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Elias Canetti (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Elias Canetti (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Elias Canetti (1905-1994), Schriftsteller. Mit seinem Roman Die Blendung (1935), der sozialphilosophischen Studie Masse und Macht (1960) sowie seiner dreibändigen Autobiographie schuf er einen eindrucksvollen Reflex des 20. Jahrhunderts. 1981 wurde er mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Canetti wurde am 25. Juli 1905 als Sproß einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie im bulgarischen Rustschuk geboren; seine Eltern waren als sephardische Juden ihren kulturellen Traditionen stark verhaftet. Erst mit acht Jahren erlernte Canetti die elterliche ,,Zaubersprache" Deutsch, in der er zeit seines Lebens schrieb. Seine Jugend war von großer Rastlosigkeit geprägt. 1911 wanderte die Familie nach Manchester aus, wo Canetti die Schule besuchte. Nach dem Tod des Vaters zog die Mutter 1913 nach Lausanne, im Herbst desselben Jahres nach Wien, 1916 nach Zürich und 1921 nach Frankfurt am Main. Nach dem Abitur kehrte Canetti 1924 nach Wien zurück, um Chemie zu studieren. 1929 schloss er sein Studium mit einer Promotion ab. In Wien lernte er Karl Kraus kennen, der zu seinem literarischen Vorbild avancierte. Während eines Aufenthalts in Berlin Ende der zwanziger Jahre wurde er u. a. mit Isaak Babel, George Grosz und Bert Brecht bekannt. Nach seiner Rückkehr nach Wien verkehrte Canetti in den führenden kulturellen Zirkeln der Donaumetropole; so pflegte er intensiven geistigen Austausch mit Literaten wie Hermann Broch, Robert Musil und Franz Werfel , dem Bildhauer Fritz Wotruba sowie dem Komponisten Alban Berg. Auch machte er über deren Tochter Anna die Bekanntschaft der Witwe Gustav Mahlers, Alma Mahler-Werfel. Anfang der dreißiger Jahre übersetzte Canetti die Bücher Upton Sinclairs für den Malik-Verlag und schrieb zwei Dramen, Die Hochzeit (1932) und Komödie der Eitelkeit (1934). Canettis einziger Roman, Die Blendung (1935), war schon fünf Jahre zuvor entstanden und ursprünglich als erster Teil eines literarischen Zyklus aus insgesamt acht Büchern angelegt. Figuren des geplanten Zyklus Comèdie Humaine an Irren sollten grotesk überzeichnete Zeittypen darstellen. In Die Blendung steht der weltfremde Sinologe Dr. Peter Kien im Vordergrund, der in einem selbstzerstörerischen Wahn den Gegensatz zwischen Vergeistigung (,,Kopf") und Leben (,,Welt") psychisch nicht mehr verarbeiten kann und am Ende mit seinen Büchern verbrennt; ursprüngliche sollte der Roman den Titel Kant fängt Feuer tragen. Er thematisiert die zunehmende Selbstentfremdung des Individuums sowie die Zerstörung der Kultur angesichts einer autoritären Massengesellschaft, die im Faschismus mündet. Canettis pointierte Charakterisierung von Personen aus dem Umfeld Kiens lassen diese symbolhaft als Prototypen einer vom Untergang bedrohten Zivilisation erscheinen. Canetti lebte viele Jahre mit seiner Frau Veza Taubner-Calderon, die er 1934 in Wien geheiratet hatte, in London. Anfang der neunziger Jahre erschienen Erzählungen (Geduld bringt Rosen), der Roman Die gelbe Straße und das Stück Der Oger von Veza Canetti in einer Neuauflage. Nach dem Tod seiner Frau Veza 1963 lebte Canetti zeitweise in Paris, nach seiner zweiten Ehe mit Hera Buschor 1971 wurde Zürich neben London sein zweiter Wohnsitz. 1972 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet, 1981 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Canetti starb zurückgezogen am 14. August 1994 in Zürich. 2 WERK Canettis Dramen sind als zeitanalytische Grotesken konzipiert, die die Themen Angst, Isolation, Tod und Herrschaft variieren. Die Hochzeit ist eine in Anlehnung an Georg Büchners Woyzeck argumentierende Parabel über die korrupte und von sexueller wie materieller Gier gekennzeichnete bürgerliche Gesellschaft, die in einer selbstmörderischen Apokalypse zugrunde geht. In Komödie der Eitelkeit wird in einem totalitären Staat ein Verbot von Spiegeln erlassen; diese Grundidee lässt das Geschehen auf der Bühne zum Zerrbild der Zeit geraten. Die Protagonisten lassen sich zu Exzessen hinreißen, die Gesellschaft gerät aus den Fugen. Beide Stücke, in den dreißiger Jahren entstanden, wurden erst 1965 in Braunschweig uraufgeführt; die Inszenierung von Die Hochzeit löste einen Theaterskandal aus. In dem 1952 geschriebenen und 1956 uraufgeführten dritten Drama Die Befristeten gestaltet Canetti sein Lebensthema, die Auseinandersetzung mit der Macht des Todes. In seinem großen soziologisch-philosophischen Essay Masse und Macht (1960) untersuchte Canetti die Rolle von Individuum und Gesellschaft anhand von Machtverhältnissen wie z. B. im Nationalsozialismus: Canetti beschreibt die Gefährdung des Individuums, das seine Persönlichkeit verliert und zugleich der Massenpsychose erliegt. Zu dieser Untersuchung hatte ihn eine Demonstration am 15. Juli 1927 in Zusammenhang mit dem Brand des Wiener Justizpalastes und den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten angeregt. In Masse und Macht versucht Canetti, die verschiedensten Erscheinungsformen von Massenphänomenen und Machtstrukturen durch anthropologisches Material zu belegen und zu beschreiben. Canetti veröffentlichte keine weiteren größeren sozialphilosophischen Werke, sondern verband seine Gedankenarbeit in so genannten Aufzeichnungen in zum Teil aphoristischer Form mit biographischen Notaten: Hierzu gehören Die Provinz des Menschen. Aufzeichnungen 1942-1972 (1973); Das Geheimherz der Uhr. Aufzeichnungen 1973-1985 (1987); Die Fliegenpein. Aufzeichnungen (1991) und Nachträge aus Hamstead. Aufzeichnungen 1954-1971 (1994). In Zusammenhang mit seinen Aufzeichnungen aus den Jahren 1965 bis 1973 steht seine Kurzprosa, die in dem Band Der Ohrenzeuge 1974 veröffentlicht wurde. Auch dieser Band enthält Reflexionen, Aphorismen, Entwürfe und Charakterstudien. Canetti typisierte hier surreale oder groteske Figuren im poetischen Verfahren der Übertreibung, um über die Fiktionalität dieser Charaktere (Die Schuldige, Der Verlierer, Der Demutsahne usw.) den realistischen Gehalt menschlicher Wesenzüge und Eigenarten zu beschreiben: ,,Die Welt wimmelt von Charakteren, man braucht sie nur zu erfinden, um sie zu sehen." Mit großem psychologischem Einfühlungsvermögen hat Canetti die Briefwechsel zwischen Felice Bauer und Franz Kafka (Der andere Prozeß, 1969) und zwischen Sidonie von Nádhérny und Karl Kraus (enthalten in dem Band Das Gewissen der Worte, 1975, der Reden und Aufsätze enthält) analysiert. In den drei autobiographischen Bänden Die gerettete Zunge. Geschichte einer Jugend (1977), Die Fackel im Ohr (1980) und Das Augenspiel (1985) evoziert Canetti sein Leben bis zum Jahr 1937 vor dem Untergang der bürgerlichen Epoche. Teil 1, Die gerette Zunge, ist den Kindheitsjahren und der Eroberung der Sprache bzw. Literatur gewidmet; Teil 2, Die Fackel im Ohr, eine Anspielung auf die Zeitschrift Die Fackel von Karl Kraus, behandelt die Begegnung mit seinem literarischen Vorbild und anderen Wiener Intellektuellen; Teil 3 schildert die Begegnung mit dem Kreis um Alma Mahler-Werfel. Vor- und Rücksprünge in der Chronologie und Kommentare reflektieren die Erlebnisse Canettis, die Zeitereignisse und die persönlichen wie intellektuellen Erfahrungen seines Lebens und machen diese Autobiographie zu einem geglückten Versuch, anhand von biographischem Material sowie der Werk- und Wirkungsgeschichte die eigene Lebensgeschichte zu literarisieren. Über den Tod (2003), eine Sammlung von nachgelassenen Texten, ist ein leidenschaftlicher, monomanischer Protest gegen die Sterblichkeit des Menschen - ein Thema, das den Autor lebenslang intensiv beschäftigt hatte. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. 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