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Alfred Döblin (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Alfred Döblin (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Alfred Döblin, Pseudonym Linke Poot, (1878-1957), Schriftsteller und Arzt. Nicht nur mit seinem bekanntesten Werk, Berlin Alexanderplatz (1929), gehört er zu den zentralen Exponenten des modernen Romans. Döblin wurde am 10. August 1878 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Stettin geboren. Er studierte Medizin in Berlin und Freiburg im Breisgau, bevor er sich 1912 als Nervenarzt in Berlin niederließ. Parallel hierzu begann er innerhalb der Berliner Moderne mit dem Schreiben. 1910 kam Döblin mit dem Kreis des Berliner Expressionismus um Herwarth Walden in Kontakt und steuerte mit der Erzählsammlung Die Ermordung einer Butterblume (1913) einen gefeierten Beitrag zur Literatur der Bewegung bei. Der internationale Durchbruch allerdings gelang ihm 1929 mit dem Roman Berlin Alexanderplatz, durch dessen Strukur er die Metropole zum Helden der Handlung machte und damit den ersten wirklichen Großstadtroman der deutschen Literatur vorlegte. In Berlin Alexanderplatz blitzt jenes politische Engagement wieder auf, das Döblin zwischen 1919 und 1921 unter dem Pseudonym Linke Poot zahlreiche Essays für die Neue Rundschau schreiben und 1925 die Gruppe 1925 linksorientierter Schriftsteller mitbegründen ließ. Döblins Hoffnung, dass die Intellektuellen Deutschland vor dem Faschismus würden bewahren können, erwies sich als naiv. Am 28. Februar 1933 - einen Tag nach dem Reichstagsbrand - musste er vor den Nationalsozialisten nach Zürich fliehen und ging von dort aus nach Paris, wo er die französische Staatsbürgerschaft annahm. 1940 gelangte er nach einer abenteuerlichen Odyssee durch Mittel- und Südfrankreich, wo er seine evakuierte Frau und den jüngsten Sohn wiederfand, nach Kalifornien. Wie viele andere deutschsprachige Exilautoren arbeitete er dort u. a. als Drehbuchautor. Döblins Exilzeit schildert sein Erlebnisbericht Schicksalsreise (1949), der bereits in den frühen vierziger Jahren entstand (bereits 1925 war Döblins neusachliche Reisereportage über Polen erschienen). Wie viele von Döblins Schriften der Exilzeit konnte auch Schicksalsreise erst nach dem Krieg veröffentlicht werden. Zudem schildert das Buch die in den USA vollzogene Konvertierung des Schriftstellers, der sich in den dreißiger Jahren noch verstärkt für jüdische Organisationen eingesetzt hatte, zum Katholizismus, ein Umstand, der bei zahlreichen Schriftstellern auf Unverständnis stieß: Bertolt Brechts Gedicht Peinlicher Vorfall etwa gibt diese Befremdung wieder. 1945 kehrte Döblin als Offizier der französischen Zensurbehörde nach Deutschland zurück. Dort gab er zwischen 1946 und 1951 die Literaturzeitschrift Das goldene Tor heraus. Trotz seiner vielfältigen Tätigkeit als Herausgeber und Autor blieb Döblins Rückkehr vom langsam sich neu formierenden Literaturbetrieb nahezu unbeachtet. Der Einfluss seiner Person und seines Werkes auf die deutsche Nachkriegsliteratur war nur gering. Enttäuscht kehrte Döblin deshalb 1953 nach Paris zurück. (Allein Günter Grass bezeichnete Döblin später als Lehrmeister des eigenen Schreibens. Und tatsächlich ist in der Blechtrommel von 1959 das Sprachverfahren von Berlin Alexanderplatz deutlich spürbar.) 1956 erschien in Ostberlin der Roman Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende, der erst durch Vermittlung von Peter Huchel und Hans Mayer einen Verleger fand. Hamlet war Döblins letzter Roman. Der Schriftsteller starb am 26. Juli 1957 in Emmendingen. Inzwischen veranstaltet die Internationale Alfred-Döblin-Gesellschaft, der auch Döblins Sohn Claude angehört, in zweijährigem Turnus Kolloquien zum Werk des Autors. Der 1978 von Grass gestiftete Alfred-Döblin-Preis wird ebenfalls alle zwei Jahre für unveröffentlichte und noch nicht fertige Manuskripte vergeben. Ausgezeichnet wurden u. a. Gerhard Roth, Stephan Schütz und Ingo Schulz. 1997 erhielten Ingomar von Kieseritzky und Michael Wildenhain die Auszeichnung, 1999 wurde er an Norbert Gstrein verliehen. Die Preissumme betrug 20 000 DM. 2 DAS FRÜHWERK Döblins Erstlingsroman Jagende Rosse (1900) ist noch deutlich von Hölderlins Hyperion geprägt und steht stilistisch in deutlicher Nähe zum literarischen Jugendstil. Der Einfluss von Charles Baudelaire und Stéphane Mallarmé wird deutlich. Auch das zweite Werk, Der schwarze Vorhang (1902/03), ist noch eher einer düster-symbolischen Neoromantik verhaftet. Rainer Maria Rilke disqualifizierte das Buch denn auch als epigonalen Ausdruck eines ,,schwülen Nichtsagenkönnens". Bereits 1910 jedoch hatte Döblin begonnen, in Herwarth Waldens kunstrevolutionärer Zeitschrift Der Sturm mitzuarbeiten, welche sich für die avantgardistische Strömung des Expressionismus, aber auch für Dadaismus und Kubismus stark machte. Zugleich kam er mit dem italienischen Futurismus in Kontakt, dessen Bilder Der Sturm 1912 ausstellte. Unter diesem Eindruck formulierte Döblin sein eigenes Literaturprogramm. In seinen in den folgenden Jahren geschriebenen Artikeln klagte er einen ,,Explosionsstil" ein, der in stakkatohafter Sprache und rasch aufeinander folgenden Bildern eine dem Tempo der Großstadt und der Filmästhetik angemessene Prosaform schaffen solle (,,Kinostil"). Gleichzeitig sprach er sich für eine Entpsychologisierung und Entindividualisierung der Figuren aus (,,Depersonation"). Vor allem der italienische Futurist Filippo Tomasso Marinetti lobte den ,,Döblinismus" dieser Positionen überschwenglich. Dennoch identifizierte sich Döblin nie mit der Bewegung und lehnte deren Vorstellung zur ,,kathartischen" Wirkung des Krieges ab. Mit der Erzählsammlung Die Ermordung einer Butterblume (1913) fand Döblins Frühwerk endgültig zum Expressionismus. Die Titelgeschichte des Bandes von 1910 schildert in grotesker Manier den wachsenden Realitätsverlust eines bornierten Spießbürgers, der ob einer lächerlichen Tat - er hackt einer Butterblume die Blüte ab - moralisch verzweifelt. Das Psychogramm der Figur lässt den Arzt Döblin erkennen. Wenn nach versuchter Sühne der irr gewordene Protagonist im dunklen Wald verschwindet, ist ein zentrales Thema des Döblinschen Gesamtwerkes (das der Verwandlung) bereits angeschnitten. In Die Ermordung einer Butterblume entwickelte Döblin auch erstmals sein Konzept einer rasant beschleunigten, ,,depersonierten" Erzählweise, die im Einakter Lydia und Mäxchen (1911) durch den Aufstand verschiedener Bühnenaccessoires (Stuhl, Tisch etc.) dramatisch eskaliert. In Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine (1918), dessen Titel sich deutlich auf Miguel de Cervantes' Don Quijote und den Kampf des Helden mit den Windmühlen bezieht, beschrieb Döblin mit ausufernder Phantasie den fortschreitenden Wahnsinn seines bourgeoisen Ritters von der traurigen Gestalt und schuf durch die Beschreibung des skurrilen Kampfes zweier Industrieller einen der wenigen humoristischen Romane deutscher Sprache. Demgegenüber spiegelt der Roman Die drei Sprünge des Wang-Lun (1915) vor allem Döblins Auseinandersetzung mit der taoistischen Philosophie und ihrer Lehre völliger Passivität. Auch wenn im scheinbar exotischen Terrain des Wang-Lun Urbanes faktisch nicht vorkommt, so ist in der Sprachgewalt, der Bilderflut und dem Tempo der Erzählung die Großstadt stilistisch präsent. Von hier aus lässt sich auch die Darstellung bewegter Menschenmassen im Roman als Moment des Urbanen verstehen. Die dem Buch vorangestellte Zueignung (,,Die Straßen haben sonderbare Stimmen ... bekommen") deutet auf diesen Aspekt des Werkes hin. Der chinesische Roman Döblins verweist damit in direkter Linie auf Marinettis ,,afrikanischen Roman" Marfarka-le-futuriste. Roman africain (1910) oder Robert Müllers südamerikanischen Roman Tropen. Der Mythos der Reise (1915). Gleiches gilt für Döblins Folgebücher, so den historischen Roman Wallenstein (1920), der anhand des Dreißigjährigen Krieges und des Finanzstrategen Wallenstein ein gewaltiges, episch-totales Sprachpanorama entfaltet, und die Utopie Berge, Meere und Giganten (1924), welche vordergründig eine Renaturierung des urbanisierten Kosmos in Aussicht stellt. Damit steht der Stil im krassen Gegensatz zum eigentlichen Grundthema (der Ohnmacht des Menschen gegenüber der Allmacht der Natur). Die zivilisationsfeindliche Tendenz der Erzählhaltung wird durch den ,,Explosionsstil" der Darstellung quasi untergraben. Sprachlich gesehen weist auch Döblins indisches Romanepos Manas (1927) auf Berlin Alexanderplatz voraus. 3 BERLIN ALEXANDERPLATZ Mit Berlin Alexanderplatz schuf Alfred Döblin den ersten wirklichen Großstadtroman deutscher Sprache, da dieser das Urbane nicht nur als Sujet, sondern als Diskurs verschiedener Sprachschichten begreift. Aus diesem Grund wurde er von der Literaturkritik des Öfteren mit dem Ulysses von James Joyce verglichen, der bereits 1922 erschien, den Döblin aber nicht gekannt haben will: Unter anderem Walter Benjamin hob die filmische Struktur des Buches hervor. Tatsächlich nutzt Döblin die Geschichte von Franz Biberkopf, der, aus dem Gefängnis entlassen, nun ,,anständig" werden will, um den überindividuellen Zeichencharakter der Stadt (Reklame, Zeitungsjargon, Gassenhauerromantik, Statistikton etc.) darzustellen. Großstadt wird als ,,Text" entdeckt, in dessen abstrakt-lärmender Vernetzung der Ehrbarkeitswunsch Biberkopfs untergeht. Der Moloch Berlin ist der eigentliche, zur Hure Babylon biblisch überhöhte Feind des Helden. Dementsprechend montiert Döblin verschiedene Töne und Rhythmen des Großstadtlebens (Berliner Dialekt, Slogan, Lied, Jazzmusik usw.) in Berlin Alexanderplatz zu einem universalen Mosaik. Dennoch bleibt die Mehrsprachigkeit dieses negativen Entwicklungsromans allein auf seinen Protagonisten Franz Biberkopf bezogen: Sie weitet sich nicht (wie etwa in Manhattan Transfer von John Dos Passos) zur polyphonen Symphonie. Zu sehr ist Döblins Projekt auch sozialkritisch motiviert, um derart konsequent ästhetisch zu sein. In diesem Sinn gibt der Autor seinem geläuterten Protagonisten in einer wenig überzeugenden Schlusssequenz am Ende des Romans eine optimistische Botschaft an die Hand: ,,Man fängt nicht sein Leben mit guten ... Vorsätzen an, mit Erkennen und Verstehen fängt man es an und mit dem richtigen Nebenmann." In der Abhandlung Wissen und Verändern wird dieser Glaube an eine auch politische (Selbst-)Bestimmung des kritisch-reflexiven Individuums 1931 wieder aufgegriffen. Zwei Bearbeitungen von Berlin Alexanderplatz für Rundfunk (1930) bzw. Kino (1931, gemeinsam mit Hans Wilhelm und Karl Heinz Martin) dokumentieren, wie stark Döblin an einer Miteinbeziehung der damals neuen Medien in den künstlerischen Kanon gelegen war. Der ,,Kinostil" des Buches legte vor allem eine filmische Umsetzung nahe. Nach Piel Jutzi 1931 (mit Heinrich George und Bernhard Minetti) verfilmte Rainer Werner Fassbinder 1980 (mit Günter Lamprecht, Hanna Schygulla, Barbara Sukowa und Gottfried John) das Buch: Vor allem Fassbinder stellte die in Berlin Alexanderplatz angelegte Deutung der Leidensgeschichte Biberkopfs als (heilbringende) Passionsgeschichte in den Mittelpunkt. 4 DIE EXILJAHRE In Paris vollendete Döblin seinen mit autobiographischen Zügen versehenen komischen Roman Babylonische Wanderung oder Hochmut kommt vor dem Fall (1934), der sowohl die Großstadt- als auch die Wandlungsthematik bis ins Groteske überspitzt und den beschwerlichen Werdegang seines Helden als ,,Prozess der persönlichen Enthüllung und Erfüllung" beschreibt. Humor wird hier als Medizin gegen eine deprimierende Exilsituation vorgestellt. Durch seinen enzyklopädischen Charakter (Döblin recherchierte für die Endfassung in der Bibliothèque Nationale de France) nimmt die Babylonische Wanderung das Montageprinzip von Berlin Alexanderplatz wieder auf und ist zudem ein bedeutendes Zeugnis der Exilliteratur. 1935 erschien Döblins Familiengeschichte Pardon wird nicht gegeben über den Wertezerfall der wilhelminischen Gesellschaft. Schicksalsreise. Bericht und Bekenntnis (1949) stellt den Versuch des Autors dar, auf einer autobiographischen Ebene die Fakten von Flucht und Exil deutend darzustellen und beschreibt u. a. die Wende des Juden Döblin zum Katholizismus. Von nun an waren Döblins literarische Texte deutlich von einem christlich-humanistischen Impuls geprägt (bereits in der Babylonischen Wanderung allerdings war die Katharsis des Protagonisten von Motiven der Christusikonographie begleitet). Gleichzeitig ist der naturmystische Pantheismus Döblins, wie er vor allem in den Essays Das Ich über der Natur (1928) und Unser Dasein (1933) sowie in der epischen Trilogie Amazonas (1937-1948) zum Ausdruck kam, weiter ausgebaut. In Döblins mit etwa 2 000 Seiten längstem Prosatext, dem vierbändigen Historienroman November 1918. Eine deutsche Revolution (1937-1943), wird eine der Hauptfiguren, Friedrich Becker, explizit zum Christentum bekehrt. Auch die beiden anderen zentralen Gestalten seines nach Berlin Alexanderplatz wichtigsten Werkes, Erwin Stauffer und Rosa Luxemburg, erfahren auf jeweils eigene Weise Erweckungserlebnisse in der Art quasireligiöser Epiphanien. (Daneben führt Rosa Luxemburg wie Iwan Karamasow in den Brüdern Karamasow von Dostojewskij oder Adrian Leverkühn in Doktor Faustus von Thomas Mann Teufelsgespräche, in deren Verlauf sie dem ,,dämonischen" Fortschrittsoptimismus entsagt.) Vor dem Hintergrund nahezu filmhafter Massenszenen wird so die Frage nach dem Grund für das Scheitern der Novemberrevolution mit einem transzendenten Schleier überzogen. Anders als im experimentellen Berlin Alexanderplatz wird in November 1918 eine stringent-chronologische Erzählführung wichtig, die sich auf den vierten Band hin verengt. Auch ist eine gewisse psychologische Ausgestaltung der Figuren spürbar, die Döblins Strategie der ,,Depersonation" eigentlich vermeiden wollte. Mit seiner Skizzierung verschiedener Bewusstseinsschichten (Ähnliches versuchten Marcel Proust und Joyce) gehört November 1918 dennoch in den Kontext des Romans der Moderne. Durch die Verknüpfung geschichtlicher Fakten mit dichterischer Vorstellungskraft illustriert das Buch außerdem Döblins poetologische Forderung nach einer literarischen ,,Tatsachenphantasie". 5 SPÄTWERK Die in Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende (1956, entstanden 1945/46) anhand des Kriegsheimkehrerschicksals dargestellte und mit der Fahrt in die ,,wimmelnde und geräuschvolle" Großstadt verknüpfte Wandlungsthematik war ursprünglich ein weiteres Mal als Rückzug auf religiöse Ideen konzipiert: In der Manuskriptfassung nämlich sollte der Held, ein englischer Soldat namens Edward Allison, angesichts der europäischen Zerstörung ins Kloster gehen. Nun verschenkt Allison einen Großteil seines ererbten Vermögens, um von vorne anzufangen. ,,Ein neues Leben begann" lautet der Schlusssatz von Döblins letzter Buchpublikation. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« des Großstadtlebens (Berliner Dialekt, Slogan, Lied, Jazzmusik usw.) in Berlin Alexanderplatz zu einem universalen Mosaik. Dennoch bleibt die Mehrsprachigkeit dieses negativen Entwicklungsromans allein auf seinen Protagonisten Franz Biberkopf bezogen: Sie weitet sich nicht (wie etwa inManhattan Transfer von John Dos Passos) zur polyphonen Symphonie.

Zu sehr ist Döblins Projekt auch sozialkritisch motiviert, um derart konsequent ästhetisch zu sein.

In diesem Sinn gibt der Autor seinem geläuterten Protagonisten in einer wenig überzeugenden Schlusssequenz am Ende des Romans eine optimistische Botschaft an die Hand:„Man fängt nicht sein Leben mit guten ...

Vorsätzen an, mit Erkennen und Verstehen fängt man es an und mit dem richtigen Nebenmann.” In der Abhandlung Wissen und Verändern wird dieser Glaube an eine auch politische (Selbst-)Bestimmung des kritisch-reflexiven Individuums 1931 wieder aufgegriffen. Zwei Bearbeitungen von Berlin Alexanderplatz für Rundfunk (1930) bzw.

Kino (1931, gemeinsam mit Hans Wilhelm und Karl Heinz Martin) dokumentieren, wie stark Döblin an einer Miteinbeziehung der damals neuen Medien in den künstlerischen Kanon gelegen war.

Der „Kinostil” des Buches legte vor allem eine filmische Umsetzung nahe.Nach Piel Jutzi 1931 (mit Heinrich George und Bernhard Minetti) verfilmte Rainer Werner Fassbinder 1980 (mit Günter Lamprecht, Hanna Schygulla, Barbara Sukowa undGottfried John) das Buch: Vor allem Fassbinder stellte die in Berlin Alexanderplatz angelegte Deutung der Leidensgeschichte Biberkopfs als (heilbringende) Passionsgeschichte in den Mittelpunkt. 4 DIE EXILJAHRE In Paris vollendete Döblin seinen mit autobiographischen Zügen versehenen komischen Roman Babylonische Wanderung oder Hochmut kommt vor dem Fall (1934), der sowohl die Großstadt- als auch die Wandlungsthematik bis ins Groteske überspitzt und den beschwerlichen Werdegang seines Helden als „Prozess der persönlichenEnthüllung und Erfüllung” beschreibt.

Humor wird hier als Medizin gegen eine deprimierende Exilsituation vorgestellt.

Durch seinen enzyklopädischen Charakter (Döblinrecherchierte für die Endfassung in der Bibliothèque Nationale de France) nimmt die Babylonische Wanderung das Montageprinzip von Berlin Alexanderplatz wieder auf und ist zudem ein bedeutendes Zeugnis der Exilliteratur.

1935 erschien Döblins Familiengeschichte Pardon wird nicht gegeben über den Wertezerfall der wilhelminischen Gesellschaft. Schicksalsreise.

Bericht und Bekenntnis (1949) stellt den Versuch des Autors dar, auf einer autobiographischen Ebene die Fakten von Flucht und Exil deutend darzustellen und beschreibt u.

a.

die Wende des Juden Döblin zum Katholizismus.

Von nun an waren Döblins literarische Texte deutlich von einem christlich-humanistischen Impulsgeprägt (bereits in der Babylonischen Wanderung allerdings war die Katharsis des Protagonisten von Motiven der Christusikonographie begleitet).

Gleichzeitig ist der naturmystische Pantheismus Döblins, wie er vor allem in den Essays Das Ich über der Natur (1928) und Unser Dasein (1933) sowie in der epischen Trilogie Amazonas (1937-1948) zum Ausdruck kam, weiter ausgebaut.

In Döblins mit etwa 2 000 Seiten längstem Prosatext, dem vierbändigen Historienroman November 1918.

Eine deutsche Revolution (1937-1943), wird eine der Hauptfiguren, Friedrich Becker, explizit zum Christentum bekehrt.

Auch die beiden anderen zentralen Gestalten seines nach Berlin Alexanderplatz wichtigsten Werkes, Erwin Stauffer und Rosa Luxemburg, erfahren auf jeweils eigene Weise Erweckungserlebnisse in der Art quasireligiöser Epiphanien. (Daneben führt Rosa Luxemburg wie Iwan Karamasow in den Brüdern Karamasow von Dostojewskij oder Adrian Leverkühn in Doktor Faustus von Thomas Mann Teufelsgespräche, in deren Verlauf sie dem „dämonischen” Fortschrittsoptimismus entsagt.) Vor dem Hintergrund nahezu filmhafter Massenszenen wird so die Frage nachdem Grund für das Scheitern der Novemberrevolution mit einem transzendenten Schleier überzogen. Anders als im experimentellen Berlin Alexanderplatz wird in November 1918 eine stringent-chronologische Erzählführung wichtig, die sich auf den vierten Band hin verengt. Auch ist eine gewisse psychologische Ausgestaltung der Figuren spürbar, die Döblins Strategie der „Depersonation” eigentlich vermeiden wollte.

Mit seiner Skizzierungverschiedener Bewusstseinsschichten (Ähnliches versuchten Marcel Proust und Joyce) gehört November 1918 dennoch in den Kontext des Romans der Moderne.

Durch die Verknüpfung geschichtlicher Fakten mit dichterischer Vorstellungskraft illustriert das Buch außerdem Döblins poetologische Forderung nach einer literarischen„Tatsachenphantasie”. 5 SPÄTWERK Die in Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende (1956, entstanden 1945/46) anhand des Kriegsheimkehrerschicksals dargestellte und mit der Fahrt in die „wimmelnde und geräuschvolle” Großstadt verknüpfte Wandlungsthematik war ursprünglich ein weiteres Mal als Rückzug auf religiöse Ideen konzipiert: In der Manuskriptfassungnämlich sollte der Held, ein englischer Soldat namens Edward Allison, angesichts der europäischen Zerstörung ins Kloster gehen.

Nun verschenkt Allison einen Großteilseines ererbten Vermögens, um von vorne anzufangen.

„Ein neues Leben begann” lautet der Schlusssatz von Döblins letzter Buchpublikation. Verfasst von:Thomas KösterMicrosoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation.

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