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Wolfgang Amadeus Mozart: Brief an den Vater - Texte.

Publié le 22/06/2013

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Wolfgang Amadeus Mozart: Brief an den Vater - Texte. In seinem Brief an den Vater vom 26. September 1781 äußerte sich Wolfgang Amadeus Mozart über seine Oper ,,Die Entführung aus dem Serail". Ausführlich beschreibt er die Dramaturgie des Singspiels in drei Akten, das am 16. Juli 1782 am Burgtheater in Wien uraufgeführt wurde. Wolfgang Amadeus Mozart: Brief an den Vater Wien, 26. September 1781 ,,Die Oper hatte mit einem Monolog angefangen, und da bat ich Herrn Stephanie, eine kleine Ariette daraus zu machen, und daß, anstatt nach dem Liedchen des Osmin die zwei zusammen schwatzen, ein Duett daraus würde. Da wir die Rolle des Osmin Herrn Fischer zugedacht haben, welcher gewiß eine vortreffliche Baßstimme hat, obwohl der Erzbischof zu mir gesagt, er singe zu tief für einen Bassisten, und ich ihm aber beteuerte, er würde nächstens höher singen, so muß man so einen Mann nutzen, besonders da er das hiesige Publikum ganz für sich hat. Dieser Osmin hat aber im Originalbüchel das einzige Liedchen zu singen und sonst nichts außer in dem Terzett und Finale. Dieser hat also im ersten Akt eine Aria bekommen und wird auch im zweiten Akt noch eine haben. Die Aria habe ich dem Herrn Stephanie ganz angegeben, und die Hauptsache der Musik davon war schon fertig, ehe Stephanie ein Wort davon wußte. Sie haben nur den Anfang davon und das Ende, welches von guter Wirkung sein muß. Der Zorn des Osmin wird dadurch in das Komische gebracht, weil die türkische Musik dabei angebracht ist. In der Ausführung der Aria habe ich seine schönen tiefen Töne schimmern lassen. Das ,Drum beim Barte des Propheten' ist zwar im nämlichen Tempo, aber mit geschwinden Noten, und da sein Zorn immer wächst, so muß, da man glaubt, die Aria sei schon zu Ende, das Allegro assai ganz in einem anderen Zeitmaße und anderen Tone eben den besten Effekt machen; denn ein Mensch, der sich in einem so heftigen Zorn befindet, überschreitet alle Ordnung, Maß und Ziel, er kennt sich nicht, und so muß sich auch die Musik nicht mehr kennen. Weil aber die Leidenschaften, heftig oder nicht, niemals bis zum Ekel ausgedrückt sein müssen und die Musik auch in der schaudervollsten Lage niemalen das Ohr beleidigen, sondern doch dabei vergnügen, folglich allzeit Musik bleiben muß, so habe ich keinen fremden Ton zum F (dem Ton der Aria) sondern einen befreundeten, aber nicht den nächsten, D minore, sondern den weitern, A minore, dazu gewählt. Nun, die Aria von Belmonte in A-dur: ,O wie ängstlich, o wie feurig', wissen Sie, wie es ausgedrückt ist, auch ist das klopfende liebevolle Herz schon angezeigt, die zwei Violinen in Oktaven. Das ist die Favoritaria von allen, die sie gehört haben, auch von mir ... Man sieht das Zittern, Wanken, man sieht, wie sich die schwebende Brust hebt, welches durch ein Crescendo exprimiert ist; man hört das Lispeln und Seufzen, welches durch die ersten Violinen mit Sordinen und einer Flaute mit im Unisono ausgedrückt ist. Der Janitscharenchor ist als solcher alles, was man verlangen kann, kurz und lustig und ganz für die Wiener geschrieben. Die Aria von der Konstanza habe ich ein wenig der geläufigen Gurgel der Mademoiselle Cavalieri aufgeopfert. ,Trennung war mein banges Los, und nun schwimmt mein Aug in Tränen' habe ich, so viel es eine welsche Bravouraria zuläßt, auszudrücken gesucht. Das ,Hui' habe ich in ,schnell' verändert, also: ,Doch wie schnell schwand meine Freude.' Ich weiß nicht, was sich unsere deutschen Dichter denken; wenn sie schon das Theater nicht verstehen, was die Opern anbelangt, so sollen sie doch wenigstens die Leute nicht reden lassen, als wenn Schweine vor ihnen stünden. Nun das Terzett, nämlich der Schluß vom ersten Akt. Pedrillo hat seinen Herrn für einen Baumeister ausgegeben, damit er Gelegenheit habe, mit seiner Konstanza im Garten zusammenzukommen. Der Bassa hat ihn in seine Dienste genommen; Osmin, der Aufseher und der davon nichts weiß, ist als ein großer Flegel und Erzfeind von allen Freunden impertinent und will sie nicht in den Garten lassen. Das erste, was ich angezeigt, ist sehr kurz, und weil der Text dazu Anlaß gegeben, so habe ich es so ziemlich gut dreistimmig geschrieben; dann fängt aber gleich das Major pianissimo an, welches sehr geschwind gehen muß, und der Schluß wird recht viel Lärmen machen, und das ist ja alles, was zu einem Schluß von einem Akt gehört: je mehr Lärm, je besser, je kürzer, je besser, damit die Leute zum Klatschen nicht kalt werden. Die Ouverture ist ganz kurz, wechselt immer mit Forte und Piano ab, wo beim Forte allzeit die türkische Musik einfällt, moduliert so durch die Töne fort, und ich glaube, man wird dabei nicht schlafen können, und sollte man eine ganze Nacht hindurch nicht geschlafen haben. Nun sitze ich wie der Has im Pfeffer. Über drei Wochen ist schon der erste Akt fertig und eine Aria im zweiten Akt und das Saufduett, welches in nichts als in meinem türkischen Zapfenstreiche besteht; mehr kann ich aber nicht davon machen, weil itzt die ganze Geschichte umgestürzt wird, und zwar auf mein Verlangen. Im Anfang des dritten Aktes ist ein charmantes Quintett oder vielmehr Finale, dieses möchte ich aber lieber zum Schluß des zweiten Aktes haben. Um dies bewerkstelligen zu können, muß eine große Veränderung, ja eine ganz neue Intrige vorgenommen werden, und Stephanie hat über Hals und Kopf Arbeit." Josef Rufer: Bekenntnisse und Erkenntnisse. Komponisten über ihr Werk. München 1981, S. 24-26. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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