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Wolfgang Koeppen (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Wolfgang Koeppen (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Wolfgang Koeppen (1906-1996), Schriftsteller. Mit seiner gesellschaftskritischen Trilogie Tauben im Gras (1951), Das Treibhaus (1953) und Der Tod in Rom (1954) schuf er die zentralen Werke des frühen bundesrepublikanischen Zeitromans. Koeppen wurde am 23. Juni 1906 in Greifswald geboren. Nach einer abgebrochenen Buchhändlerlehre studierte er in Hamburg Germanistik, Theaterwissenschaft und Philosophie und wurde nach Gelegenheitsarbeiten (als Schiffskoch, Platzanweiser und Eisbereiter in St. Pauli) Volontär des Greifswalder Stadttheaters. Nach 1926 war Koeppen ein Jahr lang Dramaturg und Regieassistent in Würzburg, bevor er 1927 nach Berlin übersiedelte und Kontakt zum Kreis um den Regisseur Erwin Piscator bekam. In Berlin schrieb er zwischen 1931 und 1933 über 200 Kritiken, Essays, Prosabetrachtungen und Reportagen für Herbert Iherings Feuilleton des Börsenkuriers. Nach der Machtergreifung Hitlers zog Koeppen 1934 ins ,,freiwillige Exil" nach Holland, wo er in Den Haag die Bekanntschaft von Klaus und Erika Mann machte. Kurz zuvor war mit Eine unglückliche Liebe (1934) das Erzähldebüt des Autors erschienen, das seine Kritik am nationalsozialistischen Regime durch Entrückung der Handlung in geographische Ferne zu kaschieren wusste. In Holland entstand der Roman Die Mauer schwankt (1935). Trotz seiner Bedenken kam Koeppen 1938 wieder nach Berlin, um einige Drehbücher für die Filmgesellschaft Bavaria zu verfassen. Anschließend musste er sich am Starnberger See verstecken, um nicht zum Kriegsdienst eingezogen zu werden. Über ein halbes Jahr lang hauste er dort in einem Kartoffelkeller (Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch, 1992). Nach dem 2. Weltkrieg ließ sich Koeppen in München nieder. Von hier aus unternahm er zahlreiche Reisen, so durch Russland, Amerika und Frankreich (Amerikafahrt, 1959; Reisen nach Frankreich, 1961). Empfindsame Reisen. Nach Rußland und anderswohin von 1958 spielt im Titel an auf Koeppens Erzählvorbild Laurence Sterne. Die in zahlreichen Interviews preisgegebenen Romanprojekte allerdings verwarf der Autor allesamt. Ein seit Ende der achtziger Jahre auch dem Verleger Siegfried Unseld immer wieder angekündigter neuer Roman, der aus der Retrospektive eines inneren Monologs heraus nochmals dezidiert zur bundesrepublikanischen Wirklichkeit Stellung hätte beziehen sollen, wurde nie fertig gestellt: Koeppen starb am 15. März 1996 in München. 1962 wurde ihm der Georg-Büchner-Preis, 1984 der Arno-Schmidt-Preis verliehen. 2 WERK Bereits Koeppens erster Roman Eine unglückliche Liebe (1934) belegt das Interesse des Autors am Formexperiment, das sich ebenso an der filmischen Schnitttechnik eines Alfred Döblin oder John Dos Passos wie am komplexen Erzählgeflecht eines James Joyce orientiert (Joyces Ulysses hatte Koeppen gleich nach Erscheinen der ersten deutschen Übersetzung gelesen). Während sich die Generation der aus dem Krieg heimkehrenden deutschen Nachkriegsautoren in eher traditionellem Duktus mit der nationalsozialistischen Vergangenheit beschäftigte, setzte sich Koeppen zwischen 1951 und 1954 in seiner Romantrilogie Tauben im Gras (1951), Das Treibhaus (1953) und Der Tod in Rom (1954) erstmals - und durch seine avantgardistischen Verfahren doppelt einmalig - mit der Realität der jungen Bundesrepublik auseinander, ohne die Zeit des Dritten Reichs auszusparen. Gerade das Treibhaus, das im schwülen Bonner Klima der fünfziger Jahre angesiedelt ist, spielt auf die Prozesse allgemeiner Verdrängung im Politikermilieu der damaligen Landeshauptstadt immer wieder an, auch wenn Koeppen auf eine ,,eigene poetische Wahrheit" des Romans ausdrücklich bestand (,,Die Dimension aller Aussagen liegt jenseits der Bezüge von Menschen, Organisationen und Geschehnissen unserer Gegenwart"). Nicht zuletzt in Gestalt des Bundestagsmitglieds Keetenheuve, der aus dem Exil in die Bundesrepublik zurückkommt und angesichts realpolitischer Intrigen sowie des autoritären Führungsstils eines ,,Kanzlers" seine Hoffnungen scheitern sieht (der Name Konrad Adenauers bleibt ungenannt), bezog Koeppen zur restaurativen Phase der Zeit deutlich Position: ,,Die Revolution war tot", heißt es im Treibhaus resignierend, ,,Ihre Möglichkeiten waren nicht genutzt worden". Das unbewältigte Erbe des Faschismus wirkt auch in Der Tod in Rom noch nach, der Phasen des Wirtschaftswunders und des Kalten Krieges reflektiert. Hier führt das Zwölftonkonzert eines Verwandten in Rom eine nach 1945 zersprengte Familie aus Demokraten und Ewig-Gestrigen, ästhetizistischen Künstlern und sühnenden Priestern wieder zusammen. Von einigen Kritikern wegen ihrer Sprachvirtuosität hoch gelobt (Koeppen benutzte u. a. den Stream of consciousness), von anderen wiederum aufgrund ihrer Tabuverletzungen viel geschmäht, stieß Koeppens Romantrilogie bei einer breiten Leserschaft auf nur geringes Interesse und mußte sich ihren Platz im Kanon der deutschen Literaturgeschichte erst erkämpfen. 1976 legte Koeppen mit Jugend ein autobiographisch angehauchtes Romanfragment vor, das vor allem das traumatische Verhältnis des Ich-Erzählers zu seiner Mutter ins Zentrum der Betrachtung rückt, in assoziativer Reihung aber auch den militärischen Drill der Schulzeit und erste Lektüreerfahrungen des Heranwachsenden beschreibt. Gespiegelt wird vor allem die distanziert-melancholische Weltsicht Koeppens, der sich zeit seines Lebens immer auch als Einzelgänger verstanden wissen wollte (,,Ich war Zeuge, aber ich bin nicht dabeigewesen"). 1981 erschien die Aufsatzsammlung Die elenden Skribenten, 1987 Morgenrot und Angst. In den neunziger Jahren wurden Koeppens Lebenserinnerungen Es war einmal in Masuren (1991) sowie die Interviewbände ,,Einer der schreibt" (1994) und Ohne Absicht (1994) veröffentlicht. Als letzte Publikation zu Lebzeiten kam 1994 die Stadtbeschreibung Ich bin gern in Venedig warum heraus. Eine vom Förderer Wolfgang Koeppens, Marcel Reich-Ranicki, seit 1989 betreute Gesamtausgabe ist inzwischen auf sechs Bände angewachsen. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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