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Architekturtheorie (Architektur).

Publié le 19/06/2013

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Architekturtheorie (Architektur). 1 EINLEITUNG Architekturtheorie, Reflexion über die der Architektur zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten sowie über ästhetische, soziale und technische Fragen der Architekturgestaltung. 2 DIE ARCHITEKTURTHEORIE VITRUVS UND DIE REZEPTION SEINES WERKS Erste architekturtheoretische Abhandlungen sind aus der Antike bekannt. Zumeist sind die Urheber und die Fragmente ihrer Aussagen nur indirekt überliefert, vor allem durch die Erwähnung in anderen, jüngeren Quellen. Der bekannteste, nahezu vollständig erhaltene Grundtext mit dem Anspruch, ein normatives Architektursystem darzustellen, ist der von dem römischen Architekten und Militärtechniker Vitruv in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. kompilierte zehnbändige Traktat De architectura libri decem (Zehn Bücher über Architektur). Vitruvs System beruht auf drei Kategorien: der Stabilität (firmitas), der Zweckmäßigkeit (utilitas) und der Schönheit (venustas). Von historischer Bedeutung ist ferner seine Proportionslehre: Ausgehend von einem Grundmaß, dem Modulus (siehe Modul), sollen die einzelnen Teile zueinander und zum gesamten Bau in ein proportionales Verhältnis gesetzt werden. Neben diesen arithmetisch ermittelten Zahlenverhältnissen sollen die Maßverhältnisse des Bauwerks von denen des menschlichen Körpers abgeleitet werden (anthropometrische Proportion). Über die Wirkung des Traktats auf seine Zeitgenossen und die unmittelbare Nachfolgezeit ist nichts bekannt. In der karolingischen Renaissance erfuhren die ,,Zehn Bücher" des Vitruv gesteigerte Beachtung. Einige Vitruv-Handschriften wurden im Umkreis von Karl dem Großen angefertigt; als interessante karolingische Vitruv-Rezeption erweist sich der illustrierte Schlettstädter Codex (Vitruv-Codex in Séléstat). Für die ottonische Zeit ist die Kenntnis von Vitruv-Handschriften im Umfeld des Bernward von Hildesheim nachgewiesen. Noch die Architekturtheorien von der Renaissance bis zum 19. Jahrhundert bezogen sich auf Vitruv. 3 ARCHITEKTURTHEORIE DER SPÄTANTIKE UND DES MITTELALTERS Ein von Vitruv abweichender Entwurf eines Kategoriensystems ist aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. mit der Enzyklopädie Etymologiae des Isidor von Sevilla überliefert. Im byzantinischen Herrschaftsbereich, vor allem unter Justinian I., entwickelte sich unter dem Einfluss römisch-antiker Schriften die so genannte Ekphrasis, ein spezieller Typus der beschreibenden und nach ästhetischen Kriterien erfassenden Architekturbetrachtung, darunter das sechsbändige Werk Peri ktismaton (Bauten) des Prokopios von Kaisareia. Frühchristliche Gelehrte wie Augustinus und Dionysius Areopagita versuchten, das Erbe der platonischen Philosophie in das theozentrische Weltbild des Christentums einzubinden (siehe Neuplatonismus). Im Mittelalter bildeten ihre Schriften zusammen mit den Bibeltexten die Grundlage für ästhetische Betrachtungen. Architekturtheoretische Schriften im vitruvianischen oder neuzeitlichen Sinne sind aus dem Mittelalter nicht bekannt. Die schriftlichen Quellen sind weitgehend beschreibender, symbolisch-deutender und spekulativer Art. Die Lichtmetaphysik des Abtes Suger aus Saint Denis aus der Mitte des 12. Jahrhunderts spiegelt eine wesentliche Tendenz seiner Zeit wider: Die Architektur, die auf eine transzendentale Ordnung verweist, hat religiös-symbolischen Charakter; die sinnliche Schönheit des Lichts ist Sinnbild des Göttlichen. Mit dem Bauhüttenbuch (siehe Bauhütte) des Villard de Honnecourt ist ein Manuskript zur hochgotischen Sakralarchitektur erhalten geblieben. 4 DIE ARCHITEKTURTHEORIE DER NEUZEIT Mit der Ausbreitung des Humanismus entwickelte sich im 15. Jahrhundert ein neuer Ansatz der Architekturtheorie, zu dessen ersten und bedeutendsten Vertretern der Florentiner Leon Battista Alberti gehörte. Inspiriert von dem Kategoriensystem Vitruvs, von Plutarch und dem Studium der antiken Baudenkmäler Roms, verfasste er sein zehnbändiges Architekturtraktat De re aedificatoria (Zehn Bücher über Architektur, 1485 posthum erschienen). Albertis ästhetisches Ideal ist die Harmonie der Teile zu einem Ganzen, der zentrale ästhetische Begriff das Ebenmaß (concinnitas), das sich aus dem Zusammenklang von Zahl (numerus), Beziehung (finito) und Anordnung (collocatio) ergibt. Die anthropometrische Proportionslehre der Antike wie auch die Lehre von den Säulenordnungen, die bereits bei Vitruv angelegt war, ist Gegenstand von Albertis architekturtheoretischen Überlegungen. In der Spätrenaissance wurden sie von Sebastiano Serlio (1537), Andrea Palladio (1554) und Giacomo da Vignola (1563) fortgeführt. Die Architekturtheorie des Barock wurde im 16. Jahrhundert von den Franzosen Jacques du Cerceau d. Ä. (Les plus excellents bastiments de France, 2 Bde., 1576, 1579) und Philibert de l'Orme (L'Architecture, 1567) vorbereitet. Relevante theoretische Ansätze wurden u. a. von Gabriel Germain Boffrand in seinem Traktat Livre d'architecture contenant les principles généraux de cet art (1745) und von Charles Etienne Briseux in Traité du beau essentiel dans les arts ... (1752) veröffentlicht. Für den deutschsprachigen Raum war u. a. Johann Fischer von Erlachs Entwurf einer historischen Architektur (1721) von Bedeutung. Die Schriften Jacques François Blondels (Architecture française, 4 Bde., 1752-1756) und Marc-Antoine Laugiers (Essai sur l'architecture, 1753) schufen theoretische Grundlagen für die klassizistische Architektur, zu deren bedeutendsten Theoretikern Johann Jakob Friedrich Weinbrenner gehörte. In der Epoche der Aufklärung wurde die Architektur verstärkt Gegenstand philosophisch-ästhetischer Betrachtungen, so u. a. bei Immanuel Kant und bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Neue Wege gingen auch Étienne-Louis Boullée und Claude-Nicolas Ledoux, die in Opposition zur Architektur des Barock ihren utopischen Entwürfen (siehe utopische Architektur) eine rationalistische Architekturtheorie zugrunde legten (siehe Revolutionsarchitektur). In Abkehr von der klassizistischen Antikenrezeption formulierte der einflussreiche Architekt des Historismus, Gottfried Semper, in Der Stil in den technischen und architectonischen Künsten (2 Bde., 1860-1863) sein Postulat von der Materialgerechtigkeit und der Einheit von Ästhetik und Technik. Im 20. Jahrhundert (siehe moderne Kunst und Architektur) beschleunigte sich der Entwicklungsprozess der miteinander konkurrierenden Theorien. Architekturtheorie wurde seither mannigfaltig in Manifesten und Programmatiken erläutert. Von den zahlreichen Architekten lieferten u. a. Frank Lloyd Wright, Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier, Robert Venturi und Aldo Rossi viel diskutierte Ansätze. Siehe auch Ästhetik Verfasst von: Alexandra Hain Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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