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Ukraine - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Ukraine - geographie. 1 EINLEITUNG Ukraine, Staat in Osteuropa, grenzt im Norden an Weißrussland, im Nordosten und Osten an Russland, im Süden an das Schwarze Meer und an das Asowsche Meer, im Südwesten an Rumänien und Moldawien und im Westen an Ungarn, die Slowakei und Polen. Die Ukraine ist als ehemalige Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) heutiger Mitgliedsstaat der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), die im Dezember 1991 als Nachfolgeorganisation der UdSSR gegründet wurde. Die Gesamtfläche der Ukraine umfasst 603 700 Quadratkilometer, womit sie nach Russland das zweitgrößte Land Europas ist. Zum Staatsgebiet der Ukraine gehört die Autonome Republik Krim, die 1991 von einem der Zentralgewalt unterstellten Gebiet, einer Oblast, zur autonomen Republik innerhalb der Ukraine erhoben wurde. Hauptstadt und größte Stadt der Ukraine ist Kiew. 2 LAND 2.1 Physische Geographie Die Ukraine erstreckt sich von Westen nach Osten über etwa 1 300 Kilometer, die größte Nord-Süd-Ausdehnung beträgt rund 900 Kilometer. Das Gebiet der Ukraine umfasst vorwiegend den südwestlichen Teil des Osteuropäischen Tieflandes. Im äußersten Westen durchziehen die Karpaten das Land. Hier befindet sich die höchste Erhebung der Ukraine, der 2 061 Meter hohe Gowerla. Als weitere Gebirgsregion erhebt sich das bis zu 1 545 Meter hohe Krimgebirge im Süden der Halbinsel Krim. Beide Gebirge entstanden während der alpidischen Gebirgsbildung. Die längsten Flüsse des Landes münden in das Schwarze Meer; hierzu gehören die Donau im äußersten Südwesten, der Südliche Bug und der Dnjestr im Westen, der Dnjepr in den zentralen Landesteilen und der Donez im Osten. Der Westliche Bug strömt nordwärts durch den westlichen Teil des Landes und fließt in die Weichsel, die dann in die Ostsee mündet. Ausgedehnte Niederungen erstrecken sich im Nordwesten der Ukraine, entlang den Ufern des Hauptflusses Dnjepr und an der Küste des Schwarzen Meeres. Die Küste wird durch zahlreiche Buchten gegliedert. Diese sind als typische Limane (u. a. Dnjepr-Liman, Dnjestr-Liman) ausgeprägt; dies sind Mündungsgebiete, die durch nacheiszeitlichen Anstieg des Meeresspiegels überflutet wurden und durch die Entwicklung von Nehrungen in weiten Teilen vom Meer abgeschnitten wurden. 2.2 Klima In der Ukraine herrscht ein gemäßigt kontinentales Klima vor. Der ozeanische Einfluss des Schwarzen Meeres macht sich nur im Süden der Halbinsel Krim bemerkbar, wo subtropisches Mittelmeerklima auftritt. Der kontinentale Charakter des Klimas nimmt von Westen nach Osten zu; entsprechend steigen auch die Jahresschwankungen der Temperatur. Die mittleren Temperaturen der Wintermonate reichen von -8 bis 2 °C, während die mittleren Temperaturen im Sommer zwischen 17 und 25 °C liegen. In den Wintermonaten kommt es an der Schwarzmeerküste zur Eisbildung; kein Hafen der Ukraine ist das gesamte Jahr über eisfrei. Die Niederschläge nehmen von Norden nach Süden ab; in den Karpaten fallen mit jährlich über 1 500 Millimetern die meisten und in den Küstenebenen am Schwarzen Meer mit weniger als 300 Millimetern die geringsten Niederschlagsmengen. 2.3 Flora und Fauna Der Flächen- und Gebietsschutz umfasst mehrere Nationalparks sowie zahlreiche besonders geschützte Reservate und Jagdgebiete. Ferner weist die Ukraine drei Biosphärenreservate auf. Insgesamt steht 3,4 Prozent (2007) des Landes unter Naturschutz. Die ursprüngliche Vegetation des Landes war in drei etwa parallel zu den Breitenkreisen verlaufende Vegetationsgürtel gegliedert. Mischwald mit Erlen, Eichen, Hainbuchen, Kiefern und Fichten als dominierenden Baumarten prägte den nördlichen Teil des Landes, Waldsteppenzonen mit Rhododendren, Wacholder und Holunder die mittlere Zone und Steppenvegetation den südlichen Gürtel. Heute ist ein Großteil der ursprünglichen Vegetation landwirtschaftlichen Nutzflächen gewichen. In den zentralen und südlichen Landesteilen der Ukraine sind die überaus fruchtbaren, lößhaltigen Schwarzerdeböden (russisch Tschernosem) verbreitet. Sie nehmen insgesamt fast zwei Drittel der Landesfläche ein. Auch die Tierwelt wurde durch die Intensivierung der Agrarnutzung stark eingeschränkt, so dass ein Großteil der ursprünglichen Fauna verschwand. In den Karpaten leben noch Wölfe, Braunbären und Luchse, weitere Raubtiere sind Marderhund, Wildkatze, Steppeniltis und Tigeriltis. Zu den Nagetieren der Steppe gehören Perlziesel, Blindmäuse, Birkenmäuse und Zwerghamster. Die Paarhuferfauna besteht aus Wildschwein, Reh, Damhirsch, Rothirsch und Elch. Großvögel der Ukraine sind die vor allem im Bereich des Schwarzen Meeres verbreiteten Reiher (u. a. Rallen-, Seiden-, Silber- und Purpurreiher), Sichler und Löffler, sowie Geier, Adler (u. a. See-, Schlangen-, Schell- und Kaiseradler), Weißstorch und Großtrappe. 3 BEVÖLKERUNG Die Ukraine hat etwa 46 Millionen Einwohner (2008). Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 76 Einwohner pro Quadratkilometer. Die Ukraine ist damit nach Russland das am dichtesten besiedelte Land der ehemaligen UdSSR. Die größte Bevölkerungsdichte weisen die östlichen und westlichen Regionen auf, während das Landesinnere, mit Ausnahme der Stadt Kiew, eher dünn besiedelt ist. Die mittlere Bevölkerungswachstumsrate liegt bei -0,65 Prozent im Jahr (2008). Die Bevölkerung setzt sich zu 72 Prozent aus Ukrainern und zu 22 Prozent aus Russen zusammen; hinzu kommen Weißrussen, Moldawier, Ungarn, Bulgaren, Polen und Krimtataren. Ein Großteil der Tataren wurde aufgrund der ihnen unterstellten Kollaboration mit den Deutschen 1944 nach Zentralasien deportiert. Die Russen kamen überwiegend durch Zuwanderung während der sowjetischen Zeit hierher. Ihr Anteil ist vor allem auf der Halbinsel Krim, wo sie etwa zwei Drittel der Bevölkerung stellen, sehr hoch; aber auch in den Industriestädten der östlichen Ukraine leben viele Russen. 3.1 Wichtige Städte Der Anteil der städtischen Bevölkerung liegt bei 67 Prozent (2005). Die Hauptstadt Kiew ist mit etwa 2,62 Millionen Einwohnern (2003) die größte Stadt der Ukraine und nach Moskau und Sankt Petersburg die bevölkerungsreichste Stadt der ehemaligen Sowjetunion. Weitere große Städte sind Charkiw (1,45 Millionen Einwohner), Dnjepropetrowsk (1,04 Millionen), Donezk (991 000), Odessa (989 000), Lemberg (727 000) und Mariupol (492 000). 3.2 Sprache Die Amtssprache ist Ukrainisch, das ebenso wie Russisch und Weißrussisch zum östlichen Zweig der slawischen Sprachen gehört und in kyrillischer Schrift geschrieben wird. Russisch wird von weiten Teilen der Bevölkerung als Zweitsprache gesprochen. Obwohl sich in den Gebieten mit hohem russischen Bevölkerungsanteil die ukrainische Sprache gegenüber der russischen noch nicht durchgesetzt hat, gibt es zwischen den einzelnen ethnischen Gruppen wegen der Ähnlichkeiten beider Sprachen kaum Verständigungsprobleme. Sprachen der Minderheiten sind u. a. Ungarisch und Polnisch. 3.3 Religion Die meisten Ukrainer sind Christen und gehören der ukrainisch-orthodoxen Kirche an, die in drei Patriarchate gespalten ist. Viele ukrainische Bewohner der westlichen Landesteile sowie die meisten Ungarn und Polen sind Angehörige der katholischen Kirche. Darüber hinaus gibt es jüdische, protestantische und muslimische Minderheiten. 3.3.1 Feiertage Weihnachten ist der wichtigste Feiertag. Er wird am 25. Dezember von Katholiken und am 7. Januar von orthodoxen Christen begangen. Heute, nachdem die Religionsausübung nicht mehr unterdrückt wird, gewinnen auch andere kirchliche Feiertage an Bedeutung. Nationale Feiertage sind der Internationale Frauentag (8. März), der Solidaritätstag (1. Mai), der Tag des Sieges (9. Mai), der das Ende des 2. Weltkrieges symbolisiert, und der Unabhängigkeitstag (24. August). 3.4 Soziales Das zur Zeit des Kommunismus eingeführte Sozialwesen blieb auch nach der Unabhängigkeit der Ukraine weitgehend erhalten. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 62,2 Jahre bei Männern und 74,2 Jahre bei Frauen (2008). Die medizinische Versorgung der Bevölkerung ist zufrieden stellend, auch wenn es infolge Devisenmangels gelegentlich Engpässe bei der Ausstattung mit Medikamenten gibt. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl kam es in den davon betroffenen Gebieten zu einem starken Anstieg strahlungsbedingter Erkrankungen. Auf 320 Einwohner kommt ein Arzt. Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 9 pro Tausend Lebendgeburten (2008). Die offizielle Arbeitslosenquote beträgt 3,7 Prozent (1998), inoffiziellen Angaben zufolge liegt sie jedoch höher. 4 BILDUNG UND KULTUR 4.1 Bildung Die Ukraine weist einen allgemein hohen Bildungsstand auf. Der Alphabetisierungsgrad liegt bei 99,6 Prozent (2000). Nach dem Ende der Sowjetunion wurde Ukrainisch wieder Unterrichtssprache (Russisch wird als Fremdsprache angeboten). Es besteht eine 9-jährige Schulpflicht (2002-2003). Die vollständige Absolvierung der Mittelschule, des wieder eingeführten Gymnasiums oder einer Fachschule qualifiziert für das Hochschulstudium. Staatliche Universitäten und Hochschulen befinden sich in Kiew (1834), Charkiw (1805), Odessa (1865), Lemberg (1661), Tschernowzy (1875), Dnjepropetrowsk (1918), Simferopol (1918) und Donezk (1965). 4.2 Kultur 4.2.1 Musik Kiew war Zentrum für viele gestalterische Entwicklungsphasen der russischen Kultur. Die ukrainische Volkskultur findet besonders in der Musik ihre Ausprägung, die mit der russischen und weißrussischen Volksmusik eng verwandt ist. Bemerkenswerte Gattungen sowohl der weltlichen als auch der sakralen Musik sind die instrumental begleiteten Heldengesänge der Kobsaren und der Kiewer Kirchengesang, der durch byzantinische Vorbilder beeinflusst wurde. Im 19. Jahrhundert entstand eine neue national geprägte Musik, als deren markantester Vertreter Semjon Gulak-Artemowskij (1813-1873) mit seiner Oper Der Saproger an der Donau (1863) hervortrat. Zu den namhaftesten ukrainischen Komponisten des 20. Jahrhunderts gehört Walentinij Silwestrow. 4.2.2 Literatur Die früheste ukrainische Literatur wurde in der Zeit des Kiewer Reichs (Kiewer Rus) in Kirchenslawisch verfasst und wurde zum Grundstein der russischen Literatur. Bedeutende Dokumente aus dieser Phase sind u. a. die Nestorchronik (um 1037) und das Igorlied (um 1186). Die Herausbildung einer eigenständigen ukrainischen Literatur wurde lange Zeit verhindert, da das Land über Jahrhunderte kulturell fremdbestimmt war. Das Ukrainische bildete sich nach dem 13. Jahrhundert heraus, doch verwendeten ukrainische Schriftsteller bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vornehmlich Russisch als Literatursprache. Wichtiger Erneuerer der ukrainischen Literatursprache waren I. Kotljarewskij mit seinem parodistischen Versepos Eneida (1798), Petro P. Hulak-Artemowskij (1790-1865) und der Prosaschriftsteller H. Kwitka Osnowjanenko. Das 19. Jahrhundert wurde geprägt von national gesonnenen Dichtern der Romantik wie T. H. Schewtschenko oder Markyan Schaschkewitsch - eine Bewegung, die Zensur und Russifizierungsmaßnahmen nach sich zog. Beeinflusst von der modernen westlichen Literatur, erlebte die ukrainische Literatur nach dem 1. Weltkrieg eine Phase gesteigerter Produktivität. Nach 1945 befassten sich die Schriftsteller vorwiegend mit den Themen Krieg und Besatzung, nach 1956 auch mit der Stalinära. Mit dem Erreichen der Unabhängigkeit Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts setzte eine Revitalisierung der ukrainischen Kultur ein. 4.2.3 Bildende Kunst Die Wurzeln eines auch für ganz Russland einflussreichen Architekturstils gehen auf das im 9. Jahrhundert entstandene Kiewer Reich zurück, ab dem 11. Jahrhundert wurden Merkmale byzantinischer Baukunst übernommen (darunter auch Ikonenmalerei, Wandmalerei und Mosaiken). Bedeutende Bauwerke der Ukraine sind in Kiew u. a. die Sophienkathedrale aus dem 11. Jahrhundert und die Klosterkirche Sankt Michael aus dem 12. Jahrhundert. In Kiew befinden sich außerdem das Staatliche Architekturmuseum (Sofiysky Museum), das Staatliche Geschichtsmuseum und das Museum der Ukrainischen Künste sowie die Staatsbibliothek; weitere historische Museen sind in Lemberg und anderen großen Städten zu finden. Bemerkenswert ist der im 17. Jahrhundert entstandene so genannte ,,ukrainische Barock", der die Innengestaltung auch älterer Sakralbauten bestimmte. Obwohl während der Zeit des Stalinismus viele Bauwerke zerstört wurden, blieben die beachtlichen Baukünste der orthodoxen Kirche erhalten. Namhafte aus der Ukraine stammende Künstler des 20. Jahrhunderts sind Kasimir Malewitsch, T. Schewtschenko und G. Jakutowitsch. 4.3 Medien Die größte Tageszeitung ist die Vechernyi Kyiv. Radio und Fernsehen unterstehen mit Ausnahme einiger unabhängiger lokaler Radio- und Fernsehsender der Aufsicht eines staatlichen Komitees. Während 1989 noch etwa ein Drittel aller Zeitungen und Zeitschriften in Russisch gedruckt wurden, erhöhte sich nach Erlangung der Unabhängigkeit der Anteil an Presseerzeugnissen in Ukrainisch. Das Programm von Radio Kiew wird in ukrainischer und russischer Sprache ausgestrahlt. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Die Ukraine ist nach der im August 1991 vom Obersten Sowjet der Ukrainischen Sowjetrepublik (SSR) verkündeten Unabhängigkeitserklärung eine unabhängige, demokratische Präsidialrepublik. Die Unabhängigkeit von der UdSSR und die Souveränität des ukrainischen Staates wurden im Dezember 1991 durch ein Referendum bestätigt. Im Juni 1996 wurde eine neue Verfassung verabschiedet. Nationalfeiertag ist der 24. August, der an die Erklärung der Unabhängigkeit 1991 erinnert. 5.1 Exekutive Staatsoberhaupt ist der direkt vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählte Präsident, der zunächst - ähnlich wie der russische Präsident - große exekutive Vollmachten innehatte; durch eine Verfassungsänderung im Dezember 2004 (in Kraft getreten am 1. Januar 2006) wurden die präsidialen Vollmachten jedoch zugunsten von Parlament und Ministerpräsident eingeschränkt. Der Ministerpräsident leitet den Ministerrat, der sowohl vom Staatspräsidenten als auch vom Parlament kontrolliert wird. 5.2 Legislative Das Einkammerparlament ist der aus 450 Mitgliedern bestehende und auf vier Jahre gewählte Oberste Rat (Werchowna Rada). 5.3 Judikative Der Oberste Gerichtshof ist das höchste Gericht des Landes. Seine Richter werden für fünf Jahre vom Parlament gewählt. Auf regionaler Ebene wird die richterliche Gewalt von den Mitgliedern der Volksgerichte ausgeübt. 5.4 Kommunalverwaltung Die Ukraine ist in 24 Regionen, den Hauptstadtbezirk sowie die Autonome Republik Krim gegliedert. Regional ist das Land in 479 Rayons (Landkreise) unterteilt; es gibt 143 kreisfreie Städte. 5.5 Politische Parteien Die wichtigsten Parteien sind die westlich orientierten Wahlbündnisse und Parteien Unsere Ukraine und Block Julia Timoschenko (BJuT) sowie die prorussische Partei der Regionen. Die ehemals mächtige Kommunistische Partei verlor von Wahl zu Wahl an Bedeutung. Andere Parteien, die sich nach der Unabhängigkeit gebildet hatten und teilweise über einigen Einfluss verfügten wie die Volksfront Ruch oder die Demokratische Volkspartei, verschwanden wieder aus dem Parlament. 5.6 Verteidigung In der Ukraine besteht allgemeine Wehrpflicht von 18 Monaten. Die Gesamtstärke der Armee liegt bei etwa 188 000 Mann (2004). Seit der Unabhängigkeit stand neben anderen militärischen Einrichtungen vor allem die 350 Kriegsschiffe umfassende Schwarzmeerflotte im Brennpunkt des Streites mit Russland. Im Juni 1997 einigten sich die Ukraine und Russland auf die Aufteilung der Schwarzmeerflotte; zudem erhielt Russland die Erlaubnis, seinen Teil der Schwarzmeerflotte für zunächst 20 Jahre, also bis 2017, in Sewastopol, dem Hauptstützpunkt der Flotte, sowie in anderen ukrainischen Häfen stationiert zu lassen. 6 WIRTSCHAFT Nachdem die Ukraine 1991 politisch unabhängig geworden war, begann der mühsame Aufbau der Wirtschaft. Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion bildeten vor allem der Landwirtschafts- und der Industriesektor das wirtschaftliche Rückgrat des Landes. Aber Misswirtschaft, verfallende Industrieanlagen, Umweltkatastrophen (z. B. der Reaktorunfall von Tschernobyl) und zunehmende Korruption setzten die einstige Kornkammer gleich in der Anfangsphase einer harten Belastung aus. Zu Beginn lag die Inflationsrate bei 1 445 Prozent (1992). Im Januar 1993 wurden die Preise für verschiedene Wirtschaftsgüter freigegeben; im Vergleich zu den Nachbarländern blieben die Lebensmittelpreise niedrig. Die Regierung begann mit der Ausgabe von Privatisierungsgutscheinen und machte die im Westen des Landes gelegene Stadt Lemberg zu einem Modell der zukünftigen Privatisierung. Die Durchführung der Reformen kam in der zweiten Hälfte 1993 ins Stocken. Widerstand und Unfähigkeit vonseiten des Staatsapparats verursachten eine Verlangsamung des Privatisierungsprozesses. Die Regierung unternahm den Versuch, durch zentrale Planung, wie beispielsweise Preiskontrolle, direkten Einfluss auf die Wirtschaft auszuüben. Mit dem Ziel, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit anderen ehemaligen Sowjetrepubliken zu fördern und die wirtschaftlichen Bedingungen zu verbessern, wurde die Ukraine im September 1993 Mitgliedsstaat der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Seit 1994 wird die Privatisierung ehemals staatlicher Betriebe verstärkt gefördert, einem neuen Gesetz gemäß ist es Unternehmern seit 1999 gestattet, Grund und Boden zu erwerben. Das Bruttosozialprodukt (BSP) der Ukraine liegt bei rund 60 201 Millionen US-Dollar (2004), das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei 106 469 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 56,7 Prozent, Industrie 34,6 Prozent, Landwirtschaft 8,7 Prozent). Es gelang zwar, die Inflationsrate auf 80 Prozent (1996) zu senken, aber das Land wird weiterhin durch eine Wirtschaftskrise schwer belastet. Das reale Wirtschaftswachstum beträgt 7,10 Prozent (2006). Die Auslandsverschuldung wird von verschiedenen Quellen mit einem Volumen um 10 Milliarden US-Dollar angegeben; in diesem Betrag sind auch die Schulden aus der Zeit der Sowjetunion enthalten. Ein weiteres Problem ist die unzureichende Steuerdisziplin der Firmen. 6.1 Landwirtschaft Fruchtbare Schwarzerdeböden bedecken weite Teile der Ukraine. 56 Prozent (2005) der Gesamtfläche werden als Ackerland genutzt. Die Landwirtschaft trägt rund 8,7 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei (2006) und beschäftigt 19 Prozent aller Erwerbstätigen. Die Ukraine ist der weltweit größte Zuckerrübenproduzent (1994: 32 Millionen Tonnen); weitere Anbauprodukte sind beispielsweise Weizen (2006: 14 Millionen Tonnen), Kartoffeln, Obst, Sonnenblumen und Flachs. Die Viehzucht nimmt ebenfalls einen bedeutenden Stellenwert ein. Bei der Fleischerzeugung wird die Gesamtmenge nach Schätzung der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO mit knapp 2,9 Millionen Tonnen (1994) beziffert. Insgesamt hat die landwirtschaftliche Produktion seit der Unabhängigkeit Einbrüche erlitten; die Aufrechterhaltung des auf Staats- und Genossenschaftsbetrieben basierenden Agrarsystems behindert schnelle Fortschritte in der Landwirtschaft. Versorgungsengpässe im Bereich Saatgut und Düngemittel machen sich u. a. im Getreideund Gemüseanbau zunehmend negativ bemerkbar. Ein weiteres Problem stellt die teilweise starke Bodenverschmutzung durch mangelhaften Umweltschutz dar. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei Die Wälder der Ukraine bedecken knapp 20 Prozent der gesamten Landesfläche. Die Forstwirtschaft zählt für den ukrainischen Binnenmarkt zu den wichtigen Wirtschaftsfaktoren, auf dem Weltmarkt spielt sie eine eher untergeordnete Rolle. Ähnliches gilt für die Fischerei. Die bedeutenden ukrainischen Fischfanggründe im Schwarzen Meer und im Asowschen Meer sind durch den Eintrag von in der Landwirtschaft verwendeten Chemikalien zum Teil stark belastet. 6.3 Bergbau Die Ukraine ist reich an Bodenschätzen; im Südosten befinden sich in der Nähe der Steinkohle- und Anthrazitlagerstätten des Donezbeckens (Donbass) große Eisenerzvorkommen. Der Raum Nikopol umfasst eine der weltweit größten Manganerzlagerstätten. Die ehemals umfangreichen Erdöl- und Erdgasvorkommen der Ukraine sind heute zum größten Teil erschöpft. In den sechziger Jahren lieferte die Ukraine noch etwa ein Drittel der Erdgasreserven der Sowjetunion, während sie heute einen Großteil der fossilen Brennstoffe importieren muss. Im Bergbau werden Titan- und Quecksilbererze, Bauxit, Mineralsalze und Schwefel abgebaut. 6.4 Industrie Die Rohstoffvorkommen der Ukraine bilden die industrielle Grundlage des Landes und stellen ein großes Potential für zukünftiges Wirtschaftswachstum dar. Die Industrieschwerpunkte befinden sich hauptsächlich in der Nähe der Rohstofflagerstätten, wie etwa im Donezbecken. Weitere bedeutende Standorte des produzierenden Gewerbes sind Kiew und Dnjepropetrowsk. Im überwiegend agrarisch geprägten Westen des Landes ist die Industrialisierung weniger weit fortgeschritten. Die Ukraine trug früher mit einem Drittel zur Gesamtproduktion von Eisen und Stahl sowie chemischen Erzeugnissen der Sowjetunion bei. Heute weitet das Land, trotz der unwirtschaftlich arbeitenden traditionellen Industriezweige, seine Produktion auf neue Industriebereiche aus. Haupterzeugnisse sind u. a. Eisen und Stahl, Schwermaschinen, Chemikalien, Fahrzeuge, Bekleidung und Nahrungsmittel. Viele dieser zum Teil traditionellen Produktionszweige stützen sich auf staatliche Subventionen und blockieren die Wirtschaftsreformen. In der einst bedeutenden Rüstungsindustrie verloren viele Arbeitnehmer durch Umstellung auf zivile Produktion ihren Arbeitsplatz. Zusätzlichen Zündstoff lieferten auch monatelang ausstehende Löhne, wie z. B. bei den Bergleuten (Schachteurij). Diese Lohnrückstände führten immer wieder zu groß angelegten Streik- und Protestaktionen (zuletzt im Juni 1997), die u. a. für Engpässe in der Energieversorgung des Landes sorgten. Laut inoffiziellen Quellen hat sich das Volumen der ausstehenden Zahlungen im Zeitraum von 1996 bis 1997 verzehnfacht. 6.5 Währung und Bankwesen Währungseinheit der Ukraine ist die Griwna (UAH) zu 100 Kopeken. Die Griwna löste im September 1996 den Karbowanez ab. Notenbank ist die 1991 gegründete Nationalbank der Ukraine. 6.6 Außenhandel Zu den wichtigsten Handelspartnern der Ukraine gehören traditionell die ehemaligen Sowjetrepubliken. Die Länder der Europäischen Union stellen für die ukrainische Wirtschaft einen neuen Markt dar. In der Handelsbilanz standen ausgeführte Güter im Wert von 17 927 Millionen US-Dollar (2002) einem Volumen von 16 976 Millionen USDollar (2002) für Einfuhrgüter gegenüber. Hauptexportgüter sind verschiedene Rohstoffe (z. B. Steinkohle, Eisenerz), Maschinenbauprodukte, chemische Erzeugnisse und im geringeren Umfang Kunststoffe. Wichtigste Importprodukte sind unedle Metalle, chemische Ausgangs- und Zwischenprodukte, Maschinenteile sowie Nahrungsmittel. 6.7 Verkehr Die Ukraine verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz mit einer Gesamtlänge von 169 447 Kilometern (2004). Das 22 001 Kilometer (2005) lange Streckennetz der ukrainischen Eisenbahn ist zu rund einem Drittel elektrifiziert. Für die Schifffahrt bedeutend sind das Schwarze Meer und das Asowsche Meer mit den wichtigen Seehafenstädten Odessa, Kertsch und Mariupol. Die Binnenschifffahrt auf den Flüssen Donau, Bug und Dnjepr spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Durch den Ausbau des Dnjepr soll zukünftig eine durchgängig schiffbare Wasserstraße entstehen. Der internationale Flughafen Borispol liegt etwa 45 Kilometer östlich von Kiew; nationale Fluggesellschaft ist die Avialinie. 6.8 Energie Der Energieverbrauch pro Einwohner lag 2003 bei 3 156 Kilowattstunden. Neben Wärme- (48,8 Prozent) und Wasserkraftwerken (6,1 Prozent) zählen Atomreaktoren zu den wichtigsten Energieerzeugern des Landes. Kernkraftwerke tragen mit 45,1 Prozent (2003) zur nationalen Stromversorgung bei; die ukrainische Wirtschaft ist aber von Erdölund Erdgasimporten aus anderen ehemaligen Sowjetrepubliken abhängig. Erschwerend wirken sich die seit Anfang der neunziger Jahre rapide angestiegenen Rohstoffpreise aus, da die ukrainische Energieproduktion zurückging und sich die Abhängigkeit des Landes vom Ausland verstärkte. Der Engpass in der Energieversorgung veranlasste die ukrainische Regierung, fünf Kernkraftwerke trotz bestehender Sicherheitsprobleme in Betrieb zu lassen. Eines dieser Kernkraftwerke war das in Tschernobyl, in dem es im April 1986 zu einem verheerenden Nuklearunfall kam. Block 3 der Anlage ging trotz vehementer internationaler Proteste im März 1999 wieder ans Netz, wurde aber am 15. Dezember 2000 endgültig stillgelegt. Dies war die Voraussetzung dafür, dass die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) der Vergabe eines Kredits an die Ukraine zustimmte. Die Mittel sollen für die Fertigstellung zweier mit modernen Sicherheitseinrichtungen ausgestatteten Ersatzreaktoren in Rowno und Chmelnizki aufgewendet werden; mit ihnen soll die mit der Stilllegung von Tschernobyl entstandene Energielücke geschlossen werden. 7 GESCHICHTE Das Territorium der heutigen Ukraine gehörte ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. zum Siedlungsgebiet der Skythen, im südlichen Teil am Schwarzen Meer ließen sich griechische Siedler nieder. Im 3. Jahrhundert v. Chr. drangen die Sarmaten in das Gebiet vor. Zur Zeit der Völkerwanderung folgten Hunnen, Goten und Awaren, ehe ostslawische Stämme das Land besiedelten. Die frühe Geschichte der Ukraine ist zugleich auch ein wichtiges Kapitel der russischen Geschichte. Kiew war im 9. und 10. Jahrhundert n. Chr. das Zentrum der Kiewer Rus (Kiewer Reich), das im Kerngebiet der ostslawischen Stämme errichtet wurde. Die Stadt wird aufgrund ihrer frühen Bedeutung auch heute noch als ,,Mutter der russischen Städte" bezeichnet. Unter Fürst Wladimir I. (978-1015) wurde das Herrschaftsgebiet christianisiert. Im 12. Jahrhundert zerfiel das Reich in einzelne Fürstentümer, die sich im 13. Jahrhundert nicht gegen den Einfall der Mongolen zur Wehr setzen konnten. Das im 12. Jahrhundert gegründete westukrainische Fürstentum Galizien wurde von dem Einfall der Mongolen weniger in Mitleidenschaft gezogen als andere Teile der Region; es wurde im 14. Jahrhundert von Polen annektiert. Kiew und das ukrainische Fürstentum Wolynien fielen an Litauen, das später unter polnische Herrschaft kam. Polen gelang es nicht, die ukrainischen Kosaken zu unterwerfen, die Mitte des 17. Jahrhunderts vorübergehend ein autonomes Herrschaftsgebiet hervorgebracht hatten. Die Gebiete östlich des Dnjepr wurden nach dem polnisch-russischen Krieg (16541667) an Russland abgetreten. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts angestrengte Autonomiebestrebungen schlugen fehl. Die verbleibenden Gebiete der Ukraine, außer Galizien (Teil des Österreich-Ungarischen Reiches von 1772 bis 1919), wurden nach der zweiten Teilung Polens 1793 in das Russische Reich eingegliedert und russifiziert. Während des 1. Weltkrieges verkündete die Ukraine nach der Februarrevolution im Juni 1917 ihre Autonomie und im Januar 1918 ihre Unabhängigkeit, die von den Mittelmächten bei den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk anerkannt und in der Folge aktiv unterstützt wurde. Die offizielle Unabhängigkeitserklärung folgte am 22. Januar 1918. Nachdem im Februar 1918 Kiew von den Bolschewiki eingenommen worden war, griffen in den folgenden beiden Monaten Truppen der Mittelmächte ein, denen es gelang, das Gebiet vorübergehend von den Besatzern zu befreien. Auf den Abzug der deutschen, österreichischen und ungarischen Soldaten im Dezember 1918 folgte unter der Regierung von Simon Petlyura, der an der Spitze der Ukrainischen Nationalrepublik stand, die Proklamation des Zusammenschlusses mit dem westukrainischen Galizien, wo sich die Ukrainer trotz der Zugehörigkeit zu Österreich ihre Identität als eigenständige Volksgruppe bewahrt hatten. Wenige Wochen später marschierte die Rote Armee erneut in Kiew ein, und die Bolschewiki erklärten das Land am 14. Januar 1919 zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Bei der Pariser Friedenskonferenz wurde das östliche Galizien unter polnisches Protektorat gestellt. Die ukrainische Regierung unter Simon Petlyura erklärte Polen daraufhin den Krieg. 1920 sahen sich die Regierung Petlyura und Polen jedoch aufgrund weiterer Vorstöße der russisch-bolschewistischen Armee im Polnisch-Sowjetischen Krieg zur Allianz gezwungen, der für die Ukraine den letzten Versuch bedeutete, ihre Unabhängigkeit zu erlangen. Nach militärischen Erfolgen der russischen Seite löste Polen sein Bündnis mit der Ukraine, und Sowjetrussland und Polen teilten nach Ende des Krieges das ukrainische Territorium unter sich auf. 1922 wurde die Ukraine Teilstaat der UdSSR. 7.1 Die Ukraine als Republik der Sowjetunion Von 1922 bis 1939 unterdrückte die UdSSR rigide die ukrainischen Ambitionen auf nationale und kulturelle Selbstbestimmung. Die Ukraine wurde durch die von Stalin angeordnete Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft und die Enteignung der Produktionsmittel stark in Mitleidenschaft gezogen. Hungersnöte, bei denen insgesamt über sieben Millionen Menschen ihr Leben verloren, waren 1932 und 1933 die Folge dieser verheerenden Situation. Ziel der ukrainischen Autonomiebestrebungen war die Unabhängigkeit der Großukraine, die sich aus der russischen Ukraine, dem polnischen Galizien (Westukraine) und dem tschechoslowakischen Ruthenien zusammensetzen sollte. Nach der sowjetischen Eroberung und Besetzung Ostpolens im September 1939 wurde die 62 160 Quadratkilometer umfassende Westukraine in die Ukrainische SSR gemäß den Übereinkünften im geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Paktes eingegliedert. Als die deutschen Truppen nach dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 die Ukraine besetzten, keimte die Hoffnung auf die Errichtung einer unabhängigen ukrainischen Republik unter deutschem Schutz, die Deutschen trennten jedoch die russische Ukraine von der Westukraine ab. Während des 2. Weltkrieges war die Ukraine ein Zentrum der Kampfhandlungen an der Ostfront und musste hohe Verluste an Menschenleben und materiellen Werten hinnehmen. Viele ukrainische Juden wurden in deutsche Konzentrationslager deportiert und ermordet. 1944 wurde die Ukraine von den sowjetischen Truppen zurückerobert. Im gleichen Jahr kamen Teile Bessarabiens und die nördliche Bukowina von Rumänien hinzu, 1945 auch die ruthenische Region der Tschechoslowakei. Die Ukrainische SSR war 1945 Gründungsmitglied der Vereinten Nationen. Die russische Krimregion wurde 1954 der Ukraine zugesprochen. Die Geschichte der Ukraine verläuft von dieser Zeit bis 1991 parallel zur Geschichte der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. 7.2 Die Ukraine als unabhängige Republik Nachdem sich bereits Ende der achtziger Jahre während Michail Gorbatschows Perestroika mit der Bildung national-ukrainischer Gruppierungen wie der Ruch Autonomiebestrebungen manifestiert hatten, erklärte das Parlament im Juli 1990 die Souveränität des Landes im sowjetischen Verbund. Am 24. August 1991 folgte die Unabhängigkeitserklärung. Ein nationales Referendum im Dezember 1991 bestätigte die Unabhängigkeit, und Leonid Krawtschuk, der frühere Vorsitzende der Kommunistischen Partei, ging als Staatspräsident aus den Wahlen hervor. Krawtschuk gehörte auch zu den Befürwortern des Staatenbündnisses GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten), das am 8. Dezember 1991 von Russland, der Ukraine und Weißrussland gegründet und in der Folge um weitere ehemalige Sowjetrepubliken erweitert wurde. Im März 1992 trat die Ukraine der KSZE bei. Der neue Ministerpräsident Leonid Kutschma führte im November 1992 Wirtschaftsreformen ein, zu deren Maßnahmen Privatisierung und Aufhebung der Preiskontrollen gehörten. Nach der Proklamation der ukrainischen Unabhängigkeit verschlechterte sich das Verhältnis zu Russland, u. a. wegen der überwiegend von Russen bewohnten Halbinsel Krim. Unter russischer Führung entstand auf der Krim eine Bewegung, die die Loslösung von der Ukraine zum Ziel hatte und die Halbinsel schließlich zur autonomen Republik erklärte. Nachdem die Unabhängigkeitserklärung der Krim im Mai 1992 aufgehoben worden war, erklärte das russische Parlament die Übergabe der Krim an die Ukraine 1954 für nichtig. In der Folgezeit erhoben sowohl die Ukraine als auch Russland Besitzansprüche auf die im Hafen von Sewastopol stationierte Schwarzmeerflotte. 1992 konnten sich die beiden Staaten auf eine gemeinsame Kommandantur der Flotte bis zur Aufteilung zwischen beiden Ländern 1995 einigen. Im Juni 1997 unterzeichneten die Präsidenten Jelzin und Kutschma einen Freundschaftsvertrag, in dem Russland und die Ukraine ,,die territoriale Unversehrtheit" des jeweils anderen Staates anerkannten und die bestehenden Grenzen bestätigten. Damit akzeptierte Russland auch die Zugehörigkeit der Krim und des Schwarzmeerhafens Sewastopol zur Ukraine. In einem weiteren Abkommen wurde festgelegt, dass der russische Teil der Schwarzmeerflotte für die folgenden 20 Jahre, also bis 2017, in Sewastopol stationiert bleiben darf. Kutschma trat im September 1993 inmitten des zunehmenden wirtschaftlichen Chaos zurück. Trotz fehlender Konzepte für die Lösung der Wirtschaftsprobleme sah sich Staatspräsident Krawtschuk gezwungen, dem Verlangen nach neuen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen nachzukommen. Im November 1993 stellte der Oberste Rat einen Wahlantrag. Im Januar 1994 stimmte Staatspräsident Krawtschuk der Übergabe eines Teiles der ukrainischen Atomwaffen an Russland zum Zweck der Entsorgung zu. Im Gegenzug erhielt die Ukraine Kernbrennstoff für die Energieversorgung. Im Februar 1994 sagte die Regierung der USA zu, im Zuge der Abrüstungsbemühungen und um den völligen Zusammenbruch der ukrainischen Wirtschaft zu verhindern, ihre Hilfeleistungen für die Ukraine zu verdoppeln. Im gleichen Monat stimmte die Ukraine zu, sich dem Programm Partnerschaft für den Frieden der NATO anzuschließen. Im Juli übernahm der ehemalige Ministerpräsident Kutschma mit einem knappen Wahlsieg von 52 Prozent das Präsidentschaftsamt; am 6. August erhob er sich selbst per Dekret zum Präsidenten. Der Präsident der Autonomen Republik Krim, Meschkow, wurde im September 1994 vom Parlament der Krim seines Amtes enthoben. Im Oktober verabschiedete das Parlament unerwartet Kutschmas Wirtschaftsreformpaket; die Weltbank gewährte ein Nothilfedarlehen in Höhe von 500 Millionen US-Dollar. Im März 1995 trat Ministerpräsident Massol zurück. Der Oberste Rat der Ukraine stimmte für die Aufhebung der Verfassung der Autonomen Republik Krim und beauftragte das Oberste Gericht, gegen Meschkow wegen der Verletzung der Verfassung Anklage zu erheben. Im April setzte der Oberste Rat ein Misstrauensvotum gegen die neue Regierung durch; Kutschma unterstellte die Autonome Republik Krim direkt seiner Präsidentschaft. Im selben Monat gewährte der Internationale Währungsfonds der Ukraine ein Darlehen von rund zwei Milliarden US-Dollar. Im Juni 1996 verabschiedete das Parlament eine neue Verfassung. Darin festgeschrieben wurden u. a. die Gewaltenteilung, das Recht auf Privateigentum, Ukrainisch als Amtssprache, für ethnische Minderheiten der freie Gebrauch ihrer Sprachen und für die Halbinsel Krim das Recht auf eine eigene Verfassung (die im Januar 1999 in Kraft trat). Am 2. September 1996 führte die Ukraine die Griwna als neue Währung ein. Abgelöst wurde damit der Karbowanez, der seit der Unabhängigkeit 1991 offizielles Zahlungsmittel in dem osteuropäischen Staat war. Nachdem die 1994 begonnenen Wirtschaftsreformen Erfolge zeigten, entschied sich die Regierung für die Einführung der neuen Währung, da die alte Währung starken Schwankungen unterworfen war. In dem im Juni 1997 mit Russland geschlossenen Vertrag einigten sich beide Seiten auch auf eine Regelung in der Frage der umstrittenen Auslandsschulden und -guthaben aus der Zeit der Sowjetunion. Demnach bezahlt Russland sämtliche Schulden beider Länder, erhält aber auch alle Guthaben und Vermögen im Ausland. In einer weiteren Erklärung vereinbarten Russland und die Ukraine die Bildung eines gemeinsamen Weltraum-Forschungszentrums in Jewpatoria auf der Krim-Halbinsel. Im August 1997 präsentierte Waleri Pustowojtenko, der neue Regierungschef der Ukraine, sein Kabinett. Er war am 16. Juli nach dem Rücktritt von Pawel Lasarenko von 226 der insgesamt 450 Parlamentsabgeordneten gewählt worden. Die meisten Minister der vorherigen Regierung behielten ihre Posten. Pustowojtenko war zuvor offiziell als ,,Minister des Ministerrates" Cheforganisator der Regierungsarbeit. Pustowojtenko versicherte bei seinem Amtsantritt, er werde den eingeschlagenen Reformkurs beibehalten. Aus den Parlamentswahlen im März 1998 gingen die Linksparteien deutlich gestärkt hervor; Ministerpräsident blieb Pustowojtenko. Am 25. Dezember 1998 ratifizierte die russische Duma den Freundschaftsvertrag mit der Ukraine, der bereits im Mai 1997 unterzeichnet und vom Kiewer Parlament im Januar 1998 angenommen worden war. Die Duma-Mehrheit hatte bis dahin Bedenken gegen eine Zusammenarbeit mit der Ukraine, da die Regierung in Kiew eine engere Kooperation mit der NATO anstrebte. Aus den Parlamentswahlen Ende März 1998 ging die Kommunistische Partei als stärkste Kraft hervor, die patriotische Ruch musste Stimmeneinbußen hinnehmen, die Grünen schafften erstmals den Einzug in den Obersten Rat und wurden drittstärkste Partei. Im Januar 1999 forderte der Europarat die Ukraine zur Abschaffung der Todesstrafe und zu Rechtsreformen auf. Er kritisierte, dass Urteile des Obersten Gerichtshofes nicht durchgesetzt werden und dass im Land keine Rechtsstaatlichkeit herrscht. Am 24. März 1999 wurden die Auseinandersetzungen mit Russland über die Schwarzmeerflotte ausgeräumt. Ein von Vertretern beider Staaten unterzeichnetes Abkommen regelt den Status der russischen Kriegsflotte in der Ukraine und die Aufteilung der ehemaligen sowjetischen Schwarzmeerflotte. Der Flottenstützpunkt Sewastopol wird für einen Zeitraum von 20 Jahren an Russland verpachtet. Amtsinhaber Leonid Kutschma setzte sich bei den Präsidentschaftswahlen vom 14. November 1999 mit deutlichem Vorsprung gegen seinen kommunistischen Herausforderer Pjotr Simonenko durch. Das ukrainische Parlament wählte den bisherigen Zentralbankchef Viktor Juschtschenko zum neuen Ministerpräsidenten. Im Dezember 1999 wurde in der Ukraine die Todesstrafe abgeschafft. Der Staat hatte sich bei seinem Beitritt zum Europarat 1995 zu diesem Schritt verpflichtet, ihn aber lange hinausgezögert. Bei einer umstrittenen Volksabstimmung am 16. April 2000 stimmte der Großteil der Bevölkerung für eine Verfassungsreform, die die Befugnisse des Präsidenten erweitern und gleichzeitig die Kompetenzen des Parlaments beschneiden sollte. Die vier Änderungsvorschläge kamen von Präsident Kutschma. Unter anderem ermöglichen sie es dem Präsidenten, das Parlament vorzeitig aufzulösen, wenn z. B. binnen eines Monats keine parlamentarische Mehrheit für oder gegen einen Gesetzentwurf zustande kommt. Weitere Neuerungen betrafen die parlamentarische Immunität, die Verringerung der Mandate (von 450 auf 300) sowie die Aufteilung des Parlaments in zwei Kammern. Im Juli 2000 verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das die Verfassungsreform vorschlägt. Die Reform kann aber erst dann in Kraft treten, wenn die Mehrheit der Abgeordneten allen vier Verfassungsänderungen zugestimmt hat. Ministerpräsident Viktor Juschtschenko wurde am 26. April 2001 durch ein Misstrauensvotum gestürzt. Das ukrainische Parlament wählte am 29. Mai den von Präsident Kutschma vorgeschlagenen Anatoli Kinach zum neuen Regierungschef. Die Parlamentswahlen vom 30. März 2002 endeten ohne klare Mehrheitsverhältnisse. Die im Wahlbündnis ,,Unsere Ukraine" des ehemaligen Regierungschefs Juschtschenko vereinten reformorientierten Kräfte wurden stärkste politische Kraft vor dem Präsident Kutschma nahe stehendem Block ,,Für eine vereinte Ukraine" und der Kommunistischen Partei, die damit erstmals seit der Unabhängigkeit der Ukraine nicht stärkste Partei wurde. Ins Parlament gewählt wurden auch die Sozialistische Partei und der Block der ehemaligen stellvertretenden Ministerpräsidentin Julia Timoschenko (Block Julia Timoschenko, BJuT), die beide in scharfer Opposition zu Kutschma standen, sowie die regierungstreue Sozialdemokratische Partei. Nach den Wahlen blieb die Regierung von Ministerpräsident Kinach im Amt. Wahlbeobachter der OSZE bescheinigten Fortschritte bei der Umsetzung internationaler Standards, kritisierten jedoch Eingriffe der Behörden in den Wahlkampf. Der Unmut in der Bevölkerung mit der autoritären Herrschaft von Staatspräsident Kutschma führte im September 2002 zu einer Reihe von Massendemonstrationen, bei denen Kutschmas Rücktritt gefordert wurde. Zu den Kundgebungen hatten oppositionelle Kräfte von den Kommunisten bis zu demokratisch gesinnten Parteien aufgerufen. Nachdem Kutschma den wegen einer anhaltenden Haushaltskrise in die Kritik geratenen Ministerpräsidenten Anatoli Kinach entlassen hatte, wählte das Parlament am 21. November 2002 Viktor Janukowitsch zum neuen Regierungschef. Die Wahl wurde von den Oppositionsparteien boykottiert. Außenpolitisch strebt die Ukraine zunächst die Aufnahme in die Welthandelsorganisation, zu einem späteren Zeitpunkt auch den Beitritt in die Europäische Union und die NATO an. Auf der anderen Seite näherte sich die Ukraine wieder mehr und mehr an Russland an, so dass innerhalb der EU Zweifel am Interesse der Ukraine an einer Mitgliedschaft aufkamen. Das zunehmend enge Verhältnis zwischen der Ukraine und Russland erfuhr jedoch im September 2003 aufgrund von Auseinandersetzungen um die Seegrenze in der Straße von Kertsch eine schwere Irritation; Russland hatte versucht, die Seegrenze und damit den Zugriff auf Erdöl- und Erdgasvorkommen zu seinen Gunsten zu verändern. Der Konflikt konnte jedoch beigelegt werden. Die Innenpolitik war in der Folgezeit maßgeblich von der Auseinandersetzung zwischen der Regierung unter Präsident Kutschma und Ministerpräsident Janukowitsch und der von Juschtschenko angeführten Opposition im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen vom 31. Oktober 2004 geprägt. Im April 2004 erklärte Kutschma seinen Verzicht auf eine weitere Amtszeit, und das Regierungslager benannte den russlandtreuen Ministerpräsidenten Janukowitsch als seinen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen. Sein chancenreichster Gegenkandidat aus den Reihen der Opposition war der in Richtung EU orientierte Juschtschenko. 7.2.1 Die ,,orange Revolution" In der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am 31. Oktober 2004 errangen Janukowitsch und Juschtschenko jeweils etwa 40 Prozent der Stimmen und mussten sich am 21. November einer Stichwahl stellen. Die Stichwahl mündete in eine Staatskrise: Janukowitsch gewann laut offiziellen Angaben mit 49,6 Prozent der Stimmen vor Juschtschenko, auf den 46,3 Prozent entfielen; die Wahlkommission erklärte Janukowitsch zum Sieger, aber die Opposition erkannte das Wahlergebnis wegen offensichtlicher Manipulationen nicht an und erklärte ihrerseits Juschtschenko zum Sieger. Internationale Wahlbeobachter bestätigten den Vorwurf der Manipulation. In der Folge machte die Opposition ihrem Unmut über das verfälschte Wahlergebnis mit tagelangen Massendemonstrationen Luft, in deren Verlauf immer wieder auch das Parlament und die Regierungsgebäude blockiert wurden; ihre Zugehörigkeit zum Lager der Opposition manifestierten die Demonstrierenden mit der Farbe Orange, weshalb die Ereignisse um die Präsidentschaftswahlen bald als ,,orange Revolution" apostrophiert wurden. Das Regierungslager organisierte ebenfalls Demonstrationen, die jedoch bei weitem nicht den Zulauf verzeichnen konnten wie die der Opposition. Demonstrationen wie Gegendemonstrationen blieben gewaltfrei. Internationale Vermittler wie der EU-Außenbeauftragte, der litauische und der polnische Präsident schalteten sich ein, um zusammen mit Kutschma, Janukowitsch und Juschtschenko an einem ,,runden Tisch" eine für alle Seiten tragbare Lösung zu finden. Ein Ausweg aus dem festgefahrenen Konflikt zeichnete sich ab, als das Oberste Gericht der Ukraine am 3. Dezember 2004 die Stichwahl wegen Wahlbetrugs für ungültig erklärte und eine Wiederholung der Stichwahl am 26. Dezember anordnete. Unterdessen hatte das Parlament am 1. Dezember der Regierung unter Ministerpräsident Janukowitsch das Misstrauen ausgesprochen. Im Konflikt zwischen Regierung und Opposition stand nun auf der einen Seite die Forderung der Opposition nach Entlassung der Regierung Janukowitsch und der Verabschiedung eines neuen Wahlgesetzes, das Manipulationen künftig ausschloss, auf der anderen Seite der Vorsatz Präsident Kutschmas, die Regierung nur dann zu entlassen und ein neues Wahlgesetz zu erlassen, wenn die Opposition einer Verfassungsänderung zustimmte, die die Machtfülle des Präsidenten erheblich beschnitte. Nach kontroversen, mehrmals vom Scheitern bedrohten Verhandlungen am ,,runden Tisch" einigten sich Regierung und Opposition schließlich auf ein Gesetzespaket, das eine Reform des Wahlrechts sowie eine Verfassungsänderung umfasste, die die Macht des Präsidenten zugunsten von Parlament und Regierung begrenzte. Das Misstrauensvotum gegen Ministerpräsident Janukowitsch zog jedoch keine Konsequenzen etwa in Form eines Rücktritts oder einer Entlassung nach sich; allerdings beurlaubte Kutschma den Ministerpräsidenten auf dessen eigenen Wunsch. Bei der planmäßig am 26. Dezember 2004 abgehaltenen Wiederholung der Stichwahl gewann Juschtschenko mit knapp 52 Prozent der Stimmen. Diesmal focht Janukowitsch, der gut 44 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte, das Wahlergebnis an, jedoch wiesen sowohl das Oberste Gericht als auch die Wahlkommission seine Beschwerde ab. Nach einem gescheiterten Versuch, die Amtsgeschäfte als Ministerpräsident wieder aufzunehmen - die Anhänger Juschtschenkos hatten den Amtssitz blockiert -, erklärte Janukowitsch am 31. Dezember 2004 seinen Rücktritt als Ministerpräsident. Am 23. Januar 2005 wurde Juschtschenko als neuer Präsident vereidigt. Juschtschenko kündigte eine tief greifende Demokratisierung seines Landes an sowie die Überwindung der Spaltung, in die das Land durch die Präsidentschaftswahlen geraten war. Zur neuen Ministerpräsidentin wählte das Parlament knapp zwei Wochen später überraschend klar Julia Timoschenko, neben Juschtschenko die führende Figur in den Protesten der Opposition gegen die Fälschungen bei den Präsidentschaftswahlen. Schon im September 2005 entließ Juschtschenko die Regierung wieder; Grund waren anhaltende Auseinandersetzungen zwischen Timoschenko und dem Umfeld Juschtschenkos, die sich negativ auf die Wirtschaftsreformen auswirkten. Als neuen Ministerpräsidenten berief Juschtschenko den Wirtschaftsfachmann Jurij Jechanurow. Die fortdauernden Unstimmigkeiten im ,,orangen Lager", d. h. den Kreisen um Juschtschenko und Timoschenko, und die damit verbundene Stagnation der Reformprojekte war vermutlich der Hauptgrund, weshalb Juschtschenko und Timoschenko bei den Parlamentswahlen am 26. März 2006 relativ schlecht abschnitten: Der Block Julia Timoschenko wurde mit 22,3 Prozent der Stimmen und 129 der insgesamt 450 Mandate zweitstärkste, Juschtschenkos Partei Unsere Ukraine mit 13,9 Prozent und 81 Mandaten nur drittstärkste Kraft. Wahlsieger war Janukowitschs prorussische Partei der Regionen mit 32,1 Prozent und 186 Mandaten. Die Kommunisten kamen unter sehr großen Verlusten mit 3,7 Prozent (21 Mandate) gerade noch ins Parlament. Alles schien auf ein neuerliches orange, prowestliches Regierungsbündnis aus BJuT, Unsere Ukraine sowie der Sozialistischen Partei (33 Mandate) mit Timoschenko als Ministerpräsidentin hinauszulaufen; am Ende jedoch scheiterte dieses Bündnis an Personalfragen: Insbesondere die Sozialisten sahen sich bei der Postenverteilung benachteiligt und nahmen Verhandlungen mit der Partei der Regionen auf. Aus diesen Verhandlungen ging vergleichsweise rasch eine prorussische Koalition aus der Partei der Regionen, den Sozialisten und den Kommunisten hervor, die über 240 Sitze und somit die Mehrheit im Parlament verfügte. Nachdem er sich in einem ,,Universal" genannten Abkommen dazu verpflichtet hatte, den prowestlichen Reformkurs von Präsident Juschtschenko im Wesentlichen fortzuführen, ernannte ihn dieser zum Ministerpräsidenten, und am 4. August 2006 wurde Janukowitsch im Parlament mit klarer Mehrheit zum Ministerpräsidenten gewählt. An der Regierung, wenn auch nicht als formeller Koalitionspartner, beteiligte sich im Interesse einer Überwindung der Spaltung des Landes auch Juschtschenkos Partei Unsere Ukraine mit einigen Ministern. Fortdauernde Konflikte über die politische Richtung - Unsere Ukraine warf Janukowitsch die Nichteinhaltung des ,,Universal" vor - ließen das Bündnis jedoch schon nach zwei Monaten wieder scheitern. In der Folgezeit spitzte sich der Machtkampf zwischen prowestlichem und prorussischem Lager, zwischen Juschtschenko und Janukowitsch immer weiter zu, bis Juschtschenko im April 2007 schließlich das Parlament auflöste. Die vorgezogenen Parlamentswahlen am 30. September 2007 änderten nichts an der Rangfolge der Parteien, verschafften jedoch den beiden prowestlichen Parteien zusammen eine knappe absolute Mehrheit von 228 Mandaten (BJuT 156 Mandate, Unsere Ukraine 72 Mandate); die prorussische Partei der Regionen kam auf 175 Mandate. Nach langwierigen Koalitionsverhandlungen und Streitigkeiten u. a. um die Besetzung des Ministerpräsidentenamtes einigten sich BJuT und Unsere Ukraine schließlich auf eine neuerliche Zusammenarbeit. Die Führung der fragilen Koalition übernahm wieder Julia Timoschenko, die am 18. Dezember 2007 vom Parlament mit knapper Mehrheit und erst im zweiten Anlauf zur Ministerpräsidentin gewählt wurde. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
ukraine

« Die meisten Ukrainer sind Christen und gehören der ukrainisch-orthodoxen Kirche an, die in drei Patriarchate gespalten ist.

Viele ukrainische Bewohner der westlichenLandesteile sowie die meisten Ungarn und Polen sind Angehörige der katholischen Kirche.

Darüber hinaus gibt es jüdische, protestantische und muslimische Minderheiten. 3.3. 1 Feiertage Weihnachten ist der wichtigste Feiertag.

Er wird am 25.

Dezember von Katholiken und am 7.

Januar von orthodoxen Christen begangen.

Heute, nachdem dieReligionsausübung nicht mehr unterdrückt wird, gewinnen auch andere kirchliche Feiertage an Bedeutung.

Nationale Feiertage sind der Internationale Frauentag (8.

März),der Solidaritätstag (1.

Mai), der Tag des Sieges (9.

Mai), der das Ende des 2.

Weltkrieges symbolisiert, und der Unabhängigkeitstag (24.

August). 3.4 Soziales Das zur Zeit des Kommunismus eingeführte Sozialwesen blieb auch nach der Unabhängigkeit der Ukraine weitgehend erhalten.

Die durchschnittliche Lebenserwartungbeträgt 62,2 Jahre bei Männern und 74,2 Jahre bei Frauen (2008).

Die medizinische Versorgung der Bevölkerung ist zufrieden stellend, auch wenn es infolgeDevisenmangels gelegentlich Engpässe bei der Ausstattung mit Medikamenten gibt.

Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl kam es in den davon betroffenenGebieten zu einem starken Anstieg strahlungsbedingter Erkrankungen.

Auf 320 Einwohner kommt ein Arzt.

Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 9 pro TausendLebendgeburten (2008).

Die offizielle Arbeitslosenquote beträgt 3,7 Prozent (1998), inoffiziellen Angaben zufolge liegt sie jedoch höher. 4 BILDUNG UND KULTUR 4.1 Bildung Die Ukraine weist einen allgemein hohen Bildungsstand auf.

Der Alphabetisierungsgrad liegt bei 99,6 Prozent (2000).

Nach dem Ende der Sowjetunion wurde Ukrainischwieder Unterrichtssprache (Russisch wird als Fremdsprache angeboten).

Es besteht eine 9-jährige Schulpflicht (2002–2003).

Die vollständige Absolvierung der Mittelschule,des wieder eingeführten Gymnasiums oder einer Fachschule qualifiziert für das Hochschulstudium.

Staatliche Universitäten und Hochschulen befinden sich in Kiew (1834),Charkiw (1805), Odessa (1865), Lemberg (1661), Tschernowzy (1875), Dnjepropetrowsk (1918), Simferopol (1918) und Donezk (1965). 4.2 Kultur 4.2. 1 Musik Kiew war Zentrum für viele gestalterische Entwicklungsphasen der russischen Kultur.

Die ukrainische Volkskultur findet besonders in der Musik ihre Ausprägung, die mit derrussischen und weißrussischen Volksmusik eng verwandt ist.

Bemerkenswerte Gattungen sowohl der weltlichen als auch der sakralen Musik sind die instrumentalbegleiteten Heldengesänge der Kobsaren und der Kiewer Kirchengesang, der durch byzantinische Vorbilder beeinflusst wurde.

Im 19.

Jahrhundert entstand eine neuenational geprägte Musik, als deren markantester Vertreter Semjon Gulak-Artemowskij (1813-1873) mit seiner Oper Der Saproger an der Donau (1863) hervortrat.

Zu den namhaftesten ukrainischen Komponisten des 20.

Jahrhunderts gehört Walentinij Silwestrow. 4.2. 2 Literatur Die früheste ukrainische Literatur wurde in der Zeit des Kiewer Reichs (Kiewer Rus) in Kirchenslawisch verfasst und wurde zum Grundstein der russischen Literatur.Bedeutende Dokumente aus dieser Phase sind u.

a.

die Nestorchronik (um 1037) und das Igorlied (um 1186).

Die Herausbildung einer eigenständigen ukrainischen Literatur wurde lange Zeit verhindert, da das Land über Jahrhunderte kulturell fremdbestimmt war.

Das Ukrainische bildete sich nach dem 13.

Jahrhundert heraus, doch verwendetenukrainische Schriftsteller bis zum Ende des 19.

Jahrhunderts vornehmlich Russisch als Literatursprache.

Wichtiger Erneuerer der ukrainischen Literatursprache warenI.

Kotljarewskij mit seinem parodistischen Versepos Eneida (1798), Petro P.

Hulak-Artemowskij (1790-1865) und der Prosaschriftsteller H.

Kwitka Osnowjanenko.

Das 19.

Jahrhundert wurde geprägt von national gesonnenen Dichtern der Romantik wie T.

H.

Schewtschenko oder Markyan Schaschkewitsch – eine Bewegung, die Zensur undRussifizierungsmaßnahmen nach sich zog.

Beeinflusst von der modernen westlichen Literatur, erlebte die ukrainische Literatur nach dem 1.

Weltkrieg eine Phasegesteigerter Produktivität.

Nach 1945 befassten sich die Schriftsteller vorwiegend mit den Themen Krieg und Besatzung, nach 1956 auch mit der Stalinära.

Mit demErreichen der Unabhängigkeit Anfang der neunziger Jahre des 20.

Jahrhunderts setzte eine Revitalisierung der ukrainischen Kultur ein. 4.2. 3 Bildende Kunst Die Wurzeln eines auch für ganz Russland einflussreichen Architekturstils gehen auf das im 9.

Jahrhundert entstandene Kiewer Reich zurück, ab dem 11.

Jahrhundertwurden Merkmale byzantinischer Baukunst übernommen (darunter auch Ikonenmalerei, Wandmalerei und Mosaiken).

Bedeutende Bauwerke der Ukraine sind in Kiew u.

a.die Sophienkathedrale aus dem 11.

Jahrhundert und die Klosterkirche Sankt Michael aus dem 12.

Jahrhundert.

In Kiew befinden sich außerdem das StaatlicheArchitekturmuseum (Sofiysky Museum), das Staatliche Geschichtsmuseum und das Museum der Ukrainischen Künste sowie die Staatsbibliothek; weitere historische Museen sind in Lemberg und anderen großen Städten zu finden.

Bemerkenswert ist der im 17.

Jahrhundert entstandene so genannte „ukrainische Barock”, der die Innengestaltungauch älterer Sakralbauten bestimmte.

Obwohl während der Zeit des Stalinismus viele Bauwerke zerstört wurden, blieben die beachtlichen Baukünste der orthodoxen Kircheerhalten.

Namhafte aus der Ukraine stammende Künstler des 20.

Jahrhunderts sind Kasimir Malewitsch, T.

Schewtschenko und G.

Jakutowitsch. 4.3 Medien Die größte Tageszeitung ist die Vechernyi Kyiv. Radio und Fernsehen unterstehen mit Ausnahme einiger unabhängiger lokaler Radio- und Fernsehsender der Aufsicht eines staatlichen Komitees.

Während 1989 noch etwa ein Drittel aller Zeitungen und Zeitschriften in Russisch gedruckt wurden, erhöhte sich nach Erlangung der Unabhängigkeitder Anteil an Presseerzeugnissen in Ukrainisch.

Das Programm von Radio Kiew wird in ukrainischer und russischer Sprache ausgestrahlt. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Die Ukraine ist nach der im August 1991 vom Obersten Sowjet der Ukrainischen Sowjetrepublik (SSR) verkündeten Unabhängigkeitserklärung eine unabhängige,demokratische Präsidialrepublik.

Die Unabhängigkeit von der UdSSR und die Souveränität des ukrainischen Staates wurden im Dezember 1991 durch ein Referendumbestätigt.

Im Juni 1996 wurde eine neue Verfassung verabschiedet.

Nationalfeiertag ist der 24.

August, der an die Erklärung der Unabhängigkeit 1991 erinnert. 5.1 Exekutive Staatsoberhaupt ist der direkt vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählte Präsident, der zunächst – ähnlich wie der russische Präsident – große exekutiveVollmachten innehatte; durch eine Verfassungsänderung im Dezember 2004 (in Kraft getreten am 1.

Januar 2006) wurden die präsidialen Vollmachten jedoch zugunstenvon Parlament und Ministerpräsident eingeschränkt.

Der Ministerpräsident leitet den Ministerrat, der sowohl vom Staatspräsidenten als auch vom Parlament kontrolliertwird.. »

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