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Alfred Brehm: Der Siebenschläfer - Biologie.

Publié le 09/06/2013

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Alfred Brehm: Der Siebenschläfer - Biologie. Alfred Brehm beschrieb den Siebenschläfer zu einer Zeit, als dieser noch ,,teils des Fleisches, teils des Felles wegen" der Verfolgung durch den Menschen ausgesetzt war. Brehms Deutung, der Wortbestandteil ,,Sieben" bezeichne die Winterschlafdauer in Monaten (durchschnittlich sind es eher acht Monate), trifft wahrscheinlich nicht zu: ,,Siebenschläfer" bedeutet vermutlich soviel wie ,,Vielschläfer". Alfred Brehm: Der Siebenschläfer Den Tag über hält er sich verborgen, bald in hohlen Bäumen, Baumlöchern und Felsklüften, bald in Erdlöchern unter Baumwurzeln, in verlassenen Hamsterhöhlen, Elstern- und Krähennestern hausend; gegen Abend kommt er aus seinen Verstecken hervor, streift nachts umher, sucht sich seine Nahrung, kehrt ab und zu in seinen Schlupfwinkel zurück, um zu verdauen und auszuruhen, frißt nochmals und sucht endlich gegen Morgen, ausnahmsweise auch wohl erst nach Sonnenaufgang, gewöhnlich mit seinem Weibchen oder einem anderen Gefährten vereinigt, die zeitweilige Wohnung zum Schlafen wieder auf. Bei seinen nächtlichen Ausflügen zeigt er sich als ein rascher und lebhafter, behender Gesell, welcher mit Eichhorngewandtheit auf den Bäumen oder an Felsenwänden umherklettert, sicher von Zweig zu Zweig oder auch aus der Höhe zur Tiefe springt und mit kurzen Sätzen rasch umherläuft, wenn er auf die Erde gelangt. Freilich gewahrt man sein Treiben bloß an Orten, welche man von vornherein als seine Wohnplätze kennt; denn sonst verbirgt ihn die Nacht vor den Blicken des Menschen und vieler anderer Feinde. Wenige Nager dürften es dem Bilche an Gefräßigkeit zuvorthun. Er frißt, solange er fressen kann. Eicheln, Bucheln, Haselnüsse bilden vielleicht seine Hauptnahrung, Walnüsse, Kastanien, süßes und saftiges Obst werden aber auch nicht verschmäht, und tierische Kost scheint ihm geradezu Bedürfnis zu sein; wenigstens überfällt, mordet und verzehrt er jedes kleinere Tier, welches er erlangen kann, plündert Nester aus, würgt junge Vögel ab, tritt überhaupt nicht selten als Raubtier auf. Wasser trinkt er wenig, und gar nicht, wenn er saftige Früchte hat. Solange der Sommer währt, treibt er sich, falls die Witterung nicht gar zu schlimm ist, allnächtlich in seinem Gebiete umher. Auf seinen Weidezügen setzt er sich fast alle Minuten einmal nach Eichhörnchenart auf das Hinterteil und führt etwas mit den Vorderpfoten zum Munde. Beständig hört man das Knacken von Nüssen, welche er zerbricht, oder das Fallen von ausgefressenen Früchten, welche er herabwirft. Gegen den Herbst hin sammelt er Nahrungsvorräte ein und speichert diese in seinen Höhlen auf. Um diese Zeit ,,strotzt er bereits von blühendem Fette", frißt aber noch solange wie möglich; dann denkt er daran, Herberge für den Winter zu bereiten. Jetzt macht er sich in tiefen Erdlöchern, Rissen und Spalten, Felsen und in altem Gemäuer, wohl auch in tiefen Baumhöhlungen, ein Nest von zartem Moose zurecht, rollt sich, gewöhnlich in Gemeinschaft mit mehreren seiner Genossen, zusammen und fällt schon lange vorher, ehe der Wärmemesser auf dem Nullpunkte steht, in rauheren Gebirgsgegenden bereits im August, in der wärmeren Ebene erst gegen den Oktober hin, in tiefen Schlaf. Er zeigt nunmehr die Gefühllosigkeit aller Winterschläfer und ist vielleicht derjenige, welcher am tiefsten schläft. Man kann ihn ruhig aus seinem Lager nehmen und wegtragen: er bleibt kalt und regungslos. Im warmen Zimmer erwacht er nach und nach, bewegt anfänglich die Gliedmaßen ein wenig, läßt einige Tropfen seines hellen, goldgelben Harnes von sich und regt sich allmählich mehr und mehr, sieht aber auch jetzt noch sehr verschlafen aus. Im Freien wacht er zeitweilig von selbst auf und zehrt ein wenig von seinen Nahrungsvorräten, gleichsam ohne eigentlich zu wissen, was er thut. Siebenschläfer, welche L e n z überwinterte und in einem kühlen Raume hielt, wachten etwa alle 4 Wochen auf, fraßen und schliefen dann wieder so fest, daß sie tot schienen; andere, welche G a l v a g n i pflegte, wachten nur alle 2 Monate auf und fraßen. Im Freien erwacht unser Bilch erst sehr spät im Frühjahre, selten vor Ende des Aprils. Somit beträgt die Dauer seines Winterschlafes volle 7 Monate, und er führt demnach seinen Namen mit Fug und Recht. Bald nach dem Erwachen paaren sich die Geschlechter, und nach ungefähr sechswöchiger Tragzeit wirft das Weibchen auf einem weichen Lager in Baum- oder anderen Höhlungen (in der Nähe von Altenburg sehr häufig in den Nistkästchen der Stare, welche man vermittelst hoher Stangen über und auf den Obstbäumen aufzustellen pflegt) 3-6 nackte, blinde Junge, welche außerordentlich schnell heranwachsen, nur kurze Zeit an der Mutter saugen und sich dann selbst ihre Nahrung aufsuchen. Niemals steht das Nest des Bilches frei auf Bäumen, wie das unseres Eichhörnchens, wird vielmehr stets nach Möglichkeit verborgen. In Gegenden, wo es viele Buchen gibt, vermehrt sich der Bilch sehr stark, wie sein Wohlleben überhaupt von dem Gedeihen der Früchte abhängt. Viele Feinde thun dem Siebenschläfer übrigens bedeutend Abbruch. Baummarder und Iltis, Wildkatze und Wiesel, Uhu und Eule sind wohl seine schlimmsten Verfolger, und wenn er auch selbst gegen die stärksten Feinde sich mit vielem Mute wehrt, sie anschnaubt, wütend nach ihnen beißt und sogar die schwachen Krallen bei der Verteidigung zu Hilfe nimmt: er muß ihnen doch erliegen. Der Mensch stellt ihm da, wo er häufig ist, teils des Fleisches, teils des Felles wegen, eifrig nach, lockt ihn in künstliche Winterwohnungen, Gruben, welche man in Wäldern unter Gebüsch und Felsabhängen, an trockenen, gegen Mittag gelegenen Orten für ihn herrichtete, verräterisch mit Moos ausbettete, mit Stroh und dürrem Laube überdeckte und reichlich mit Bucheln bestreute, oder richtet andere Fallen für ihn her. In Bayern fangen ihn die Landleute in gewöhnlichen, mit Hanfkörnern geköderten Meisenkasten. ,,Sobald man", schreibt mir W e b e r, ,,an den unter den Obstbäumen liegenden, zerbissenen Früchten das Vorhandensein und schädliche Wirken eines Siebenschläfers erkundet hat, stellt man den Meisenschlag wie für einen Vogel in eine Astgabel. Unser Bilch geht dem Hanfe nach, wirft den Schlag ein, ergibt sich ruhig in die Gefangenschaft und schläft den Schlaf der Gerechten, anstatt den Kastendeckel aufzuheben oder die dünnen seitlichen Holzstäbe zu zernagen und sich so zu befreien." In Unterkrain erbeuten ihn die Bauern in Schnellfallen, welche sie entweder an den Ästen aufhängen, oder vor den ihnen genau bekannten Schlupfwinkel des Siebenschläfers aufstellen und mit einer saftigen Birne oder Pflaume ködern. Außerdem gräbt man teilweise mit Obst gefüllte Fässer in die Erde, welche oben nur einen Zugang haben, ein Rohr nämlich, in welchem Eisendrähte so befestigt werden, daß sie wohl das Hineinschlüpfen, nicht aber das Herauskommen des Bilches gestatten. Hier fangen sich die Tiere oft in so großer Menge, daß mancher Jäger während eines Herbstes 200-400 Stück erbeuten kann. Brehms Tierleben. Allgemeine Kunde des Tierreichs. Säugetiere, Band 2. Leipzig 1893, S. 453-455. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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