und Francesco Salviati anlässlich eines Besuchs 1539 bekannt gemacht hatten. Zu einem bedeutenden Förderer des Künstlers wurde Kaiser Karl V., dem er erstmals 1530 in Bologna begegnete. Vor allem nach seiner Ernennung zum Hofmaler (1533) und seinen Aufenthalten am Hof in Augsburg 1548 und 1550 war Tizian einer der begehrtesten Porträtmaler seiner Zeit. Während die frühen Porträts renaissancetypisch im Zeichen der Selbstinszenierung und Idealisierung stehen, wie der Mann mit Handschuhen (um 1523, Louvre) oder Flora (um 1515, Uffizien, Florenz), gelangte Tizian in den dreißiger Jahren zu einer psychologischen Durchdringung der dargestellten Persönlichkeiten. Charakteristische Beispiele sind die Bildnisse des Federigo Gonzaga (um 1526, Prado, Madrid), seines Freundes Pietro Aretino (1545, Galleria Pitti, Florenz) oder Papst Pauls III. (1543, Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte, Neapel), das Gruppenporträt Papst Paul III. mit seinen Neffen Kardinal Alessandro Farnese und Herzog Ottavio Farnese (1546, ebenda) sowie das berühmte Porträt Karls V. (1548, Alte Pinakothek, München). 3 DAS SPÄTWERK In den religiösen und mythologischen Bildern des letzten Lebensabschnitts erfolgte nochmals eine Steigerung der Bewegungsdynamik und der Expressivität (Dornenkrönung, 1542-1544, Louvre). Dies tritt auch in einer Reihe mythologisch-erotischer Gemälde zutage, die Tizian für Philipp II. von Spanien schuf: Danaë (um 1553, Prado, Madrid), Venus und Adonis (1554, ebenda) und Der Raub der Europa (um 1559 bis 1562, Isabella Stewart Gardner Museum, Boston). Das Kolorit wurde dunkler, der Auftrag breiter und unruhiger, wie in Der Tod des Aktäon (um 1561, National Gallery, London), Die Schindung des Marsyas (um 1570 bis 1576, Krom??í?, Tschechische Republik) und Nymphe mit Schäfer (um 1574, Kunsthistorisches Museum, Wien). Diese von Tizian als poesie (Gedichte) bezeichneten mythologischen Bilder setzten neue Maßstäbe für die Darstellung der Naturgewalten und waren in der Kühnheit der Pinselführung bis ins 20. Jahrhundert unerreicht. Auch in den religiösen Bildern der letzten Lebensphase, in der der Künstler angesichts der wachsenden Popularität von Tintoretto und Veronese und dem Tod seiner Gefährten Pietro Aretino und Jacopo Sansovino zunehmend vereinsamte, ist eine Tendenz zur Auflösung der Form in Farbe und Licht zu beobachten. Zu den nun häufigen nächtlichen Szenen zählen Verkündigung (1565, San Salvatore, Venedig) und die Dornenkrönung (um 1570, Alte Pinakothek, München). Die resignativ-durchgeistigte Weltsicht des Künstlers wird auch in seinen zwischen 1562 und 1570 geschaffenen Selbstporträts (Gemäldegalerie, Berlin-Dahlem; Prado, Madrid) greifbar. Sein letztes Werk war die Pietà mit den Heiligen Hieronymus und Magdalena (Accademia, Venedig), die ursprünglich für seine eigene Grabkapelle vorgesehen war und von Iacopo Palma il Giovane vollendet wurde. Tizian starb am 27. August 1576 in Venedig. Sein Werk hat die Entwicklung der europäischen Malerei entscheidend beeinflusst, indem er eine in ihrer Ausdruckskraft gleichwertige Alternative zu dem von Michelangelo und Raffael vertretenen geradlinigen und plastischen Stil entwickelte. Vor allem sein nuanciertes Kolorit und seine asymmetrische Kompositionsweise schufen eine neue Bandbreite von Gestaltungsmöglichkeiten, die sich besonders Peter Paul Rubens, Diego Velázquez, Rembrandt und Eugène Delacroix sowie die Impressionisten zu eigen machten. Verfasst von: Joachim Nagel Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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