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Zypern - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Zypern - geographie. 1 EINLEITUNG Zypern (Republik Zypern), drittgrößte Insel im Mittelmeer, liegt etwa 100 Kilometer westlich von Syrien und rund 70 Kilometer südlich der Türkei. Die Insel hat eine maximale Ausdehnung von 224 Kilometern, gemessen von Kap Andreas im Nordosten bis zum westlichen Küstenabschnitt. Zwischen Kap Gata im Süden und Kap Kormakitis im Norden erreicht sie eine Breite von bis zu 97 Kilometern. Die Landesfläche beträgt 9 251 Quadratkilometer. Hauptstadt und größte Stadt Zyperns ist Nikosia. Seit 1974 ist der nördliche Teil (3 355 Quadratkilometer) von türkischen Truppen besetzt; das Gebiet bildet einen eigenständigen, offiziell jedoch nicht anerkannten Staat, der zur Republik Nordzypern erklärt wurde. 2 PHYSISCHE GEOGRAPHIE Zypern hat eine Küstenlinie von circa 648 Kilometer Länge und umfasst verschiedene Naturräume. Landschaftlich geprägt wird es von zwei Gebirgszügen und einer dazwischen liegenden Ebene. Im Nordosten verengt sich die Insel zur Halbinsel Karpasia (Karpas), die weit nach Osten, in Richtung der syrischen Küste, vorspringt. Weite Teile des Landes nimmt die Messaria (griechisch: zwischen den Bergen) ein; sie ist eine fruchtbare Ebene und stellt das Hauptanbau- und -siedlungsgebiet der Insel dar. Sie erstreckt sich von der West- bis zur Ostküste und wird im Norden und Süden von Gebirgsketten begrenzt. Im Norden erhebt sich die Kette des Kyrenia-Gebirges (bis zu 1 019 Meter hoch), das parallel zur Küste verläuft und teilweise bis an das Meer reicht. Das Troodos-Gebirge nimmt fast den gesamten südwestlichen Teil der Insel ein. Diese Gebirgskette, die mit dem Olympos (1 951 Meter) die höchste Erhebung der Insel umfasst, ist vulkanischen Ursprungs. 2.1 Flüsse und Seen Viele Flüsse Zyperns führen nicht das ganze Jahr über Wasser. Im Frühjahr leiten einige Flussläufe die von den Winterregen herrührenden Wassermassen in die MessariaEbene, fallen aber im Sommer und Herbst trocken. Der Pedias ist mit 100 Kilometern der längste Fluss. Auf der Insel befinden sich einige Süßwasserseen und zwei größere Salzwasserseen. Außerdem gibt es einige künstlich angelegte Stauseen, in denen Regenwasser als Trinkwasser gespeichert wird. Um die Trinkwasserversorgung besonders im Sommer zu unterstützen, hat man auf Zypern an verschiedenen Stellen Meerwasserentsalzungsanlagen errichtet. 2.2 Klima Auf Zypern herrscht mediterranes Klima, das im Vergleich zu anderen Inseln im Mittelmeer jedoch stärker kontinental geprägt ist. Die Temperaturunterschiede im Jahresverlauf sind relativ hoch. Die Sommer sind überwiegend heiß und trocken, während die Winter vor allem in höheren Lagen kalt und schneereich sein können. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 20,6 °C. In der Hauptstadt Nikosia liegen die Mitteltemperaturen im Januar bei 10 °C, im Juli bei 28,5 °C. Während im Sommer die aus östlichen Richtungen vorherrschenden Winde zu ausgeprägter Trockenheit führen, sind die Winter bei überwiegenden Westwinden meist ausgesprochen feucht. Mit etwa 1 000 Millimetern Jahresniederschlag stellen die Hochlagen der Gebirge die niederschlagsreichsten Gebiete der Insel dar. 2.3 Flora und Fauna Ungefähr ein Siebtel der Landesfläche ist von Wäldern bedeckt; dominierende Baumarten sind Kiefern, Zypressen und Zedern. Weitere Baumarten sind Platanen, Eichen, Ölund Johannisbrotbäume sowie Wacholder. Zur Aufforstung wurden großflächig Aleppokiefern angepflanzt. Die Wälder befinden sich vorwiegend in den Gebirgsregionen. Macchie und Garigue sind die am weitesten verbreiteten Pflanzengesellschaften der Hügelländer. Teile der Halbinsel Karpasia sind nahezu vegetationsfrei. Das bekannteste frei lebende Säugetier ist das selten gewordene Mufflon, ein Wildschaf. In den Wäldern sind Hase, Kaninchen, Eichhörnchen, Rotfuchs und Marder verbreitet. Die Insel weist eine große Vielfalt an Vogelarten auf. Zu den Greifvögeln gehören Kaiseradler, Habichtsadler, Wanderfalke, Sperber, Merlin und Gänsegeier. Auf Zypern verbreitete Hühnervögel sind Wachtel und Chukarhuhn. Zudem lassen sich Limikolen wie Regenpfeifer, Säbelschnäbler und Waldschnepfen beobachten. Die Insel ist Rastplatz für zahlreiche Zugvogelarten; an den Salzseen überwintern Rosaflamingos. 3 BEVÖLKERUNG Die Gesamtbevölkerung der griechischen und türkischen Gebiete umfasst etwa 793 000 Einwohner (2008). Zypern hat eine Bevölkerungsdichte von 86 Einwohnern pro Quadratkilometer. 84 Prozent der Einwohner sind griechischsprachige Zyprioten, circa 13 Prozent der Einwohner sind türkischer Abstammung. Der Rest der Bevölkerung setzt sich aus Armeniern und Angehörigen anderer ethnischer Gruppen zusammen. Sowohl die griechische wie auch die türkische Volksgruppe haben ihre Lebensart und ihre nationale Identität bewahrt. Im Anschluss an die Besetzung Nordzyperns durch türkische Truppen wanderten viele griechische Zyprioten in den Süden der Insel ab. Dies führte zu beinahe vollständig voneinander getrennten Siedlungsgebieten der beiden Bevölkerungsgruppen: Die Griechen bewohnen im Süden der Insel etwa zwei Drittel der Gesamtfläche, die Türken den nördlichen Teil. Dort wurden auch mehrere tausend Türken angesiedelt, die vorher auf dem türkischen Festland, vor allem in Anatolien, gelebt hatten. Die medizinische Versorgung ist in beiden Teilen des Landes ausreichend. Das jährliche Bevölkerungswachstum beträgt etwa 0,52 Prozent (2008). Die mittlere Lebenserwartung liegt bei 78,2 Jahren (2008). Größte Stadt ist die geteilte Hauptstadt Nikosia mit 205 000 Einwohnern (2003); davon leben circa 44 000 im türkischen Teil. Limassol (161 000), Larnaca (71 740) und Famagusta (20 500) sind die größten Hafenstädte des Landes. 3.1 Sprache Die Amtssprachen Zyperns sind Neugriechisch und Türkisch. Sprachwissenschaftler vertreten die Auffassung, dass das zypriotische Griechisch, obwohl es mit dem auf dem Festland gesprochenen Griechisch verwandt ist, dem Altgriechischen näher steht als andere moderne griechische Dialekte. 3.2 Religion Der griechische Teil der Bevölkerung gehört der zypriotischen Kirche an, deren Glaubensauffassungen mit der der griechisch-orthodoxen Kirche identisch ist. Der Erzbischof (Bischof von Nikosia) und die drei Bischöfe der zypriotischen Kirche werden von den Kirchenmitgliedern gewählt. Die türkische Minderheit gehört überwiegend dem Islam an, vor allem der sunnitischen Richtung. Insgesamt 80 Prozent der Zyprer sind orthodoxe Christen, 19 Prozent bekennen sich zum Islam. Weitere kleine religiöse Gruppen bilden die Maroniten (arabische Christen), Katholiken und Juden. 4 BILDUNG UND KULTUR 4.1 Bildungswesen Die griechischsprachige und die türkischsprachige Volksgruppe haben jeweils ihr eigenes Bildungssystem. Das griechisch-zypriotische Bildungswesen untersteht dem Ministerium für Bildung. Die allgemeine Schulpflicht umfasst 9 Jahre (2002-2003). Der Besuch einer Volksschule ist gebührenfrei; im Anschluss daran haben die Schüler die Möglichkeit, eine weiterführende Schule zu besuchen. Das südliche Zypern besitzt eine Universität in Nikosia (Lehrbetrieb seit 1990), technische Schulen, Berufsschulen und Lehrerbildungsanstalten. Die türkisch-zyprischen Bildungseinrichtungen werden von der Republik Nordzypern verwaltet. Es gibt vier Universitäten, die größte befindet sich in Famagusta. Aufgrund der systematischen Förderung des Bildungssektors haben beide Volksgruppen einen hohen Alphabetisierungsgrad; er liegt bei 98 Prozent (2005). 4.2 Kultureinrichtungen Beispiele zypriotischer Volkskunst, die sich aus der traditionellen griechischen Kunst entwickelte, finden sich im Volkskundemuseum (1950) in Nikosia. Das Zypern-Museum (1883) in Nikosia besitzt eine Sammlung altertümlicher Werkzeuge. Wertvolle Funde bezeugen die jahrtausendealte Kultur der Insel. In den Museen von Paphos, Larnaca und Limassol sind weitere sehenswerte Sammlungen ausgestellt. 4.3 Medien Im griechischen Teil werden zwei Radiosender der Regierung von der Zypriotischen Rundfunkgesellschaft betrieben; Fernsehen gibt es seit 1957. Im türkischen Teil können die Programme der Radio- und Fernsehgesellschaft Bayrak empfangen werden. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der formell noch gültigen Verfassung von 1960 ist Zypern eine Präsidialdemokratie. Faktisch besteht Zypern seit der türkischen Intervention von 1974 aus zwei verschiedenen Teilstaaten, die politisch voneinander unabhängig sind: Aus dem griechisch-zypriotischen Teil, dessen Regierung mit ihrem Anspruch, ganz Zypern zu repräsentieren, international anerkannt wird, und der Republik Nordzypern, die allein von der Türkei anerkannt wird. Nationalfeiertag ist der 1. Oktober, an dem die Erlangung der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1960 gefeiert wird. 5.1 Exekutive und Legislative Nach der Verfassung von 1960 liegt die Exekutive in erster Linie beim griechisch-zypriotischen Präsidenten, der von der griechischen Bevölkerung für fünf Jahre gewählt wird. Er ernennt als Chef der Exekutive die Minister. Die Verfassung fordert, dass das türkisch-zyprische Volk den Vizepräsidenten wählt. Die griechisch-zypriotische Regierung verfolgt, so weit es möglich ist, weiter die Ziele der Verfassung von 1960. Die Legislative wird von den 56 Abgeordneten des Parlaments ausgeübt, deren Amtszeit fünf Jahre beträgt. Die für die türkischen Zyprer vorgesehenen 24 Sitze sind unbesetzt. Seit Mitte der siebziger Jahre haben die türkischen Zyprer ihre eigene Regierung und wählen nach der Verfassung der Republik Nordzypern von 1985 mittels Direktwahl für fünf Jahre einen Präsidenten. Die gesetzgebende Gewalt liegt beim 50 Sitze umfassenden Parlament; eine Legislaturperiode dauert fünf Jahre. 5.2 Judikative Nach den 1964 eingeführten Reformen steht der Oberste Gerichtshof an der Spitze des griechisch-zypriotischen Gerichtswesens, dem Schwurgerichte und Bezirksgerichte untergeordnet sind. Das zypriotische Rechtswesen basiert in seinen Grundzügen auf dem englischen Common law. Für das Eherecht sind sieben Kirchengerichte der griechisch-orthodoxen Kirche zuständig. Seit 1975 haben beide Landesteile ein selbständiges Justiz- und Verwaltungssystem. Im türkischen Teil Zyperns fungiert ein Oberster Gerichtshof als Verfassungs-, Appellations- und Verwaltungsgericht. 5.3 Kommunalverwaltung Zypern gliedert sich in sechs Distrikte (im türkischen Norden zwei, im griechischen Süden vier). Die großen Städte werden von städtischen Gesellschaften verwaltet, kleinere von Kommissionen, die sich aus einem Oberhaupt (mukhtar) und einem Ältestenrat (azas) zusammensetzen. 5.4 Politische Parteien Die wichtigsten Parteien in der Republik Zypern sind die Demokratische Sammlungsbewegung (DISY), die Prokommunistische Fortschrittspartei des werktätigen Volkes (AKEL), die Demokratische Partei (DIKO), die Sozialistische Demokratische Union (EDEK) und die Vereinigten Demokraten (EDE). Die bedeutendsten Parteien in der Republik Nordzypern sind die Nationale Einheitspartei (UBP), die Demokratische Partei (DP), die Republikanische Türkische Partei (CTP) und die Kommunale Befreiungspartei (TKP). 5.5 Verteidigung Die beiden Teilstaaten besitzen eigene Streitkräfte. Die griechisch-zypriotische Armee hat eine Stärke von etwa 10 000 Mann (2004), die einen Wehrdienst von 26 Monaten ableisten; zudem gibt es eine 3 700 Mann starke Polizeitruppe. Im türkisch-zyprischen Teil sind ungefähr 35 000 türkische Soldaten stationiert, die regulären Truppen umfassen etwa 4 000 Mann. Die Wehrpflicht dieser Streitkräfte beträgt 24 Monate. Die Vereinten Nationen entsandten 1963 zur Überwachung der Demarkationslinie Friedenstruppen nach Zypern. Mittlerweile sind etwa 1 200 UN-Soldaten auf Zypern stationiert. 6 WIRTSCHAFT Nach der Invasion durch türkische Truppen im Jahr 1974 kam die Wirtschaft Zyperns nahezu zum Erliegen. Die landwirtschaftlich wichtigsten Regionen im Norden mit den Getreide- und Kartoffelanbaugebieten, Fremdenverkehrszentren wie Famagusta, gleichzeitig der bedeutendste Hafen, und Kyrenia sowie ein beträchtlicher Teil der Industrieanlagen kamen dadurch in türkische Hand. Trotz dieser Standortbenachteiligung, einer hohen Arbeitslosenrate wegen der vielen Flüchtlinge aus dem Norden und den Kriegsschäden erlebte die Wirtschaft Südzyperns einen überraschend schnellen Aufschwung; das Wirtschaftsleben hatte sich bereits zu Beginn der achtziger Jahre weitgehend normalisiert. Nach der Teilung Zyperns in einen türkischen Norden und einen griechischen Süden erlebte auch Nordzypern einen wirtschaftlichen Niedergang. Da etwa 200 000 Menschen in den Süden geflüchtet waren (ungefähr 45 000 türkische Zyprer kamen in den Norden), fehlten Fachkräfte, um die industrielle Produktion aufrechtzuerhalten und die Dienstleistungen in den Fremdenverkehrsorten zu gewährleisten. Da die Republik Nordzypern aus politischen Gründen weltweit nicht anerkannt und daher wirtschaftlich boykottiert wird, konnte sich die Wirtschaft des Landes nicht erholen. Aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit von der Türkei und der politischen Isolation ist die wirtschaftliche Lage der Republik Nordzypern auch heute noch schwierig. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Zyperns (einschließlich Nordzypern) beträgt 18 371 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 71,7 Prozent, Industrie 23,2 Prozent, Landwirtschaft 5,1 Prozent); daraus errechnen sich ein BIP pro Einwohner von 23 821,90 US-Dollar und eine Wachstumsrate von 4 Prozent (2006). Die Inflationsrate liegt bei 2,80 Prozent (2006). 5 Prozent der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt, 24 Prozent in der Industrie und 71 Prozent im Dienstleistungssektor (2004). 6.1 Landwirtschaft Noch immer ist die Landwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftszweig des Landes. Hauptanbaugebiet ist die zentrale Ebene mit ihren fruchtbaren Böden, die künstlich bewässert werden. Im Gebirge sind bei hohen Niederschlägen die Böden der hochgelegenen ebenen Flächen meist vernässt und nur bedingt für eine agrarische Nutzung geeignet. An den Hängen sind die Böden häufig flachgründig und steinig. Die Mehrzahl der Parzellen ist klein, und die meisten Ackerflächen werden nach einfachsten Methoden bearbeitet. 10,8 Prozent der Gesamtfläche werden als Ackerland genutzt. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Gemüse, Kartoffeln, Wein (vor allem im Süden), Zitrusfrüchte, Gerste, Weizen, Johannisbrot, Oliven, Erdnüsse, Tabak sowie Obst. Der Ertrag an Getreide und Oliven reicht nicht aus, den eigenen Bedarf zu decken. Die Viehzucht spielt eine bedeutende Rolle: Neben Schafen und Ziegen werden Schweine, Rinder, Esel, Maultiere und Pferde gezüchtet. 6.2 Bergbau Kupfer und Pyrit wurden bereits in vorgeschichtlicher Zeit abgebaut. Zypern war in der antiken Welt ein wichtiger Kupferlieferant; dieser mineralische Rohstoff ist nach Zypern benannt (griechisch: Kypros). Heute werden noch Kupfer, Chrom, Marmor und Ton abgebaut. Insgesamt kommt dem Bergbau jedoch aufgrund der weitgehend bereits ausgebeuteten Lagerstätten eine immer geringere Bedeutung zu. 6.3 Industrie Das produzierende Gewerbe umfasst überwiegend die Verarbeitung von Nahrungsmitteln und Tabak sowie die Herstellung von Textilien, Bekleidung, chemischen Erzeugnissen und Lederwaren. Die industrielle Produktion erfolgt sowohl im griechischen als auch im türkischen Teil Zyperns überwiegend in Kleinbetrieben. 6.4 Währung und Außenhandel Die Währung der Republik Zypern ist seit 2008 der Euro zu 100 Cents, der das Zypern-Pfund zu 100 Cents ablöste. Die Türkische Lira ist die im nördlichen Zypern gültige Währung. In beiden Teilen Zyperns ist die Handelsbilanz negativ: Die Ausgaben für Importe übersteigen die Einnahmen für Exporte. Die Hauptexportgüter des griechischzypriotischen Teils der Insel sind landwirtschaftliche Erzeugnisse (hauptsächlich Kartoffeln, Tabak, Gemüse, Zitrusfrüchte und Wein) und verarbeitete Produkte (vor allem Bekleidung). Die bedeutendsten Einfuhrgüter sind Erdöl, Fahrzeuge, Textilien und Getreide. Großbritannien, Russland, Libanon und Griechenland sind die wichtigsten Handelspartner. Im türkisch-zyprischen Teil werden vorwiegend Agrarprodukte (besonders Zitrusfrüchte) exportiert und Maschinen, Fahrzeuge und chemische Produkte eingeführt. Die Türkei ist der wichtigste Handelspartner und Geldgeber; Hauptabnehmer der türkisch-zyprischen Exportgüter ist Großbritannien. 6.5 Verkehr Das Straßennetz Zyperns hat eine Länge von 12 060 Kilometern (2004); ungefähr die Hälfte davon ist asphaltiert. Es gibt nur sehr wenige Straßenverbindungen zwischen dem Norden und dem Süden. Das Land hat drei internationale Flughäfen: in Larnaca und Páphos (griechischer Teil) und in Tymbou (türkischer Teil); der Flughafen von Nikosia wurde 1974 geschlossen. Die wichtigsten Häfen sind Larnaca und Limassol im Süden sowie Famagusta und Kyrenia im Norden. Es gibt keine Eisenbahn auf der Insel. 6.6 Tourismus Bereits nach der Erlangung der Unabhängigkeit 1960 wurde der Fremdenverkehr gezielt gefördert. Nach der Teilung 1974 erlebte die Tourismusbranche zunächst einen Einbruch, erholte sich jedoch im Süden relativ schnell wieder, obwohl die wichtigsten Fremdenverkehrszentren verloren gegangen waren. Vor allem in Limassol und Lárnaca entstanden neue Anziehungspunkte. Während sich der Fremdenverkehr im griechisch-zyprischen Teil zu einer wichtigen Einnahmequelle entwickelte (etwa 40 Prozent des Exportvolumens), spielt er in Nordzypern eine geringere Rolle. Etwa 80 Prozent der Touristen kommen hier vom türkischen Festland und bringen daher keine Devisen ins Land. 7 GESCHICHTE 7.1 Frühe Geschichte Aufgrund von Kupfervorkommen gab es schon zur Bronzezeit (etwa seit 2500 v. Chr.) Handelsbeziehungen nach Phönizien, Kreta und Ägypten. Die frühesten schriftlichen Zeugnisse gehen auf die Zeit um 1450 v. Chr. zurück, als die Ägypter unter Thutmosis' III. Teile der Insel in Besitz genommen hatten. Die Achäer besiedelten im Zuge ihrer Kolonienbildung die Insel zwischen 1400 und 1180 v. Chr. In den nachfolgenden Jahrhunderten gerieten die seit 900 v. Chr. gegründeten Stadtkönigreiche an der Küste während des 8. Jahrhunderts v. Chr. unter den Einfluss der Assyrer, später der Ägypter (um 550 v. Chr.) und Perser (ab 525 v. Chr.). Während der persischen Herrschaft unternahm König Euagoras I., Herrscher der Stadt Salamis, den ersten in der Inselgeschichte belegten Versuch, die Stadtstaaten Zyperns zu vereinigen. 391 v. Chr. führte Euagoras einen Aufstand gegen die Perser an und ernannte sich zum Herrn der Insel. Kurz nach seinem Tod fiel Zypern jedoch wieder an Persien zurück. Während der folgenden 1 000 Jahre nahmen immer wieder andere Großmächte von der Insel Besitz. Alexander der Große eroberte Zypern 333 v. Chr. Nach seinem Tod 323 v. Chr. fiel die Insel wieder von 294 bis 58 v. Chr. an das ptolemäische Ägypten. Danach annektierte Rom Zypern bis 390 n. Chr. Es folgten die Byzantiner, die zahlreiche arabische Überfälle (ab 632) abwehren mussten. 1191 wurde Zypern von den Truppen Richards I. von England erobert, der die Herrschaft über die Insel an Guido von Lusignan übergab, den nominellen König von Jerusalem. Unter der Lusignan-Dynastie wurden zahlreiche Kreuzritterfestungen gebaut. 1489 konnte sich Venedig gegenüber Genua im Streit um die Insel durchsetzen und herrschte bis 1571, als die Osmanen nach Zypern kamen und bis 1878 die Oberherrschaft behielten. Da die Türkei im Russisch-Türkischen Krieg von 1877/78 eine Niederlage erlitten hatte, musste sie die Insel räumen. Aufgrund der Beschlüsse des Berliner Kongresses übernahm Großbritannien treuhänderisch die Verwaltung von Zypern. 7.2 Zypern unter britischer Verwaltung Auf der Grundlage des Ermächtigungsabkommens, das das Osmanische Reich und Großbritannien am 4. Juni 1878 unterzeichnet hatten, erhielt Großbritannien für eine jährliche Pacht von circa 500 000 US-Dollar die uneingeschränkte Macht über Zypern; das Osmanische Reich behielt das formelle Eigentumsrecht. Als die Briten 1879 die Verwaltung übernahmen, wurde ihnen eine Petition vom Erzbischof und der griechischen Bevölkerung vorgelegt, in der sie die Enosis (Union) forderten, d. h. den politischen Anschluss Zyperns an das Königreich Griechenland. London lehnte diese Forderung ab. Der Eintritt des Osmanischen Reiches in den 1. Weltkrieg (1914-1918) an der Seite der Mittelmächte hatte zur Folge, dass Großbritannien den Vertrag von 1878 im November 1914 annullierte und Zypern annektierte. Im Frieden von Lausanne (1923) erkannte die Türkei die britische Annexion Zyperns an, und zwei Jahre später wurde die Insel britische Kronkolonie. 1931 führte die Unzufriedenheit über die britische Mandatsmacht zu schweren antibritischen Unruhen, die von den Briten niedergeschlagen wurden. Großbritannien löste den gesetzgebenden Rat auf und verbot alle politischen Parteien. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges (1945) erhob erneut die Unabhängigkeitsbestrebung Enosis ihre Forderungen auf Selbständigkeit. Die Mandatsmacht verabschiedete 1946 eine Verfassungsreform, die zur Selbstverwaltung Zyperns führen sollte. Inzwischen hatten auch die populäre Fortschrittspartei des werktätigen Volkes AKEL (Anorthotikon Komma Ergazomenou Laou) und seit 1948 auch der Bischof Mihail Muskos, der spätere Makarios III., der Enosis-Bewegung ihre volle Unterstützung zugesichert. Im Januar 1950 lehnten die Briten das von ihm geforderte Plebiszit über die Enosis ab. In einer Volksbefragung, die die Kirche durchführte, stimmten jedoch 95,7 Prozent der griechischen Zyprioten für eine Union mit Griechenland. Im Oktober 1950 wurde Bischof Muskos als Makarios III. Erzbischof von Zypern. Er war Anführer der Enosis, die mit Terrorakten ihres militärischen Arms, der griechischnationalistischen Widerstandsbewegung EOKA (Ethniki Organosis Kypriakou Agonos), gegen die Briten kämpfte. Seit 1953 war es zu regelrechten Gefechten gekommen. Im August 1954 bemühte sich Griechenland erfolglos darum, die Zypern-Frage vor die Vollversammlung der UN ( United Nations: Vereinte Nationen) zu bringen. Die Türkei machte immer wieder deutlich, dass sie einem Zusammenschluss von Zypern und Griechenland nicht zustimmen werde und beharrte auf seinen Gebietsansprüchen. Anfang 1956 verbannte die britische Regierung Erzbischof Makarios und den Bischof von Kyrenia ins Exil auf die Seychellen. Auf Zypern wurde der Notstand ausgerufen. Anfang 1957 setzte sich die Vollversammlung der UN für Verhandlungen ein. Die EOKA forderte als Vorbedingung die Freilassung der Kirchenmänner. Der Erzbischof wurde zwar freigelassen, doch er konnte nicht nach Zypern zurückkehren. 7.3 Unabhängigkeit von Großbritannien Ein von Großbritannien, Griechenland und der Türkei in Zürich geschlossener Vertrag (1959) führte zu einer Einigung über die allgemeine Form der Verfassung einer unabhängigen Republik Zypern. Großbritannien behielt die Oberhoheit über zwei militärische Stützpunkte. Erzbischof Makarios, der am 1. März nach Zypern zurückkehrte, wurde am 13. Dezember zum Staatspräsidenten gewählt; Faz?l Küçük, ein türkischer Zyprer, wurde Vizepräsident. Am 16. August 1960 proklamierte der Staatspräsident die Unabhängigkeit Zyperns, das in die UN und den Commonwealth of Nations aufgenommen wurde. Im Dezember 1963 kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der griechischen und türkischen Volksgruppe, nachdem Makarios eine Verfassungsänderung durchführen wollte, in der das Vetorecht der türkischen Minderheit eingeschränkt werden sollte. Während die türkische Volksgruppe die Teilung des Landes forderte, hielten die griechischen Zyprioten an einem ungeteilten Staat fest. Die Gewaltakte mündeten in bürgerkriegsähnliche Kämpfe, es kam zu regelrechten Pogromen gegen die türkische Minderheit. Griechenland als auch die Türkei drohten mit Interventionen, britische Truppen versuchten die Kämpfe zu unterbinden. Die UN entsandte eine Friedenstruppe (UNIFICP), die die Insel kontrollieren sollte. Am 10. August 1964 wurde eine UN-Resolution, die den Waffenstillstand forderte, angenommen. Damit endeten die Kämpfe zwischen den verfeindeten Gruppen. Die Insel war aber faktisch durch die so genannte Green Line zwischen griechischen und türkischen Gebieten geteilt. Die UN bemühte sich erfolglos um eine Lösung des Konflikts. Makarios wurde 1968 und 1973 in seinem Amt bestätigt. Anfang der siebziger Jahre nahmen die Spannungen zwischen den Volksgruppen wieder zu und führten zum Putsch vom 15. Juli 1974. Makarios wurde von Mitgliedern der zypriotischen Nationalgarde seines Amtes enthoben. Die Nationalgarde, die enge Verbindungen zur griechischen Regierung hatte, setzte Nikos Sampson, den ehemaligen radikalen Führer der EOKA-Kampforganisation, der für das brutale Vorgehen gegen die türkische Minderheit 1963 verantwortlich war, als neuen Präsidenten ein. Sampson wurde jedoch am 23. Juli von Glafkos Klerides, dem Präsidenten des zypriotischen Abgeordnetenhauses, abgelöst, nachdem türkische Truppen am 20. Juli auf der Insel gelandet waren. Ende August hatten die Türken nach schweren Kämpfen das nördliche Drittel der Insel unter ihre Kontrolle gebracht. Im Dezember kehrte Makarios nach Zypern zurück und übernahm erneut das Präsidentenamt. 7.4 Politische Spaltung Am 13. Februar 1975 wurde im türkisch besetzten Teil ein halbautonomer ,,Türkischer Föderationsstaat Zypern" ausgerufen. In den 1975 unter UN-Schirmherrschaft geführten Gesprächen wurde auf einen Föderationsstaat mit griechischen und türkischen Zonen hingearbeitet. Die griechischen Bewohner Zyperns bestanden nach wie vor auf eine zentrale Regierung für den gesamten Staat, die Bewohner des türkischen Teils verlangten einen eigenen gleichberechtigten Staat. Nach dem Tod von Makarios (1977) wurde Spyros Kyprianou sein Nachfolger, der im Februar 1983 wieder gewählt wurde. Rauf R. Denktasch der türkisch-zyprische Präsident, erklärte im November 1983 den Norden der Insel als Republik Nordzypern einseitig für unabhängig, die aber international nur von der Türkei anerkannt wurde. George Vassiliou setzte sich in den Präsidentschaftswahlen von 1988 gegen Klerides und Kyprianou durch. 1991 nahm die UN eine Resolution an, die auf die Gründung eines Föderationsstaates aus zwei politisch gleichgestellten Sektoren drängte. Die Präsidentschaftswahlen von 1993 verlor Vassiliou gegen Klerides, den Kandidaten der konservativen Demokratischen Sammlungsbewegung. Bei den Parlamentswahlen vom Mai 1996 konnte sich die konservative Regierungskoalition mit knapper Mehrheit durchsetzen. Stärkste Partei wurde die von Staats- und Regierungschef Klerides geführte Demokratische Sammlungsbewegung (DISY) vor der oppositionellen Prokommunistischen Fortschrittspartei des werktätigen Volkes (AKEL). Beide Inselteile blieben weiterhin voneinander getrennt. Der gesamte Außenhandel Nordzyperns musste über die Türkei abgewickelt werden. Lediglich Diplomaten, das Personal der Vereinten Nationen und manche ausländische Geschäftsleute durften die Grenze überqueren. Im August 1996 kam es an der Grenze zwischen beiden Teilen Zyperns zu Zwischenfällen, nachdem griechisch-zypriotische Demonstranten in die von den Vereinten Nationen kontrollierte Pufferzone vorgedrungen waren. Dabei wurden zwei griechische Zyprioten von türkischen Streitkräften erschossen. Die Vorfälle führten zu verschärften Spannungen auch zwischen den Regierungen in Athen und Ankara. Im Februar 1998 wurde Klerides im Präsidentenamt bestätigt. Im März 1998 nahm die Europäische Union (EU) offiziell Beitrittsverhandlungen mit Zypern auf; Zypern hatte bereits 1990 sein Beitrittsgesuch zur EU gestellt. Aus den im Dezember 1998 abgehaltenen Parlamentswahlen der Republik Nordzypern ging Ministerpräsident Dervi? Ero?lu, der Vorsitzende der Nationalen Einheitspartei, als Sieger hervor. Im Juli 1999 vereinbarten die Republik Nordzypern und die Türkei die Bildung einer gemeinsamen Wirtschaftszone. Bei den Präsidentschaftswahlen im April 2000 zog Ero?lu nach einem ersten Wahlgang überraschend seine Kandidatur zurück. Ero?lu erhielt nur 30 Prozent der Stimmen, während sein Gegenkandidat Rauf R. Denktasch 43,6 Prozent der Stimmen gewann. Ero?lus Schritt machte eine Stichwahl überflüssig. Denktasch begann mit seiner Vereidigung am 24. April 2000 seine zweite Amtszeit. Bei den Parlamentswahlen vom 27. Mai 2001 erreichte die Fortschrittspartei (AKEL) 20 der zu vergebenden 56 Parlamentssitze und wurde damit stärkste politische Kraft. Das bürgerliche Lager behauptet jedoch weiterhin die Mehrheit im Parlament; die Demokratische Sammlungsbewegung (DISY) von Staatspräsident Klerides erhielt 19 Mandate, die Demokratische Partei 9 Sitze. 7.4.1 Chance zur Wiedervereinigung Im Dezember 2001 vereinbarten Klerides und Denktasch die Aufnahme von Verhandlungen. Damit kamen sie einer Aufforderung der EU nach, die die gesamte Insel als neuen Mitgliedsstaat aufnehmen möchte. Die langwierigen, bis Juli 2002 dauernden Verhandlungen, in die sich schließlich auch UN-Generalsekretär Kofi Annan einschaltete, brachten jedoch keinen Durchbruch in den strittigen Fragen. Klerides forderte einen einheitlichen Staat mit föderativer Verfassung, Denktasch eine Konföderation zweier unabhängiger Staaten. Die Europäische Union bestand auf ihrer Haltung, dass Zypern in dem Bündnis nur mit einer Regierung vertreten sein könnte. Die Verhandlungen wurden auch durch die zwischenzeitliche Drohung hochrangiger türkischer Politiker erschwert, im Fall eines EU-Beitritts des griechischen Teils von Zypern den Nordteil der Insel zu annektieren. Andererseits drohte der EU-Staat Griechenland mit einer Blockade der geplanten Erweiterung der Union im Fall einer Verzögerung der Aufnahme Zyperns. Im November 2002 legten die Vereinten Nationen einen Plan zur Lösung des Konflikts vor. Der Plan sah die Gründung eines Staatenbundes nach Schweizer Vorbild vor. Der künftige Staat sollte demnach über eine gemeinsame Bundesregierung sowie zwei gleichberechtigte Teilregierungen für die griechische und türkische Bevölkerungsgruppe verfügen. Zudem sollte die türkische Seite im Lauf von drei Jahren circa 8 Prozent des besetzten Territoriums an den griechischen Teil der Insel zurückgeben. Außerdem sollte ein stufenweiser Abzug der türkischen Militärkräfte aus Nordzypern erfolgen. Bei den Präsidentschaftswahlen vom 16. Februar 2003 setzte sich Tassos Papadopoulos von der oppositionellen Demokratischen Partei (DIKO) gegen Amtsinhaber Glafkos Klerides durch. Am 1. März 2003 übernahm Papadopoulos das Amt des Staatsoberhauptes. Damit der UN-Plan zur Wiedervereinigung umgesetzt werden könne, forderte UN-Generalsekretär Annan Papadopoulos und Denktasch auf, Referenden über diesen Plan durchzuführen. Er bekräftigte die UN-Position, wonach die Unterzeichnung des Planes bis Mitte April 2004 zu erfolgen habe; andernfalls werde nur der griechische Teil Zyperns wie vorgesehen im Mai 2004 in die EU aufgenommen. Nach der Ablehnung der UN-Forderung nach einem Referendum durch die türkisch-zyprische Seite erklärte Annan am 11. März 2003 die Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft für gescheitert. Vertreter der EU bekräftigten daraufhin erneut, Zypern dennoch im Mai 2004 in die EU aufnehmen zu wollen. Dies bedeutet, dass rechtlich zwar die gesamte Insel EU-Mitglied wird, das EU-Recht jedoch nur im griechisch-zypriotischen Teil angewandt werden kann. In der Folgezeit kam es in Nordzypern, wo der Großteil der Bevölkerung eine Wiedervereinigung befürwortet, zu großen Demonstrationen gegen die Regierung Denktasch. Um die Lage in Nordzypern zu beruhigen, ließ Denktasch im April 2003 überraschend die Grenze zwischen dem türkischen Norden und dem griechischen Süden für Tagesbesuche öffnen; damit waren erstmals seit fast 30 Jahren Besuche im jeweils anderen Teil der Insel möglich. Die neue Reisefreiheit wurde von der Bevölkerung umfassend genutzt. Bei den Parlamentswahlen im türkischen Nordzypern am 14. Dezember 2003 konnte die Opposition, die eine Wiedervereinigung mit dem griechischen Süden und einen Beitritt zur EU bejaht, die Anzahl ihrer Sitze mehr als verdoppeln, während die Regierungsparteien etwa ein Drittel ihrer Mandate verloren - ein relativ deutliches Votum gegen die starre Position der Regierung Denktasch. Allerdings kamen beide Lager, Regierung wie Opposition, auf je 25 Sitze, so dass sich eine schwierige Pattsituation ergab. Mit der Regierungsbildung beauftragte Denktasch den Führer der stärksten Partei, Mehmet Ali Talat von der bisher oppositionellen, EU-freundlichen RepublikanischTürkischen Partei (CTP). Talat bildete eine Koalition mit der Demokratischen Partei (DP), einer der bisherigen Regierungsparteien, die von Denktaschs Sohn Serdar Denktasch geführt wurde. Serdar Denktasch gilt als flexibler als sein Vater, dem vorgeworfen wird, die zahlreichen internationalen Friedensmissionen immer wieder zum Scheitern gebracht zu haben. Talat strebte eine Lösung des Zypernproblems auf der Basis des UN-Planes bis zum 1. Mai 2004 an, dem Termin des EU-Beitritts des griechischen Teiles von Zypern. Im Januar 2004 erklärte sich auch die türkische Regierung zur Wiederaufnahme von Verhandlungen auf der Basis des UN-Plans und unter dem Dach der UN bereit; allerdings lehnten einflussreiche Teile des Militärs eine Wiedervereinigung der Insel weiterhin prinzipiell ab. Griechenland begrüßte die Aussicht auf neue Verhandlungen. Beide Seiten auf der Insel selbst, die griechisch-zypriotische wie auch die türkisch-zyprische, verlangten jedoch noch Änderungen an dem UN-Plan. Im Februar 2004 legte Annan seine Vorgaben für eine neue Verhandlungsrunde vor. Verhandlungsgrundlage war wieder der knapp ein Jahr zuvor gescheiterte UN-Plan, aber der Zeitplan war angesichts des bevorstehenden EU-Beitritts Zyperns am 1. Mai 2004 außerordentlich straff: Nach eintägigen Auftaktsverhandlungen in New York sollten die beiden Seiten, griechische und türkische Zyprer, bis längstens zum 25. März in Nikosia weiterverhandeln; falls bis dahin noch keine Übereinkunft gefunden wäre, sollten anschließend die so genannten Garantiemächte Griechenland und Türkei zu den Verhandlungen hinzugezogen werden. Wäre dann noch keine Einigung zustande gekommen, würde Annan selbst über die noch strittigen Punkte entscheiden und dieses Ergebnis bis zum 31. März den beiden zyprischen Parteien sowie den Garantiemächten vorlegen. Anschließend hätten beide Seiten 20 Tage Zeit, um jeweils in ihrem Teil der Insel eine Volksabstimmung durchzuführen. Spräche sich dann nur eine Volksgruppe gegen den Plan aus, könnte nur der griechische Süden - wie geplant - am 1. Mai 2004 der EU beitreten. Die Verhandlungen liefen entsprechend dem Zeitplan ab, und sie scheiterten erneut - obwohl die beiden zyprischen Seiten unter erheblich größerem Druck standen, zu einer Einigung zu kommen, als all die 30 Jahre zuvor seit der Teilung der Insel 1974. Am Ende entschied Annan - wie angekündigt - einige umstrittene Punkte. Die Türkei sowie der türkisch-zyprische Verhandlungsführer Talat akzeptierten das Ergebnis, Griechenland und der griechisch-zypriotische Vertreter Papadopoulos lehnten es ab, da ihrer Meinung nach den Türken zu große Zugeständnisse gemacht wurden. Papadopoulos forderte die griechischen Zyprioten auf, bei der für den 24. April 2004 anberaumten Volksabstimmung gegen den Wiedervereinigungsplan zu stimmen. Denktasch auf der anderen Seite tat dasselbe, denn er lehnte im Gegensatz zu der türkischen Regierung und seinem Ministerpräsidenten Talat den Plan ebenfalls ab. Bei der Volksabstimmung, die wie geplant am 24. April 2004 stattfand, sprachen sich etwa 65 Prozent der türkischen Zyprer für eine Wiedervereinigung mit dem griechischen Süden aus, während die griechischen Zyprioten eine Wiedervereinigung mit rund 75 Prozent der Stimmen ablehnten. Die Wiedervereinigung war somit - vorerst - gescheitert. Die Vereinten Nationen, insbesondere Kofi Annan, bedauerten diesen Ausgang des Referendums, die EU reagierte mit Kritik. Am 1. Mai 2004 trat nun zwar de jure die gesamte Insel der EU bei, de facto jedoch nur der griechische Süden, und auch der Euro, der zum 1. Januar 2008 in Zypern eingeführt wurde, gilt nur im Süden als gesetzliches Zahlungsmittel. Eine weitere Folge des gescheiterten Referendums war der Austritt einiger Parlamentarier aus der Regierungskoalition in Nordzypern; somit hatte die erste nordzyprische Regierung, die ernsthaft auf eine Wiedervereinigung der Insel hinarbeitete, ihre Mehrheit im Parlament verloren. Die vorgezogenen Neuwahlen vom 20. Februar 2005, die aufgrund der Austritte nötig geworden waren, änderten die Machtverhältnisse jedoch wieder, und zwar klar zugunsten von Talats Koalition: Sie gewann 30 der insgesamt 50 Mandate; davon entfielen allein auf Talats CTP 24 Mandate, Serdar Denktaschs DP kam auf sechs Mandate. Die großen Zugewinne für Talats CTP - sie verbesserte sich gegenüber den Wahlen von 2003 um fast 10 Prozent bzw. sechs Sitze - wurden als Beleg dafür gewertet, dass die Mehrheit der türkischen Zyprer weiterhin die Wiedervereinigung der Insel anstrebt. Die Präsidentschaftswahlen am 17. April 2005 gewann dann auch erwartungsgemäß Talat, und zwar mit mehr als 55 Prozent der Stimmen. Rauf Denktasch, der fast 30 Jahre lang Nordzypern regiert und die Zypern-Politik dominiert hatte, war zu den Wahlen nicht mehr angetreten. Bei den Parlamentswahlen in der Republik Zypern am 21. Mai 2006 wurde die regierende Koalition von Präsident Papadopoulos klar bestätigt: Seine Partei, die DIKO, verbesserte sich auf 17,9 Prozent der Stimmen (elf Mandate), die Koalitionspartner AKEL und EDEK kamen auf 31,2 bzw. 8,9 Prozent (18 bzw. fünf Mandate); die Regierung verfügte also über eine klare Mehrheit im Parlament. Papadopoulos wertete das Wahlergebnis als Bestätigung seiner vereinigungskritischen Politik. Die Präsidentschaftswahlen im Februar 2008 allerdings entschieden diejenigen, die eine Wiederaufnahme des Dialogs mit dem Norden befürworteten: Papadopoulos wurde schon im ersten Wahlgang abgewählt; neuer Präsident wurde Dimitris Christofias (AKEL), der die Wiedervereinigung der Insel an die oberste Stelle seiner Agenda gesetzt hatte. 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« Ministerium für Bildung.

Die allgemeine Schulpflicht umfasst 9 Jahre (2002–2003).

Der Besuch einer Volksschule ist gebührenfrei; im Anschluss daran haben die Schüler dieMöglichkeit, eine weiterführende Schule zu besuchen.

Das südliche Zypern besitzt eine Universität in Nikosia (Lehrbetrieb seit 1990), technische Schulen, Berufsschulen undLehrerbildungsanstalten. Die türkisch-zyprischen Bildungseinrichtungen werden von der Republik Nordzypern verwaltet.

Es gibt vier Universitäten, die größte befindet sich in Famagusta.

Aufgrundder systematischen Förderung des Bildungssektors haben beide Volksgruppen einen hohen Alphabetisierungsgrad; er liegt bei 98 Prozent (2005). 4.2 Kultureinrichtungen Beispiele zypriotischer Volkskunst, die sich aus der traditionellen griechischen Kunst entwickelte, finden sich im Volkskundemuseum (1950) in Nikosia.

Das Zypern-Museum(1883) in Nikosia besitzt eine Sammlung altertümlicher Werkzeuge.

Wertvolle Funde bezeugen die jahrtausendealte Kultur der Insel.

In den Museen von Paphos, Larnacaund Limassol sind weitere sehenswerte Sammlungen ausgestellt. 4.3 Medien Im griechischen Teil werden zwei Radiosender der Regierung von der Zypriotischen Rundfunkgesellschaft betrieben; Fernsehen gibt es seit 1957.

Im türkischen Teil könnendie Programme der Radio- und Fernsehgesellschaft Bayrak empfangen werden. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der formell noch gültigen Verfassung von 1960 ist Zypern eine Präsidialdemokratie.

Faktisch besteht Zypern seit der türkischen Intervention von 1974 aus zweiverschiedenen Teilstaaten, die politisch voneinander unabhängig sind: Aus dem griechisch-zypriotischen Teil, dessen Regierung mit ihrem Anspruch, ganz Zypern zurepräsentieren, international anerkannt wird, und der Republik Nordzypern, die allein von der Türkei anerkannt wird.

Nationalfeiertag ist der 1.

Oktober, an dem dieErlangung der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1960 gefeiert wird. 5.1 Exekutive und Legislative Nach der Verfassung von 1960 liegt die Exekutive in erster Linie beim griechisch-zypriotischen Präsidenten, der von der griechischen Bevölkerung für fünf Jahre gewähltwird.

Er ernennt als Chef der Exekutive die Minister.

Die Verfassung fordert, dass das türkisch-zyprische Volk den Vizepräsidenten wählt.

Die griechisch-zypriotischeRegierung verfolgt, so weit es möglich ist, weiter die Ziele der Verfassung von 1960.

Die Legislative wird von den 56 Abgeordneten des Parlaments ausgeübt, derenAmtszeit fünf Jahre beträgt.

Die für die türkischen Zyprer vorgesehenen 24 Sitze sind unbesetzt. Seit Mitte der siebziger Jahre haben die türkischen Zyprer ihre eigene Regierung und wählen nach der Verfassung der Republik Nordzypern von 1985 mittels Direktwahl fürfünf Jahre einen Präsidenten.

Die gesetzgebende Gewalt liegt beim 50 Sitze umfassenden Parlament; eine Legislaturperiode dauert fünf Jahre. 5.2 Judikative Nach den 1964 eingeführten Reformen steht der Oberste Gerichtshof an der Spitze des griechisch-zypriotischen Gerichtswesens, dem Schwurgerichte und Bezirksgerichteuntergeordnet sind.

Das zypriotische Rechtswesen basiert in seinen Grundzügen auf dem englischen Common law.

Für das Eherecht sind sieben Kirchengerichte dergriechisch-orthodoxen Kirche zuständig.

Seit 1975 haben beide Landesteile ein selbständiges Justiz- und Verwaltungssystem.

Im türkischen Teil Zyperns fungiert einOberster Gerichtshof als Verfassungs-, Appellations- und Verwaltungsgericht. 5.3 Kommunalverwaltung Zypern gliedert sich in sechs Distrikte (im türkischen Norden zwei, im griechischen Süden vier).

Die großen Städte werden von städtischen Gesellschaften verwaltet,kleinere von Kommissionen, die sich aus einem Oberhaupt (mukhtar) und einem Ältestenrat (azas) zusammensetzen. 5.4 Politische Parteien Die wichtigsten Parteien in der Republik Zypern sind die Demokratische Sammlungsbewegung (DISY), die Prokommunistische Fortschrittspartei des werktätigen Volkes(AKEL), die Demokratische Partei (DIKO), die Sozialistische Demokratische Union (EDEK) und die Vereinigten Demokraten (EDE). Die bedeutendsten Parteien in der Republik Nordzypern sind die Nationale Einheitspartei (UBP), die Demokratische Partei (DP), die Republikanische Türkische Partei (CTP)und die Kommunale Befreiungspartei (TKP). 5.5 Verteidigung Die beiden Teilstaaten besitzen eigene Streitkräfte.

Die griechisch-zypriotische Armee hat eine Stärke von etwa 10 000 Mann (2004), die einen Wehrdienst von 26 Monatenableisten; zudem gibt es eine 3 700 Mann starke Polizeitruppe.

Im türkisch-zyprischen Teil sind ungefähr 35 000 türkische Soldaten stationiert, die regulären Truppenumfassen etwa 4 000 Mann.

Die Wehrpflicht dieser Streitkräfte beträgt 24 Monate.

Die Vereinten Nationen entsandten 1963 zur Überwachung der DemarkationslinieFriedenstruppen nach Zypern.

Mittlerweile sind etwa 1 200 UN-Soldaten auf Zypern stationiert. 6 WIRTSCHAFT Nach der Invasion durch türkische Truppen im Jahr 1974 kam die Wirtschaft Zyperns nahezu zum Erliegen.

Die landwirtschaftlich wichtigsten Regionen im Norden mit denGetreide- und Kartoffelanbaugebieten, Fremdenverkehrszentren wie Famagusta, gleichzeitig der bedeutendste Hafen, und Kyrenia sowie ein beträchtlicher Teil derIndustrieanlagen kamen dadurch in türkische Hand.

Trotz dieser Standortbenachteiligung, einer hohen Arbeitslosenrate wegen der vielen Flüchtlinge aus dem Norden undden Kriegsschäden erlebte die Wirtschaft Südzyperns einen überraschend schnellen Aufschwung; das Wirtschaftsleben hatte sich bereits zu Beginn der achtziger Jahreweitgehend normalisiert. Nach der Teilung Zyperns in einen türkischen Norden und einen griechischen Süden erlebte auch Nordzypern einen wirtschaftlichen Niedergang.

Da etwa 200 000 Menschenin den Süden geflüchtet waren (ungefähr 45 000 türkische Zyprer kamen in den Norden), fehlten Fachkräfte, um die industrielle Produktion aufrechtzuerhalten und dieDienstleistungen in den Fremdenverkehrsorten zu gewährleisten.

Da die Republik Nordzypern aus politischen Gründen weltweit nicht anerkannt und daher wirtschaftlichboykottiert wird, konnte sich die Wirtschaft des Landes nicht erholen.

Aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit von der Türkei und der politischen Isolation ist diewirtschaftliche Lage der Republik Nordzypern auch heute noch schwierig. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Zyperns (einschließlich Nordzypern) beträgt 18 371 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 71,7 Prozent, Industrie 23,2 Prozent,Landwirtschaft 5,1 Prozent); daraus errechnen sich ein BIP pro Einwohner von 23 821,90 US-Dollar und eine Wachstumsrate von 4 Prozent (2006).

Die Inflationsrate liegt. »

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