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Madagaskar - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Madagaskar - geographie. 1 EINLEITUNG Madagaskar, amtlich Republik Madagaskar, Staat im Indischen Ozean, von der Südostküste Afrikas durch die Straße von Moçambique getrennt. Die Republik Madagaskar besteht aus der Insel Madagaskar, der mit 1 580 Kilometer Länge und bis zu 580 Kilometer Breite viertgrößten Insel der Welt, sowie einigen kleineren Inseln (Nosy Be: 293 Quadratkilometer, Nosy Boraha: 165 Quadratkilometer). Insgesamt umfasst die Republik eine Fläche von 587 041 Quadratkilometern. Antananarivo ist die Hauptstadt und zugleich größte Stadt. 2 PHYSISCHE GEOGRAPHIE Das Landesinnere wird von einer von Gebirgen umrahmten Hochebene geprägt. Diese sind teils vulkanischen Ursprungs und erheben sich im Maromokotro, im Norden des Landes, bis zu einer Höhe von 2 876 Metern. Die Ankaratraberge nahe der Stadt Antananarivo erreichen eine maximale Höhe von 2 643 Metern. Die Landschaft fällt nach Osten steil ab zu einem schmalen Tiefland, das bis an den Indischen Ozean reicht. Nach Westen neigt sich das Gelände allmählich zu einer etwas breiteren Küstenebene an der Straße von Moçambique. Die fruchtbarsten Böden sind im Küstentiefland und in den Flusstälern der zentralen Hochebene entwickelt. 2.1 Flüsse und Seen Die Hauptflüsse Madagaskars heißen Betsiboka, Tsiribihina, Mangoky und Onilahy. Sie entspringen in den Hochländern nahe der Ostküste, fließen in westlicher Richtung durch fruchtbare Täler und münden in die Straße von Moçambique. Die Flüsse, die in den Indischen Ozean münden, sind dagegen kurz, haben hohe Fließgeschwindigkeiten und stürzen häufig von den Hochlandgebieten in Wasserfällen herab. Der größte See ist der Alaotrasee in der Nähe von Toamasina. Die durch übermäßige Entwaldung verursachte Bodenerosion und eine unzureichende Abwasserentsorgung sind Hauptgründe für eine starke Verschmutzung von Oberflächengewässern. In ländlichen Regionen haben nur 35 Prozent (2004) der Bevölkerung Zugang zu sauberem Wasser. Insgesamt verfügen lediglich 50 Prozent (2004) der Gesamtbevölkerung Madagaskars über eine Versorgung mit unbedenklichem Trinkwasser. 2.2 Klima Madagaskar hat ein weitgehend tropisches Klima. Der östliche Landesteil erhält hohe Niederschläge, stellenweise werden über 3 000 Millimeter im Jahr erreicht. Die im Regenschatten des Südostpassats liegende zentrale Hochebene ist wesentlich trockener. Der meiste Regen fällt hier zwischen November und April, bis Oktober herrscht Trockenzeit. Im Süden und Südwesten werden in einigen Regionen sogar 400 Millimeter Jahresniederschlag unterschritten. In den Küstenregionen ist es im Allgemeinen das ganze Jahr über heiß. Im östlichen Tiefland betragen die Jahresdurchschnittstemperaturen 20 bis 26 °C. In der zentralen Hochebene herrscht ein gemäßigtes Klima mit warmen Sommern und kühlen Wintern. Im Sommer können Orkane Madagaskar erreichen. 2.3 Flora und Fauna Da die Insel aufgrund ihrer langen Isolation viele endemische (nur dort lebende) Arten aufweist, ordnet man sie (mit Komoren, Seychellen und Maskarenen) einer eigenen biogeographischen Subregion zu. Die natürliche Vegetation Madagaskars wurde vor allem durch Brandrodung weitgehend zerstört. Die artenreichen tropischen Regenwälder im Osten und Nordwesten der Insel sind größtenteils verschwunden, die Anzahl zusammenhängender Waldflächen nimmt rapide ab. Den 1999 veröffentlichten Ergebnissen einer Studie zufolge sind von der ursprünglichen Waldfläche Madagaskars nur noch etwa 10 Prozent erhalten. Allein der jährliche Verlust an Waldfläche durch Buschfeuer wird auf 150 000 bis 250 000 Hektar beziffert. Zum Schutz eines der letzten noch erhaltenen Waldgebiete und seiner einzigartigen biologischen Vielfalt wurden die Regenwälder von Atsinanana im Osten Madagaskars 2007 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Zu den etwa 12 000 Pflanzenarten Madagaskars gehören viele Orchideen- und Baumarten; etwa 80 Prozent der Blütenpflanzenarten sind endemisch. Savannen aus Bäumen und Grasland bestimmen die trockeneren Westgebiete; im äußersten Südwesten herrscht Dornstrauchsavanne. Charakteristische Tierarten sind die Lemuren, ursprüngliche Primaten, die unter der Zerstörung der madagassischen Wälder besonders stark zu leiden haben; bekannte Arten sind Katta, Aye-Aye und Indri. Die Raubtierfauna besteht ausschließlich aus Schleichkatzen, die größte Art ist die Fossa. Eine urtümliche Gruppe von Insektenfressern sind die Tanreks oder Madagaskar-Igel. Von den 202 Vogelarten sind über 100 endemisch, dazu gehören Blauwürger, Erdracken, Stelzenrallen und Kurols; ausgestorben sind Madagaskarstrauße. Die einzigen Amphibien sind Frösche, die mit 179 Arten, meist Baumfrösche, auf Madagaskar leben. Die Reptilienfauna ist durch 363 Arten repräsentiert, die größten Reptilien sind Krokodile; mit rund 60 Spezies kommen mehr als die Hälfte aller Chamäleonarten auf Madagaskar vor. Madagaskar war das erste afrikanische Land, das sich an dem Vorhaben Debt-for-Nature (Schuldenerlass gegen Naturschutz) beteiligte. Man bemüht sich durch Wiederaufforstungsprojekte, Baumbestände in Hochlandgebieten zu fördern. Die Regierung hat 2,6 Prozent (2007) der gesamten Landesfläche unter Schutz gestellt. Das Tsingy de Bemaraha-Naturschutzgebiet wurde 1990 zum Weltnaturerbe erklärt. Madagaskar ratifizierte mehrere internationale Umweltabkommen, die Themen wie Artenvielfalt, Desertifikation, gefährdete Arten, den Erhalt der Meeresflora und -fauna, den Schutz der Ozonschicht sowie das Verbot von Atomtests betreffen. 3 BEVÖLKERUNG Die Einwohnerzahl Madagaskars beträgt etwa 20,04 Millionen; die Madagassen genannten Einwohner gehören verschiedenen ethnischen Gruppen an. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 35 Einwohner pro Quadratkilometer, wobei die Hochlandgebiete dichter besiedelt sind als die Küstenregionen. Madagaskar hat mit 3 Prozent (2008) eine hohe Bevölkerungswachstumsrate. Zwischen 1975 und 2000 hat sich die Zahl der Bevölkerung verdoppelt. Die Lebenserwartung liegt bei 62,5 Jahren (2008). Die größten ethnischen Gruppen im Landesinneren sind die Merina (Hova), die etwa 27 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, und die verwandten Betsileo (12 Prozent). Sie stammen hauptsächlich von Einwanderern aus der Region des heutigen Malaysia und Indonesien ab, die vor rund 2 000 Jahren nach Madagaskar kamen. Die Küstengebiete werden vorwiegend von Ethnien bevölkert, die gemischte malaiisch-indonesische, schwarzafrikanische oder arabische Vorfahren haben. Zu diesen Volksgruppen gehören die Tsimihety (7 Prozent), Sakalave (6 Prozent) und die Antaisaka (5 Prozent). Außer Madagassen leben u. a. Inder, Chinesen, Komorer und Franzosen auf den Inseln; diese Gruppen machen insgesamt etwa 1 Prozent der Bevölkerung aus. Nur 27 Prozent (2005) der Gesamtbevölkerung leben in Städten. Die Hauptstadt Antananarivo ist zugleich die größte Stadt mit etwa 1,68 Millionen Einwohnern. Weitere wichtige städtische Zentren sind Toamasina (138 000), Fianarantsoa (109 200), Mahajanga (107 000), Toliara (80 800) und Antsiranana (59 000). 3.1 Sprache und Religion Die Amtssprachen sind Französisch und Madagassisch, das zu den austronesischen Sprachen gehört. Ungefähr 41 Prozent der Bevölkerung sind Christen, rund 52 Prozent folgen traditionellen Religionen und 7 Prozent gehören dem Islam an. 4 BILDUNG UND KULTUR Es besteht eine 9-jährige Schulpflicht. 2000 lag der Alphabetisierungsgrad bei 66,5 Prozent. Etwa 14,3 Prozent der Jugendlichen gingen 1998-1999 auf weiterführende Schulen. Die Universität Antananarivo (gegründet 1961) ist die wichtigste Hochschuleinrichtung des Landes. 4.1 Kultureinrichtungen Wichtige Bibliotheken mit Sammlungen madagassischer Geschichte, Literatur, Kultur und Kunst sind die Nationalbibliothek und die Bibliotheken der Universität und der Académie Malgache in Antananarivo. Das Historische Museum und das Museum für Kunst und Archäologie der Universität, ebenfalls in Antananarivo, zählen zu den wichtigsten Museen der Republik. 4.2 Medien Rundfunk- und Fernsehsendungen bieten die beiden staatlichen Sender Radio-Télévision Malagasy und Radio Madagasikara an. Zu den einflussreichen Tageszeitungen gehören die von der Regierung kontrollierte Madagascar-Tribune und die oppositionelle mongo Vaovao, die beide in Antananarivo herausgegeben werden. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Gemäß der Verfassung von 1992 ist Madagaskar eine Präsidialrepublik. 5.1 Exekutive Staatsoberhaupt von Madagaskar ist der mit weit reichenden Kompetenzen ausgestattete Präsident. Er wird für eine Amtszeit von fünf Jahren vom Volk gewählt. Er verfügt über eine Starke Stellung gegenüber der Regierung (den Ministern mit dem Ministerpräsidenten an der Spitze), die er entlassen kann, sowie auch gegenüber dem Parlament. 5.2 Legislative Das Zweikammerparlament besteht aus Nationalversammlung und Senat. Die 127 Abgeordneten (seit 2007; davor 160) der Nationalversammlung werden für vier Jahre gewählt. Der Senat umfasst 90 Mitglieder; zwei Drittel von ihnen werden für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt, ein Drittel vom Staatsoberhaupt ernannt. 5.3 Judikative Das Rechtssystem orientiert sich am französischen Vorbild. Höchste juristische Instanz ist der Oberste Gerichtshof in Antananarivo; weitere Gerichte sind ein Berufungsgericht, elf Gerichte der ersten Instanz sowie spezielle Wirtschafts- und Strafrechtstribunale. 5.4 Politik Die wichtigsten politischen Parteien sind Tiako-i-madagasikara (TIM, ,,Ich liebe Madagaskar") und Association pour la Renaissance de Madagascar (AREMA). Weitere Parteien sind: Leader Fanilo, People are judged by the work they do (AVI) sowie Rassemblement pour le Socialisme et la Démocratie (RPSD). 6 WIRTSCHAFT Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner von 287 US-Dollar zählt Madagaskar zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Bruttoinlandsprodukt des gesamten Inselstaates beträgt 5,5 Milliarden US-Dollar (2006; Dienstleistungen 57,2 Prozent, Industrie 15,3 Prozent, Landwirtschaft 27,5 Prozent). Größter Arbeitgeber ist die Landwirtschaft, wo 78 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigt sind, gefolgt von 15 Prozent im Dienstleistungssektor und 7 Prozent in der Industrie. Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist der Tourismus, der etwa die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes einbringt. Mittelfristig plant Madagaskar den Aufbau einer modernen Agroindustrie, z. B. mit dem Anbau nachwachsender Rohstoffe. Madagaskar ist seit 2005 Mitglied der Southern African Development Community (SADC). 6.1 Landwirtschaft Aufgrund des gebirgigen Terrains werden nur 6,1 Prozent des madagassischen Landes kultiviert, doch sind etwa drei Viertel der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt. Die Landwirtschaft wird von der Subsistenzwirtschaft dominiert, ackerbauliche Flächen werden traditionell durch Brandrodung gewonnen. Zu den Haupterntegütern für den Eigenbedarf zählen das Grundnahrungsmittel Reis sowie Maniok, Bohnen, Bananen, Mais, Süßkartoffeln, Kartoffeln und Taro. Madagaskar ist der größte Produzent von Vanille, die das Land vorwiegend exportiert; etwa 80 Prozent des weltweiten Angebots kommen aus Madagaskar. Weitere Anbauprodukte sind Kaffee, Gewürznelken, Zuckerrohr, Pfeffer, Sisal und Tabak. Zudem wird - in noch geringem Umfang - aus nachwachsenden Rohstoffen Kraftstoff gewonnen, wie etwa Biodiesel aus der Purgiernuss (Jatropha curcas), die zur Familie der Wolfsmilchgewächse gehört. Die Viehwirtschaft umfasst vorwiegend die Haltung von Rindern (Zebus), Ziegen und Schweinen. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei In Madagaskar ist weniger die Holzindustrie als vielmehr der Brandrodungsfeldbau und die Gewinnung von Brennstoffen für die dramatische Zerstörung der Wälder verantwortlich; die jährliche Entwaldungsrate beträgt 0,42 Prozent (1990-2005). Kommerzieller Fischfang ist von Bedeutung, ein Großteil der jährlichen Fangmenge wird im Land konsumiert, während Garnelen und andere Meeresfrüchte vorwiegend in den Export gehen; insbesondere hochwertige Garnelen aus Madagaskar sind auf dem Weltmarkt gefragt. 6.3 Bergbau und Industrie Wichtige Bodenschätze Madagaskars sind neben Bauxit und Chromerzen titanhaltige Sande sowie Cobalt- und Nickelerze. Außerdem kommen Graphit, Eisenerz, Kohle, Kupfer- und Uranerze vor. Vor der Küste wurden 1980 Erdölvorkommen entdeckt. Zahlreiche Lagerstätten sind jedoch schwer zugänglich, weshalb die Ausbeutung von Bodenschätzen bislang nur wenig betrieben wurde oder gänzlich ausblieb. In größerem Umfang sind der Abbau von Titan, Cobalt und Nickel geplant. Wichtige Industriezweige sind die Textilindustrie und die Lebensmittelverarbeitung. Die Erdölraffinerien verarbeiten in erster Linie importiertes Erdöl, außerdem gewinnt die Fahrzeugmontage zunehmend an Bedeutung. Des Weiteren werden in geringem Umfang elektronische Geräte, Glas sowie Druck- und Tabakerzeugnisse hergestellt. 6.4 Außenhandel und Währung Neben Vanille, Garnelen und Meeresfrüchten gehören Textilien und Strickwaren zu den wichtigen Exportgütern Madagaskars. Ebenso in den Export gehen u. a. Kaffee, Zucker, Pfeffer sowie Chromerz und Erdölprodukte. Importiert werden vor allem Erdöl, Konsumgüter, Nahrungs- und Genussmittel, Maschinen und Fahrzeuge sowie chemische Erzeugnisse und Grundstoffe (z. B. Metalle). Haupthandelspartner sind Frankreich, China, Südafrika, Japan, die USA und Deutschland. Die Handelsbilanz ist negativ. Die alte Währung, der Madagaskar-Franc, wurde im November 2004 durch den Madagaskar-Ariary (MGA) zu 5 Iraimbilanja ersetzt. 6.5 Verkehr und Energie Antananarivo ist Mittelpunkt des madagassischen Verkehrsnetzes. Es gibt vier Eisenbahnlinien; das gesamte Eisenbahnnetz ist etwa 900 Kilometer lang. Das Straßennetz umfasst 49 827 Kilometer (1999), wobei 12 Prozent davon befestigt sind. Toamasina ist Haupthafen, über den 35 Prozent des Außenhandels des Landes abgewickelt werden. Andere Hafenstädte sind Mahajanga, Toliara und Antsiranana. Auf Madagaskar gibt es vier große Flughäfen, darunter den internationalen Flughafen bei Antananarivo. Ferner sind, mit Ausnahme einiger Orte der zentralen Hochebene, zahlreiche Städte mit kleineren Flugzeugen erreichbar; auf Madagaskar gibt es über 200 Landepisten. Air Madagascar ist die nationale Fluggesellschaft, die Ziele im In- und Ausland anfliegt. 66,1 Prozent der Elektrizität werden durch Wasserkraft und 33,9 Prozent durch Wärmekraft gewonnen (2003). 7 GESCHICHTE Die heutige Bevölkerung Madagaskars stammt vermutlich von verschiedenen, über die Jahrtausende hinweg eingewanderten Gruppen aus Indonesien, dem arabischen Raum und Afrika ab. Als erster Europäer landete der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz auf dem Weg nach Indien im Jahr 1500 auf der Insel. Im 16. Jahrhundert war Madagaskar in mehrere Königreiche gegliedert. Ab dem 16. und verstärkt im 17. Jahrhundert versuchten nacheinander Portugiesen, Engländer und Franzosen, Madagaskar in Besitz zu nehmen. 7.1 Französische Herrschaft Die Franzosen fassten 1642 vorübergehend Fuß auf der Insel, wurden aber 1674 wieder vertrieben. Im 18. Jahrhundert erwarben sie schließlich einige Handelsstützpunkte an der Ostküste. Ihr Machtbereich war jedoch begrenzt, da das Königreich der Merina, eines Volksstamms malaiischen Ursprungs, in der zentralen Hochebene alle Expansionsversuche der Franzosen zurückwies. Beginnend mit den Eroberungen des Merina-Königs Andrianampoinimerina (1787-1810) wurde Madagaskar nach und nach weitgehend zu einem Staat vereinigt. Unter dem folgenden König, Radama I. (1810-1828), gewannen die Briten an Einfluss; britische Offiziere bildeten Merina-Truppen aus, und britische Missionare führten Schulen und das Christentum ein. Nach dem Tod Radamas erhob sich Widerstand gegen die Europäer und ihre Kultur, die Reformen wurden rückgängig gemacht, Missionare verfolgt und die Handelsbeziehungen mit Großbritannien auf Eis gelegt. Unter Radama II. (1861-1863) wurden einige der früheren Reformen wiederbelebt, jedoch fiel der frankophile König nach nur zwei Jahren im Amt dem Attentat einer konservativen Gruppe zum Opfer. In der Folgezeit bestimmte Premierminister Rainilaiarivony die Geschicke des Landes und modernisierte es nach europäischem Vorbild umfassend u. a. mit dem Ziel, dadurch von europäischer Unterstützung und europäischen Beratern unabhängig zu werden. Dennoch musste Madagaskar 1885 ein französisches Protektorat anerkennen, und 1896, nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich, wurde die Insel französische Kolonie. Königin Ranavalona III. ging ins Exil und dankte ab. In der Folgezeit erhob sich immer wieder Widerstand gegen die französische Herrschaft, der teilweise auch in gewalttätige Aufstände mündete, so etwa 1917. Zugleich bildeten sich Unabhängigkeitsbewegungen heraus. Nach der Niederlage Frankreichs im 2. Weltkrieg stellte sich Madagaskar auf die Seite der Vichy-Regierung, woraufhin im Mai 1942 Großbritannien die Insel besetzte, um eine Übernahme Madagaskars durch die Achsenmächte zu verhindern. 1943 übergab Großbritannien die Insel an das Freie Frankreich. 7.2 Unabhängigkeit 1946 wurde Madagaskar durch die Verfassung der IV. Republik in Frankreich Teil der Französischen Union, was aber an dem kolonialen Status und der Abhängigkeit Madagaskars von Frankreich wenig änderte. Im März 1947 brach ein bewaffneter Aufstand gegen die französische Herrschaft aus, den Frankreich brutal niederschlug. In der Folge verhängte Frankreich einerseits einen jahrelangen Ausnahmezustand über die Insel, bemühte sich andererseits aber auch um eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. In den fünfziger Jahren erweiterte Frankreich schrittweise die Selbstverwaltung der Insel. 1956 erhielt Madagaskar begrenzte Autonomie, und 1958 wurde es unter der Verfassung der V. Republik, die die Madagassen mit großer Mehrheit in einer Volksabstimmung gebilligt hatten, autonome Republik innerhalb der Französischen Gemeinschaft. Philibert Tsiranana, Führer der sozialdemokratischen Partei, wurde der erste Staatspräsident. Am 26. Juni 1960 wurde die Republik völlig unabhängig. Unter der Regierung Tsiranana, die sich eng an Frankreich orientierte, erlebte Madagaskar zunächst relativ stabile Zeiten, bis sich in den späten sechziger Jahren zunehmende Kritik an der fortgesetzten Abhängigkeit von Frankreich erhob. Streiks und Proteste zwangen Tsiranana schließlich 1972 zum Rücktritt. 7.3 Militärherrschaft Die Macht übernahm nun der Oberbefehlshaber der Armee, General Gabriel Ramanantsoa. Er orientierte das Land innen- wie außenpolitisch neu, schlug einen sozialistischen Kurs ein, hob die Gewaltenteilung auf und löste die enge Zusammenarbeit mit Frankreich. Aber auch er musste aufgrund zunehmender innenpolitischer Konflikte im Februar 1975 die Macht abgeben, und zwar an Oberst Ratsimandrava, der jedoch noch im selben Monat ermordet wurde. Im Juni wurde Oberst Didier Ratsiraka zum Staatschef ernannt. Unter seiner Führung wurde im Dezember 1975 eine neue Verfassung verabschiedet und das Land in Demokratische Republik Madagaskar umbenannt. Ratsiraka forcierte den sozialistischen Kurs Ramanantsoas und suchte außenpolitisch die Nähe zu kommunistischen Staaten wie der Sowjetunion, China und Nordkorea. Eine zunehmend desolate wirtschaftliche Situation rief in den achtziger Jahren eine wachsende Opposition gegen Ratsiraka hervor, so dass sich Ratsiraka, obwohl erst 1989 ein zweites Mal nach 1982 wiedergewählt, schließlich zu Reformen gezwungen sah: 1990 führte er das Mehrparteiensystem wieder ein, und 1991 musste er nach Massendemonstrationen und Generalstreiks eine von der Opposition gestellte Übergangsregierung einsetzen und wesentliche Befugnisse abgeben. Im August 1992 wurde eine neue, von der Übergangsregierung ausgearbeitete Verfassung, die die Macht des Präsidenten erheblich beschnitt, per Volksabstimmung angenommen; sie trat im September 1992 in Kraft. Bei den ersten Präsidentschaftswahlen unter der neuen Verfassung setzte sich in der Stichwahl im Februar 1993 der Oppositionsführer Albert Zafy gegen Ratsiraka durch. 7.4 Jüngste Entwicklungen Präsident Zafy wurde im September 1996 vom Verfassungsgericht abgesetzt; damit entsprach das Gericht einem Antrag der Nationalversammlung, die dem Präsidenten Verfassungsmissbrauch vorgeworfen hatte. Bei den Präsidentschaftswahlen im Dezember 1996 setzte sich erneut Ratsiraka durch, und bei den Parlamentswahlen im Mai 1998 wurde Ratsirakas Partei, die Association pour la Renaissance de Madagascar (AREMA), stärkste Fraktion, verfehlte jedoch die absolute Mehrheit. Ratsiraka verfolgte nun einen marktwirtschaftlichen, demokratischen Kurs, ließ sich aber durch eine Verfassungsänderung 1998 die Befugnisse des Staatspräsidenten erheblich erweitern. Bei den Präsidentschaftswahlen am 16. Dezember 2001 trat Marc Ravalomanana, Bürgermeister der Hauptstadt Antananarivo, gegen Amtsinhaber Ratsiraka an. Nach der Auszählung der Stimmen durch unabhängige Wahlbeobachter erhielt Ravalomanana mehr als 50 Prozent der Stimmen und damit die absolute Mehrheit. Laut dem von der Regierung bekannt gegebenen offiziellen Wahlergebnis stimmten allerdings nur 46,2 Prozent für Ravalomanana. In der Folge kam es gegen die vermutete Wahlfälschung und gegen die Regierung Ratsiraka zu Massenprotesten der Opposition, das Land stand am Rande eines Bürgerkrieges. Am 22. Februar erklärte sich Ravalomanana zum rechtmäßigen Präsidenten Madagaskars und installierte eine Gegenregierung, woraufhin Ratsiraka den Notstand ausrief. Unter Vermittlung der Afrikanischen Union und nach einer erneuten Stimmenauszählung bestätigte das madagassische Verfassungsgericht am 29. April Ravalomanana formell als Wahlsieger, und am 6. Mai 2002 wurde Ravalomanana offiziell als Staatspräsident vereidigt. Ratsiraka erkannte das Ergebnis der Nachzählung nicht an und verweigerte sich auch allen internationalen Vermittlungsversuchen. Vielmehr stellte er Milizen auf, proklamierte die Sezession ihm treuer Landesteile und verhängte eine Wirtschaftsblockade über die Hauptstadt. Im Juli 2002 verließ Ratsiraka das Land, woraufhin sich die Situation weitgehend beruhigte. Zur innenpolitischen Stabilisierung trug auch der klare Sieg von Ravalomananas Partei Tiako-i-madagasikara (TIM) bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am 15. Dezember 2002 bei; sie gewann 103 der 160 Mandate. Im Dezember 2006 wurde Ravalomanana mit gut 55 Prozent der Stimmen im Amt des Staatspräsidenten bestätigt, ebenso im darauf folgenden September bei den Parlamentswahlen seine Partei TIM als absolut stärkste Kraft mit 106 der unterdessen insgesamt nur noch 127 Sitze. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Es besteht eine 9-jährige Schulpflicht.

2000 lag der Alphabetisierungsgrad bei 66,5 Prozent.

Etwa 14,3 Prozent der Jugendlichen gingen 1998–1999 auf weiterführendeSchulen.

Die Universität Antananarivo (gegründet 1961) ist die wichtigste Hochschuleinrichtung des Landes. 4.1 Kultureinrichtungen Wichtige Bibliotheken mit Sammlungen madagassischer Geschichte, Literatur, Kultur und Kunst sind die Nationalbibliothek und die Bibliotheken der Universität und derAcadémie Malgache in Antananarivo.

Das Historische Museum und das Museum für Kunst und Archäologie der Universität, ebenfalls in Antananarivo, zählen zu den wichtigsten Museen der Republik. 4.2 Medien Rundfunk- und Fernsehsendungen bieten die beiden staatlichen Sender Radio-Télévision Malagasy und Radio Madagasikara an.

Zu den einflussreichen Tageszeitungen gehören die von der Regierung kontrollierte Madagascar-Tribune und die oppositionelle mongo Vaovao, die beide in Antananarivo herausgegeben werden. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Gemäß der Verfassung von 1992 ist Madagaskar eine Präsidialrepublik. 5.1 Exekutive Staatsoberhaupt von Madagaskar ist der mit weit reichenden Kompetenzen ausgestattete Präsident.

Er wird für eine Amtszeit von fünf Jahren vom Volk gewählt.

Er verfügtüber eine Starke Stellung gegenüber der Regierung (den Ministern mit dem Ministerpräsidenten an der Spitze), die er entlassen kann, sowie auch gegenüber demParlament. 5.2 Legislative Das Zweikammerparlament besteht aus Nationalversammlung und Senat.

Die 127 Abgeordneten (seit 2007; davor 160) der Nationalversammlung werden für vier Jahregewählt.

Der Senat umfasst 90 Mitglieder; zwei Drittel von ihnen werden für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt, ein Drittel vom Staatsoberhaupt ernannt. 5.3 Judikative Das Rechtssystem orientiert sich am französischen Vorbild.

Höchste juristische Instanz ist der Oberste Gerichtshof in Antananarivo; weitere Gerichte sind einBerufungsgericht, elf Gerichte der ersten Instanz sowie spezielle Wirtschafts- und Strafrechtstribunale. 5.4 Politik Die wichtigsten politischen Parteien sind Tiako-i-madagasikara (TIM, „Ich liebe Madagaskar”) und Association pour la Renaissance de Madagascar (AREMA).

Weitere Parteien sind: Leader Fanilo, People are judged by the work they do (AVI) sowie Rassemblement pour le Socialisme et la Démocratie (RPSD). 6 WIRTSCHAFT Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner von 287 US-Dollar zählt Madagaskar zu den ärmsten Ländern der Welt.

Das Bruttoinlandsprodukt des gesamtenInselstaates beträgt 5,5 Milliarden US-Dollar (2006; Dienstleistungen 57,2 Prozent, Industrie 15,3 Prozent, Landwirtschaft 27,5 Prozent).

Größter Arbeitgeber ist dieLandwirtschaft, wo 78 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigt sind, gefolgt von 15 Prozent im Dienstleistungssektor und 7 Prozent in der Industrie.

Ein wichtigerWirtschaftszweig ist der Tourismus, der etwa die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes einbringt.

Mittelfristig plant Madagaskar den Aufbau einer modernen Agroindustrie, z.

B.mit dem Anbau nachwachsender Rohstoffe.

Madagaskar ist seit 2005 Mitglied der Southern African Development Community (SADC). 6.1 Landwirtschaft Aufgrund des gebirgigen Terrains werden nur 6,1 Prozent des madagassischen Landes kultiviert, doch sind etwa drei Viertel der Erwerbstätigen in der Landwirtschaftbeschäftigt.

Die Landwirtschaft wird von der Subsistenzwirtschaft dominiert, ackerbauliche Flächen werden traditionell durch Brandrodung gewonnen.

Zu denHaupterntegütern für den Eigenbedarf zählen das Grundnahrungsmittel Reis sowie Maniok, Bohnen, Bananen, Mais, Süßkartoffeln, Kartoffeln und Taro.

Madagaskar ist dergrößte Produzent von Vanille, die das Land vorwiegend exportiert; etwa 80 Prozent des weltweiten Angebots kommen aus Madagaskar.

Weitere Anbauprodukte sind Kaffee,Gewürznelken, Zuckerrohr, Pfeffer, Sisal und Tabak.

Zudem wird – in noch geringem Umfang – aus nachwachsenden Rohstoffen Kraftstoff gewonnen, wie etwa Biodieselaus der Purgiernuss (Jatropha curcas), die zur Familie der Wolfsmilchgewächse gehört.

Die Viehwirtschaft umfasst vorwiegend die Haltung von Rindern (Zebus), Ziegen und Schweinen. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei In Madagaskar ist weniger die Holzindustrie als vielmehr der Brandrodungsfeldbau und die Gewinnung von Brennstoffen für die dramatische Zerstörung der Wälderverantwortlich; die jährliche Entwaldungsrate beträgt 0,42 Prozent (1990–2005).

Kommerzieller Fischfang ist von Bedeutung, ein Großteil der jährlichen Fangmenge wird imLand konsumiert, während Garnelen und andere Meeresfrüchte vorwiegend in den Export gehen; insbesondere hochwertige Garnelen aus Madagaskar sind auf demWeltmarkt gefragt. 6.3 Bergbau und Industrie Wichtige Bodenschätze Madagaskars sind neben Bauxit und Chromerzen titanhaltige Sande sowie Cobalt- und Nickelerze.

Außerdem kommen Graphit, Eisenerz, Kohle,Kupfer- und Uranerze vor.

Vor der Küste wurden 1980 Erdölvorkommen entdeckt.

Zahlreiche Lagerstätten sind jedoch schwer zugänglich, weshalb die Ausbeutung vonBodenschätzen bislang nur wenig betrieben wurde oder gänzlich ausblieb.

In größerem Umfang sind der Abbau von Titan, Cobalt und Nickel geplant. Wichtige Industriezweige sind die Textilindustrie und die Lebensmittelverarbeitung.

Die Erdölraffinerien verarbeiten in erster Linie importiertes Erdöl, außerdem gewinnt dieFahrzeugmontage zunehmend an Bedeutung.

Des Weiteren werden in geringem Umfang elektronische Geräte, Glas sowie Druck- und Tabakerzeugnisse hergestellt. 6.4 Außenhandel und Währung Neben Vanille, Garnelen und Meeresfrüchten gehören Textilien und Strickwaren zu den wichtigen Exportgütern Madagaskars.

Ebenso in den Export gehen u.

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Kaffee,Zucker, Pfeffer sowie Chromerz und Erdölprodukte.

Importiert werden vor allem Erdöl, Konsumgüter, Nahrungs- und Genussmittel, Maschinen und Fahrzeuge sowie. »

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