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Waldsterben - geographie.

Publié le 07/06/2013

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Waldsterben - geographie. Waldsterben, auch ,,neuartige Waldschäden", Bezeichnung für das großflächige und in vielen Gebieten Mitteleuropas auftretende Absterben verschiedener forstlich bedeutender Baumarten, das seit ungefähr 1975 festgestellt wird. Das Waldsterben ist durch mehrere Schadbilder gekennzeichnet. Häufig auftretende Phänomene sind die Verfärbungen und Verluste von Nadeln bzw. Blättern, die Verkahlung ganzer Baumteile, ungewöhnliche Wachstumsreaktionen wie die Bildung nestartiger Neutriebe (vor allem bei der Tanne), schließlich das Absterben der Bäume. Zunächst trat das Waldsterben bei der Tanne, anschließend bei anderen Nadelbäumen wie Fichte und Waldkiefer, zuletzt auch bei Laubbäumen wie Eichen- und Ahornarten auf. Das Ausmaß und die flächendeckende Verteilung der Schäden wird in Deutschland durch jährlich durchgeführte Waldschadenserhebungen festgehalten, die die Schäden in vier Schadstufen einteilen (Stufe 1: Nadel- bzw. Blattverluste bis 25 Prozent; Stufe 2: bis 60 Prozent; Stufe 3: über 60 Prozent; Stufe 4: absterbend oder abgestorben). Ende der achtziger Jahre war über die Hälfte der Waldfläche Deutschlands vom Waldsterben betroffen (Stufe 1 bis 4 zusammengerechnet), wobei die Schwerpunkte der Schäden in den Hoch- und Kammlagen der Gebirge sowie am Alpenrand lagen. Die Ursachen des Waldsterbens, die durch die Waldschadensforschung mit groß angelegten Versuchen erforscht werden, sind noch immer nicht völlig geklärt. Sicher ist inzwischen nur, dass es sich um ein komplexes Phänomen handelt, an dem verschiedene Aspekte in gebietsweise unterschiedlichem Ausmaß zusammenwirken. Einen der Hauptfaktoren stellt der Einfluss des sauren Regens dar, bei dem die aus Industrie- und Hausfeuerungsanlagen sowie Kraftfahrzeugen emittierten, säurehaltigen Abgase in die Atmosphäre entweichen und mit den Niederschlägen niedergehen. Obwohl viele Waldschadensgebiete weit von den Emissionsquellen entfernt liegen, werden diese ebenfalls durch den sauren Regen in Mitleidenschaft gezogen. Der saure Regen wirkt dabei nicht direkt durch Ätzwirkung der Säure (die Konzentrationen sind dazu in den Waldschadensgebieten zu gering), sondern vielmehr indirekt. Die neuartigen Waldschäden sind daher nicht mit den direkt durch sauren Regen verursachten Rauchgasschäden zu verwechseln, die in unmittelbarer Nähe von Bergbaugebieten auftreten, in denen stark schwefelhaltige Kohle abgebaut und verarbeitet wird. Bekanntestes Beispiel hierfür sind die ehemals bewaldeten Hochlagen des Erzgebirges, die in den achtziger Jahren aufgrund der dortigen hohen Konzentrationen an Schwefeldioxid (SO2) weitgehend entwaldet wurden. Bei der indirekten Wirkung des sauren Regens im Zusammenhang mit dem Waldsterben sind verschiedene Effekte nachgewiesen, deren Bedeutung im Einzelfall jedoch nicht für die Erklärung der Schäden ausreicht. Diese Effekte umfassen einerseits eine Mangelernährung der Bäume, andererseits eine direkte Schädigung der Feinwurzeln durch im Boden freigesetzte Gifte. Die Mangelernährung wird durch eine Auswaschung von Nährstoffen aus dem Boden hervorgerufen, die durch den Säureeintrag bedingt ist (die Fähigkeit der Bodenteilchen, Nährionen zu binden, hängt stark vom pH-Wert ab); dabei ist insbesondere Magnesium betroffen, ein Element, das für die Bildung von Chlorophyll entscheidend benötigt wird und dessen Fehlen die Gelbfärbung der Nadeln bzw. Blätter verursacht. Andererseits werden durch den Anstieg des Säuregrades im Boden giftige Aluminium-Ionen freigesetzt, die die empfindlichen Feinwurzeln der Bäume abtöten können, so dass der Baum insgesamt schlechter ernährt wird. Neben dem sauren Regen spielt der Eintrag von Stickoxiden (vor allem aus Autoabgasen) und Ammonium (durch Emissionen aus der landwirtschaftlichen Intensivtierhaltung) als Ursache des Waldsterbens eine wichtige Rolle. Der Anteil beider Schadstoffe ist seit den sechziger Jahren massiv gestiegen. Bisher ist die genaue Wirkung dieser Schadstoffe nicht ganz geklärt. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass beide die Mykorrhiza (siehe Pilze: Ökologie der Pilze) genannte Symbiose der Bäume mit verschiedenen Pilzen stark beeinträchtigen. Die Mykorrhiza trägt entscheidend zur Versorgung der Bäume mit Wasser und Nährstoffen bei, wobei die meisten Bäume ohne ihren meist artspezifischen Pilzpartner nicht überlebensfähig wären. Zugleich ist für einige Mykorrhizapilze ein Schutz ihrer Wirte vor anderen, krankheitsauslösenden Pilzen und giftigen Stoffen im Boden nachgewiesen, der bei Schädigung der Pilze ebenfalls gemindert wird. Als dritte Hauptursache wird die toxische Wirkung des Ozon und anderer so genannter Photooxidantien (Stoffe, die im Licht in aggressive Stoffe - chemische Radikale - gespalten werden) angenommen. Diese bewirken einerseits eine Schädigung der Oberfläche der Blätter (Cuticula), so dass der saure Regen verstärkt eindringen kann, wodurch es zur Auswaschung von Nährstoffen aus den Blättern kommt. Andererseits kann Ozon über die Spaltöffnungen direkt in die Blätter gelangen und im Inneren Schäden an den Chloroplasten verursachen, was die Funktionsfähigkeit der Blätter als Nährstoff- und Energielieferanten des Baumes beeinträchtigt. Zugleich sind noch weitere durch Ozon hervorgerufene Schäden an den Blättern nachgewiesen. Alle drei Hauptursachen, saurer Regen, Luftschadstoffe und Ozon, wirken in die gleiche Richtung und bedingen insgesamt eine Verschlechterung der allgemeinen Ernährungssituation der Bäume. Die Schäden, die meist zum Absterben der Bäume führen, gehen jedoch vermutlich nicht direkt auf diese Ursachen zurück, sondern lassen sich vielmehr als Häufung verschiedener Stressfaktoren interpretieren. Dazu zählen ausgeprägte Trockenjahre, ungewöhnlich starke Klimaschwankungen, das Auftreten bestimmter Schädlinge und Krankheiten usw., für die die geschwächten Bäume aufgrund ihrer bereits seit Jahren anhaltenden Mangelernährung nun deutlich empfindlicher sind. Während ein gesunder Baum solche Beeinträchtigungen meist gut ausgleichen kann, ist dies bei einem bereits angegriffenen nicht oder nur noch sehr eingeschränkt möglich. Das Zusammenwirken solch komplexer Wirkungsketten wird heute als wahrscheinlichste Ursache für das Waldsterben angesehen. In ihrem ,,Internationalen Waldbericht 1999" kam die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) zu dem Ergebnis, dass weltweit jährlich mehr als elf Millionen Hektar Wald zerstört werden. Die Vernichtung des Waldbestandes schreitet seit einigen Jahren jedoch langsamer voran. Nach einem 2002 veröffentlichten Bericht der EU-Kommission in Brüssel war die Pflanzenartenvielfalt europäischer Wälder auf 58 Prozent der Untersuchungsflächen durch Stickstoff- und Säureeinträge gefährdet. Dem deutschen Waldschadensbericht 2006 zufolge betrug der Anteil der Waldflächen mit deutlicher Kronenverlichtung (Schadstufen 2 bis 4) 28 Prozent, derjenige ohne Kronenverlichtung 32 Prozent. Besonders hoch lag die Schadenquote bei der Rotbuche, der häufigsten Laubbaumart in Deutschland, die hier einen Flächenanteil von 15 Prozent einnimmt: 48 Prozent waren deutlich geschädigt. Von den Eichen (Stieleichen und Traubeneichen), die 10 Prozent der deutschen Waldfläche ausmachen, mussten 44 Prozent als deutlich geschädigt eingestuft werden. Besorgniserregend war auch der Zustand der Fichten, die in Deutschland 28 Prozent der Waldfläche einnehmen: 27 Prozent wiesen deutliche Schäden auf. Als Ursachen der Schäden gelten neben der Versauerung der Böden die Hitze, Trockenheit und hohen Ozonwerte in den Sommern 2003 und 2006. Der Anteil der deutlich geschädigten Flächen bewegte sich von 1995 bis 2003 zwischen 21 und 23 Prozent, nahm 2004 auf 31 Prozent zu und ist seither rückläufig. Verfasst von: Thomas Hagen Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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