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Trümmerliteratur (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Trümmerliteratur (Sprache & Litteratur). Trümmerliteratur, auch Kahlschlagliteratur, Schlagwort für die programmatische literarische Produktion einer jungen Autorengeneration innerhalb der deutschen Literatur, die in den Jahren nach dem Ende des 2. Weltkrieges 1945 einen grundlegenden Neubeginn in Form, Sprache und Thematik versuchte. Dabei galt das Interesse der unmittelbaren Nachkriegsrealität und ihren Themen (Tod, Ruinenlandschaft, Gefangenschaft, Heimkehr, Schuld und Sühne, Not etc.). Die Autoren der so genannten Trümmerliteratur setzten sich in gewollt karger, lakonischer Sprache mit dem entbehrungsreichen Leben in der unmittelbaren Nachkriegszeit auseinander, mit der Not und dem Hunger in den zerstörten Städten, der Verelendung in den Flüchtlingslagern, der Verzweiflung Herumirrender. Dabei bezieht sich der Begriff Trümmerliteratur nicht nur auf die Erfahrung der materiellen Zerstörung von Heimat und Besitz, sondern auch auf die in Trümmern liegenden Wertevorstellungen: Die Ideologie, der ein Großteil der Deutschen gefolgt war, hatte sich als katastrophal verbrecherisch erwiesen, was das Weltbild, die Überzeugungen und das moralische Selbstempfinden vieler Menschen zum Einsturz brachte. Der daraus erwachsene unbedingte Wille der Schriftsteller zu einem radikalen Neubeginn manifestiert sich auch in der Rede von der ,,Stunde null" sowie dem Begriff des ,,Kahlschlags". Formal bedeutete dies eine äußerste Verknappung der sprachlichen Mittel im Stil des Neorealismus als Reaktion auf den Sprachmissbrauch durch die Propaganda des Nationalsozialismus; programmatisch hierfür wurde Günter Eichs Gedicht Inventur (,,Dies ist meine Mütze, / dies ist mein Mantel, / hier mein Rasierzeug / im Beutel aus Leinen"). Als weitere beispielhafte Werke der Trümmerliteratur gelten in Westdeutschland die Gedichte und Erzählungen des Kriegsheimkehrers Wolfgang Borchert, vor allem aber sein Drama Draußen vor der Tür (1947), sowie die Kurzgeschichten, Gedichte und Hörspiele von Autoren wie Heinrich Böll, Hans Erich Nossack, Ernst Schnabel, Wolfdietrich Schnurre und Wolfgang Weyrauch, der den Begriff ,,Kahlschlag" in dem manifestartigen Vorwort zu der Anthologie Tausend Gramm erst 1949 prägte. Einflussreiches Organ der Trümmerliteratur war die zwischen 1946 und 1947 von Alfred Andersch und Hans Werner Richter herausgegebene literarische Zeitschrift Der Ruf, aus deren Kreis sich nach ihrer Auflösung die Gruppe 47 formierte. Mit den komplexeren, experimentelleren literarischen Debüts von Schriftstellern wie Arno Schmidt, Uwe Johnson, Günter Grass oder Peter Rühmkorf zu Beginn der fünfziger Jahre gilt die Strömung der Trümmerliteratur als beendet. In Ostdeutschland werden u. a. Erzählungen von Heinz Rein (In einer Winternacht, 1952) unter dem Schlagwort Trümmerliteratur subsumiert. Verfasst von: Cornelia Fischer Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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